[Vestibulum | Ubizwo] Das Haupttor und die große Halle

  • "Albin", korrigierte dieser stirnrunzelnd.


    "Zwei Pferde?", zeigte Albin sich daraufhin verwundert. Da kam ein Centurio anmarschiert und wollte gleich zwei Pferde erwerben? "Gut sind unsere Pferde allerdings", verkündete der Hausverwalter anschließend und erklärte: "Na, ich werde Numerius Duccius Marsus mal bescheid geben. Er wird sicherlich Interesse daran haben, dieses Geschäft selbst abzuwickeln." Allein deshalb, weil der Kunde ein Helvetier war und - soweit Albin das überblicken konnte - auch ein Verwandter des anderen Helvetiers, der Klient eines der Duccii war.


    "Wenn du kurz hier warten würdest?", forderte Albin Corvinus deshalb auf sich kurz zu gedulden. "Der Hausherr wird sogleich herauskommen." Womit er kehrt machte und bei offen stehender Türe die wenigen Schritte durchs Atrium machte um den Hausherrn über den potenziellen Käufer zu informieren.

  • "Albin...werd´s mir jetzt merken", kommentierte Corvinus nuschelnd die Berichtigung.


    "Ja als Decurio brauch ich eigentlich sogar drei aber zwei sollen erst einmal reichen. Ich muss die Biester ja auch in den Stall bekommen und der ist nun mal auf die Normgröße ausgelegt."


    "Mach ich", fügte er dann abschließend hinzu und da man ihm nicht herein gebeten hatte, er nicht übermäßig neugierig war blieb er quasi auf der Schwelle stehen.

  • Es dauerte nicht lange bis der Hausherr im Tor erschien. Numerius Duccius Marsus, mit germanischem Namen Witjon, Sippenoberhaupt der Duccii, Decurio Mogontiaci und Eques Imperii - den ganzen Einfluss seiner Person drückte er in diesem Moment allein in einer bequemen Hose und einem Hemd nach germanischem Stil aus, die er zuhause so gerne trug.


    "Salve Centurio Helvetius", begrüßte er Corvinus dennoch selbstredend auf Lateinisch. "Lass uns ein Stück spazieren", lud er seinen Kunden daraufhin ein und schlenderte langsam über den Hauptweg zurück in Richtung des großen Tors des Anwesens, durch das Corvinus gerade erst hergekommen war.

  • Mit einem Korb, einem Gastgeschenk und einer kleinen Bronzesichel machte sich Alpina auf den Weg zu Runa. Sie wollte mit der jungen Germanin eine Exkursion in Sachen Kräuterkunde unternehmen und sich bei der Gelegenheit auch gleich noch bei Runas Vater für den guten Ratschlag mit der Seherin Osrun bedanken. So klopfte sie an die Tür der Villa Duccia.

  • Die Türe wurde geöffnet und es erschien ein routiniert wirkender Albin, dessen Laune ob des sonnigen Wetters dieser Tage sich wiederspiegelte in einer Art Lächeln und einem halbwegs freundlichen Blick.


    "Salve, dies ist", setzte Albin zu seiner standardmäßigen Begrüßung an, stockte jedoch. "Ach, schau an. Die Hebamme Susina Alpina. Lange nicht gesehen!" Albin wirkte bei diesen Worten ehrlich erfreut und überrascht zugleich. Er öffnete die Tür zur Gänze. "Ich hörte du seist aus Mogontiacum fortgegangen. Schön, dass du wieder da bist, mein Kind!" Dass Alpina eine erwachsene Frau war, ignorierte Albin gänzlich. Für ihn waren alle junge Frauen, die er mochte, schlichtweg nette Mädchen. Angesichts seines Alters war dieser Standpunkt wohl nicht verwunderlich.

  • Alpina lächelte, als ihr der sonst oft so mürrische Albin mit einem angedeuteten Lächeln öffnete.
    "Salve, Albin. Es freut mich, dich so munter zu sehen. Ich war tatsächlich eine Weile fort. Nun bin ich zurück und möchte mich bei Decimus Duccius Verus für seinen guten Rat bedanken und anschließend mit Duccia Silvana eine Kräuterexkursion unternehmen. Ist der Pontifex da? Und würdest du Silvana gleich noch mit dazubitten, wenn ich mit ihm spreche?"

