Atrium & Triclinium | Speis und Trank für Familie und Gäste

  • Während Lucia und Silanus miteinander flirteten - beziehungsweise sinnlose Gespräche führten, wie Lucius es wahrnahm - beschloss der junge Petronier, die Zeit sinnvoll zu nutzen, indem er sich ausmalte, wie es mit ihm weitergehen würde, nachdem jetzt der Ritterring zum Greifen nah war: Er würde sicherlich eine interessante militärische Aufgabe bekommen - vielleicht im Stab einer Infanteriekohorte? Dort würde er dann endlich ausprobieren können, was er sich schon jahrelang ausgemalt hatte: zum Beispiel plante er, eine Parade-Truppe aufzustellen, die in geometrischen Mustern marschieren konnte!


    Als er kurz aus seinen Gedanken aufwachte, hörte er eben noch, wie Lucia die Stimme von Silanus lobte. Ihm entglitt kurz das Gesicht - was war denn das für ein Blödsinn? Erstens entsprach das überhaupt nicht der Wahrheit - Silanus' Stimme war nicht unangenehm, aber auch nicht wahnsinnig herausragend - und zweitens, selbst wenn es stimmte - wozu sagte man so etwas? War das die Art von Kommunikation, die man hier in Rom führte? Wenn ja, war es wohl wirklich besser, wenn er zeitnah von hier weg kam - beim Militär würde er von solchem Süßholzgeraspel sicherlich verschont bleiben!

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  • "Ich danke dir vielmals meine Liebe!"


    Silanus wirkte nun fast ein wenig verlegen und lächelte Lucia freudestrahlend an, denn diese Schmeichelei, vor allem von einer so wunderschönen jungen Patrizierin, ging natürlich runter wie warme Butter. Er überlegte daher kurz, ob ihm noch etwas einfiel, dass er sagen oder erzählen konnte, doch hatte er bereits genug im Mittelpunkt gestanden, wie er fand. Zumindest vorerst wäre es dem Iunier nicht unangenehm, sich wieder ein wenig entspannen und sich dem Essen widmen zu können. Er wandte sich daher an den Gastgeber.


    "Doch der heutige Abend soll sich nicht den ganzen Abend um meine Arbeit oder die Standeserhebung des jungen Petroniers drehen. Was sind deine Zukunftspläne Tiberius, wenn ich fragen darf. Mir ist zu Ohren gekommen, dass du vor hast bei den kommenden Wahlen zu kandidieren? Als Quaestor?"

  • Man o man, Lucia konnte es aber manchmal auch ganz schön übertreiben. Hoffentlich machte sie ihm nicht gleich eine Liebeserklärung. Hätte der Tiberier an dieser Stelle schon gewusst, wie durchtrieben seine Schwester doch war und wie sie sich auf Männer überhaupt nicht verstand, es wäre ihm eine Warnung gewesen. Doch auch hier obsiegte die schlechte Auffassungsgabe des Tiberiers. Stattdessen setzte er sich liebend gern mit seinen Karriere-Plänen auseinander. "So ist es in der Tat, Iunius. Ich kandidere für die Quaestur. Für den Posten des Quaestor Principes um genau zu sein. Gut möglich, dass wir bald Kollegen innerhalb des Palastes sind" Lepidus lächelte über diesen Gedanken. Natürlich musste der Senat diesem Wunsch auch erst einmal zustimmen. Aber er war recht guter Dinge, dass dies seinen angemessenen Lauf nehmen würde.


    Im Laufe des Abends redete der Tiberier noch über dieses und jenes, aber seine Kräfte ließen irgendwann schon spürbar nach, so dass er eher zum Zuhörer als Redner wurde. Nach einer Weile hörte er sich dann nur noch die Tiraden seines Freundes Scaevola an. Der Rest des Abends pläterschte für ihn so dahin.


    Sim-Off:

    Ich klink mich in Anbetracht der schon stark überdehnten Zeitlinie aus. Wer mag, kann natürlich gern noch weiterschreiben. :)

