Atrium | Venit, videt - Die Ankunft des Iullus Flavius Fusus

  • Für einen kurzen Moment schürzt Fusus seine Lippen zu einem Anflug einer mitleidigen Geste als der Jüngling ihm erneut nur so einsilbig auf dieses - zweifellos doch so hochinteressante - Thema seiner Heirat antwortet. Dem Missmut und die mangelnde Begeisterung seines Verwandten begegnet er mit unbeirrbarem Optimismus: "Nun hab' dich nicht so, Manius. Eines Tages wird jeden von uns dieses Schicksal ereilen. Die einen früher, die anderen später. Es wird jedoch um keinen Deut besser, so man mit diesem Schicksal schon im Voraus keine Perspektive einer positiven Entwicklung einräumt. Umarme es und versuche das Beste daraus zu machen." Er strahlt den Jüngeren freundlich an. "...und wenn du bei irgendetwas in dieser Sache meine Hilfe benötigtst - sei es um sie kennenzulernen, sei es um manchen Entwicklungen doch noch den einen oder anderen Impuls in eine andere Richtung zu geben - so lasse es mich nur wissen."


    Dann seufzt er tief und kratzt sich nachdenklich am Kinn, entsendet einen kurzen, vorsichtigen Blick in die Richtung seines Bruders. "Im Vorfeld vereinbart und entgolten..." Fusus räuspert sich verhalten und antwortet nicht sofort auf die Frage nach seiner Familie, die für ihn in engem Zusammenhang mit jenen Arrangements besteht, die für einen Kurs in der Kunst der Rhetorik erforderlich wären. Nach kurzem Schweigen hat er sich jedoch hinreichend für einen Bericht gesammelt und richtet sich damit wieder an Minor. "Unser Vater weilt bereits seit vielen Jahren im elysium, wie man so schön sagt. Ich war noch ein kleiner Junge als dies geschah, und meine Erinnerungen zu jenem Ereignis sind leider sehr vage. Es muss wohl ein Reitunfall gewesen sein, der ihn das Leben kostete." Der Flavier spricht recht ernst, was er in dem Maße selten tut, zeigt aber keine offensichtlichen Anzeichen von Trauer. Vielmehr beschäftigt ihn die Kausalität der Vorgänge an sich, die seinem eigenen Lebenslauf eine gewisse Rätselhaftigkeit geben. Ein seltener Moment, in dem er seine sorgfältig kultivierte Oberflächlichkeit vorübergehend ablegt. "Nach seinem Ableben suchte unsere Mutter Distanz zu seiner Verwandtschaft. Einige Zeit verbrachten wir mit ihr noch auf Sardinien... Doch schließlich ging sie eine neue Ehe mit einem recht betagten Tarquitier ein und nahm uns mit zu ihrem neuen Gemahl nach Tusculum." Nachdenklich runzelt Fusus die Stirn. Vieles von all diesen Geschehnissen, die seine Vergangenheit nachhaltig prägten, hat sich ihm selbst noch immer nicht vollständig erschlossen. Insbesondere die Motivationen der Beteiligten stellen ihm ein Buch mit sieben Siegeln dar und obwohl er hie und da versucht hatte, sich mit neugierigen Fragen Aufklärung zu verschaffen, konnten die Antworten bislang nicht so recht befriedigen.


    Noch einmal atmet der Flavier tief durch. Nun ist er es, der ein Thema nicht so recht vertiefen möchte, und kommt daher auf die ursprüngliche Idee zurück: "Wie dem auch sei... Du siehst, dass mein Vater mich in dieser Angelegenheit nicht tatkräftig unterstützen kann. Ich bin jedoch gewissermaßen mein eigener Herr und werde die Zusage auch selbst tätigen können." Fusus pausiert kurz und scheint sich mit einem kurzen Seitenblick dennoch Zuspruch, Bestätigung oder gar Erlaubnis von Scato holen zu wollen. "...nicht wahr?"

  • Die aufmunternden Plattitüden des Älteren nahm der Knabe schlicht ohne jedweden Kommentar entgegen in der Hoffnung, dieses leidige Thema nun endlich zu einem Ende gebracht zu haben, obschon er sich durchaus jenes freimütige Hilfsangebot im Geiste notierte, um beizeiten darauf neuerlich rekurrieren zu können, denn selbst wenn es nach seinem Dafürhalten keinerlei Umstände bedeuten würde, sie kennenzulernen, da ihre und die eigene Familia bestens miteinander bekannt waren und somit ihrerseits jederzeit ein Treffen würden arrangieren können, so mochte es doch hier und da Okkasionen geben, in denen er jedweder Hilfe bedurfte.


    Erfreulicherweise bedurfte dieses Sujet auch keinerlei neuerlicher Thematisierung, denn recht eingehend begann Fusus nun einen Rapport über seine familiaren Beziehungen, welche einer gewissen Tragik durchaus nicht entbehrte. Wie er sich seinerseits informiert hatte, nachdem er mit Scato bereits parliert hatte, handelte es sich bei jenem tragisch verstorbenen Flavius Milo um den Bruder Onkel Furianus', der, obschon er hier lebte, nur sehr selten sich seiner Familia präsentierte, was eventuell auf den Verlust des Bruders zurückzuführen war. Augenscheinlich erfüllte dies auch Fusus mit einer gewissen Trauer, was Manius Minor trotz seiner augenblicklich zerrütteten Beziehung zu seinem eigenen Vater nicht unerklärlich erschien, zumal er sich keinesfalls zu imaginieren in der Lage war, von seiner angestammten Stirps für eine längere Zeitspanne getrennt leben zu müssen, da dies bereits die kurze Zeit, welche er im cremonesischen Exil verbracht hatte, überaus bedrückend gewesen war.


