Eine unscheinbare Garküche

  • Hmmm......Cerretanus blickte interessiert dem Schauspiel zu. ob er eingreifen sollte ober abwarten dass sich die Lage von selbst beruhigte überlegte er noch. Doch so abrupt der Mann ihm gegenüber agierte so schnell beruhigte er sich auch wieder.


    " Es muss dir sehr wichtig sein....dieses Tuch." begann Cerretanus. " Es ist auch ein sehr schönes Tuch. Aber deswegen die Frau so zu bedrängen. Ich bin mir sicher dass es am Markt so viele Tücher gibt dass die dort auch verkauft werden" Kurz lächelte er Massa an.


    " Germanicus Cerretanus. Damit wir wenigstens wissen mit wem man am Tisch sitzt und speist."

  • „ Danke.“ Ich nahm gleich einen großen Schluck aus dem Becher. Nicht nach ihr sehen. Nicht nach dem Tuch sehen. Es verletzt dich nur noch mehr. Ich hatte die Augen geschlossen, als Lala mir die Fragen stellte. Urplötzlich, unverhofft, wie ein Messer aus dem Dunkel das sein Ziel fand. Ich atmete tief durch, ließ die Augen geschlossen, wollte antworten. Da mischte sich mein Tischnachbar ein.
    „ Was mischst du dich in meine Angelegenheiten ein.“ zischte ich. „ Halte deinen Mund oder ich stopfe ihn dir mit deinem Fisch.“ Könnten Blicke töten, wäre er spätestens jetzt vom Stuhl gefallen. Der Mann hatte einfach nur Glück, dass ich kein göttliches Blut in mir trug. Dann wäre es ohne Zweifel um ihn geschehen.


    Die Ellbogen auf dem Tisch, die Stirn gegen die Fäuste gelehnt begann ich zu erzählen. „ Dieses Tuch, es hat einem wunderbare Menschen gehört, einer kleinen Göttin aus der Wüste. Ich fand es, trug es, traf sie, gab es ihr zurück, weil es ihr so viel bedeutete. Sie trug es immer und hätte es nie jemandem anderen überlassen. Neriman Seba, meine kleine Wüstenblume. Wir verstanden uns obwohl sie nicht sprechen konnte. Sie schenkte mir ein Amulett. Nach langer Zeit fand ich sie hier in Rom in dieser Garküche wieder. Ich bat sie mit mir zu kommen. Vor Verzweiflung und doch in der Hoffnung sie würde zu mir kommen, ließ ich das Amulett zurück und wo sie mich finden konnte. Aber sie kam nicht und ich musste nach Alexandria.“ Ich sah zu Lala. „ Warum trägst DU Neriman‘s Tuch ?? Wo ist sie?“ Ich wollte eigentlich keine Antwort. Weil es nur eine Schlussfolgerung gab. Etwas was sie, so lange sie lebte, nie aus der Hand gegeben hätte, trug jetzt eine andere junge Frau.

  • Lala warf Massas Tischgenossen einen entschuldigenden Blick zu, kam aber nicht mehr dazu, etwas zu sagen. Massa fing an zu erzählen und sie strengte sich an, ihm in dem überfüllten Raum zuzuhören. Irgendwann war es nur noch seine Stimme, die sie hörte. Seine Geschichte war so traurig wie Neris Schicksal. Trotzdem war Lala noch immer wütend. Wütend auf Massa und jetzt auch ein wenig auf Neri. Sie hatte ihn gehenlassen. Wieso hat sie ihn gehenlassen, sie hat doch so lange nach ihm gesucht und auf ihn gewartet. Und er war gegangen, einfach so. Das hat ihrer Freundin so weh getan. Wären nur nicht diese Männer gewesen, es wäre vielleicht alles anders gekommen. Aber so... Lala standen Tränen in den Augen, als er sie ansah. "Neri ist nicht hier, sie musste an dem Tag gehen, an dem auch du gegangen bist. Und jetzt ist sie... " Lala schluckte schwer. "Sie ist .. tot." Das letzte Wort war so schwer auszusprechen. Nun liefen ihr die Tränen übers Gesicht. "Das Tuch habe ich gerade erst bekommen, von ihr." Mit einem Kopfnicken deutete sie in Anahitas Richtung. "Sie hat mir erst vorhin davon erzählt. Sie war dabei, als sie ... als sie gestorben ist." Die Frage, die sie ihm stellen wollte, wieso er einfach gegangen war, blieb unausgesprochen. Er hatte sie im Grunde beantwortet.

