Privataudienz für den Pontifex M. Flavius Gracchus

  • Silanus stand mit einer Tabula in der Hand vor dem Officium des Kaisers. Heute Vormittag waren einige Privataudienzen angesetzt und während ein Consular gerade noch beim Kaiser vorsprach, wartete der Iunier bereits auf den nächsten Gast. Auf seiner Tabula stand vermerkt, dass der Pontifex Flavius Gracchus um eine Privataudienz angesucht hatte und nun an der Reihe war. Er rechnete also damit, dass dieser jeden Moment eintreffen musste.

  • Jeden Moment traf eben dieser Flavius Gracchus tatsächlich ein und nannte dem Palastbeamten - den er namentlich nicht kannte oder zumindest dessen sich nicht gewiss war - seinen Namen, stets davon ausgehend, dass auch ihn nicht jeder in Rom kannte, da er sich selbst unverwandt zu den eher unwichtigen Persönlichkeiten der Stadt zählte. Er war durchaus aufgewühlt in seinem Innersten, sich noch immer nicht gänzlich dessen gewiss, wie weit er an diesem Tage würde gehen können, würde gehen wollen und würde gehen müssen - doch zweifelsohne fürchtete er sich bereits vor diesem Schritt, der vor ihm lag.

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  • "Einen schönen Tag noch Consular." verabschiedete sich Silanus noch vom eben aus dem Officium des Kaisers herausgekommenen Consular, als der Pontifex um die Ecke bog und sich vorstellte.


    "Ah Pontifex. Ich grüße dich."


    Selbstverständlich war der Kaiser über die heutigen Termine informiert und wusste, wer nun als nächstes an der Reihe war. Extra einzutreten und den Senator anzukündigen war daher nicht notwendig und so öffneten die Wachen dem Mann die Türe, um ihn eintreten zu lassen. Mit einer einladenden Geste deutete Silanus in Richtung der Türe.


    "Du kannst gleich weitergehen, der Kaiser erwartet dich."

  • In seinem Arbeitszimmer hatte sich Cornelius Palma nach der gerade beendeten Audienz einen guten Schluck aus einem Becher gegönnt und einige Notizen gemacht. Damit war diese Audienz für ihn abgeschlossen und er konnte sich der nächsten widmen.


    "Pontifex Flavius, sei gegrüßt und nimm Platz!"


    Seit der Ernennung des Flaviers zum Pontifex pro magistro hatte er mit ihm nicht mehr gesprochen, so dass es sicher mehrere Themen gab, die nun für das Gespräch vorgesehen waren.


    "Welche Anliegen führen dich zu mir?"

