• "Meinen allerbesten Dank", zeigte ich mich selbst gegenüber dem Ianitor von größer Freundlichkeit, denn immerhin war das ja ein Tag, an dem mich Fortuna geküsst hatte. Dabei übersah ich bereitwillig den argwöhnischen Blick, den er mit noch zuwarf. Vielleicht gehörte jener ja auch einfach zur Natur dieses Mannes, was ihm vielleicht den Posten des Ianitors überhaupt einbrachte. So folgte ich dann dem Sklaven direkt in das Cubiculum des potentiellen neuen Arbeitgebers.

  • 'Hora tertia', hatte der Flavia gesagt und immer wieder betont wie wichtig ihm Pünktlichkeit war. Da war es nicht verwunderlich, dass ich nun schon sogar schon zur hora secunda vor der Villa aufschlug. Sicher ist sicher, dachte ich mir und vielleicht würde das ja honoriert werden. Naja, vielleicht auch nicht, denn zu große Pünktlichkeit konnte ja auch manchmal auch etwas unhöfflich sein. Aber sicher immer noch besser als zu spät zu kommen und vielleicht würde ich dann einfach nur noch die ein bisschen Sitzfleisch beweisen müssen, ehe der Flavier dann Zeit für mich fand.


    Ich klopfte wieder an die Tür und gab mich sofort wieder als Marcius Rex zu erkennen und trug vor, dass ich im Dienste des Flavius nun meinen Dienst antreten würde.

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    "Wer zum Henker..." entfuhr es dem flavischen Ianitor, der gerade dabei war, den Rest seines Pluses aus einer Schale mittels eines Holzlöffels herauskratze. Mürrisch stelle er das Geschirr zu Seite und öffnete die Tür.
    "Wer bist du und was... Ach du schon wieder! Also was willst du?" fuhr Acanthus den jungen Mann, den er wiedererkannte. Erst vor wenigen Tagen war er doch schon einmal hier gewesen. Zum Glück hatte ihn sein wachsames Auge und sein geschultes Gedächtnis nicht im Stich gelassen. Ob der Kerl überhaupt wusste, wie spät es war? Wahrscheinlich nicht! Um diese Zeit hatte man wahrlich schlechte Karten bei den Herrschaften. Es sei denn, der Kerl kam aus einem ganz anderen Grund.

  • "Ich komme um die Dienste bei Flavius Scato als Scriba anzutreten", sprach ich, obwohl ich dachte, dass dies eigentlich gar nicht mehr nötig sein sollte, hatte ich mich doch ausdrücklich bereits zu erkennen geben wollen und vorzutragen gewünscht, dass ich eben jene Dienste antreten würde. "Ich bin vielleicht ein klein wenig früh dran", gab er dann gleich einsichtig, falls ihm das der Ianitor gleich vorhalten wollte. "Aber besser zu pünktlich als zu spät, wie meine Mutter immer zu sagen pflegte" Hoffentlich würde er jetzt nicht vor der Tür warten müssen. Ein Platz im Atrium sollte doch hoffentlich noch frei sein bis mich der Flavier dann auch rechtzeitig empfangen konnte.

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    Der Ianitor besah den jungen Mann für eine Weile schweigend, dann rümpfte er die Nase. „Das kann man wohl sagen! Um diese Zeit empfängt der Dominus für gewöhnlich noch niemanden.“ Am einfachsten wäre es gewesen, ihn noch einmal wegzuschicken. Dann hätte er seine Ruhe und musste sich nicht noch um übereifrige Scribae kümmern. Andererseits konnte ihm dadurch auch Ärger drohen. Heutzutage war es ja in Mode gekommen, sich gleich wegen jeder Kleinigkeit zu beschweren. „Deine Mutter war eine kluge Frau! Warte hier kurz, ich lasse nach jemandem rufen, der sich um dich kümmert.“
    Acanthus schickte seinen jungen Gehilfen Phoebus los, der einen von Scatos Sklaven herbeischaffen sollte. Sollten die sich doch um den Schriba kümmern! Kurze Zeit später kehrte der Sklavenjunge wieder zurück. In seinem Schlepptau befand sich ein hochgewachsener blonder Sklave mit wirrem Haar, der noch einmal herzhaft gähnte, bevor er zur Porta gelangte.


