Durch die Narbonensis


  • Nachdem die Gesandtschaft auf dem Rhodanus wieder die Alpen und das Land der Allobroger hinter sich gelassen hatte, wurde auch an der Landschaft deutlich, dass man sich nun in einer Region befand, die etwa zweihundert Jahre länger im römischen Besitz war als Germania: Die Landschaft an den Flussufern war besser kultiviert, man sah deutlich seltener die primitiv anmutenden Dörfchen der Einheimischen, dafür aber viel häufiger Villae Rusticae, kleine Siedlungen mit gekalkten und ziegelgedeckten Streifenhäusern und eindeutig römisch aussehenden Heiligtümern. Kurz darauf konnten sie auch wieder eine der hervorragenden römischen Straßen nutzen, denn in der Biegung, die den Fluss nach Norden nach Lugdunensis umleitete, verluden sie Waren und Personal erneut auf Karren, Esel und Pferde.


    Dem alten Petronier gefiel die Landschaft ausgezeichnet - sie erinnerte ihn sehr an seine Kindheit in Hispania, wo selbst die Dörfer der Einheimischen eine gewisse Ähnlichkeit mit denen hier besaßen. Abgesehen davon hatte er das Gefühl, dass das Klima hier auch stärker in Richtung Hispania bzw. ging, selbst wenn ab und an ein eisiger Wind bließ.
    Wenige Tage später erreichte die Reisegruppe dann endlich Vienna - eine Stadt, die Crispus erneut beeindruckte, denn sie übertraf wieder alles, was sie auf ihrer bisherigen Reise besucht hatten. Angeblich war Lugdunum noch größer, aber schon Vienna besaß alles, was man sich für eine römische Stadt wünschen konnte: ein großes Theater, einen imposanten Tempel für Augustus und Livia - wo der Alte gleich ein Opfer darbrachte - , Thermen - die der Alte auch nach der langen Zeit im Sattel allzu gern nutze - und ein hübsches Forum.


    Bild: Abderitestatos auf Wikipedia

  • Hach, da waren sie ja! Die Menschlein, die ihm den nicht klimpernden Ziegenbock zugeschoben hatten. Den größten Teil der Strecke waren sie auf einem Schiff unterwegs gewesen, und Neptun hatte sich nicht einmal dazu überreden lassen, das Schiff doch ihm zuliebe wenigstens ein kleines bisschen kentern zu lassen.
    Jetzt aber waren sie auf der Straße, und hier konnte Mercurius selber dafür sorgen, dass den Menschen bewusst wurde, dass er nicht wirklich zufrieden mit dem Opfer gewesen war. Er wartete, bis sie Vienna erreicht hatten – ein hübsches Städtchen. Und die Gallier verehrten Mercurius ja auch immer brav und fleißig, so dass er sich gerne in ihren Städtchen auch aufhielt – und schritt dann zur Tat.


    “He, ihr zwei, aufwachen“, klopfte er gegen die beiden schlangen an seinem Caduceus. “Los, los!“ drängelte er noch einmal, bis sie sich bewegten und zum Leben erwachten.
    Was gibt’s?“ fragte die eine. “Warum weckst du uns?“ die andere.
    “Ich hab einen Auftrag für euch. Und hatte ich euch nicht gebeten, die S-Laute etwas langzuziehen, wenn ihr sprecht?“
    “Aber das ist diskriminierend!“ beschwerte sich die eine. “Schlangen reden nicht so!“ pflichtete die andere bei.
    Mercurius rollte mit den Augen. “Aber es klingt so viel dramatischer!“ versuchte der Gott zu erklären.
    “Dramatischer...“ schüttelte die eine Schlange den Kopf. “Götter....“ fiel die andere mit ein.
    “Seid still und führt endlich meinen Auftrag aus!“ tobte Mercurius, was die Sterblichen als eine starke Windböe wahrnahmen.
    “Ja, Meissssster“ stimmten beide Schlangen ein.
    “Gut, geht zu dem Wagen dort und brecht ihm die Achse.“


    Die Schlangen rollten mit den Augen, verließen unsichtbar den geweihten Stab. Während die Sterblichen also einen Wagen gerade mal wieder umverteilten, da die Waren darauf verrutscht waren, wickelten sich die beiden Schlangen unsichtbar um die hintere Achse. Kurze Zeit später machte es auch schon laut KRACK, und vom Wagen purzelten sowohl Menschen als auch Waren.
    “Auftrag aussssgeführt, Meissster“ vermeldete die erste Schlange. “Und ich finde die langgezogenen S-Laute trotzdem diskriminierend“, maulte die Zweite noch, während sie sich wieder um den Caduceus wickelten und zu Metall wurden.
    Und Mercurius saß da und hatte wieder beste Laune. Irgendwas von den Waren hatte beim Herunterfallen ganz herrlich geklimpert!

