• Inzwischen hat Stella sich beruhigt und den Fächer zur Seite gelegt. Der junge Furius hat ihre Fragen beantwortet und Stella nickte zufrieden. Obwohl sie die Erinnerung an ihren Bruder etwas traurig stimmte, aber nun war sein Sohn hier, der gerade auch noch seine Mutter verlor.


    "Warum hast Du nicht gleich mit dem Siegelring angefangen und ihn mir gezeigt? ...", fragte sie versöhnlich und fuhr fort,


    "Du kannst natürlich in die Casa Furia einziehen und ich möchte Dir nun unseren Maiordomus Tiberios vorstellen. Er wird Dir die Casa zeigen und alle Deine Fragen beantworten. Auch ist hier meine Sklavin Lyda, die wird für Dich Dein Cubiculum einrichten. Und der Ianitor Aischylos kennst Du ja schon." Stella widmete sich nun Tiberios, der hinter ihr stand und geduldig wartete,


    "Tiberios, der junge Mann hat mich überzeugt, dass er mein Neffe ist, also ich möchte, dass alle hier im Haus, Dominus Valentinus mit Respekt begegnen. Und jetzt bitte ich dich, ihn durch die Casa zu führen..., inzwischen wird Lyda das Cubiculum fertig machen", Stella dachte kurz nach,


    "Lyda, ich glaube, wir haben noch ein schönes Zimmer mit dem kleinen Balkon frei, kümmere dich darum".

  • Erleichtert atmete Valentinus auf. Zum Glück hatte er an seinen Siegelring gedacht und so seine Tante von seiner Abstammung überzeugen können. Er antwortete in weiterhin höflichem Ton.


    "Ich danke dir. Es bedeutet wir wirklich viel, mit der Familie meines Vaters leben zu dürfen."

    Valentinus musterte Tiberios, den Maiordomus der Casa Furia, wie seine Tante erklärte, kurz, genauso die Sklavin Lyda. Der junge Furier beschloss möglichst gut mit den beiden umzugehen, um keinen schlechten Eindruck zu machen.

  • Tiberios hörte domina Furia Stella aufmerksam zu; natürlich würden alle den Neffen der Hausherrin mit großem Respekt behandeln.


    Außerdem war der junge Grieche stolz darauf, dass er das erste Mal als Maiordomus fungieren durfte. Jetzt verbeugte er sich vor dem jungen Dominus und begrüßte ihn:
    „Salve Dominus Furius Valentinus, der Segen der Götter möge dich begleiten.
    Wenn du so freundlich wärst, mir zu folgen, dann zeige ich dir die Casa und später dein Cubiculum, das Lyda gerade richtet. Außerdem möchte ich dir die Familia, alle Sklaven des Hauses, vorstellen.“


    Er schaute ihm nicht direkt in die Augen; wie er sich genau zu benehmen hatte, würde ihm dominus Valentinus noch mitteilen.


    Während sie gingen, erzählte er:


    „Die Casa Furia war ursprünglich ein typisches italisches Atriumhaus, das durch das Peristyl und den Hortus großzügig erweitert wurde.
    Von der Porta, der Haustür, aus gibt es sozusagen eine Achse Atrium - Tablinum - Peristyl - Hortus, von der links und rechts alle übrigen Räume abgehen:


    Die Schlafzimmer so das Cubiculum der Domina Furia Stella, die Bibliothek,
    Wirtschaftsräume, die Culina, die Küche,
    einige Officia, Büros, darunter das meine,
    das Triclinium, der Speiseraum, das Balneum, Bad für die Bewohner der Casa
    die Sklavenunterkünfte,und ein Bad für uns Sklaven,


    Ich glaube jedoch so sind sehr viele römische Häuser aufgebaut.“


    >>> Cubiculum Deciumus Furius Valentinus

  • Valentinus antwortete in freundlichem Ton.


    "Salve, Tiberios. Auch du sollst vom Segen der Götter begleitet werden."


    Valentinus folgte dann dem Maiordomus der Casa Furia. Er war neugierig darauf, wie sein zukünftiges Heim aussah und aufgebaut war. Aufmerksam hörte er Tiberios zu und versuchte sich alles so gut wie möglich einzuprägen, was ihm mehr oder weniger gelang.


    Der junge Furier folgte dem Sklaven dann in sein Cubiculum.