    ***


    Natürlich erkannte ich den Kerl sofort wieder. Es war dieser Typ, der erst letztens bei dem Flavier gewesen war und den ich zum Schluss dann zur Tür gebracht hatte. Dabei hatte er mich mit großen Augen angestarrt, als ob er gerade einen Geist gesehen hätte.
    „Salve! Du bist ganz schön früh dran! Man erwartet dich erst in einer Stunde. Aber komm erst masl rein!“ Ich wollte den armen Tropf ja nicht draußen vor der Tür Wurzeln schlagen lassen. Allerdings fragte ich mich auch, wohin ich mit ihm sollte. Ich konnte ihn ja kaum eine geschlagene Stunde im Atrium sitzen lassen! „Wie sieht´s aus, hast du Hunger? Willst du was essen?“ Mit etwas Glück bekam er noch eine Portion Puls ab. Andererseits konnte ich eventuell auch meine guten Verbindungen in die Küche spielen lassen…

  • Ohje, das war meine Mutter wohl. Eine ziemlich weise und gute Frau. Schön, dass auch ein Ianitor das würdigen konnte und dass dieser mich dann auch gädigerweise hineinließ, wo er jedoch gleich dem nächsten Bediensteten des Hauses überliefert wurde, jenen Sklaven den er bereits bei seinem Bewerbungsgespräch gesehen hatte und der nicht weniger zurückhaltend dreinblickte als sein Herr. "Salve. Tja, ich komme nie zu Spät zu einer Arbeit. Das ist schließlich mit eine Bedingung, unter der ich eingestellt wurde. ", führte ich dann auch gleich noch einmal gegenüber der neuen Person an, die mir jetzt auch gleich noch etwas zu essen anbieten wollte. "Also in weiser Voraussicht habe ich mich bereits vor Verlassen meiner Unterkunft ausreichend versorgt. Sicher würde der Flavius es als störend empfinden, wen die ganze Zeit bei der Arbeit mein Magen knurrt. Aber was zu trinken wäre nicht schlecht. Einfaches Wasser, das würde schon reichen." Mit Wein oder anderen Köstlichkeiten musste ich jetzt erst gar nicht anfangen. Unterdessen inspizierte ich ein wenig das Atrium. Bei der Aufregung beim letzten Mal und der Tatsache, dass alles doch recht schnell ablief, hatte ich gar keine Möglichkeit diese Villa etwas genauer zu betrachten. Schon ein ziemlich Prachtbau. Wie schön musste es sein in einem solchen Haus zu leben. Aber so richtig vorstellen konnte ich es mir nicht. Viel zu viel Platz für viel zu wenig Menschen. Da wirkte es doch schnell irgendwie ein bisschen einsam, wie ich befand. Aber das konnte man wohl auch nur richtig erkennen, wenn man diese Erfahrung schon einmal gemacht hatte. "Sag, du bist doch... wie nannte dich dein Herr gleich das letzte Mal?... Angus? Ich nehme an du füllst die Funktion eines Leibsklaven fürFlavius Scato aus?"

  • „Mhm,“ brummte ich nur als er mir gleich unter die Nase rieb, er würde nie zu spät zur Arbeit kommen. So viel Tatkraft war ja fast schon krankhaft! Hoffentlich sprang das nicht auch noch auf mich über. Und natürlich, wenn man vor so viel Tatendrang fast platzte, hatte man natürlich zu Hause schon ordentlich gefrühstückt. Höchstens etwas zu trinken. Und nur einfaches Wasser. Junge Junge, wenn du wüsstest, welche Köstlichkeiten die Flavier in ihrem Weinkeller hüteten, dann würdest du sofort auf das Wasser pfeifen. Aber richtig, der junge Mann war ja nicht zum Trinken, sondern der Arbeit wegen hier.„Na, dann komm mal mit!“


