Atrium & Triclinium | Speis und Trank für Familie und Gäste

  • "Man merkt, dass meine Schwester mit nicht weniger politischem Talent gesegnet ist, als so mancher bedeutender Mann in unserer Familie." Und das war schon ein hohes Kompliment für eine Frau. "Wie eine Meisterin des Konsenses führt sie alles zusammen und schafft es, dass jeder zufrieden sein kann. Wahrlich ein Meisterstück. Und ja, ich kann dir da durchaus zustimmen. Mit weniger Pathos würde ich sagen: Natürlich hat jeder seinen Platz und jeder sollte daran arbeiten, ihn bestmöglich auszufüllen. Nur: Jeder sollte seinen Platz auch kennen oder um es in deinen Worten zu formulieren: Wissen, in was für Schuhen man wandert." Denn dieser Anklang von Egalitarismus musste natürlich immer und stets der unterschiedlichen Wertigkeit von Ordo und Stand weichen. Und Lepidus mochte bezweifeln, ob das Ziel immer das gleiche war.

  • Auch Silanus wären einige Fragen eingefallen, die er dem jungen Tiberier noch gerne gestellt hätte, schließlich ging es ja bei einem solchen Gesellschaftsabend auch darum, sich kennen zu lernen und ein gemeinsames Gesprächsthema zu finden. Ihm war jedoch das augenscheinliche Unwohlsein des jungen Optios, in seiner momentanen Rolle als der Befragte, durchaus nicht entgangen und so beließ er es dabei. Vor allem die gescheiterte Bewerbung am Kaiserhof, wie auch die erwähnte Wahrheit über den Krieg hatte das besondere Interesse des Procurators geweckt. Doch als Lucia schließlich das Wort ergriff und sich damit offensichtlich bemühte die Aufmerksamkeit wieder von ihrem Verwandten abzulenken, hatte sich die Sache endgültig erübrigt. Der neben ihr liegende Iunier wandte sich sofort zu ihr um, achtete beim folgenden Monolog jedoch weniger auf den Inhalt ihrer Worte, als vielmehr auf die aufgeweckte Mimik, die sich in ihrem wunderschönen Gesicht abspielte und ihr strahlendes Lächeln, mit dem sie die Anwesenden gekonnt betörte. Auch Silanus konnte sich dem nicht entziehen, wollte es auch gar nicht. Ganz im Gegenteil erwischte er sich bei dem kurzen Gedanken, in Lucia, trotz ihrer jungen Jahre, bereits eine sehr begehrenswerte und interessante Frau zu sehen.


    Als der Gastgeber wieder das Wort ergriff, wurde er jedoch recht rasch wieder aus seinen vermutlich ungebührlichen Gedanken gerissen. Immerhin war sie die Schwester des Gastgebers und eine Patrizierin noch dazu. Er sah daher wieder aufmerksam in Lepidus Richtung.


    "Wohl und weise gesprochen Tiberius." nickte er dem Gastgeber anerkennend zu, der mit seiner Metapher auch gleich eine passende Vorlage lieferte, um erneut den Petronier in das Gespräch miteinzubeziehen, der zwar auch eher zurückhaltend und in dieser Gesellschaft ein wenig unbeholfen wirkte, aber augenscheinlich immer noch weniger Probleme mit Fragen Rund um seine Person hatte, als Silanus letzter Gesprächspartner. Vor allem eine Aussage des jungen Mannes hatte sein Interesse geweckt - der Wunsch nach dem Militärdienst.


    "Welche Schuhe wählst du Petronius?" knüpfte er daher an die Aussage von vorhin an. "Die Caligae eines einfachen Soldaten oder hast du vor die Offizierslaufbahn einzuschlagen?"

  • Soweit konnte Lucius zumindest zustimmen: Jeder hatte seinen Platz und vielleicht war es ja tatsächlich so, dass Verus die Eignung fehlte, direkt in die ritterliche Militärlaufbahn einzusteigen. Ein Indiz für diese Hypothese war ja auch die abgelehnte Bewerbung beim Kaiserhof. Vielleicht war er einfach nicht intelligent genug... Dann war es vermutlich sogar ganz gut, dass Lepidus ihn wenigstens zu einem normalen Soldaten machte, anstatt ihn wie Vinicius zu machen, der seinen Caius trotz aller Unfähigkeit zum Rhetor geschickt hatte und ihm wahrscheinlich ein nutzloses Leben in Saus und Braus finanziert hätte. Davor hatte der junge Petronier ihn zumindest bewahrt.


