Triclinium parvum | Kleine Fische, Große Fische

  • Obgleich Gracchus nicht der Ansicht war, dass 'jeder junge Bursche aus einer senatorischen Familie' tauglich war, in eines der religiösen Collegien aufgenommen zu werden, so musste er Lupus doch diesbezüglich nickend beipflichten, denn letztlich waren auch die Collegien nur eine Ausprägung römischer Politik und funktionierten in eben dieser Weise. Einen Augenblick dachte er an seine Schwester Agrippina und daran, welche Überlegungen seinen Vater mochten getrieben haben als er seine Tochter den Vestalinnen hatte anvertraut müssen, einen weiteren Augenblick an seine eigene Tochter, welche er einst ohne mit Bedenken sich zu tragen eben auf diesen Weg hatte senden wollen - bis er einen Bürgerkrieg hatte entfacht und Cornelius Kaiser geworden war. Im Grunde konnte Gracchus die Bedenken und Erwägungen dieser Väter, welche ihren Sprößlingen einen solchen privilegierten Weg wollten vorenthalten, nicht nachvollziehen - doch letztlich war dies stets sein Problem mit solchen Problemen und die Ursache dessen, dass die Politik ihm bisweilen gänzlich paradox schien und er darin ein wenig verloren war.
    "Bisweilen denke ich, wir sollten diese fremdländischen Kulte gänzlich verbieten"
    , warf er schlussendlich in Hinblick auf Sterndeuter und Handleser ein, da dieses Problem ihm doch weitaus greifbarer schien.
    "Andererseits hinwieder wäre das Collegium Haruspicum zweifels..ohne mit der Fülle an Anfragen ein wenig überlastet, wenn ein jeder Bürger nurmehr Rat bei eben diesem könnte suchen."
    Tatsächlich mochte Gracchus nicht alle dieser obskuren Gestalten als Scharlatane abtun, denn letztlich - obgleich die Illusion des Cultus Deorum seine tägliche Arbeit war - war er selbst abergläubisch und wusste um den ein oder anderen fähigen Mann unter den Arkaden des Circus Maximus.
    "Womöglich wäre es dennoch eine gute Idee, die Urbaner wieder einmal mit vermehrten Kontrollen zu betrauen, um die schlimmsten Gestalten der Stadt zu ver..weisen."
    Unauffällig traten die Sklaven wieder heran, um die Platten und Teller der Vorspeise abzuräumen, während andere neuerlich warmes Wasser zum Reinigen der Hände anreichten.
    "Oder schweben dir allfällig andere Maßnahmen vor?"
    fragte Gracchus nur der Vollständigkeit halber, denn letztlich hätte der Aurelier zweifelsohne bereits einen Vorschlag getätigt, hätte er die Lösung dieses alten Problems gefunden. Kurz wechselte Gracchus einen Blick mit seinem Vilicus nahe der Türe, welcher diesen mit einem Nicken bestätigte. Die Hauptspeise war bereit zum Servieren - und mit ihr Gracchus' Überleitung zur vorrangigen Intention seiner Einladung.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • In gewisser Weise waren ja auch die etruskischen Haruspices ein 'fremdländischer Kult', wenngleich auch einer, der schon lange Jahrhunderte seinen Platz in der römischen Gesellschaft gefunden hatte. Und gegen alle fremdländischen Kulte hatte Sextus auch nichts einzuwenden. Einige fremde Gottheiten, wie die ägyptische Isis, erfreuten sich einer großen Beliebtheit und waren durchaus mit der römischen Gesellschaft kompatibel. Zu restriktiv wollte Sextus da gar nicht sein. Ihn störte eher die Dummheit seiner Mitmenschen, und gegen die konnte er nur schwer etwas unternehmen. Allen den Kopf abzuschlagen, war auch keine Lösung.
    “Nun, es ist die Frage, ob man für jede Frage eine solch detaillierte Antwort benötigt, wie ein Haruspex sie geben kann, oder ob da ein simples 'ja' oder 'nein', wie bei den üblichen Wurforakeln, nicht prinzipiell ausreichen würde.
    Indes hat das Collegium Haruspicum auch schon daran gedacht, wieder einmal die schlimmsten Übeltäter der Stadt mithilfe der Urbaner zu verweisen. In Roms Geschichte ist dies ja schon einige Male gemacht worden. Lediglich der Erfolg dieser Maßnahme hat leider keine allzu lange Dauer.“
    Sextus seufzte einmal leicht. Das Thema war wirklich unerquicklich, vor allem, da es keine Lösung für das Problem zu geben schien. Nichts zu tun war ebenso unhilfreich, wie etwas zu unternehmen.
    “Vielleicht wäre es auch eine gute Idee, die Quindecemviri mit einzubeziehen. Im weitesten Sinne fallen die babylonischen Handleser ja ebenso in ihren Zuständigkeitsbereich.“

