• Die Gesandtschaft aus Mogontiacum war nun schon einige Tage in Rom und man hatte die wichtigsten Sehenswürdigkeiten besichtigt. Um die Zeit zwischen den Audienzen bei verschiedenen wichtigen Leuten, die die Sache der Civitas unterstützen sollten, zu überbrücken, nutzte man aber auch das vielfältige Freizeitangebot der Metropole - nicht zuletzt die unzähligen Thermen.


    Die beiden Petronii Crispi hatten sich heute für die Thermae Agrippae entschieden - nicht zuletzt auf Vorschlag von Lucius, der sich scheinbar ein bisschen für Architektur interessierte. Crispus wäre das wohl ziemlich egal gewesen - aber so konnte man wenigstens erzählen, dass man schon in den Thermae Agrippae gebadet hatte.


    Nachdem sich beide gewaschen hatten und das Tepidarium betraten, beschloss der alte Petronier, die Gelegenheit für einen kleinen Plausch über die Zukunft seines Sohnes zu nutzen:


    "Lucius, hast du dir eigentlich schon Gedanken über einen Patron gemacht?"


    fragte er etwas scheinheilig - natürlich hatte er selbst sich schon seine Gedanken gemacht:


    "Was hältst du von Duccius Vala? Er ist Mogontiner wie wir und hat sich in seinem jungen Jahren schon einige Lorbeeren verdient!"

  • Tatsächlich hatte Lucius den Vorschlag gemacht, die Thermae Agrippae zu besuchen - vor allem aber, um das angrenzende Pantheon zu besichtigen. Nicht, dass er sonderlich große Lust verspürte, alle Götter versammelt zu finden, sondern aus architektonischem Interesse: Wie er gehört hatte, war das die größte Kuppel der Welt. Einen Vorgeschmack bekam er allerdings schon in der Eingangshalle der Thermen, wo sie ebenfalls eine große Halle erwartete.


    Allerdings hatte der Alte natürlich wieder kaum ein Auge für so etwas, sondern ging direkt weiter in die Umkleideräume. Schweigend zogen sie sich aus und ließen sich nacheinander von Armin mit dem Strigilis reinigen. Nicht, dass sie sonderlich verschwitzt gewesen wären - auch Rom war im Dezember recht kühl und sie freuten sich beide, langärmlige Tuniken zu haben. Aber danach fühlte man sich nicht nur sauber, sondern auch irgendwie erfrischt - die medizinischen Hintergründe waren wohl nicht uninteressant, aber dafür hatte der junge Petronier bisher leider keine Zeit.


    Kurz darauf glitten sie in das lauwarme Becken und Lucius lehnte sich neben seinem Vater an die Beckenwand, wo ihn die Nachfrage ziemlich unvorbereitet traf - ein Patron? Er aussuchen? Natürlich wusste er, dass der Alte plante, ihm wieder einen Fürsprecher zu suchen - aber dass er das entscheiden durfte, war ebenso unwahrscheinlich wie dass ihnen der Himmel auf den Kopf fiel.


    Allerdings taugte ihm der Vorschlag seines Vaters in keinster Weise - er mochte diesen Duccier ebensowenig wie alle anderen! Ein Germane, ein Aufsteiger, hier in Rom wahrscheinlich ein Niemand (sonst hätte er wohl ein eigenes Haus gehabt)!
    "Ne, auf keinen Fall!"
    antwortete er deshalb unbedacht und verschränkte die Arme vor der Brust.

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  • Crispus war ziemlich irritiert, als sein Sohn so unwirsch reagierte. Vala war noch nicht einmal sonderlich alt - mit ihrem Ehrgeiz würde er gut zu Lucius passen!


    "Was soll denn das schon wieder, Lucius?"


    fragte er deshalb ebenso unwirsch, wie Lucius ihm geantwortet hatte.


    "Wir haben hier wenig Freunde und Verbündete - wir können froh sein, wenn wir überhaupt einen Senator als Patron finden können!"


    Damals vor vielen Jahren hatte er selbst einen Senator gehabt - aber das war ein alter Kriegskamerad gewesen, der schon sein Patron gewesen war, bevor dieser in den Senat aufgestiegen war!

