[Trans Tiberim] Herberge zum Salamander – Refugium des Decimus Serapio

  • Wenn er doch nur das eine gesagt hätte. Wenn er es doch belassen hätte bei den schönen Worten, die süß waren wie Honig, Balsam für meinen Wunden, bei den Worten, denen es hätte gelingen können, den Graben zwischen uns zu überbrücken.
    Aber er beließ es eben nicht dabei, er verpasste ganz entschieden den Moment wo er besser geschwiegen hätte – und etwas in mir... klappte zu. Mein Gesicht wurde hart. Meine Mundwinkel zuckten nur müde, als er niedliche Worte in unbeholfenem Iberisch sprach. Der Abgrund war zu tief, und bei aller Einsamkeit... bei aller Verzweiflung... ich hatte mich nicht... um einen entsetzlichen Preis... von dem Sumpf der Lügen und der feigen Heuchelei abgewandt, um mich nun zum Hausfreund einordnen zu lassen, von einem stromlinienförmigen Politiker, der ganz versessen darauf war sich um jeden Preis an das Unrechtsregime ranzuschmeißen.
    "Marcus Dulcis Dives..." sagte ich müde und traurig, "du bist wunderschön... und ungeheuer wortgewandt... und sehr..." ...ich stockte, sprach mit niedergeschlagene Augen weiter..."sehr liebenswert... und auch mein Herz hat höher geschlagen als du zu mir gekommen bist..." Dann kam das aber. "Aber es ist... erschreckend wie naiv du dir die Welt zurechtfabulierst... zu einem Ort des Guten und Schönen. Und du redest zuviel. Viel zuviel."
    Ich hob den Blick und sah ihm resigniert in die Augen. Die Augen, genauso blau wie Vergissmeinnicht.
    "Wieviel du auch reden magst – du wirst mich weder davon überzeugen, dass Licinus recht daran getan hat, mich zu verleugen und in der Not im Stich zu lassen... noch wirst du mich davon überzeugen, dass du recht daran tust, dich an das Regime des Giftmörders und Kriegsverbrechers anzubiedern, ohne auch nur einmal dein hübsches Köpfchen zum Denken zu benutzen und die Lügenpropaganda dieser Mörderbande zu hinterfragen... noch wirst du mich mit deinem Irrglauben anstecken können, dass es für dich... oder uns... oder für das was zwischen uns sein könnte.. irgendwie gut sein könnte, wenn du dich willfährig von einer zänkischen Frau aus einer undeutenden Gens erpressen und zum Sklaven machen lässt."


    Ich wandte mich ab, und ging steifbeinig die paar Schritt bis zu dem Fleck vor meinem Zelt. Völlig erschöpft sank ich dort, starren Blickes, auf eines der Felle, die da zum Sitzen auf dem Boden rumlagen. Die Verzweiflung war... wie ein hartes Geschwür in meiner Brust, ich hätte weinen wollen, aber meine Augen blieben trocken.
    Mein Icarion stand dort, unaufdringlich im Hintergrund, mit dem edlen Massiker, den er ein wenig zu optimistisch schon entkorkt, und zwei grünblaue Glaspokale damit gefüllt hatte.
    "Mach mir eine Opiumpfeife fertig" sagte ich zu Icarion, und zog mir eine Decke um die Schultern. Er bot mir trotzdem erst den einen Pokal an, stellte ihn, als ich ihn nicht nahm, dann einfach neben mir ab. Darauf ging er zu Dives, um ihm den anderen anzureichen. Alles verging... alles zerfiel... aber mein Sklave wahrte die Form.

  • In der Tat war Faustus keineswegs der erste, der Dives zwar einerseits Wortgewandtheit unterstellte, auf der anderen Seite aber zeitgleich sagte, dass der Iulier jedoch insgesamt etwas zu viel sprach. Tatsächlich nämlich war dergleichen sogar dem Betroffenen selbst nicht unbekannt. Doch konnte er hier manche Dinge einfach nicht unkommentiert lassen. Denn - und so drastisch und vermutlich auch übertrieben würde sich der Decemvir gewiss nie offen äußern - es kam ihm hier partiell wirklich so vor, als würde sein Gegenüber mit zwei verschiedenen Maßstäben messen: Begonnen bei dem Verhältnis zueinander, für das Faustus auf der einen Seite hier offensichtlich den Anspruch stellte, Dives von seinen Eheplänen abbringen zu können, während er andererseits begonnen spätestens einstmals hinter einem Nymphaeum den Iulier immer wieder und wieder von sich stieß. Letzteres zeigte nicht nur die Titulierung als 'Dulcis Dives', sondern nicht zuletzt auch die vorherige Aussage des Decimers, dass er an dieser Stelle bereits absolut nichts mehr zu verlieren hätte. Und hatte Faustus gerade hier und jetzt nichts und niemanden mehr zu verlieren? Oder war der blonde Jemand schlichtweg einfach ein Nichts in den decimischen Augen? Derlei Fragen stellten sich dem Decemvir hier unweigerlich.
    Ähnliches galt für den Fall des Licinus, den Dives hier offenbar nicht verteidigen dürfen sollte, obgleich nur unlängst zuvor Faustus seinen eigenen Verwandten, der als gewählter Consul ganz offensichtlich auf der selben Seite wie Licinus stand, sehr wohl in Schutz nehmen durfte. Alternativ, denn ebenfalls den iulischen Lagerpräfekten betreffend, war es allem Anschein nach unmöglich für ebendiesen und sein Agieren während des Bürgerkrieges auch nur irgendein Verständnis aufzubringen, während Faustus' Sichtweise auf den Cornelius selbstredend nicht infrage gestellt werden konnte, obgleich außer Worten und Aussagen nurmehr Toter zumindest dem Wissen des Iuliers nach nichts weiter für dessen Sichtweise sprach. Oder hatte man in der Villa Tiberia Gift gefunden? Hatte die Durchsuchung der Villa Claudia eindeutige Briefe einen Giftmord betreffend ans Licht gefördert? Oder waren in der Villa Aurelia, Flavia oder Vinicia vielleicht gar irgendwelche Kaufbelege oder ähnlich belastendes Material sichergestellt worden? Dem Decemvir wäre derlei in der Tat (und völlig natürlich, da er ja selbst kein Praetorianer war) neu. - Und dennoch hatte Dives selbst hier bislang und trotz mehrfacher Möglichkeit kein Wort darüber verloren, dass er die Betitelung des Corneliers als Giftmörder für falsch erachten würde.


