Früh am Morgen war noch ein leichter Regenschauer auf die Dächer Roms hernieder geprasselt und hatte so manches von den zahlreichen Gerüchen der Metropole aus der Luft gespült. Zum Vormittag hin hat sich das Wetter schließlich zu einem Waffenstillstand durchgerungen und so hängt lediglich noch ein leichter Hauch von Frische und Feuchtigkeit in der Luft, welche zunehmend von den übermächtigen Düften dieser immensen Ansammlung von Leben zurückerobert wird. Ein grauer, wolkenverhangener Himmel überspannt die ewige Stadt und gibt der gewaltigen Kulisse optisch eine etwas triste Nuance.
Drei Flavier hatten sich bereits vor einiger Zeit zu einem gemeinsamen Stadtrundgang verabredet, welcher in Folge der einigermaßen stabil anmutenden Wetterlage an diesem Tage nicht sprichwörtlich ins Wasser fallen muss. Ursprünglich war diese Unternehmung bereits für einen deutlich früheren Zeitpunkt antizipiert gewesen. Doch aufgrund verschiedener Umstände gelang die Verwirklichung dieser Pläne erst einige Tage vor jener Festivität, zu welcher Gracchus Minor als der jüngste im Bunde den Abschnitt der Kindheit in seinem Leben hinter sich lassen würde.
Kurz zuvor haben die drei offenen Sänften der jungen Männer Caius Flavius Scato, Manius Flavius Gracchus Minor und Iullus Flavius Fusus die Villa Flavia Felix verlassen und nach kurzer Wegezeit den Tempel der Gens Flavia erreicht. Dieses eindruckvolle Monument stellt den ersten Programmpunkt auf ihrer urbanen Reise dar und gestaltet maßgeblich die Bühne dieser Szene. In Begleitung der drei Männer befinden sich nebst den Trägersklaven an den Sänften einige zum Schutze abgestellte Custodes sowie die jeweiligen Leibsklaven der an den Luxus reichlichen Personals gewöhnten Herren.
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Mit wachem, interessierten Blick späht Iullus Flavius Fusus hinaus auf die Straßen und das Leben in ihnen, als er der eindrucksvollen Architektur des Tempels ansichtig wird. "Das erscheint mir wahrlich ein würdiges Symbol der Ewigkeit Roms!" äußert er sich an die Adresse seiner beiden Begleiter. Der graue Himmel vermag seine Stimmung nicht zu trüben und so erstrahlt ein freudiges Lächeln auf seinem Antlitz. Längst dürfte seinem Umfeld klar sein, wie selbstverständlich auch und insbesondere am heutigen Tage die Sorgfalt ist, welche er hinsichtlich der Herrichtung seines Äußeren hat walten lassen. Standesgemäß trägt er nebst tunica laticlavia die toga pura des erwachsenen Mannes. Mit seinen 19 Jahren versprüht er allerdings noch viel von der Offenheit und dem Esprit, sowie häufig auch der Naivität der Jugend.
Kaum dass seine Sänfte seitlich des Zugangs zum Tempel den Boden berührt hat, beeilt er sich diese zu verlassen. Verlangsamt wird seine Initiative durch die stoffliche Limitierung seiner Bewegungsfreiheit und die Erfordernis, dass seine längst parat stehende Sklavin Vulpes sich mit dem Rearrangement einiger verrutschter Falten befasst. Während diesem gewissermaßen erzwungenen Innehalten lässt der Flavier seinen Blick über die kunstvollen Säulen und Giebel wandern. Schließlich verharrt sein Augenmerk an dem Rundbau in der Mitte des Innenhofs. "Es kann wohl kaum ein Zufall sein, dass dieser Tempel unserem Anwesen so nahe liegt. Besucht ihr diese Stätte regelmäßig?"
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