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  • Aus Ägypten war ein Brief in mein Büro geflattert. Ohne Empfängeradresse. Ohne Absenderadresse. Das Siegel eines Caduceus war alles, womit ich arbeiten konnte. Mit etwas Hilfe meines Kollegen und Freundes Aulus hatte mich eine erste Spur bis zum früheren Heim des Redivivus Evander geführt. Dann erfuhr ich vom Tod dieses Redivivers und kam nicht weiter auf diesem Weg. Also versuchte ich jetzt mein Glück mit dem zweiten Hinweis, den ich hatte. Aulus hatte zwar gesagt, dass die Briefe der Flavier immer tiptop waren. Aber eh ich diesen Brief wegwarf, konnte ich auch wenigstens mal anklopfen an der Villa Flavia.


    Hier war ich also. Ein (typischer?) Neureicher, dem durch ein Erbe ein kleines Vermögen in den Schoß gefallen war. Seither besaß ich mehrere Betriebe und kaufte mir viele schöne Sachen.. auch wenn die (gerade, was so "Mode" anging) nicht immer so hunderprozentig zueinander passten. Naja. So wars eben. Reichtum machte noch keinen Patrizier. Und der Patrizierstand machte noch keinen Reichtum. Ohne große Hoffnung auf Erfolg klopfte ich an die Porta.

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    Acanthus - seines Zeichens Ianitor der Villa Flavia, stets mürrisch vor, stets nachdenklich hinter der Porta - stand kurz davor eines der letzten Rätsel der Menschheit zu lösen. Was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Ohne Henne niemand, der das Ei legte, doch ohne Ei nichts woraus die Henne entspringen konnte. Doch Acanthus hatte all dies genauestens analysiert und durchdacht und würde dieses Rätsel mit dem Abschluss dieses letzten Gedankenganges lösen, in welchem die Henne schlichtweg ...


    Ein Pochen unterbrach die tiefgründige Beweisführung. "Porca vacca! Wer ist das schon wieder!?"


    Er erhob sich von seinem Schemel und öffnete die Tür. Mit grimmiger Miene - die üblicherweise noch jeden Bittsteller schon vor dem ersten Wort in die Flucht schlug - raunzte er den davorstehenden Artorier, den er noch nie zuvor gesehen hatte, an.
    "Wer bist du und was willst du?"




    IANITOR - VILLA FLAVIA

  • Ich konnte nicht verhindern, etwas schreckhaft zurückzuweichen. So ein grimmiger Gesell mit solchem schroffen Tonfall.


    "Cave canem."


    Nimm dich in Acht vor dem Hund. Das nuschelte ich mir nach dem ersten Schrecken in meinen nicht vorhandenen Bart.. und musste kurz etwas grinsen. Dann riss ich mich wieder zusammen. Das war hier immerhin kein kindlicher Klopfstreich, sondern ein Amtsbesuch.. auch wenn sich das schon fast wieder etwas übertrieben anhörte.


    "Äh.. ja. Nein, ich meine.. Hola. Ich bin Artorius Rufinus vom Cursus Publicus. Ich bin Stationarius hier in Rom."


    Erste Frage beantwortet. Gedankliches Häkchen.


    "Und ich will.. äh.. eigentlich nur eine Frage stellen. Denn ich habe einen Brief bekommen aus Ägypten.. ohne Empfängeradresse und ohne Absenderadresse."


    Vielleicht kam der Brief also aus Alexandria. Vielleicht kam er auch aus (was lag da unten noch?) Memphis oder irgendeiner anderen Stadt.


    "Und bevor ich ihn gemäß unserer Statuten wegschmeiße.. also den Brief.. da wollte ich fragen, ob das hier vielleicht ein flavisches Siegel ist?"


    Ich hielt dem Türöffner auf gut Glück die ungeöffnete Briefrolle mit dem unversehrten Siegel hin.


    "Ich hab mir sagen lassen, das soll ein Merkurstab, ein sogenannter Caduceus, sein. Und weil ich hier in Rom keinen Rediviver ausfindig machen konnte, der vielleicht auf Post aus Ägypten hofft.. die Rediviver haben nämlich auch einen Caduceus als Symbol. Genau wie die Flavier. Darum bin ich jetzt also hier."