    "Handelt es sich bei Deinem Stiefvater möglicherweise um einen Verwandten des Haruspex Primus?"
    , fragte er dann in Remineszenz an jenen betagten Tarquitier, wessen er vor Jahren auf den Sponsalia seiner Tante Nigrina ansichtig geworden war, der indessen, wie er auf der gestrigen Cena vernommen hatte, durch den Gatten seiner Tante bald schon ersetzt werden sollte.

  • Fusus legt seine Stirn kurz in leichte Falten und schüttelt schließlich den Kopf. "Kein naher Verwandter, jedenfalls. Über die weitläufigeren Relationen in der Gens Tarquitia bin ich nicht im Bilde."
    Sonderlich intensiv hat er sich nie mit der Familie seines Stiefvaters befasst, zu dem selbst er auch - nicht zuletzt wegen dessen hohen Alters und wohl auch aufgrund der Tatsache, dass sein leiblicher Vater ein anderer und somit jener Tarquitier auch nicht im Besitz der vormundschaftlichen Rechte über den Flavier ist und war - kein sonderlich enges oder emotionales Verhältnis pflegt. Allerdings wäre dem wohl der Vollständigkeit hinzuzufügen, dass er sich mit den Verhältnissen in der Gens Flavia auch erst in jüngster Zeit intensiver auseinandergesetzt hatte, da in der Mehrzahl der Jahre seiner Kindheit und Jugend die Vorbehalte der Mutter gegenüber der Flavischen Familie die Erziehung dominiert hatten.


    Der junge Mann atmet einmal tief durch und meint dann: "Wo wir gerade von Familien und Verpflichtungen sprechen... Mich deucht, dass ich es meinen Verwandten gleich tun und einer Sodalität beitreten sollte. Könnt ihr mir hierzu bestimmte Empfehlungen aussprechen? Bislang habe ich mich lediglich mit den Salii Collini beschäftigt, welchen unser leiblicher Vater dereinst angehörte. Meiner Lektüre zufolge ein durchaus possierlicher, interessanter Verein." Ein fröhliches Strahlen begleitet diese Umschreibung mit Adjektiven, die wohl nur wenige in diesem Kontext gewählt hätten. Fusus hat derzeit insbesondere die Festivitäten und Tänze der Salier im Sinne und findet Gefallen an der Vorstellung, sich selbst aktiv an so feierlicher Präsentation und Zeremonie zu beteiligen.

  • Arglos nickte der Knabe ob des Unwissens seines Gegenübers, zumal ihm selbst ebenfalls die Gens der Tarquitii nur überaus beiläufig bekannt war und aus der geringen Frequenz, mit welcher diese in der Villa Flavia Felix zu Gast gewesen waren, zu schließen war, dass diese nicht zu den einflussreichsten und zugleich mit den Flavii befreundeten Familien der Urbs zählten.


    Schon ward indessen ein neues Sujet aufs Tableau gebracht und man wandte sich den Sodalitäten zu, welchen bemerkenswerterweise auch Scatos Interesse bei ihrem ersten Gespräch gegolten hatte, noch ehe man sich kindgerechteren Bereichen wie der eigenen Kernfamilie etc. hatte zuwenden können, was andererseits nicht gänzlich ferne liegend erschien, da Cultus und Religio zu jenen Banalitäten patrizischen Lebens zählte, welche überaus häufig zur Konversation herangezogen wurden. Die Charakterisierung der collinischen Sozietät als 'possierlich' gereichte dem jungen Flavius indes durchaus zu Amusement, denn obschon der Cultus Deorum zweifelsohne keine überaus humorvolle Betätigung war, so erweckte jenes Adjektiv doch Remineszenzen an den Anblick seines Vater, welchem der Kriegsdienst gänzlich ferne lag, in dessen salischer Tracht, angetan mit Aeneum Tegumen, den pointierten Pileus auf dem Haupte und gerüstet mit Hasta und Ancilium, beim Tanz, welchen er ebenfalls selbst auf den delektabelsten Gastmählern niemals zu praktizieren pflegte, in aller Öffentlichkeit durch die Straßen Roms, was zusätzlich in Geleitung weiterer überaus gravitätisch dreinblickender, nicht selten älterer Senatoren in similärem Aufzug sich zutrug, was auch Manius Minor bisweilen zu einem verhaltenen Lächeln gereizt hatte.
    "Das solltest du meinen Vater nicht hören lassen."
    , kommentierte er deshalb feixend und mit verschwörerischem Unterton, da es ihm in dieser Situation, wo ihm sein Gegenüber kaum bekannt war und er den Anforderungen des Sohnes eines Pontifex an Gravität und Huld gerecht zu werden gedachte, kaum adäquat erschien, die uralten Traditionen der Res Publica ausführlicher zu verspotten, so absurd diese bisweilen auch anmuten mochten.
    "Mein Vater gehört aber den Salii Palatini an, was im Grunde nicht wirklich von den Collini differiert. Aber ich nehme an, dass ich ebenfalls eher dort mich präsentieren werde."