    Dieser Gedanke zauberte ein grimmiges Lächeln auf seine Lippen, das aber sofort wieder verschwand, als Silanus ihn erneut ansprach.
    "Eine - äh - Offizierslaufbahn. Ich soll - äh - ich will in den Ritterstand kommen und dann direkt als Tribun oder so einsteigen."
    erklärte er ein wenig unbeholfen. Vielleicht war es ja doch vernünftig, wenn er direkt seine Karten auf den Tisch legte, wenn er schon so direkt gefragt wurde.

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  • Livianus nickte verständnisvoll, hatte er doch vor vielen vielen Jahren den gleichen Weg gewählt und es bisher nicht bereut. Ganz im Gegenteil hatte ihm diese Entscheidung letzten Endes Tür und Tor für seine Karriere geöffnet und ihn in der Zwischenzeit in die höchsten und einflussreichsten Kreise des Reiches geführt.


    "Ein ambitioniertes und ehrenvolles Ansinnen Petronius. Ich wünsche dir dabei alles Gute und bin mir sicher dein Patron wird dir bei der Verwirklichung deiner Zukunftspläne eine große Hilfe sein."


    Lächelnd blickte Silanus dabei zum Tiberier, über den er sich natürlich vor seiner Zusage zu diesen Treffen ausgiebig erkundigt hatte. So war ihm durchaus bekannt, dass der Tiberier selbst zwar noch mit allem Fleiß daran arbeitete in den Senat zu kommen, er jedoch wiederum auf den Senator Aurelius Lupus als seinen Patron zählen konnte, der wiederum ein Klient des Kaisers höchst persönlich war. Es würde Silanus also keinesfalls wurden, wenn er den Namen des Petroniers in naher Zukunft auf einer seiner Ernennungslisten wiederfinden würde.

  • Bei seiner ersten Salutatio hatte das ganze Projekt gar nicht so ambitioniert geklungen, wie sein Patron es dargestellt hatte. Eher als schrittweises Vorgehen... - ob es jetzt gut war, was Silanus zu ihm sagte? Noch immer etwas nervös sah er zu seinem Patron, ob dieser irgendeinen Hinweis gab, was er jetzt sagen sollte...

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  • "Oh, unser Petronius hier ist meiner Ansicht nach der geborene Ritter. Er scheint mir die besten Voraussetzungen dafür mitzubringen - sieht man gar von den ehrenwerten Leistungen ab, die er selbst in Germania vollbrachte, so hat sich doch seine Familie in der Vergangenheit so hervorgetan, dass sie sich in jüngster Generation wohl wahrlich einen Ritterring verdient hat" Selbstverständlich würde Lepidus alles für seinen Klienten tun. Einen Ruf als guter und sorgsamer Patron musste er sich ja immerhin noch aufbauen - einen Ruf den er wohl brauchte, wobei ihm tatsächlich dann doch weniger an dem Wohl der Einzelnen Menschen lag, als am Nutzen, den er daraus ziehen konnte. Bei Crispus war dies kein bisschen anders. "Rom braucht fähige Männer und leider hat auch innerhalb des Ritterstandes der Krieg seinen Tribut gefordert, wobei ich annehmen möchte, dass wahrscheinlich immer noch nicht sämtliche Lücken vollends gefüllt wurden. Nun bin ich mir aber sicher, dass auch das ein oder andere gute Wort aus dem Palatium selbst dem guten Petronius ebenso weiterhelfen wird, wie jedes Wort, welches von außen herangetragen wird." Mit dieser indirekten Anspielung auf die Möglichkeiten des kaiserlichen Beamten selbst, die durch ein verschmitztes Grinsen unterstützt wurden, ersah der Tiberier gleichsam, dass der Becher seinen Gastes Silanus zur Neige ging. Mit einem Schnippsen rief er den Sklaven herbei und sprach nur "Nachfüllen!"