  • Gang um Gang wurde aufgetragen und Lucia verstand es geschickt von jedem nur ihr liebstes Essen herauszupicken. Hier mal ein paar gefüllte Weinblätter, da ein paar Oliven, dann noch ein Taubenbrüstchen. Dabei erwischte sie Scaevola immer mal wieder dabei, wie er sie zu beobachten schien. Beispielsweise als sie sich nach den Taubenbrüstchen genüsslich die Finger ableckte. Sie hielt abrupt in der Bewegung inne und fühlte sich zutiefst unwohl. Rasch winkte sie einen Sklaven mit einer Waschschüssel herbei und reinigte ihre Finger lieber auf diese Art.
    In der Hoffnung für eine Weile nicht zu Scaevola blicken zu müssen wandte sich Lucia wieder an Silanus, nein sie durfte ihn ja mit Vornamen anreden, also wollte sie das gleich mal tun. Aber worüber reden? War da nicht am Anfang irgendwas mit der Provinz Germania gewesen? Ah, ja diese Taverne! „Lucius“, sprach Lucia also halblaut, weil sie befürchtete ihr Bruder könnte sich angesprochen fühlen. „Mir geht eine Frage schon den ganzen Abend durch den Kopf: Vorhin als du über deine Zeit in Mogontiacum gesprochen hast, hast du nach einer Taberna gefragt. Wie hieß sie noch gleich? Ich glaube es war etwas mit Nigra, oder? Mich hat es schon verwundert, dass du von all den Orten die es dort oben doch geben muss ausgerechnet nach einer Taberna fragst.“ Sie blinzelte Silanus neckend zu und stellte nun endlich ihre Frage: „Gibt es da vielleicht eine Geschichte, die es wert wäre erzählt zu werden?“

  • Silanus musste schmunzeln, als er die Frage der jungen Tiberia nach der vorhin kurz erwähnten Taberna hörte. Die Neugierde der meisten Frauen war oft auch ihr Verhängnis, wie man zu sagen pflegte. Und auch Lucia durfte diese Eigenschaft in die Wiege gelegt bekommen haben. Doch vermutlich musste er sie nun enttäuschen, denn eine Geschichte gab es dazu nicht.


    "Keine Persönliche, wenn du darauf hinaus willst. Doch jedem Kommandant in und um Mogontiacum ist die Taberna ein Begriff, da man dort als erstes suchen sollte, wenn einem Soldaten abgehen. Die Taberna Nigra scheint gut von dem Sold der Soldaten aus dem Umland zu leben, wenn man es nett ausdrücken möchte. Und indirekt beantwortet das auch deine Frage nach einer Geschichte. Ein Kommandeur kann es sich nicht leisten in dieselben Lokale zu gehen wie seine Untergebenen und neben oder gar mit ihnen die Nächste durchzuzechen. Das wäre dem Respekt sehr abträglich und würde sich wiederum auf die Moral der Truppe niederschlagen. Es kann also sehr einsam sein, so ein Leben als Befehlshaber."


    Bei seinem letzten Satz zwinkerte er der jungen Frau zu, ehe er herzhaft auflachte.


    "Doch zum Glück bin ich ja nun in Rom und habe dahingehend wesentlich mehr Freiheiten."

  • „Ach? Schade.“, kommentierte Lucia das Fehlen einer persönlichen Geschichte. Doch wirklich enttäuscht war sie nicht. Sie hatte es immerhin geschafft das Gespräch wieder aufzunehmen und das sogar ohne große Schwierigkeiten. „Passiert es denn häufiger, dass einem Soldaten… abgehen?“, hakte sie amüsiert nach. Das klang ja grade so, als wollte Silanus das Klischee des ewig trinkenden und spielenden Soldaten bestätigen. Nur zu gerne hätte Lucia in dem Moment Mäuschen gespielt und mal ein paar Soldaten dabei beobachtet, was sie so in der Taberna machten. Gerade Dinge, die für jemanden absolut unmöglich waren, beflügelten die Phantasie gerne besonders. Sie sah regelrecht eine Gruppe Soldaten um einen Tisch sitzen, jeder einen Becher mit billigem Wein in der Hand und die Würfel in der Mitte. Seltsamerweise hatte einer der Männer, derjenige der grade die Würfel aufnahm, um sie neu rollen zu lassen, das Gesicht von Avianus. Das musste daran liegen, dass Lucia hier mit einem Verwandten des Prätorianers sprach.


    An der Spitze war es einsam, ging so nicht der Spruch? Er musste wohl stimmen, so mehr oder weniger. Lucia erwiderte Silanus Zwinkern mit einem übertrieben mitleidigen Blick und stimmte dann in sein Lachen ein. „In welche Taberna kann denn ein Procurator a libellis gehen und mit wem zecht er dann die Nächte durch?“, foppte sie ihn ein wenig. Immerhin war sein jetziger Posten in ihren Augen noch so ein klitzkleinesbisschen wichtiger als der alte in Germania.

  • Verus, welcher mehr oder minder bei den Standesgesprächen gedöst hatte, meldete sich bei dem Soldatenklischee zu Wort: "Nicht jeder Soldat versäuft seinen Sold. Ich selbst habe es nie getan und auch viele Kameraden tun es nicht. Eher verbringen wir die Zeit gemeinsam." Immerhin wollte er selbst nicht vor Lucia und seiner restlichen Familie als Trinker erscheinen, der im Grunde ein bequemes Säuferleben führte. "Legionäre leisten viel für dieses Reich und ich glaube, dass man ihnen oft Unrecht tut." Dann blickte er Lucia an. "Soldaten verzichten auf vieles, vorallem Zweisamkeit und Liebe zu einer Frau." Er seuzfte kaum merklich, um sich dann wieder seinem Wein zu zuwenden. Irgendwie war Verus hier deplatziert.