  • Die letzten beiden Tage waren die balnearia auf Vordermann gebracht worden. Das Wasser abgelassen, jedes Mosaiksteinchen mit einer weichen Bürste und einer Paste aus Milch und Salz gereinigt, dann mit nitrum*
    die Abflüsse gesäubert. Nun strahlte das Bad der Domina, aber auch das der Sklaven in altem neuen Glanz.
    Als Tiberios und Andreas von den Circusspielen nach Hause kamen, waren die anderen schon gewaschen, umgezogen und fein gekämmt. Die beiden Sklaven schämten sich etwas; heute waren sie etwas faul gewesen.
    Aber als dann Lyda, Rhea und Chloe im Hortus auftischten, saßen sie alle friedlich zusammen, und dann zückte Tiberios den Brief:
    "Glafira hat uns geschrieben.", sagte er und las vor. Ab und zu wurde er durch Kommentare unterbrochen, dann lächelte er und machte eine Pause, bis er weiterlesen konnte.


    Glafira
    Villa am Meer
    Brundisium
    Italia


    An Tiberios
    Hausverwaltung
    Casa Furia
    Roma


    Salve Tiberios
    ich bitte dich den Brief allen vorzulesen, damit ich ihn nicht neunmal schreiben muss.
    Ich gebe ihn Philetas, dem Kutscher mit, wenn er nach Roma zurück fährt.
    Also erstmal das Wichtigste: Wir sind gut und sicher in Brundisium angekommen. Und jetzt sind wir auch alle gesund und munter.


    Den Göttern sei Dank, unserer Domina geht es gut, sagten die Sklaven der furischen familia erfreut. Ihre Gebete waren also erhört worden. Kein Achsenbruch, keine Räuber, nichts Schlimmes war auf der Reise passiert.


    So was Schönes wie die Villa und das Meer habe ich meinen Lebtag noch nicht gesehen. Das Meer ist ganz blau und der Himmel auch. Die Sonne brennt, aber es gibt immer eine Brise. Die Luft ist vieeel besser als in Roma. Es gibt einen Strand und erst bin ich barfuß gegangen, aber dann habe ich Holzsandalen angezogen, weil ich mir die Füße verbrannt habe.


    Ich schreibe euch mal, was wir machen: Morgens stehe ich früh auf, helfe der Domina beim Ankleiden und frisiere ihr eine schlichte Frisur. Dann serviere ich ihr das Frühstück: Frischgepressten Orangensaft , Früchte und Quark und frischgebackene kleine Brötchen mit Honig.


    Dann möchten wir an den Strand, und ich creme die Domina ein, damit ihre Haut schön weiß bleibt. Denn ich weiß schon: Sie will nicht die ganze Zeit unter dem Schirm bleiben. Domina Stella kann schwimmen, reiten, und sie spielt auch Ball.
    Ich kann noch nicht schwimmen. Ich kam ja vom Land und in Flüssen kann man nur baden. Doch Domina Stella zeigt es mir jeden Tag, wie ich die Arme und Beine bewegen soll. Bei ihr sieht es elegant aus, bei mir wie ein Frosch.


    Hier gab es einiges Gelächter. Der Gedanke, dass sich Glafira wie ein kleiner Frosch bewegte, war erheiternd. Die Ernsteren wie Tiberios und Andreas sahen sich an. Wie gerne hätten sie auch einmal das Meer gesehen. Tiberios war noch nie aus den Städten herausgekommen und an einem Strand gewesen.
    Rhea und Chloe tuschelten miteinander: WEnn sie sich das ganze nächste Jahr musterhaft verhielten, ob die Domina vielleicht zwei cubiculariae zusätzlich mitnehmen würde? Euch Hühner nimmt sie bestimmt nicht mit, sagte Timon, und die Mädchen warfen ihm ein Stuhlkissen an den Kopf, doch das war nur Spaß.


    Aber das Schönste: Wir sind am Strand geritten. Domina Stella auf Malika, Domina Clara und Tusca auf ihren Pferden und Nestor als Custos auf einem anderen. Da konnte ich nicht mit, doch dann sagte Nestor, ich kann hinter ihm sitzen und das habe ich gemacht und mich festgehalten. Und huiii, sind wir den Strand entlang. Ich hatte erst fürchterliche Angst, ich falle hinunter. Aber dann hat es mir mehr Spaß gemacht als alles im Leben.


    Jetzt aber gab es wirklich einen Aufschrei von Rhea und Chloe: Wie schlau Glafira war und sich an Nestor heranmachte! Hinter ihm auf dem Pferd war sie gesessen wie Prinzessin. Hach, Nestor, Rhea seufzte.
    Tiberios hob beide Hände:
    "Ich bitte um Ruhe", sagte er: "Nestor wollte einfach nur nett sein. Glafira kann doch nicht reiten."
    "Wer ist eigentlich Tusca?", fragte Andreas.
    "Das ist der weibliche Custos von Domina Duccia Clara", erwiderte Tiberios: "Sie ist wie eine Amazone aus den alten Sagen, doch in Wirklichkeit eine Britannierin."
    Er errötete etwas, denn er erinnerte sich daran, wie Tusca so freundlich seine Hand genommen hatte. Den Göttern sei Dank war es im Garten schon dunkel. Tiberios schwärmte etwas für die Keltin, aber das brauchten die anderen nicht zu wissen.