  • Das Lob ihres Bruders schmeichelte Lucia ungeheuer, sie wurde gar ein wenig rot. Mit glühenden Wangen griff sie nach ihrem Weinglas und versteckte sich für einen Schluck dahinter. Erst jetzt wurden ihr ihre Worte so richtigklar und sie bekam nachträglich kurz Herzklopfen ob dieser. Doch sie schienen nicht gestört zu haben und hatten gleichzeitig Verus ein wenig aus dem Fokus genommen. Nachdem sie ihren Wein wieder abgesetzt hatte schmuggelte sie ein verschwörerisches Zwingern zu Verus und hoffte, dass sie in seinem Sinn gehandelt hatte.


    Ihr Bruder, Crispus und Silanus… Moment, sie sollte ihn ja eigentlich Lucius nennen, aber ihr Bruder hieß doch auch so… Egal! Die drei führten in jedem Fall ihr Gespräch fort und der Petronier verbessterte sein ‚soll‘ ganz schnell mit einem ‚will‘. Das klang in Lucias Ohren aber nicht so, als ob er diesen Plan geschmiedet hätte. Oder interpretierte sie da zu viel hinein? Der beste Sprecher schien der junge Mann ja nicht zu sein. Sie würde das zumindest mal im Hinterkopf behalten!


    Die Gläser wurden nachgefüllt und das Gespräch wurde interessant. Lucia war sich nach Silanus großzügigem Angebot ihr gegenüber jedoch sicher, dass er auch für Crispus ein gutes Wort einlegen würde. Da ihr Silanus jedoch durch das Gespräch mit ihrem Bruder den Rücken wandte ließ Lucia ihren Blick über die anderen Gäste schweifen. Nicht dass sich Manlius, Scaevola oder Verus vernachlässigt fühlten. Ersterer schien ziemlich interessiert der Unterhaltung der drei Männer zu lauschen. Das war schonmal sehr gut. Als Lucias Blick zu Scaevola weiter wanderte fand sie seine Augen direkt auf sie selbst gerichtet. Sie lächelte ihm automatisch zu, doch sein Starren machte ihr ein äußerst unwohles Gefühl. Wie lang er wohl schon zu ihr gesehen hatte? Jetzt hob Scaevola jedenfalls mit einem Lächeln sein Weinglas und Lucia tat es ihm gleich, um ihn nicht zu enttäuschen. Doch schon während sie trank wandte sie sich lieber wieder in Richtung von Silanus, sein Hinterkopf war ihr allemal lieber als Scaevolas Starren.

  • Anders als bisher, waren die Gesichtszüge des Iuniers sehr ernst geblieben, als der Tiberier nun wie erwartet das Wort ergriff. Für einen kurzen Moment hätte man sogar meinen können, dass er über die Worte des Gastgebers erbost schien, dessen Wink er zweifellos verstanden hatte. Sie schienen immerhin ungewöhnlich direkt und ließen daher nicht viel Platz für Interpretationen, auch wenn sie keineswegs plump gewirkt hatten. An Silanus waren im Laufe der Zeit schon in gänzlich anderer Weise ähnliche Bitten herangetragen worden. Es überraschte ihn daher nicht sonderlich, aber er fragte sich dennoch, ob dies der eigentliche Grund oder zumindest einer der Gründe für diese Einladung gewesen war. Selbst als er in einem Zug seinen Becher leerte und ihn dem Sklaven entgegenhielt, der gerade dabei war, Lepidus nachzuschenken, könnte man aus seiner Mimik nicht wirklich schlau werden. Er ließ seinen Blick nachdenklich zwischen dem Tiberier und dem Petronier hin- und herwandern, bis er schließlich das Grinsen des Gastgebers mit einem freundlichen Lächeln und einem Nicken quittierte.


    "Nun, ich denke mir, dass ich den guten Petronius bei nächster Gelegenheit gewiss auf eine der Vorschlagslisten zur Standeserhebung setzen kann."