  • Cerretanus rollte mit den Augen. Welch ein Drama....Eigentlich hatte Massa recht. Was interessiert es ihm ob jemand gegangen ist oder nicht. Und wer Herzschmerz erleidet und überhaupt die Dramen auf dieser Welt.
    Unverrichteter Dinge erhob er sich, ließ ein paar Sesterzen am Tisch liegen und verabschiedete sich noch freundlich von der Bedienung die nun nicht mehr so fröhlich aus der Wäsche schaute. Ja manchmal war es wirklich besser wenn man sich von den Menschen fernhielt.

  • Wieso war sie nicht mit mir gegangen? Oder wenigsten zu meiner Familie. Dort wäre sie zumindest sicher aufgehoben gewesen, bis sich eine Möglichkeit ergab sie nach Alexandria zu bringen. Immer schwerer wurde die Last der Schuld auf meinen Schultern. Das Tuch hatte es offenbart, Lala bestätigte es. Neriman war nicht mehr unter den Lebenden.


    Das mein Tischnachbar ging, seine Sache. Hätte er in Ruhe gegessen und sich nicht eingemischt, wäre später vielleicht noch ein zivilisiertes Gespräch zu Stande gekommen.
    Ich schenkte dem ganzen weiter keine Beachtung.


    Lala‘s Blick ging in Richtung einer jungen Frau. Von ihr hatte sie die Nachricht und das Tuch. Wollte ich überhaupt wissen wie gestorben war? Allein das Wissen, das sie tot war, war kaum zu ertragen. Aber vielleicht wusste sie etwas über den Verbleib des Amuletts. Lala, drückte ich die ausstehende Zeche in die Hand. „ Wir gehen zusammen rüber zu ihr. Vielleicht redet sie mit mir.“ Um dem Ärger vorzubeugen steckte ich Lala 10 Sesterzen zu. „ Für eine Auskunft.“ War die Erklärung für das Geld. Ich erhob mich und ging zielstrebig auf Anahita zu. Hoffentlich kam Lala mit, nicht das die junge Frau dachte, ich wollte ihr was tun und das Weite suchte.

  • Lala nahm das Geld vom Tisch und verabschiedete den Gast so höflich wie jeden anderen, entschuldigte sich noch für Massas Verhalten, denn im Gegensatz zu ihm waren sie auf ihre Gäste angewiesen. Allerdings hatte sie auch nicht alles mitbekommen, dass sie sich kein Urteil erlauben wollte.


    Viel Zeit darüber nachzudenken blieb nicht, Massa zahlte und drückte ihr zusätzlich ein Trinkgeld in die Hand. Lala starrte ungläubig auf die Münzen. Es war wie damals. Nur dass er diesesmal nicht einfach ging. Er stand auf und machte sich auf den Weg an den anderen Tisch. Erst sah sie ihm verwirrt hinterher, dann folgte sie. Sein Befehlston ließ auch nichts anderes zu.

  • Der Nachtisch war lecker, doch Anahita registrierte es nicht. Ihre Gedanken waren bei Neriman, und bei Lala. Das Tuch stand ihr gut. Neriman würde es gefallen, könnte sie es sehen. Seufzend legte sie den Löffel zur Seite. Sie wollte zahlen, doch dann sah sie, wie dieser Kerl Lala festhielt. Neugierig beobachtete sie die Szene, war aber beruhigt, als er wieder losließ. Das Leben als Sklavin in diesem Lokal war sicher nicht leicht. Vor allem dann, wenn die Männer betrunken waren.