  • "Den Dank sollst du gerne vorbringen", sagte Albin und bat Alpina mit einer Geste hinein. "Der Pontifex ist draußen im Garten. Folge mir." Runa würde er natürlich auch bescheid sagen. Aber eines nach dem anderen, denn Albin hasste Durcheinander. Deshalb führte er die Hebamme jetzt zunächst in den Garten zum Pontifex.

  • Sichtbar derangiert von der kurzen und arbeitsreichen vergangenen Nacht und einen Tag, nachdem auch Curio die absurden und böswilligen Gerüchte über seine Vaterschaft gehört und nun etwas Zeit hatte, wenn schon nicht die Urheber, so doch die Keimzelle des Gerüchts zweifelsfrei festzustellen, erschien der Helvetier vor dem Haupttor der Villa Duccia. Anders als üblich wählt er dabei nicht den üblichen Vorzugseinlass, sondern den langen Weg über Albin, zumal er auch außerhalb der üblichen Salutatiofrequenz hier auftauchte. Dennoch duldete sein Anliegen keinen Aufschub, da es sich nachteilig auf seine Karriere auswirken konnte - und würde - wenn er nicht sofort mit seinem Patron über mögliche Gegenmaßnahmen spräche. Daher wartete er auch nicht, dass sein Sklave Acanthos an die Tür klopfte, sondern tat es kurzerhand selber.


    TOCK TOCK TOCK

  • Der Stein, auf welchem Albin durch die große Eingangshalle stets zum Tor schlurfte, war geologisch gesehen brandneu geschnitten: keine zwei Jahre war es schließlich her, seit das Anwesen eingeweiht worden war... und doch zeigte sich deutlich eine Spur vom Durchgang zum Atrium eben zum Tor, dort war der Stein durch lederne Sohlen und tausende Schritte deutlich blanker poliert als im Rest der Halle.
    Die Tür knarzte nicht einmal besonders vernehmlich, als Albin sie aufzog.. so oft wurde sie geölt um eine spontane Selbstentflammung durch Reibungshitze zu verhindern.


    "Helvetius.", grüßte Albin den Mann routiniert, erlaubte sich dann aber doch einen Flachs, "Wir könnten es dir auch einfacher machen und dir ein kleines Tugurium neben den Eingang bauen, das würde dir die Wege deutlich verkürzen."
    Der Witz war so trocken wie das Gebälk in der alten Casa, so ließ Albins Miene auch nur das Zucken zu einem Lächeln vermissen, bevor er forfuhr: "Also, zu wem kann ich dich bringen?"

  • Curio hätte wahrscheinlich gelacht, oder na ja, zumindest geschmunzelt, wenn er in der vergangenen Nacht mindestens eine, besser zwei Stunden Schlaf mehr bekommen hätte. In seiner jetzigen Situation blieb der Witz aber irgendwo zwischen seinem Gehörgang und seinem Humorzentrum hängen und würde dort, wo er hing, wohl eines qualvollen Todes sterben. Der Helvetier hätte Mitleid mit dem Witz gehabt, wenn er ihn denn als solchen wahrgenommen hätte. Abseits jeden Konjuntivs aber überging er den Witz.


    Salve, Albin. Ich möchte zu meinem Patron, dem Pontifex.


    antwortete er mit ungewöhnlich rauher Stimme - denn die übliche Kanne Wasser am Morgen hatte er kurzerhand ausfallen lassen...

  • Dass der junge Helvetius seinen Witz nicht mitbekam, irritierte Albin kein Stück... war er doch seit je her daran gewohnt, dass man garnicht davon ausging, dass er derartiges wie einen Humor besaß. Ausdruckslos wurde also die Ausdruckslosigkeit des Mannes zur Kenntnis genommen und mit einem "Wenn du mir bitte folgen würdest?" quittiert.

  • Morag brachte eine Nachricht vorbei:

    [FONT=cataneo bt, amaze]

    Duccii Marsi - Villa Duccia



    Crispus Marso et Octavenae s.p.d.