  • Mit einem grüßenden Nicken ließ Gracchus den aus dem Officium hinaus tretenden Consularen vorbei, ehedem er selbst eintrat, dem Kaiser gegenüber, die Gruß-Sequenz vorerst mit einem
    "Ave, Imperator Augustus!"
    abschloss und dankend den ihm angebotenen Platz annahm.
    "Im Grunde ist es nur ein einziges Anliegen"
    , begann er sodann, froh darum, dass Cornelius Palma in Augenblicken wie diesem augenscheinlich ebenso wenig an unverbindlichem Geplauder war interessiert wie er selbst.
    "Indes liegt dieses mir überaus am Herzen, da die gegenwärtige Kon..stellation mir eine Kontradiktion dessen erscheint, was einst unser Ziel war."
    Ganz davon abgesehen, dass ein gewisses Maße an Pression ebenfalls ein Teil dessen war, welches Gracchus jedoch gerne mochte verhehlen - auch und insbesondere gegenüber sich selbst. Nicht aus diesem Grunde jedoch, sondern ob der Brisanz seiner folgenden Worte, senkte er ein wenig die Stimme.
    "Als wir uns entschlossen zu tun, was wir taten, geschah dies aus patriotischen Gründen heraus, um Rom den infamen Um..trieben des Vescularius zu entreißen, es zurück zu führen zu den Idealen unseres Staates, hinein in eine geordnete Zukunft für unsere Kinder, aber auch für jeden treuen, veritablen Bürger."
    Dies mochte durchaus nicht der Überzeugung eines jeden der Konspiranten um Tiberius entsprochen haben, doch musste Gracchus in diesem Punkt seiner eigenen Illusion treu bleiben.
    "Faustus Decimus Serapio, der ehemalige Praefectus Praetorio, ist ein solcher Bürger. Mehr noch, er ist ein Soldat wie er Rom nicht könnte loyaler sein, er diente Rom und seinem Kaiser - seinem Kaiser wohl..gemerkt, nicht der Person des Vescularius - aus vollster Überzeugung. Und doch hat Rom ihn fallen lassen, im Glauben daran, die Wahrheit zu kennen und daraus ein Urteil sich er..lauben zu können."
    Kurz hielt Gracchus inne, jedoch nicht lange genug als dass Cornelius seine Gedanken hätte unterbrechen können.
    "Wir wissen beide, dass dem nicht so ist, ebenso wie Decimus Serapio dies längst weiß. Er diente dem römischen Kaiser, dem durch den Senat ratifizierten Kaiser, bestärkt durch eine Wahrheit, welche für alle Zeiten unausspre'hlich sein wird. Es mag sein, dass die Wahrheit, dass die Welt nun eine andere ist, doch ein Mann wie Decimus Serapio, ein Soldat, dem Rom über alles geht, sollte auch in unserer Welt nicht für seine Loyalität abgestraft werden."
    Gracchus lehnte sich zurück, am Ende seiner Explikation angelangt.
    "Rom ist in dieser Hinsicht leider überaus obstinat und eine einmal determinierte Si'htweise kann so schnell nicht revidiert werden. Es sei denn, der göttliche Augustus bekundet eine divergente Ansicht. Und dies ist es, worum ich dich bitten möchte, Imperator - nicht nur, da ich Decimus Serapio mein Überleben während der Proskription verdanke, sondern auch da ich überzeugt bin, dass die durch uns ge..staltete Welt andernfalls nicht einen Deut besser ist als jene des Vescularius."

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  • Cornelius Palma konnte sich ein leichtes Seufzen nur mühsam verkneifen, als der Name Decimus Serapio fiel. Allerdings hatte sich Flavius Gracchus ja tatsächlich schon einmal für ihn eingesetzt, so dass die Erwähnung nicht gänzlich unerwartet kam und der dann folgende erneute Einsatz für ihn umso glaubwürdiger wurde. Dementsprechend war Cornelius Palma bereit, auch diesen Argumenten Gehör zu schenken, zumal es sich tatsächlich um neue Sichtweisen und Aspekte handelte, die er bisher nicht gehört hatte. Daher schwieg er zunächst auch eine Weile, bevor er antwortete.


    "Ein interessanter Ansatz. Wie du dir denken kannst, bist du nicht der einzige, der sich für Decimus Serapio bei mir einsetzt. Consul Decimus sprach ebenfalls für ihn vor, wie es sich in seiner Rolle als dessen Adoptivvater ja auch geziemt. Es waren andere Punkte und Aspekte, die er vorbrachte und schon deshalb bin ich froh, dass du nun ebenfalls dieses Gespräch suchtest, um neue Punkte einzubringen, auch wenn das Thema als solches nun wahrlich nicht zu den angenehmen Pflichten meines Tagesgeschäftes gehört. Aber trotzdem muss ich zunächst auch dir genauso wie ihm die Frage stellen, in wie weit deine Worte auch die Worte des Decimus Serapio sind. Es ist nicht das, was ich über ihn hörte, sondern das, was ich von ihm selbst aus seinem eigenen Mund hörte, was mich zu der Entscheidung brachte, ihm nach dem Krieg die Freiheit zu schenken, aber ihm kein Amt anzuvertrauen. Nun werde ich also ein anderslautendes Urteil kaum nur darauf stützen können, was ich über ihn hörte. Zumal du ansprachst, was die Ziele unserer damaligen Unternehmungen waren und sich Decimus Serapio mir gegenüber nicht positiv über eben jene Unternehmungen äußerte. Kannst du dir sicher sein, dass er dir deinen Einsatz dankt?"


    Es waren somit erst einmal die Rahmenbedingungen des Gesprächs und die Stellung des Flavius als Unterhändler, die Cornelius Palma zu klären gedachte, bevor er sich dem Inhalt der Aussagen widmete.