    Anahita kramte umständlich in ihrem Beutel, sah hoch, weil sie sehen wollte, ob sie bei Lala zahlen konnte. Da stand wie aus dem Nichts dieser Kerl von vorhin direkt an ihrem Tisch. Erschrocken zuckte sie zusammen und einige der Münzen verteilten sich unter dem Tisch. Hinter dem Fremden stand Lala. Hilfesuchend blickte Anahite zu ihr. Dann wieder hoch zu Massa. Er war groß, vor allem, weil sie noch immer auf ihrem Stuhl saß. War das einer der Männer, vor denen Neriman Angst hatte?

  • Meine Anwesenheit am Tisch kam scheinbar unerwartet. Ihre Reaktion ließ darauf schließen. Bevor ein anderer sich an den heruntergefallenen Münzen bediente, bückte ich mich, sammelte sie auf und legte sie ihre auf den Tisch. „ Salve. Mein Name ist Decimus Massa. Ich habe von….“ Wie war gleich ihr Name gewesen? Egal. „Ich habe von der jungen Frau erfahren, dass du etwas über Neriman weißt. Vielleicht weißt du auch etwas über den Verbleib des Amulett‘s.“ Wie sollte ich ihr die Zusammenhänge in Kurzfassung schildern? Ich nahm bei ihr Platz. „ Es war meins. Ich hatte es von ihr bekommen. Bitte erzähl.“

  • Anahita bedankte sich für die Hilfe und ließ die Münzen klimpernd zurück in ihren Beutel fallen, nachdem er seinen Namen genannt hatte. Sie würde wohl noch eine Weile bleiben müssen. Seine Fragestellung machte sie allerdings misstrauisch. Damit hatte sie nicht gerechnet. Wie sollte sie ihm also antworten? Neriman wollte unbedingt, dass er das Amulett bekam, aber mehr schien ihn auch nicht zu interessieren. "Bring mir bitte noch etwas verdünnten Wein." wandte sie sich an Lala, bevor sie Massa fragte. "Möchtest du auch etwas?" Ana wartete kurz, dann fing sie an, ihm zu antworten. "Ja, ich weiß, wo das Amulett ist. Neriman hat es mir gegeben, als sie... als sie starb." Dabei sah sie ihm in die Augen, wollte seine Reaktion sehen. Seine Frage nach dem Amulett, ohne etwas über Neriman wissen zu wollen, schien ihr so kalt, dass sie versucht war, ihm das Amulett zu verweigern. "Sie hat mir auch von dir erzählt, von dem Tag, an dem sie dich das letzte mal sah. Du hast ihr das Amulett zurückgegeben und bist gegangen." Wieso.. wollte sie noch fragen, hielt sich aber zurück. "Neriman..." Eine Träne glitzerte in ihrem Augenwinkel. ".. sie hat dich sehr geliebt, wusstest du das?" Ihr Blick ruhte weiter auf ihm. Es gab so viele Fragen und so viel zu erzählen, wenn es ihn denn interessieren würde.

  • Viele Menschen waren mir begegnet, die behauptet hatten etwas zu wissen. Meist stellte sich heraus, dass sie nur auf Geld aus waren. Das hatte mich vorsichtig werden lassen. Gefühle zu zeigen barg Risiken. Genau da setzten Betrüger an um noch mehr Geld heraus zu holen. Bei Anahita war ich mir nicht vollkommen sicher. „ Nein,nichts danke.“ lehnte ich höflich ab. Bei ihren ersten Worten fing meine Fassade an zu bröckeln. Mein Blick hielt ihrem nicht mehr stand. Ich schaute betreten auf meine Hände. Bei ihren letzten Worten sah ich sie fassungslos an. „ Aber…., warum...“ Langsam, ich musste sortieren. „ Ja, ich bin gegangen, aber ich hatte ihr auf der Tabula alles notwendige hinterlassen. Sie hätte nachkommen können um mir das Amulett zurück zu geben und….“ Ich begriff immer noch nicht, dass sie nicht darauf eingegangen war. „Mein Schiff nach Alexandria lag im Hafen. Wir sind den gleichen Tag ausgelaufen. Ich hatte keine Wahl.“ Meine Hände lagen zu Fäusten geballt auf dem Tisch. „ Wäre es ihr Wunsch gewesen, ich wäre mit ihr in die Wüste gegangen.“ Ich sah Anahita nicht an. Sie musste nicht sehen, wie ich zu kämpfen hatte. „ Erzähl mir mehr von ihr. Bitte.“ Vielleicht half das besser mit der Tatsache zurecht zu kommen sie nie wieder zu sehen.