  • Silanus wollte der junge Tiberia gerade auf ihre Frage antworten, als sich ihr junger Verwandter wieder an dem Gespräch beteiligte. Gespannt sah der Iunier in die Richtung des Patriziers der am heutigen Abend bereits mit einigen pathetischen Aussagen die Legion und das Soldatenleben betreffend aufhorchen ließ, sich zuletzt in den Gesprächen jedoch eher zurückgehalten hatte. Das er selbst seinen Sold nicht in die Tavernen oder Bordelle seiner Garnisonsstadt trug war ja äußerst löblich, doch dass seine darauffolgende Aussage wie ein Vorwurf an den Iunier klang, er täte dem Soldatenstand unrecht und wüsste nicht von was er sprach, ließ dann doch eine Augenbraue des Procurators nach oben wandern. Ein wenig unverschämt wie er es empfand. Vielleicht war es an der Zeit den Kopf dieses jungen Patriziers ein wenig zu Recht zu rücken. Er wandte sich daher dem Tiberier zu.


    "Mein lieber Tiberius! Mir ist durchaus bewusst, dass nicht jeder Soldat seinen Sold versäuft und auch, dass die Legionen eine Grundsäule unseres Reiches darstellen. Ich habe auch nichts Gegenteiliges behauptet. Allerdings drängt sich mir immer mehr auf, dass deine Sicht der Dinge doch etwas verklärt ist.


    Verzeih mir meine offenen Worte, aber du bist in meinen Augen ein grüner Junge, der noch sehr viel zu lernen hat. Soweit ich hörte, bist du direkt in die Unteroffiziersränge eingestiegen, musstest somit weder eine Grundausbildung absolvieren, noch auch nur einen einzigen Tag das Leben eines einfachen Legionärs führen. Viele dieser Männer warten Jahre oder gar Jahrzehnte auf eine solche Beförderung und für die meisten geht dieser Wunsch Zeit ihres Lebens nicht in Erfüllung. Du hingegen malst dir wahrscheinlich schon deine Weiterbeförderung zum Centurio aus. Aus meiner Sicht, würdest du dir einen Gefallen tun, gar nicht erst zu versuchen, dich mit diesen Männern gleich zu setzen. Denn fast jeder von ihnen musste im Laufe seines Lebens mehr Entbehrungen hinnehmen, als es sich einer von uns, die wir vergleichsweise Privilegiert aufwachsen konnten, vermutlich vorstellen können.


    Auch ich habe nie das Leben eines einfachen Legionärs kennengelernt, doch nach Jahren als Offizier und Kommandeur in Italia, Aegyptus und Germanien wirst du mir doch hoffentlich ein gewisses Verständnis und eine gewisse Erfahrung in dieser oft eigenen und für außenstehende mitunter unverständlich anmutenden Welt zugestehen. Mogontiacum, auf das mich deine Verwandte angesprochen hat, liegt übrigens in der Provinz Germania Superior und die Einheit, welche ich dort geführt habe war eine Ala. Ich kann dir daher versichern, dass zwischen einem römischen Legionär aus Italia und einem peregrinen Soldat einer Auxiliareinheit in Germania noch einmal Welten liegen - sowohl was die Trinkfestigkeit, als auch die Einstellung zu Regeln oder den Dienst an Rom im allgemeinen betrifft.


    Lege deinen Erfahrungsschatz, so reichhaltig er auch in den letzten Monaten deiner Dienstzeit angewachsen ist, also bitte nicht gleich auch das ganze Reich oder den gesamten Exercitus Romanus um."


    Seine Worte hatten sich nicht unfreundlich, doch schon einigermaßen bestimmt angehört. Für ihn war dieses Thema damit auch schon wieder abgehackt und er wandte sich wieder lächelnd der jungen Frau zu, da er nicht damit rechnete, dass der junge Patrizier dem hochrangigen Ehrengast des heutigen Abends noch einmal ins Wort fallen würde - vor allem wenn er sich gerade derart gut mit dieser jungen und hübschen Patrizierin unterhielt.


    "Wo waren wir? Ach ja. Du hattest gefragt wo ein Procurator seine Nächte durchzecht? Nun, würdest du es mir glauben, wenn ich dir sage, dass der Kaiser einiges verträgt?"


    Silanus zwinkerte er zu und lachte herzhaft.