  • Die Reise vom Lacus Lemanus hinab bis nach Vienna war ähnlich ereignislos wie der bisherige Weg. Dass sie nicht in Lugdunum, dem angeblich so prächtigen Haupt der drei Gallien Halt machten, störte Lucius wenig - er hatte inzwischen genügend römische Kolonien im Barbaricum gesehen. Und je schneller er nach Italia und zum Herzen des echten Römertums kam, desto besser! Für den Landweg ab der Flussbiegung bekam er diesmal allerdings nur einen Esel, der neben ihm selbst auch noch sein Gepäck tragen durfte, während anderen Decurionen Pferde gemietet worden waren. Der junge Petronier hatte darüber ein bisschen gemurrt, aber nur einen scharfen Kommentar des Alten eine eine drohende Hand kassiert - und bevor er sich die Blöße gab, von seinem Vater vor aller Augen eine Ohrfeige zu bekommen, hatte er lieber klein beigegeben.


    Während sie dann wieder einmal eine der schnurgeraden Römerstraßen auf Vienna zuhielten fragte er sich, wie man diese eigentlich in die so unsymmetrische und unpraktische Natur trieb - vielleicht war Straßenbau auch ein Thema, mit dem er sich näher befassen sollte...


    Ein paar Tage später zogen sie in Vienna ein, wo es - mal wieder - Tempel und Theater zu bestaunen gab. Lucius musste dem Alten sogar als Opferhelfer dienen, als dieser Augustus und Livia ein paar Münzen aus dem kaiserlichen Geschenk darbrachte - wie immer vor allem eine sehr langweilige Angelegenheit, zumal kein Blut spritzte. Aber immerhin hatte er während der Zeremonie Zeit, sich die feinen Symmetrien des Gebäudes in aller Ruhe anzusehen. Er hatte gehört, dass man diese auch mathematisch berechnen konnte, was wieder einmal bewies, dass Mathematik auch der Schlüssel zur Ästhetik war!


    Als es dann am nächsten Morgen weiter zum Flusshafen ging - die Gesandtschaft wechselte aus Preisgründen wieder auf den Rhodanus, der nun direkt bis zum Meer fließen würde - passierte dann das Unglück: Nachdem die Ladung des Karrens neben ihm wegen eines Schlaglochs verrutscht war, nutzte der junge Petronier gerade die Pause, um sich mit der Kapuze seiner Paenula vor dem eisigen Wind zu schützen, als die Achse brach. Die Kisten fielen zur Seite, eine purzelte auf den Boden und brach auf, sodass einige Goldmünzen herauspurzelten, was die Aufmerksamkeit der Passanten natürlich auf sich zog. Lucius hatte aber keine Zeit zu reagieren, denn vor Schreck stieg der Esel und warf ihn ab. Im hohen Bogen fiel er und klatschte genau in den Dreck der Gosse. Immerhin lachte niemand - dazu war die Situation viel zu überraschend! Ziemlich schnell hatte der Alte einen Schutzkreis aus Söldnern um den Unfall gebildet, aber als er unter seinem Mantel hervorblickte, sah Lucius trotzdem, wie ein abgerissener Typ eine etwas weiter gefallene Goldmünze aufsammelte.


    "Hey, du! Gib das her! Das gehört dem Kaiser!"


    rief er dem Kerl nach, der aber sofort wegrannte. Lucius war schon drauf und dran ihn zu verfolgen - ein Aureus war immerhin ein kleines Vermögen - aber als er aufstand, trat er auf den Saum seines Mantels und fiel direkt wieder hin. Diesmal lachten ein paar Passanten, die der junge Petronier finster anblickte, ehe der Alte ihn am Arm packte und mit der Aufsicht über die Söldner betraute. Rasch zog er sein Schwert (das er natürlich wie immer am Mann trug) und deutete damit auf die dämlich grinsenden Zuschauer.


    "Wegbleiben!"


    blaffte er sie an. Diese Bauerntrampel, die niemals aus diesem Nest herauskamen - die würden sich noch wundern, wenn er eines Tages als Eques hoch zu Ross zurückkehrte!