  • Wie sehr Lucius es hasste, wenn sein Vater ihn behandelte wie einen kleinen Jungen - und das auch noch in aller Öffentlichkeit! Wie er in der Umkleide gesehen hatte, war das Publikum hier sehr gemischt - gut möglich, dass der ein oder andere Senator hier direkt neben ihnen seine Bahnen zog!


    Aber er war ja immerhin von einem Rhetor ausgebildet worden und seinem Alten intellektuell sowieso überlegen - also begann er zu argumentieren:
    "So wie ich das gesehen habe, kommen jeden Morgen ganz andere Leute zu den Häusern der Senatoren - es dürfte also nicht allzu schwer sein, einen Patron zu finden. Außerdem gibt es durchaus Alternativen: Wir kennen die Germanici, dieser Decimus Livianus unterstützt uns ja scheinbar auch, du hattest selbst einen Senator als Patron - wir könnten seine Erben fragen - und was is' mit diesem anderen Senator, der damals bei den Floralia in Mogontiacum war?"
    Natürlich hatte er auch er über dieses Thema nachgedacht - und jede andere Wahl war besser als ein Germane in der falschen Toga!

  • Gerade bereitete Crispus sich schon darauf vor, die Diskussion mit einem Befehl abzubrechen, als er doch ein bisschen zuhörte und sich erstaunt am Kopf kratzen musste - darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht! Trotzdem...


    "Aber wir kennen die alle nicht sonderlich gut - dieser Avarus macht mir für Mogontiacum jetzt nicht grade den aktivsten Eindruck. Und Livianus ist immerhin der Consul und-"


    Crispus stockte - der Name war ihm schon in der Casa Accia bekannt vorgekommen, aber jetzt glaubte er sich plötzlich wieder zu erinnern, woher...


    "...naja, ich habe sogar 'mal unter ihm gedient, fällt mir grade ein. Damals bei der Hispana - aber das is' 'ne Ewigkeit her..."


    Er lehnte sich nachdenklich zurück - sollte er es da wirklich versuchen?


    "Aber dieser Aurelius Lupus..."


    Er erinnerte sich noch ganz gut daran, dass dieser Lupus recht respektvoll mit ihm gesprochen hatte - ausdrücklich hatte er seine Verdienste als Soldat gelobt!

  • Zufrieden stellte Lucius fest, dass der Alte sich auf eine Diskussion einließ - womit er eigentlich schon gewonnen hatte! Denn auch wenn ein Germanicus Avarus doch einen ziemlich eindrucksvollen Eindruck auf ihn gemacht hatte, waren die anderen beiden ja scheinbar noch vielversprechender! Ein Consul als Patron - da hätte sogar der dämliche Caius blöd aus der Wäsche geschaut!
    "Naja, versuchen sollte man es doch!"
    Einen Moment beobachtete der junge Petronier einen vorbeischwimmenden dicken Mann - ob das vielleicht dieser Decimus Livianus war?
    "Duccius Vala ist jedenfalls noch recht neu in Rom und hat sicherlich weniger Kontakte als ein Consul oder so..."

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  • Was der Junge sagte, war wohl nicht so ganz von der Hand zu weisen - trotzdem hatte er bei Duccius Vala eigentlich ein besseres Gefühl...


    "Du musst aufpassen, Lucius - das Ansehen deines Patrons is' nich' alles! Er muss auch bereit sein, sein Ansehen für dich geltend zu machen! Ich würde auch nicht jeden dahergelaufenen Bettler als Patron aufnehmen und dann in den Ordo Decurionum hieven!"

  • Lucius rollte mit den Augen - der Alte hielt ihn wirklich für einen Idioten! Natürlich wusste er das, er sah die Klienten seines Vaters ja auch allmorgendlich bei der Salutatio und die Arroganz, mit der er manchen behandelte - so ähnlich wie ihn selbst! Aber der junge Petronier wusste auch, dass etwas in ihm steckte - das würde auch ein selbsteingenommener Senator in Rom früher oder später bemerken! Und dann musste er auf das richtige Pferd gesetzt haben!
    "Natürlich muss er das! Aber kann dieser Duccier wirklich meine Ernennung zum Eques in die Wege leiten? Wegen Mogontiacum musste er auch erst seinen Patron anfragen und den Consul und so weiter - und denk daran, welche Probleme wir jahrelang mit den Ducciern hatten!"
    Genaugenommen hatte der Alte die Probleme gehabt - aber Lucius hatte mindestens ebenso darunter gelitten!

