• Verus sah die traurigen Augen seiner Idun. Seine Hände waren kalt, als er versuchte seine Gedanken zu verstehen, die wild und ungeordnet huschten. Er sah die Tränen, welche langsam verendeten, in ihren Augen und fühlte sich so hilflos im Inneren, dass er nicht einfach aufstehen konnte, um für sie bereit zu sein. Sein Herz war nicht müde aber auch nicht stark genug, um diese Kälte zu ertragen. Die Bäume verrieten ihr Geheimnis nicht und schwiegen, wie eine Mauer, die sie still umgab. Die erschöpfende Hilflosigkeit drängte sich auf. Ein Wolf. Dort. Verus kannte ihn und wusste, dass es Fenrir war; jener Bruder und Freund seiner geliebten Idun. Nein, der Römer traute sich nicht, seinen Namen zu rufen. Nur bewunderte er ihn kurz, wie er mit seiner natürlichen Anmut im diesigen Licht des Regens schlenderte; nicht fliehen wollte von seiner Freundin. Es war ein seltsames Theater. Verus fühlte sich aus der Zeit gerissen, entrückt von dieser Welt, denn nichts konnte ihn wirklich halten. Die Zeit schien in langatmiger Eleganz vorbeizuschleichen, wie sich sein Blick mit dem Blick des Wolfes kreuzte. Sein Herz schlug für einen Takt mit ihm. All sein Leben war für einen Atemzug nur ein Traum, eine Geschichte einer anderen Welt und doch wollte er leben. Echtes Leben spüren. Doch für diesen Moment verlor er sein Leben an die Ewigkeit, da die Zeit zum Stillstand kam. Nur sein Bewusstsein flog einem Vogel gleich über diesen Ort, forschend und begierig auf das Ende. Nein, Verus war nicht gestorben. Nicht vergangen, doch war die kalte Gewalt, die er sich selbst antat, peinigend grausam und erzwang diesen Stillstand. Nur der Wolf schien ihn zu verstehen, der ohne sein Rudel verloren schien. Eine einsame Seele, die eigenmächtig nach Vergebung strebte und ebenso etwas vermisste, was doch noch vor ihm lag. Wie Fenrir nicht gehen konnte, konnte Verus auch dem Moment nicht entfliehen. Was wenn es alles nur eine Illusion war? Eine erheiternde Geschichte und Unterhaltung für fremde Mächte? Verus blickte durch die Augen des Wolfs. An einen Ort in ferner Zukunft, der nicht beschrieben werden konnte. Nicht einmal benannt und doch war dort etwas, was Verus ängstigte und erstaunte. Es war die Erkenntnis, dass jedes Leben nur eine Geschichte war. Ob lebendig oder tot, denn im Herzen waren alle Lebewesen nur tradierte Geschichten, die man sich selbst und andere erzählte. Diese Welt war Illusion und allein das, was er daraus machte, zählte. Seine Geschichte lebte und atmete im göttlichen Sinn. Es spielte keinerlei Rolle. Denn ein Teil seiner Seele verband ihn mit dieser Welt und gleichzeitig mit einer anderen. Ein Weltgänger zwischen Tag und Nacht, wie der Wolf Fenrir. So tragisch seine Hilflosigkeit war, so großartig war der wachsende Mut, denn Verus wollte nicht akzeptieren, dass jemand unschuldig litt. Der Stillstand brauch mit einem fernen Donner, der durch die Wolken stieß, als sich Verus erneut vom Stamm erhob, an den er sich gelehnt hatte. Es war keine Zeit für Erschöpfung. Stöhnend und keuchend erhob sich der Römer, der einem Untoten gleich schlaff wankte. Doch seine Augen lagen im Bewusstsein nun bei Idun, hinter der jener Wolf traurig kauerte und in seiner Entfernung vom Geschenen doch nicht gehen wollte. Auch für ihn galt eine Bestimmung. Ein Leben, welches er nicht aufgeben wollte. Wenn Liebe Bestimmung war, kannten nun Verus und Fenrir Bestimmung. Idun lebte erneut aus der Gedankenwelt, ihrem persönlichen Abyss, entrissen und blickte sich wieder mit Klarheit um, die mit ihrem Schmerz gemein war. Der Medicus gab es auf, den Tiberius in ruhiger Position zu halten, denn erneut erhob sich der verletzte Legionär und wankte in Richtung der Soldaten und Idun. Die Soldaten nahmen Haltung an, da sie selbst erstaunt waren, dass ein derartig verletzter Offizier überhaupt noch Kraft aufwenden konnte. Kampfgeist zeigte sich. Verus gab nicht auf. Doch waren vielleicht andere Mächte am Werk? Verus versuchte seinen Stand zu finden, als Licinus mit Seneca auftauchte und einen stämmigen Satz von sich gab. Der römische Tiberius wandte seinen suchenden Blick von Idun ab, um zu seinem Vorgesetzten zu blicken, den er schätzte aber auch fürchtete. Licinus war ein Hardliner. Ein Mann, dessen Gnade nur römisch war. Und somit kannte er nur eine Antwort auf die Welt. "Ruhig," antwortete Verus nüchtern und atmete so, als ob ein Bleigewicht seine Lungen beschwerte. Idun sollte der Prozess gemacht werden. Verus ließ den Kopf hängen, bevor er erneut aufblickte.