    Im Grunde genommen war es wieder so wie damals. Ich war nur für kurze Zeit in Rom. In ein paar Tagen sollte es in den Norden, nach Germanien gehen.

  • Er schien doch nicht so kalt, wie sie zuerst dachte. Es hätte auch nicht zu dem gepaßt, das sie von Neriman über ihn wußte. "Von einer Tabula weiß ich nichts, nur von dem Amulett. Neriman nahm es und wollte es dir zurückbringen. Aber es ging nicht mehr, ihr Leben war nicht sicher. Deines im übrigen auch nicht, wäre sie mit dir gegangen." Anahita holte ein wenig aus. "Neriman lebte einige Zeit in Alexandria. Dort wurde sie verschleppt. Ein Kerl namens Herodorus hat sie eines Nachts in seine Gewalt gebracht und nahm sie mit nach Rom. Dort sollte sie für ihn arbeiten.. stehlen. Neriman konnte irgendwann fliehen. Sie wollte zurück zu ihrer Familie, suchte Händler, die sie mitnehmen würden. Doch ohne Bezahlung, aussichtslos. Da begegnete ihr Lala. Ihr vertraute sie sich an und Lala hatte die Idee, sie hierherzubringen. In der Garküche konnte sie sich einen kleinen Lohn erarbeiten und mit gefärbten Haaren und etwas Schminke war sie relativ sicher. Dort hast du sie gefunden. Sie war so glücklich, dich wiederzusehen. Wären Herodorus und seine Männer nicht gewesen, sie wäre sicher mit dir mitgekommen. Weil sie aber Angst um dein Leben hatte, hat sie es nicht gewagt. Herodorus lässt sich seine Beute nicht wegnehmen - hat sie gesagt. An dem Tag wäre sie auch fast von ihm erwischt worden. Sie hat nur noch ihr Gespartes gepackt, sich von Lala verabschiedet und ist aus Rom verschwunden. Eine Weile kam sie bei Bauern auf dem Land unter, bis sie endlich ein Handelsschiff fand... unseres. Dann wurde sie krank, sehr krank. Es ging ihr immer schlechter, bis sie schließlich starb. Wir konnten ihr nicht helfen. Sie war doch noch so jung... " Wieder kamen ihr die Tränen, dabei wollte sie sich wenigstens bei ihm zusammennehmen. Schnell wischte sie sich mit dem Ärmel übers Gesicht, kramte dann in ihrer Tasche und holte ein kleines Bündel heraus. Sie schlug den Stoff auseinander und nahm das Amulett heraus. Zögernd fasste sie nach seiner Hand, öffnete die Faust und legte es vorsichtig hinein. "Hier, es war ihr sehr wichtig, dass du es zurückbekommst. Ich musste ihr versprechen, dich so lange zu suchen, bis ich dich finde."

  • Was Anahita erzählte machte mich betroffen. Neriman wollte mich beschützen. Warum hatte sie nicht versucht es mir zu erklären? Dieser Herodorus wäre bei mir genau richtig gewesen. Neriman warum? Warum waren die Götter manchmal so grausam. Ich sah Anahita an, bemerkte die Tränen. Sie litt ebenfalls, versuchte tapfer es zu verbergen. Als sie den Stoff des Bündels auseinander schlug, schossen mir die Tränen in die Augen. Das Amulett, es war wirklich das für mich gefertigte Amulett. Ich ließ zu, dass Anahita es mir in die Hand legte. Es fühlte sich immer noch so an wie am ersten Tag, als ich es von ihr bekam. Mit dem Daumen fuhr ich über die Oberfläche und schloss die Augen.
    Ihre Gesichtszüge tauchten in aller Deutlichkeit vor mir auf und dieser eine Augenblick….