  • "Durchaus"
    , konsentierte Gracchus den Vorschlag des Haruspex Primus.
    "Ich werde den Magister Quindecimvirorum kontaktieren und nachsu'hen, wie sein Collegium die gegenwärtige Situation beurteilt."
    Mit einem unscheinbaren Nicken forderte er sodann den Fortgang des Mahles ein. Sogleich sorgte Sciurus dafür, dass die Hauptspeisen aufgetragen wurden - drei silberne Platten, eine belegt mit scharf angebratener Brust vom Kapaun, die Stücke angerichtet in sternförmigem Muster, garniert mit in Honig gebratenen Apfelscheiben, akkurat in Sternform geschnitten, eine weitere mit Schulterstücken von Hasen, ebenfalls sternförmig angerichtet, garniert mit Scheiben der Sternfrucht, die dritte belegt mit kleinen, geschmorten Tintenfischen, deren Tentakeln zu allen Seiten hin waren ausgebreitet, so dass auch diese von oben betrachtet Sternen glichen. Dazu gereicht wurden Körbe mit kleinen Fladenbroten in Sternform gebacken und mit Sternanis dekoriert, sowie dreierlei verschieden gewürztes Garum, selbstredend in sternförmigen Schalen aus Terra Sigillata. Am Motiv des Mahles konnte kaum noch Zweifel bestehen.
    "Per aspera ad astra"
    , wies Gracchus auf die angerichteten Speisen, um dieses Motiv zu erläutern.
    "Über raue Pfade hin zu den Sternen."
    Er hielt kurz inne, seinen Blick einen Herzschlag lang in die Unendlichkeit gerichtet, ein wenig betrübt zurück blickend.
    "In den ver..gangenen Jahren haben wir zur Genüge raue Pfade beschritten, nicht nur mitsamt dem Imperium Romanum, auch innerhalb der Flavia Graccha. Es ist darob Zeit, wieder empor zu blicken, hinauf zu den Sternen."
    Sein Blick hob sich und blieb auf Aurelia Prisca liegen.
    "Unsere beiden Familien teilen weit mehr als nur eine Freundschaft"
    , womit sein Blick zu Lupus ging, denn obgleich Gracchus mit beiden Aureliern ein mehr oder minder spinöses Geheimnis teilte, so war jenes um die Konspiration zweifellos das delikatere.
    "Darob erscheint es mir nur gedeihli'h, diese Verbindung durch eine Ehe zu festigen."
    Respektive ihre Geheimnisse für immer aneinander zu binden. Noch ehedem irgendjemand würde einhaken können, fuhr er fort, den Blick wieder zu Prisca gewandt.
    "Bereits seit den Anfängen des Bürgerkrieges bist du, Aurelia, zurück in der Villa deiner Familie und obglei'h dies wohl eines der besten Häuser ist, in welchen eine Frau leben kann, so gebührt es dir doch, an der Seite eines Mannes zu stehen und für einen eigenen Haushalt Sorge zu tragen."
    Respektive war es gesellschaftlich durchaus ein kleiner Skandal, dass Prisca nicht längst wieder hatte geheiratet, schlussendlich hatte sie ob ihrer Herkunft nicht eben wenig zu bieten. Der Grund dieses Versäumnisses war zweifelsohne, dass sie augenscheinlich einem aufstrebenden Manne das wichtigste nicht konnte entbieten - ihm einen Nachkommen zu gebären, was Gracchus selbstredend in dieser Deutlichkeit niemals würde aussprechen.
    "Gleichsam kann ein Mann in meiner Position es sich nicht erlauben, allzu lange ohne Gemahlin zu ver..weilen, denn obgleich meine Nachkommen sich prächtig entwickeln, unterbindet die Absenz einer Ehefrau mir jeden weiteren Schritt voran."
    Obzwar es dieser Tage einige unverheiratete Senatoren gab, es in den vergangenen Jahren gar unverheiratete Konsuln hatte gegeben, so war dies für Gracchus schlichtweg ausgeschlossen, gleichwohl würde er unbeweibt auf Dauer auch das Pontificat pro magistro nicht fortsetzen können, geschweige denn andere kultische Ämter einnehmen.
    "Es wäre mir dabei überaus erfreulich, eine Gattin an meiner Seite zu wissen, welcher ich in allen Belangen mein Vertrauen kann schenken."
    Respektive welcher er gewisse Sachverhalte nicht würde verhehlen müssen, da sie ohnehin die Wahrheit kannte.
    "Und es gibt in ganz Rom nach dem Tode meiner Gemahlin zweifelsohne keine Frau, welcher ich mehr könnte ver..trauen als dir, Aurelia Prisca."
    Zwar mochte es in seiner Position durchaus ein wenig obsolet sein, sich selbst anzupreisen - wer würde aus der Sicht eines Flaviers schon einen solchen, dazu einen Senator et Pontifex pro magistro, ablehnen -, doch Gracchus war nie besonders von seinen Vorzügen überzeugt gewesen.
    "Gleichsam bin ich bereit, dir alle Möglichkeiten zu gewähren, welche einer Frau deiner Herkunft zustehen."
    Er bedachte Prisca mit einem eingehenden Blick und hoffte, sie würde ob ihres Vorwissens durchaus die rechten Schlüsse ziehen wie weit diese Möglichkeiten würden reichen können.
    "Wiewohl ich selbst..redend stets für dein umfassendes Wohl würde Sorge tragen."