  • Gracchus nickte.
    "Ja, dessen bin ich mir si'her."
    Mit einem dumpfen Schlag zerbarst sein Selbst am tiefsten Grunde der tiefsten Schlucht, welche den menschlichen Abgründen je zueigen gewesen war. Bis zu diesem Augenblicke hatte er hoffen können, sein Fall sei nur ein kleiner Teil eines hohen Anspruches gewesen, hatte er daran sich festklammern können, dass letztlich alles nicht gar so gräulich war wie er annahm, da es noch immer weit tiefer hinab ging. Doch in diesem Augenblicke ging es nicht mehr tiefer hinab. Hatte er bisherig all seine Fehler aus einer Überzeugung oder aber einem Irrtum heraus begangen, hatte er trotz allem in der Ferne stets ein hehres Ziel vor Augen gehabt oder zumindest fest daran geglaubt, so trat Manius Flavius Gracchus nun ein in jene Welt, welche er stets so sehr hatte verachtet. Er war keinen Deut besser als Vescularius Salinator, welcher durch Lug und Trug seine Günstlinge hatte positioniert, er war keinen Deut besser als all jene Männer, welche stets nur ihrem eigenen Vorteile folgten, gleich zu welchem Preis.
    "Unsere Unternehmung gehört der Ver..gangenheit an, die Welt hat sich gewandelt, die Götter haben ihre Entscheidung gefällt und es geht nicht mehr um diese oder jene Seite wie noch zu jener Zeit als du mit Decimus gespro'hen hast. Es gibt nur noch Rom, es gibt nur noch Römer und Decimus Serapio ist ein Römer."
    Es war ein gefährliches Spiel, dessen war Gracchus sich bewusst, doch er hatte seinen Entschluss gefasst. Seine eigene Seele konnte er ohnehin nicht mehr retten.

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  • "Da hast du Recht. Wir sind angetreten, nicht nur um Vescularius zu beseitigen, sondern auch seine Art, den Staat zu lenken. Wir müssen es besser machen als er, wenn wir unser Ziel nicht verraten wollen."


    Cornelius Palma nickte zur Bekräftigung dieser Worte und schien fast froh, dass Flavius Gracchus ihn daran erinnerte.


    "Und wenn es so ist, dass auch Decimus Serapio dieses Ziel hat, dann ist er mir willkommen, auch wenn er sich mir bisher als Gegner gegenüber gestellt hat. Würde er mir denn vertrauen? Würde er mich als seinen Kaiser sehen, als Kaiser Roms, dem er zu Dienst verpflichtet ist?"

  • "Das wird er"
    , bekräftigte Gracchus ohne Zögern.
    "Er war dein Gegner zu einer Zeit, in welcher Vescularius re'htmäßig Imperator war und zu einer Zeit des Umbruches als Rom nach Stabilität suchte und durch alle Schichten, alle Versammlungen bis in den Senat hinein Un..einigkeit und Misstrauen herrschte. Du bist seit geraumer Zeit nun der re'htmäßige Kaiser - durch den Senat, das Militär, das Volk und die Götter ratifiziert - daran gibt es keinerlei Zweifel mehr. Als Soldat Roms wird Serapio dir loyal dienen, so wie er Iulianus, Valerianus und Vescularius zuvor diente."
    Gracchus würde diese aus den Fugen geratene Welt zurück in ihre Fundamente rücken - und würde sie dort sich nicht wieder verstreben, so würde er sie eigenhändig devastieren, gemeinsam mit der seinen.

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  • Was er hier hörte, ging nicht spurlos an Cornelius Palma vorüber, denn es waren Dinge, die er so noch nicht gehört hatte und die seine bisherige Meinung klar in Frage stellten.


    "Mit dieser Sicherheit und Überzegung hat mir dies bisher noch niemand versprochen. Selbst Decimus Livianus zeigte sich wesentlich unsicherer darüber, wie sich Decimus Serapio mir gegenüber verhält und welche Einstellung er zeigt. In welcher Rolle meinst du, wird er sich am besten wieder einfinden und seine Überzeugung beweisen können?"