    Zitat

    Meine Fingerspitzen glitten vorsichtig fast ängstlich über ihre Lippen, wie ein Hauch, machten Platz für meine Lippen....... Mit leichter Scheu trafen sie auf ihre. Ich fiel und fiel, tief ins Dunkel, ohne Angst, frei von allem, mit der Gewissheit in diesem Augenblick das richtige zu tun, erfüllt von einer Flut an Gefühlen, es fiel mir schwer sie einzuordnen, so etwas hatte ich bisher noch nie erlebt. Meine Handfläche lag an ihrer Wange, die Fingerspitzen berührten ihr weiches Haar. Meine innere Stimme, genau jetzt ignorierte ich sie. Nur einmal. Ich wollte nur einmal spüren, wie es ist, bei ihr zu ertrinken, hinab zu sinken in die Tiefen der Unendlichkeit. Eine sanftere Stimme mahnte mich. Ich löste meine Lippen sacht von ihren.



    „ Neriman, wir werden uns irgendwann wiedersehen.“ flüsterte ich. Mir wurde bewusst, dass ich sie in diesem Leben nie wieder sah. Ihre Wange nicht mehr streicheln, ihr Lippen nicht mehr Kosten durfte. Kein Lächeln von ihr mehr zu Gesicht bekam. Mein Herz krampfte sich zusammen, Ich schloss meine Faust für einen Moment um das Amulett, nahm es an der Schnur, hing es mir um und steckte es behutsam unter die Tunika. Es fühlte sich warm an. Es war wieder da wo es hin gehörte. Neriman du wirst mir für immer in Erinnerung bleiben.
    Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, sah Anahita an. „Was wirst du jetzt tun. Kann ich dir zum Dank dafür einen Gefallen tun oder irgendwie Helfen?“ Was Anahita getan hatte war unbezahlbar. Eine kleine Geste von mir, nur um ihr zu zeigen wie sehr ich das schätzte, was sie getan hatte. Wie sollte ich sonst meine unendliche Dankbarkeit ausdrücken?

  • Als sie von seiner Hand wieder hochsah, erkannte sie den Schmerz in seinem Gesicht. Die Tränen, die er jetzt und später um Neriman weinen würde. Wie gerne hätte sie etwas gesagt, etwas getan, um ihn zu trösten. Sie wußte, dass das nicht möglich war. Die Zeit allein würde diesen Schmerz lindern, irgendwann. Bis dahin herrschten Trauer und Verzweiflung. Anahita ließ ihm Zeit, sah ihm zu, hörte ergriffen seine Worte. Und als das Amulett um seinen Hals lag, verborgen an seinem Herzen, war sie glücklich, ihr Versprechen eingelöst zu haben.


    Was sie nun tun würde? Das war eine gute Frage. Niemals hätte sie damit gerechnet, so schnell auf die Beiden zu treffen. "Ich werde in Rom bleiben, bis mein Vater mich nach dem Winter holen kommt." Für ihre Ankunft zuhause hatte ihr Vater sicher alles geregelt. Eiine kleinen Erhöhung der Mitgift würde ihrem Zukünftigen die Wartezeit von einem Jahr ohne Zweifel vergessen machen. Hochzeit, Kinder bekommen... die Zukunft war geplant. Das Einzige, das ihr ein wenig Angst machte - sie wußte nicht, wie ihr Ehemann aussah. Sie wußte nur, er war fast doppelt so alt wie sie selbst und Händler wie ihr Vater. Ein kleines Seufzen war zu hören, bevor sie weiter überlegte. Helfen? Nein. Anahita schüttelte den Kopf. "Es war schön, den Mann kennenzulernen, von dem Neriman so viel erzählt hat. Und es ist Dank genug für mich, wenn du Neriman in deinem Herzen behältst." Das meinte sie ehrlich und nun schaffte sie es auch, ihn anzulächeln. Es war angenehm, in seiner Gegenwart und Anahita konnte verstehen, wieso Nerimans Augen immer zu leuchten begannen, wenn sie von ihm erzählte. Ob es ihr nun zustand oder nicht, ein wenig mutig geworden, griff sie seine Frage von vorhin auf. "Und was wirst du jetzt tun?"