  • Ein kurzes melodisches Lachen ist von Fusus zu hören und er erwidert das verschwörerische Lächeln des Minor mit nicht minder konspirativem Funkeln in seinen braunen Augen. "Ich werde meine Zunge im Zaume halten, wenn ich an dieser Beschreibung an sich auch nichts wirklich Verwerfliches finden kann..." schmunzelt er amüsiert und blickt sich kurz suchend um. "...wo wir gerade von ihm sprechen: Ist er derzeit nicht in der Villa zugegen? Ich verspüre schon das Bedürfnis, ihm zumindest meine Aufwartung machen, sobald sich die Gelegenheit dazu bietet. Er ist doch gewissermaßen der Kopf der hier lebenden Verwandtschaft, nicht wahr?" Von seinem direktem Umfeld in Tusculum hat der bis dahin quasi im Exil lebende Flavier nur sehr wenig über die Persönlichkeiten seiner hiesigen Anverwandten erfahren. Wenn man ihm dann doch etwas berichtete, dann waren dies doch allzu häufig nicht deren schillerndste und bewundernswerteste Seiten.


    Eine fragend hochgezogene Augenbraue begleitet seine nächste Frage an Gracchus Minor: "Du scheinst mir sehr darauf bedacht zu sein, es deinen Vater in vielerlei Aspekten deines Lebens möglichst gleich zu tun. Aber - so respektabel diese Einstellung auch zweifelsohne ist - verlangt es dich nicht auch hin und wieder danach, eigene Akzente zu setzen? Unsere Kultur belebt sich bei aller Tradition doch auch sehr an Diskurs, Kreativität und auch Individualität. Es gilt schließlich nicht nur zu kopieren, sondern auch zu übertreffen und neu zu brilieren. Spräche denn wirklich etwas dagegen, wenn du dich stattdessen - beispielsweise - für eine Mitgliedschaft bei den nicht minder angesehenen Arvalbrüdern bewirbtest, Manius?" Natürlich hat Flavius Fusus sich nicht bewusst oder gezielt vorgenommen, seinem jüngeren Verwandten Flausen in den Kopf zu setzen oder sich in dessen Entwicklung einzumischen. Doch allzu häufig spricht er schlichtweg seine Gedanken aus, ohne diese Worte im vorhinein nennenswert kalkuliert oder sich deren Auswirkungen überlegt zu haben.

  • "Das ist er in der Tat."
    , replizierte der Knabe der Wahrheit entsprechend, denn in der Tat war Manius Maior derzeit der betagteste aller Flavii der Villa, was ihn entsprechend der hiesigen Gepflogenheiten zur ranghöchsten Person des Haushaltes machte. Indessen hatte Manius Minor nach jenem deplorablen Gespräch nach seiner Rückkunft nach Rom weitaus geringeren Anteil an dessen alltäglichen Routinen genommen, hatte ihn niemals seinerseits aufgesucht oder häufiger mit ihm gesprochen denn jene unumgänglichen Necessitäten bei Tisch oder zufälligen Zusammentreffen.
    "Eventuell ist er nicht im Hause. Für gewöhnlich wird er ebenfalls informiert, sobald ein Flavius zu Besuch erscheint. Wo du ihn findest kannst, mag dir Sciurius verraten."
    Der Vilicus seines Vaters mochte zwar durchaus meist an dessen Seite zu finden sein und deshalb häufig gemeinsam mit diesem das Haus verlassen, doch bisweilen war dies auch nicht der Fall, weshalb der blasse Sklave wohl die günstigste Adresse sein mochte, um den älteren Flavius aufzuspüren.


    Die folgende Frage derangierte den Knaben freilich in höchstem Maße, wobei zwei widerstreitende Aspekte diese Regung primär evozierten, denn zum einen implizierte ein Übertreffen der Maiores, so wie Artaxias und seine Ammen und übrigen Sklaven ihn gelehrt hatten, keinesfalls einen alternativen Lebensweg, sondern verlangte nach einer konsequenten Orientierung an eben diesen, weshalb er sogar denselben Namen wie sein Vater trug, zum anderen stellte eben jenes Sujet momentan ein kontunuierliches Problem für ihn dar, da er doch seinen Produzenten seit dem Krieg als unwürdigen Feigling und Lügner einschätzte, welcher seine eigenen Prämissen zu erfüllen nicht in der Lage war und damit seinen Status als unwandelbares Idol für seinen Sohn eingebüßt hatte. Dennoch hatte er niemals erwogen, bereits in derartigen Petitessen eine Alternative zu dem zu wählen, was sein Vater ihm vorlebte, gar eine offene Revolte zu initiieren.
    "Nun..."
    , begann er somit stockend, um diese im Grunde nichtssagende Konjunktion in seiner Konfusion direkt zu repetieren:
    "Nun... zweifellos nichts."
    Soweit er sich entsinnen konnte, zählten nicht wenige respektable Flavii zu jenem Gremium, darunter Onkel Furianus, Onkel Flaccus und Onkel Piso, selbst wenn jener inzwischen tragischerweise das Zeitliche gesegnet hatte.
    "Das hatte ich bisher nicht bedacht."
    , gestand er endlich ein, unschlüssig, wie er sonst auf jene Offerte reagieren mochte.

  • Ein leises Seufzen entfährt dem jungen Flavier als er an Sciurus verwiesen wird und für einen Moment verzieht er das Gesicht ein wenig unwillig. Er atmet einmal tief durch und beschließt dann: "Nun gut... Dann will ich über ihn die Kunde einziehen respektive eine Begegnung arrangieren lassen." Er presst die Lippen noch einmal fest aufeinander und will sich des Themas für den Moment mit einem leichten Kopfschütteln entledigen. Die sich zwischen den beiden Gracchi in Minors Unwissen über das Treiben des Maiors andeutende Distanz nimmt Fusus nicht so recht wahr. Gänzlich unüblich wäre es ohnehin nicht, dass die Pflichten und Interessen der höhergestellten Persönlichkeiten deren Teilhabe an Erziehung und Betreuung ihres Nachwuchses enge Grenzen setzen.


