Hortus | Ludus latrunculorum et Flaviorum

  • Das vergnügte Funkeln in Fusus' Augen hält vorerst an und er lacht sogar kurz auf, als Manius ihm teilweise widerspricht. Die sich in seiner Mimik spiegelnde Arglosigkeit vermag ihn entweder als einen formidablen Schauspieler auszeichnen, oder aber dem Verdacht der Spitzzüngigkeit jedwede Grundlage zu nehmen. So entgegnet er in gutmütiger Verwunderung: "Oh, aber Manius... Hast du unser Gespräch in der Basilica Ulpia bereits vergessen? Ich dachte doch, dass wir bereits geeignete Kandidaten für jenen Posten identifiziert hatten..."


    Damit vertieft der Flavier dieses Thema nicht weiter und freundlich lächelnd wendet er sich dem Catus zu. "Wahrlich, zunächst sollten wir uns mit den näherliegenden Zielen befassen", schiebt er damit die nicht ganz ernst gemeinten, hochgegriffenen 'Pläne' beiseite und angelt sich eine Weintraube aus den bereitgestellten Naschereien. "Hast du schon konkrete Pläne über deine Betätigung hier in Rom? Gehörst du zufällig einer der hiesigen Sodalitäten an?" Damit lässt Fusus die kleine Frucht hinter seinen Lippen verschwinden und blickt seinen Cousin interessiert an.

  • In der Tat war dem jungen Flavius jene Inzidenz, welche ohnehin an einem Tage sich ereignet hatte, der voll gewesen war an Scherzen, mahnenden Worten und belanglosem Plaudern, ohne dass er hierfür auch nur einen Hauch von Muse besessen hatte, da ihn doch gänzlich differente Obliegenheiten geplagt hatten. Entsprechend förderte er ein recht insekures, manierliches Lächeln zutage, welches seine memoriale Unpässlichkeit zu überspielen bedacht war.


    Erfreulicherweise bedurfte es aber keiner weiteren diesbezüglichen Kommentare, denn schon wechselte das Sujet zu den Sodalitäten, welche den geschätzten Iullus augenscheinlich noch immer aufs höchste okkupierten, die indessen auch durchaus das Interesse Manius Minors trafen, da eine Entscheidung diesbezüglich auch in seinem Falle nicht gefallen war, obschon selbstredend ihm schwante, dass er letzten Endes sich dem Druck der Tradition, respektive der Wünsche seines Erzeugers, zu beugen geneigt sein würde.


    "Gedenkst du auch ein Tirocinium Fori zu absolvieren?"
    , konkretisierte er endlich die erste Nachfrage seines spielerischen Kontrahenten, um nicht ob seines Schweigens als ungalant taxiert zu werden.

  • Die genaueren Hintergründe des weiteren Kommentars seines Vetters blieben Catus schleierhaft, folglich wusste er auch Manius' angedeutetes Lächeln nicht so recht einzuordnen und fand sich schlichtweg mit einem kurzzeitigen Gefühl des Deplaciertseins ab, bis endgültig ein Themenwechsel erfolgte, und verzichtete unterdessen selbstverständlich nicht darauf, die beiden dennoch mit freundlicher Miene zu bedenken - unter anderem natürlich, um zu überspielen, dass er nicht im Geringsten wusste, wovon die Rede war.


    Mit den einzelnen Sodalitäten hatte er sich bis dato kaum auseinandergesetzt. Umso überraschender kam deshalb Fusus' Frage. "Bisher nicht, aber ich werde mich wohl bald für eine der Sodalitäten entscheiden müssen." Allerdings war noch nicht einmal geklärt,ob sein Vater womöglich bestimmte Präferenzen hinsichtlich der Wahl hegte, und dies galt es vermutlich als erstes herauszufinden. "Aber auch von einem Tironicium Fori werde ich lediglich profitieren können", antwortete er nur einen Augenblick später. "Natürlich habe ich mir vorgenommen, eines zu absolvieren. Ihr werdet doch mit Sicherheit dasselbe tun?" Ihm wollte beim besten Willen keine rationale Begründung einfallen, darauf zu verzichten, einen erfahrenen Senator zu begleiten und von ihm zu lernen. Und gerade als Teil der Gens Flavia boten sich bestimmt genügend Möglichkeiten dazu. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass sein Ziehvater vermutlich nichts anderes von ihm erwartete.
    "Und die Sodalitäten? Habt ihr euch denn bereits einer angeschlossen?"