  • Mehr hatte sie nicht? Keinen Wunsch? Unsere Welten waren verschieden. Das war auch in Aegyptus meine Feststellung. Sie leben dort nach ganz anderen Regeln als wir. Setzten vollkommen andere Maßstäbe. Für sie war glücklich sein und Dankbarkeit an andere Dinge geknüpft. Ganz glücklich war sie nicht. Der Seufzer kam nicht von ungefähr. Ihre Frage brachte mich davon ab, sie darauf anzusprechen.
    „Ich werde das tun, was ich am besten kann. Mit dem Gladius für Rom und den Kaiser einstehen.“ Letztendlich das tun, was mich von Neriman getrennt hat. „ Rom ist wie immer für mich nur eine kurze Zwischenstation. Es geht in den Norden nach Germania. Wenn du willst kannst du mitkommen.“ Ich zwinkerte ihr zu und lächelte.

  • Die Stirn kraus, suchte sie in seinen Augen, ob das ein Scherz war. Offensichtlich, wie sollte das auch gehen? Wäre sie unabhängig, Anahita würde nichts lieber tun als mit ihm zu kommen. Allein seine Frage weckte ihre Sehnsucht, die Welt zu entdecken. Germania - gehört hatte sie darüber viel, das Glück, dorthin zu reisen, blieb ihr aber verwehrt. Die Handelspartner ihres Vaters saßen vor allem in Rom. Und genau der wollte seine Tochter sicher unversehrt zurück. Also blieb ihr, schweren Herzens, nur, die Einladung auszuschlagen. Sie tat es mit dem gleichen Lächeln, das er ihr entgegenbrachte. "Liebend gerne, aber ich fürchte, das geht nicht. Mein Vater wäre sicher nicht begeistert, wenn ich mich alleine in einem fremden Land herumtreibe. Wann geht es denn los?" Er war schon bereit für eine Abreise, zumindest schloss sie das aus seinen Worten. Anahita hätte mit ihm gerne noch über Neriman gesprochen, ihm von ihr erzählt, etwas von ihm über sie erfahren. Über das Wichtigste aber hatten sie gesprochen. So blieb ihr nur noch ein Abschied, denn sie würde ihn wohl nicht mehr wiedersehen. "Ich wünsche dir eine gute Reise und viel Glück für die Zukunft. Das Amulett wird dich schützen."Neriman würde darin immer bei ihm sein.

  • Schade, es war ein Versuch. Ja, sie hatte recht. Ihr Vater wäre garantiert nicht einverstanden. Ein wildfremder Mann unterwegs mit seiner Tochter. Das war undenkbar. „ Herumtreiben? Du könntest neue Geschäftsbeziehungen knüpfen.“ meinte ich dazu. „ Wann es los geht? Die Sachen sind alle gepackt. Eine Gruppe Kaufleute hat vor in 2 Tagen nach Germanien zu reisen, denen schließe ich mich an. Vorher werde ich mich bei einigen Bekannten verabschieden und den Minerva-Tempel besuchen.“ ( ein zweites Mal, aber allein) Ein enger Zeitplan. Mir wäre lieber gewesen, ich hätte ein paar Tage länger in Rom bleiben können. „ Danke Anahita. Mögen die Götter dich und deine Familie beschützen. Ich wünsche dir für deine Zukunft alles Gute.“ Meine Hand lag auf der Stelle der Tunika unter der sich das Amulett befand. „ Ja, das wird es und ich bin dir unendlich Dankbar dafür.“ Ich drückte ihre Hände, beugte mich zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „ Du bist jederzeit willkommen. Germania Superior, Mogontiacum. Oder frage hier in Rom bei den Decimern nach. Die wissen wo ich bin.“ wieder ein Abschied von einer Frau, die fast die gleiche Faszination auf mich auszuüben begann wie damals Neriman, als ich sie kennen lernte. Es war das Fremde an ihr was mich neugierig machte. „ Vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder.“ Es wurde Zeit, ich erhob mich und ging.