    Zuletzt blieb Faustus dem Iulier bewusst oder unbewusst die Antwort darauf schuldig, ob er sich nicht selbst längst im eigens kritisierten Lügenkäfig befände, was andererseits Dives auch wieder Antwort genug war. Und so hatte der Vigintivir hier tatsächlich einfach nicht schweigen können, nicht oberflächlich nett und freundlich sein können, nur um auf eigene Kosten bloß keinen Konflikt entstehen zu lassen aus der Gefahr heraus, dass Faustus ihn sonst gleich wieder von sich stieß - was er hier sodann auch tat. Wie würde in unzähligen Jahren einmal ein Mann aus iulischer Sicht ganz treffend formulieren? 'Wir können immer liebenswürdig sein zu den Menschen, an denen uns nichts liegt.'
    So also wagte der Decemvir auch einmal einen weniger liebenswürdigen Kurs zu fahren, der nicht zuletzt zeigte, dass es ihm wenigstens in bestimmten Punkten durchaus wichtig war, dass man etwas mehr zueinander fand - ohne dass einer der beiden dabei den gesamten Weg auf den anderen zugehen müsste, verstand sich. Vielleicht würde Dives auf diese Weise ja unterm Strich mehr Erfolg bei seinem Gegenüber haben, als mit seiner sonstigen Art, die ihn, so pedantisch dies klingen mochte, eben nur zu einem 'Dulcis Dives' gemacht hatte.


    Nachdem sich der Geliebte von ihm abgewandt und zu seinem Zelt begeben hatte, atmete der Iulier nachdenklich einmal tief durch. Sollte er nun einfach gehen und Faustus damit erst einmal Zeit geben, um die hier gesprochenen Worte zu verdauen, bevor er dem Decimer in ein paar Tagen vielleicht nochmal einen Besuch abstatten würde? Er sah zu dem nach dem Krieg doch eben erst wiedergewonnenen Faustus, dessen Anblick ihn spontan an einige melodische Zeilen erinnerten:
    'I remember tears streaming down your face / When I said, I'll never let you go / When all those shadows almost killed your light
    I remember you said, / Don't leave me here alone / But all that's dead and gone and passed tonight'

    War es nicht beinahe so, wenn man vielleicht von den trockenen Augen Faustus' absah?
    'Just close your eyes / The sun is going down
    You'll be alright / No one can hurt you now
    Come, morning light / You and I'll be safe and sound'

    Die Gesichtszüge des Iuliers hellten etwas auf, während er kurz davor war, leicht zu lächeln.
    'Don't you dare look out your window / Darling, everything's on fire / The war outside our door keeps raging on
    Hold on to this lullaby / Even when the music's gone, gone...'

    Just in diesem Augenblick bot der Sklave, dessen Namen Dives an dieser Stelle bereits wieder vergessen hatte, ihm einen weinbefüllten hoffnungsvoll grünen, wie er selbst fand, Glaspokal an. Gehen oder bleiben? - Diese Frage hatte er sich selbst noch nicht einmal beantwortet, da hielt er das Glas bereits in den Händen... und ging hernach Schritt für Schritt langsam ebenfalls zu dem decimischen Zelt, um sich ebendort selbst auf eines der Felle zu setzen, die die Kälte des Bodens abhielten.
    "Es tut mir Leid.", flüsterte Dives nur wenig hoffnungsvoll. Angefangen damit, dass er die vorherige Stimmung zerstört hatte, daüber, dass er die eigene Verlobung bislang auch weiter nicht zu lösen gedachte, bis dahin, dass sie hier offenkundig auch darüber hinaus in vielerlei Punkten verschiedenster Ansichten waren. Ohne bisher daraus getrunken zu haben blickte der Iulier alsbald leicht verträumt den Pokal in seinen Händen an, dessen Glas so unbeschwert und federleicht funkelte im Licht...