  • Nicht nur die Soldaten waren überrascht auch Licinus war es. Von den Wunden her hätte er gesagt, dass der Tiberier noch tagelang nicht würde stehen können, aber er raffte sich hier hoch. Licinus hob wieder einmal die Augenbrauen, diesmal in Anerkennung.


    "Meinst du, du kannst reiten?" fragte er. "Oder müssen wir dich tragen?"
    Er stellte diese Fragen zwar an den Tiberius und blickte ihm fest in die Augen, im Augenwinkel registrierte er aber sehr genau jede noch so kleine Bewegung des Wundarztes, falls dieser Anzeichen für eine abweichende Meinung erkennen ließ.

  • Zuerst war der Octavier überrascht, als Wulfgar ihm antwortete, dann erinnerte er sich, der hatte ja auch auf dem Dorfplatz Latein gesprochen. Doch jetzt wollte Frugi nicht mehr, der würde ihn nicht zu solch einer Tat provozieren. „Ach ne, jetzt doch kneifen, jetzt ziehen wir das durch bis zum bitteren Ende. Woher sprichst du denn so gut Latein?“ Nach einer kurzen Pause wollte Frugi aber ein paar Antworten auf seine Fragen bekommen. „Du meinst, das Weib da ist eine Seherin? Ich habe gehört die haben ganz starke Kräfte. Und die war bei euch im Dorf und hat diesen Centurio gerettet. Wieso, was hat die mit dem vor?“ „Dann hat die den auch in seinen Bann gezogen, dass machen solche Weiber. Der war geschwächt und sie kam schneller zu ihrem Ziel.“ Sich selbst bestätigend nickte Persaeus, „die wissen genau wie sie so etwas anstellen und so ein Centurio ist schon ein wichtiger Mann, mit der Einwirkung auf ihn, kann man Rom schon empfindlich schaden.“
    Was redet ihr da vorne?“ Pompus drehte sich kurz dem Fragenden um, Der Centurio steht unter dem Bann der Seherin, die ihn gerettet hat.“ Sagt wer? Der Wulfgar, das Dorfoberhaupt.“


    Unruhig wurde es von da an auf dem Rückweg nach Mogontiacum. Immer wieder wurde unterwegs über das Thema Centurio, Seherin und im Bann stehen gesprochen.

  • Man konnte das brennende Dorf das hinter ihnen lag bald nur noch als Rauchschwade wahrnehmen und Seneca war müde und auf eine gewisse Art leer, denn auch er verspürte so etwas wie Mitleid mit den armen Seelen die dort vor seinen Augen herliefen, gefesselt zwischen den Männern der Legion.
    Natürlich waren es vor allem die Frauen und Kinder die ihm so etwas wie Mitleid entlockten, die Männer hatten römisches Blut an ihren Händen, ein Verbrechen welches nicht ungesühnt bleiben durfte, weshalb Seneca die Männer nur argwöhnisch betrachtete.
    Er schloss unauffällig zu Licinus auf, auch wenn die ganze Zeit seine Leibwache, zu der aus Duplicarius Varro und seine Männer gehörten bei ihm blieb, und begann zu sprechen...
    "Vielleicht hätten wir die Männer an Ort und Stelle hinrichten sollten. Ich weiß nicht wie sehr die germanische Bevölkerung Mogontiacums einen Schauprozess gegen Germanen auffassen wird." dachte der Iunier laut nach "Jedoch war die Mission recht erfolgreich. Wie viele Männer hast du verloren?"