    Gracchus' zögerliche Erwiderung entlockt seinem Gegenüber zunächst eine leichte Verwunderung, anschaulich gemacht durch fragend gewölbte Brauen. Schließlich schürzt er die Lippen leicht und kommentiert die Zurückhaltung seines jüngeren Onkels: "Tatsächlich...? Dann wäre vielleicht die Zeit gekommen, dass du zumindest die eine oder andere Überlegung investierst. Ohne, dass ich deine Entscheidungen beeinflussen möchte..." Damit lächelt er wieder und mustert den Minor neugierig. "Ich habe eine Idee, Manius. Wie wäre es denn, wenn wir uns gemeinsam über die Tätigkeiten der in Frage kommenden Sodalitäten bei einigen ihrer Sodales informieren - respektive über Rang und Namen der Angehörigen selbst, denn dies wird auch ein nicht unerheblicher Faktor sein." Ohne seinen Vorschlag im Vorfeld überhaupt ansatzweise durchdacht zu haben, erwärmt sich Fusus allerdings bereits beim Aussprechen zunehmend für selbigen. Korrespondierend zu dieser wachsenden Begeisterung schlägt sich ein zunehmend werbender Tonfall in seiner Stimme nieder. "Für mich selbst liegt diese Entscheidung zeitlich noch etwas näher als bei dir und daher mag jene als Vorwand für die Erkundungen gelten. Aber du könntest mich - aus reinem Interesse, versteht sich - dabei begleiten. Mir mit Rat und Tat zur Seite stehen und für dich selbst aufschlussreiche Einblicke gewinnen. Zu zweit ist das ohnehin viel erquicklicher als allein... - Was meinst du?" Sein erwartungsvoller Blick heftet sich an Gracchus' Gesichtszüge und mit einem leichten Nicken seinerseits will er unbewusst schon dessen Zusage vorwegnehmen.

  • Jenes Ansinnen, ihn sukzessive vom Rockzipfel seines Vaters zu erlösen und zur Autonomie zu drängen, evozierte eine nicht geringe Furcht bei dem Knaben, das Feld des Vertrauten hinter sich zu lassen, da eben jener Habitus ihm doch Zeit seines Lebens vermittelt und vorgehalten worden war. Zugleich übte es doch eine nicht zu verkennende Faszination auf den jungen Flavius in seiner spezifischen Situiertheit, wo Gram über das parentale Verhalten sich paarte mit dem natürlichen Wege der umsichtig sich ankündigenden pubertären Evolution, an, sodass er nach weiterem Zögern endlich sich dahingehend kalmierte, dass eine unverbindliche Einholung von Information keinesfalls einen allzu gravierenden Bruch mit dem Vertrauten darstellen mochte, womit ihm die gebotene Perspektive konvenierlich erschien:
    "Das wäre durchaus akzeptabel. Wie gedenkst du dabei vorzugehen?"
    In der Tat hatte Manius Minor in seinem bisherigen Leben niemals derartige Recherchen anzustellen gehabt, da ihm Wissen über Politik, Cultus und Gesellschaft Roms stets aus erster Hand über eine Erkundigung bei Manius Maior offen gestanden war, was er indessen in diesem Falle keinesfalls zu tun gedachte, denn obschon nichts Verwerfliches an seiner Initiative zu finden sein mochte, so verspürte er doch die Scham eines indirekten Verrates, wenn die Einholungen auch nur eventuell dem Zwecke dienen mochten, die Pläne seines Vaters zu durchkreuzen.

  • Mitnichten steht es in bewusster Absicht des Flavius Fusus, Vater und Sohn voneinander zu entfernen. Ihn treibt bei seinen Vorschlägen lediglich ein Impuls, den zurückhaltenden Gracchus Minor ein wenig aus der Reserve zu locken und ihn zur Erweiterung seines Blickwinkels hinsichtlich eigener Akzente zu ermutigen. Seine Arglosigkeit trägt insofern dazu bei, dass er kein rechtes Bewusstsein für die Bedeutungsschwere dieser Initiative entwickelt.


    Lange muss er für seine Antwort nicht überlegen und entwickelt seinen 'Plan' weiterhin relativ spontan: "Zunächst würde ich mir eine Übersicht über bedeutsame Mitglieder der Sodalitäten verschaffen wollen. Vermutlich wäre es am einfachsten, einen der Sklaven mit dieser Aufgabe zu betreuen. Gibt es vielleicht einen, der dazu besonders geeignet wäre? Die resultierende Liste sollten wir uns im Anschluss zu Gemüte führen, um sie auf interessante Kontakte zu analysieren." erläutert er seine Gedanken recht munter und sieht auch immer wieder zu Scato, ob dieser womöglich eine Meinungsäußerung beisteuern möchte. Seine Worte untermalt der Flavier mit Gesten seiner wohlmanikürten Hände. "Ich bin noch kein Experte in Angelegenheiten des Götterkultes und den Gepflogenheiten der Ewigen Stadt... Aber ich würde zumindest vermuten, dass dieser Aspekt von strategischer Bedeutung sein könnte. Schließlich hat man im Rahmen dieser Betätigung viel mit den anderen Sodales zu tun und hätte somit die Aussicht, resultierend aus der Mitgliedschaft nützliche Beziehungen für die Zukunft zu knüpfen. Hierbei läge natürlich die Konzentration auf wichtige Persönlichkeiten nahe, zu denen die Flavier bis dato ein weniger enges Verhältnis pflegen."