    Mein lieber Marsus, ich werde Mogontiacum für eine Weile verlassen. Wie sich herausgestellt hat, haben sich die Pächter meines Landguts in Aquae Mattiacorum auf und davon gemacht und meinen Besitz gleich geplündert. Ich muss hingehen und nach dem Rechten sehen, neue Pächter suchen und so weiter.


    Ich hoffe, dass ich bald zurückkehren kann. Bis dahin wird mein Neffe Marcellus meinen Haushalt leiten und meine Geschäfte wahrnehmen. Wenn ihr irgendetwas braucht, wendet euch an ihn. Umgekehrt hoffe ich aber auch, dass ihr ein Auge auf ihn habt bei seiner Karriere und allem anderen.


    Grüßt mir die kleine Camilla!


    Videte ut valeate!

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    [/FONT]

  • Und natürlich auch bei den Ducciern landete ein Schreiben aus der neuen Casa Helvetia.


    Iullus Helvetius Curio | Casa Helvetia | Mogontiacum


    Ad
    Pontifex Decimus Duccius Verus
    Villa Duccia
    Mogontiacum


    Iullus Helvetius Curio patrono suo s.d.


    Ich möchte dich, werter Patron, und natürlich auch deine Familie und die Mitglieder deiner Sippe auf diesem Wege darüber informieren, dass der Umzug in die neue Casa Helvetia in den Canabae abgeschlossen ist. Mein Bruder, Susina Alpina und ich sind von nun an dort erreichbar.


    Ich danke dir und deinem Vetter für eure Unterstützung bei den Hausbauplanungen und euch wird in den nächsten Tagen noch eine Einladung zu der Einweihungsfeier der neuen Casa zugestellt. Ich würde mich freuen, wenn ich dich und die Duccier dabei willkommen heißen dürfte.


    Mögen die Götter dich und die deinen schützen!


    Iullus Helvetius Curio
    _____________


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  • Tagelang hatte Alpina auf Runa gewartet. Die Einladungen zur Eröffnung der Taberna Medica Alpina in der Casa Helvetia waren geschrieben, die Körbe mit den Teeproben, die Alpina in den Cabanae und auch in den Vici Mogontiacums verteilen wollte gepackt. Nur wer nicht kam, war Runa. Sie ließ sich auch nicht entschuldigen. Alpina machte sich Sorgen. Sie wusste ja von Curo, wie schlimm es um sein Nervenkostüm stand und Runa dürfte es wohl kaum besser gehen. Gerne hätte sie die Gelegenheit genutzt, der Freundin Trost zu spenden, so wie sie es bei Curio versucht hatte.


    Also nahm Alpina den Weg zur Duccischen Villa auf sich. Inzwischen konnte sie bei weitem nicht mehr so zügig ausschreiten wie es ihrem Temperament entsprach. Das ärgerte sie, war aber nicht zu ändern. Sie musste einige Male tief durchatmen als sie vor dem Tor der Villa stand. Sie klopfte.


    Klopf, klopf!

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    Thorgall stürmte gerade auf der Villa, das Klopfen selbst hatte er gar nicht wahrgenommen, und wäre beinahe mit Alpina zusammen geprallt.
    Er war im Haus gewesen, nachdem er festgestellt hatte, dass zwei Pferde fehlen. Natürlich hatte er sofort in Runa Zimmer nachgesehen – und wie erwarte war sie nicht da. Und zu allem Übel fehlte auch von Nela jede Spur.
    Da er ja einer der wenigen war, die um das Geheimnis wussten, wusste er auch, dass er Alpina vertrauen konnte.
    "Runa – nun ja gestern hatte sie Streit mit ihrem Vater, der ist danach noch in die Stadt (dass er zu Curio gegangen war um ihm das Donarwetter seines Lebens zu verpassen wusste der Knecht natürlich nicht). Zwei Pferde sind weg. Runa und Nela seit gestern hat sie keiner mehr gesehen. Tschuldigung Alpin ich muss ein paar Männer.. wir müssen sie suchen.“
    Oh man wenn de wirklich seit letzter Nacht? Thorgall wollte sich das gar nicht vorstellen. Er glaubt nicht, dass die beiden Duccia auch nur die eine Nacht draußen überstehen würden.

