Atrium & Triclinium | Speis und Trank für Familie und Gäste

  • Verus als altes Landei konnte solche Veranstaltungen nur von seltenen Gelegenheiten. Die alte Villa, die leider abgebrannt war, bot selten Gäste ein Zuhause. Oft war er mit seiner Calena allein gewesen und die beiden hatten nur sich, ausgenommen die Zeit, während die kleine Nichte Flaminina anwesend war. Manchmal sehnte sich der Soldat an diese Zeit zurück, die so einfach war und bei Zeiten, wie ein Echo in sein jetziges Leben strahlte. Kurz schweifte die Geisteswelt des Tiberius ab, als er sich an diese Zeit erinnerte. Bilder, Düfte und sogar Stimmen drangen durch seinen Verstand. Manchmal musste man einfach in der Vergangenheit sein, um für die Zukunft Kraft zu schöpfen. Dieses Echo in seiner Welt, war das Wispern seiner Veranlagung, Dinge bildlich zu verinnerlichen. Verus war in der Lage, tag zu träumen. Oft war diese Fähigkeit sein einziger Freund in der Barracke, wenn die Kameraden wieder einmal Witze über seine Herkunft machten oder über seine Tollpatschigkeit lachten. Gut, in der Tat war er vielleicht nicht der beste Kämpfer aber wohl ein aufrichtiger Mensch, der für Dinge einstand und im Zweifel immer zu seinen Prinzipien stand.


    Dies war seine Stärke geworden. Linie. Er hatte eine Linie gefunden, für die er bereit war, sein Leben zu geben. Nicht noch einmal, wollte er Plünderungen, Gewalt und Hass schutzlos ertragen. Jetzt war er Soldat und konnte aktiv handeln, eingreifen und das schützen, was ihm etwas wert war. Das Echo aus der Vergangenheit verhallte langsam und mit jedem kleinen Schritt kehrte der Mann in den Moment zurück. Ehrlich waren seine Augen, fast strahlend als er ins Triclinium eintrat.


    Er war der Aufforderung von Lepidus, eher wie "ein Zombie" gefolgt und nahm schlicht Platz auf seiner Kline. Kurz kniff er beide Augen zusammen und nun nahm er die Menschen wieder wahr. Die Vorstellung hatte begonnen. Verus nickte jedem Vorgestellten zu und wartete ab. Es war nicht seine Art, sich ins Gespräch zu drängen. Dafür war Lucia da. Als Soldat Roms hatte er gelernt, zu schweigen, wenn es angebracht war und zu rufen, wenn es nötig war.

  • Als Lucia ins Straucheln kam, wunderte das Lucius kein bisschen - genau so war sein Frauenbild: ständig schnatternd, aber am Ende des Tages doch nur dummes Zeug redend. Als sie ihn dann kurz anlächelte, war er wieder etwas irritiert und erwiderte ihren Blick eher ertappt als freundlich. Wenn er sie so ansah, dann fühlte er doch wieder so ein Unbehagen wie damals bei Nicaea...


    Glücklicherweise musste er nicht länger darüber nachdenken, denn endlich ergriff Lepidus die Initiative und bugsierte sie ins Triclinium, wo der junge Petronier einen Platz erhielt, der ihm nur allzu bekannt war - auf der Kline des Gastgebers lag er nämlich auch immer bei seinem Alten in Mogontiacum! Neben ihm nahm dafür noch ein weiterer Klient Platz, was Lucius auch wieder unangenehm war - er mochte es nicht, wenn Fremde ihm so nahe kamen!


    Auch das zeigte er aber nur durch einen sehr kurzen, irritierten Blick, ehe sein Patron ihn endlich vorstellte - und das nicht schlecht! Mit sichtlicher Zufriedenheit nickte er Silanus zu, um dann seinerseits die Vorstellung des anderen entgegenzunehmen - obwohl diese genaugenommen ja gar nicht mehr nötig war, denn diese Informationen hatte der junge Petronier ja schon aus dem Gespräch mit Lucia entnommen. Interessanter war da schon die Frage, die sein Nachbar an den hohen Gast stellte, wobei ihn die Einleitung aber daran erinnerte, auch mal etwas zu sagen:
    "Mich - äh - auch!"
    Der Alte hatte ihn ja nicht nur einmal ermahnt, nicht immer so schweigsam zu sein - wenigstens etwas wollte er deshalb auch gesagt haben.

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  • Silanus schien gerade abgelenkt zu sein, sodass die Frage seines Sitznachbarn ungehört verhallte. Lucius kombinierte aus dem Schweigen der anderen, dass sie recht hungrig waren und auf das Essen warteten - zumindest wäre das wohl ein rationaler Grund, sich nicht mit weiterem Geplauder aufzuhalten.


    Deshalb sah er erwartungsvoll zu seinem Nachbarn und Patron, da dieser als Hausherr wohl das Essen eröffnen würde.

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  • Sim-Off:

    mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa - Sorry, ich bin nun wieder uneingeschränkt für euch da!


    Noch ehe Silanus die Situation mit Lucia richtig stellen konnte, schließlich wollte er vorhin nicht zum Ausdruck bringen, dass sie seine gesellschaftliche Stellung in irgendeiner Art und Weise auszunutzen versuchte, trat der Gastgeber an die beiden heran und geleitete sie gemeinsam mit den anderen Gästen in das Triclinium. Als Lepidus auf dem Weg dorthin ankündigte, dass Lucia einen Platz neben dem Iunier einnehmen sollte, nahm er dies mit einem durchaus angenehm überraschten Lächeln zur Kenntnis und sah kurz zu der jungen Tiberia, um zu sehen, ob sie dem Vorschlag ihres Bruders ebenso zustimmte.


    "Eine wirklich hervorragender Vorschlag geschätzter Tiberius, dem ich keinesfalls wiedersprechen werde, wenn es auch die Zustimmung deiner Schwester findet."