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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Es "tat ihm leid". Meine Lippen kräuselten sich verächtlich.
    "Ach tatsächlich. Wie nett."
    Mit klammen Finger ergriff ich das Glas und prostete ihm mit beißendem Sarkasmus zu.
    "Prost, Dulcis Dives! Ich trinke auf diese wohlfeile Phrase. Wenn es dir ach so leidtut, dann tu es eben nicht! Dann hör auf dir was vorzumachen. Wenn du heiratest ist es aus mit uns! Es funktioniert nicht, sowas funktioniert nicht, Frauen drängen sich immer dazwischen, ich hab das zu oft schon mitgemacht, ich werde mir das nicht nochmal antun!"
    Die alten Wunden meldeten sich schmerzhaft...... Hannibal... geliebter Hannibal... wie er sich achtlos von mir abwendet, mein Liebesgeständnis gar nicht hörend, weil er mit den Gedanken nur bei seiner Chrysantha-Schlampe weilt... und Massa, der Treulose, wie er mich, nach der Schlacht bei Tasheribat halb am krepieren, alleine läßt um seiner nach Ziegenmist stinkenden "Wüstenblume" hinterherzurennen... Unwillkürlich rieb ich mir den häßlich vernarbten rechten Unterarm.
    "Du hast die Wahl! Schick das Weib dahin wo der Pfeffer wächst! Ich werde die Sache schon regeln, ich kenne genug Leute die jemanden verschwinden lassen können. Und fang an zu denken, und öffne deine Augen, und stell dich dem Fakt, dass der Gewaltherrscher, an den du dich da mit dieser Hochzeit annähern willst, genau derjenige ist, der die Ulpier vergiftet hat, den Krieg auf Rom gehetzt hat, und und tausende von uns Soldaten dazu verurteilt hat, von Bruderhand elendiglich zu verrecken. Aber mir scheint, Dulcis Dives, du willst lieber blind und taub sein, weil das für dich ja um so vieles bequemer ist!"
    Es war wie eine unüberwindbare Mauer, diese... ungeheure Trägheit, diese phlegmatische Gleichgültigkeit, dieser achselzuckende Opportunismus angesichts des widerlichsten Verbrechens, das man sich als Römer nur vorstellen konnte – und dieses bizarre Phänomen begegnete mir ja nicht nur jetzt, hier, mit Dives, nein, jedermann schien davon befallen, es war eine Seuche, eine Pest, die aufrechte Römer in blökende Schafe, die eifrig dem Giftmörder hinterhertrippelten, verwandelte. Unheimlich, sehr unheimlich...Und irgendwie... wirkte dieses Phänomen auch so... künstlich, so... unecht, wie von aussen gemacht. Denn Dives war doch eigentlich alles andere als ein Schaf, er war scharfsinnig, und vor allem war er ein Mensch mit Anstand und mit Idealen, sonst hätte er sich damals nicht mit dem "Gefesselten Prometheus" so in Gefahr gebracht! Auch wenn es fehlgeleitet gewesen war... er hatte Mut bewiesen, damals...-
    Unvermittelt kippte ich das Glas runter, und knallte es mit voller Wucht vor ihm auf das Dach. Es klirrte ohrenbetäubend, und Scherben spritzten durch die Luft, ein Regen grüner Glassplitter...
    "MARCUS!!" brüllte ich ihm heiser ins Gesicht, "WACH ENDLICH AUF!!! HAST DU DENN GAR KEINE COJONES MEHR???!!"

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  • Ganz offenkundig: Diese Entschuldigung verfehlte ihr Ziel... gewaltig. Im Gegenteil wusste der Iulier kaum wie ihm geschah, als sich Faustus trotz allem sogleich wieder in eine Rage redete, die wenig nur noch er selbst zu sein schien. Er, der als treu dem vescularischen Scheusal folgender Praetorianertribunus dereinst im Theatrum zu Ostia auch nicht so verbissen und schwarz-weiß war! Es war offensichtlich, dass der Krieg ihn mitgenommen hatte, sehr mitgenommen hatte und so, dass Dives kaum abzuschätzen vermochte, inwieweit Faustus je wieder zu seinem alten Selbst zurückfinden könnte und würde. Bevor er dazu kam jedoch, stellte er zunächst den noch immer von seinen Lippen unberührten Glaspokal neben sich ab, setzte sich um auf seine Knie und sprach noch einmal Klartext - vielleicht half es ja - zu der Sache mit der Sergia:


    "Faustus, ehrlich? Du, von allen Menschen ausgerechnet DU, der MICH einst abgewiesen hat, nichts Ernstes, sondern nur ein bisschen Spaß mit mir wollte, ausgerechnet DU wirfst MIR jetzt vor, dass ich das tue, was du immer von mir wolltest?!? Wozwischen soll sich eine Frau denn bitte bei uns beiden drängen, hm? Was IST hier?", riss er die Arme vorwurfsvoll auseinander. "Weißt du eigentlich, wie lange ich als kleiner Magistrat von Ostia nach unserer ersten Begegnung von dir geträumt habe, hoffte von dir zu hören oder zu lesen; wie es mir ging, als du, großer Praefectus Praetorio, mich kleinen Magistrat an deinem Festtag bei diesem Nymphaeum geerdet hast; wie voller Hoffnung ich dennoch war, als ich kurz vor deiner Abreise in den Norden zu dir kam, nur um dann doch nur wieder nicht das zu hören, wonach ich mich seit einer schmerzlich gefühlten Ewigkeit sehne?!? Weißt du das?!? - NEIN, das weißt du scheinbar nicht! Denn ansonsten würdest du hier nicht so tun, als wäre die Situation mit der Sergia nicht genau das, wohin DU mich getrieben hast!", schlug Dives verbal um sich und hielt folglich nur zum Luftholen kurz inne.
    "Und du hast verdammt recht: Heute habe ICH die Wahl und heute stehe ICH mit dem kleinen Zeh schon fast im Senat!" Dereinst als Prätorianerpräfekt saß Faustus ja beisitzend in jenem hohen Gremium - oder hätte dies gegebenenfalls tun können. Der Iulier wusste schließlich nicht, inwieweit sein Gegenüber einst Gebrauch von besagter Möglichkeit gemacht hatte. "Trotzdem lass dir gesagt sein, dass es keineswegs letzteres, sondern alles Vorherige ist, das mich dir sagen lässt, dass DU dein Recht lange verspielt hast, mir sagen zu können, was ICH zu tun und zu lassen hätte!", war vielleicht etwas übertrieben, weil es so ganz bewusst erst hier und heute Dives wirklich klar wurde, dass er Faustus derlei nicht mehr zuzugestehen bereit war. "Du kannst dir also sicher sein, dass ich die Sergia heiraten werde, ob du das unterstützt oder nicht!" Soviel dazu. Naja, vielleicht eins noch: "Überhaupt in Erwägung zu ziehen, dich zu fragen, ob du mir die Ehre machen würdest mein Trauzeuge zu sein - ich..." will jetzt lieber nichts Falsches sagen. "Mir fehlen einfach die Worte."