  • Na hoffentlich hatten die Götter dabei ihren Spaß, als die Achse eines der Karren krachend nachgab und die Ladefläche zu Boden sank und sogar eine der gut gefüllten Kisten aufbrach, als sie die Oberfläche der Straße erreichte und ein wahrer Regen aus goldenen Münzen herausfiel und klimpernd zu Boden ging.


    Oh! Scheiße..., ging es Haakon durch den Kopf als er das Schauspiel, das eine handvoll Schritte hinter ihm geschau mitbekam.


    Alles geschah so schnell, und Haakon hatte etwas Zeit benötigt um reagieren zu können. Da hatte sein Patron bereits mit den vorhandenen Wachleuten einen Ring um den gekippten Wagen errichtet, damit keine diebischen Finger von den von Armut geprägten Landbewohnern sich an des Kaisers Gold zu schaffen machen konnten. Doch offensichtlich hatte es Einer doch geschafft, denn der junge Petronius schrie diesem hinterher. Daraufhin reagierte Haakon doch noch so schnell es ihm möglich war und und rannte los. An einem der Söldner vorbei und riss diesen sogleich am Arm mit sich. "Komm mit! Den schnappen wir uns!"
    Der diebische Bauersmann floh um eine Ecke, nun verfolgt von gleich zwei Leuten aus dem Tross der Fremden und Haakon fühlte sich sogleich erinnert an seine letzte Verfolgungsjagd, bei der er den geflohenen Sklaven seines jetzigen Patrons quer durch den Vicus Navaliorum verfolgt hatte. Das Wetter war ähnlich gewesen, nur um einiges eisiger und der Boden war bedeckt vom Schnee und dem entsprechend rutschig. Dieses mal war der weniger fest getretene Boden lediglich nass und gab leicht nach. Daher konnte er unterwegs ein höheres Tempo erreichen.

  • "Beim Hercules!"


    rief Crispus aus, als er sich wegen des Krachs umdrehte. Vor ihm lagen Goldmünzen auf dem Boden und als er aufsah, bemerkte er, dass auch Passanten diese Beobachtung machten. Dass sein Sohn ebenfalls vom Esel gefallen war, sah er überhaupt nicht. Vielmehr war ihm sehr schnell klar, dass er handeln musste:


    "Miliz zu mir! Bildet einen Kreis!"


    befahl er und sprang vom Pferd - was seine Knie krachen und ihn ein wenig das Gesicht verziehen ließ. Aber für Wehleidigkeit hatte er keine Zeit - mit wenigen Schritten war er bei dem kaputten Wagen und zog sein Gladius, um die verdutzten Milizionäre auszurichten. So brachte er einen einigermaßen akzeptablen Ring zustande, während Lucius noch auf dem Boden herumkroch. Die Männer zogen ihre Waffen - einige hatten Gladii, andere Speere oder diese germanischen Schwerter mit nur einer Scheide. Unterdessen kamen weitere Milizionäre herbei, die der Alte nun ebenfalls ansprach:


    "Ihr da, sammelt das Geld ein! Und ihr, beaufsichtigt sie!"


    Er deutete mit dem Gladius auf einige Decuriones seiner Gesandtschaft, die natürlich auch mit ihren Pferden und Eseln herbeigeeilt waren. Die Wachmänner waren einfache Burschen - denen traute er kein bisschen! Wo war eigentlich Haakon? Naja, egal - immerhin war Lucius wieder aufgestanden.


    "Du hast den Befehl über die Wachen!"


    blaffte er ihn an, dann schob er sich zwischen dem Schutzring hindurch und überwachte ebenfalls, wie die Diener der Decurionen und ein paar germanische Wächter jede einzelne Goldmünze aus dem Dreck puhlten.

  • Zitat

    Original von Haakon
    Na hoffentlich hatten die Götter dabei ihren Spaß, als die Achse eines der Karren krachend nachgab und die Ladefläche zu Boden sank und sogar eine der gut gefüllten Kisten aufbrach, als sie die Oberfläche der Straße erreichte und ein wahrer Regen aus goldenen Münzen herausfiel und klimpernd zu Boden ging.


    Oh! Scheiße..., ging es Haakon durch den Kopf als er das Schauspiel, das eine handvoll Schritte hinter ihm geschau mitbekam.