  • Zweifelsohne kannte Decimus Livianus seinen Sohn sehr gut, zweifelsohne konnte auch dieser Serapios Verhalten nicht mehr einschätzen und zweifelsohne hatte er gut daran getan, keine Versprechen gegenüber dem Kaiser auszusprechen - doch zweifelsohne hatte der Decimer dabei auch nichts zu verlieren. Dennoch insistierte Gracchus nicht noch einmal, schlussendlich bereitete es ihm bereits mehr als genug der Mühe, diesen Anschein der Überzeugung ein einzelnes Mal vorzutäuschen, sondern beschied sich damit, Cornelius' Frage zu beantworten.
    "Nun, aufgrund seiner Karriere und insbesondere seiner Kenntnisse scheint mir die praetorianische Garde noch immer am ge..eignetsten. Die Abläufe dort sind ihm vertraut sind, er hat während seiner Dienstzeit ein weitreichendes Netz an Kontakten aufgebaut und dass er nicht nur fähig, sondern geradezu prädestiniert für diese Aufgabe ist, hat er zweifelsohne bewiesen als er unser Unterfangen entlarvte. Im ersten Augenblicke mag es bezügli'h dieses letzten Punktes ein wenig delikat erscheinen, Decimus Serapio zurück in die Garde aufzunehmen, doch letztlich kann eben dies uns mehr als nur von Nutzen sein, denn wer könnte besser jedes Aufkommen von Zweifeln oder gar ernsthafter Gefahren, jeden Hauch maliziös intendierter, doch im Kern nun einmal zutreffender Gerüchte unter..binden als ein Mann, welcher über beinahe jedes Detail dieses Unterfangens Kenntnis besitzt und darob bestmöglich entscheiden kann, was zu tolerieren ist und was nicht?"

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  • "Deine Argumentation scheint mir verwegen genug, um auf ihre eigene Art wieder gut zu sein. Wir haben schon einmal viel gewagt, was auf den ersten Blick widersinnig erschien und wir haben es für ein gutes Ziel gewonnen. Das Wagnis ist nun nicht unbedingt kleiner, denn ein Praefect der Praetorianer, der mir nicht traut, kann nicht weniger als meinen baldigen Tod bedeuten. Wie sieht es mit dem Ziel aus, das wir durch dieses Wagnis gewinnen? Ist er für uns gefährlich, wenn wenn wir ihm keinen Posten geben? Sind andere eine Bedrohung, die er für uns abwehen kann?"


    Cornelius Palma sprach langsam und mit Bedacht. Anders als in früheren Gesprächen war er der Idee ganz offensichtlich nicht grundsätzlich abgeneigt und wollte vielmehr die Chancen und Risiken offen diskutieren.

  • Einen Augenblick war Gracchus versucht einzuwenden, dass Vertrauen ohnehin keine Grundlage war, auf welcher ein Imperium konnte errichtet werden, da jenes wenn überhaupt nur innerhalb der Familie, nicht einmal jedoch in Freundschaften, somit auch kaum wohl in Amtsverhältnissen zu finden war, doch wollte er nicht Cornelius Misstrauen erwecken. Denn letztlich traute Gracchus nach allem, was geschehen war, dem Cornelius ebenfalls eben so wenig wie jedem anderen. Stattdessen legte seine Stirne sich in Falten, sein Kopf sich ein wenig schief während er über die Frage des Kaisers nachdachte, nicht zuletzt darüber, wie viel er von Serapios Drohung ihm gegenüber sollte preisgeben.
    "Nun, Decimus Serapio hatte alles erreicht, von dem ein römischer Soldat träumen kann, und durch uns hat er nicht nur dies, sondern auch seinen gesellschaftli'hen Stand verloren, obgleich er nichts anders hatte getan als das, was Rom von ihm erwartete. Es gibt nichts mehr, das er noch könnte ver..lieren, und dies macht zweifelsohne jeden Manne gefährlich, insbesondere aber einen solchen mit seinem Hintergrund."
    Noch während er sprach entschied der Flavier nichts über Serapios Worte zu erwähnen, wollte er doch vermeiden, dass Cornelius ohne sein Wissen seine eigenen Männer entsandte, sich dieser potentiellen Gefahr zu entledigen.
    "Bezüglich anderer Bedrohungen wirst du zweifels..ohne besser informiert sein als ich, doch es ist wohl kein Geheimnis, dass es noch immer Gerü'hte gibt in Rom, bis hin zu offenen Schmähworten an den Häuserwänden."
    Zudem mochte Faustus nicht der einzige sein, der zu viel wusste und den Gedanken hegte, dieses Wissen zu nutzen.
    "Es wäre für Serapio mit seinen Kontakten und mit seinem umfangreichen Wissen um die Strukturen dieser Stadt in den zurück..liegenden Jahren zweifelsohne einfacher, die Urheber dessen zu ermitteln, als für jene Männer, welche du mit nach Rom hast geführt."