    "Aufwachen, Faustus, das solltest nämlich DU! Denn der Cornelier ein Gewaltherrscher und Kaisermörder...", schüttelte der Iulier ungläubig den Kopf, obgleich er sich selbstredend schon auch fragte, was hinter dieser konkreten Anschuldigung steckte. "Ich bin dem Cornelius begegnet, weißt du? Und ich kenne auch den Vescularius persönlich! Und beim besten Willen: Dieses widerlich Scheusal, das schon als Stadtpräfekt nur geil auf Geld und Macht war und sich am liebsten aufführte, als wäre er selbst längst der Kaiser, DER hat doch am meisten von allem profitiert und saß kurz nach dem Mord dann auch prompt auf dem Thron! Nicht umsonst habe ich damals in Ostia schon vor all diesen Ereignissen bewusst gegen dieses MONSTER propagiert! - Ja, BEWUSST, nur damit du es weißt!", gab er heute zu, was er dereinst noch verleugnet hatte. Luftholen.
    "Cornelius hingegen, dessen Name sicherlich auch nur deshalb im kaiserlichen Testament stand, weil der Princeps selbst kurz vor seinem Tod noch merkte, wie der Vescularius seine Macht nur missbraucht, wurde doch nach den Saturnalien gejagt wie ein armes Schwein! Daran ändern auch weder deine Worte damals, in diesem Interview mit der Acta, noch deine Worte mir gegenüber heute etwas! Das ist einfach..." Irrsinn? "Weißt du, was ich langsam glaube? Du nutzt diese alte Propaganda, die du damals für den Fettsack gemacht hast, nur um MIR jetzt eins reinzudrücken. - Ja, genau! Denn dein kleiner 'Dulcis Dives', dein nettes kleines Schoßhündchen, das immer für dich gesprungen ist, wenn du ES mal brauchtest und sich sogar nicht zu schade dazu war, es dir wie ein Sklave zu besorgen", erinnerte er sich daran, dass er Faustus damals hinterm Nymphaeum einen geblasen hatte. "springt jetzt eben NICHT mehr immer so, wie du willst! - Aber DU, Faustus, bringst mich bestimmt nicht dazu, dass ich etwas tue, wofür ich auf Ewig im Hades brennen würde!", nachdem man ihn logischerweise für den Verrat am Kaiser hingerichtet haben würde. "DU NICHT!" Mit diesen Worten erhob sich Dives, wandte sich mit Schmerz in der Brust von Faustus ab, ging bis an den Rand der Dachterrasse und versuchte gegen die beklemmende Enge in seiner Brust dennoch irgendwie zu atmen. Wahrscheinlich sollte er jetzt einfach gehen. Auf und davon. Ohne Blick zurück. Oh, Faustus!

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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Was war auf eine solche Tirade noch zu sagen? Was sollte ich darauf noch erwidern, auf diesen wirren Wust von Vorwürfen, in dem sich munter Versatzstücke des Wirklichen mit Irrtümern, Propagandalügen und paranoider Phantasterei vermischten? - Konnte er allen Ernstes glauben, ich würde mir, um ihm eins auszuwischen, solche Sachen einfach aus den Fingern saugen?!
    Heftig vor den Kopf gestoßen, betrachtete ich stumm und verkniffen seinen wütenden Rücken.
    Eines war mal klar: Dives war ganz schön verwirrt. Wahrscheinlich war er sogar noch verwirrter als ich.
    Ich wischte ein paar Glassplitter von meinen Knien – schade irgendwie um den Pokal, jetzt hatte ich nur noch einen - und fühlte mich ganz enorm hilflos. Wie konnte ich... wie könnte ich es jemals schaffen, ihn zu überzeugen, die Wahrheit zu sehen, mir Glauben zu schenken, wenn ich nicht mal ansatzweise durch diesen Wall von Verblendung und Zorn hindurchkam.
    Warum war Dives denn überhaupt hierher gekommen... wenn er doch so ungeheuer wütend auf mich war. War er im Grunde nur gekommen, um mir unter die Nase zu reiben , wie blendend sein Leben verlief, im Gegensatz zu meinem, und um mich schwungvoll abzuservieren? Trauzeuge?! Der blanke Hohn!
    Es war ja nicht völlig von der Hand zu weisen, dass ich seinen Avancen damals nicht unbedingt feinfühlig begegnet war. Aber was konnte ich dafür, wenn er sich bei einem kurzen Intermezzo gleich verguckte? Und es war so lange her. Es war in einem anderen Leben gewesen. Der Faustus, der da in diesem Lust-und-Liebesreigen getanzt, und dem schönen Iulier auf die Füße getreten war... dieser Faustus war irgendwo zwischen dem Schlachtfeld, der Kerkerhaft und dem Untergang meiner Welt auf der Strecke geblieben.


    "Oh Dives." murmelte ich leise. "Das glaubst du doch alles nicht wirklich..."
    Nun denn. Dann würde er also seine Crysantha heiraten. Selbst schuld. Er würde schon sehen was er davon hatte. Überhaupt. Ich war gar nicht in der Situation wieder irgendwas anzufangen... Ich würde ihn nur in Verruf bringen. Und in die Gefahr mithineinziehen. Oder etwa nicht? Doch. Genauso war es.
    Langsam und schleppend hievte ich mich in die Aufrechte, und ging zu ihm hinüber.
    "Nein," sagte ich zu seinem Rücken, "das habe ich nicht gewußt, dass es es dir so ernst war... Marcus." Ich war ja lernfähig. Auch wenn ich 'Dives' als Namen noch immer tausendmal fabulöser fand.
    Schoßhündchen hatte er gesagt. Das war ja nun wirklich übertrieben. So schlimm war ich doch auch wieder nicht gewesen. War er etwa nicht auf seine Kosten gekommen?
    "Ich war damals... hör mal, es tut mir leid wenn ich damals... etwas... ähm... naja... oberflächlich war." erklärte ich seinem schönen Nacken. "Ich... ähm... ich hatte gerade etwas hinter mir... etwas ziemlich..." Griechisches, lockiges und treuloses... "katastrophales... und war nicht so ganz... so wie ich sonst bin... und war auf einmal Präfekt und mußte schier unmögliche Entscheidungen treffen... und dann war da auch noch... also, ganz plötzlich wieder aufgetaucht... mein, ähm..... Ex..."
    Ex. Ein wunderbares Wort, so kurz und bündig, so abfällig, verwies es die ganze verfluchte überlebensgroße und überlebensfurchtbare Schicksalsbegegnung in eine kleine dunkle Ecke in der Vergangenheit. Ich sagte es gleich nochmal, wobei ich unheilvoll zum Quirinal herüberspähte:
    "Mein Ex. Und das war auch eine... ähm... lange Geschichte..... aber... " Aber das führte zu weit. Ich hustete, verschränkte die Arme vor der Brust.
    "Also... was ich nur sagen will: Es stimmt nicht - du warst nie... warst doch wirklich nie sowas wie ein 'Schoßhündchen' ... das ist Blödsinn, das stimmt einfach nicht..."