    Alles geschah so schnell, und Haakon hatte etwas Zeit benötigt um reagieren zu können. Da hatte sein Patron bereits mit den vorhandenen Wachleuten einen Ring um den gekippten Wagen errichtet, damit keine diebischen Finger von den von Armut geprägten Landbewohnern sich an des Kaisers Gold zu schaffen machen konnten. Doch offensichtlich hatte es Einer doch geschafft, denn der junge Petronius schrie diesem hinterher. Daraufhin reagierte Haakon doch noch so schnell es ihm möglich war und und rannte los. An einem der Söldner vorbei und riss diesen sogleich am Arm mit sich. "Komm mit! Den schnappen wir uns!"
    Der diebische Bauersmann floh um eine Ecke, nun verfolgt von gleich zwei Leuten aus dem Tross der Fremden und Haakon fühlte sich sogleich erinnert an seine letzte Verfolgungsjagd, bei der er den geflohenen Sklaven seines jetzigen Patrons quer durch den Vicus Navaliorum verfolgt hatte. Das Wetter war ähnlich gewesen, nur um einiges eisiger und der Boden war bedeckt vom Schnee und dem entsprechend rutschig. Dieses mal war der weniger fest getretene Boden lediglich nass und gab leicht nach. Daher konnte er unterwegs ein höheres Tempo erreichen.


    http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/32.jpgUndorich wusste auch gar nicht, wie ihm geschah - eben war er noch hinter dem Wagen hergetrottet, dann plötzlich rollten Goldmünzen über die Straße. Gerade überlegte er noch, ob er nicht gleich eine einsacken sollte, als der alte Petronier - Undorich nannte ihn den "Centurio", weil er sich aufführte, als wäre diese ganze Gesandtschaftssache eine Militärexpedition - auch schon reagierte. Seine beiden Kameraden wurden postiert und Undorich wollte auch schon hingehen, als ihn jemand am Arm packte. Er schreckte zusammen und drehte sich blitzschnell um - aber es war nur Haakon, der ihn damals angeworben hatte. Er war jetzt so eine Art "Kommandant" des Wachpersonals, weshalb er dem Befehl sofort nachkam.


    Hinter dem Germanen rannte er blindlinks in die Gasse, in der der angebliche Dieb verschwunden war. Leider hatte er selbst keine Ahnung, wen Haakon mit "den schnappen wir uns" gemeint hatte, sodass er ratlos um sich blickte.

  • Während dieser stürmischen Verfolgungsjagd, geriet Haakon zwar ein paar Mal ins stolpern, doch war es nicht einmal etwas bedrohliches, dass ihn seine Geschwindigkeit hätte verringern lassen müssen.
    Es ging quer durch die Straßen und Gassen dieser, doch nicht so kleinen, Stadt.


    "Der da hat das Gold!", raunte er seinem Begleiter dann zu, in einem Moment wo sie gleichauf waren und er kurz die Luft bekam um zu sprechen und auf den Flüchtigen zu deuten, damit auch der ehemailge Milizionär wusste, um wen es genau ging. Sie rannten weiter. Immer weiter dem Dieb hinter her, bis Haakon im Hintergrund die Stadtmauer erkannte, die jetzt einen Bogen nach rechts machte, welcher dem Flüchtigen seine Richtung vorgab.
    "Dahinten muss er rechts abbiegen!", versuchte er auch seinen Kameraden darauf aufmerksam zu machen, bevor er seinen nächsten Befehl herüber bellte. "Schneid ihm den Weg ab! Na Los!" und zeigte dabei auf eine Parallelstraße, die rechts von ihnen Beiden lag und den Weg des Flüchtigen zwangsläufig auch wieder kreuzen sollte. So war zumindest Haakons Hoffnung, während er dann weiter alleine dem diebischen Bauern hinterher rannte, damit dieser auch stets wusste, dass er nicht davon kam.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/32.jpgUndorich rannte einfach hinter Haakon her, wobei er meist hinter ihm blieb. Als er doch ein wenig aufschloss, zeigte ihm der Kamerad endlich den Typen, den sie hier verfolgten. Ein total durchschnittlicher Kerl, wie es schien.


    Als Haakon dann den nächsten Befehl gab, hatte Undorich schon längst die Orientierung verloren, aber er erkannte sofort, was Haakon meinte: rechts von ihnen standen einige Lagerhäuser auf Stelzen - nicht sehr hoch, aber man konnte die nächste Straße darunter sehen. Also bog er ab, bückte sich und krabbelte zwischen den Stelzen hinüber. Als er auf der anderen Seite herauskam, stand er direkt vor einem Karren. Vielleicht sollte er sich einfach verstecken... - gesagt, getan: Er duckte sich hinter den Karren, aus dem zwei Gallier mit einem seltsamen Akzent Getreidesäcke ausluden und ihn neugierig beobachteten. Dann spitzte er hervor: Tatsächlich, da kam der kleine Dieb angerannt!