    Nach dem Morgen gibt es ein leichtes Mittagessen ,und dann sollen die dominae ruhen. Dann nehme ich mir Sachen zum Saubermachen auf die Veranda, schüttle die Decken aus, schaue nach, ob ich etwas flicken kann, und ich und die anderen Sklaven gehen auf Zehenspitzen durchs Haus.
    Nur Tusca nicht, das ist eine ehemalige Kriegerin, und sie geht immer stolz durch das Haus. Am Anfang war ich schüchtern bei ihr, doch sie ist lieb, auch wenn sie nicht viel spricht. Sie kann genauso gut reiten wie Nestor und wenn die Beiden um die Wette reiten, stobt der Sand.


    Das würde ich zu gerne einmal sehen, dachte Tiberios.


    Wenn unsere dominae ausgeruht haben, gehen wir nochmals in den Strand, schwimmen(die es können) und baden. Einen Tag gab es hohe Wellen, die haben mich fast umgehauen. Doch dann hat mir Domina Stella gezeigt , dass man hineinspringen und sich tragen lassen kann. Das war ein Gefühl im Bauch wie ich mir fliegen vorstelle.


    Die Herrinnen lesen auch oft unter dem Sonnenschirm oder unterhalten sich. Ich hole ihnen kühle Getränke, die sie hier in Amphoren im Keller aufbewahren und dann durch ein Sieb mit kleingehacktem Eis gießen. Das kleingehackte Eis ist sehr teuer; es wird von den Alpen in Blöcken gebracht und auch unter der Erde aufbewahrt.


    Später gehen wir alle in die balnearia und ziehen uns frische Sachen an und sehen wieder manierlich aus.


    Wenn es nacht wird, lenkt Sol seinen Wagen direkt ins Meer hinein. Die Sonne ist dann rot und steht tief, und das Meer färbt sich golden. Dann bringen die anderen Diener (ich kenne sie schon alle, sie sind freundlich und haben uns in ihrer Sklavenunterkunft gut Platz gemacht) große Fackeln und stellen sie auf. Ich laufe zwischen culina und Strand hin- und her, denn jetzt erst gibt es ein richtiges großes Essen. Die Männer machen eine Grube in den Sand und einen Rost und grillen Fleischspießchen und Lukaner Würste.


    Wie schön, sagten alle. Gut, dass sie schon gegessen hatten, so machte ihnen die Beschreibung des Abendessen am Strand keinen Hunger.


    Wenn Domina Stella möchte, spielt sie nach dem Essen für uns auf der Lyra. Dann kommen die Sterne raus und alles ist so feierlich, und ich bin froh. Musik mag ich sehr gerne.
    Manchmal ist es auch ausgelassen, die Mädchen singen und die Burschen tanzen. Sie wollten mit mir tanzen, aber ich war zu schüchtern.


    "Ich wäre nicht zu schüchtern!", pipste die vorlaute Chloe, und erntete einen rügenden Blick von Tiberios.


    Wenn es spät ist, räumen alle auf und löschen das Feuer gut. Ich begleite Domina Stella in ihr Cubiculum, bin ihr behilflich , bürste ihr das Haar aus und öle es ein. Sie hat Sand im Haar, aber das macht nichts. Ich habe auch welchen, überall ist Sand. Bestimmt bringe ich ihn mit nach Rom, dann habe ich eine Erinnerung an diese wunderschönen Ferien in Brundisium.


    So ich hoffe euch geht es allen gut, das ist die Hauptsache
    liebe Grüße Eure Glafira


    PS: In meinen Sachen ist ein blaues Haarband, das gehört mir nicht, das ist bestimmt deines, Chloe. Warum wirfst du deine Sachen auch auf mein Bett? Ich bewahre es gut auf bei mir und bringe es Dir wieder mit.


    Jetzt lachten alle, und Chloe wurde so rot, dass Andreas frotzelte, man hätte ja nun seine eigene kleine Fackel im Garten. Aber dann musste sie doch lachen. Glafira hatte ja recht; Chloe warf wirklich ihre Sachen gerne auf die Betten der anderen Mädchen. Künftig musste sie ordentlicher sein.