    Ich rümpfte kurz die Nase. Der neureiche Sohn eines Herumtreibers redete wahrscheinlich mal wieder zu viel. Ich hielt jetzt also die Klappe und lächelte entschuldigend für meinen ungalanten Auftritt.

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    Es folgte recht viel Text zur Erklärung, den Acanthus vorerst über sich ergehen ließ, auch wenn er schon bei 'ich will eigentlich nur eine Frage stellen' sicher war, dass er nur seine Zeit verschwendete. Aber der Cursus Publicus war immerhin eine staatliche Institution und der Stationarius ein römischer Beamter, so dass ihm mit etwas Respekt zu begegnen war.


    Als der Ianitor dann bereits seinen Mund öffnete, um ein mürrisches 'So eine Schlamperei gibt es bei flavischen Briefen nicht! in die Welt zu entlassen, wies der Artorier gerade rechtzeitig den Brief vor.
    "So eine ... oh ... mhm ... ja, das ist ein flavisches Siegel!"
    Acanthus nahm den Kopf ein wenig zurück, um das Siegel noch genauer zu studieren - entgegen der landläufigen Meinung, dass dem scharfen Auge des Iantiors nichts entging, hatte er seit geraumer Zeit mit einem Nachlassen seines Sehvermögens zu kämpfen, welches darin resultierte, dass er in der Nähe mehr schlecht als recht sah.


    "Aus Ägypten, sagst du? Der Sohn des Hausherrn hält sich derzeit in Ägypten auf."
    Zu weiteren Spekulationen wollte Acanthus sich vor dem Sationarius nicht hinreißen lassen, doch wenn Gracchus Minor einen solchen Brief absandte, dann steckt er am Ende in Schwierigkeiten.
    "Kannst du den Brief nicht einfach öffnen und nachsehen, von wem er ist?" fragte er - nun schon weitaus höflicher.




    IANITOR - VILLA FLAVIA

  • So eine? Was? Frechheit, dass ich fragte? Ich wusste, es war keine gute Idee gewesen, herzukommen. Eine Entschuldigung lag mir schon auf den Lippen (und stand mir definitiv ins Gesicht geschrieben), da erkannte der Wachhund.. Türöffner.. Ianitor das Siegel doch.


    "Wirklich?"


    Erleichterung. Erstens konnte ich mir weitere Erklärungen und die Entschuldigung sparen. Zweitens wurde ich den Brief hier also sehr wahrscheinlich los.


    "Aus Ägypten, hmh."


    Ich nickte bestätigend und freute mich fast schon. So viel zusätzlicher Aufwand, den ich betrieben hatte. Und jetzt erreichte der Brief sein Ziel.. eine noble Villa angesehener Patrizier. Da war der Hausherr bestimmt froh, falls der Brief wirklich von seinem Sohn war.


    "Den Brief.. öffnen?"


    Ein ungläubiges Fragezeichen stand mir ins Gesicht geschrieben.


    "Damit sich der Empfänger dann bei mir beschwert, wie bei den Göttern ich nur unerlaubt dieses Siegel brechen konnte? Am Ende stehen da irgendwelche Familiengeheimnisse drin. Intrigen, Affären oder Schlimmeres."


    Fortuna hatte mir schon einmal das Leben gerettet. Mit einem Nachttopf, den jemand lauthals aus dem Fenster geworfen hatte. Aber ich musste mein Glück jetzt trotzdem nicht herausfordern, indem ich meine Nase in irgendwelche Briefe einflussreicher Leute der hohen Gesellschaft steckte und mir damit selbst ein Zielkreuz auf den Rücken malte.


    "Ich mein, also, ich will sowas deinen Herrn natürlich nicht unterstellen. Aber trotzdem: Nein. Wenn du dieses Siegel als flavisches erkennst und das auch mit Ägypten und dem Sohn des Hausherrn passt, dann reicht mir das. Dann lass ich den Brief jetzt hier und betrachte ihn als zugestellt."


    Hoffentlich sagte der Türwächter dazu jetzt nicht nein..