    Zum einen würde ihm dies doch noch die Gelegenheit bieten, die vorhin im Raum stehengelassene Aussage zu relativieren, zum anderen hatte er damit wohl das beste Los gezogen, wenn er in die Runde der Anwesenden sah, denn Lucia war wohl die einzige Frau, die an dem gemeinsamen Abendmahl teilnehmen würde.


    Als Lepidus dem Iunier schließlich auch noch den Ehrenplatz zuwies, war Silanus Überraschung nur umso größer, auch wenn er sich diesmal darum bemühte, sich weniger überrascht zu zeigen und als hätte er nichts anderes erwartet, ganz gelassen zu nicken. Nachdem sich alle niedergelassen hatten, übernahm der Tiberier die Vorstellung aller Anwesenden. Silanus nickte der Reihe nach einem nach dem anderen grüßend zu, ehe der Manlier gleich eine Frage an ihn richtete, die er nicht zum ersten Mal gestellt bekam. Die meisten Menschen, die er kennenlernte, stellten als erstes Fragen über seine Arbeit am Kaiserhof oder die damit verbundene Nähe zum Kaiser. Wie gewohnt versuchte der Iunier sich kurz vorzustellen, dabei aber möglichst bescheiden zu wirken, was bei seinem bisherigen Werdegang oft nicht wirklich einfach war und die Gesprächspartner nur zu noch mehr Fragen verleitete.


    "Die Freude ist ganz meinerseits und in der Tat ist es ein sehr verantwortungsvoller Posten, da man zu den engsten Vertrauten und Beratern des Kaisers zählt. Ich bin daher sehr froh und auch dankbar, unserem Kaiser und dem Reich auf eine solch herausfordernde Art und Weise dienen zu dürfen.


    In den meisten Fällen wird man an den Kaiserhof berufen. Ich für meinen Teil habe den obligatorischen Cursus Honorum des Ordo Equester durchlaufen und habe nach einem Tribunat in Rom und Aegyptus als Kommandeur einer Ala in Germania gedient."


    Bei diesem Satz sah er auch kurz zu dem jungen Soldaten, der ihm zwar bisher noch nicht vorgestellt wurde, mit dem sich aber hoffentlich im Laufe des Abends noch ein Gespräch ergeben würde. Denn Silanus mochte es sehr, Geschichten und Erfahrungen mit ehemaligen oder noch dienenden Soldaten auszutauschen, ganz gleich welchen Rang oder gesellschaftlichen Stand sie innehatten. Diese umgängliche Art hatte ihn auch schon während seiner aktiven Zeit zu einem, bei den Mannschaften, sehr beliebten Offizier werden lassen. Dann wandte er sich jedoch wieder dem Manlier zu, um seine kurze Vorstellung zu beenden.


    "Vor dem Bürgerkrieg wurde ich schließlich von Kaiser Valerianus an den Kaiserhof beordert und mir das Procuratorenamt übertragen. Nach dem Ende der Bürgerkriegswirren, während der ich mein Amt nicht ausübte, habe ich meine Dienste erneut unserem neuen Augustus aus eigenem Antrieb angeboten und wurde wieder als Procurator eingesetzt.


    Und in welcher Funktion bist du in der städtischen Verwaltung tätig Manlius?"

  • Na selbstverständlich würde seine Schwester zustimmen, dachte sich Lepidus sicher, alles andere wäre doch wohl unstattlich und Lucia würde es sicher nicht wagen, seine Planungen durcheinanderzubringen. Zufrieden stellte Lepidus fest, dass Manlius sich wieder sehr umgänglich zeigte und den Gast sogleich in ein Gespräch verwickelte, während von seinem petronischen Klienten wieder nur ein halber Satz herausspang - noch dazu mit diesen Äh-Lauten, die er durchaus verabscheute. Jede geringfügige Rhetorikausbildung sollte sowas doch heutzutage abstellen. Aber seine Erwartungshaltung sollte hierbei wohl nicht allzu hoch angelegt werden. "Welch beeindruckender Werdegang", sprach schließlich wieder Manlius nicht ohne etwas zu dick aufgetragendes Pathos. "Ich selbst bin nur ein einfacher Scriba im Stabe des Curator operum publicorum - nichts besonders, aber ich hoffe mich, durch einen anständigen Dienst in der Gunst weiter nach oben zu arbeiten." Lepidus nickte, während er gleichsam die militärische Vergangenheit des Iuniers aufgriff, um die Vorstellung zu komplettieren. "Als ehemaliger Tribun und Kommandeur wirst du dich sicherlich gut mit Aulus Tiberius Verus verstehen. Er hat seine militärische Laufbahn gerade erst in der Legio I begonnen. Vielleicht kannst du uns ja noch die ein oder andere Geschichte aus dem derzeitigen Soldatenleben erzählen, Verus?" Zumindest stellte er dies erst einmal in Aussicht. "Und zuguterletzt möchte ich dir noch meinen engen Freund Gaius Mucius Scaevola vorstellen. Er ist derzeit noch Aedituus im Quirinus-Tempel und..." "Die Betonung liegt selbstverständlich auf 'noch'", unterbrach ihn gleich der immer mal wieder etwas stark von sich selbst überzeugte Scaevola. Wahrscheinlich verstand sich Lepidus gerade deshalb so gut mit ihm. "Ja, Ja, ganz Recht. Denn wie der gute Mucius sich erhofft, werde ich mich für seine Ernennung zum Pontifex Minor einsetzen. Etwas wofür er mir noch große Dankbarkeit zollen muss", beim letzten Satz blickte er höchst verschmitzt zu Scaevola, der mit einem Lächeln entgegnete. "Mein ganzes Leben besteht doch sozusagen nur aus Dankesbekundungen dir gegenüber." "Ich bin mir nicht sicher, ob ich das exakt so wahrnehme." "Nach meiner Aufnahme ins Collegium wirst du es zweifellos. Es gibt wohl kaum einen besseren für diese Aufgabe, Quirinus wird es dir bestätigen" Erstaunlicherweise blickte der Mucier während dieser Worte zu Lucia, als wenn er in irgendeiner Weise Eindruck schinden wollte, um sich als großen Aufsteiger zu profilieren. Auch im Laufe des Abends sollte er ihr stets wieder Blicke zu werfen, was Lepidus im Grund aber völlig entging. Dieser wank unterdessen scherzhaft ab. "Als hätte er die Götter problemlos hinter sich. Na, wir werden sehen, wie du dich schlägst."