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Per aspera ad astra war das einleitende Stichwort, das passender Weise die kunstvoll in Sternenformen angerichteten Hauptspeisen beschrieb, wie auch die schicksalhafte Vergangenheit, die ihrer beiden Familien gemein war. Noch ahnte Prisca nicht, worauf Flavius Gracchus mit seiner Rede letztendlich hinaus wollte, weshalb sie völlig unbefangen seinen Worten lauschte. Spätestens an dem Punkt, als er seinen Blick auf sie richtete und von "mehr als nur Freundschaft" sprach, die ihre Familien verband, schwante Prisca jedoch, worauf er hinaus wollte. Du meine Güte ... natürlich! Wie konnte ich nur so blind sein??!! fiel es ihr wie Schuppen von den Augen als sie 1+1 zusammen zählte (respektive Ich+Lupus + Flavius Gracchus + dessen Sohn … gleich … Mein Tutor, mein Mann in spe und dessen Erstgeborenem, dem man - passender Weise bei der Gelegenheit - gleich die neue Stiefmama mit präsentierte.


    Mir wird schlecht, dachte Prisca nur, als sich ihr Magen langsam aber stetig zusammen krampfte je weiter Gracchus zu ihr sprach und hätte sie in dem Moment einen Bissen im Mund gehabt, hätte sie sich wohl unweigerlich daran verschluckt. Doch zum Glück hatte sie gelernt selbst in extremsten Situationen die Contenance zu wahren und DAS hier war eindeutig eine sehr extreme Situation!! Nicht, weil Prisca es rationell nicht hätte nachvollziehen können, aus welcher Intention heraus Gracchus diesen Vorstoß nun wagte, nein, aus dem einfachen Grund, weil sie sich diesbezüglich zunächst völlig kompromittiert fühlte. Hatte ihr Cousin etwa davon gewusst?


    Flüchtig warf Prisca ihrem Cousin einen durchbohrenden Blick zu, ohne aus dessen Reaktionen jedoch erkennen zu können inwieweit er in die Pläne des Flaviers eingeweiht gewesen war. Letztendlich war es auch egal, nun, da der Antrag ausgesprochen war und es wohl ihr oblag, darauf als Erstes zu antworten.


    Prisca hielt dem vielsagendem Blick des Flaviers soweit wie möglich Stand, so weit, wie sie es eben in dieser Situation fähig war zu tun. In ihrem Innersten brodelte es und ihre Gedanken überschlugen sich, angesichts der vielen Pro´s und Kontra´s, doch letztendlich konnte es auf einen solchen Antrag hin nur eine Antwort geben:


    "Ich fühle mich unendlich geehrt von deinen Worten und deiner Hochachtung, die du mir entgegen bringst, Senator Flavius …", antworte Prisca schließlich bedächtig und so wohl überlegt wie eben möglich, indem sie ihr Haupt huldvoll neigte. Sie war also die Auserwählte und als solche durfte sie sich überaus glücklich schätzen, würden andere Frauen doch alles dafür tun um an ihrer Stelle zu sein: "Nichts auf der Welt würde mich glücklicher machen, als dir das entgegengebrachte Vertrauen zurück zu geben, … als deine, dir stets ergebene und treue Gemahlin", verpackte Prisca ihre Zustimmung (mit einem Lächeln) in salbungsvolle Worte, deren Bedeutung sie sich selbst in dem Augenblick noch gar nicht so recht bewusst war. Ich und Flavius Gracchus? Ich, seine Frau? Herrin über das Haus der Flavier? Stiefmutter seiner Kinder? Mitwisserin seiner delikaten Vorliebe für … Männer, explizit für diesen einen Kerl, der mich wochenlang als Geisel gefangen gehalten hat? Bei dem Gedanken an das Zurückliegende wurde Prisca ganz anders, aber das half ihr jetzt auch nicht weiter. Im Grunde empfand sie für Flavius Gracchus ja eine gewisse Zuneigung, eine Verbundenheit eben, bei der sie sich allerdings niemals ernsthaft in der Rolle seiner Ehefrau gesehen hatte. Sei´s drum … nun war es also soweit gekommen ...