    Tiberios rollte die Schriftrolle wieder zusammen.
    Ein schöner Brief, sagten alle übereinstimmend. Und ob man auch einmal so verreisen könnte.
    Aber dann waren sie alle der Meinung, noch wichtiger wäre es, dass ihre verehrte domina wieder gesund nach Hause käme. Die Casa Furia war das Zuhause der familia. Niemand wollte woanders hin.


    Da es nun schon dämmerte, trugen sie alles in die Culina, wuschen ihr Geschirr und halfen Lyda beim aufräumen. Dann gingen sie schlafen.
    Aber alle träumten von Brundisium und dem Meer und dem Strand, was Glafira alles so schön beschrieben hatte.
    Und Tiberios? Er träumte davon, dass er mit Tusca am Strand ritt, und als er erwachte, fand er, dass war ein sehr schöner Traum gewesen.


    Sim-Off:

    *nitrum= Natron

  • Die Dienerin Rhea (doch, das war ihr Name) führte mich in das Innere zum Garten. Der Hortus war wie das ganze Haus, nicht übertrieben groß, aber gemütlich und stilvoll eingerichtet. Ein Pavillon lag versteckt hinter Pinien, und die letzten Rosen und Lavendelblüten dufteten mit all der Kraft des Spätsommers. Das Summen von Bienen und die leichte flirrende Melodie eines Glockenspiels drangen an mein Ohr.


    Ich setzte mich, und die junge Sklavin brachte warme Tücher, um mir den Reisestaub von Händen und Füßen abzuwaschen, sie löste meine Calcei, meine Schuhe, und nahm sie mit sich. Kurze Zeit später erschien sie wieder, stellte ein Tablett vor mich hin und sagte mit einer leichten Verbeugung:
    „Dein Zimmer wird gerade gerichtet, Dominus Saturninus. Ich bitte auf den Maiordomus zu warten, der alles weitere mit dir besprechen wird.“


    Ich schielte auf das Tablett; dort standen eine Karaffe mit gekühlter Posca, ein Teller mit Brot und Käsewürfeln, Oliven gefüllt mit Pinienkernen; nichts Extravagantes, sondern die gute Kost des Latiums.


    Ich merkte, wie ich Hunger bekam, und griff zu.
    „Hast du noch einen Wunsch, Dominus?“, fragte Rhea, ich kaute und schluckte und erwiderte:
    „Nein danke, alles in bester Ordnung.“
    „Dann nehme ich auch schon dein Bündel mit, Dominus?“, fragte sie, und ich nickte.
    Ganz unten im Bündel befand sich auch mein Geschenk für Cousine Stella, schade wie gesagt, dass sie nicht anwesend war, denn ich hätte gewünscht zu sehen, ob es ihr gefiele.


    Während die Dienerin verschwand, um ihren Obliegenheiten nachzugehen, aß und trank ich, genoss die entspannende Atmosphäre dieser grünen Oase und dachte an die Zukunft. Auch wenn die Zeit im Osten wie ein langer schläfriger Sommernachmittagstraum gewesen war, und ich manchmal vor lauter Staunen den Mund nicht zubekommen hatte, es ging nichts über das erhebende Gefühl wieder in Roma zu sein.
    Roma, Caput Mundi, das Haupt der Welt.

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    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Appius wartete einige Augenblicke und ließ Tiberios den Vortritt. Ihm persönlich war es wurscht. Tuberios' Aufgabe war es ja auch in so einem Fall für Klarheit zu sorgen. Also jemanden zu sagen wer der andere ist.


    Cerretanus stand nun da und betrachtete Saturninus eher emotionslos. Wenn es sich " freuen" sollte würde er es bei gegebener Zeit schon machen.

  • Tiberios deutete ein Nicken in die Richtung des Aulus Furius Saturninus an:
    "Ist alles zu deiner Zufriedenheit , Dominus Saturninus?", fragte er und wies dann mit beiden Händen auf die beiden Römer:
    "Dominus Optio Appius Furius Cerretanus, dies hier ist Aulus Furius Saturninus. Dominus Aulus Furius Saturninus - dies hier ist dein Cousin, Optio Appius Furius Cerretanus.
    Wenn Du dich setzt...."


    Da kam Chloe auch schon mit dem Tablett mit frischem Brot, Käse und Oliven, stellte es ab und gab Cerretanus ein noch heißes, dampfendes Tuch, damit er sich Hände und Gesicht erfrischen konnte. Sie wartete ab, ob er auch eine Fußwaschung wünschte.