    Nach dieser kleinen Plänkelei dauerte es dann auch gar nicht mehr allzu lange, bis der nächste Gang aufgetischt werden konnte, welcher aus einigen Hülsenfrüchten bestand, insbesondere aus Ägypten importierte Linsen sowie Kichererbsen. Dazu auch in Salpeter gekochter Grünkohl sowie einige Schalen Oliven, geschnittene Gurken und Zwiebeln standen zur freien Verfügung.

  • Die beiden anderen Klienten waren ja richtige Plaudertaschen - etwas verwirrt darüber hielt Lucius nach wie vor eher den Mund, obwohl er natürlich aufhorchte, als Silanus seine beeindruckende Karriere darstellte. Das war genau das, was er sich auch für sich wünschte: mit einem Offiziersposten einzusteigen, den der Alte nie in seinem Leben erreicht hatte, und dann hoch hinaus! Es war sicherlich ein erhebendes Gefühl, tausende von Soldaten vor sich zu haben, die aufs Wort gehorchten! Einheiten in perfekten geometrischen Formen anzuordnen und dann gegen irgendwelche tumben Hinterwäldler loszuschlagen!


    Als es dann aber doch wieder eher um Gunst und Dankbarkeit ging, erinnerte der junge Petronier sich auch wieder daran, was der Alte ihm eingeschärft hatte: er solle auf sich aufmerksam machen bei den richtigen Leuten - und dieser Iunier war offensichtlich genau der Richtige, so wie er sich selbst beschrieb!
    Stellte sich natürlich die Frage, wie er das am besten machte - mit plumper Angeberei wie Mucius Scaevola wohl eher nicht, die ging Lucius schon auf die Nerven, wenn der eingebildete Trottel nur den Mund aufmachte... Oder durch Winken mit dem Zaunpfahl wie der andere Klient? Aber das war doch auch eher entwürdigend als besonders empfehlend... Am besten er glänzte mit etwas, was er gut konnte, damit der Procurator ihn an geeigneter Stelle weiterempfehlen konnte:
    "Beschäftigst du dich auch - äh - mit Mathematik?"
    fragte er deshalb freiheraus in Richtung des Ehrengastes.

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  • Natürlich hatte Lucia nicht das Geringste gegen die Sitzplatzverteilung. Zum einen würde sie ihrem Bruder nie widersprechen, zumindest nicht in der Öffentlichkeit, zum anderen gefiel ihr ihr Klinen-Nachbar. Auch wenn seine Fragen sie eben noch ins Schlingern gebracht hatten, schätze Lucia doch einen wachen Geist. Silanus schien darüber hinaus noch Humor beisteuern zu können. Da hatte Lucia schon ganz andere Sitznachbarn gehabt! Dies hier würde wohl eine angenehme Abwechslung.


    „Es wäre mir eine Freude!“, sprach sie also und schlenderte gemeinsam mit den anderen ins Triclinium. Auf dem Weg versuchte sie Augenkontakt zu Verus aufzubauen, einfach um ihm ein freundliches Lächeln zu schenken, doch dieser schien tief in Gedanken zu sein. Erst als sie ihre Plätze eingenommen hatten schien er seine Umgebung wieder wahrzunehmen. Während der Vorstellungsrunde versuchte Lucia wieder Augenkontakt mit ihrem Verwandten aufzubauen und ihm nunmehr ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Verus kam ihr immer so bedrückt vor. Aber vielleicht lag das auch nur an den seltsam offenen Gesprächen die sie vor seiner militärischen Laufbahn hatten.


    Bei diesem Geplänkel zu Beginn des Essens konnte Lucia als Frau nicht viel beisteuern. Ihr oblag es den gerade sprechenden Männern aufmerksam zuzuhören und ihnen das Gefühl zu verleihen, als wären ihre Worte das Salz in der Suppe. Das war ein wenig schwierig, wenn sie der Beitrag auf zwei Worte beschränkte, die noch dazu durch ein Zögern und ein ‚ähm‘ getrennt wurden. Dieser Petronius Crispus schien kein großer Redner zu sein. Leicht verwirrt fragte sich Lucia, was ihr Bruder dann wohl an dem Mann fand. Bisher hatte es zumindest eine Konstante in Lepidus Bekanntschaften gegeben: Sie alle waren in der Rhetorik mehr als bewandert. Nachdenklich musterte Lucia diese Ausnahme der Regel und nahm sich vor ein wenig mehr über ihn in Erfahrung zu bringen.


    Silanus hingegen konnte man sehr gut zuhören. Lucia hatte keine Probleme dabei ihm ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Manlius sprach schließlich seine Bewunderung für den Werdegang aus, so dass sie nur bestätigend nicken konnte. Auf seine eigenen Ambitionen musste Lucia aber zumindest ein paar bekräftigende Worte loswerden: „Ach, lieber Manlius! Du hast keinen Grund dein eigenes Licht so unter den Scheffel zu stellen. Ich bin mir sicher, dass du dich selbst überraschen wirst!“ Zwar hatte Lucia keine Ahnung, wie zuverlässig Manlius bei seiner Arbeit war, doch er war ihr sympathisch und somit verdiente er in ihren Augen die Bestätigung.