  • Ganz in der Nähe der Praefecten hörte ich was diese sprachen. Mein Germanenblut begann zu kochen. Pah ganz erfolgreich, höhnte es in mir. Was für ein Kunststück, so viele gegen ein einziges Dorf. Was kommt jetzt? Bestimmt treibt man die Gefangenen und die Seherin in die Stadt und veranstaltet ein riesen Spektakel. Die Römer müssen sich ja feiern lassen für ihre Heldentaten. Und wieder einmal hat das glorreiche römische Reich dem Barbarenvolk erfolgreich seine Macht demonstriert. Rom, das ewige Rom. Fast hätte Marbod ausgespuckt. Wie konnte ich nur so dumm sein und mich diesem Verein anschließen? Warum bin ich damals nicht in Richtung Osten geflohen. Nein ich elender Feigling geh hin und stell mich unter den Schutz der allmächtigen Römer. Jetzt muss ich die Rechnung bezahlen.
    Wenn ich doch nur etwas für die Seherin tun könnte. Ich verstehe einfach nicht wieso man sie gefangen nehmen musste. Sie hat doch Rom gedient in dem sie dem Centurio das Leben rettete. Ich bete inständig zu den Göttern, das ich eine Gelegenheit bekomme sie zu befreien. Obwohl bei der kam man nicht sicher sein, dass sie meine Hilfe annimmt. Bestimmt kommt sie dann in etwa wieder mit, es ist alles vorher bestimmt. Dennoch ich muss einfach etwas für sie tun, genau wie bei dem Dorf. Ha, da habe ich es Rom gezeigt, auch wenn es unbedeutend war, getan wurde es auch ohne meine Hilfe. Ich habe mir aber meine Ehre bewahrt und kein Haus angezündet. Es war meine Art zu zeigen wie unehrenhaft Rom den Kampf gewann. Rom war kein Sieger. Sieger waren wir Germanen. Das Thing entschied mit seiner Stimme der Vernunft, zum Schutz für die anderen Sippen und Stämme. Also bitte was hat Rom geleistet? Der Centurio wäre von der Seherin zurückgebracht worden und die jungen Germanen hätten nicht sinnlos ihr Blut vergossen. Mögen die Götter dazu beitragen, dass Rom niemals sein Ziel erreicht, alle unsere Stämme und Völker zu vernichten und seine Macht weiter auszudehnen.

  • "Mmmh" brummte Licinus "möglich. Aber besser so, denk ich." Das Thema lag ihm nicht, an dem ganzen Einsatz gefiel ihm so viel nicht, am wenigsten, wie sinnlos er gewesen war. Was hatte die Germanen nur zu einem solchen Selbstmord bewogen, Licinus konnte es nicht verstehen.


    "Ohne die zehn von der Patrouille? Drei waren nach dem Angriff auf dem Weg tot, weitere zwei sind dauerhaft dienstunfähig verwundet. Bei vier weiteren ist es nicht klar. Dazu noch ein paar Leichtverwundete. " Bei dem letzten Arm versuchte Licinus den Arm in der Schlinge leicht anzuheben, aber ein stechender Schmerz hielt ihn davon ab.
    "Bei dir?"

  • Beunruhigende Neuigkeiten hatten Licinus an jenem Tag erreicht. Ausgesprochen beunruhigende. Soldaten waren abgläubig, das war nichts neues, aber die Dimensionen überraschten Licinus immer wieder. Normalerweise tat er das einfach ab, aber diesmal war es anders. Zum Aberglaube kam Furcht und das war gefährlich. Licinus musste handeln. Er lenkte sein Pferd zu dem centurio Tiberius und sprach ihn an.


    "Centurio Tiberius?! Wir müssen reden!"


    Mit einem Blick und einer vagen Geste machte er klar, dass er meinte unter vier Augen. Er führte den geschwächten Mann ein wenig an die Seite. Sein Gesicht war wie eine Maske, beidseitig seiner Nasenflügel hatten sich scharfe Narben in sein Gesicht gegraben, ein harter Zug umgab seien Mundwirkel und in seinen Augen blitzte es.


    "Wir haben ein Problem Soldat. Deine Gefangene. Ich wollte keine Entscheidung ohne den legatus treffen, aber das geht nun nicht mehr.


    Die Soldaten tuscheln, du stündest unter ihrem Bann. Das ist natürlich Schwachsinn, aber trotzdem gefährlich. Und daher werden wir -- wirst DU beweisen müssen, dass das nicht so ist. Ich werde sicherstellen, dass sie dir als Sklavin überstellt wird, aber du musst derjenige sein, der sie zur Sklavin machen wird. Wenn es zum Prozess gegen das Dorf kommt, musst du deine Macht über sie demonstrieren. Ihr dein Zeichen einbrennen, damit jedem klar wird, dass du die Macht hast, nicht sie. Verstanden?" In langer Linie war natürlich auch dies ein Beweis, dass ROM die Macht hatte und keine hergelaufene germanische Seherin. Nur ... wie kam man überhaupt auf die Idee, dass das anders sein könnte. Wieder diese Mischung aus Aberglaube und Furcht, die Licinus nicht verstehen konnte. Alles was er verstand, war, dass es gefährlich war und er reagieren musste. Das mochte hart sein, aber es war nötig.