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    "Verstehe", kommentierte Acanthus die Erklärung über das unrechtmäßige Öffnen eines unadressierten Briefes, auch wenn er diese Bedenken nicht verstand. Wenn nun der Hausherr den Brief öffnete und er war gar nicht für seine Augen, sondern die eines anderen Flaviers und enthielt eben Intrigen, Affären oder Schlimmeres ... Am Ende würde der Stationarius dann auch seinen Kopf hinhalten müssen. Doch dem Ianitor konnte es gleich sein.


    Acanthus nahm den Brief an sich.
    "Warte einen Augenblick."
    Mitsamt der Nachricht verschwand er hinter der schweren Porta, um einen Augenblick später ohne das Schriftstück, aber mit einem kleinen Beute zurückzukommen.
    "Das ist ein kleiner Dank für deine Mühe. Die flavische Familie schätzt es sehr, wenn all ihre Briefe ankommen."
    Womit er ihm den Beutel reichte, in dem einige Münzen* klimperten.




    Sim-Off:

    * ein kleiner Obulus wird dir aus dem Familienvermögen über das Konto Gracchus Minors zukommen



    IANITOR - VILLA FLAVIA

  • Über meine Bedenken konnte man natürlich denken, was man wollte. Aber ich fand sie schon auch schlüssig. Denn selbst wenn der Brief am Ende in den falschen Händen landete, hatte der Absender keinen Vorteil davon, mich dafür irgendwie zu belangen. Denn ich wusste ja nichts. Weil ich ihn nicht geöffnet und nicht gelesen hatte. Ich war kein "Mitwisser" von irgendwas.


    "Ich.. okay."


    Dann wartete ich also noch hier. Es dauerte nicht lang, da kam der Ianitor wieder und..


    "Danke."


    Ich war zwar eigentlich neureich genug, aber die Geste selbst fand ich trotzdem nett.


    "Ich stehe der flavischen Familie beim Cursus Publicus jederzeit zu Diensten."


    Ein erfreutes Lächeln für diese kleine Anerkennung. So nahm ich den Geldbeutel entgegen.


    "Nochmal danke.. und.. vale."


    Ich steckte das Geld weg und hob die Hand zum Abschiedsgruß. Dann ging ich wieder meiner Wege, froh, dass ich mit diesem geheimnisvollen Brief erstmal nichts mehr zu tun hatte.

  • Ungefähr zwei Stunden nach der Zustellung der normalen Post kam erneut ein Postbote des Cursus Publicus zu den Flaviern und klopfte an deren Tür. "Ich wünsche einen guten Tag.", grüßte er den Öffnenden. "Ich bin Postumius Rufus vom Cursus Publicus und ich habe hier einen Brief, der persönlich zuzustellen ist an einen gewissen.. Manius Flavius Scato." Wahrscheinlich ein Bruder oder so des amtierenden Quästors Caius Flavius Scato. Rufus senkte seinen Blick und sah zu dem Brief in seiner Hand. Dann sah er wieder gerade nach vorn zu seinem Gegenüber. "Ist der Herr.. Manius Flavius Scato.. gerade im Haus oder kannst du mir sagen, wann ich ihn hier das nächste Mal antreffen kann?"

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    Acanthus blickte ein wenig verdutzt, IANITOR - VILLA FLAVIA"Es gibt einen Dominus Manius Flavius Gracchus, und einen Dominus Caius Flavius Scato. Ein Manius Flavius Scato ist mir in diesem Hause nicht bekannt." erklärte der Ianitor und schaute den Postboten ernst an.
    "Keiner der beiden schätzt es sonderlich wenn ihre Korrespondenz in die falschen Hände gerät."