    Ob dies nun ganz unten oder ganz oben war, ließ der Iunier bewusst weg. Schließlich war er kein Mensch der eine solche Bitte gänzlich ausschlug, allerdings handelte es sich auch nicht gerade um eine Kleinigkeit und er konnte bisher noch nicht erkennen, welchen Vorteil er daraus ziehen konnte, den Petronier und seinen Patron derart zu unterstützen. Denn mit seiner letzten Aussage hatte Lepidus zweifellos untertrieben. Ein Wort des Procurators konnte nicht nur weiterhelfen, sondern war schon fast eine Versicherung dafür, dass die Standeserhebung durchging. Immerhin verließ sich der Kaiser auf die Meinung seiner Procuratoren und wenn ein Name nicht nur im oberen Drittel der Liste stand, sondern vielleicht auch noch im Gespräch Erwähnung fand, dann hatte der Kaiser bisher keinen der vorgeschlagenen Kandidaten abgelehnt.

  • Durch das eigene kleine Zwischenspiel mit Scaevola, hatte sie die direkte Reaktion von Silanus nicht mitbekommen. Dennoch fühlte sie sich bemüßigt dem Iunier dafür ihre Hochachtung auszudrücken. Sie legte ihre Hand zum zweiten Mal an diesem Abend sachte auf Silanus Arm, diesmal um seine Aufmerksamkeit zu erlangen.


    „Das ist äußerst großzügig von dir!“ Neben den ehrlich gemeinten Worten wurde er außerdem mit einem strahlenden Lächeln seitens Lucia belohnt. Wie um ihre Worte zu bestätigen, verstärkte Lucia kurz den sanften Druck ihrer Finger. Dann löste sie aber wieder rasch den Kontakt, sie wollte ja nicht zu aufdringlich sein.

  • Silanus wandte sich freilich in Lucias Richtung, als er ihre sanfte Berührung auf seinen Arm spürte. Seine Aufmerksamkeit war ihr damit sicher und als sie ihm dann auch noch erneut ihr strahlendes Lächeln schenkte, war es ohnehin wieder um ihn geschehen. Nicht wegen ihres Bruders, geschweige denn wegen dieses jungen Petroniers. Nein, ganz alleine um ihr zu gefallen bestätigte, festigte sogar seine gerade getätigte Aussage erneut. Das leichte Säuseln in der Stimme war dabei wohl nicht zu überhören.


    "Das ist doch nicht der Rede wert, meine Liebe. Ganz gewiss wird sich schon ein Platz für ihn auf der nächsten Liste finden lassen. Ich werde mich auch persönlich beim Kaiser für die Standeserhebung verwenden."


    Er lächelte und wollte gerade seine freie Hand auf jene von Lucia legen, die immer noch auf seinem Arm ruhte und deren Griff sich leicht verstärkte, als die Patriziern sie wieder unerwartet zurückzog. Ganz kurz blieb seine Hand ziellos in der Luft, ehe er ein wenig irritiert rasch zu seinem Becher griff, um die Situation etwas zu retten. Dabei wandte er sich wieder mit sichtlich enttäuschtem Gesichtsausdruck dem Petronier zu und sagte wieder mit ernster Simme


    "Das notwendige Vermögen kannst du ja vorweisen hoffe ich?"

  • Endlich wurde Lepidus konkret und bat seinen hohen Gast direkt um die Fürsprache, wegen der er sicherlich eingeladen worden war. Und tatsächlich erklärte dieser ohne Umschweife seine Bereitschaft zur Unterstützung, ja er betonte sogar, dass er sich höchstpersönlich dafür einsetzen würde - perfekter konnte es kaum laufen! Sein etwas verkrampfter Blick löste sich in der Beruhigung, dass es nun offensichtlich gelaufen war.
    Und diesmal konnte er Lucia ausnahmsweise zustimmen, als sie den Procurator anstrahlte und ihm dankte. Erst als Silanus geantwortet hatte, wurde ihm bewusst, dass es sich wohl gehörte, dass er sich ebenfalls bedankte, weshalb er ein
    "Danke!"
    hervorpresste, ehe der Iunier auch schon die technischen Fragen zu klären begann. Aber auch hier musste der junge Petronier ihn nicht enttäuschen, denn das Entlassungsgeld eines Primus Pilus war immerhin nicht von schlechten Eltern!
    "Mein Vater besitzt ein Landgut in der Civitas Mattiacorum. Er überschreibt es mir - äh - bald."
    Er würde dem Alten schreiben müssen - wer hatte schon erwartet, dass das hier so schnell gehen würde?