    Fusus nickt einmal kurz und ergänzt dann noch: "Wie bereits angedeutet, bestünde der nächste Schritt für mich darin das direkte Gespräch mit einzelnen, geeignet wirkenden Angehörigen der einzelnen Sodalitäten zu suchen. Als Informationsgrundlage für die Auswahl kann uns auch hierzu besagte Liste erneut gute Dienste leisten, von der sich für die Befragung vermutlich die unseren Familien schon näher stehenden Personen anbieten."
    Damit scheint er seine Ausführungen vorerst beendet zu haben, denn er wendet sich nun wieder ganz Manius zu, dessen Meinung und etwaige Verbesserungsvorschläge oder auch Einwände einzuholen: "Was meinst du dazu?"

  • Nicht wenige Salii waren dem jungen Flavius selbst bekannt, sodass ihm ersterer Schritt keinesfalls problematisch erschien, zumal, wie er wusste, an der Regia auf dem Forum ein Album all jene Sodalitäten mit sämtlichen Mitgliedern aufführte, sodass lediglich eine kurze Visite dort erforderlich war, um sämtliche Informationen zu erhalten. Die Erklärung hierzu war ihm ebenso plausibel, wusste er doch von seinem Vater, welch enge Relationen ihn mit einigen der Salii verbanden, obschon diese zusätzlich nicht selten verwandtschaftlicher Natur waren und somit schwer zu differenzieren war, was auf die bloße Kollegialität und was auf weitere Konnexe zu reduzieren war.


    Letzterer Aspekt erschien freilich in gewissem Maße problematisch, denn mitnichten war Manius Minor ja geneigt, Manius Maior seinen eventuellen Wunsch einer Diskontinuierung der familiaren Tradition zu unterbreiten, sodass er erstlich zögerte.
    "Nun..."
    Indessen lag jener Schritt noch in gewisser Ferne und, wie ihm siedend heiß in den Sinn kam, mochte eine Unterteilung der verschiedenen Anverwandten auf die beiden Rechercheure ihm die parentale Konfrontation auch ersparen.
    "Warum nicht? Ersteres lässt sich leicht an der Regia recherchieren, wo sämtliche Collegia und Sodalitates schriftlich vermerkt sind, sodass sich dies leichtlich mit einem Ausflug verbinden ließe."
    , gab er somit bekannt.

  • Langsam nickt Fusus zu dem Vorschlag des jüngeren Onkels und lässt wiederum ein Lächeln erinstrahlen: "Ein guter Einfall, lieber Manius. Ein solcher Ausflug wäre gewiss eine interessante und erhellende Abwechslung. Überdies wäre es - zumindest für mich - eine gute Gelegenheit, das Forum Romanum und die anbei gelegenen Tempel zu besichtigen. Womöglich findet sich auf der nahen Rostra zufällig sogar ein gewandter Redner ein, dem wir für eine Weile unser Ohr leihen könnten..."


    Während er sich dieses kleine Abenteuer noch in prächtigen Farben ausmalt, fällt ihm plötzlich siedend heiß etwas sehr wichtiges ein. Erschrocken zieht er die Luft ein und schlägt die Hände vor seinem Gesicht in einem Ausdruck von Besorgnis leicht zusammen. "Meiner Treu! Was soll ich zu einem solchen Anlass nur anziehen?!? Ach, herrje... Wir könnten schließlich wichtigen Persönlichkeiten begegnen! Gälte ein solcher Zufall schon als ein rechter offizieller Anlass? Es wäre allzu blamabel, wenn ich mir auch nur ein einziges, fehlerhaftes Detail erlaubte... " Angestrengt schürzt der Flavier seine Lippen und durchforstet sein Wissen über die Etikette hinsichtlich derartiger Spezialfälle. In Tusculum war etwas vergleichbares ungleich unwahrscheinlicher gewesen, weshalb er gerade auf keine echten Routinen zurückgreifen kann.


    Während seine Pupillen sekundenlang ziellos umherirren, während der Verstand hinter ihnen zu arbeiten versucht, so richten sie sich plötzlich und abrupt auf Gracchus Minor. "Was wirst du denn tragen...?"
    Es scheint fast, als sei das gewichtige Thema der eigenen Zukunftsgestaltung zu Gunsten textiler Belange für Fusus vorerst vollkommen in den Hintergrund gerückt.

  • Obschon Manius Minor seine Füße höchst selten in die Urbs hinab trugen und die Visitation des Forum Romanum nahezu stets mit staatstragenden Akten verbunden war, an welchen Manius Maior standesbedingt zu partizipieren hatte und bei welchen er selbst bisweilen assistierte, so musste er nach kurzem Spintisieren doch an den Schluss gelangen, dass die Rostra höchst selten frequentiert war, er sie in der Tat kein einziges Mal von einem Rhetor besetzt erblickt hatte, selbst wenn er durchaus des Umstandes eingedenk war, dass die scheidenden Magistrate an diesem altehrwürdigen Orte ihre Res Gestae zu verkündigen pflegten, wobei er aber selbst vor einigen Jahren, als sein Vater über seine Praetur resümmiert hatte, diese Rede nicht attendiert hatte, sodass er die Hoffnungen seines Anverwandten zunichte zu machen genötigt war:
    "Das ist leider recht unwahrscheinlich. Die Rhetoren pflegen ihre Gerichtsreden in der Basilica Ulpia zu halten, Deklamationen finden für gewöhnlich in der Schola Atheniensis oder privaten Rhetorenschulen statt. Eine Leichenrede... werden wir hoffentlich nicht erleben müssen."
    Soeben hatte er noch ein weiteres Genus Dicendi kommemoriert, welches ihm indessen ungustöserweise neuerlich jene schauerlichen Erlebnisse, die am Anbeginn ihrer strapaziösen Flucht gen Mantua gestanden hatten und ihn bis heute bisweilen in seinen Träumen verfolgten, in den Sinn rief.