  • Cerretanus...Cerretanus...überlegte ich und versuchte ihn, in den weitverzweigten Stammbaum der Furier einzusortieren, dann fiel es mir ein, wrer er sein könnte, und ich setzte mein breitestes Lächeln auf, erhob mich und fasste die Unterarme des Neuankömmlings, um meiner Freude Ausdruck zu verleihen:
    "Cousin Appius, du bist der Junge von Onkel Sextus, nicht wahr? ich bin der Sohn deines Onkels Decimus! Telemachos sagt, du bist bereits Optio, das ist allerhand!"
    War es wirklich. Mein Cousin hatte zielstrebig Karriere gemacht, während ich das dulce vita in Griechenland und Aegyptus genossen hatte. Jetzt war er in einer sicheren Stellung, und ich musste Klinken putzen (...da fiel mir ein, ich musste umbedingt noch meine Toga aufhängen und auslüften lassen, sonst war die bis Morgen ganz zerknittert.)
    Außerdem hatte ich gerade dem Maiordomus einen falschen Namen gegeben, da musste ich aufpassen, denn das geschah mir andauernd.
    "Setz dich doch her", bat ich meinen Cousin:
    "Was gibt es Neues in Roma ? Erzähl mir etwas über deinen Dienst."

  • Appius musterte neuerlich den jungen Mann und runzelte die Stirn. War es wirklich schon so lange her als sie sich das erste und letzte Mal gesehen hatten? Wenn er sich Recht erinnerte war es....war es....zu dumm...der Ort vlfiel im partout nicht ein. Aber er erinnerte sich an das Gesicht und auch den Namen.


    " Saturninus. Salvete." Appius erwiderte die Begrüßung und lächelte ebenfalls erfreut.


    " Ja. Optio.Es war ein glücklicher Umstand hervor gegangen aus weniger glücklicheren Zuständen." Die Mundwinkel rutschen kurz nach unten bevor sie wieder nach oben wanderten.


    Chloe wartete immer noch mit den Tüchern die wahrscheinlich nicht mehr die Temperatur hatten wie es sein sollte.


    " Danke, Chloe. Ich begnüge mich mit den Tüchern und dem Essen." Kurz nickte er um ihr zu zeigen dass sie nicht länger warten müsse.


    Wieder an Saturninus gewandt meinte er dann grinsend:" Und du? Immer noch der Träumer? Was nun nicht heissen soll das Träume schlecht wären.". Die Erinnerung an Saturninus war jene das der Bursche gerne in der Position eines Dominus war. Was eben so dazu gehörte.


    Schliesslich setzte sich Cerretanus und erklärte dem Cousin dass es nichts redenswertes gab.


    " Es geht alles seinen Gang. Die Stadt lebt, stinkt und ist laut. Wir machen unsere Arbeit wie sie uns auferlegt wird und sorgen dafür dass es nicht ausufert." Was die letzen Wochen doch schon nahe dran war.


    " Was hast du vor? Und wenn du nun sagst du willst dich dem Exercitus Romanum verpflichten dann verzeih. Dies würde mich nun einen lauten Lacher kosten." Er zwinkerte frech.

  • Der junge Maiordomus wartete ab, ob wir noch etwas wünschten, was ich ihm nicht verdenken konnte, jeder hatte da einen anderen Stil, dem Personal seine Befehle zu geben. Ich jedoch dachte, dass Eigentum meiner Cousine pfleglich zu behandeln, und so sagte ich zu Tiberios:
    „Solange ich hier bin, geh deiner häuslichen Routine nach; wenn ich etwas brauche, suche ich dich auf. Im Moment bin ich wunschlos glücklich und denke, mein lieber Cerretanus auch.“
    Ich warf meinem Cousin einen fragenden Blick zu – vielleicht hatte er noch eine Anweisung an Tiberios - und machte eine Geste, dass der Sklave weggehen konnte.


    Dann lachte ich laut – Appius hatte noch den gleichen goldigen Humor wie als Knabe, als er mich mit seinem Holzschwert gejagt hatte:
    „Wir alle hatten doch Träume – du von großen Heldentaten und ich von großen Reisen und entflammenden Reden vor dem Senat. Bis auf den Senat natürlich haben sich unsere Träume erfüllt, oder?“
    Ein wenig wurde ich ernst:
    „Ausufernde Zustände – das trifft es. Mein Vater war ja auch Urbaner wie Du. O tempora, o mores! , was für Zeiten, was für Sitten! Es sprach sich bis Parthenope herum, dass es kriminelle Banden gäbe, die rechtschaffende Bürger auf offener Straße ermorden. Das ist freilich neu, gabs das letzte Mal im Bürgerkrieg. Aber dennoch – auch wenn der Osten schön ist und man dort als römischer Bürger leben kann wie die Made im Speck – es gibt nichts, was mir das Herz so hoch schlagen lässt wie diese Stadt. Du liebst sie auch, das sehe ich dir an.“