    "Nein! Spaß beiseite. Ich bin wohl schon in einem Alter, wo man auf derartige Freizeitaktivitäten verzichtet. Um ehrlich zu sein verbringe ich sehr viel, vielleicht zu viel Zeit im Palast und in der restlichen Zeit führe ich das beschauliche Leben eines römischen Durchschnittsbürgers. Hier und da folge ich einer netten Einladung, so wie heute beispielsweise, aber ansonsten ziehe ich die Ruhe unserer Familiencasa doch gesellschaftlichen Verpflichtungen vor. Von denen hat man an der Seite des Kaisers doch tagsüber zur genüge zu absolvieren."

  • Ohje, der arme Verus wurde hier ja ganz schön abgekanzelt. Normalerweise wäre Lucia für ihren Verwandten wohl sofort in die Presche gesprungen, doch hier verhielt sich das ein wenig anders. Zum einen hatten Verus Worte für die er hier zurechtgerückt wurde ja sie, Lucia selbst, kritisiert. Das mochte Lucia überhaupt nicht, vorallem nicht vor einem so wichtigem Gast. Womit sie schon beim zum anderen wäre… immerhin war es Silanus der abkanzelte und Lucia konnte sich nicht wirklich dazu bringen etwas gegen ihn zu sagen. So war wohl das Beste was sie tun konnte Verus dabei nicht zu beobachten und sich nur still und heimlich ein klitzekleinesbisschen darüber zu freuen.


    Silanus wandte sich wieder ihr zu, als ob nichts gewesen wäre und Lucia beschloss es ihm gleichzutun. Er schaffte es doch tatsächlich ihre neckenden Worte mit dieser unglaublichen Bemerkung zu kontern. Lucia würde es wohl nie zugeben, aber sie glaubte ihm für ein zwei Herzschläge. Dann zwinkerte er und lachte und sie schüttelte - leicht beschämt über ihre Naivität - amüsiert schmunzelnd den Kopf.
    „Soll das etwa heißen, dass man mit Ende zwanzig als Mann schon keinen Drang mehr danach verspürt mit Freunden die Nacht zu verbringen?“ Die geschickt eingeflochtene bewusst jung gewählte Alterseinschätzung mal beiseite genommen, war Lucia tatsächlich verwundert. Erlebte sie mit ihren 19 Jahren doch gerade eine genau gegenteilige Welt. Sie beneidete die Männer glühend darum, dass sie einfach mal so in die Taberna gehen konnten, während sie und ihre Freundinnen gesellschaftliche Ereignisse wie Hochzeiten abwarten, oder sich schlicht bei einem der ihren daheim treffen mussten. Sollten Männer tatsächlich schon zehn, na gut, vielleicht 15, Jahre später dazu keinen Drang mehr verspüren? Lucia glaubte zumindest grade, dass ihr ganzes Leben so weiter gehen könnte wie bisher.
    „Wie verbringt denn ein römischer Durchschnittsbürger … also du…“, Lucia konnte ein Kichern ob dieser Ironie nicht unterdrucken. „seine Abende, wenn er nicht irgendwohin eingeladen wurde?“

  • Natürlich war Silanus bewusst, dass ihm die junge Tiberia mit ihrer überaus entgegenkommenden Alterseinschätzung schmeicheln wollte, immerhin war ihm mittlerweile auch anzusehen, dass er bald sein vierzigstes Lebensjahr erreichte, dennoch lächelte er verzückt.


    "Ich dachte immer Ende Zwanzig verbringt ein Mann die Abende lieber mit einer schönen Frau als mit Freunden, aber vielleicht hat sich das ja geändert. Meine Abende sind da schon seit längerem wesentlich prüder.


    Ich gehe hin und wieder sehr gerne in das Theater oder zu Lesungen und bin auch der Musik nicht abgeneigt. Ansonsten gibt es natürlich eine Vielzahl an offiziellen Empfänge und Verpflichtungen bei denen man sich als kaiserlicher Procurator blickenlassen muss. Bei manch einem Termin merkt man dann auch recht rasch, dass man nur aufgrund seiner Nähe zum Kaiser eingeladen wurde und nicht, weil man ein sympathischer Kerl oder angenehmer Gesprächspartner ist. Es ist daher eine freudige Abwechslung heute nicht so empfinden zu müssen.


    Und du meine Liebe? Was machen junge Frauen in deinem Alter heutzutage?"


    Mit dem „heutzutage“ übertrieb der Iunier gewiss nun in die andere Richtung, was sein eigenes Alter betraf, aber immerhin war die junge Frau um gut 20 Jahre jünger als er selbst. Somit war es nicht ganz abwegig, dass er nicht mehr am Laufenden war, wie die römische Jugend von Heute ihre Freizeit verbrachte.