    Lepidus schaffte es nun mit wenigen, passenden Worten auch noch Verus und diesen Mucius Scaevola vorzustellen. Bei letzterem hatte Lucia ein seltsames Gefühl im Bauch. Er schien zwar ein wirklich guter Freund ihres Bruders zu sein, aber er war immer so laut und so forsch und… Das waren aber auch andere, mit denen sich Lucia wiederum gut verstand… Sie konnte den Finger nicht darauf legen, aber irgendetwas störte sie an Scaevola. Das hielt sie doch nicht davon ab, ihrer Pflicht als Frau in so einer Runde nachzukommen. Sie hörte ihm also lächelnd zu und tat gebührend beeindruckt, als er in ihre Richtung blickend von seinen Plänen berichtete. Doch irgendwas an Scaevolas Blick brachte Lucia dazu rasch die Augen wieder abzuwenden. Ihr Bruder würde seinen Freund schon gebührend unterhalten!


    Sie wollte eben wieder das Wort an Silanus richten, als dieser von Petronius angesprochen wurde. Wirklich? Mathematik? Lucias Augen weiteten sich verwundert. Weil es ein so ungewöhnliches Thema war, konnte Lucia sich aber auch nicht einfach abwenden und mit einem anderen Gast plaudern. Fasziniert griff sie nach einer Kichererbse nach der anderen und wartete auf die Unterhaltung, die sich aus dieser Frage entspinnen würde.

  • Silanus schmunzelte, als er den Wortwechsel des Gastgebers mit seinen Klienten hörte. Sie schienen ein ausgesprochen gutes Verhältnis zu pflegen, das wohl über die übliche Klientenschaft hinausging. In jedem Fall schien es sich um eine muntere Runde zu handeln, die einen sehr geselligen Abend versprach. Silanus wollte gerade wieder in die Scherze miteinstimmen, als sich auch der Petronier zu Wort meldete und eine Frage an Silanus richtete, die eine kurze verwunderte Gedankenpause des Iuniers nach sich zog, da sie vollkommen aus dem bisherigen Kontext gerissen schien.


    "Mathematik?...."


    Als der Iunier seine Gedanken wieder einigermaßen gesammelt hatte, trat ein Schmunzeln in sein Gesicht und verbarg die Verwunderung wieder gekonnt. Anscheinend war der junge Mann eben nicht unbedingt ein Unterhaltungstalent, was der Iunier aber keineswegs als besonders großen Nachteil empfand, schließlich hatte sein Gegenüber Silanus Altersschätzung nach noch genug Zeit sich damit auseinanderzusetzen. Doch vielen ihm die zum Teil verwunderten Blicke der jungen Tiberia und auch der anderen Anwesenden auf. Er versuchte dem Petronier daher ein wenig aus der Patsche zu helfen und antwortete ehrlich lächelnd


    "Nunjaaaa….. Der Umgang mit Zahlen war nie eine besondere Stärke von mir und ich würde mich daher auch nicht wirklich als großen Mathematiker bezeichnen. Aber meine Kenntnisse reichen durchaus aus, um Soldaten zu zählen und zu Kontrollieren, ob noch ein Besucher bei einer öffentlichen Audienz des Kaisers fehlt. Ich hoffe jedoch, dass der Kaiser nie auf die Idee kommt mich in die Finanzabteilung zu versetzen." sagte er scherzend und spielte so wieder auf seinen vorhin aufgezählten Werdegang an um einen Bogen zu spannen, der die Frage nicht so ganz aus dem Kontext gerissen aussehen ließ. Da nun die Aufmerksamkeit aller Versammelten dem Petronier galten, nutzte Silanus die Gelegenheit ebenfalls eine Frage an den Mann zu richten, die ihm auf der Zunge lag.


    "Du bist noch recht jung*. Darf ich fragen womit du dich vorrangig beschäftigst Petronius? Die meisten Städte nehmen nur ihre verdientesten Bürger in die Reihen der Decuriones auf. Übst du bereits ein Stadtamt aus?" fragte Silanus, auf das jugendliche Aussehen seines Gegenübers bezogen.


    Sim-Off:

    * Ich hoffe die Altersangabe im Tabularium trifft noch zu.

  • Als der Iunier ziemlich verständnislos auf seine Frage antwortete und alles verstummte, ahnte Lucius bereits, dass er irgendetwas falsch gemacht hatte - sinnloses Geplauder am Esstisch war definitiv nicht seine Stärke... aber das war ja auch reine Zeitverschwendung! Wie auch jetzt: Denn die einzige interessante Information an der weiteren Antwort des Procurators war offensichtlich die, dass er nichts von Mathematik verstand - dass ein Mann in seiner Position einfache Additionen und Subtraktionen beherrschte, war ja logisch, falls der Kaiser nicht völlig schwachsinnig war!


    Als er dann den Spieß umdrehte und ihn nach seiner "Karriere" fragte, war der junge Petronier nun wieder seinerseits etwas verwirrt: In seiner kleinen Welt, aus der er kam, hatte sich niemand darüber gewundert, dass er in seinem Alter schon in den Ordo Decurionum gekommen war - immerhin war der Alte auch im Ordo und gehörte doch zu den größeren Lichtern Mogontiacums! Dass das anderswo keineswegs üblich war, sondern viele Sprösslinge von Kommunalpolitikern erst lange Zeit warten mussten, bevor sie nach zahlreichen Ämtern selbst zu Decuriones wurden, wusste er schlichtweg nicht. Unter seinen Prämissen stellte sich somit die Frage, was Silanus mit seiner Nachfrage bezweckte: Wollte er ihm a) unterstellen, dass er es nicht verdiente, Decurio zu sein? Oder b) darauf hinweisen, dass er sich mit Kommunalpolitik auskannte? Oder hatte er c) tatsächlich Interesse an seiner Person?


    Nun musste er einen Moment stocken, was ihm etwas unangenehm war und ihn rote Ohren bekommen ließ. Dann aber sagte er:
    "Ich - äh - war Magister Vici vor ein paar Jahren. Und dann bin ich - äh - Decurio geworden. Das tut man so in Mogontiacum. Das ist in Germania Superior."
    Er konnte ja nicht wissen, dass Silanus selbst schon einmal in dem Provinznest gewesen war!

    Sim-Off:

    Du gehst recht - ich gehe allerdings stark auf die 20 zu ;)

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  • "Ich verstehe."