    Bevor meine Rede zu pathetisch wurde, brachte mich Appius Humor und sein Zwinkern wieder zum Lachen. Der Optio verstand sich offenbar auf das rechte Wort zum rechten Moment:


    „Verpflichtung zum Exercitus Romanum? Nicht wenn ich es vermeiden kann.“, sagte ich ehrlich: „
    Ich würde am liebsten einen Posten in der Verwaltung haben, nichts Großes, ich fange gerne unten an und arbeite mich hoch. Ein regelmäßiges Gehalt wäre etwas Feines, aber das kennst du ja selbst. Kurz und gut, ich bin arbeitssuchend und hoffe darauf, dass mich jemand nimmt.“

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  • " Hmmmm.....es wird sich nicht vermeiden lassen wenn du wirklich das Ziel hast Senator zu werden. Wenn ich es richtig im Kopf habe dann wirst du ein Tribunat hinter dich bringen müssen. Du weißt was das ist? Wie gesagt...vllt irre ich mich ja auch.". Appius war sich so gut wie sicher aber ließ sich immer die Option offen und beharrte nicht darauf r cht zu haben oder es ganz sicher zu wissen.


    ". Was fehlt ist Vitamin B. B wie Beziehung." Er grinste. " Ich selbst kann dir da nicht wirklich weiter helfen." Bedauernd hob er dabei die Schultern. Oder vllt doch? Gerade in jenem Moment viel ihm jemand ein der möglicherweise doch behilflich sein konnte. Damit wurde er aber noch warten.


    " Und was gibt es schönes im Osten? Vllt verschlägt es mich aus jenem oder einen anderen Grund dort hin. Lieber aus einem anderen Grund. Nicht als Soldat."


    " Ich liebe dieses Brot und erst den Käse." Genüsslich schob er sich kleine Stücke von beidem in den Mund.

  • "Du irrst dich nicht, ein Tribunat gehört dazu. Nur sind das eben keine zwanzig Jahre. Aber Senator – das ist sehr weit weg. Die Furier bringen es ab und zu zum Ritter, das wäre ein realistischeres Ziel.“,
    ich wollte nicht dazu sagen, dass es im Falle großer Ambitionen bestimmt jemanden gäbe, der einem aufs Brot schmieren würde, dass unser Großvater ein Lysander Akropolites gewesen war, was eben unrömisch klang:
    „Beziehungen zu haben wäre fantastisch, und ich habe bereits morgen einen Termin, um mich vorzustellen.“


    Meine neue Toga – sie lag immer noch zusammen gerollt in meinem Reisebündel,
    „Entschuldige bitte!“, ich kramte das voluminöse Stoffbündel heraus, weiß und sauber war sie noch, aber zerknittert, als hätte sie von Partneope bis Roma in meinem Hintern gesteckt:
    Ich legte die ramponierte Toga über die beiden freien Stühle zum Aushängen.


    „Ja, die östlichen Provinzen“, sagte ich begeistert:" Eine Reise lohnt sich auf jeden Fall. Ich war in Athen und Alexandria und aus Nostalgie auch in Sparta, und überall trifft man Römer in unserem Alter, die ihre Studien beenden, was im Klartext eine Mischung aus Sehenswürdigkeiten besuchen, Vorlesungen von Philosophen hören und ausgedehnten Feiern ist – sehr ausgedehnt, würde ich sagen. Schöne Mädchen gibt es, wobei sie in Athen von ihren Familien unter Verschluss gehalten werden, aber hast du schon einmal etwas von den griechischen Hetären, den Hetairai, gehört?“


    Thalia hatte sie geheißen, hinreißend war sie, und bei ihr hatte ich noch lieber Philosophie gelernt als bei den Bärtigen in der Akademie, aber leider, leider, erwartete das schöne Mädchen Geschenke, und es gab immer jemanden, der die aufwendigeren machte, so dass manche Drachme in ihre rosigen kitharazupfenden Finger gewandert war, um mich nicht ausstechen zu lassen:


    „Ich hatte mich in eine Hetäre verliebt, Thalia hieß sie.“, gestand ich:
    „Aber den Kampf um ihre Gunst habe ich verloren – finanziell meine ich. Und dann zu viel Wein und Gesang. Und in Alexandria erst - nur dass die Frauen dort zugänglicher sind.
    Kurz und gut: Ich bin drei Jahre weg auf Reisen geblieben.“


    Was ich studiert hatte, war das pralle Leben.


    Ich schwelgte einen Moment lang in schönen Erinnerungen und aß noch eine Olive.