  • "Durchaus, wenn die Zeit dafür reif ist."
    , konstatierte der junge Flavius bezüglich jener politischen Lehrzeit, welche seinen Augen noch in weiter Ferne lag, da er doch, obschon er die Toga Virilis vor geraumer Zeit angelegt hatte, noch immer einem Alter, in welchem man den Cursus Honorum zu beschreiten imstande war, weit zu distanzieren war. Eben jenem Umstand war es auch zu danken, dass zweiteres zu prokrastinieren wohl noch eine gewisse Weile possibel erschien, obschon auch hier bereits initiale Erwägungen erfolgt waren, die indessen zumindest für die Persona Manius Minors noch keinesfalls als endgültig zu ästimieren waren.
    "Nein, jedoch gehört mein Vater den Salii Palatini an. Onkel Furianus zählt indessen zu den Arvales Fratres, nicht wahr?"
    Das Bild des damals noch nicht in demselben Maße greisen Flavius mit einer Krone von Ähren war dem Knaben in der Tat noch vor Augen, als jener gemeinsam mit seinen kultischen Brüdern der Dea Dia an diversen Festivitäten des Jahres ihre Referenz erwiesen hatte, was indessen keinesfalls kurioser ihm sich erwiesen hatte als der Anblick seines Vaters und Onkels, angetan in Kriegsgewänder und rhythmisch zu einem selbst intonierten Lied die Glieder biegend. Ein Anblick, den, so ihre Dezision sich als dauerhaft erweisen sollte, auch Fusus und ihr in naher Zukunft bieten mochten.

  • Flavius Fusus quittiert die Frage nach seinem Tironicium mit einem unbestimmten Nicken. Die vage Absicht dies zu tun, hat er bereits gefasst. Von konkreten Plänen hinsichtlich eines auszuwählenden und anzusprechenden Mentors ist er allerdings noch ein gutes Stück weit entfernt. Allerdings setzt er sich mit dieser Überlegung hin und wieder vorsichtig auseinander, weshalb ihn auch interessiert: "Haben du oder dein Vater bereits entschieden, welchen Senator ihr auf ein Tironicium ansprechen werdet?" Derart konkrete Absichten sind Fusus seitens Gracchus Minor zwar noch nicht bekannt - und er geht wie selbstverständlich davon aus, diese als einer der ersten zu erfahren - doch aufgrund von Catus' Altersvorsprung glaubt er an eine größere Chance bei diesem auf fortgeschrittenere Überlegungen zu treffen.


    Zur Frage nach den Sodalitäten 'benickt' er die Antwort seines jungen Onkels und fügt noch hinzu: "Die Aufnahme in die Sodalitäten erfolgt ohnehin durch Kooptation und daher sind wir auf die Empfehlungen der Mitglieder angewiesen. Allerdings befinden wir uns in der glücklichen Situation, dass sich Angehörige unserer Familien sowohl in den Reihen beider Salier-Sodales als auch in denen der Arvales Fratres befinden und wir in den meisten Fällen daher wohl auf zumindest einen Fürsprecher bauen können."

  • "Eigentlich war ein Fest geplant, bei welchem ich auch die Möglichkeit gehabt hätte, mich mit einigen Senatoren und anderen wichtigen Persönlichkeiten bekannt zu machen. Es steht also noch nichts fest", antwortete Catus erst etwas nachdenklich. Jegliche Überlegungen steckten schließlich auch bei ihm noch in Kinderschuhen, dabei schien er allerdings nicht der einzige zu sein. So machten auch Gracchus Minor und Fusus den Eindruck, noch keinen konkreten Entschluss gefasst zu haben. Nur kurz darauf zierte allerdings wiederum ein Lächeln Catus' Züge.
    "Ich könnte euch ebenfalls auf die Liste der Gäste setzen." Die beiden waren immerhin Mitlgieder der Gens Flavia und wurden damit sicherlich zu den, von seinem Adoptivvater erwähnten, vielversprechenden Sprösslingen patrizischer Familien gezählt. Und wenn nicht sie, wer dann? Ganz am Rande wäre es vermutlich auch für ihn angenehm, sollten annähernd Gleichaltrige zugegen sein, deren Bekanntschaft er bereits gemacht hatte. Somit würde er sich nicht alleine zwischen größtenteils vollkommen Fremden wiederfinden.