    Der arme Junge schien sich wirklich sehr unwohl in dieser Gesellschaft zu fühlen. Es war ihm auch nicht zu verdenken, konnte sich sogar noch Silanus an seine ersten unbeholfenen Schritte an der Seite seines Patrons Decimus Livianus erinnern, der ihn damals väterlich in die römische Gesellschaft einführte. Er nickte daher möglichst interessiert dreinblickend und schloss in einem äußerst freundlichen Tonfall an


    "Mogontiacum, das hat ja bereits Tiberius vorhin erwähnt. Ich war einige Zeit als Preafectus der ALA II Numidia in Confluentes stationiert und hin und wieder führten mich meine Pflichten auch nach Mogontiacum zum Statthalter. Gibt es den die Taberna Silva Nigra auf dem Forum noch? Eine der beliebtesten Tabernen der Stadt, wenn ich mich recht erinnere. Und die ALA II ist nun auch in Mogontiacum stationiert oder?"

  • Praefectus der Ala Secunda? Das war kein schlechter Posten - wie der junge Petronier von seinem Vater wusste, war diese eine milliare Ala mit 1000 Reitern und damit einem der größten Auxiliarverbände des Reiches! Die Wahrscheinlichkeit, dass Lucius den Iunier schon einmal getroffen hatte als Kind war damit sogar gegeben - wenn auch sehr gering - denn der Alte war ja ein hoher Offizier gewesen und damals, als seine Mutter noch gelebt hatte, waren sie fast immer zu Paraden gegangen und nach deren Tod hatten die Sklaven ihn zu solchen Veranstaltungen geschleift. Wer aber die Herren in den schimmernden Rüstungen auf dem Tribunal jeweils gewesen waren, wusste er natürlich beim besten Willen nicht mehr...


    Aber immerhin bot Silanus auch ein paar konkrete Fragen an, auf die er klar antworten konnte:
    "Die Silva Nigra existiert noch, ja."
    Allerdings gehörte sie natürlich den Ducciern - und die mochte der junge Petronier nicht...
    "Und die Ala Secunda ist in Mogontiacum? Bei unserer Abreise war das noch nicht so..."
    Genaugenommen hatte er auch nichts von derartigen Plänen gehört... - da stand er ja schön blöd da, dass er als Veteranensohn nicht einmal über seine eigene Heimatgarnison Bescheid wusste!

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  • "Ach, meine liebe Tiberia. Du bist zu gütig und deine Worte sollen mir wegweisend sein, um mich tatsächlich einmal selbst z überraschen", sprach der Manlius zu Lucia sichtlich gerührt von ihren Worten. Es war doch immer schön, wenn es Menschen gab, die die Talente in einem erkannten.


    Lepidus selbst dachte auch im Petronier ein Talent zu entdecken. Wie wohl alle anderen zeigte er sich sehr überrascht von der Frage nach der Mathematik an den Iunier. Doch er wollte dem Petronier in dieser Hinsicht weniger Unbeholfenheit, als vielmehr eine gewisse Cleverness unterstellen. Denn es konnte auch als rhetorischer Kniff verstanden werden, eine Frage zu stellen, die auf den ersten Blick Kontextfremd wirkt, aber genau durch diese Eigenschaft die Aufmerksamkeit erlangt wird. Tja, und zumindest diese konnte er sich gegenüber dem kaiserlichen Kanzleiarbeiter wohl sichern. Mit zufriedenem Lächeln verfolgte er den Wortwechsel. "Da scheinen sich ja ein paar echte Germania-Kenner unter meinem Dach eingefunden zu haben", bemerkte er eher beiläufig und amüsiert. "Ob die Verlegung der Ala nach Mogontiacum nur verwaltungstechnische Gründe hat oder steckt dahinter auch ein echtes strategisches Kalkül?", fragte er dann relativ spekulativ in die Runde, zumal er von soldatischen Angelegenheiten ohnehin nicht viel Ahnung hatte, ganz anders als seine momentanen Gesprächspartner "Petronius Crispus ist übrigens sehr bewandert in militärischen Fragen. Er selbst hat in seinen jungen Jahren bereits das Examen Primum an der Akademie abgeschlossen. Im Übrigen war auch sein Vater - ebenfalls ein Klient von mir - mehrfach ausgezeichneter Primus Pilus der Legio II", sprach er vor allem in Richtung Silanus, um sowohl seinen Klienten in seinen Fähigkeiten noch etwas hervorzuheben, als auch dessen Blutlinie als eine recht erfolgreiche darzustellen. Das sollte doch dem Jungen noch etwas mehr Auftrieb geben.

  • In der Tat konnte es gut möglich sein, dass der Petronier noch nichts von dieser Änderung wusste. Díe Dauer einer Reise von Mogontiacum nach Rom war nicht unerheblich, wie Silanus aus eigener Erfahrung wusste und in Rom war die germanische Delegation nun auch schon eine ganze Weile.


    "Genaue Informationen habe ich auch nicht. Ich habe lediglich im Palast mitbekommen, dass eine Verlegung angeordnet wurde. Ich kann euch auch jetzt gar nicht genau sagen, was den Kaiser dazu bewegt hat." sagte Silanus, der nicht sonderlich viel von Spekulationen hielt, in die Runde, ehe er sich wieder dem jungen Petronier zuwandte. "Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit wird die Ala jedoch schon in Mogontiacum verweilen, wenn du wieder zurück bist."


    Die Erzählungen des Gastgebers über den Vater des jungen Mannes und dessen Erfahrung in militärischen Fragen brachten Silanus, auch in Bezug auf seine letzte Unterstellung, dass der Petronier in Bälde wieder zurück nach Germanien reisen würde, auf eine neue Frage. Das der junge Mann nun also durchaus das Interesse des Procurators geweckt hatte, war wohl für jedermann ersichtlich.