    Es fehlte selbstverständlich noch die Zustimmung ihres Cousins, doch zweifelte Prisca diese nicht ernsthaft an, käme es Lupus doch gerade recht, seine Cousine noch rechtzeitig vor dem "natürlichen Verfallsdatum" in besten Händen zu wissen. Dennoch galt es offiziell seinen "Segen" zu erbitten, was sie hiermit also tat um keinerlei Zweifel daran zu lassen, dass sie von ihrer Seite aus der Verbindung bedingungslos zustimmte: "Somit bitte ich dich denn, Sextus Aurelius Lupus, um deine Zustimmung zu dieser Verbindung, die ich von meiner Seite aus gewillt bin einzugehen."


    Der Appetit war Prisca spätestens jetzt komplett vergangen ,da sie sich innerlich so zerrissen wie nie zuvor fühlte. Sie sollte tatsächlich Flavius Gracchus heiraten? Das passte irgendwie so gar nicht mit ihrer persönlichen Familienplanung zusammen, doch andererseits konnte sie sich dem Charme einer Ehe mit dem Oherhaupt der Flavier wiederum nicht entziehen, angesichts der Fakten, die eindeutig für diese Ehe sprachen. Ein regelrechtes Dilemma eben, bedachte Prisca die Tatsache, dass in dieser Beziehung wohl ratio und alogia - respektive libido - künftig, (be)ständig aufeinander treffen würden ...

  • Manius Flavius Gracchus machte seiner Cousine, Aurelia Prisca, tatsächlich einen Antrag! Sextus sprang jauchzend auf, fing an zu singen und tanzte einer Bacchantin nicht unähnlich lachend durch das Triclinum. Um das Bild zu vervollständigen, bediente er sich noch einiger der dekorativen Blumen des Raumes, um Blütenblätter in unregelmäßigen Abständen über alle Anwesenden zu verstreuen.



    Naja. Fast.


    Er hätte es am liebsten getan, als der Inhalt der Worte des Flaviers in sein Gehirn vordrangen. Aber er gehörte nicht zum ausgelassenen Gemüt, und so schnell sprang er auch nicht von seiner Kline. Jedoch fing er an, auf eine Weise zu lächeln, die seinem sonstigen Naturell generell zu widersprechen schien, und in der Tat war dies eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen Sextus sich selbst gegenüber offen eingestehen konnte, dass er wahrlich höchst erfreut, ja beinahe ausgelassen war.
    Es fehlte nur wenig, und er hätte aus einem Impuls heraus laut JA! gebrüllt, nur um sich anschließend vor sicher zu erwartenden Schlägen seiner Cousine wegzuducken und auf eventuell geworfene Gegenstände zu achten. Der Blick von Prisca sprach durchaus davon, dass sie selbiges wohl ohne zu zögern getan hätte, wenn er sich nicht jetzt wie ein Schuljunge grinsend ansonsten zurückgehalten hätte. So wartete er, innerlich äußerst angespannt, bis Prisca den Antrag angenommen und zu ihm übergeleitet hatte.
    Den Göttern sei dank ist sie klüger, als sie meistens vorgibt, zu sein!


    “Auch wenn gefühlsmäßige Äußerungen bei einer Gelegenheit wie einer Eheschließung eher fehl am Platze sind, muss ich sagen, dass es mir eine außerordentliche Freude ist, dieser Verbindung von Herzen zuzustimmen.
    Ich muss gestehen, dass ich ähnliche Gedanken selbst schon gehabt habe, indes nicht die nötigen Worte fand, dich, Flavius Gracchus, respektvoll darauf anzusprechen. Daher kann ich gänzlich vorbehaltlos und freudig erklären, dass auch ich diese Verbindung sehr im Sinne unserer beider Familien sehe. Ich denke, angesichts dieser grundsätzlichen Übereinstimmung, sollten sich auch sonstige Fragen des Ehevertrages dann schnell und unkompliziert klären lassen, wie beispielsweise die angemessene Höhe einer Dos und sonstige Modalitäten. Angesichts deines Amtes im Collegium gehe ich davon aus, dass auch du eine confarreatische Eheschließung präferierst?“

    Sextus war durchaus gewillt, hier und heute gleich einen Deckel auf die Angelegenheit zu machen. Nicht, dass sich Gracchus das Ganze am Ende noch anders überlegte! Nein, er hatte sich selbst in die Schlinge begeben, und Sextus hatte nicht vor, diesen Knoten noch einmal zu lösen. Vor allem, da diese Kleinigkeiten ohnehin nur Lappalien waren im Vergleich zu dem großen, gemeinsamen Entschluss einer neuerlichen Verbindung der Familien.