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  • Lepidus konnte sich die Hände reiben, wenn das nicht allzu auffällig gewesen wäre. Überhaupt musste wohl die Frage gestellt werden, ob der Iunier die gewisse Nutzenkalkulation, welche diesem Treffen zugrunde lag, hier spüren konnte. Bisher hatte Lepidus selbst zum Glück noch den Eindruck, dass es ziemlich subtil war, wie sie vorgegangen sind. Auch sein Klient erwies sich hier als sehr zurückhaltend - obwohl Lepidus natürlich nicht wusste, ob er dies aus einem Kalkül oder rein zufällig tat. Immerhin hatten sie es geschafft dieses wichtige Thema sehr lange aufzusparen und für den Tiberier selbst wirkte es fast so, als wären sie rein 'aus versehen' auf die mögliche Standeserhebung als Gesprächsthema gestoßen. Dass er natürlich aber gern ein getrübtes Bild von der Lage hatte (oder auch haben wollte), freute er sich über den Verlauf. Sogar Lucia hatte jetzt noch ihr Talent bewiesen. Wahrlich, sie verstand ihr Handwerk. Lepidus dachte in diesem Moment tatsächlich daran, dass sie ihm unverheiratet wohl nützlicher war, als verheiratet. Denn wenn sie erst einmal in der Ehe war und dies auch jeder wusste, dann würde sich kein Mann mehr irgendwelche Hoffnungen machen können, bei ihr landen zu können und dann würde ihr Stern zweifellos sinken. Aber so lange dies noch nicht der Fall war, konnte man sich ihres weiblichen Charmes ausgezeichnet bedienen. "Wahrlich großzügig von dir Iunius. Wenn unser guter Petronius hier zum Ritter gemacht wird, dann werden weder er noch ich so schnell vergessen, auf wen diese Weise Entscheidung zurückzuführen ist" Damit stellte er natürlich für die Zukunft das allseits beliebte Eine-Hand-Wäscht-Die-Andere-Angebot auf. Kein Zweifel. Als guter Geschäftspartner würde er dem Iunier sicherlich auch mal einen Wunsch erfüllen, sollte sich dafür je die Gelegenheit ergeben.

  • Mit wohl verborgener Verwirrung beobachtete Lucia Silanus‘ Reaktion auf ihre kleine Geste. Hatte er etwa grade wegen ihr aus einem vagen Angebot eine sichere Zustimmung gemacht? War wirklich ein Lächeln und anerkennende Worte verbunden mit einer kurzen Berührung so wirkungsvoll? Bisher hatte Lucia wohl schon bemerkt, dass sie die Besucher wohlwollender stimmen, oder sie von einer unangenehmen Situation ablenken konnte. Aber so unmittelbar war ihr, zumindest ihrer Erfahrung nach, noch nie etwas gelungen. Ihr Herz schlug ob dieser Entdeckung für einige Sekunden schneller. Glücklicherweise wandte sich Silanus nun direkt wieder an Crispus, im Moment war sie eindeutig zu berauscht von dieser Einsicht. Auch sie griff nach ihrem Wein und trank einen großzügigen Schluck, während die Männer über Details redeten.


    Lucia nahm sich fest vor den Abend später nochmal mit Arsinoe, die unauffällig im Hintergrund stand und zuhörte, und Sekunda, die sich in Lucias Zimmer hoffentlich ausruhte, Revue passieren zu lassen. Jetzt wollte sie sich lieber weiter in diese Unterhaltung einbringen! „Entschuldige die wohl viel zu neugierige Frage, aber gibt es viele Standeserhebungen?“, wandte sie sich wieder an Silanus. Sie wollte es zum einen tatsächlich wissen und zum anderen fand sie, dass sich genug bedankt worden war.

  • Silanus nickte zufrieden, als er die Antwort des Petroniers hörte und nahm sich vor, seinen Namen bei der nächstbesten Gelegenheit ins Spiel zu bringen. Auch das Angebot des Tiberiers quittierte er mit einem wohlwollenden Nicken. Der Gastgeber war am besten Weg ein Senator zu werden und spätestens wenn er es war, konnte sich durchaus eines Tages eine Möglichkeit ergeben, solch einen offenen Gefallen wieder einzufordern. Nun sprach ihm jedoch erneut die junge Lucia an und der Iunier zögerte keinen Moment sich ihr erneut mit einem Lächeln zuzuwenden und ihre Frage zu beantworten.