    "Ich bin beeindruckt junger Petronius. Du hast trotz deines jungen Alters schon eine Menge Erfahrung vorzuweisen. Praktische in der Verwaltung und Theoretische was das Militär betrifft. Auch ich habe die Academia besucht und spiele derzeit mit den Gedanken das Examen Quartum auch noch abzuschließen. Hast du schon entschieden, welchen Weg du einschlagen möchtest und wenn ja, wirst du dies in Germanien tun oder hast du auch schon mit dem Gedanken gespielt, hier in Rom zu bleiben? Nun wo du die beeindruckende Hauptstadt unseres Reiches kennengelernt und auch einen aufstrebenden Patron hast, der dich zweifellos unterstützen kann und wird."

  • Die Kichererbsen waren sehr gut gewürzt. Lucia liebte es ohnehin, wie sie weich aber gleichzeitig noch ein wenig knackig sein konnten. Manche behaupteten ja, Kichererbsen hätten keinen eigenen Geschmack, das sah Lucia ganz anders. Aber das konnte natürlich auch daher kommen, dass sie bisher immer nur schon fertig zubereitete probiert hatte… Ohne zusätzliche Würze hatte sie noch nie eine probiert. Vielleicht war es mit diesem Crispus ähnlich. Sie hatte bisher nur schon erfahrene Staatsmänner als Klienten oder Freunde ihres Bruders kennengelernt. Vielleicht waren ein paar von diesen ähnlich ungeschickt im Ausdruck gewesen, als sie in Crispus Alter waren. Fasziniert folgte Lucia der Unterhaltung. Sie bewunderte vorallem, wie Silanus sich so rasch hatte fangen und tatsächlich eine brauchbare Antwort hatte geben können.


    Es hatte sich doch tatsächlich ein anregendes Gespräch aus dieser ungewöhnlichen Frage entwickelt. Lag das nun daran, dass die Frage garnicht so dumm gestellt war, oder war das mehr Silanus‘ und Lepidus‘ Redekünsten zu verdanken? Crispus antwortete zwar immer, wenn er direkt etwas gefragt wurde, aber irgendwie nie mehr als nötig… Überrascht bemerkte Lucia wie ihre Finger den Grund der Kichererbsenschale berührten. Hatte sie tatsächlich schon alle weggenascht? Vielleicht sollte sie sich wieder in das Gespräch einbringen…


    Aber so ganz wollte sich ihr nicht erschließen, wo sie hier selbst etwas beisteuern konnte. Sie würde sich für einen späteren Zeitpunkt die neugierige Frage nach dieser Taberna Silva Nigra merken. Sobald das Gespräch ins Stocken kommen würde, könnte sie sich dann mit dieser Frage einbringen. Jetzt hieß es aber wohl erstmal weiter interessiert zuhören und hin und wieder wissende Blicke mit Manlius und Verus wechseln. Scaevola versuchte sie dabei tunlichst zu vermeiden, was sich natürlich nicht vollkommen bewerkstelligen ließ.

  • Eine Geschichte zum Militär? Was sollte er dort berichten? Er war Soldat, und dazu kein guter aber immerhin hielt man ihn wohl für einen. Mit einem Augenzwinkern linste er zu Lucia, die immer wieder seinen Blick suchte und dann mit ihren Augen weiter wanderte.


    "In der Tat. Ich habe meine Karriere gerade erst begonnen," formulierte Verus erst einmal nüchtern, um dann das Gespräch abzuwarten, um nicht direkt vorzupreschen. Das war nicht seine Art. "Als Optio kann ich die Lage nur aus hiesiger Sicht beurteilen," fiel er dann schließlich ins Gespräch ein, um sein "Wissen" vorsichtig einzubringen.
    "Die Verlegung kann aus Versorgungs- und Strategiefragen beurteilt werden. Es ist auch möglich, dass unser werter Augustus gegen die regelmäßigen Einfälle der germanischen Horden vorgehen möchte, die teilweise tief ins Reich eindringen," erklärte der Militär banal.


    "Wir in der Legio rechnen ohnehin damit, dass eines Tages auch wir an die Grenze verlegt werden, da zeitenweise die Verteidigung dort schwächelt," folgte dann. Dann bemerkte Verus, dass er wohl zu Weit gegriffen hatte und ruderte vorsichtig zurück. "Sofern unser Imperator nichts anderes beschließt und wir an unserem Standort verweilen. Ich wollte nur die Lage erläutern, dass Germanien doch recht gefährlich für römische Soldaten sein kann und man gegebenenfalls Verstärkung benötigen könnte."

  • Zitat

    Original von Aulus Tiberius Verus
    "Wir in der Legio rechnen ohnehin damit, dass eines Tages auch wir an die Grenze verlegt werden, da zeitenweise die Verteidigung dort schwächelt," folgte dann. Dann bemerkte Verus, dass er wohl zu Weit gegriffen hatte und ruderte vorsichtig zurück. "Sofern unser Imperator nichts anderes beschließt und wir an unserem Standort verweilen. Ich wollte nur die Lage erläutern, dass Germanien doch recht gefährlich für römische Soldaten sein kann und man gegebenenfalls Verstärkung benötigen könnte."


    Der Analyse des jungen Optio der geramischen Lage war nichts mehr hinzuzufügen wie Silanus befand, daher nickte er anfangs zustimmend. Zur Zukunftsfrage der Legio I war Silanus jedoch gänzlich anderer Meinung und beschloss die Anwesenden auch an seiner Meinung teilhaben zu lassen.


    "Ich denke wenn unsere Strategen wieder eines aus dem Bürgerkrieg mitnehmen konnten, dann die Bestätigung, dass Rom sich nicht alleine verteidigen kann. Trotz der Cohortes Urbanae und den Prätorianern sind wir gegen ein großes Heer machtlos. Ohne die Reserven aus der Classis und auch der Legio I, wäre Italia im Falle eines Angriffs nicht zu halten. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass bisher alle Kaiser bestrebt waren eine möglichst treue Legio auf italischen Boden zu stationieren. Ich kann dir also versichern, dass auch der Augustus, sowie seine Nachfolger eine Verlegung der Legio I in eine Provinz nur dann in Erwägung ziehen würden, wenn sich eine andere Legio als Ersatz anbietet. Ein passender Zeitpunkt dafür wäre das Ende des Bürgerkriegs gewesen, wo sich auch andere Legionen auf italischen Boden befunden haben. Doch nun würde sich der logistische Aufwand eines solchen Wechsels nicht auszahlen."