    Somit schickte er sich rasch an, der Interjektion Fusus' seine Sinne und Gedanken zuzuwenden, was in der Tat ihm eine gewisse Belustigung beizubringen vermochte, da das Zentrum der Res Publica, wo Politik gemacht, die Staatsgötter verehrt und Status repräsentiert wurde, ohnehin dem geneigten Quiriten nur äußerst limitierte Optionen bezüglich seiner Kleiderwahl offerierten, sodass er sich zu einem winzigen, ironischen Fingerzeig reizen ließ:
    "Nun, ich werde die Tunica Praetexta mit der Toga Praetexta kombinieren, nehme ich an. Dir würde ich allerdings eine schlichte Toga Pura empfehlen, denn für einen jungen Mann jenseits des Kindesalters erschiene mir die Praetexta doch ein wenig... prätentiös."
    Jene prinzipiell überaus schlichten Kleidungsstücke bildeten das Staatskleid des Römers und deren Tragen war auf dem Forum seit den Zeiten des Divus Augustus derart obligat, dass man, zumindest soweit es dem jungen Flavius eingetrichtert worden war, jedweden alternativen Aufzug mit Naserümpfen bedachte, selbst wenn dies dieser Tage weitaus weniger dogmatisch betrachtet wurde als in vergangenen Dekaden. Dass die Praetexta indessen lediglich Magistraten sowie Kindern vorbehalten war, was Manius Minor überaus kurios erschien, obschon selbstredend beide Gruppen recht augenscheinlich durch das Alter wie auch im Falle des Zweifels die Bulla zu distinguieren waren, durfte Fusus wohl selbst im provinziellen Tusculum ans Ohr gelangt sein, sodass die Pointe wohl ihre Wirkung entfalten mochte. Den Knaben hingegen ließ sie gewahr werden, dass auch ihm bald das vorerstige Ende des Latus Clavus auf der Toga bevorstand, nachdem sein Vater ihn der Bulla beraubt hatte, obschon er diesen Schritt vorerst revidiert hatte, da ihm dies zum einen zumindest für die Zeit bis zu seinen unaufhaltsam nahenden Liberalia das vertraute Gefühl des Schutzes vermitteln konnte, zum andern nicht der Öffentlichkeit nicht Anlass zum Argwohn bezüglich jener soeben thematisierten Prätention bieten würde.

  • Auf die von Gracchus formulierte Enttäuschung hinsichtlich zu erwartender Höhepunkte der ars oratoria reagiert Fusus bestürzt und runzelt traurig die Stirn, die säuberlich zurechtgezupften Augenbrauen betrübt zusammen ziehend. "Meiner Treu, ist dies wirklich so? Wo liegt die Ursache dieser beklagenswerten Umstände, dass nur selten größere Reden auf dem Pflaster der Öffentlichkeit gehalten werden?" Ein tiefer Seufzer des Bedauerns entfährt dem jungen Flavier und er schüttelt traurig den Kopf. "Hach, herrje... So sehr hatte ich mir erhofft, mich an der mitreißenden Wortgewalt unserer größten Rhetoriker vor dieser einzigartigen Kulisse laben zu können. Wir müssen unbedingt eruieren, zu welchen spezifischen Anlässen sich ein gezielter Besuch der Rostra dennoch lohnen könnte. Das Flair eines solchen Ereignisses habe ich mir doch als so besonders einzigartig und ergreifend ausgemalt, als dass ich es nun akzeptieren könnte dies zu missen", beharrt er auf diesem seinen Ansinnen.


    Die in Fusus' Augen mangelnde Sensibilität des Gracchus Minor für die Feinheiten des eigenen optischen Eindrucks, ruft bei dessen Neffen nur eine flüchtige Irritation hervor. Er hat es schon allzu oft erlebt, dass seine sonstigen Weggefährten derartigen Überlegungen eher mit Indifferenz oder gar Ablehnung gegenüber standen. Seinem persönlichen Anspruch an Elaboriertheit seiner Gewandung tat dies jedoch mitnichten einen Abbruch. So schmunzelt er amüsiert über Manius' trockenen Scherz: "Gewiss, gewiss... Bis zur Praetexta ist es für mich fortan noch ein etwas längerer Weg, so er sich mir denn überhaupt eröffnen sollte. Aber wer weiß... Womöglich werden wir sie eines Tages gemeinsam tragen."
    Er zwinkert dem Gracchus verschmitzt zu und führt dann sein eigentliches Dilemma weiter aus: "Zweifellos mag so mancher Aspekt unveränderlich und der guten Pflicht eines römischen Bürgers geschuldet sein, insbesondere natürlich die Toga Pura... Aber es gibt doch noch so vieles, in dem man sich einen kleinen Hauch von Individualität und Exzellenz gestalten kann! Wäre eine farbige Tunika wohl zu ausgefallen? Der Gürtel mag durch die Toga wohl bedeckt sein, aber auch da will ich Sorgfalt walten lassen. Und gegen einen schönen Armreif wird vermutlich auch nichts einzuwenden sein...?"

