• Luscinus schüttelte mit dem Kopf. Nein, du hast dir ordentlich die Rübe gestoßen, du bleibst bis Morgen hier...du brauchst die Ruhe,...er trat an ihn heran und sah in die Pupillen. Sie waren ungleich groß. Nein,...bis morgen! Dann sehen wir weiter...ist dir irgendwie schummrig wenn du dich plötzlich bewegst? Hast du so ein Wummern im Kopf,...ist dir übel?


  • „Bei den Göttern, muss das denn sein? Wie kann man denn bloß so blöd sein?“ Kaum ausgesprochen riss Tisander die Augen auf, verkniff danach schnell sein Gesicht. „Nein bitte nicht du, ich meine mich mit dem blöd sein. So blöd sein und einen bescheuerten Kampf antreten.“ Eifrig schüttelte er mit dem Kopf, "nein nicht … nicht wummrig.“

    Eigentlich wollte er schummrig sagen, weil aber wohl jeder gesehen hatte, wie er sich nach dem Kopfschütteln schnell am nächsten Posten halten musste, schluckte er das runter. „Nein übel ist mir nicht. Also gut bis Morgen, aber nur bis Morgen.“ Mit gesenkten Kopf zog er wieder ab. Jetzt hält der mich auch noch für einen Oberdeppen, dachte er dabei.

  • Luscinus nickte lächelnd. Gut, ruh´dich aus, trink´regelmäßig, es steht eine Kanne Wasser neben deinem Bett...wenn du bis Morgen nicht noch mehr Kopfschmerzen hast oder dich übergeben musst, kannst du wieder gehen...

    Die eine Nacht wird der Jungspund wohl überstehen.

    ...ach und Tisander...weiche in Zukunft irgendwelchen Faustkämpfen aus,...du hast hier mehr als genug Möglichkeiten dich im Kampf zu beweisen.

  • Früh am nächsten Morgen stand Tisander plötzlich wieder vor Luscinus. „Salve, ich habe geruht, viel getrunken, mir ist nicht mehr schummerig. Darf ich jetzt in den Stall zu meinem Rappen? Ja und danach muss ich dann zur Fabrica?“ Er wusste es war der Befehl des Decuro gewesen, trotzdem hegte er die Hoffnung, dass es für ihn noch nicht gut wäre. Abwarten stand er da und erwartete einen Blick in seine Augen. Was ein Medicus da wohl alles so sah?

  • Luscinus warf noch einen Blick auf die Pupillen und befand es für normal. Die Schwellung im Gesicht war auch abgeklungen und blühte in drei Farben.

    Ja, sieht alles gut aus,...du kannst jetzt wieder zu deinem Pferd...und achte auf alles was auf dich zufliegt!

    Meinte er grinsend und machte sich auf den Abschlußbericht in Tisanders Krankenakte zu ritzen.

  • Nachdem die beiden nun die Hürde der Rekrutierung erledigt hatten standen sie nun vor dem Valetudinarium.

    Andrisczs klopfte und trat nach einigen Momenten des Wartens ein.


    " Salvete, Duplicarius. Ein Neuer zur Begutachtung." Dann deutete er Pilius einzutreten.

    " Sonst alles in der Ordnung" richtete er gleich darauf die Frage an den Medicus.

  • Pilius betrat nach dem Duplicarius den Raum. Andriscus und der Medicus schienen noch ein, zwei Worte wechseln zu wollen, sodass er geduldig wartete bis er an der Reihe wäre.

  • In Absprache mit seinen Vorgesetzten und mit dem Stab der Ala hatte Scato heute Dienst im Valetudinarium. Mit Geheimniskrämerei hatte das in diesem Fall nichts zu tun, da ihn jeder in der Castra kannte und wusste, dass er für den Caesar arbeitete. Genau so wusste jeder, dass die Ärzte beider Einheiten viele Monate gemeinsam gegen eine grassierende Seuche und für das Leben etlicher Patienten gekämpft hatten. Man sah seiner Kleidung dennoch nicht an, dass er den Prätorianern angehörte, da er sich anzupassen verstand und von Natur aus lieber unauffällig blieb.


    Als Andriscus ihn grüßte, nickte Scato. Dass er mit dem falschen Rang angesprochen worden war, überging er. "Salve, Duplicarius. Ja, hier ist so weit alles in Ordnung. Na, das sind doch mal gute Neuigkeiten." Über Neulinge freute sich jede Einheit, aber die Ala hatte sie aufgrund der regelmäßigen schweren Verluste besonders dringend nötig. Er streckte die Hand nach der Tabula aus, den Blick nun auf den Neuling gerichtet und sich ein erstes Bild machend. Größe, Alter und Körperbau wahren zunächst vielversprechend, doch man würde sehen.