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  • "Nicht mit Duccius Vala!"


    gab Crispus zurück und zuckte mit den Schultern. Er hatte den jungen Senator erst getroffen, als er seinen Streit mit den Ducciern beigelegt hatte - es hatte nie auch nur den Anschein für Misstrauen oder ähnliches gegeben. Warum sollte sich das also ändern?


    Andererseits war es natürlich auch verführerisch, es gleich bei einem wichtigeren Mann zu versuchen - warum nicht Decimus Livianus? Oder doch Aurelius Lupus?


    "Aber naja, du musst's am Ende ausbaden. Mir wird ein Patron hier in Rom sowieso kaum was zu bieten haben... Von mir aus können wir's 'mal mit Aurelius Lupus probieren..."

  • Na also - war ja einfacher gegangen, als erwartet! Zufrieden lehnte Lucius sich zurück und schloss die Augen.
    "Danke, Vater!"
    murmelte er noch, dann tauchte er unter, um selbst ein paar Bahnen zu ziehen - ein wenig Sport war immerhin gesund!


    Sim-Off:

    Wer möchte, kann sich gern zu uns gesellen :)

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  • Nicht weit von den Thermal-Touristen verbrachte der gute Lepidus wieder einmal viel Zeit damit seinen vom Amt geschundenen Körper ein wenig im wohligen Wasser zu erholen. Während er in Gedanken seine geistige "noch-zu-erledigen-Liste" durchging, wurde er doch tatsächlich von dem Gespräch der beiden Männer neben ihm ein wenig abgelenkt. Das Belauschen von Unterhaltungen war eben doch manchmal deutlich spannender als die eigene Arbeit, die ja ohnehin in den Thermen auch einmal ein wenig ruhen sollte. Lepidus bekam längst nicht alles von diesem Gespräch mit, doch zumindest die Namen Duccius Vala und Aurelius Lupus blieben bei ihm deutlich hängen. Als der jüngere von beiden sich zum Schwimmen aufmachte, nutzte der Tiberier seine Chance, um zu erfahren, worum es dabei wohl gerade ging und rückte ein wenig näher. "Salve", wandte er sich an den Mann, der schon im gesetzten Alter zu sein schien "Ich kam nicht umhin ein paar Bruchstücke von den Worten, die du sprachst, gehört zu haben, die meine Neugier in geringem Maße weckten, wie ich nicht verhehlen kann. Was genau wollt ihr denn mit 'Aurelius Lupus probieren', was nicht 'nicht mit Duccius Vala' geht?", fragte er dann recht unverblümt. "Ich kann nicht leugnen, dass ich mit beiden mehr oder weniger gut bekannt bin." Das war natürlich gleichsam erklärend, weshalb die Neugier des Tiberiers überhaupt geweckt wurde.

  • Während sein Junge davonschwamm, hing Crispus noch den Gedanken über die Vor- und Nachteile der möglichen Patrone nach - als ihn plötzlich jemand ansprach. Überrascht blickte er auf und erkannte einen jungen Mann, der direkt zugab, ihr Gespräch belauscht zu haben. Das ganze machte den alten Petronier ein wenig misstrauisch, war ihm aber zugleich etwas peinlich - am Ende war das ein Angehöriger der germanicischen Klientel, die er ja gerade eben etwas abgetan hatte! Überhaupt konnte er gar nicht sagen, was für einen Kerl er vor sich hatte, da dieser wie sie alle ja völlig unbekleidet und damit auch ohne irgendwelche Standessymbole vor ihm schwamm.


    "Äh..."


    versuchte er deshalb die Überraschung ein wenig zu überbrücken.


    "Wir sind auf der Suche nach einem Patron für meinen Sohn - und mich."