    IANITOR - VILLA FLAVIA

  • Rufus sah zur Sicherheit nochmal auf den Brief in seiner Hand. Da stand ganz eindeutig: M' Flavius Scato. Ein Schulterzucken folgte. "Tut mir Leid, da bin ich überfragt. Hier steht nämlich ohne Zweifel: Persönlich zuzustellen an einen M' Flavius Scato.. nach Rom in die Villa Flavia Felix." Der Tabellarius erwiderte den Blick des Türöffners und sah genauso ernst zurück, wie er angeschaut wurde. Er überlegte kurz. "Bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten, wie ich das sehe. Entweder ich stelle den Brief einer Person zu, der deine beiden Herren vertrauen. Diese Person öffnet dann den Brief, liest ihn und stellt anhand des Inhalts fest, wem von beiden der Brief gilt. Oder ich nehme den Brief wieder mit und vernichte ihn, weil er nicht an einen Manius Flavius Scato zustellbar ist." Wieder zuckte Rufus einmal mit den Schultern. "Denn ich kann ja nicht einfach unterstellen, dass sich der Absender geirrt oder verschrieben hat.. beziehungsweise könnte ich ihm das natürlich schon unterstellen. Nur hilft mir das keinen Deut weiter, weil ich nicht weiß, ob er sich beim Prae- oder beim Cognomen verhauen hat...."

  • Kurz zögerte Rufus. Dann nickte er. "Also bist du der Vertraute." Keine Frage. Eine Feststellung. Denn eine persönliche (das betonte der Absender ja in der Adresse) Zustellung an den Ianitor legte das nah. "Dann hast du hier also den Brief." Sprachs und übergab die Schriftrolle mit dem ungebrochenen Siegel:


    M' Flavius Scato, Villa Flavia Felix, Roma - ad manus proprias*


    M' Minor Scatoni verito suo s.p.d.
    Ich schreibe dir aus einem Motiv, welches dich zweifelsohne irritieren und in Konfusion wird stürzen, doch ist es mir unumgänglich, dich in jene Materie einzuweihen, um größten Schaden von der Familia Flavia Romae im Allgemeinen und der Familia Flavia Graccha im Besonderen abzuwenden. Obschon manches der folgenden Zeilen womöglich erstlich deine Ablehnung wird evozieren oder gar dir als substanzloses Hirngespinst mag erscheinen, bitte ich dich inständig, selbige sorgsam zu bedenken und ihnen um meinetwillen, der ich zutiefst in jene Misere involviert bin und somit über Einsichten verfüge, die einem Fernstehenden verborgen bleiben, Glauben zu schenken.


    Alles dreht sich um meine Stiefmutter Aurelia Prisca, die seit einiger Zeit zu unserer Familia zählt. Obschon sie, wie zweifelsohne bereits offenbar geworden sein dürfte, von fragwürdigem Charakter und maßlosem Hochmut zerfressen, gelang es ihr, meinen Vater in eine fatale Verbindung zu locken, die nicht nur seiner eigenen Person, sondern seiner gesamten Familie zum äußersten Schaden gereicht:
    Du wirst dich erinnern, wie mein Vater noch vor der Eheschließung coram familiae mir befahl, Rom den Rücken zu kehren unter dem Vorwande, mich vor Umstürzen im Zuge des Thronwechsels zu defendieren, obschon mein Aufbruch erst nach Öffnung der Tore und damit einer Beendigung des Ausnahmezustandes wäre zu bewerkstelligen gewesen, sodann unter der dubitablen Annahme, meine Studien würden im fernen Alexandria besser gedeihen denn im Caput Mundi, wo Redekunst und Rechtswissenschaft statt brotloser Künste und Philosophie zu Kronen des Bildungswesens gelangten. Warum er indessen darauf brannte, mich aus der Stadt verbannt zu sehen, war darin begründet, dass wenig zuvor ich ihm, bewegt von Liebe zum Vater, freiheraus meine Missbilligung seiner Eheschließung mit jener gierigen Person aus minorischem Geschlechte, welche zweifelsohne einzig von dem Ehrgeize ist getrieben, das flavische Vermögen durch geschickte Winkelzüge in ihre Obhut zu bringen, ins Antlitz sagte. Da diese berechtigte Kritik eines dem familiären Erbe verpflichteten Sohnes das Ohr der Aurelia erreichte, mühte sie sich, meiner, der sie zur rechten Zeit hatte offenbart, ledig zu werden und nötigte meinen Vater, mich zu enterben und zur Cachierung jener Ungeheuerlichkeit aus Rom zu exilieren.
    Nachdem die Hochzeit dergestalt undisturbiert war vollzogen, schritt sie, wie ich unlängst musste erfahren, sogleich ans Werk, die legitimen Erben des Vermögens ihres Gatten Schritt für Schritt zu neutralisieren, wobei der erste Streich durch meine Enterbung bereits war vollzogen, sodass nunmehr meine geliebte Schwester das Los ereilte, unbemerkt beseitigt zu werden. Obschon mir unbekannt ist, wie jener schreckliche Kindermord wurde bewerkstelligt, bin ich der untrüglichen Ansicht, dass es sich derart hat zugetragen, was zu beweisen höchst vonnöten ist.