  • „Salve Optio Sisenna lunius Scato“ er sah den Mann etwas länger an. Eine besondere Aura umgab den Optio vor ihm. Sein mit kleinen Narben gezeichnetes Gesicht die drei Goldketten um seinen Hals, Pilius konnte es noch nicht genau deuten aber eine gewisse Wärme und Fröhlichkeit, die mit Sicherheit als Medicus auch sehr brauchbar sein würde, umschweifte Scato. „Mein Name ist Quintus Germanicus Pilius, ich melde mich hiermit zur Tauglichkeitsuntersuchung“

  • "Salve, Germanicus Pilius." Scato schmunzelte. Die korrekte Anrede saß immerhin schon bei dem Anwärter. "Reich mir doch mal deine Tabula." Er wedelte mit seiner ausgestreckten Hand.

  • Scato warf einen Blick darauf:


    ALA II NUMIDIA

    MUSTERUNGSAKTE


    Name: Quintus Germanicus Pilius

    Vater: Marcus Germanicus Varus

    Mutter: Antonia Tertullina

    Herkunft: Provincia Germania Superior / Mogontiacum

    Alter bei Eintritt: 25


    Bisherige Tätigkeiten: Arbeit in einer Schmiede und der Landwirtschaft


    Körperliche Verfassung:


    Bei Musterung festgestellte Leiden:


    Krankheiten i. d. Vergangenheit:


    Musterungsergebnis:


    Er legte die Tabula auf den Tisch und zeigte zur Wand, wo eine Tafel prangte. "Bitte einmal vorlesen und rechnen."


    Quid quo pro.


    A F H I

    C R G L

    O Q Z E

    W U V Y



    IX + V = ?

    XX - XI =?

  • Quintus drehte sich in Richtung Wand, auf der ein Spruch, verschiedene Buchstaben, die immer kleiner wurden und zwei Rechenaufgaben angebracht waren. „Sehr wohl!“ antwortete er zurück. „Es steht geschrieben: Quid quo pro, darunter die Buchstaben A,F,H,I wieder darunter C,R,G,L. In der nächsten Zeile kommen die Buchstaben O, Q, Z, E und schließlich, in der letzten Zeile,“ er kniff die Augen etwas enger zusammen „W, U, V, Y“ gab er zu verlauten und war froh, dass dies so gut klappte und er alles erkennen konnte. Mit einem Blick auf die beiden Rechenaufgaben sollte der Test abschließend für keinerlei Kopfzerbrechen sorgen. „IX plus V ist gleich XIV und XX minus XI ist gleich IX!“ sagte er abschließend und wandte sich wieder dem Optio zu.

  • "Hm-hm." Scato war zufrieden, auch was die Mitarbeit des Rekruten betraf. Dass ein Rekrut hier in der Ala lesen und rechnen konnte, war auch nicht selbstverständlich und mochte Pilius später helfen, an einem guten Posten unterzukommen. "Kannst du auch Fremdsprachen oder hast sonst irgendeine besondere Bildung erhalten? Nächster Schritt: Kleidung ablegen."

  • „Dadurch, dass ich hier geboren und aufgewachsen bin kann ich ein kleines bisschen Westgermanisch, hält sich aber wirklich in Grenzen Optio Scato“ er machte eine kurze Pause „Ich habe davor bei Bauern und in einer Schmiede gearbeitet! Auf dem Land hatten wir auch öfters Pferde dabei, sodass Reiten kein Problem für mich darstellt. Durch die Arbeit in der Schmiede, bin ich ein bisschen in Berührung mit Schwertern gekommen, der Umgang hiermit ist aber im Moment wahrscheinlich eher schlecht als Recht.“ verlegen sah er auf den Boden. „Vor allem, wenn man sich gegen einen Soldaten Roms vergleicht, aber deswegen bin ich ja hier, um kräftig zu lernen und immer wieder zu üben“ Pilius blickte dem Optio wieder ihn die Augen und fügte etwas unsicher hinzu „Die komplette Kleidung?“ noch nie hatte er sich für einen Dienst komplett entkleiden müssen.