    Genau im richtigen Moment sprang er hervor und tackelte den verdutzten Dieb. Gemeinsam gingen sie zu Boden und ein kleines Gerangel entstand. Der Bursche war stärker, als Undorich gedacht hatte und an sein Sax kam er auch nicht... wo steckte denn Haakon?

  • Mit einem wohlwollenden Blick schaute er Undorich hinterher, wie dieser seinen Befehl sogleich ausführte und unter den Lagerhäusern verschwand. Dann richtete er seine gesamte Aufmerksamkeit wieder auf den Flüchtigen vor ihm. Der gerade in einer größeren Traube aus Menschen abtauchte und somit den direkten Blickkontakt zu seinem Verfolger abbrach. "Verdammt, wo steckt er?", raunte Haakon dann keuchend in seinen Bart hinein, als ihm dieser Missstand auffiel, was ihn aber nicht dazu veranlasste sein Tempo zu drosseln, denn er würde ihn schon rechtzeitig wiederfinden. So war zumindest die Hoffnung des Germanen.


    Es dauerte etwas bis Haakon ebenfalls dieses Hindernis, aus Einwohnern der Stadt, erreichte und nun über die Köpfe der Anwesenden hinwegsehen konnte um somit den Flüchtigen wieder zu erspähen, doch weit und breit war kein Mann zu sehen, der vor ihm davonlaufen zu schien. Doch dann regte sich etwas weiter hinten auf der Straße. Zwei Männer sprangen von einem Karren weg, ein Dritter flog, von hinter dem Karren aus, quer über die Straße und prallte dort mit einem weiteren Mann zusammen, landeten auf dem Boden und schienen sich dann gegenseitig erschlagen zu wollen - das konnte kein Zufall sein.


    Haakon beschleunigte wieder seine Schritte und rannte auf das Handgemenge zu und aus der Nähe erkannte er auch das Gesicht seines Schergen, der versuchte gegen den vermeintlichen Dieb die Oberhand zu behalten, was ihm aber sichtlich schwer zu fielen schien. So kam es, dass besagter Dieb bereits auf Undorich saß, als Haakon endlich zu den Beiden aufgeschlossen hatte. Haakon konnte nicht erkennen, ob der Mann bewaffnet war, doch blieb ihm nichts weiter übrig als diesen mit einem kräftigen Tritt aus dem Lauf heraus von seinem Kumpanen herunterzuholen. Dieser verfehlte auch nicht seine Wirkung und der Dieb des kaiserlichen Schatzes flog abermals auf die dreckige Straße dieses verfluchten Orts. Die Götter mussten ihren Spaß dabei gehabt haben.


    Undorich war nun von seinem Gegenspieler erstmal befreit und wäre nun hoffentlich in der Lage Haakon im Gegenzug beizustehen, der bereits seine Waffe, eine kleine einhändige Axt, gezogen hatte und versuchte den Dieb zu stellen, bevor dieser wieder auf seinen Beinen stand und erneut Gegenwehr leisten konnte.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/32.jpgGerade als der Dieb ihn niedergerungen hatte und Undorich schon das Gesicht verzog in der Befürchtung, gleich eine Faust abzubekommen, wurde sein Gegner einfach weggerisssen. Als er sich verdutzt umsah, sah er Haakon mit ausgestrecktem Fuß, dann den Dieb im Dreck liegen.


    Allerdings war er viel zu verdutzt, um sofort aufzuspringen. Vielmehr blieb er liegen und sah zu, wie Haakon seine Axt zog. Erst dann rappelte er sich langsam auf und zog sein Sax aus der Scheide. Der Typ war scheinbar direkt am Kopf getroffen worden, denn er blutete aus dem Mund - ob er sich auf die Zunge gebissen hatte? Er sah aber zumindest nicht danach aus, als würde er gleich fliehen...


    "Her mit dem Gold!", fuhr er den auf dem Boden Liegenden an. Unterdessen unterbrachen die beiden Kerle, die den Wagen beladen hatten, hinter dem Undorich sich versteckt hatte, ihre Arbeit. Für sie war offensichtlich nicht ohne weiteres klar, was hier vorging.


    "Hey, qu'est-ce macht ihr da?", fragte der eine in einem Latein, das man wegen des starken gallischen Akzents - ein Kenner würde wohl erkennen, dass es eine allobrogische Einfärbung war - kaum verstand. Seine Hand ging dabei zu einem Dolch, den er am Gürtel trug und er klang nicht so, als hielte er diese kleine Rangelei für gerechtfertigt.