  • Die Frustration, welche Fusus ob der vorenthaltenen Redekunst verspürte, mochte der Knabe, dem kein anderer Status als der aktuelle vertraut war, als jener der Absenz politischer Publizität, welche seit mehr als hundert Jahren die Res Publica prägte und politische Debatten oftmals in Schattengefechte wandelten, während substantielle Abreden hoch oben auf dem Mons Palatinus getroffen wurden, unter Umständen noch hinter den bronzenen Toren der Curia Iulia, indessen selbst seitens der Tribuni Plebis nicht mehr im Comitium oder einer anderen öffentlichen Stelle, nicht zu teilen, selbst wenn die Lektüren eines Tullius Cicero oder anderer großer Rhetoren vergangener Tage noch eine Imagination jener politischen Debattenkultur possibilisieren mochten, welche ein Bewohner der Urbs freilich nicht mit politischer Realität zu konnektieren pflegte.
    "Wie gesagt mag eine Visite in der Basilica Ulpia dir diese Option offerieren. Oder bisweilen stehen die Tore der Curia Iulia ebenfalls offen, sodass du politischen Diskussionen vor diesen lauschen magst."
    Vor dem Bürgerkrieg war auch Manius Minor bisweilen seinem Vater dorthin gefolgt, um Kenntnis von jener das Leben eines senatorischen Patriziers so prägenden Sphäre zu gewinnen, doch hatten die Diskussionen mit ökonomischen wie juristischen Details sich als höchst ennuyant erwiesen, weswegen er hiervon recht bald Abstand genommen hatte, sofern Artaxias oder sein Vater ihn nicht hierzu gedrängt hatten.


    Nicht weniger trivial erschien ihm dessenungeachtet die Sorge um Kleidung, welche er ohnehin niemals in seinem bisherigen Leben autonom gewählt hatte, obschon ihn durchaus noch eine Situation präsent war, in welcher er auf infantile Weise auf das Tragen seiner Rüstung bestanden hatte, als er seine Eltern zu einem Gastmahl hätte accompagnieren sollen, sodass dieses Ansinnen ihm selbstredend mitnichten gewährt worden war. Darüber hinausgehend war es ihm aber stets gleich gewesen, ob ihm eine Synthesis in roter oder blauer Farbe bereitgelegt worden war, hatte stets von jedwedem Schmuck mit Ausnahme seiner Bulla abgesehen, zumal Armreife ihm ein inkonvenierliches Gefühl an seinen Handgelenken bereiteten, und hatte klaglos jedweden modischen Wunsch seiner Mutter akzeptiert, zumal sich feine Details wie textiler Rapport, feine Intarsien oder Derartiges sich ihm hypermetropiebedingt ohnehin verschloss. Somit war er keinesfalls in der Lage, ein qualifiziertes Urteil in derartigen Belangen zu fällen und er hatte sich auf quantitative Experienzien fundamentaler Natur zu beschränken:
    "Als Glied des Ordo Senatorius ist meines Wissens eine weiße Tunica mit dem Latus Clavus gebräuchlich."
    , vermochte er somit nur sehr bedingt seinem Neffen Orientierung zu bieten, während er Schmuck, Umgürtung und andere Pretiosen unkommentiert ließ, obschon ihm selbstredend bewusst war, dass etwa auch die Faltung einer Toga unzählige Option bieten mochte.
    "Zweifellos wird dir ein Vestispicius Rat bieten können."

  • Noch mag Fusus idealisierte und dadurch vielleicht auch unrealistische Vorstellungen von den hier, im Zentrum der Macht, gehaltenen Reden haben. Folglich reagiert er mit aufkeimender Hoffnung auf die angebotenen Optionen und lächelt darauf etwas zaghaft. "Wenn sich dies so leicht ermöglichen ließe...? Dann will ich es in jedem Fall versuchen." Er nimmt es sich sodann auch gleich fest vor, die bezeichneten Orte zu gegebener Zeit aufzusuchen und auf die Gewogenheit der Fortuna zu hoffen. So eine leibhaftig erlebte Rede, bei der es dem Sprecher wirklich um etwas ging, müsste in seinen Augen doch einfach noch etwas ganz anderes sein, als das mere rezitieren respektive die Rezeption einer solchen Rezitation von geduldigem Pergament.


    Gracchus' dezent formulierter Hinweis auf die zu tragenden Abzeichen des Ordo Senatorius bringen dessen nur um wenige Jahre älteren Verwandten vorübergehend in Verlegenheit. In seinem bisherigen Umfeld war dieser Aspekt zwar durchaus ein nicht unwichtiges Detail gwesen, jedoch nicht von so unmittelbarer Relevanz wie in der ewigen Stadt selbst. So errötet der Flavier leicht und lächelt etwas beschämt. "Dass du mich erst darauf hinweisen musst... Entschuldige. Ja, natürlich. Offenbar habe ich mich mit der politischen Stellung meines Vaters und Großvaters noch immer nicht hinreichend auseinandergesetzt. Ist es wohl üblich diese Tunika zu jedwedem Anlass zu tragen, oder nur zu besonderen Gelegenheiten?" Fusus seufzt kurz und schüttelt leicht den Kopf. "Ich werde mich diesbezüglich noch etwas ausführlicher mit meiner Sklavin beraten und sie beauftragen, sich ausgiebig über die aktuellen Tendenzen in Rom zu informieren." Nachdenklich runzelt er die Stirn. Es ist für den modebewussten Jüngling durchaus ein ernstes Thema, mit seinem Outfit auf dem aktuellen Stand der Zeit zu sein und nicht als Neuankömmling aus entlegenen, ländlichen Regionen zu wirken.