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    Klient - Decima Lucilla

  • In der Tat glaubte Dives keineswegs, dass sich Faustus diese ganze Geschichte nur für ihn ausgedacht hatte. Nein, das war ja allein schon deshalb recht unwahrscheinlich, weil Faustus damals, als er der Acta jenes Interview gab, ja noch immer der strahlende Praefectus Praetorio gewesen war, dem vermutlich auf ein Fingerschnippen hin mehr als genug Herzen zu Füßen lagen. Bei wenigstens potenziell so vielen Abendteuern hatte er bestimmt nicht ausgerechnet dem einen iulischen irgendetwas anzuhaben gewollt. - Aber, und das war hier Dives' Punkt, diese alte Geschichte hier und jetzt aufzugreifen und dazu zu benutzen, den Iulier bewusst zu etwas zu verleiten, dass jetzt, nachdem er hinsichtlich der Verlobung mit dieser Sergia seinem Geliebten vermeintlich untreu war, nurmehr das Ziel dem Decemvir zu schaden hatte, das konnte sich Dives durchaus vorstellen. Und darauf, nein, da fiel er hier und jetzt nicht einfach herein... obgleich ein Teil von ihm selbstverständlich hoffte, dass es die Wahrheit wäre, die Faustus sprach. (Denn das hieße, dass er hier nicht gegen ihn zu arbeiten versuchte.) Aber was wusste er schon, wieviel Besitz der Decimer normalerweise von seinen Gespielen ergriff und wie weit Faustus zum Aufrechterhalten jener Verhältnisse gegebenenfalls zu gehen bereit sein würde?
    Weshalb und warum nun also war der Iulier überhaupt hierher gekommen, wenn er derart zweifelte? Diese Frage stellte auch er sich in just diesem Augenblick. Die Antwort darauf war ganz simpel: Er hatte einfach nicht nicht sofort mit hierher kommen können. Und gehofft hatte er; gehofft, dass er Faustus lebend wiedersah; gehofft, dass sie nun, nach allem, was um sie herum passiert war, endlich zueinander finden würden; gehofft, dass auch Faustus letztlich einsah, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Dives sich verheiraten musste - mit der einen oder anderen Fausta. Doch mitnichten schien der Geliebte hier zu sehen, dass eine nur für die Öffentlichkeit bestehende Ehe, eine Ehe, welche die Schlafzimmertüre zum Iulier wohl kaum würde jemals aufzubrechen vermögen, dass eine solche Ehe nichts (oder kaum etwas) änderte zwischen ihnen!


    Maybe I'm young and in the ways of love naive
    Maybe I'm desperate for a reason to believe
    There wasn't anyway I thought that we would fall
    ~ Josh Groban ~


    Als Faustus sich aufraffte ihm an den Rand der Dachterrasse zu folgen, behielt Dives seinen Blick starr auf die Dächer der vielen Häuser gerichtet. Er hätte nicht gewusst, wie ernst es dem Iulier war, behauptete er. Natürlich. Denn es war ja schließlich nicht so, dass Dives dergleichen nicht etwa dereinst hinter einem gewissen Nymphaeum mehr als deutlich geäußert hätte. Darüber konnte Faustus auch mit der praenominalen Anrede nicht hinwegtäuschen. - Es ging hier schließlich auch nicht darum, ob man nur plump auf die eigenen Kosten gekommen war oder nicht. Nein, vielmehr stand doch die Frage im Raum, inwieweit jener Gesamtzustand ein befriedigender sein konnte, in dem nur einer stets die Ansage machte, wann und wie es ihm passte und wann und wie eben nicht. Das stellte den anderen nämlich unweigerlich irgendwann vor die Entscheidung, ob er sich entweder zum Schoßhündchen machen ließ oder... nicht.
    Es. Tut. Mir. Leid. Bei diesen Worten, die wohl von Seiten Faustus' ein Novum gegenüber Dives waren, hielt letzterer unweigerlich kurz die Luft an. Nur allzu gerne hätte er sich hernach umgedreht und daran geglaubt, dass damit alles anders und alles besser wäre. Doch er rührte sich nicht. Nicht nur, dass es vermutlich einmal mehr naiv gewesen wäre zu glauben, dass Faustus damit auch nur eine Sache die Sergia betreffend anders sah, wollte er schließlich auch nicht das weibisch weiche Klischee ihresgleichen bestätigen. 'Genau!', machte er sich gedanklich Mut. Und als ob er es geahnt hätte, brachte die Stimme in seinem Nacken sodann auch eines der Themen zur Sprache, welche sich zu jedweden Dates natürlich stets besonders gut machten... das Thema etwaiger Verflossener. - Wie schön, wenn man einen hatte, auf den man die Schuld am eigenen Verhalten abwälzen konnte, dachte er sich. Denn wer ohne Ex dastand, der hatte von derlei Problemen nicht nur selbstredend keine große Vorstellung, sondern womöglich auch nur ein geringeres Verständnis dafür.


