Wenn er doch nur das eine gesagt hätte. Wenn er es doch belassen hätte bei den schönen Worten, die süß waren wie Honig, Balsam für meinen Wunden, bei den Worten, denen es hätte gelingen können, den Graben zwischen uns zu überbrücken.
Aber er beließ es eben nicht dabei, er verpasste ganz entschieden den Moment wo er besser geschwiegen hätte – und etwas in mir... klappte zu. Mein Gesicht wurde hart. Meine Mundwinkel zuckten nur müde, als er niedliche Worte in unbeholfenem Iberisch sprach. Der Abgrund war zu tief, und bei aller Einsamkeit... bei aller Verzweiflung... ich hatte mich nicht... um einen entsetzlichen Preis... von dem Sumpf der Lügen und der feigen Heuchelei abgewandt, um mich nun zum Hausfreund einordnen zu lassen, von einem stromlinienförmigen Politiker, der ganz versessen darauf war sich um jeden Preis an das Unrechtsregime ranzuschmeißen.
"Marcus Dulcis Dives..." sagte ich müde und traurig, "du bist wunderschön... und ungeheuer wortgewandt... und sehr..." ...ich stockte, sprach mit niedergeschlagene Augen weiter..."sehr liebenswert... und auch mein Herz hat höher geschlagen als du zu mir gekommen bist..." Dann kam das aber. "Aber es ist... erschreckend wie naiv du dir die Welt zurechtfabulierst... zu einem Ort des Guten und Schönen. Und du redest zuviel. Viel zuviel."
Ich hob den Blick und sah ihm resigniert in die Augen. Die Augen, genauso blau wie Vergissmeinnicht.
"Wieviel du auch reden magst – du wirst mich weder davon überzeugen, dass Licinus recht daran getan hat, mich zu verleugen und in der Not im Stich zu lassen... noch wirst du mich davon überzeugen, dass du recht daran tust, dich an das Regime des Giftmörders und Kriegsverbrechers anzubiedern, ohne auch nur einmal dein hübsches Köpfchen zum Denken zu benutzen und die Lügenpropaganda dieser Mörderbande zu hinterfragen... noch wirst du mich mit deinem Irrglauben anstecken können, dass es für dich... oder uns... oder für das was zwischen uns sein könnte.. irgendwie gut sein könnte, wenn du dich willfährig von einer zänkischen Frau aus einer undeutenden Gens erpressen und zum Sklaven machen lässt."
Ich wandte mich ab, und ging steifbeinig die paar Schritt bis zu dem Fleck vor meinem Zelt. Völlig erschöpft sank ich dort, starren Blickes, auf eines der Felle, die da zum Sitzen auf dem Boden rumlagen. Die Verzweiflung war... wie ein hartes Geschwür in meiner Brust, ich hätte weinen wollen, aber meine Augen blieben trocken.
Mein Icarion stand dort, unaufdringlich im Hintergrund, mit dem edlen Massiker, den er ein wenig zu optimistisch schon entkorkt, und zwei grünblaue Glaspokale damit gefüllt hatte.
"Mach mir eine Opiumpfeife fertig" sagte ich zu Icarion, und zog mir eine Decke um die Schultern. Er bot mir trotzdem erst den einen Pokal an, stellte ihn, als ich ihn nicht nahm, dann einfach neben mir ab. Darauf ging er zu Dives, um ihm den anderen anzureichen. Alles verging... alles zerfiel... aber mein Sklave wahrte die Form.