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    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Lyda war in der Küche und hörte, wie die Sklavin Rhea über einen Gast erzählte, ein Verwandter, der kürzlich aus dem Osten des Imperiums heimgekehrt ist. Ein Verwandter unserer Domina Stella und er befindet sich im Hortus.


    Die alte Sklavin war ja die Vertraute der Domina und begab sich auch in der Garten, um diesen Gast zu begrüßen.


    Und als sie den Hortus betrat, sah sie zwei junge Männer, die sich lebhaft unterhielten und erkannte Dominus Cerretanus, der gerade die Käsebrote verschlang und der andere Herr mit der Olive in der Hand kam ihr bekannt vor, aber sie musste sich anstrengen, um sich an ihn zu erinnern. Zudem konnte sie ja nicht gut sehen und so näherte sie sich dem jungen Mann und erkannte sofort den kleinen Dominus Aulus! Vor Freude lächelte sie die beide Herren an.


    "Salvete, Dominus Cerretanus und Dominus Aulus!," - Lyda nickte höflich,


    "Dominus Aulus, erkennst Du Deine alte Lyda nicht? Ich hoffe, Du bleibst eine Weile bei uns" , dann schaute Lyda sich um und bemerkte sein voluminöse Stoffbündel und eine zerknitterte Toga, die über die beiden freien Stühle ausgebreitet war.


    "Deine Sachen müssen gleich gewaschen werden und Deine schöne Toga muss gebügelt werden, unsere Wäscherin Chloe macht es schon ordentlich. Und ich werde für Dich Dein Cubiculum einrichten, aber zuerst nimmst Du ein ausgiebiges Bad. Nach so einer langen Reise ist es einfach notwendig.... . Tiberios wird es Dir zeigen". Damit war Lyda mit ihren Anweisungen fertig und ging Chloe zu suchen.

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    SKLAVE - FURIA STELLA

    Einmal editiert, zuletzt von Lyda ()

  • Als ich Lydas vertraute Stimme hörte und ihr liebes Gesicht sah, das von ihren roten Haaren umrahmt wurde, in die der Herbst des Lebens bereits weiße Strähnen flocht, da stand plötzlich eine Szene vor meinem inneren Auge, als die Eltern noch lebten, und wir furischen Kinder alle einmal unter ihrer Aufsicht im Hortus spielten.
    „Oh natürlich erinnere ich mich!“, sagte ich:
    „Liebe Lyda! Und du erinnerst dich noch, als wir um die Wette gerannt sind; auch Stella lief, die Tunika hochgeschürzt wie ein echtes spartiatisches Mädchen mit, und ich stürzte inmitten des Kiesweges und hatte lauter kleine Steinchen im Knie, und du hast jedes einzelne mit der Volsella, einer Pinzette, herausgeholt – Stella und Appius haben den Wettlauf übrigens gewonnen.“


    Damals weinte ich vor lauter Schreck nicht, was man den Götter sei Dank für Tapferkeit hielt, aber nun stiegen mir beinahe die Tränen in die Augen:
    Ich stand auf und umarmte die gute Lyda.
    Mit dem Bad hatte sie natürlich Recht, es war bitter nötig, aber durch meine Umarmung musste sie durch.


    Sie wusste auch gleich, was sie mit meiner Wäsche und der ramponierten Toga zu tun hatte, überhaupt waren Frauen viel lebenspraktischer als Männer, und ich fragte mich zum wiederholten Male, warum unsere Vorfahren beschlossen hatten, die Weiblichkeit von den Staatsgeschäften fernzuhalten – vermutlich genau deswegen.
    (Kurz dachte ich an eine liebliche Damaris aus Alexandria, die da äußerst konträre und fortschrittliche Ansichten vertreten hatte….)


    Etwas schämte ich mich, dass ich in meinem Bündel nur ein Geschenk für meine Cousine, aber weder Appius noch Lyda etwas mitgebracht hatte und ich nahm mir vor, das nachzuholen, sobald ich das konnte.
    Ich nickte der Vertrauten der Hausherrin zu: „Mach alles so wie Du denkst, ich werde zufrieden sein. Ich esse nur zu Ende, dann komme ich.“


    Ich grinste zu Cerretanus hinüber:
    „Ich fühle mich gerade, als sei ich wieder neun Jahre alt und Lyda schickt mich ins Balneum“, sagte ich und wies mit dem Kopf dorthin, wo die rothaarige ältere Sklavin verschwunden war, aber ich sagte es liebevoll, ein wenig genoss ich es, von ihr so umsorgt zu werden.

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    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • " Salve, Lydia." Freundlich nickte er dem guten Geist zu.