    Einen Moment überlegte er, ob er lieber abhauen und hoffen sollte, dass ihn niemand erkannte oder verpetzte. Dann siegte aber doch die Neugier, was dieser wildfremde Typ ihm vielleicht Nützliches über die beiden Senatoren würde erzählen können:


    "Ich bin Marcus Petronius Crispus, Primipilaris der Legio II Germanica und Decurio der Civitas Mogontiacum, Germania Superior. Mein Sohn soll in den Ritterstand aufsteigen und deshalb sind wir hier - äh - und weil wir versuchen wollen, Mogontiacum zum Municipium erheben zu lassen."

  • Diese Überraschung nie genau zu wissen, wen man vor sich hatte, machte das Treffen innerhalb der Thermen natürlich immer äußerst interessant, wobei man zumindest an wenigen Merkmalen, wie dem Gefolge, was sich um einen scharrte in etwa feststellen konnte, wer denn irgendwie wichtig war und wer nicht. Doch auch dies brachte nicht immer die sichere Erkenntnis, die man benötigte. Primipilaris Decurio aus Mogontiacum - das klang in den Ohren des Tiberiers nicht unbedingt wirklich nützlich, doch wer wusste schon, was einem dieser und jene Mensch einmal einbringen konnte, von daher ließ er sich gern auf ein Gespräch ein. "Nett dich kennenzulernen. Mein Name ist Lucius Tiberius Lepidus, derzeitig amtierend im Collegium der Quattuorviri viarum curandum" So viel zu seinem magistratischen Hintergrund. "Interessante Anliegen habt ihr da. Vielleicht kann ich euch bei eurem ersteren vielleicht sogar ein wenig weiterhelfen, denn ich bin, wie es der Zufall wohl will, Klient des Aurelius Lupus und kann dir sicherlich einiges über ihn berichten, falls du und dein Sohn ihn tatsächlich als Patron in Erwägung zieht. Mit Senator Duccius Vala hatte ich immerhin schon geschäftlich kontakt." Wobei es wohl klar war, dass sich der Tiberier eher darum bemühen würde, seinen eigenen Patron stark zu machen als den Duccier. Aber bei der Patronage-Wahl hing es ja auch immer ein wenig von den individuellen Bedürfnissen ab. Ob Lupus nun unbedingt dafür geeignet war, jemandem auf die Ritterlaufbahn vorzubereiten? Das musste man wohl sehen. "Im Übrigen kann ich euch wohl auch gleichsam noch hier in Rom willkommen heißen. Ich hoffe, ihr genießt euren Aufenthalt in der Stadt." In dieser furchtbar dreckigen Stadt... wie es Lepidus als Verantwortlicher der Straßenreinigung leider nur allzu genau wusste.

  • Tiberius Lepidus - die gentile Verwandtschaft zu seinem ehemaligen Patron weckte natürlich sofort Crispus' Aufmerksamkeit. Natürlich konnte es auch Zufall sein - nur weil zwei Männer denselben Gentilnamen führten, waren sie ja noch lange nicht verwandt - aber da der Mann vor ihm sogar Magistrat war, sprach doch einiges dafür, dass er hier einen patrizischen Tiberius vor sich hatte!


    "Vielen Dank. Es gefällt uns sehr gut hier. Ich war schon einmal vor vielen Jahren hier - aber es hat sich gar nicht so wahnsinnig viel verändert seither."


    erklärte er freundlich und mit leicht unterwürfigem Unterton - ein stadtrömischer Magistrat war für Crispus auch dann eine Respektsperson, wenn es sich um die niedrigste Magistratur handelte (Vorsteher der Müllabfuhr war wohl sowieso der niedrigste der Vigintiviri) und ein möglicher Angehöriger seines ehemaligen Patrons sowieso.


    "Äh - du - äh - kennst nicht zufällig Tiberius Vitamalacus?"


    fragte er deshalb ein wenig nervös. Zum einen, weil es vielleicht peinlich war, wenn es sich um einen nahen Verwandten handelte, den er als ehemaliger Klient nicht kannte, zum andern, weil die Existenz eines solchen Verwandten eigentlich auch gewisse Pflichten nach sich ziehen würde...