    Erst das Husten Faustus' letztlich vermochte es, dass der Iulier sich aus einem Reflex der Sorge um den Geliebten heraus umdrehte und seine rechte Hand an Faustus linken Oberarm legte. Es dauerte einen kleinen Moment, bis er dergleichen realisiert hatte und die Situation ablenkend zu überspielen versuchte:
    "Ich glaube dir sogar, dass du so denkst.", antwortete Dives also auf den letzten Satz seines Vorredners. "Dennoch fühlt es sich genau so an, wenn du mir jedwede Entscheidung abzunehmen versuchst und selbst stets derjenige bist, der das Kommando dazu gibt, wann wir uns treffen, wo wir uns treffen, wer eine geeignete Partie an meiner Seite wäre und wer nicht.", erklärte er mit mildem Lächeln, bevor er sich über seine Hand auf Faustus' Oberarm an seinen Geliebten heran zog, ihm einen Kuss auf die Wange gab und sich schweren Herzen dazu durchrang, vorerst Abschied zu nehmen.
    "Ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt gehe. Ich..." Er stockte und schaute seinem Gegenüber vielsagend in die Augen. "Ich sollte gehen.", beendete er den begonnenen Satz gänzlich anders, als zunächst intendiert. Damit sodann ließ er Faustus auf der Dachterrasse stehen und machte sich ruhigen Schrittes auf zu gehen. *


    Sim-Off:

    * So du ihn nicht aufhälst, versteht sich. Allerdings meintest du ja, dass wir dem Thema hier langsam ein Ende setzen sollten. ^^

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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • "Ja, geh nur!" höhnte ich bitter. "Geh zu deiner Erpresserin, und stell dich brav unter ihr Kommando! Schlappschwanz."
    Die Traurigkeit schnürte mir die Kehle zusammen. Da sprang ich mühsam über meinen Schatten und dann... ein Kuss auf die Wange. Einfach stehengelassen werden. Dergleichen war mir schon zu oft geschehen, und auch in Lebenslagen, in denen es mir deutlich weniger dreckig gegangen war als zur Zeit, war sowas doch jedesmal ein Dolchstoß ins Herz (und ins Ego) gewesen.
    In meiner jetzigen Lage.......


    Mit brennenden Augen sah ich ihm nach. Sein Schritt war so aufreizend gelassen. Als mache er jeden Tag leichthin mit ein paar lebensmüden Verehrern Schluß.
    Lass mich nicht allein! schrie alles in mir. Aber meine Lippen blieben schmal, hart aufeinander gepresst.
    Bleib bei mir! Er war zu mir in meine Einöde der Verzweiflung gekommen, und hatte mir... für einen Augenblick... sowas wie... einen Silberstreif am Horizont gezeigt. Oder besser: vorgegaukelt... nämlich genau bis zu dem Moment, als er dann angefangen hatte zu reden, und mir eröffnet hatte, dass er heiraten würde, um sich besser an das Verbrecherregime, das uns mit Krieg überzogen und meine Existenz vernichtet hatte, ranzuschmeißen.
    Und doch suchte ich fieberhaft nach den Worten, die ihn innehalten lassen würden.
    Ich könnte ihm sagen, ich würde vom Dach springen, wenn er mich verließe. Und dann? Er würde mich wahrscheinlich auslachen. Und das zurecht.
    Ich könnte ihm sagen, dass ich ihn liebte. Aber ich wußte ja gar nicht, ob ich ihn liebte. Meine Gefühle lagen irgendwo tief unter der dumpfen Verzweiflung begraben, und ich hätte wirklich nicht sagen können, ob...... Nur dass ich um keinen Preis wollte, dass er ging.... das wußte ich genau.
    Aber er tat es. Ruhigen Schrittes.
    "Ja, geh nur." flüsterte ich, und sackte da wo ich war in mich zusammen. "Geh doch zum Hades."


    Die Zeit verrieselte, schal und grau. Ich fror. Nahm es kaum wahr, wie Icarion mich umsorgte. Als ich die Stimme wiederfand, verlangte ich nach der Opiumpfeife.
    Und mein alter Freund ließ mich nicht im Stich. Er war mir immer treu. Warme, starke Arme schlang er um mich, und sanfte tröstende Worte raunte er mir ins Ohr, und seine Traumschwingen rauschten wie der Wind in den Bäumen, als er mich aufhob, mich all der Verzweiflung mühelos entriss und hinauf trug, so leicht, ganz leicht, hoch hinauf, unendlich weit und immer höher. Ich atmete Glück. Alles war gut.

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    Klient - Decima Lucilla

  • Am Ende... hatte ich es dann ja doch noch mal verzweifelt versucht... den Silberstreif am Horizont zu erhaschen... nur um erkennen zu müssen dass es diesen Hoffnungsschimmer gar nicht gab... dass auch der schöne Marcus Dives ebenso kleinmütig und wetterwendisch war wie all die anderen, die mich verraten hatten, um sich an das Unrechtsregime anzubidern... dass ich mich doch nur, trotz aller Gründe es besser zu wissen, wieder selbst belogen hatte, in meiner Qual und meiner elenden Einsamkeit.
    Aber das war's. Das war jetzt alles. Dives... war der letzte Versuch gewesen, mich an ein Leben zu klammern dass schon längst Asche war. Die letzte Torheit. Genug. Es reichte. Ich hatte nur das unvermeidliche hinausgeschoben, schon viel zu lange. Ich stand vor dem Nichts, und das Nichts starrte mich an, und ich wußte: es gab einfach nichts mehr wofür es sich überhaupt noch irgendwie zu leben gelohnt hätte.


    Mit versteinerter Miene traf ich meine Vorbereitungen, dann rief ich meine Schar von Sklaven zusammen. Dort oben auf der Insula, die mir nun lang genug schmuddeliges Exil gewesen war. Es war ein frühlingshafter Tag. Das Gurren von Ringeltauben erfüllte die Luft. Milchiges Licht verklärte die Ewige Stadt, von hier oben sah sie aus wie eine leicht hingetupfte Theaterkulisse, und nichts verriet das Ausmaß von Falschheit, Dummheit und Kriechertum das sich da in ihren Eingeweiden verbarg.
    "Ich lasse euch frei." sagte ich zu meinen versammelten Dienern und Wächtern und Gesellschaftern, und übergab Ravdushara den ganze Stapel gesiegelter Urkunden, und die Lederbeutel, die ich reichlich mit Denaren und ein paar Aurei gefüllt hatte. Er war der einzige, der nicht überrascht aussah, die anderen guckten mich großäugig an, wie Kühe bei Gewitter.
    "Ihr habt mir allesamt treu, naja, mehr oder weniger treu, gedient" schnitt ich ihre Fragen ab, "und werdet jetzt belohnt und könnt gehen."