  • Als Thorgall an Alpina vorbei hinausstürmen wollte, prallte er fast mit ihr zusammen. Instinktiv zog sie sich schnell einen Schritt zurück, den Bauch mit den Armen schützend. Was sie dann von ihm hören musste, jagte ihr einen gehörigen Schreck ein. Runa war fort? Über Nacht fortgeblieben, nach einem Streit mit ihrem Vater?


    "Natürlich!", stammelte sie, als er sich entschuldigend an ihr vorbeidrückte, um mit ein paar Männern die Suche nach ihr einzuleiten.


    Mit hängenden Schultern und blass vor Sorge blieb Alpina zurück. Sie setzte sich auf die Türschwelle der Duccischen Villa und starrte auf die tiefdunklen Wälder. Irgendwo da draußen waren jetzt Runa und Nela, ungeschützt, und Runa vermutlich auch noch furchtbarer psychischer Verfassung. Sie schickte ein Stoßgebet an die Schicksalsschwestern, damit sie ihr genaus beistünden, wie sie Alpina auf ihrem Weg im Barbaricum beigestanden hatten.
    Die schlimmste Aufgabe aber würde sein, Curio davon zu erzählen. Alpina überlegte ernsthaft, ob sie ihm das in seinem momentanen Zustand überhaupt zumuten konnte...

  • ...gäbe es keine Kriege mehr, ging es Acanthos durch den Kopf. Im Zweifel müsste sie dann halt den kleinen Amor noch mal losschicken, um das Herz eines Verflossenen für eine andere Person zu entflammen. Vielleicht hätte sich so auch der Trojanische Krieg verhindern lassen... Aber wie auch immer. Heute hatte er einen Brief in der Villa Duccia zu überbringen, dessen Inhalt das Herz einer gewissen jungen Dame in diesem Haushalt mehrere Sprünge machen ließe.


    Lucius Helvetius Curvus | Casa Helvetia | Mogontiacum


    Ad
    Pontifex Decimus Duccius Verus
    Villa Duccia
    Mogontiacum


    L. Helvetius Curvus Pont. D. Duccio Vero s.d.


    Mein Sohn hat mir mitgeteilt, dass du ihm deine Tochter Duccia Silvana zur Frau geben willst. Ich stimme diesem Angebot zu und lade dich und deine Familie für den ANTE DIEM V KAL AUG DCCCLXV A.U.C.* zur neunten Stunde in die Casa Helvetia ein, um dort die Verlobungsverhandlungen zu führen und mit den Hochzeitsplanungen zu beginnen.


    Vale bene.


    Lucius Helvetius Curvus
    _____________


    [Blockierte Grafik: http://img716.imageshack.us/img716/9771/85964148.gif]


    Sim-Off:

    * 28.07.2015. Ansonsten natürlich, wie es euch passt.

  • Ad
    D. Duccius Verus
    Villa Duccia
    Mogontiacum
    Germania Superior


    Potitus Maenius Firminus D. Duccio Vero s. d.


    Der Kaiser hat in seiner unendlichen Güte und Weisheit entschieden, dich zum Eques Imperii zu erheben. Dazu darf ich dir meinen Glückwunsch aussprechen.


    Anbei findest du die entsprechende Urkunde.


    Im Namen des Kaisers


    Potitus Maenius Firminus

    ~~Procurator ab epistulis - Administratio Imperatoris~~



    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    Decimus Duccius Verus


    ZUM
    Eques Romanus



    Es ist ihm ab heute gestattet, die Abzeichen
    der Equites zu tragen, den Ritterring und
    den Latus Angusticlavius.


    ~PRIDIE NON AUG DCCCLXV A.U.C.~
    (4.8.2015/112 n.Chr.)



  • Die Sonne strahlte, dennoch war es nicht zu warm, denn am Himmel wanderten kleine Wolken entlang, die die Sonne dann und wann verdeckten. Ein perfekter Tag für ein Treffen im Garten der Duccier. Umso besser, dass sich Curio und Silvana für den heutigen Nachmittag verabredet hatten, um über dies und das und wahrscheinlich vor allem Curios Besuch im Lupanar zu sprechen. So klopfte er kräftig ans Tor und wartete, dass man ihn einließ.

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