    "Nun eine generelle Aussage kann man da nicht so einfach treffen. Nach dem Bürgerkrieg mussten natürlich auch die Reihen der Eques wieder aufgefüllt werden. Damals gab es also durchaus mehr Standeserhebungen als üblich. Die Erhebungen in den Senatorenstand hingegen bleiben meistens durchwegs gleich, da sie ja eng mit dem politischen Cursus Honorum verbunden sind und es so jedes Jahr Männer gibt, welche die Nötigen Voraussetzungen für eine Standeserhebung mitbringen. Natürlich wird jeder Kandidat vorher von der Administratio überprüft, aber meist handelt es sich bei der Verleihung des Senatorenrings um einen Formalakt, der mit der mit dem Erfüllen aller Voraussetzungen einhergeht.


    Die Eques hingegen sind dabei durchaus mehr am Wohlwollen des Kaisers oder des zuständigen Beamten angewiesen. Aber da es im ganzen Reich eine Unzahl an Ritterposten zu besetzen gibt, reißen auch in diesem Ordo die Standeserhebungen nicht ab. Es vergeht kaum eine Woche, in der die Administratio nicht eine Liste mit geeigneten Kandidaten für den Kaiser erstellen muss."

  • Das System, das der Alte ihm eingeschärft hatte, schien tatsächlich zu greifen: Do und des - Lepidus bat Silanus, dafür würde dieser von jenem etwas zurückbekommen. Und im Gegensatz zu den Göttern, die entweder theoretisch sowieso so mächtig waren, dass sie keine verbrannten Innereien brauchten, würde dieser Handel vielleicht wirklich funktionieren!


    Als Lucia dann die nächste Frage stellte, musste Lucius sogar zugeben, dass sie halbwegs interessant war - obwohl er der Frau noch immer nicht traute. Die Antwort des Procurators war ebenfalls aufschlussreich und der junge Petronier beschloss, dort noch einmal nachzuhaken:
    "Und wie ist dann das Verhältnis zu denen, die auf der Liste stehen, und denen, die zum Eques erhoben werden? Fünfzig Prozent?"

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  • "Auch diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten Petronius. Einen gewissen Prozentsatz kann man da nicht so ohne Weiteres festlegen. Man muss prinzipiell schon einmal zwischen jenen unterscheiden, die zum Eques erhoben werden, weil sie wie du in den ritterlichen Cursus Honorum einsteigen wollen. In den meisten Fällen sind diese Standeserhebung dann auch gleichzeitig mit einem bereits freien Amt oder militärischen Posten verbunden. Zumindest bemühen wir uns, dies Zeitnah geschehen zu lassen. Zum Anderen gibt es aber dann natürlich auch jene Standeserhebungen, die der Kaiser aufgrund von Verdiensten oder besondere Taten für ihn und das Reich ausspricht. Dies kann dann oftmals genauso Frauen betreffen. In beiden Fällen haben wir manchmal mehr und manchmal auch weniger Kandidaten auf unseren Listen stehen. Doch sind diese bereits von der Administratio aufbereitet und eine Vorauswahl getroffen. Somit finden nur jene Namen tatsächlich den Weg zum Kaiser, an deren Standeserhebung meist kein Zweifel mehr besteht."


    Auch wenn die Frage des Petroniers damit wohl nicht ganz beantwortet war, hoffte Silanus ihr Genüge getan zu haben.

  • Aufmerksam lauschte Lucia Silanus Erklärungen, ließ kaum einmal den Blick von ihm. Nachdem was der Iunier hier berichtete, hatte Lucia keine Zweifel mehr. Lepidus hatte sich eindeutig für seinen Klienten eingesetzt. Zumindest ein Grund für die Einladung des Iuniers musste gewesen sein, dass diese Standeserhebung durchgesetzt werden sollte. Nachträglich pochte Lucias Herz ein paar Takte schneller und sie überkam ein Gefühl von Stolz. Ohne genau zu wissen, was ihr Bruder vorhatte, hatte sie ihm doch instinktiv geholfen.