    Sim-Off:

    Ich weiß, wir hatten gesagt, dass du es vorschlägst, aber so rum macht es für Licinus irgendwie mehr sinn, hab ich mir büerlegt. Ich hoffe, es ist für dich auch so in Ordnung

  • Vor einem Tag hatte sein Präfekt gefragt, ob er reiten könne und Verus hatte dies eindringlich mit einem festen "Ja" beantwortet und sich unter Schmerzen auf das Pferd geschwunden, was Idun einst genutzt hatte, um ihn zu retten. Es war ein gutes Pferd, welches ruhig aber langsam in seinem Gang trat. Auch Verus musste sich an diesem Tag von seiner Idun wortlos verabschieden. Denn ihm blieb nicht viel zu sagen, ohne sein ihm aufgetragene Rolle zu verraten. Ihre Stille tat ihm weh, denn langsam begannen die Offiziere abzurücken. Man reihte die gefesselten Gefangenen auf und auch Idun wurde in Fesseln gelegt, um sie etwas gesondert am Ende des Trosses im Gewahrsam zu leiten. Verus, unter Zwang und Zug seines Präfektes, geriet an die Spitzes des Heerzuges, da sein Pferd im Bewusstsein der Herde sich am Pferd des Iulius orientierte. Es gab kein Entkommen. Vorallem nicht aus seiner gefühlten Schuld. Innerlich fragte er sich, wohin er ging. Nicht im Sinne eines Wegpunktes, denn er wusste, dass sie nach Mogontiacum reisten, sondern im Sinne einer Seelenreise. Er stellte die berühmte Frage: Quo vadis? Es war nicht nur eine Frage über einen Ort, sondern auch über seinen persönlichen Lebensweg, der sich abrupt veränderte und einer Spur folgte, die ihn belastete. Verus konnte nicht still halten und blickte sich abgekämpft um. Brabbelnd formulierten seine Lippen jene zwei Worte: "Quo vadis?" So als ob er sich bei Licinus versichern wollte, noch auf dem rechten Weg zu sein. Auf jenem römischen Weg der Tugend, dem er glaubte zu dienen. Doch seine Erfahrungen mit Idun ließen die Tugend zur Untugend werden. Verus erschien sich selbst als Verfehlung und wusste nicht, was ihn noch erwartete. Sein Verstand ahnte bereits, was ihn erwarten würde, doch sein Herz verweigerte Gewissheit. Die Frage musste vom Herzen beantwortet werden aber konnte nicht ohne jene Nähe zu Idun beantwortet sein. Es war ein Widerspruch, der nun seinen Höhepunkt in einsamen Diamantaugen fand, die schimmernd aber leer im Regen welkten. Der Ritt war nicht nur eine körperliche Qual, sondern auch eine seelische. Es gab keine Antworten mehr auf diese bohrende Frage. Wohin ging Verus? Quo vadis, Vere? Die Rüstung wollte nicht leichter werden, sich nicht besser anfühlen und der Regen war Nahrung für seine Einsamkeit. Er vermisste Idun und wollte sie nicht allein in Ketten wissen, auch wenn er wusste, dass es römisch war und allgemeiner Brauch. Doch konnte nicht auch ein Brauch und eine Sitte gebrochen werden? Jetzt galt -Quo vadis- Idun, deren Lebensweg auch im Unsicheren lag. Die Frage war treffend für beide und stand für sich, so dass Verus Lippen erneut tonlos jene zwei Worte formten, um dem seelischen Blei einen Auslass zu geben. Sein Herz schrie wortlos mit einem dumpfen Herzschlag. Er war der Verlierer dieser Schlacht gegen sein Herz, welches hämmernd im Rausch seines Pflichteifers brechen wollte aber der römische Stolz hinderte es daran. Verus wollte anhalten, seinen Weg wenden, um für Idun in Liebe und Vertrauen ein Wächter ihrer Zeit zu sein. Doch, es blieb nur ein kaltes Nein seines Verstandes. Was blieb ihm noch? Seine Haltung war schlaff, gebückt im Regen und Wind des brechenden Sturmes, welches im fernen Donner auf sein gedankliches Nein zu antworten schien. Donnern begleitete Verus seit er in Germanien war. Ein Geräusch, welches Momente durchtrennte und alle andere Töne wertlos machte; für einen Atemzug, um dann wieder zu verschwinden und Stille zu hinterlassen. Stille, die mit Leben gefüllt wurde. Verus lebte und verlor dennoch. Er verlor sich in seiner einsamen Sehnsucht nach ihren Augen, ihrer Stimme und ihrer Nähe. Noch waren es nur winzige Zeiteinheiten und doch schien es für Verus eine Ewigkeit zu sein, sie nicht angeblickt zu haben. Es war diese Unsicherheit, dieser Vertrauensbruch mit seiner flüchtigen Gewissheit, die ihn zum Verlierer machte. Egal, was jetzt geschah. Er würde verlieren. Als Kriegsheld, erbte er ein Trauma. Als Liebender, fand er Einsamkeit. Als Römer, fand er Pflicht. - Und als Verus, fand er die kalte Sensation des Abschieds. Die Sonne schien über seinem Leben stets zu sinken, um dann frech einen letzten Lichtstrahl in wunderbarem Licht zu zeigen. Ein Lichtstrahl, der so selten und göttlich war, dass er trotz des Verlustes, Hoffnung als Geschenk erhielt. Idun war Hoffnung. Verus hoffte, dass er sie retten konnte, so wie sie ihn gerettet hatte. Es war die einzige Pflicht, die sein Herz noch frei akzeptierte, ohne zu verlieren. Iulius Licinus, seines Zeichens harter Militär, riss Verus aus seinen einsamen Gedanken, die versuchten Iduns Gesicht zu rekonstruieren. "Ja," antwortete Verus fragend, als er seinen Blick erhob. Seine Augen waren glasig und trugen die sichtbaren Zeichen des Krieges. Ein Mann, der Krieg und Konflikt gesehen hatte, erhielt diesen Blick, der jedem erkenntlich machte, dass diese Augen sich sehnlichts Wunder wünschten. Echte Farben, um sich selbst vom Leid reinigen wollten. Es aber nie konnten. Verus hörte aufmerksam zu, da er über die persönliche Gefangene sprach; was gleichbedeutend mit Idun war und somit Herz und Verstand zu Licinus Worten lenkte. Was er aussprach, traf ihn. Es traf ihn aber er sah darin jene Chance, die er sich gewünscht hatte, um Idun aus dem Joch weiterer römischer Strafen zu befreien. Als seine Sklavin konnte er sie beschützen. "Ich verstehe," sagte der Centurio nüchtern, um nicht den Anschein eines Gefühls zu eigen. Er zeigte militärische Kälte, die selbst den erfahrenen Präfekten schockieren konnte. Immerhin hatte Idun ihm das Leben gerettet. "Wenn es Rom verlangt, werde ich das tun, was Rom verlangt," erklärte der Tiberius noch eine schwache Rechtfertigung, um sich selbst etwas Illusion zu schenken. Doch die Illusion half nicht mehr. Er würde Idun etwas Schreckliches antun müssten, um sie zu retten- oder tat er es, um sich selbst zu retten? War er ein Feigling, der nicht aus seiner Pflicht ausbrechen konnte? Verus verzweifelte an sich selbst, verdammte seinen Stolz und fand sich erneut als Verlierer wieder, da erneut sein Herz in den Kampf gegen seine Vernunft zog. Leid war die Waffe, die seine römische Rüstung durchdrang. "Ich werde über sie die Macht Roms demonstrieren," log er nicht und hasste sich bereits dafür. Dorthin zogen sie also: Quo vadis? Idune in servitutem redigerent.