    "Du hast Recht, mein Vater ist Teil der Arvalbrüder …" … und wie er Furianus kannte, hatte dieser bestimmt bereits einige Überlegungen angestellt, was Sodalitäten und seinen Ziehsohn betraf. Schlussendlich dürfe es dennoch keine Schwierigkeit werden, eine geeignete Sodalität zu finden, unter anderem auch aus den Gründen, die Fusus soeben erklärt hatte.
    "Ich will doch hoffen, dass weitere Flavii in allen Sodalitäten willkommen sind."

  • "Überaus gern!"
    , replizierte der Knabe, obschon in eine gewisse Irritation bewegte, in seinem eigenen Hause auf die Liste der Gäste sich setzen lassen zu müssen, da es ihm bishero doch stets offen gestanden war, die Gastmähler seiner Familiaren zu frequentieren, sofern es sich nicht um bedeutende Konsultationen handelte, welche ohnehin kaum das Interesse seines vergangenen, infantilen Selbst erweckt hatten.
    "Wird Onkel Furianus... nun... dein Vater dir die potentiellen Gäste bekannt machen?"
    , erkundigte er sich ebenso aus nicht geringem Vorwitz, wie ein Homo Novus, selbst wenn es sich hierbei nicht im engeren Sinne um einen solchen, sondern vielmehr einen Spross edelster Geschlechter handelte, welcher indessen dennoch adäquater Kontakte wohl weitgehend entbehrte, seinen Cursus Honorum sich erarbeitete, zumal Scato dies augenscheinlich bereits mit einiger Bravour meisterte.


    Die Sodalitäten mochten hierbei ein erster Schritt auf der Leiter hinauf zu jenen eines Flavius würdigen Ehren sein, welcher gerade für einen politischen Adepten aus patrizischem Hause überaus adäquat sich erweisen musste:
    "Ich denke, mein Vater und dein Vater werden einigen Einfluss geltend machen können, wo immer du Einlass begehrst!"
    Wie er schon Fusus eröffnet hatte, pflegten die flavischen Senatoren ja gute Kontakte zu nahezu sämtlichen religiösen Eliten der Urbs, und selbst dort, wo solche direkten Kontakte fehlten, mochten Gracchus Maior oder Furianus zumindest eine Person kennen, bei der ein gutes Wort für Atilianus gegen diesen oder jenen Gefallen sich überaus fungibel erwies.
    "Gehörte dein Vater ebenfalls einer Sodalität an? Pardon: Dein leiblicher Vater?"
    Das Konstrukt der Adoption mochte innerhalb der römischen Gesellschaft absolut dem Usus entsprechen, dennoch ließ der Knabe ein tieferes Verständnis oder gar eine völlige Akzeptanz jener Relation als Normalität bishero noch missen, da es ihm doch inimaginabel erschien, seine paternale Last so einfach abzuschütteln, um sie gegen eine adäquatere Person zu tauschen, selbst wenn es sich hierbei um den neuen Angetrauten seiner eigenen Mutter handeln mochte. Folglich erweckte die natürliche Provenienz des neuen Anverwandten sein vorzügliches Interesse, um womöglich mehr über die Implikationen einer derartigen Konzeption zu erfahren.

  • Mit einem eifrigen Nicken bezeugt Fusus ebenfalls seinen Enthusiasmus, bei solch einer Festlichkeit als Teilnehmer aufzutreten. "Mit dem größten Vergnügen!" bekräftigt er Manius' Zusage noch einmal explizit. Seinerseits fügt er zudem in heiterem Tonfall einen spontan ersonnenen Vorschlag mit an: "Vielleicht wäre es gar ratsam diesbezüglich einen Austausch mit den beiden Senatoren und uns als... nun ja... aufstrebende junge Männer anzuregen, um gemeinsam über einen geeigneten Zeitpunkt und die Zusammenstellung der Gästeliste zu beraten."


    Die Zuversicht seiner beiden Anverwandten hinsichtlich der Aufnahme in eine Sodalität quittiert er nunmehr lediglich mit einem feinen Lächeln und einem leichten Nicken. Zweifelsohne entspricht diese Annahme exakt jener Einstellung, mit der er selbst initial an die Sache herangegangen war. Allerdings hatte Senator Flavius Gracchus seinem Übermut seinerzeit durch mahnende Worte einen kleinen Dämpfer verpasst, weshalb er einer künftigen Aufnahme und dem zugehörigen Prozedere inzwischen mit etwas mehr Demut entgegen sieht. So hält er sich zu dieser Sache vorerst verbal zurück, erwartet aber ebenso interessiert die Replikation des Catus auf Manius' Frage, welche implizit auch nach weiteren Kontakten und Anknüpfpunkten aus dessen 'vorheriger' Familie zu suchen schien.

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