  • Ja, Rom veränderte sich in den letzten Jahren wirklich nicht sehr umfangreich. Es wurde wohl mal wieder Zeit für ein größeres Bauprojekt oder einen großen Brand. Manchmal brauchte man ja auch beides. "Die letzten Kaiser haben sich wahrlich nicht durch ihre Bauaufträge in die Geschichte eingeschrieben. Vielleicht wird es ja tatsächlich mal wieder Zeit für ein wenig Veränderung, besonders wo wir nach all dem Krieg wieder ein wenig Zeit für kulturelle Maßnahmen finden sollten." Wenn er die Kaiser bis Iulianus zurückging, so konnte er sich wahrlich nicht an Stadtbild prägende Errungenschaften erinnern. Nun gut, da stand immer noch dieses Ulpianum aus, was aber irgendwie niemals vollendet wird. Blieb nur zu hoffen, dass sich daran noch etwas ändern würde.


    Dass sein Gegenüber gerade von Vitamalacus sprach, überraschte den Tiberier in der Tat. Offensichtlich waren zumindest ihre beiden Gentes schon miteinander in Berührung gekommen. Die Geschichte dahinter interessierte Lepidus natürlich brennend. "Selbstverständlich kenne ich Vitamalacus. Er steht wie kein anderer für die militärische Tradition unserer Gens. Allerdings habe ich ihn nie wirklich kennengelernt, weil er wohl schon verstorben war, als ich noch sehr jung war und er überdies auch nicht zur engeren Verwandtschaft meinerseits gehörte, aber immerhin als ein Onkel 3. Grades noch in einen Bereich fällt, wo die Ferne noch zu überblicken ist." Zumal sich Lepidus sehr gerne mit den Taten von Vitamalcus rühmte, um seine eigene gute Herkunft zu unterstreichen. "Sag, welche Verbindung hast du zu meinem großen Verwandten, dass du gerade auf ihn zu sprechen kommst?"

  • Crispus nickte nur, auch wenn er nicht so genau wusste, seit wann Rom so aussah, wie er es kannte. Immerhin hatte Traianus ja eine ziemlich eindrucksvolle Anlage gebaut...


    Viel wichtiger war aber sowieso die Information über Lepidus' Verwandtschaftsbeziehungen zu seinem ehemaligen Patron - ein Onkel 3. Grades war nach Meinung des alten Petroniers nicht wirklich eine enge Verbindung, aber immerhin gehörten sie wohl zur selben Familie...


    "Er war - äh - mein Patron. Und mein Centurio und Tribun."


    erklärte er schließlich.

  • Ah, sogar der Patron dieses Petroniers war er also. Das gefiel dem Tiberier natürlich aus irgendeinem Grunde sehr. Wahrscheinlich weil es eine gewisse Brücke zu diesem Manne da schlug und er sich des guten Namens der Tiberier sicherlich besonders erinnerte. "Freut mich zu hören. Dann kanntest du Tiberius Vitamalacus sicherlich besser als ich es durch die familiären Erzählungen jemals konnte. Sag, wie war dein Eindruck von ihm? Wie würdest du seine Persönlichkeit beschreiben? Ich hoffe, diese Fragen sind in Ordnung, denn du musst wissen: Es freut mich immer sehr etwas mehr über meine Verwandtschaft zu erfahren, die ich selbst nicht mehr kennenlernen durfte. Solche Gelegenheiten nehme ich sehr gerne wahr" Das war tatsächlich ein gewisses inneres Anliegen von Lepidus und eine Chance, die er sich nicht entgehen lassen wollte. Mit jeder Information konnte er ein konkreteres Bild seiner Ahnen formen.

  • Da musste der alte Petronier nicht lange überlegen - auch wenn das letzte Zusammentreffen, ja selbst der Tod seines Patrons schon Jahrzehnte zurücklag, so hatte er ihn doch noch sehr genau vor sich: Ein langer, schmaler Mann mit einem ebenso langen, schmalen Gesicht, das nie zu lachen schien. Vitamalacus war für ihn immer ein Soldat gewesen - auch nach der Rückkehr aus Rom, wo er in der Politik mitgemischt hatte, war er immer der alte Centurio geblieben, der ihn ausgebildet hatte, der neben ihnen über den Exerzierplatz gerannt war und sich für keine Übung zu schade gewesen war! Genaugenommen war der Tiberier nicht nur ein Patron und Unterstützer gewesen, sondern auch ein Vorbild, dem der Alte irgendwie immer nachgeeifert hatte, selbst wenn es ihm nicht bewusst war - auch er hatte es letztlich zum Politiker gebracht und auch er sehnte sich insgeheim zurück nach der Zeit unter den Adlern!