  • Das Dorf brannte gut,...wie immer in solchen Fällen ließen sie die Feuerstellen in den Katen hochgehen, ein wenig Lampenöl, ein paar Lumpen und das Feuer frass sich an den Fettgetränkten Feuerstellen in die Strohgedeckten Dächer. Varros Männer versahen diese Arbeit routiniert und ohne große Moral. Es sprangen immer wieder ein paar Germanen aus vermeintlich sicheren Verstecken und versuchten zu fliehen. Ein aussichtsloses Unterfangen. Varro selbst entzündete die große Halle des Clanchefs. Langsam frassen sich die Flammen in die kunstvoll geschnitzten Balken.
    Sie hatten ihre Halstücher angefeuchtet und trugen sie vor Mund und Nase um den quälenenden Brandqualm zu ertragen, doch langsam bekamen sie Probleme mit den Augen. Er ließ bei den Pferden sammeln. Auf dem Weg dorthin glaubte er im Dunst und Qualm eine Frau mit einem kleinen Kind an der Hand zu sehen. Sein erster Impuls ließ die Hand an den Griff der Spatha fallen. Ein Impuls,...er sah in der Frau keine Gefahr, doch diese drehte sich um und ging mit ihrem Kind in eine der brennenden Katen, ...das Kind folgte ihr und sah Varro aus großen blauen Augen an, während ihre Mutter stumm in Flammen aufging. Varro wandte sich ab, in der Erwartung daß das Kind aufschrie, bevor das tosende Feuer ihm das Leben aussaugte, ...doch nichts dergleichen geschah. Vielleicht hatten ihm seine Sinne einen Streich gespielt. Bei den Männern angekommen sah er in Rußgeschwärzte Gesichter. Tränen suchten sich den Weg in stoppelige Bärte. Es waren Tränen durch den Rauch verursacht sagte er sich.
    Männer,...aufsitzen und auf Abstand gehen, wir warten bis das Dorf verglüht ist und folgen dann den Anderen! Er saß auf und die Männer folgten ihm bis hin zu Ocella, der sie stumpf ansah.

