Nachdem die Gesandtschaft auf dem Rhodanus wieder die Alpen und das Land der Allobroger hinter sich gelassen hatte, wurde auch an der Landschaft deutlich, dass man sich nun in einer Region befand, die etwa zweihundert Jahre länger im römischen Besitz war als Germania: Die Landschaft an den Flussufern war besser kultiviert, man sah deutlich seltener die primitiv anmutenden Dörfchen der Einheimischen, dafür aber viel häufiger Villae Rusticae, kleine Siedlungen mit gekalkten und ziegelgedeckten Streifenhäusern und eindeutig römisch aussehenden Heiligtümern. Kurz darauf konnten sie auch wieder eine der hervorragenden römischen Straßen nutzen, denn in der Biegung, die den Fluss nach Norden nach Lugdunensis umleitete, verluden sie Waren und Personal erneut auf Karren, Esel und Pferde.
Dem alten Petronier gefiel die Landschaft ausgezeichnet - sie erinnerte ihn sehr an seine Kindheit in Hispania, wo selbst die Dörfer der Einheimischen eine gewisse Ähnlichkeit mit denen hier besaßen. Abgesehen davon hatte er das Gefühl, dass das Klima hier auch stärker in Richtung Hispania bzw. ging, selbst wenn ab und an ein eisiger Wind bließ.
Wenige Tage später erreichte die Reisegruppe dann endlich Vienna - eine Stadt, die Crispus erneut beeindruckte, denn sie übertraf wieder alles, was sie auf ihrer bisherigen Reise besucht hatten. Angeblich war Lugdunum noch größer, aber schon Vienna besaß alles, was man sich für eine römische Stadt wünschen konnte: ein großes Theater, einen imposanten Tempel für Augustus und Livia - wo der Alte gleich ein Opfer darbrachte - , Thermen - die der Alte auch nach der langen Zeit im Sattel allzu gern nutze - und ein hübsches Forum.