    Sextus gab einem der Sklaven einen Wink, ihm noch einmal Wein nachzuschenken. Diesmal mit weniger Wasser. Das hier war eine echte Gelegenheit, um zu feiern, und er war ebenso in der Stimmung hierzu. Er nahm einen Schluck, ehe ihm dann doch ein kleiner Gedanke in den Sinn kam, der ihn dann doch ein wenig in seiner Laune trübte. Und das Thema jetzt war zu naheliegend, um die Gelegenheit zu verpassen, direkt hiernach zu fragen.
    “Aber da wir gerade beim Thema Hochzeiten sind, habe ich doch noch eine themenverwandte frage an dich, die selbstverständlich völlig unabhängig von meiner Zustimmung zu der Eheschließung zwischen dir und Prisca ist.
    Mein ehemaliger Klient Tiberius Lepidus erzählte mir vor einiger Zeit, dass er deine Cousine, die Schwester von Nigrina, demnächst heiraten würde? Du verstehst sicherlich, dass es mich zum einen interessiert, mit wem mein Sohn demnächst blutsverwand und verschwägert sein soll, und zum anderen beeinflusst so eine geplante Hochzeit natürlich dann auch die Planung der Hochzeit zwischen dir und Prisca, damit es hier keine Überschneidungen gibt. Man muss eventuellen Gästen ja die Zeit geben, sich von einer Feier zu erholen, ehe sie zur nächsten schreiten.“

  • Die Nennung von Titus' Abzug aus der ewigen Stadt versetzte dem Jüngling einen neuerlichen Stich, da er doch durchaus eine gewisse Zuneigung zu seinem Bruder hatte verspürt und er es nunmehr zutiefst bedauerte, diesem nicht mehr als Stütze nach dem Verlust ihrer beider Mutter dienen zu können, zugleich mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, wie es einem großen Bruder oblag, worin ihm nur jener Trost sich darbot, dass dieser nunmehr die Gefährtenschaft ihrer Schwester Flamma wie auch ihres geschätzten Onkels Aristides würde genießen.
    Doch schon wandte man sich den Angelegenheiten der Res publica zu, wobei naturgemäß ob der Absenz Manius Maiors von den Magistraturen, welche Manius Minor selbstredend ebenfalls dessen Kleinmut zurechnete, die Kulte aufs Tableau gelangten, was mit einer geradezu ihrerseits rituell anmutenden Litanei der Klagen über die Zustände und den Mangel würdiger Kandidaten und der Pietätlosigkeit der heutigen Generationen initiiert werden musste, die man für gewöhnlich durch eine kontrastierende Lobpreisung der güldenen Vorzeiten zu kontrastieren pflegte. Was hier jedoch nicht geschah, denn durchaus reagierte Gracchus Maior mit bedächtigen Worten, die gar Maßnahmen offerierten. Doch wie der Jüngling dem Timbre in der Stimme des Aurelius entnahm, war diesem jene Thematik augenscheinlich ohnehin eher lästig, sodass jenen Sujet dem Entrée gleich abgefrühstückt erschien, ehe es recht begonnen war, und man beides abtrug, um in medias res zu gehen, was in einer gänzlich inprädikablen Weise geschah.