    "Cef tabèrent fur moi! Fanf caufe!*", nuschelte der Dieb auf allobrogisch zurück und deutete panisch auf Haakon und Undorich.

    Sim-Off:

    * Diese haben mich geschlagen! Ohne Grund!

  • Kaum hatte sich sein Begleiter wieder aufgerafft, blaffte er den vermeintlichen Dieb auch schon an. Das war mal ein Mann nach Haakons Geschmack, kaum auf den Beinen und schon wieder mitten im Geschehen dabei. So jemanden konnte man in seiner Truppe wirklich gebrauchen.


    Doch dann schienen sich noch ein paar umherstehende Gestalten in die Angelegenheit einmischen zu wollen, denn einer der Beiden, die ihre Arbeit beim Karren aufgegeben hatten, sprachen sie an und wollten augenscheinlich wissen, was hier vorging. Zumindest hatte Haakon das geschlussfolgert, auf die wenigen Brocken, die er aus dem Satz des Galliers vernommen hatte. Den Rest hatte er nicht verstanden.
    Daher drehte er sich zu den Beiden um, den Dieb hielt ja Undorich momentan in Schach.
    "Dieser Mann ist ein Dieb! Also schert euch Weg!", brüllte Haakon die Beiden beinahe an, so sehr hatte er seine Stimme erhoben, die geschwängert war voll Agression und Zorn, denn dieses ständige hinter Leuten hergerenne ging ihm ziemlich auf den Zeiger. Er wollte bloß noch weg aus diesem vermaledeiten Ort.
    "Verschwindet!!", rief er nochmal und hob dabei drohend seine Axt, damit die Beiden genau wussten, dass er gewillt war diese einzusetzen.

  • "Gold.", spuckte er das Wort beinahe aus. "Goldmünzen, die für den Kaiser bestimmt waren.", viel mehr wollte er nicht verraten, immerhin waren sie hier auf fremden Terrain, wo keiner genau wusste, was passieren wollte, wenn die Bewohner dieser Stadt darüber Bescheid wüssten, dass dort ein Tross mit mehreren Karren voller Goldmünzen und anderer Schätze unterwegs war.


    Genau, der Karren! Die etlichen Münzen, die im Dreck verteilt lagen, als Haakon sie zum letzten Mal gesehen hatte! Sie mussten sich beeilen und schleunigst hier fort, wenn sich das herum spricht, konnten sie die Räuber und Plünderer auf ihrem weiteren Weg schon vor sich sehen.


    "Und jetzt macht, dass ihr fort kommt! Das geht euch nichts an! Verschwindet!", versuchte er es weiterhin ohne Gewalt, doch auch darauf bereitete er sich bereits vor und stellte seine Beine etwas weiter auseinander um einen guten Stand zu haben, sollte diese angespannte Situation noch zusätzlich eskalieren.

  • So langsam wurde aus seiner anfangs aufgesetzten Aggression nun ungespielter Zorn, der sich auch in Haakons Gesicht niederschlug. Er verlor mit jeder weiteren Nachfrage dieses kaum verständlichen Galliergesocks immer mehr die Geduld.
    "Nicht nur neugierig, sondern auch noch blind biste, eh?!", blaffte er dann, auf die letzte Frage des einen Fuhrknechts, zurück. Es reichte ihm endgültig.


    Es half wohl nur noch die Flucht nach vorne, doch ohne diesen Dieb in Ruhe durchgeschüttelt zu haben, damit auch jede gestohlene Goldmünze ihren Weg zu ihrem eigentlich bestimmten Besitzer fand, wollte Haakon diese Szenerie nicht verlassen. Das einzige Problem, das noch zwischen dieser Tat und ihm stand, waren diese zwei Gallier, die sich ungefragt in fremde Angelegenheiten mischen mussten. Die würden schon sehen, was sie davon haben.


    "Ik sachs net nomma!!", bellte er weiter, ohne dass ihm auffiel, dass er etwas von dem Latein abgekommen war, dass er auf dieser Reise beinahe ununterbrochen gesprochen hatte. Doch diese Situation kostete einfach zuviele Nerven, als dass er noch auf solch etwas, in seinen Augen, Belangloses achten konnte.