    Dies ist es auch, warum ich dich mit derart grässlichen Verdachtsmomenten zu behelligen habe, da es mir aus der Ferne versagt ist, jenes schändliche Verbrechen zu examinieren und Beweise für die Schuld meiner Stiefmutter zu sammeln. Ich bitte dich also inständig, in Diskretion Nachforschungen über das Ableben meiner Schwester anzustellen und mir eifrig zu berichten, respektive bei adäquater Beweislast eine Klage gegen sie zu erheben. Wie ich bis hierher vernehmen durfte, brilliertest du ja zuletzt als Tresvir Capitalis und bist somit mit derartigen Obliegenheiten ohne Zweifel bestens vertraut.


    Von weitaus größerer Bedeutung indessen ist, dass mein verbliebener, unschuldiger Bruder Titus so gut als möglich vor den Nachstellungen meiner Schwiegermutter wird bewahrt, weshalb ich dich noch mehr anflehe, für diese Erfordernis Sorge zu tragen, indem du dich beständig über seinen Verbleib erkundigst und zuwege bringst, was immer für die Gewährleistung seiner Sekurität du für adäquat erachtest!
    Selbst wenn du meine berechtigten Inkriminierungen für übertrieben erachten solltest, so bitte ich dich dennoch, um meinetwillen zumindest letzterem Ansuchen nachzukommen, da doch eine intensiviertes Interesse an deinem Vetter weder dir, noch ihm zum Nachteile wird gereichen, wie immer die Faktenlage sich mag gestalten.


    Ich gebe das Schicksal meiner Stirps, meine eigene Zukunft und das Leben meines geliebten Bruders, des letzten Garanten für das Überdauern der Flavia Graccha, in deine Hand, da ich untrüglich um deine Treue zu unserer Gens und zu unseren imperialen Ahnen, dein Pflichtbewusstsein und deine Umsicht weiß, wie du dir im Gegenzug meiner ewigen Dankbarkeit bis ans Ende meiner Tage darfst versichert sein.


    Mögen unsere Ahnen und sämtliche Unsterblichen über dich wachen!

    http://www.niome.de/netstuff/IR/SiegelCaduceus100.png


    Sim-Off:

    * Persönlich zuzustellen


    Damit war die Zustellung abgeschlossen und nach einem kurzen "Vale" war Rufus auch schon wieder weg. - Einen Tag später. Zwei Tage später. Drei Tage später. Ein äußerlich (und auch inhaltlich) gleicher Brief, der etwas länger unterwegs gewesen war (weil er auf einem anderen Weg aus Alexandria nach Rom gekommen war), wurde auf eine ähnliche Weise zugestellt. - Vier Tage später. Fünf Tage später. Sechs Tage später. Sieben Tage, eine Woche, später. Manchmal sah man sich nicht nur zweimal im Leben. Der dritte inhaltsgleiche Brief, persönlich zuzustellen an einen Manius Flavius Scato, wurde dem Ianitor übergeben. Da war mittlerweile sogar Rufus ein bisschen neugierig, was es mit diesen drei Briefen an Caius Flavius Gracchus / Manius Flavius Scato auf sich hatte....

  • Gisco staunte nicht schlecht über die gediegene Pracht. Doch das war nicht der Grund für sein Anliegen. Er kramte nocheinmal an seiner Kleidung, sortierte seine Haare und hoffte vorzeigbar zu sein. Dann klopfte er an die Porta.

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