    Mochte der junge Flavius mit Freude die stellaren Gerichte taxieren und bereits in der Höhle seines Mundes sich der Speichel zur Bewältigung der fetten Kapaune präparieren, verharrte sein Erzeuger in jener nachdenklichen Pose, schob eine unbestimmte Äußerung vor die nächste und suggerierte damit seinem Sohne, dem jenes Verhalten durchaus bekannt war, dass er eine gravierende Äußerung zu formulieren gedachte, sodass er sich vorerst der Speisen enthielt. Als die cordiale Relation der Flavia und Aurelia ihre Lobpreisungen erfuhr, dann noch gar explizit die Einsamkeit der attendierenden Prisca thematisiert wurde, erriet der Jüngling rasch, dass eine eheliche Verbindung beider Häuser angedacht sein mochte, was ihn in der Tat erstlich in Furcht und Schrecken versetzte, da er doch zuerst sich selbst als Opfer jener Intrige wähnte, obschon Prisca ihn an Lenzen leichtlich überflügelte und er bereits Cornelia Philonica war versprochen. Da deren Onkel Scapula indessen nach wie vor zu den Freunden seines Vaters war zu zählen und keinerlei konträre Informationen im Vorfeld waren gewechselt worden, kalmierte sich die Entgleisung seiner Züge rasch wieder und er fasste den Schluss, dass einem der Milonen, zweifelsohne dem älteren und weitaus ambitionierteren Scato, wohl die zweifelhafte Ehre würde zuteil werden, jener adorablen Schönheit verbunden zu werden. Eilig warf er einen Blick auf die schweigende Aurelia, die, soweit er dies bei einem Schemen zu interpretieren war, in angespanntem Vorwitz in ihrem Sessel verharrte.


    Die nunmehr folgenden Worte übertrafen indessen seine Befürchtungen beiweitem, denn kaum war der erste Satz gesprochen, da ergänzte der Geist des jungen Flavius in irreversibler Weise das Ziel jenes Gastmahls, welches in nichts geringerem bestand als dem Plan seines Vaters selbst, sich mit der Aurelia zu verbinden! Anstatt die Reaktionen der übrigen Attendenten zu studieren, bot nach jener ungeheuerlichen Erkenntnis die Mimik des Jünglings selbst ein offenes Buch, aus welchem zudem noch der Herold auf dem Forum mit lauter Stimme rezitierte, denn seine Züge entglitten ihm zur Gänze, sein fortunablerweise säuberlich leergekauter Mund öffnete sich zu einem stummen Raunen des Entsetzens und seine fehlsichtigen Augen richteten sich starr auf seinen Erzeuger, welcher soeben bar jedweder präparierender Proklamationen oder auch nur sublimer Andeutungen, ohne Schmerz oder Scham coram publico seine Absicht formulierte, binnen kürzester Zeit nach dem Tode Antonias deren Platz schlichtweg aufs Neue zu besetzen! Jenseits jeder Imagination hatte jene Potentialität sich für Manius Minor im Vorfeld jener Speisung befunden, denn obschon er niemals bewusst hatte reflektiert, dass es einem Senator und Pontifex wohl anstand, nach dem Verlust seiner Gattin sich zeitnah eine neue Matrone ins Haus zu holen, so war er doch implizit stets gewiss gewesen, dass kein Wesen in Rom, im Imperium oder im gesamten Erdenkreis war imstande, den Platz der stolzen Claudia, jener Gestalt voll Perfektion und Großherzigkeit, voll Anstand und Liebe, voll Freundlichkeit und Takt in auch nur annähernd adäquater Weise einzunehmen, sodass Manius Maior nichts hätte verbleiben sollen, nein müssen, als die Restanten seines glanzlosen, feigen Lebens als Witwer zu fristen! Hinzu trat dessenungeachtet, dass jener Schritt unbedingt der Disputation im Kreise der Familia hätte bedurft, denn immerhin war jener Schritt keineswegs eine persönliche Angelegenheit einzig Manius Maiors, vielmehr würde dessen potentielle Gemahlin zugleich zur Mutter für Titus, Flamma und Manius Minor werden, diese würden ihr Respekt und Folgsamkeit schuldig sein, sie würde die Villa Flavia bewohnen und womöglich Flavia Domitilla ihre Position als deren Hüterin strittig machen! Selbst wenn Titus für jene Thematik noch zu wenig an Verstand mochte aufbringen, selbst wenn Flamma nicht zur Hand und die Genanz seines Vaters ihn womöglich hatte davor zurückweichen lassen, etwaige Potentialitäten mit den Milonen oder Domitilla zu erörtern, um sich die Schande einer publik werdenden Abfuhr seitens der Aurelii zu ersparen, so wäre sein Erstgeborener doch zumindest zu involvieren gewesen! Hatte Manius Maior ihm nicht bereits vor zwei Jahren die Bulla genommen und zum Erwachsenen erklärt? Und nun wurde er aufs Neue vor vollendete Fakten gestellt, oder vielmehr eines wahrhaftigen Ratschlusses, ja selbst jedweder Kommentierung beraubt. Stattdessen eröffnete man ihm jene Novität in einer Beiläufigkeit, als handle es sich um die Speisenfolge für den kommenden Feiertag; und dies dazu vor den Augen der Begünstigten, wo jedes kritische Wort als einen Affront der Flavia gegen ihr Haus musste interpretiert werden und damit indiskutabel blieb!
    Nur den Hauch eines Augenblicks flammte die vergebene Hoffnung auf, der Aurelius würde jene Offerte ausschlagen, da er womöglich seine Nichte anderweitig bereits versprochen hatte, doch schon das schnöde Gesäusel jener, gefolgt von den überaus klaren Worten jenes Wolfes im Schafspelz, zerstreuten diese in alle Winde. Warum auch hätten sie dies tun sollen? Keinem war wohl bekannt (respektive jeder sah wohlwollend darüber hinweg), als welch ein Feigling sein Vater sich während der Bürgerkriege hatte erwiesen, sondern jeder erblickte in ihm nur die Manifestation des uralten flavischen Blutes, das in seinen Adern pulsierte, seinen Titel eines Pontifex pro magistro und sämtliche weitere Ehren, die im Grunde doch weit über den Optionen einer verwitweten, nicht sonderlich nahen Anverwandten eines Klienten des Kaisers, gar aus minorischem Patriziat lag, für die selbst sein Onkel Piso noch zu gut gewesen war!
    Seine Lippen schlossen sich, nein pressten sich zusammen, sein letaler Blick richtete sich auf die soeben noch angebetete Dame, die sich an die Stelle Antonias zu drängen wagte, ja gar ihren Korbsessel okkupierte, um dann aufs Neue an dem Siegelring seiner Hand zur Ruhe zu kommen, der letztlich auch ein Präsent seines Vaters war gewesen. Hatte er seither mehrmals erwogen, einen Neubeginn mit diesem zu wagen, den Schmerz über die Einsamkeit in Mantua gleich einem zähen Stück Fleisch hinabzuwürgen, ihn guten Willens zu treiben den Makel seiner Feigheit auszuräumen, so war jener Pfad mit jenem grässlichen Präsent gleichsam versperrt.