  • Der Rauch wurde langsam unangenehm und er zog sich ein wenig weiter zurück. Er hörte das Rauschen der Flammen, das Bersten von Holz und Tongefäßen.
    Einmal mehr fragte er sich warum das alles nötig war. Was diese Unglücklichen weniger Wert machte als ihn, als Varro,..als Rom.
    Vor ihm tauchten die Reiter der Prima und Secunda auf. Das Werk war wohl getan.

  • Keiner wurde im Dorf zurückgelassen. Die Legion waren gründlich gewesen. Alle im Dorf anwesend Bewohner hatten sich dem Thingurteil gestellt. Keiner war geflüchtet. Das Dorf welches angezündet wurde war leer. Keine Menschenseele war mehr dort.



    Sim-Off:

    Bitte nicht meine NSC ohne Absprache steuern

  • Das war einfacher als erwartet, ein weiteres Mal konnte Licinus nicht weniger sein als verwundert, wie gut der Soldat wiederhergestellt war. Verus schien seinen Gedanken folgen zu können und dennoch war da etwas, was sich Licinus entzog. Er spürte das ganz deutlich, es war jedoch völlig unfassbar, was es war.
    "Ich sehe, wir verstehen uns, Soldat" stellte er fest. Und setzte nach. "Ich verlasse mich auf dich."
    Einen Moment sahen sie sich gegenseitig an, dann beschloss Licinus die kurze Unterhaltung.
    "In Mogontiacum wirst du dem valetudinarium unterstellt, bis du wieder gesundgeschrieben bist. Anschließend melde dich bei mir." gab er noch einen letzten Befehl, bevor er meinte: "Du darfst dann wegtreten!"

  • Sie warteten bis das Dorf nur noch ein glimmernder Haufen Trümmer und Asche war. Mahnmal für den Wiederstand gegen Rom.
    Varro hatte die Männer in Kampfbereitschaft gesetzt und sie beobachteten die Pheriperie des Dorfes. Jedoch nichts tat sich. Wenn der aufsteigende Rauch jemanden angelockt haben sollte, dann würde er sich die Tat aus der Ferne ansehen und vielleicht schon einen finsteren Plan entwerfen den Übertätern Vergeltung zukommen zu lassen.
    Varro nahm den Helm ab und drehte seinen Kopf um den Atlas.
    Die stumpfe Warterei zehrte etwas und er hatte Hunger und Durst. Wenn es auch ein wenig morbide anmutete ließ er die Männer absitzen und ein Mahl herstellen.
    Zwei Mann wurden zur Wache abgestellt, die Pferde versorgt und dann die geplünderten Lebensmittel geteilt. Viel war es nicht, Dörrfleisch, hartes Brot und ein paar Beeren.
    Den Met untersagte er, die Schläuche blieben unangetastet. Niemand wusste was in den nächsten Stunden kommen würde, da hieß es einen klaren Kopf zu bewahren und Wasser zu trinken. Stumpf vor sich hinstarrend kauten die Männer ihr karges Mahl. Gestohlen von jenen Unglücklichen deren Dorf dort hinten in Schutt und Asche lag und die jetzt einer schrecklichen Zukunft entgegenwankten.

  • Es war nicht so, als hätte man die gut zweidrittel der mogontinischen Truppen lange suchen müssen. Die mehr als dreitausend Mann in gepanzerter Kluft waren nie schwer zu entdecken, vor allem weil diese Strafexpedition ganz offensichtlich nicht den geringsten Wert darauf legte unentdeckt zu bleiben.
    Das gute Dutzend an Reitern, die jetzt allerdings in gemächlichem Schritt auf das Dorf zuritten, hatten ihr möglichstes getan unentdeckt zu bleiben und darauf vertraut, dass die Anwesenheit einer derart großen Militärpräsenz sämtliche Elemente aus der Peripherie bläst. Sie waren offensichtlich als Römer zu erkennen gewesen, auch wenn sie sich jegliche offensichtlichen Einheitszeichen gespart hatten.
    Nun, sie hatten es unbescholten bis hierher geschafft, was wohl zum Großteil der nun abrückenden Truppen zu verdanken war, andererseits der Geschwindigkeit mit der man hierher gerast war.