    Diese Gedanken übermannten ihn ein wenig und ließen ihn versonnen ins Leere starren. Erst als er bemerkte, dass Lepidus ihn erwartungsvoll ansah, kehrte er aus seiner Gedankenwelt zurück und sagte


    "Er war..."


    Er stockte - wahrscheinlich gefiel es einem jungen Aristokraten wenig zu hören, dass sein Verwandter mit einem gemeinen Soldaten durch den Dreck gekrochen war...


    "...ein Soldat, durch und durch. Ein begnadeter Offizier, der mit seinen Männern durch jede Mühe und jede Gefahr gegangen ist. Er hat immer Höchstleistungen verlangt - von sich und von anderen."


    Das hatte nicht jedem gefallen - auch Crispus nicht, bis er eines Tages selbst Offizier gewesen war und gelernt hatte, dass man manchmal nur an der Überforderung wuchs...

  • Ach, Vitamalacus. Der stolze Militär in der Familie. Ganz ähnlich wie sein Onkel Maximus, wobei Vitamalcus ihn im Ruhme wohl noch ein bisschen übertraf. In solchen Momenten fragte sich der Tiberier selbst, ob ihm nicht irgendwann auch noch eine militärische Laufbahn bevorstehen würde. Immerhin konnte er sich nach seinem Vigintivirat ja entscheiden, ob er als Patrizier das Tribunat absolvierte oder nicht. Aber die Reife dieser Entscheidung musste wohl noch warten. "Hab vielen Dank, Petronius. Das ist sehr schön zu hören. In nichts lässt sich besser schwelgen als in den Taten der Verstorbenen." Und seinen vorherigen Gedanken ganz entsprechend, fügte er noch eher vor sich hinredend hinzu. "Wer weiß? Vielleicht wird aus mir ja ebenfalls noch ein Mann des Militärs." Lepidus schmunzelte derweil über die eigenen Worte. "Obwohl ich zugeben muss, wohl lieber in einem Tempel, als in einer Kaserne zu dienen - ganz zu schweigen von dem schönen Officium, wo ich gerade mein Vigintivirat ableiste."

  • Zwar plauderte Crispus auch gern von den alten Zeiten - normalerweise waren das aber seine eigenen und nicht die der Toten. Als Jugendlicher hatte er sich auch einmal für Geschichte interessiert, aber in seiner eigenen Familie kannte er eigentlich nur Onkel Varus als herausragende Persönlichkeit, dann hörte es auch schon auf - kein Grund also, ellenlange Diskussionen über die Ahnen zu führen. Aber die Tiberier waren natürlich eine Patrizierfamilie mit allerstolzester Tradition, also sagte er dazu lieber nichts. Ebensowenig dazu, dass der junge Aristokrat vor ihm scheinbar gar nicht plante, ein Tribunat abzuleisten - soweit er gedacht hatte, musste das jeder Senator! Für den alten Haudegen war dies natürlich nicht sonderlich ruhmreich, denn er hatte den Exerzierplatz immer dem Officium vorgezogen. Andererseits gab es für den Senatsadel natürlich wichtigeres als den Schwertkampf und seit den Zeiten von Vitamalacus hatte sich vieles geändert - er dürfte in etwa der letzte Tribun gewesen sein, den er beim Marschieren erwischt hatte.


    Also war es wohl geschickter, wenn er den jungen Mann eher von seinen wichtigeren Pflichten reden ließ, denn das half Crispus vielleicht ein bisschen, ihn besser einzuschätzen:


    "Dein Collegium untersteht - äh - den Aedilen, oder?"


    riet er ins Blaue - er hatte sich noch nie so intensiv mit diesen Hilfsmagistraten beschäftigt, aber da Straßenreinigung auch in Mogontiacum Aufgabe der Aedilen war, nahm er an, dass er damit richtig lag. Die Vicomagistri waren ja auch anderen Magistraten unterstellt...

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