    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img189/2050/styrkar.jpg]
    "Aber Herr..." erwiderte Styrkar ungläubig, "was willst du denn ohne uns tun? Und was... was sollen wir tun?"


    "Dient meiner Gens, oder geht nach hause, oder werdet meinetwegen Vigilen, oder so reich wie Voluptarianus Suavis" sagte ich wegwerfend. "Ihr seid frei, basta."


    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img40/8946/icarion.jpg
    "Aber was willst du tun ohne uns?" beharrte Icarion, mich forschend mit seinem dunklen Blick umfangend.


    "Mir neue Sklaven anschaffen," fuhr ich ihn an, "die weniger naseweis sind!"


    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img17/9097/damons.jpg]|Damon ~ [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img689/8049/caluconius.jpg]|Caluconius ~ [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img12/1124/pelias.jpg]|Pelias ~ [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img716/8420/akadios.jpg]|Akadios
    Ravdushara teilte die Schriftstücke aus, und das Geld, und einer nach dem anderen kam zu mir und dankte mir... Icarion mit artigen Worten, Styrkar verwirrt, Damon ganz überwältigt, Caluconius stumm, Akadios und Pelias mit verhaltener Freude... ohne dass mich das irgendwie berührte.


    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img715/3017/narcissuss.jpg]
    Nur der blonde Narcissus, als der glücksstrahlend zu mir kam und meine Hände innig drückte... da wallte der Schmerz um den anderen Blonden in mir auf, den der exquisite Aquitanier mir ja hin und wieder ersetzt hatte, und ich streckte die Hand aus und streichelte das goldene Gelock, das sich so weich an seinen Nacken schmiegte. Marcus... klagte etwas in meiner wehen hohlen Brust. Warum nur... Aber ich war schon... zu weit fort von allem... und schob Narcissus dann von mir, richtete mich auf und schickte sie weg, alle bis auf Ravdushara. Die Leibwächter wollten mich nicht alleine lassen, und verzogen sich erst als ich energisch wurde und sie entschieden fort befahl.


    "So..."
    Erledigt. Das Dach war leer bis auf uns beide. Ich ließ meinen Blick über die ärmliche Behausung schweifen, über das Zelt und den ganzen Kram, dann wandte ich mich Ravdushara zu.
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    "Du weißt, dass ich mir das immer gewünscht habe, Serapio." sagte mein verschlagener Nabatäer ernster als ich ihn je gesehen hatte, "aber unter... diesen Umständen... lass mich noch etwas bei dir bleiben."
    "Nein" schlug ich es ihm ruhig ab, "ich habe noch einen Auftrag für dich. Bring das hier zu Aranea am Kanal. Unter den üblichen Bedingungen."
    Ich reichte ihm die lederne Umhängetasche, er nahm sie und nickte langsam.
    "- Aber... was wirst du..." Er zögerte. "Denk an deine Schwester!"
    Ich trat an ihn heran und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund.
    "Säume nicht länger. Los jetzt."
    Düster zog er von dannen.


    Aus dem ganzen Zeug, das da noch herumlag und in den letzten Monaten meinen Hausstand gebildet hatte, griff ich mir nur drei Sachen: zuerst mein altes Tribunenschwert, das ich jeden Tag geschliffen hatte. Ich legte mir den Schwertgurt schräg über die Schulter. Dann meine warme Paenula, die blaue mit dem Eichhörnchenfell, denn mir war noch immer so verteufelt kalt, und ausserdem verdeckte sie, als ich sie überzog, die Waffe. Zuletzt wühlte ich in der Kiste mit meiner Opiumpfeife nach Opiumresten – fand aber nur noch einen kleinfingernagelgroßen Klumpen. Das war nicht genug. Längst nicht. Ich steckte die zähe Masse in den Mund und schluckte sie runter. Dann ging ich müden Schrittes zur Treppe, und verlies diese schäbige Zuflucht, verließ die Herberge zum Salamander für immer.

  • "Entschuldigung?", erhob der gesandte Bote des Iuliers vorsichtig sein Wort, nachdem er zuvor hatte feststellen müssen, dass die Wohnung, in welcher er einen engen Freund seines Dominus hätte vorfinden sollen, mittlerweile anderweitig von irgendeiner Frau bewohnt wurde. Folglich trugen ihn seine Beine zunächst die zuvor erklommenen Stufen wieder hinab, bevor er sich im Erdgeschoss nach dem Vermieter umhörte, der seinerseits durch glückliche Fügung gerade in der ersten Etage eine Wohnung zu vermieten im Begriff war. Drum musste der Bote also einmal mehr ein paar Treppen steigen, bevor er den gesuchten Vermieter gerade beim Verlassen der Wohnung erwischte.


    "Tut mir Leid, mein Freund, diese Wohnung ist geraaade weg.", gab der Mann dem iulischen Boten zur Antwort und zog das vorletzte Wort des Satzes dabei bedauernd leicht in die Länge. "Doch wenn du willst, dann habe ich zwei Straßen weiter noch eine leerstehende Wohnung. Auch für die gibt es zwar zaaahlreiche Interessenten.", gab er zu bedenken. "Aber ich zeige sie dir gerne trotzdem. Und mit den richtigen Argumenten... nun, da könntest du auch heute abend schon einziehen. Was hälst du davon?", bot er freundlich-zuvorkommend mit einem gewinnenden Lächeln im Gesicht an.


