Seitdem der junge Flavius nach Rom retourniert war, ergötzte er sich an jedweden Informationen, welche das römische Kriegswesen betrafen, weswegen er an der Seite von Patrokolos immer wieder auch die umfangreiche Bibliotheca der Villa Flavia Felix konsultierte, um abwechselnd Historiographen und Strategen wie Divus Iulius, aber auch diverse andere Autoren auszumachen und zu verschlingen. Oder vielmehr verschlingen zu lassen, denn ob seiner Hypermetropie war er dafür auf Patrokolos, seinen getreuen Begleiter angewiesen, welcher indessen nur zu gern das Amt des Lektoren übernahm und dem Knaben, der versonnen auf einer Kline sich postierte, mit wohlklingender Stimme und geradezu possenhaft anmutender Mühe bei der Intonation und Differenzierung unterschiedlicher Charaktere die Bücher rezitierte, welche sein jugendlicher Herr ihm auftrug zu verlesen.
Dieser Tage nun war Miles Gloriosus an der Reihe, ein Werk jenes Komödianten Titus Maccius Plautus, welches primär ob seiner Titulatur das Interesse Manius Minors gewonnen hatte, sich dessenunageachtet aber später primär ob seiner Heiterkeit der Sympathie des jungen Flavius versichert hatte und somit nun täglich in Abschnitten verlesen wurde. Auch hier spielte die Liebe eine nicht unwichtige Rolle, indessen war der Fokus weitaus stärker auf den Hohn und Spott über jenen prahlerischen Soldaten sowie dessen Kombattanten, welche durch den findigen Sklaven hinters Licht geführt wurden.
Deplorablerweise war heute bereits der letzte Akt des Stückes an der Reihe, welchem Patrokolos jedoch mit größtem Engagement Leben einhauchte, indem er den Pyrgopolinices mit schwulstiger Stimme und überaus hochmütiger Intonation mimte, während der Wächter Sceledrus mit größter Leichtigkeit, zugleich aber tiefer Stimme sich durch den Sklaven verbalisierte:
Da seh' ich ja mMeine Leute. Sagt mir: ist Comasion abgereist?
Schon längst.
Wehe mir!
Das riefst du mehr noch, wenn du wüßtest, was ich weiß.
Der die Binde vor den Augen hatte, war kein Schiffer.
Wer war es denn?
Comasion's Geliebter.
Woher weißt du das?
Sceledrus. Weiß es. Denn sobald sie vor dem Thore waren, fingen sie sich sofort zu küssen und zu herzen an.
Ich Armer, weh!
Bin geprellt, das seh' ich. Ha, Palästrio, der Bösewicht,
Lockte mich in diese Schlinge! Doch es ist mir recht gescheh'n.
Ging' es andern Sündern auch so, wären ihrer weniger.
Größre Furcht und minder Kizel! Jezt nach Haus! Ihr klatschet brav!