  • Lala war so neugierig, aber was konnte sie schon tun? Um die Unterhaltung nicht zu stören, hatte sie nur kurz den Wein an den Tisch gebracht, bevor Anahita richtig zu erzählen begonnen hat. Nun blieb sie im Hintergrund, sah immer wieder zu den beiden hinüber. Dazwischen kümmerte sie sich um die anderen Gäste, verteilte das bestellte Essen und die Getränke, räumte Tische ab und wischte sie sauber. All das lenkte ein wenig ab, änderte aber nichts an ihrer Neugier. Morgen auf dem Markt, da würde sie sicher alles erfahren.

  • Neue Geschäftsbeziehungen? Das war gar nicht so dumm und es wäre sicher auch gut für ihre Zukunft. Darüber musste sie nachdenken. "In zwei Tagen schon?" Nein, da blieb wirklich keine Zeit mehr. Ein wenig bedauerte sie diesen Umstand, doch wer wußte schon, ob es nicht tatsächlich besser so war. Als er die Hand auf das Amulett legte, wurde ihr warm ums Herz. Das war wohl wahre Liebe, die die beiden verbunden hatte. Ob sie das auch in der Form erfahren würde? Anahita hoffte es sehr. Er nahm ihre Hände und ehe sie sich versah, küsste er sie. Eine sanfte Röte zierte ihre Wangen schneller, als sie versuchen konnte, es zu verhindern. Seine warmen Hände.. Anahita schluckte. "Ja, vielleicht." Da stand er schon, bereit zu gehen. "Gute Reise." wünschte sie ihm ein letztes Mal, dann war er weg. Germania Superior - das wollte sie sich auf jeden Fall merken. Wer wußte schon, was die Zukunft bringen würde. Anahita winkte Lala zu sich, um zu bezahlen. Dann wollte sie erst einmal alleine sein.

  • Als Lala an ihren Tisch kam, wollte sie endlich die Fragen loswerden, die vor allem Massa betrafen. Anahitas Gesicht ließ sie aber schweigen. Sie sah mitgenommen aus.. Es war sicher schwer, schlimme Nachrichten zu überbringen. Es war schon schlimm, diese Nachricht zu hören. Lala beschloss, keine Bezahlung zu akzeptieren und bestand darauf, dass das Essen auf ihre Rechnung ging. "Ich bin dir so dankbar, dass du gekommen bist und ich freue mich, dass wir morgen noch reden können." Aus einem inneren Impuls heraus umarmte sie Anahita und drückte sie kurz, bevor sie die Becher hochnahm und ihr noch ein Lächeln schenkte. "Komm gut nach Hause." Unschlüssig stand sie noch einen Moment so da, dann wandt sie sich um. Die Arbeit wartete.

  • "Danke." Anahita war nicht nur dankbar für das kostenlose Essen und den Wunsch, gut nach Hause zu kommen. Auch für die Umarmung, das tat gut, gerade jetzt. Im Grunde war sie ziemlich einsam in dieser großen Stadt, die ihr immer noch fremd und doch so vertraut war. "Bis morgen." Nachdem Lala gegangen war, stand sie auf und sah sich noch einmal um. Hier hatte sie also gelebt und geabeitet. Mit den vielen Eindrücken und den wenigen, und doch wichtigen Geschichten, die sie heute erfahren durfte, drehte sie sich um und ging.

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