  • Verwundert horchte Lucia auf. „Soll das etwa heißen, dass du keine schöne Frau zuhause hast, mit der du deine Zeit verbringen kannst? Das kann ich kaum glauben!“ Sie war ehrlich verblüfft. „Woran liegt das denn? Den Vätern muss doch deine gute Position gefallen, die Mütter würden sich doch sicher über einen so charismatischen Schwiegersohn freuen und, dass die Töchter davonlaufen, wenn sie dich sehen, glaub ich auch nicht!“ Sie war zwar gebührend beeindruckt von all den anderen Aktivitäten, die Silanus da aufgezählt hatte, doch das war in ihren Augen viel wichtiger. Da ging es ihr wohl wie den meisten Frauen, das Thema Heirat war omnipräsent.


    Die Frage nach ihr selbst, brachte Lucia dazu mit einem verschämten Lächeln abzuwinken. „Nichts besonderes, fürchte ich. Ich übe mich im Lyraspiel und lese sehr viel. Aber meistens versuche ich etwas mit meinen Freundinnen zu unternehmen. Wir besuchen uns gegenseitig, gehen einkaufen oder in die Therme. Auch das Theater ist vor uns nicht sicher. Aber im Grunde warten wir nur darauf, dass wieder jemand heiratet, damit wir unsere neuerworbenen Kleider und Kostbarkeiten der Welt präsentieren können, um damit die anderen neidisch zu machen.“ Ups, das war ein bisschen mehr, als Lucia eigentlich hatte erzählen wollen. Der Wein musste ihr schon ein wenig zu Kopf gestiegen sein. Sie kicherte verlegen und zuckte mit den Schultern.

  • Da hatte der Iunier seiner Gesprächspartnerin wohl unbewusst die Vorlage zu einem Thema geliefert, das ihm nun doch etwas Unbehagen bereitete. Er hatte selbst hin und wieder damit zu kämpfen, dass er in seinem Alter Single war. Natürlich hatte es Frauen in seinem Leben gegeben, doch die Richtige war wohl bisher nicht dabei gewesen. Und es war bei weitem nicht gerade so, dass er sich vor Angeboten nicht retten konnte, so wie es die junge Tiberia vermutete. Auch der Kaiser hatte bei seinem Dienstantritt im Palast angemerkt, dass er es nicht gerade sehr Römisch empfand, dass der Iunier in seinem Alter und in seiner Position noch unverheiratet war.


    "Genau das soll es heißen. Irgendwie habe ich die Richtige wohl noch nicht gefunden oder sie mich nicht. Woran das liegen kann? Nun ja… ich habe viele Jahre meines Lebens wie gesagt beim Militär verbracht und dann auch noch in Unterschiedlichen Provinzen. Irgendwie war das wohl nicht wirklich die passende Grundlage dafür um langfristige Beziehung einzugehen. Danach hatte ich mit einer schweren Erkrankung zu kämpfen und seit ich wieder zurück in Rom bin, hat sich keine wirkliche Gelegenheit ergeben. Ich verbringe wohl zu viel Zeit im Palast. Sogar der Kaiser hat mich deshalb schon gescholten… also wegen der fehlenden Frau an meiner Seite."


    Nein, das war wirklich kein Thema über das der Iunier gerne redete und er hatte sich nun schon zur genüge dazu hinreißen lassen, solche sehr persönlichen Einblicke in sein Leben zu geben. Man merkte es auch seiner Stimme an, dass sie eine leichte melancholische Tonlage bei seiner versuchten Erklärung bekam. Silanus versuchte die Situation daher zu retten und die ganze Angelegenheit ein wenig ins Lächerliche zu ziehen.


    "Also solltest du eine Freundin haben, die ich dir abspenstig machen könnte und die dann mit mir Einkaufen oder in das Theater gehen möchte anstatt mit dir, dann kannst du sie mir gerne vorstellen. Dann hättest du auch wieder die Gelegenheit deine neuen Kleider und Kostbarkeiten auszuführen."


    Das es sich aus Silanus Sicht dabei nicht unbedingt um eine Freundin handeln musste, sondern er eigentlich auch die Tiberia selbst sehr ansprechend fand, ließ er natürlich weg.