  • Die Elation bezüglich eine Visite in der Basilica Ulpia hielt bei dem Knaben sich in engen Grenzen, doch war ihm dennoch offenbar, dass er diesem Ereignis sich kaum entziehen mochte, sofern sein Anverwandter die Neigung diesbezüglich verspürte, da er augenscheinlich nicht um die Ennuyanz juristischer Traktate, selbst im Vortrag, wusste.


    Bis dahin schien indessen er, der Jüngere, ein Knabe von dreizehn Lenzen, dem Älteren die Gebräuche Roms erklären zu müssen, was jenen in nicht geringem Maße amüsierte, ihm darüber hinaus freilich einen gewissen Stolz und eine Regung metropolitaner Abgeklärtheit verspüren ließ, welche nunmehr auch in seinen Worten mitschwang:
    "Auf dem Forum ist es stets gebräuchlich, im Staatskleid zu erscheinen. Dazu pflegt man die Tunica Praetexta zu tragen. Ebenso bei jedwedem offiziösen Anlass. Und zur Salutatio. Dispensabel ist sie dagegen zu allen privaten Anlässen, auf Gastmählern, privaten Visiten und dergleichen."
    Einen Augenblick konsiderierte er weitere Anlässe, mochte dann aber nur ein Detail zu memorieren, welches eventuell das Interesse eines modisch interessierten Jünglings, wie Fusus ihn repräsentierte, ebenfalls finden mochte:
    "Bisweilen besteht die Möglichkeit, die Toga direkt nach einem derartigen Termin abzulegen und etwa einen Amictus in der Sänfte mitzuführen."

  • Aufmerksam lauscht Fusus den Erläuterungen hinsichtlich großstädtischer Gepflogenheiten. Er nickt dazu ernsthaft und sucht sich das Gesagte sogleich möglichst nachhaltig einprägen zu wollen. "Mhm, mhm... Verstehe. Folglich wäre ein solcher Ausflug durchaus als eine Art offizieller Anlass zu betrachten und die entsprechende Sorgfalt walten zu lassen. Ich danke dir für die Aufklärung, Manius. So werde ich meinen Hang zu etwas Farbe und Einzigartigkeit auf das privatere Umfeld einschränken." Instinktiv sieht er sich nach diesen Worten nach dem Verbleib seiner Sklavin um, die jedoch zwecks Unterbringung seines Gepäcks noch immer absent weilt. Er seufzt kurz und verschiebt ihre explizite Instruierung auf einen späteren Zeitpunkt.


    Wiederum an Gracchus gewandt meint er dann: "So wollen wir diesen Ausflug gleich am morgigen Tage begehen und ihn mit der angedachten Erkundung der Stadt verknüpfen? Sofern dies meinen Bruder allzu sehr langweilt, könnte er sich zu gegebener Zeit natürlich auch verabschieden... Falls es ansonsten nichts mehr zu bereden gibt, würde ich mich alsbald zurückziehen wollen. Ein provisorisches Gästezimmer wird in der Zwischenzeit hoffentlich hergerichtet worden sein. Hinsichtlich meiner dauerhafte Unterbringung, so sie deinem Herrn Vater denn genehm ist, wird sich in den kommenden Tagen vermutlich weiteres ergeben."

  • "Sofern wir uns für längere Zeit auf dem Forum aufhalten, ist dies korrekt."
    , replizierte der Knabe, der selbstredend des Faktums eingedenk war, dass ein knappes Passieren des Forum keinesfalls die Toga samt Tunica Praetexta erforderte, doch war es ebenso offenbar, dass eine große Zahl jener stadtrömischen Monumente, welche sie zu visitieren gedachten, sich eben an jenem Ort befanden und sie darüber hinaus zweifelsohne eine offene Sänfte hierzu in Anspruch nehmen würden, sodass das Tragen der Toga wohl keinerlei Umstände bereiten würde.


    "Ich werde mich ebenfalls wieder meinen Studien zuwenden."
    , annotierte er dann, als Fusus Anstalten zum Abschied machte, streckte den Gebrüdern knapp den Digitus Salutaris und wandte sich endlich zum Gehen.

  • Zufrieden mit dem ersten Kennenlernen seiner Verwandten, die bislang nur ein entfernter Mythos für Iullus Flavius Fusus waren, zieht sich daraufhin auch der Neuankömmling auf sein Gästezimmer zurück. Freundlich und innig verabschiedet er sich noch von den beiden Flaviern, die sich die Zeit für sein Willkommen genommen hatten. Den Gruß Gracchus Minors erwidert er mit einem Lächeln und gibt seinem Bruder Scato noch einmal die Hand, ehe er seinen Umhang flüchtig zurecht zieht und damit ebenfalls vorläufig von dieser Bühne abtritt.


    Viel schwirrt ihm noch im Kopf herum, worüber er sich in der nächsten Zeit noch Gedanken machen müsste. All die neuen Eindrücke gilt es zu verarbeiten und sich in der neuen Umgebung zurecht zu finden.


    Abit.

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