Also lassen wir das? So ganz lassen konnte es Dives eigentlich noch nicht - und gab dennoch zunächst erst einmal dem Themenwechsel nach.
"Das ist ja fantastisch, Lepidus!", platzte ihm bei diesen Neuigkeiten fast schon heraus. "Da gratuliere ich dir herzlichst zu diesem gelungenen Coup!" Er schüttelte leicht den Kopf. Denn diese Entwicklung war doch in der Tat besser als jedes Wahlergebnis! "Darf ich auch so neugierig sein und fragen, welche Flavia genau du ehelichen wirst? Du hast es doch nicht etwa auf die Tochter des Flavius Gracchus selbst abgesehen?", grinste er vorfreudig bei der Äußerung dieses aus seiner Sicht nicht allzu abwegigen Verdachts. Immerhin waren der Flavius und Lepidus beide Pontifices und Lepidus steuerte grundsätzlich - obgleich aktuell ein wenig ausgebremst - sehr zielstrebig auf einen Platz in der Curia Iulia zu.
"Jedoch, wo du es selbst gerade wieder ansprichst, muss auch ich erneut auf diese gewisse... Stagnation zurückkommen, wenn du erlaubst. Denn ich muss gestehen, dass ich nicht ganz verstehe, weshalb du dich derartig auf den Palast und die Palastbeamten eingeschossen hast." Dives ließ eine kurze Pause. "Sieh, für mich, auch wenn ich gewiss nicht der Maßstab bin, zeichnet sich das Bild wie folgt. Der Augustus hat alleinig das Recht zur Berufung von Senatoren." Bis hierher war man sich sicherlich einig. "Und wenn der Augustus nun darüber befindet, ob ein gewesener Quaestor in den Senat zu berufen ist oder nicht, dann wird er - so behaupte ich einmal - eine kleine Liste erstellen - ob nun gedanklich oder tatsächlich verschriftlicht -, in welcher er die Argumente für eine Erhebung denen, die gegen eine Erhebung sprechen, gegenüberstellt." Konnte man sich darauf einigen, dass man auch bis hierher konform ging? "Ohne dem Aurelius hier einen riesigen Einfluss auf den Augustus unterstellen zu wollen, vermute ich dennoch, dass man wohl damit rechnen muss, dass auf der Seite gegen deine Berufung in den Senat sein Name stehen wird... während auf der anderen Seite... deine Leistungen in den Magistraturen stehen?", machte Dives ein vorsichtig unglückliches Gesicht und zweifelte auch hörbar durchaus ein wenig daran. "Ich scheue mich ein wenig davor, so direkt zu sein; doch Lepidus, das ist der Kaiser. Ohne eine Empfehlung von einer respektablen Persönlichkeit, einem befreundeten Senator, einem verschwägerten Flavius Gracchus, einem eigenen Patron... fürchte ich, dass es doch einigermaßen schwer bis nahezu unmöglich sein wird, ihn ausschließlich auf deine Taten gefußt von deiner Eignung zu überzeugen.", erklärte Dives und hoffte auf Verständnis für seine Worte. Denn in der Tat wollte er die Leistungen des Tiberiers keineswegs infrage stellen oder schlecht machen. Jedoch müsste auch Lepidus sehen, dass die Empfehlung eines Senators an den Kaiser einen gänzlich anderen Stellenwert hatte, als wenn man beispielsweise nur sich selbst empfahl. "Ich hoffe, dass ich dir damit nicht zu nahe getreten bin.", beendete er seine Aussage letztlich. Vielleicht konnte Lepidus ja nun wenigstens verstehen, weshalb es Dives so seltsam erschien, dass sein Freund hier nur und ausschließlich auf den Palastapparat fixiert zu sein schien. Denn zweifelsohne war der Palast ein wichtiger Platz, wo jeder Freund und Verbündete wertvoll war. Doch ausschließlich auf den Palast verlassen konnte und sollte man sich eben nicht - nie.