    Als Crispus aus augenscheinlichen Gründen nachfragte, wieviele tatsächlich erhoben werden würden, blickte Lucia nicht zu ihm, sondern kurz zu ihrem Bruder. Ihre Augen stahlten stolz. Jetzt hoffte sie nur noch auf eine Anerkennung seitens ihres Bruders. Aber vermutlich war es viel zu auffällig und sie wollte Silanus ja auf keinen Fall beleidigen.


    Sobald dieser weier sprach, wandte sich Lucia auch sogleich ihm wieder zu. Er sprach von einer Welt von der Lucia glaubte ohnehin kaum Teil haben zu werden, naja, vielleicht ihre Söhne später oder ihr Mann. Dann erwähnte Silanus, dass auch Frauen erhoben werden könnten. Lucia horchte auf, ihre Neugierde war geweckt. „Was muss denn eine Frau getan haben, um eine Standeserhebung zu verdienen?“, stellte sie auch sogleich die Frage, nach dem für sie interessanten Teil. „Wurden denn in letzter Zeit irgendwelche Frauen erhoben?“ Man konnte sich nicht ganz sicher sein, doch auch Lucias Miene schien zumindest ein bisschen persönlicher Ehrgeiz zu sprechen.

  • Die Aussage des Iuniers war ein bisschen lavierend, aber das Fazit war doch irgendwo klar - die Wahrscheinlichkeit, von der Liste auch auf die Erhebungsurkunde zu kommen ging eindeutig gegen 100%! Das wiederum bedeutete, dass Lucius es schon so gut wie geschafft hatte, den Ritterring zu bekommen!


    Zufrieden atmete er deshalb auf und lächelte sogar ein klein wenig, während Lucia sich Themen zuwandte, die ihn herzlich wenig interessierten - wie so oft bei derartigen Anlässen!

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  • "In der letzten Zeit gab es keine Standeserhebungen von Frauen soweit mir bekannt. Doch auch als Frau gibt es genug Möglichkeiten aus der Masse herauszustechen und so für diese besondere Ehre in Frage zu kommen. Die Nichte meines Patrons beispielsweise, Decima Seiana, wurde vor einige Jahren zum Eques erhoben. Sie hat sich sehr um die Acta verdient gemacht. Auch eine seiner Schwägerinnen.... wie hieß sie doch gleich..... eine Duccia....... Duccia Venusia denke ich. Ihre Ernennung liegt noch viel länger zurück. Soweit ich mich erinnern kann, hat sie sich damals sehr um ihre Heimatregion und die Provinz Germania Superior verdient gemacht. Du siehst, es gibt also durchaus auch weibliche Vorbilder in den Reihen der Eques. Wenn auch zugegebenermaßen nicht sehr viele."


    Freundlich lächelte der Iunier die hübsche Schwester des Gastgebers an und hoffte damit ihre Neugierde befriedigt zu haben.

  • Also aufgrund der Acta… Könnte es sein, dass diese Sergia einen ähnlichen Weg über ihr Dasein als Postpräfekt gehen wollte? Auch darüber würde Lucia später noch genauer nachdenken müssen. Bei den Göttern, dieses Essen würde sie noch die ganze Nacht beschäftigen!
    „Dass es sie gibt, find ich schon spannend genug.“, sprach Lucia sichtlich beeindruckt. „Danke, für die vielen Erklärungen. Ich weiß, dass ich sehr neugierig sein kann.“ Sie erwiderte sein Lächeln und war kurz versucht ihm abermals die Hand auf den Arm zu legen. Das wäre ihr aber zum einen zu aufdringlich erschienen und zum anderen musste sie ja ohnehin noch seine Reaktion von vorhin verdauen. Stattdessen entschied Lucia sich Silanus ein wenig zu schmeicheln, verdient hatte er es mit seinen geduldigen Antworten allemal: „Du hast übrigens eine äußerst angenehme Art zu sprechen. Fast bin ich versucht dich noch weiter mit Fragen zu löchern, nur um dich weiter Reden zu hören.“ Verschmitzt blinzelte sie ihrem Sitznachbarn zu.

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