    Es dauerte noch einen Atemzug, dann schnellte er vor. Er sah einfach keinen anderen Ausweg mehr. Angriff war immer noch die beste aller Verteidigungen. Er versuchte dem einen der zwei gallischen Fuhrleute die stumpfe Seite seiner Handaxt ins Gesicht zu rammen, in der Hoffnung, dass wenn der Andere sah wie dieser zu Boden ging, vielleicht die Aussichtslosigkeit seiner Lage begriff, denn selbst eine so minimale Überzahl ungelernter Hilfsarbeiter, wobei einer der Dreien bereits im Dreck lag, würde es richtig schwer haben, gegen einen ausgebildeten Krieger, wie Haakon einer war und einen mindestens 'angelernten' Ex-Milizionär, der vielleicht noch keine Erfahrung im Kampf hatte, aber doch von einem verdient ausgezeichneten Veteranen der Legio IX & II ausgebildet wurde. Marcus Petronius Crispus höchstpersönlich.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/32.jpg Haakon war ein Typ, mit dem wirklich nicht gut Kirschenessen war, wie Undorich sich eingestehen musste - er ging wohl keinem Streit aus dem Weg. Mit seinem plötzlichen Angriff überraschte er aber nicht nur den Germanen, sondern auch die beiden Gallier, sodass der Axtkopf krachend auf die Nase des einen stieß. Der Kerl brüllte auf, doch der andere riss nun den Dolch heraus.


    "Tu es mort!*" fuhr er Haakon an und hielt den Dolch vor sich - ein Kenner würde wohl erkennen, dass er im Straßenkampf wenig erfahren war. Undorich tat das aber nicht, sondern sah all das als gefährliche Bedrohung. Als er die Arme hob, stellte er fest, dass er noch immer sein Sax in der Hand hielt - und schlug zu.


    Die schwere Klinge biss sich in den Arm des Fuhrknechts, dass das Blut nur so spritzte. Wahrscheinlich war er bis auf den Knochen vorgedrungen - dazu passte jedenfalls das Geschrei, das klang, als hätte jemand versucht ein Schwein abzustechen. Erschrocken zog er die Klinge wieder zurück - hatte der Centurio nicht gesagt, man sollte immer eher defensiv sein? Aber jetzt hatte er schon gehandelt - was sollte er tun?


    Sim-Off:

    * "Du bist tot!"

  • Während Haakon sich mit dem einen Gallier beschäftigt war, bemerkte er nur im Augenwinkel, wie Undorich auch auf den zweiten der Fuhrknechte losging. Das gefiel ihm allemal, ein Kamerad, der zügig handelte und keine Angst hatte sich schmutzig zu machen, oder der Gefahr einfach aus dem Weg zu gehen.
    Doch da der Gallier, mit der nun wohl gebrochenen Nase, noch stand, musste Haakon nachsetzen. Das tat er auch, ohne mit der Wimper zu zucken. Er rammte ihm seinen Axtstiel in den Magen und verpasste ihm hinterher noch einen ordentlichen Schwinger mit der freien Hand. Dies sorgte dafür, dass bei diesem Fuhrmann der Widerstand zu brechen schien, denn er ging erstmal zu Boden. Der Germane wollte sicher keinen Töten, weshalb er nur die stumpfen Aspekte seiner Waffe eingesetzt hatte.


    Jetzt konnte Haakon seinem Kameraden beistehen, der wieder zurückgewichen war, anstatt nachzusetzen und dem ganzen ein für alle Mal ein Ende zu setzen. Haakon stellte sich schützend zu Undorich und blaffte den nun angeschlagenen und nunmehr alleinen gallischen Fuhrmann an: "Hast du nun genug?!"
    Und versuchte dessen Gedanken mit einer drohenden Bewegung seiner Axt, die soviel ausdrücken sollte wie: 'Oder willst du noch mehr?', in die richtigen Bahnen zu lenken.
    Hoffentlich würde er sich nun seinen Kollegen schnappen und das Weite suchen. Sodann Haakon und Undorich sich endlich über den hoffentlich noch immer am Boden liegenden Dieb zu kümmern, das Gold einzusammeln und zurück zu den Anderen zu stoßen, damit sie endlich diese drei mal verfluchte Stadt verlassen konnten.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/32.jpg Haakon brachte seinen Fuhrknecht zu Boden, der von Undorich verletzte ließ seinen Dolch fallen und hielt sich den heftig blutenden Arm. Hektisch sah er hin und her, als Haakon sich auch schon vor ihm aufbaute. Der Drohung hielt er allerdings nicht stand - mit wenigen Sätzen sprang er davon.