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  • Cornelius Palma stutzte bei einer der Antworten und schaute den Flavier fragend an.


    "Seinen gesellschaftlichen Stand? Aufgrund der Tatsache, dass ich ihn freigelassen habe oder aufgrund der Tatsache, dass er auf Seiten des Vescularius Salinator gekämpft hat?"


    Ersteres würde Cornelius Palma sehr verwundern, aber zumindest konnte er da nicht leugnen, dass es seine persönliche Entscheidung gewesen war. Genauso deutlich war er in der zweiten Option jedoch auch unbeteiligt.

  • "Nun, es ist vermutlich keine einzelne Tatsache, welche zu dieser Ä'htung führte und sie noch immer aufrecht erhält, sondern mehr eine Anhäufung dieser"
    , gab Gracchus zu bedenken, obgleich er nicht gänzlich sicher war, worauf die Frage des Imperators abzielte.
    "Letztlich beruht sie indes wohl darauf, dass die Gesellschaft nun einmal nicht weiß, dass Decimus Serapio bis zuletzt gegen eine Kon..spiration und auf Seiten der Wahrheit stand, und dies letztlich auch nicht wissen, respektive anerkennen darf - unseretwegen."
    Vorwiegend des Kaisers und mit ihm des Imperium Romanum und des Friedens wegen.

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  • Auf dieser Worte hin blickte Cornelius Palma eine Weile nachdenklich drein. Es war viel Wahres dran an dem, was Flavius Gracchus sagte und dabei war es nicht einmal eine philosophische Äußerung gewesen, sondern im Wesentlichen eine Nennenung der Fakten. Die Konsequenzen waren trotzdem alles andere als einfach, denn wie immer kam es bei Fakten auch auf die Interpretation an.


    "Die Öffentlichkeit hält also das, was er über uns verbreitet, für eine Lüge und missachtet ihn deshalb? Dann ist er zweifellos ein bedauerliches und ungeplantes Opfer unseres Vorhabens. Das war mir bisher nicht so deutlich bewusst. Doch im Sinne unseres Vorhabens wird es dabei bleiben müssen, dass das, was er weiss, nicht öffentlich wird. Wenn er sich darauf einlässt, bin ich gerne bereit dafür zu sorgen, dass er wieder zur römischen Gesellschaft gehört. Unser Vorhaben galt Vescularius Salinator und jenen, die ihm aus Überzeugung treu zur Seite standen. Nicht jenen, die ihre Pflicht taten. Wie kommen wir mit Decimus Serapio ins Gespräch?"


    Immerhin war es trotz aller neuer Erkenntnis und Einsicht für Cornelius Palma noch immer so, dass Decimus Serapio ihn ins Gesicht beleidigt hatte.

  • Nachdenklich sog Gracchus seine Unterlippe zwischen die Zähne und visierte einen Punkt an der Wand hinter Cornelius als könne er dort ablesen, was es zu bedenken galt. Ehe einem gemeinsamen Gespräch, respektive vor einer Einladung in den Palast musste er in jedem Falle noch einmal mit Serapio allein sprechen, diesen überhaupt erst von seinem Ansinnen überzeugen.
    "Nun, ich würde dazu einen mehr oder minder neutralen Anlass vorschlagen"
    , antwortete er darob schlussendlich.
    "Sofern dir dies konveniert, würde ich eine kleine Cena in der Villa Flavia anvi...sieren - nur du, Decimus und ich."
    Dies würde Gracchus auch währenddessen bessere Möglichkeit bieten, die Kontrolle zu behalten, denn was auch geschah oder getan werden musste, es war besser dies hinter den eigenen Mauern zu verbergen - letztlich wandelte er auf einem schmalen Grad zwischen der unangefochtenen und beinahe grenzenlosen Macht des Imperators, an welchen er selbst gebunden war, auf der einen und der unbändigen Zerstörungswut Faustus', an welchem noch immer sein Herz hing, und der nichts mehr hatte zu verlieren, auf der anderen Seite.