  • "Reicht dein Westgermanisch für ein Gespräch oder sind es eher einzelne Worte? Und wie gut kannst du schmieden? Was das Kämpfen betrifft, mach dir keine Gedanken. Um das zu lernen, bist du ja hier. Dass du bereits reiten kannst, wird deinem Ausbilder schon viel Arbeit abnehmen. Mal sehen, wer dich ausbilden wird." Auch wenn er da eine Vermutung hatte. Die Grundausbildung wurde momentan eigentlich nur von einem einzigen Ausbildungsoffizier durchgeführt.


    "Ja, die komplette Kleidung", wiederholte Scato freundlich. "Ich kann schließlich nicht durch Stoff hindurch schauen."


    Pilius war nicht der erste Anwärter, der sich schamvoll zierte, als er unvermittelt mit der Realität des Soldatenlebens konfrontiert wurde, das im Alltag praktisch keinerlei Privatsphäre erlaubte. Doch so merkwürdig die Vorstellung anfangs auch anmuten mochte - Pilius würde sich daran gewöhnen. Bei den meisten dauerte es nur wenige Tage, in denen sie Tag und Nacht mit ihren Kameraden im selben Raum lebten, aßen, sich umzogen und schliefen, ohne dass es irgendwelche Möglichkeiten zum Rückzug gab, von der stummen Vereinbarung abgesehen, einen nicht mehr anzusprechen, der die Augen geschlossen oder sich zur Wand gedreht hatte. Bald würde er wahrscheinlich die Gegenwart seiner Kameraden sogar vermissen, wenn er einmal allein irgendwo war.

  • Pilius zog sich etwas zögernd aus und legte die Kleidung über einen Stuhl, der in der Nähe stand. „Es sind eher einzelne Worte, sprachlich bin ich nicht sonderlich gut. Ich tuh mir mit praktischen Dingen leichter, daher lief das Schmieden ganz gut“ sagte er mit leicht rotem Kopf.

  • In der Ala gab es genügend Muttersprachler, die ihren germanischen Dialekt oder ihre Sprache ins Lateinische übersetzen konnten. So waren die rudimentären Fremdsprachenkenntnisse kein Problem. "Aber Griechisch kannst du?", wollte Scato wissen. Er legte die Tabula hin, stand auf und wusch sich die Hände an einer Waschschüssel und trocknete sie gründlich ab.


    Zunächst verschaffte er sich einen Gesamteindruck von Pilius. Augenscheinlich war alles vollzählig vorhanden. Die Körpergröße war für einen Reiter genau richtig, die Bemuskelung gut. "Streck die Arme nach vorn. Gibt es Krankheiten, die in deiner Familie häufig vorkommen?"


    Derweil testete er, wie beweglich die Muskeln und Gelenke waren. Jedes prüfte er einzeln. Bei den Fingern und Handgelenken war er sehr gründlich, denn diese waren beim Waffentraining einer der extremen Belastung ausgesetzt. Scato schaute sich in einer Sprechpause die Zunge und die Zähne an und guckte in den Rachen, die Ohren und die Augen. Bei der Gelegenheit tastete er nach Verdickungen unter den Ohren oder Achseln, ebenso befühlte er den Kehlkopf. Dann trat er hinter den Probanden. Auch die Wirbelsäule und die Ausrichtung des Beckenknochens wurden befühlt. Alle Gelenke, jedes Einzelne, vom Kopf über die Beine bis in die Fingerspitzen, wurde auf Funktionsfähigkeit überprüft. So arbeitete er sich von oben nach unten über den gesamten Körper vor.

  • „Griechisch kann ich mich unterhalten, ja“ Pilius zuckte kaum spürbar bei jeder Berührung des Optio. Dieser hatte aufgrund des bevorstehenden Winters etwas kältere Hände. Er streckte die Arme nach vorne aus und antwortete auf die Frage Iunius „Meine Familie war und ist bisher zum Glück von Erbkrankheiten verschont gewesen“ Er blickte bittend nach oben, dass die Götter dies auch weiterhin waren sollten. Er dachte oft daran, wie glücklich er und sein Bruder sich den schätzen konnten bisher bei bester Gesundheit und von schlimmen Krankheiten verschont geblieben zu sein.

  • "Hm-hm. Griechisch sollte für einen Bürger ja auch Standard sein. Hattest du irgendwann schwere Erkrankungen?" Scato betastete die Stellen, bei denen Pilius zuckte, noch einmal und das ziemlich hartnäckig, um zu probieren, ob sich das Zucken reproduzieren ließe.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!