    Das der junge Optio sich nun zu Wort gemeldet hatte, brachte den Iunier jedoch auch auf eine gänzlich andere Frage, die ihn wesentlich mehr interessierte, als die Zukunft der Legio I. Er kam daher nicht herum, sie auch anzusprechen und wandte sich nun direkt an den jungen Mann, der vorhin selbst den nicht sehr lang zurückliegenden Beginn seiner Karriere angesprochen hatte.


    "Aber sag mir Tiberius. Ich würde es doch als recht ungewöhnlich bezeichnen, dass ein junger Mann mit deinen Wurzeln die militärischen Laufbahn ex caligae einschlägt. Was hat dich dazu bewogen dem Reich in den einfachen Mannschaftsrängen dienen zu wollen und dich der Legio 20 Jahre zu verpflichten?"

  • Ein wenig erleichtert nahm Verus die Aussage von Silanus zur Kenntnis. So konnte der junge Verus immerhin davon ausgehen, niemals ins kalte Germanien abzurücken. Mantua gefiel ihm inzwischen zu gut, um es für einen irgendeinen sinnlosen Feldzug aufzugeben. Er führte dort ein gutes, wenn auch einfaches, Soldatenleben. Inzwischen mit weniger Drill und Sonderdiensten.


    "Vielen Dank, Iunius, für deine Mitteilung. Ich bin sehr erfreut dies zu hören, da eine Verlegung von vielen Kameraden als wenig zweckdienlich betrachtet wird. Dennoch möchte anmerken, dass jeder Miles der Legio bereit ist, für das römische Volk zu bekämpfen," erklärte der Tiberius ein wenig pathetisch. Ihm war einfach nach ein Pathos, um sich selbst ein wenig zu motivieren. Der Selbstbetrug eines Soldaten war der Glauben an eine gerechte Sache. "Rom ist das Licht," folgte dann als Steigerung des eben gesagten. Dann beugte er sich leicht vor, griff nach seinem Weinbecher, um einen Schluck zu trinken.


    Schließlich kam die Neugier ins Spiel und Silanus fragte Verus nach seiner Motivation, als Legionär zu dienen. Verus musste in der Tat überlegen.


    "Um ehrlich zu sein: der Bürgerkrieg hat mir mein Heim, mein Einkommen genommen. Ich wurde durch Salinators Schergen mitsamt meiner Familie vertrieben, als sie brandschatzten und plünderten," sprach er kalt. Immer noch fiel es ihm schwer, dies zu akzeptieren. Das Trauma war geblieben. "Ich entschlosss mich nach einer gescheiterten Bewerbung beim Kaiserhof, dem Reich anders zu dienen. Die Götter gaben mir ein Zeichen, während ich betete." Er seufzte.


    "Leider muss ich sagen, dass der Weg eines einfachen Soldaten hart ist. Trotz dessen bin ich froh, es getan zu haben. Ich sehe so die Legion von Unten, kenne die Männer und erlebe die Wahrheit über den Krieg, jenes Blut, welches für Rom vergossen wird. Ich glaube, dass ich damit in der Tradition unserer Familie stehe, die einst mit Tiberius Vitamalacus einen ehrbaren Feldherren hervorbrachte, der sich ebenso von den Stiefeln an, hochgedient hat. Ich möchte mir selbst beweisen, dass ich etwas wert bin. Ich möchte mir beweisen, dass ich nie schwach bin und die Dinge, an die ich glaube, verteidigen kann. Dies kann ich als Soldat."


    Dann setzte er nach. "Ich glaube darüber hinaus, dass sich zwar ein Zivilist für etwas einsetzen kann aber dies nicht vollständig tut. Ein Soldat setzt im Zweifel auch sein Leben für seine Sache ein. Das ist ein entscheidender Unterschied. Dieser Gedanke trieb mich um, während ich meine Dienstzeit begann. Weitere Gründe gibt es nicht. Es war eine Entscheidung, die ich bewusst getroffen habe, um Rom zu dienen."


    Mühsam rang sich Verus ein Lächeln ab, als die Gedanken wieder an den Dienst fielen.


    "Unser guter Tiberius Lepidus hier, dient der Urbs wesendlich besser als ich es je könnte. Er wird eines Tages sicherlich mehr erreicht haben, als ich. Er ist ein guter Mann," lobte er schnell seinen Verwandten, um das Gespräch von seiner eigenen Person weg zu lenken. Verus wurde es unangenehm über sich zu sprechen.

  • Zitat

    Original von Lucius Iunius Silanus
    "Ich bin beeindruckt junger Petronius. Du hast trotz deines jungen Alters schon eine Menge Erfahrung vorzuweisen. Praktische in der Verwaltung und Theoretische was das Militär betrifft. Auch ich habe die Academia besucht und spiele derzeit mit den Gedanken das Examen Quartum auch noch abzuschließen. Hast du schon entschieden, welchen Weg du einschlagen möchtest und wenn ja, wirst du dies in Germanien tun oder hast du auch schon mit dem Gedanken gespielt, hier in Rom zu bleiben? Nun wo du die beeindruckende Hauptstadt unseres Reiches kennengelernt und auch einen aufstrebenden Patron hast, der dich zweifellos unterstützen kann und wird."