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  • Der Vorschlag kam für Cornelius Palma überraschend, auch oder vielleicht sogar insbesondere nach der Einleitung mit der Erwähnung eines neutralen Anlasses. Entsprechend schnell war Cornelius Palma diesmal mit einer Antwort, die negativ ausfallen musste.


    "Das halte ich für ausgeschlossen. Alleine die Tatsache, dass ich ohne offiziellen oder öffentlichen Anlass zu einem Essen bei dir geladen bin, dürfte viel zu viel Aufmerksamkeit erregen, die unserer Sache nicht dienlich ist. Mein Besuch in deiner Villa wird sich ja kaum verheimlichen lassen, ebensowenig wie die Anwesenheit des Decimus zur selben Zeit am selben Ort. Ich dachte eher an die Möglichkeit eines informellen Treffens am Rande einer anderen Veranstaltung?"

  • Einen Augenblick breitete ein Anflug von Erstaunen sich über Gracchus' Antlitz, denn tatsächlich war ihm die Position seines Gegenübers in all den verworrenen Erwägungen kurzzeitig verlustig gegangen, doch letztlich war die Erkenntnis nicht allzu schwer nachzuvollziehen, so dass er nickte. Jene Zeit, in welcher sie sich mehr oder minder unbedarft zu einer Cena konnten zusammenfinden, war zweifelsohne vergangen.
    "Fürwahr, so einfa'h wird es nicht werden."
    Was indes die Frage aufwarf, wann der Imperator Caesar Augustus jemals nicht Aufmerksamkeit erregte und es somit unauffällig wäre, dass er - insbesondere mit Decimus Serapio - einige Worte wechselte, welche im besten Falle ungehört würden bleiben von all jenen, die eben nicht die Wahrheit kannten, wozu zweifelsohne auch der Großteil jener Berater, Soldaten und dienstbaren Geister gehörten, welche den Augustus zu allen Gelegenheiten umgaben.
    "Dennoch bin ich der Ansicht, dass es uns gedeihlich wäre, diese Worte erst einmal abseits der Öffentli'hkeit zu wechseln."
    Denn letztlich würde jedes allfällig unbedarft zu laut geäußerte Wort von einer gewissen Brisanz sein - gleichwohl allein der Gedanke an Abseits der Öffentlichkeit und mehr oder minder unbemerkt von dieser in Gracchus eine Reminiszenz ihrer vorangegangenen konspirativen Taten evozierte und darob auch ein gewisses Maß an Widerwillen, welches in einem leisen Seufzer sich Gehör verschaffte - denn letztlich entsprach dies trotz allem nicht seinem Charakter, wiewohl er längst im Netz dieser Machenschaften war gefangen und darob alles Strampeln und Sträuben nichts mehr nützte.
    "Allfällig in der Regia?"
    dachte er laut weiter.
    "Es wäre wohl nicht allzu aberrant, uns nach einer Sitzung in eines der Officien zu..rückziehen, um noch einige Details zu erörtern. Decimus könnte bereits ein wenig früher in der Regia erscheinen, offiziell um eine Na'hfrage an einen der Pontifices zu stellen, und just in jenem Officium warten - dies zu arrangieren wäre zweifelsohne nicht allzu kompliziert."

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  • Diesmal dachte Cornelius Palma etwas länger über eine Antwort nach, was nach der schnellen Ablehnung des ersten Vorschlags sicher ein gutes Zeichen war. Dann nickte er.


    "Ja, das ist eine deutlich bessere Option. Wann steht die nächste größere Sitzung an, bei der es unverdächtig ist, dass ich erscheine? Ob der Decimer überhaupt offiziell im Gebäude ist oder ungesehen durch einen Seiteneingang hereinkommt, ist mir gleich."


    Ein paar kaiserliche Gardisten wären ohnehin im Gefolge des Kaisers dabei und würden so oder so dafür sorgen können, dass das Büro und alle Besucher in einem angemessenen Zustand waren, wie es auch bei einem Treffen am Palatin gewesen wäre. Damit, dass unliebsame Beobachter dabei waren, war im Gebäude also ziemlich sicher nicht zu rechnen.

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