  • Ein altes Sprichwort sagt: Sei vorsichtig, was du dir wünschst - es könnte in Erfüllung gehen! Silanus würde seine scherzhaften Worte vielleicht noch bereuen, denn sie brachten Lucia auf Ideen. Nicht nur, dass sie hier vielleicht die Kupplerin spielen könnte, nein, sie würde auch noch zwei Menschen glücklich machen. Diese beiden Menschen wären ihr dann auch sicher auf lange Zeit ziemlich dankbar. Die Frau, weil sie eine so gute Partie gemacht hatte und Silanus, weil er nun zum einen nicht mehr allein sein musste und zum anderen vom Kaiser nicht mehr gescholten werden würde. Aber das war nur so ein Gedanke, der irgendwo in Lucias Hinterkopf herumspukte. Das wichtigste war: Sie könnte Kupplerin spielen! Etwas das wohl jede Frau gerne mal ausprobierte. Es machte ja allein schon Spaß sich auszumalen, wer zu wem passen würde. Das Paar auch noch ausprobieren zu können und es am Ende glücklich vereint zu sehen, das wäre einfach nur wundervoll!


    Nachdem sie ihrem Gegenüber mit mitfühlender Mimik und einem kleinen frechen Lächeln bei der Rüge des Kaisers zugehört hatte, merkte sie also bei dem Teil mit der Freundin neugierig auf. Sofort kamen ihr mindestens drei Namen in den Sinn, von denen sie aber einen gleich wieder verwarf. Die letzten beiden jedoch… Lucia grinste breit, stellte ihr Weinglas ab und stützte ihren Kopf keck auf ihr Hand: „Was müsste diese Freundin denn für Eigenschaften haben? Also rein hypothetisch gesprochen, natürlich.“ Wenn er nicht auf einen bestimmten Rang oder ein gewisses Vermögen aus war, dann könnte sich Lucia sogar noch ein paar andere Kandidatinnen vorstellen. Sicher wollte er vor allem eine junge, möglichst hübsche Frau, die ihm bald Kinder gebären würde.

  • Als Lucia die schnell und vielleicht ein wenig unbedachte Aussage des Iuniers aufgriff und sofort nachhackte, wurde ihm doch ein wenig unbehaglich. Verstohlen blickte er zur Seite um festzustellen, dass die anderen Gäste in ihre eigenen Gespräche vertieft waren und lehnte sich danach ein wenig mehr in Richtung seiner Gesprächspartnerin, um einigermaßen zu verhindern, dass gleich alle Anwesenden mitbekamen, wie persönlich ihr Gespräch geworden war. Er überlegte kurz, ehe er auf ihre Frage antwortete.


    "Also nur rein hypothetisch…….. sollte sie intelligent und charmant sein, Sinn für Kultur, aber auch für Humor haben, Unternehmungsfreudig sein, aber auch verständnisvoll, da meine Pflichten im Palast doch mitunter sehr viel Zeit in Anspruch nehmen und ich keine Frau an meiner Seite gebrauchen kann, die mit dem Augustus konkurrieren möchte."


    Silanus schmunzelte selbst kurz über seine letzte Aussage. Kaum vorzustellen eine Frau zuhause zu haben, die Eifersüchtig auf die viele Zeit wäre, die er mitunter im Palast verbrachte oder vielmehr aufgrund seiner Stellung verbringen musste. Doch er besann sich gleich wieder und überlegte weiter.


    "Auch Eigenschaften wie Ehrlichkeit und ein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit sind mir in meinem nahen Umfeld sehr wichtig. Aber abgesehen von all diesen Präferenzen sie sollte auch die Zweisamkeit mögen und eine liebevolle und zärtliche Partnerin sein. Und natürlich wäre es auch nicht von Nachteil, wenn sie ein ansprechendes Äußeres hätte."


    Wieder schmunzelte er leicht und fasste seine Aufzählungen im Gedanken noch einmal zusammen, ehe er einen etwas bestürzten Eindruck machte.


    "Meine Vorstellungen sind doch nicht etwa zu hochgesteckt?"

  • Silanus lehnte sich ihr entgegen und auch Lucia senkte ihren Kopf in seine Richtung. Sie hatte einen langen Abend erwartet, bei dem sie hauptsächlich kleine, amüsante Einwürfe in das Gespräch der Männer machen konnte. Das hier war so viel besser! Sie lächelte verschwörerisch, während Silanus anfing die Eigenschaften aufzuzählen. Die erste Hälfte war gut nachvollziehbar, eigentlich fast genau das was Lucia erwartet hatte. Naja, doch irgendwie ganz anders, keine junge Kindergebärende Frau, wie es ihr erster Gedanke war… War aber auch logisch: Jemand in Silanus Position brauchte natürlich keinen Klotz am Bein, sondern eine gute Gesellschafterin, die ihm einen Teil der Last abnahm und diese nicht auch noch vermehrte! Lucia wollte schon zu einer Antwort a la ‚nichts einfacher als das‘ ansetzen, da fuhr Silanus fort.