    "Palim, palim..." , sprach der Statthalter der obergermanischen Provinz nachdenklich, als er mit zwei unauffällig hinter ihm herschleichenden Singulares durch die immernoch schwelenden Reste einer vormals für germanische Verhältnisse stattlichen Siedlung strich, während der Rest seiner Entourage sich in Hör- und Sichtweite streute, die Nachhut der Truppen jedoch tunlichst mied.
    Als der Legat bei seinem Studium der Ruinen von einem seiner Begleiter auf die wachhabenden Soldaten der Nachhut der Ala aufmerksam gemacht wurde, die ihn und seine Reiter wahrscheinlich schon seit längerem im Blick hatten, lenkte er sein Pferd langsam um und ritt gemächlich auf die Männer zu.


    "Männer der Ala Due..." , grüßte Vala die Soldaten leicht schmunzelnd, als er die Kapuze seines Mantels zurückwarf und sich als der zu erkennen gab, der er war, "..ich würde es begrüßen, wenn ihr eurem Kommandanten sagt, dass ihn jemand hier hinten zu sprechen gedenkt. Und wenn ihr schon dabei seid: er soll meinen Praefectus Castrorum mitbringen."

  • Die Tatsache, dass der Legat der Provinz und Patron Senecas extra zum Ort des Geschehens geeilt war ließ selbstverständlich nichts gutes hoffen, der Duccius war auch nicht unbedingt für Kriegstourismus bekannt, weshalb ihm wohl irgendwas nicht gepasst haben muss.
    Mit einer kleinen Entourage aus Offizieren und einfach Equites, hinter dem Limes konnte man ja nie wissen, ritt Seneca zurück in Richtung des Dorfes, vorbei an der eisernen Schlange welche die Soldaten auf den recht ruppigen Pfaden bildeten und vorbei an der Kolonne der leeren Gesichter der Germaninnen und ihrer Kinder, und den wandelten Toten, den Männern, welche ihrem Schicksal wissentlich entgegenliefen.
    Es dauerte natürlich einige Augenblicke aber dann war er tatsächlich da, Titus Duccius Vala, hier hinterm Limes. Seneca mochte seinen Patron eigentlich doch in diesem Moment hätte er ihn lieber daheim bei Frau und Kind verortet als hier, denn wie gesagt: Es konnte eigentlich nichts gutes bedeuten.


    "Legatus." grüßte Seneca den Mann streng militärisch, wie es sich vor all den Männern nun einmal gehörte, die anderen Offiziere taten natürlich ihr übriges.
    "Ich muss gestehen, dass ich ein wenig überrascht bin dich zu sehen." fuhr er offen fort. Er wusste nicht, dass auch nach Licinus geschickt wurde aber er hoffte es inständig.

  • Varro hielt sich mit seinen Männern abseits. Dieser hohe Besuch war ihm etwas suspekt. Was gab es denn hier zu sehen?...und vor allem zu bequatschen auf dem Trümmern eines abgebrannten Dorfes? Er sah in den Gesichtern seiner Männer Gleichmut aber auch eine gewisse Gereiztheit. Mit den paar Gestalten sollten sie ein dermaßen hohes Tier schützen? Kurz nachdem halb Germanien durch sie in Rauch versunken war.
    Ocella kam zurück und kurz darauf der Praefectus mit ein paar weiteren Eques.
    Varro winkte sie zu sich nachdem der Praefectus sich zu dem LAPP gesellte.
    Augen auf,..jeweils 6 Mann an jeder Ecke des Dorfes. Ocella, such dir einen hohen Punkt und haltet die Augen auf. Ich habe keine Lust hier noch in Stücke gehauen zu werden! Abite! Die Männer teilten sich auf und Ocella verschwand...
    Varro sah den beiden Offizieren zu, versuchte die Kunst des Lippenlesens...gab jedoch bald auf und stellte zufrieden fest, daß seine Befehle haargenau umgesetzt wurden.
    Das beruhigte ihn seltsamerweise etwas.

  • Die Missio war einfach, ..einfach dem Lärm nach. Der Praefectus war natürlich etwas überrascht über den Befehl, setzte sich jedoch umgehend in Richtung Dorf ab.
    Bald schon sah er seine Kumpels und war schon wieder unterwegs. Erhöhte Position suchen,...klasse,...nach zwei Minuten fand er eine Stelle die einen guten Blick in die nähere Umgebung gestattete. Das Dorf war noch gut zu sehen,...ein schwarzer, teilweise noch schwelender Fleck in der ansonsten grünen und braunen Landschaft.
    Tief einatmend stieg er ab, tätschelte den Pferd den Hals und wandte den Blick wieder in die Ferne.