    Vorbei war die Freude am kunstvoll angerichteten Mahl, vorbei die Mühen, seine Expertise bei der Dekodierung politischer Interaktionen zu amplifizieren, vorbei auch das Interesse an dem Gespräch, von welchem der emsige Aurelius augenscheinlich hoffte, sämtliche Obliegenheiten auf einmal zu klären, ja zugleich weitere Verbindungen zu disputieren und noch den meisten Gewinn aus der fatalen Entscheidung Gracchus Maiors zu ziehen. Stattdessen legte Düsternis sich auf den Geist Gracchus Minors. Wie nur konnte sein Vater ihm dies antun? Wie Antonia?
    Fluch über jenes Gastmahl! Fluch über diesen vermaledeiten Tag! Fluch über die Gens Aurelia! Fluch über Aurelia Prisca, jene Natter! Fluch über Aurelius Lupus, diesen Narren! Und Fluch über Flavius Gracchus Maior, der nicht nur ein Feigling war, sondern gar ein Verräter!


    Sim-Off:

    Edition ob eines Namensirrtums meiner Angetrauten

  • In den Augenblicken, da sein Desideratum ausgesprochen über dem Raume schwebte und einer Antwort harrte, regten sich erste Zweifel in Gracchus. Letztlich wusste Prisca nichts von dem verfänglichen Konnex, welcher Lupus und ihn band, wusste darob nichts über die Notwendigkeit, ihre beiden Familien aneinander zu binden, wusste gegenteilig nur um seine Prädilektion, welche zweifelsohne ihn kaum zu einem favorablen Gatten erhob. Ein wenig wehmütig entsann er sich der Fügung seiner ersten Ehe mit Antonia, welche durch seinen Vetter Felix war arrangiert worden gänzlich ohne sein Zutun, und ohne dass dies ihm bewusst war, hielt er seinen Atem an. Als die Aurelia schlussendlich einer Verbindung zustimmte, hob sich sein Mundwinkel zu einem leichten - erleichterten - Lächeln, und einen Augenblick wandte sein Blick sich zu seinem Sohn, für welchen dieses Einverständnis schlussendlich nicht weniger bedeutsam war - denn letztlich bestimmte der Weg des Vaters noch immer das Fundament des Sohnes. Das Lächeln verschwand von Gracchus' Miene als er Minors entsetztes Antlitz erblickte, evozierte dies Gebaren seines Sproß' doch höchste Konfusion in ihm. Doch noch ehe seine Gedanken jene seines Sohnes zu ergründen suchen konnten, war es an Aurelius, seine Zustimmung zu gewähren, so dass Gracchus' Aufmerksamkeit eben jenem sich zuwandte - obgleich er von dieser Seite keinerlei Ablehnung erwartete, da schlussendlich Lupus ebenso im Geflecht römischer Politik verankert war wie er selbst, hinwieder hatte er nicht jenen Überschwang erwartet, welchen sein Gegenüber an den Tag legte, und ihm eine gänzlich neue Seite an Aurelius Lupus präsentierte.
    "Eine confarreatische Eheschließung ist obligat"
    , beantwortete Gracchus die Frage nach eben jener und ließ somit keinen Zweifel an seinen künftigen kultischen Absichten, respektive daran, dass er seine Hoffnung noch nicht hatte aufgegeben.
    "Die Höhe der dos indes ist für mich na'hrangig, doch ich bestehe auf einen angemessenen Wert, dass Prisca im Falle meines Ablebens bestens versorgt ist. Zu diesem Zwecke werde ich ebenso eine donatio zusteuern."