    Lucias Verschwörerlächeln veränderte sich langsam aber merklich und ihre Augen blitzen amüsiert. Je länger sie über Silanus Worte nachdachte, umso mehr Probleme fielen ihr auf. Es dauerte nicht lange, da kam sogar von Silanus, was Lucia bis jetzt noch heimlich dachte. Sie lachte leise. „Deine Wünsche grenzen die Auswahl schon ein wenig ein, ja.“, gab sie mit einem Schmunzeln zu und schüttelte dann den Kopf. „Aber zu hoch gesteckt? Nein, eigentlich nicht. Ich kann jeden deiner Wünsche nachvollziehen und fühle mich als Frau von keinem davon beleidigt oder so… nur ziemlich unter Druck gesetzt.“ Sie grinste. „Du wünschst dir da doch recht viel Gegensätzliches. Je intelligenter ein Mensch, umso humorloser ist er doch oft. Je unternehmungsfreudiger sie sein wird, umso weniger verständnisvoll wird sie sein, wenn du sie alleine lässt.“ Lucia kicherte und vergrub ihr Gesicht kurz in der Hand, auf die sie die ganze Zeit ihr Kinn gestützt hatte. Als sie wieder aufblickte strahlte sie vor Erheiterung. „Ich fürchte ich hab noch nie so eine Frau getroffen.“ Hilflos breitete sie die Hände aus und versuchte vergeblich verlegen zu gucken.

  • Trotz der beschwichtigenden Worte der jungen Tiberia, dass er mit seinen Wunschvorstellungen nicht zu hoch gegriffen hatte, zeigten ihm ihre letzten Worte, dass er wohl doch ein wenig zu viel von einer zukünftigen Ehefrau erwartete. Er lächelte daher verlegen.


    "Nun ich denke, dass ich auch damit zufrieden wäre, wenn die mögliche Kandidatin meinen Vorstellungen zumindest Nahe käme. Andererseits hast du mich ja nun ein wenig kennengelernt. Vielleicht sind meine Vorstellungen ja doch etwas zu überzogen und womöglich sollte ich es einfach deiner Einschätzung überlassen, falls du jemanden kennst, der zu mir passen würde."


    In seiner letzten Aussage klang ein wenig die Frage mit, ob der jungen Tiberia schon jemand in den Sinn gekommen war. Silanus wagte nicht es so direkt auszusprechen, dennoch setzte er in dieses Gespräch, so absurd es ihm in diesem Moment erschien, doch ein wenig so etwas wie Hoffnung.

  • Am Anfang klang es noch ganz lustig, als sein ehemaliger Nachbar sich als Traumtäner outete und von Silanus zurechtgestutzt wurde - selbst Lucius wusste ja von seinem Alten und vielen seiner alten Kameraden, dass Soldaten zum Saufen neigten und sich dabei gern auch mal selbst vergaßen. Aber dann wurde es leider wieder ziemlich langweilig - und auch noch schmalzig. Wie der Procurator herumheulte, dass er kein Mädchen fand! Und wie er auch noch versuchte, die hübsche Luci als Heiratsvermittlerin zu engagieren - widerlich! Hatte der Typ keine Eier in der Hose?


    Der junge Petronier zumindest hatte gelernt, dass Ehen arrangiert wurden - und dass er seinen Charme und Zärtlichkeit woanders holen konnte, als bei seiner zukünftigen Ehefrau! Vielleicht bei einer Lupa oder einer Sklavin...


    Oder liefen die Dinge in Rom etwa so grundverschieden wie die in Mogontiacum? Heiratete die römische Oberschicht aus Zuneigung und nicht aus so schnöden Interessen wie Familienbündnispolitik und Geld? Wenn dem so war, bevorzugte der junge Petronier auf jeden Fall das mogontinische System - immerhin war es zumindest halbwegs rational und baute nicht auf so komische Eigenschaften, die er sowieso noch nie verstanden hatte!


    Vorerst beschloss er aber, sich dem leckeren Essen zuzuwenden...

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  • Nach wie vor mit einer leicht unangebrachten Heiterkeit kämpfend, griff Lucia nach ihrem Wein. Sie hoffte sich nach einem oder zwei Schlucken genug Zeit verschafft zu haben, um zumindest wieder etwas ernster zu dem Gespräch zurückzukehren. Während sie trank sprach Silanus und seine Worte zeigten Lucia nochmal zusätzlich, dass sie wohl tatsächlich ernsthaft nach einer Freundin forschen sollte. Das schmeichelte Lucia nicht wenig und sie wollte Silanus nur ungern enttäuschen. Aber woher so eine perfekte Fusion von Minerva, Iustitia und Venus nehmen? Immer noch breit grinsend stellte Lucia ihren Wein ab und überlegte. Ihr war vorallem der Begriff unternehmungslustig im Kopf geblieben und da fiel ihr sofort der Name Flaminina ein. Kurz zögerte Lucia, dann dachte sie sich ‚mehr als schieflaufen kann es nicht‘ und nickte sich selbst bestätigend zu.
    „Ich möchte nichts versprechen… aber wüsste vielleicht jemanden.“ Absichtlich legte Lucia eine kleine Pause ein, um es spannender zu machen. „Sie ist eine sehr gute Freundin von mir… ouh, wir haben schon so einiges erlebt!“, erinnerte sich Lucia laut und ihr Lächeln wurde ein wenig blasser. Das konnte gut und gerne ein wenig seltsam wirken, wenn man nicht wusste was genau die beiden schon erlebt hatten. „Wenn du magst, kann ich dir ein wenig von ihr erzählen.“ Lucia war festentschlossen den Namen erst zu enthüllen, wenn Silanus noch einmal bestätigt hatte, dass sie das wirklich tun sollte.