    Kurz wurde das Gespräch unterbrochen als Lydia den Hortus betrat und Saturninus ablenkte. Appius achtete nicht genau darauf was die beiden so veredelten. Er fand sich in der Zwischenzeit andere Beschäftigungen. Darüber nachzudenken was die nächsten Tage zur Ausbildung am Plan stand, das er Mal wieder zum Friseur müsste und.....Flavia huschte ihm durch den Kopf.


    Er wurde nun selbst aus den Gedanken gerissen als ihn Saturninus wieder ansprach.


    " Wie? Ach..ja....nur bist du nun älter. Aber sie schickt dich immer noch ins Bad." Diesmal grinste Appius.


    " Hetären sind eben teuer. Im Gegensatz zu den einfachen Frauen die für ein paar Sesterzen jeden Wunsch erfüllen. Was nun nicht heissen mag sie wären schlechter oder " billiger". Und damit muss man rechnen wenn der Beutel nicht gut genug gefüllt ist das eine dieser Frauen einem den Laufpass geben." Cerretanus lachte kurz auf.


    " Wo wir aber nun beim Thema sind. Wie geht es dir finanziell? Falls du Hilfe benötigst....scheue nicht danach zu fragen. Es kann im schlimmsten Fall nur ein Nein geben."

  • Appius hatte Recht, Hetären waren überteuert. Aber ich hatte mit meinen 18 Jahren damals geglaubt, Thalia aus Athen hätte mich gerne.


    „ Die Weiber und der Suff, die reiben den Menschen uff“, zitierte ich einen Alexandriner Kneipenspruch und sagte: „Für dich in der Castra kein Thema, oder gibt es jemanden Besonderen?“
    Natürlich würden Milites nicht wie Vestalinnen leben, verlangte auch keiner von ihnen, solange sie ihrem Dienst nachkamen.


    Als mein Cousin die Finanzen ansprach, konntre ich es nicht verhindern, dass ich etwas errötete. Ich war noch nicht so abgebrüht, dass mir Schnorren nichts ausmachte:
    Die Wahrheit, Appius, ist: Ich bin gerade pleite. Ich hatte auf Reisen keine Ahnung, wie prekär die Finanzen waren, Campania hat mir nie etwas geschrieben. Ich dachte, geldmäßig sei alles in bester Ordnung. Dann komme ich nach Hause – und es war gar nicht mehr mein Zuhause. Meine letzten Notasse sind für die Reise von Parthenope hier her und die Reinigung meiner Toga draufgegangen. Langer Rede kurzer Sinn: Wenn Du mir zehn Sesterzen leihen könntest, wäre ich dir auf ewig dankbar.“

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  • " Eher der Suff und dann die Weiber. Wenn man besoffen ist ist jede Frau schön." 8)


    Appius ließ sich nicht lange bitten und zog einen kleinen Lederbeutel unter der Tunika hervor. " 10 sind wirklich genug? Nicht dass du dich am Ende selbst verkaufen musst weil's nicht gereicht hat." Die Zehn Sesterzen drückte er ohne Widerwillen dem jungen Furier in die Hand. " Und nicht alles auf einmal ausgeben, gell."

  • Als Cousin Cerretanus das mit dem Selbstverkaufen anschnitt, zog ich eine kleine Grimasse. Es gab Gesetze, die den Selbstverkauf von römischen Bürgern verboten, was für mich ein Zeichen dafür war, dass Römer so pleite und verzweifelt sein und tief sinken konnten... besser nicht an so eine Möglichkeit denken.
    Ich dagegen hatte ein Dach über dem Kopf, gerade zehn Sesterze ausgeliehen bekommen und Morgen früh einen wichtigen Termin bei einem hohen Tier in der erstaunlichsten Stadt des Universums.
    Ach ja, und fleißige Hände wuschen meine Sachen und bügelten meine Toga:


    Mir ging es gold. =).


    "Ich werde sparsam sein und du kriegst es sobald zurück wie nur möglich.", sagte ich:
    "Iss noch was von dem Käse. Lyda führt wirklich eine ausgezeichnete Küche. Oder möchtest du zum gemütlichen Teil übergehen: Wein statt Posca?"

  • Nachdem die Herren zum gemütlichen Teil übergegangen sind, wohin auch immer, kam Lyda in den Garten und räumte auf. Heute gab es für die alte Sklavin keine Arbeit mehr und so setzte sie sich auf einen Korbstuhl und genoß den Abendluft, von einem lieblichen Duft erfüllt. Nach einer Weile werden ihre Lider schwer, die Augen fallen ihr zu und Lyda war in tiefen Schlaf versunken...

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    SKLAVE - FURIA STELLA

    Einmal editiert, zuletzt von Lyda ()

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