    "Ich bin nicht auf der Suche nach einer Wohnung.", antwortete der Bote auf die Offerte. Dann holte er nach diesem vielen Treppensteigen erst noch einmal Luft... und wurde prompt vom geschäftstüchtigen Vermieter aufgefangen:


    "Bist du dir da sicher? Die Lage ist gut! Sie liegt in der zweiten Etage. Da dringt der Straßenlärm nicht mehr ganz so hin. Und sie ist für die Verhältnisse hier in Trans Tiberim wirklich geräumig.", pries er an. "Im Erdgeschoss befindet sich ein Gemüsehandel mit täglich frischer Ware. Direkt gegenüber gibt es guten Fisch aus Ostia und die nächste Bäckerei ist auch keinen Katzensprung weit entfernt. Außerdem steht den Hausbewohnern ein eigener Wasserbrunnen im Hof des Gebäudes zur Verfügung." Soviel zur Brandgefahr und den Transportwegen für Nahrungsmittel.


    "Nein, wirklich nicht. Ich bin mir sicher.", gab der Bote erneut zur Antwort. "Ich bin hier, weil mein Herr eine Botschaft an einen guten Freund zu senden wünscht. Dieser Freund jedoch ist offensichtlich umgezogen. Er wohnt nicht mehr im obersten Stockwerk." Er wiegte seinen Kopf ein wenig nach rechts. "Aber vielleicht weißt du als Vermieter ja... wohin er gegangen ist?", erkundigte sich der Gesandte schlussendlich und blickte seinen Gegenüber erwartungsvoll an.


    "Hm...", überlegte der zunächst. "Ich weiß zunächst mal, wen du meinst.", gab er an. Denn immerhin hatte ihm dieser Mieter damals eine ganze Etage für gutes Geld abgemietet. Doch wohin es diesen Mann später verschlagen hatte..? "Wo dieser Freund deines Herrn jetzt ist, kann ich dir aus dem Stehgreif heraus jetzt nicht sagen.", musste er dann zugeben. "Aber ich verfüge über viele gute Kontakte hier in Trans Tiberim. Lässt du mir den Brief und etwas... Briefgeld da, dann bin ich mir sicher, dass das Schreiben am Ende seinen Empfänger erreichen wird.", tat er anschließend ganz geschäftsmännisch weit sicherer als er sich in diesem Punkt tatsächlich war. Er könnte sein Glück versuchen; mehr jedoch auch nicht.


    "Das wäre großartig!", reichte die Überzeugungskraft für den iulischen Boten jedoch mit Leichtigkeit aus. Dieser holte sodann die verschnürte und mit weißem Wachs versiegelte - der Abdruck erinnerte entfernt an eine Dianthus-Blume - Tabula seines Dominus, des Maestus Infortunatus Devincendus, also des traurigen, unglücklichen vollkommen Besiegten, hervor und übergab diese an den Vermieter. "Hier. Und ich hoffe, das reicht für deine Aufwendungen? Mehr habe ich nicht bei mir.", übergab er am Ende dazu auch noch einen klimpernden Beutel mit einigen Sesterzen darin. Und nachdem sein Gegenüber lediglich zufrieden lächelnd nickte, begab sich der Bote also nach einem "Nochmal vielen Dank. Und vale." auf den Rückweg zur Casa Iulia...


    Roma, A.D. VI KAL NOV DCCCLXIV A.U.C.


    Maestus Infortunatus Devincendus s.d.p.


    Lange Tage und noch längere Nächte rang der wohl einstig äußerlich schönste deiner zahlreichen Freunde mit sich, dir zu schreiben oder nur schweigend dir zu antworten. Dann setzte er, der mit den welken Lippen, der mit dem ergrauten Sonnenglanz auf dem Haupt, der mit der getrübten Reinheit im Blick, der seiner Flamme der Leidenschaft beraubte, der verlorene Freund, sich an diesen Brief.
    Was nun soll er sagen, den tagein, tagaus seine ungeteilten Gefühle beinahe erdrücken? Was soll er sagen, dem du mit Leichtigkeit rätst, dieses Joch einfach von sich zu werfen? Was soll er sagen, den du frei sagst von dir? Und was soll er sagen, der doch in deinen Augen schon offenkundig längst verlorene Freund?


    Ich vermag nicht zu siegen, kann den Konflikt nicht dominieren,
    kann dieses Spiel der Gefühle nicht gewinnen, vermag es nur zu
    verlieren, ohne dich.
    Ja, ich komme mir verloren vor, fühle mich ganz nutzlos und allein,
    und werde wohl nie wieder der einstmals Gekannte können sein,
    ohne dich.
    Ich versage zu rennen, scheitere schon beim Gedanken ans Fliegen,
    und bar alleiniger Kraft durchzuhalten lass ich mich unterkriegen,
    ohne dich.
    Und weder finde ich Ruhe, noch vermag ich den Kampf aufzunehmen,
    sehne mich von früh bis spät nach uns, einem gemeinsamen Leben,
    ohne dich.


    Ich kann den Konflikt nicht auslöschen, nehme alles auf mich darum,
    akzeptiere indes weder unser stetes Entfernen noch deine Trennung,
    ohne dich.
    Denn ich darf jetzt nicht loslassen, würde einen großen Fehler tun,
    wünsche dich in jeder schlaflosen Nacht zu mir oder anders herum,
    ohne dich.
    Ich habe meine Flügel verloren, stürze selbst beim Klettern nur ab,
    bin ganz ohnmächtig, paralysiert, wie gelähmt und nur schwach,
    ohne dich.
    Ich kann nicht mehr sehen, bin blind für die Schönheit dieser Erden,
    fühle ein tiefes Loch in meiner Brust, das nie wird geheilt werden,
    ohne dich.


    Ich komme mir verloren vor, fühle mich ganz nutzlos und allein,
    und werde wohl nie wieder der einstmals Gekannte können sein,
    ohne dich.


    Sim-Off:

    I pretty much like Max' version of this song. ^^


    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

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