    Jetzt endlich reagierte Undorich - er steckte seine Waffe weg und stürzte sich auf den Dieb. "Wo hast du das Gold, hm?" fuhr er ihn an und begann, seine Taschen zu durchwühlen. Sein Opfer war noch immer ganz groggy, sodass er sich nicht wehrte und der Milizionär am Ende tatsächlich triumphierend die Goldmünze hochhielt.


    "Na da schau an! Hauen wir ab, bevor der andere seine Freunde holt!" rief er Haakon zu und löste sich wieder von dem Dieb.

  • Endlich suchte dieser verdammte Streuner das Weite! Undorich musste ihn hart getroffen haben, dass er endlich aufgibt und die Sinnlosigkeit seines Unterfangens erkennt.
    Kurz darauf machte sich Haakons Weggefährte auch schon daran die Taschen, des noch immer paralysierten Diebes zu durchsuchen. Während Haakon sich noch den Schweiß von der Stirn wischte, wurde sein Kamerad fündig.
    "Sehr gut! Pack die ein und lass uns verschwinden!", bestätigte Haakon dann seinen Vorschlag, steckte die Axt zurück und machte sich dann, zusammen mit Undorich auf den Rückweg zur Gesandtschaft.


    Unterwegs drehten sich noch manche der Bewohner, die die Szenerie mit angesehen hatten, zu ihnen um, doch wohl nur wenige wagten überhaupt daran zu denken sie aufzuhalten. Und keiner davon, schien den Mumm zu haben, dies wirklich in die Tag umzusetzen. Sie schienen damit genug Eindruck gemacht zu haben.
    "Du hast dich wirklich gut geschlagen. Den Einen hast du ja ganz alleine fertig gemacht.", lobte Haakon seinen Kameraden lachend, von dem er solch einen Wagemut erst garnicht erwartet hatte. "Wie ist dein Name?" Mochte sein, dass er sich schon einmal namentlich bei Haakon vorgestellt hatte, doch hatte er diesen ehrlich gesagt mittlerweile wieder vergessen, doch würde er ihn ab jetzt wohl nicht mehr vergessen. Ein Gefährte im Kampf und in der Not, war unvergesslich.


    Es dauerte nicht lange, bis die Beiden wieder die Hauptstraße erreicht hatten und dort wieder auf den Tross aus Mogontiacern stießen, die gerade versuchten die Achse des kaputten Karrens zu flicken, doch konnte er nicht erkennen, ob es ihnen geglückt war, ober ob sie vielleicht schon aufgegeben hatten. Ein kurzer Blick über die Menschenmenge und dann sah er den Petronius.
    "Gib mir die Münze.", zischte er Undorich zu und stupste diesen mit dem Ellbogen an, als sie noch etwa fünf Schritte von dem Ring aus Wachleuten, die die Karren und die Gesandtschaft schützen sollten, entfernt waren. Haakon wollte seinem Patron die freudige Nachricht, ohne Verluste dieses Schauspiel der Götter überstanden zu haben, unverzüglich und persönlich überbringen. So, dass sie wenigstens in dieser Hinsicht nicht noch mehr Geld verlieren würden. Diese Zöllner waren sowieso die besseren Banditen, als dieser halbstarke Dieb, der wohl noch immer mit gebrochener Nase im Dreck der Straße lag.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/32.jpg Der anderen Germanen war es ganz recht, dass Haakon nach vollendetem Auftrag rasch das Weite suchte - wer wusste schon, ob nicht ein paar von den feindseligen Gestalten um sie herum nicht auch ein paar Freunde des Diebes waren und eine neue Schlägerei anzettelten?


    Sie kamen aber zum Glück unbehelligt weg, sodass sie unterwegs sogar noch ein bisschen Lob austauschen konnten. Undorich grinste schief - das ganze hätte auch gut nach hinten losgehen können!
    Dass Haakon aber dann nach seinem Namen fragte, verblasste das Grinsen schnell wieder - sie waren nun schon ziemlich lange Zeit unterwegs und sooo groß war die Truppe doch auch wieder nicht, dass sie ihre Namen nicht kannten! Zugegebenermaßen hatte Undorich die ganze Zeit kein Wort mit Haakon gewechselt - wenn man einseitige Wortwechsel mit stummer Befehlsausführung wegließ... aber naja, immerhin war Haakon doch sowas wie ihr Centurio...
    "Undorich" antwortete er aber schließlich und ging zielstrebig weiter. Am Ende steckte er Haakon schließlich noch die Münze zu - wenn auch etwas widerwillig, denn er befürchtete, dass sein Hauptmann den ganzen Ruhm allein einheimsen wollte, wenn sie dem Centurio unter die Augen traten...

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