  • Sim-Off:

    Ich habe hier ein gewisses Problem:
    Zwischen "wir zünden das Dorf an" und "es sind nur noch schwelende Reste übrig" dürften mehrere Stunden Marsch vergangen sein und Licinus entsprechend weit entfernt von der Szenerie sein, wenn nicht sogar schon kurz vor dem praesidio.


    Es dauerte eine ganze weile, bis ein Bote Licinus erreicht hatte und es dauerte beinahe noch länger, bis Licinus zurück war. Es war nicht einfach gegen einen vollständigen Heerzug anzureiten, der in die andere Richtung drängte. Und ins Unterholz der germanischen Wälder auszuweichen war auch keine Option gewesen. Also hatte Vala warten müssen, eine ganze Weile warten müssen, während Licnius sein Pferd ungeduldigst vorangetrieben hatte. Was bei allen Erinnyen machte der Chef denn jetzt auf einmal hier und wo kam er überhaupt her? Sollte der nicht irgendo im Süden unterwegs gewesen sein? Licinus war gespannt darauf, was das zu bedeuten hatte.


    Irgendwann (es war wirklich schon spät am Nachmittag) kam er wieder in dem an, was von dem Dorf noch übrig geblieben war. Und sah dort Vala und Seneca miteinander sprechen. Immerhin, er war nicht allein geladen worden, das war doch etwas. Seinen beiden Begleitern bedeutete er, sich Senecas Männern anzuschließen, dann ritt er auf die beiden anderen Offiziere zu, grüßte in angemessenem Abstand und schloss auf. "Melde mich wie befohlen!" schnarrte er und ließ sich mit keinem Muskelzucken anmerken, was er von selbigem Befiel hielt.

  • Es war betont ungezwungenes Geplapper, durch welches sich Vala die Zeit vertrieb während er und der wie erwartet deutlich schnellere Praefectus Alae auf den wie ebenfalls erwartet deutlich langsameren Praefectus Castrorum warteten. Das Geplapper war natürlich nicht so ungezwungen, um in einem niedergebrannten Dorf nicht zwangsläufig den Eindruck zu erwecken, dass etwas im Busch wäre. Dafür war der Iunius sicherlich intelligent genug, um zu verstehen, dass hier eigentlich so rein garnichts stimmte.
    "Iulius, danke für dein Kommen." , flötete Vala mit ungezwungener Miene und winkte nur lässig ab, als der wichtigste Offizier seiner Hauseinheit Haltung annahm, "Folgt mir." , sprach Vala und führte sein Pferd und damit die beiden Offiziere zu den glimmenden Resten des Langhauses, in welchem wohl das Sippenoberhaupt mit seiner Familie gelebt hatte. Zwischen den verkohlten Stümpfen des Eingangstors ließ er sein Pferd halten und wandte sich zu seinen beiden Offizieren um: "Meine Herren... dies war wohl das Langhaus des Sippenoberhaupts. Hier schliefen er und seine Familie, trafen sich allerdings auch die wichtigsten Männer der Sippe und des Dorfs. Hier wurde wohl beschlossen, den Limes zu überfallen und sogar so etwas wie organisierten Widerstand zu leisten." , sprach Vala, als würde er den Wetterbericht vorlesen, nur um schließlich deutlich ernster die Frage in den nicht mehr vorhandenen Raum zu stellen: "Meine Herren, wollen wir einen Krieg?"

  • Eigentlich hatte Seneca ja nicht vorgehabt diesen Haufen Kohle noch einmal genauer zu inspizieren aber so war das nun mal im Leben: Wenn einer der wenigen Menschen rief die in Hierarchie über ihm standen, dann hatte man wohl oder übel zu gehorchen.
    Natürlich war es von Vorteil wenn jemand, in diesem Fall der Legat selbst, ein fundiertes Wissen über die Umstände des "Feindes", wobei man bei den Germanen nicht wirklich von Feinden sprechen konnte, die Beziehung zu ihnen war schlicht kompliziert, hatte. Aber unter diesen Umständen wäre wohl ein römischer Militär alten Schlages eher auf Seneca Linie gewesen als Vala, welcher wohl eine Brücke zwischen beiden Welten darstellte.
    Der Iunier räusperte sich kurz während er zwischen den noch warmen Überresten der Hütte stand und erhob schließlich das Wort..
    "Natürlich nicht." stellte er vorab klar um all seine folgenden Äußerungen ein wenig in den Kontext einzubetten "Aber unsere Aufgabe ist der Schutz der Bevölkerung in Germania. Wenn es Angriffe auf unser Territorium und vor allem auf unsere Soldaten gibt dann, bei allem Respekt Legat, bin ich der Ansicht das wir schnell und entschlossen handeln müssen."

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