  • Da dieses Gespräch nun schon vor einer ganze Weile diese unerwartete Wendung genommen hatte, war Silanus ausreichend Zeit geblieben sich die ganze Sache gründlich durch den Kopf gehen zu lassen. Der Weg den er hier beschritten hatte, war für römische Verhältnisse durchaus ungewöhnlich, doch bei genauerem überdenken keineswegs unverständlich.


    Die meisten Ehen wurden in noch recht jungen Jahren von den Eltern oder den Familien arrangiert und brachten oft irgendwelche Vorteile mit sich. Doch im Falle des Iuniers, war er weder von den Wünschen seiner Familie abhängig, noch musste er durch eine politische Ehe auf einen gesellschaftlichen Aufstieg oder finanzielle Vorteile hoffen. Er hatte bereits aus eigener Kraft all das geschafft, dass sich andere durch solche Arrangements erhofften. Er war ein angesehener Eques, die 'Rechte Hand' des Kaisers und verdiente in dieser Position mehr, als er alleine ausgeben konnte. Somit hatte er tatsächlich, anders als die meisten anderen, das Glück bei seiner Suche nach einer geeigneten Partnerin auf Dinge wie Zuneigung oder die Eigenschaften der Zukünftigen Rücksicht zu nehmen. Was sprach also dagegen sich auf dieses kleine Abenteuer einzulassen. Sollte es nicht in die gewollte Richtung verlaufen, dann musste er sogar, anders als bei diversen Arrangements, keinerlei Vereinbarungen brechen, um sich aus der Affäre zu ziehen, sondern brauchte nur sein Desinteresse bekunden. Er nickte daher bestätigend und neugierig.


    "Sehr gerne."

  • Er war interessiert. Lucias Herz schlug vorfreudig schneller. Jetzt musste sie Flaminina möglichst gut verkaufen. „Wo fange ich da am besten an? Sie ist ein sehr offener Mensch. Ich habe noch kaum jemanden so schnell neue Kontakte knüpfen sehen, wie sie. Wir waren mal in der Therme und leider war die Massageliege neben mir belegt. Sie hat sich ohne zu zögern eine andere neben einer mir unbekannten Frau gesucht und danach waren wir zu dritt unterwegs.“ Lucia grinste und zuckte mit den Schultern. „Am gleichen Tag hat sie sich schon wegen der neuen Freundin mit einer anderen Frau in die Haare bekommen. Ich muss aber zugeben, dass ich an der Situation nicht so ganz unschuldig war. Vielleicht war das ganze ja auch eher meinetwegen…“ Am liebsten wollte Lucia da nicht genauer drauf eingehen, sie hoffte einfach dass Silanus nicht nachfragen würde. „So oder so, sie steht zu ihren Freunden.“ Loyalität war ja eines der Dinge, die sich Silanus gewünscht hatte, oder? Da müsste ihm das ja schon ganz gut gefallen. „Und ich meine das wirklich ernst!“, fuhr Lucia fort und bezog sich auf die andere Gelegenheit, wo Flaminina wahre Freundschaft und auch einiges an Mut und vielleicht auch ein wenig Dummheit gezeigt hatte. „Wir waren mal gemeinsam auf dem Markt unterwegs und wurden an einem Stand überfallen. Ich konnte mich vor Angst nicht rühren. Flaminina hat vorlaut versucht sich mit den Räubern anzulegen, um Zeit zu gewinnen bis jemand die Cohortes Urbanae geholt hatte.“, zumindest glaubte Lucia das, nie im Leben wäre sie auf den Gedanken gekommen, dass sie als eine Frau es tatsächlich mit den Räubern hatte aufnehmen wollen. War Flaminina eigentlich auch mit einem Messer bedroht worden? Der ganze Vorfall war für Lucia ziemlich verschwommen und sie mochte auch nicht so genau daran denken. Sie dachte nur, es wäre ein wundervolles Beispiel um von Flaminina zu erzählen.

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