    Während Manlius seine Aufmerksamkeit der Person am Tisch zuwandte, die Lucius als die unwichtigste einschätzte (was vermutlich daran lag, dass es in seinem Haus nie eine Hausherrin gegeben hatte, sodass er weibliche Einflussmöglichkeiten vernachlässigte), nahm der junge Petronier zufrieden auf, wie sein Patron ihn anpries. Auch wenn er den Alten hasste für die Art und Weise, wie er ihn erzogen hatte, für die Schläge, das ständige Kurzhalten und den Zwang zur Übernahme von Aufgaben, die er verabscheute - irgendwie machte es ihn doch auch stolz, all das überlebt zu haben! Und vielleicht würde es sich nun ja doch auszahlen... - wenn sogar der Iunier seinen Patron als einflussreich einschätzte!
    "Ich will zuerst einen Militärdienst ableisten. Wie - äh - mein Vater."
    antwortete er schließlich.
    "Ob in Rom oder anderswo ist mir - äh - egal."
    Nach Germania zurück - am Ende nach Mogontiacum - wollte er vorerst eigentlich nicht, denn das konnte nur bedeuten, dass er wieder unter die Fuchtel des Alten kam. Aber dass er das nicht freiheraus sagen durfte, wusste sogar er...


    Bevor man ihn weiter ausfragen konnte, übernahm allerdings Verus die Zügel und erging sich in Spekulationen über Truppenbewegungen und Versetzungsgefahren - fast so wie damals, wenn sein Vater mit seinen Veteranenkameraden zusammengesessen war! Die Argumente der Tiberiers waren dabei allerdings nicht ganz stringent, denn erstens war Lucius davon überzeugt, dass die Götter keine Zeichen sandten, sondern dass die Menschen nur irgendwelche Zufälle interpretierten, wie es ihnen passte, zweitens trafen die Aussagen über den Nutzen des Kriegsdienstes genauso gut auf eine ritterliche Karriere zu, wie er selbst sie anstrebte (womit Verus' Argumente aber zumindest seine eigene Wahl mit Argumenten versahen) und drittens widersprach der Tiberier sich am Ende selbst: Unter den Bedingungen "Kriegsdienst ist der edelste Dienst" und "höherrangige Tätigkeit ist besser als niedrigrangige" lautete der logische Schluss nämlich, dass man eine Offizierslaufbahn starten musste, um die bestmögliche Variante zu wählen.
    Und ungeschickt wie er war, brachte er diese Erkenntnis auch direkt zum Ausdruck:
    "Könntest du der Urbs dann nicht auch wesentlich besser dienen, wenn du Offizier werden würdest? Oder Legionskommandant?"
    Das war ja vermutlich analog das, was sein Patron tat...

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  • Ein Glück hatte Lucia es geschafft die letzte Zeit ihre Finger aus den Essensschälchen zu lassen. Mit vollen Mund sprach mal nämlich nicht, aber jetzt musste sie doch was einwerfen! Nicht nur, dass sie endlich auch etwas Sinnvolles beitragen konnte, nein sie musste es regelrecht! Vielleicht fiel nur ihr es auf, so als einzige Frau in der Runde, aber sie hatte das Gefühl, dass das Gespräch an einem kritischen Punkt angelangt war. Verus fühlte sich in Lucias Augen sichtlich unwohl weiter über sich selbst zu reden und Crispus schien das nicht klar zu sein. Oder war es ihm bewusst und er wollte sich auf Kosten des armen Verus profilieren? So oder so, es waren die trügerisch nichtssagenden Worte einer Frau von Nöten um die Situation ein wenig zu lockern.


    „Aber das ist doch das Wundervolle!“, begann sie augenscheinlich erfreut und völlig aus dem Kontext gerissen. Da ihr offensichtlich niemand direkt folgen konnte gestikulierte sie begeistert und ungeduldig zugleich. „Ein jeder von euch dient der Urbs auf seine Weise, wie es kein anderer von euch könnte.“ Das war ein wenig allgemein und Lucia wollte gerne noch deutlicher machen, was sie meinte, also probierte sie sich an einem Vergleich: „Lasst es mich anders formulieren. Es heißt doch ‚alle Wege führen nach Rom‘. Ein jeder von euch ist auf einem der Wege in die große Stadt.“ Sie strahlte die Männer einen nach dem anderen an. „Ihr kommt dabei aus verschiedenen Richtungen“ Hier wechselte ihr Blick zwischen Manlius und Verus. „oder sei auf eurem Weg schon etwas weiter als andere“ Hier lächelte sie Silanus an. „aber ihr alle habt ein Ziel: Rom.“ Sie hatte keine Rhetorikausbildung, aber sie sprach mit Begeisterung. „Müsstet ihr nun in den Schuhen eines anderen wandeln, würdet ihr vielleicht ins straucheln geraten, doch so… Ein jeder von euch ist mit dem nötigen Können ausgestattet um den eigenen Weg erfolgreich zu beschreiten – dessen bin ich mir gewiss!“ Sie strahlte in die Runde. Also ihr gefielen ihre eigenen Worte äußerst gut. „Ich hab doch recht, oder Lepidus?“

  • Natürlich hatte Lucius nicht vor, seinen Nachbarn bloßzustellen - zwar hatte dieser ihn in einer misslichen Lage kennen gelernt und war deshalb primär verdächtig, aber er war kein Konkurrent, sodass es unlogisch erschienen wäre, Energie dafür aufzuwenden, ihn zu demütigen.


    Was die überaus hübsche Tiberierin dann aber sagte, war noch viel unlogischer als das, was Verus behauptet hatte - offensichtlich lag das bei den Tiberiern in der Familie... Was war wundervoll daran, wenn Verus sein Potential verschwendete? Und konnte er selbst nicht auch einen hervorragenden Legionär abgeben? Und wieso wollten sie nach Rom? Sie waren ja schon da! Oder wenn das ganze metaphorisch gemeint war (eine Sache, die Lucius nie vollständig verstanden hatte) - dienten sie (mit Ausnahme von ihm selbst) nicht sowieso schon Rom?


    Allerdings traute er sich doch nicht gleich etwas einzuwenden, denn immerhin war sein Patron angesprochen worden und da plapperte man nicht dazwischen. Also blieb es ihm nur, etwas verwirrt dreinzuschauen.

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