    Vermögen wurde im flavischen Hause wenig Beachtung geschenkt, es war schlichtweg da und es vermehrte sich, darob ging Gracchus stets davon aus, dass dies in anderen patrizischen Familien nicht anders war. Dennoch wollte er versichert sein, dass seine einstige Witwe nicht Not würde leiden müssen, schlussendlich würde auch dies auf die flavische Familie zurückfallen. Als Lupus die bevorstehende Ehe zwischen Tiberius und Domitilla erwähnte, entglitt Gracchus die Erleichterung, welche er Sekunden zuvor noch über das geglückte Bündnis hatte verspürt, und einen Augenblick biss er seine Kiefer aufeinander, ehedem er ein wenig unterkühlt antwortete:
    "In der Tat werden Tiberius und Domitilla eine eheliche Ver..bindung eingehen. Dies wurde durch Cnaeus Aetius forciert."*
    Zweifelsohne wusste Lupus als dessen einstiger Schwiegersohn davon, wie viel Aetius von Gracchus hielt – nichts, um genau zu sein - und dass das Verhältnis zwischen beiden mehr als angespannt war, gleichwohl würde er ob der Familienkonstellation zweifelsohne auch nachvollziehen können, dass Gracchus auf diese Ehe wenig Einfluss hatte. Nicht minder groß indes war der Einfluss dieser Entscheidung auf Gracchus, so dass auch diesem nun ein wenig der Appetit war vergangen.
    "Der konkrete Termin steht noch nicht fest, wird jedoch in unsere Planungen mit ein..bezogen."




    Sim-Off:

    * SimOn ist dies zu diesem Zeitpunkt bereits determiniert, SimOff befindet es sich parallel in der Ausgestaltung.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Ohhh duuuuuuuu …duuuuuuuu … Mistkerl. Dir scheint es ja vorzüglich in deinen Kram zu passen, dass du mich auf diese Weise so schnell und bequem los wirst, nicht wahr?!, kommentierte Prisca gedanklich die Worte ihres Cousins, dem es wohl gar nicht schell genug gehen konnte, bis Prisca mitsamt ihrem Hausstand die villa Aurelia endlich verlassen hätte. Oder weshalb sonst willigte ihr Cousin Lupus derart schnell auf das Bündnisangebot ein, als ob er eine höchst verderbliche Ware feil bot, die ihm sonst vor dem Abend würde verderben?! Prisca wünschte sich in dem Moment nichts sehnlicher als die Fähigkeit, mit ihren Blicken töten zu können und sie hätte es auf Juppiters Stein geschworen, dass sie ihren Cousin Lupus höchstpersönlich als Ersten ins Elysium befördert hätte (und Gracchus gleich hinterher). Da mochte selbst das erfreut anmutende Lächeln dem Flavier nur wenig darüber hinweg helfen, welches Gracchus ihr zu warf und welches sie wiederum dazu veranlasste ihm ihre Freude, über seinem scheinheiligen Heiratsantrag, huldvoll zurück zu lächelnd vor zu heucheln.


    Ihr Beiden! Arrrrrrgh, ...wie eine Ware behandelt ihr mich! Das werdet ihr mir noch büßen, irgendwie, irgendwann … Zu mehr sah sich Prisca nicht im Stande, als die Konsequnezen daraus zu ziehen, dass man(n) sie soeben verschachert hatte wie eine verderbliche Ware, oder wie eine Sklavin. Denn genau so kam sich Prisca in dem Augenblick vor, als die beiden Männer ihr Schicksal - quasi nebenbei, im Plauderton - besiegelten, als ob es das Normalste auf der Welt sei. Verraten und verkauft! Innerlich schäumte Prisca vor Wut, dass es niemand (auch nur ansatzweise) für wichtig erachtet hatte, sie zumindest im Vorfeld darüber zu informieren, dass sie heute und hier sozusagen den Besitzer wechselte … Ich, eine der reichsten Frauen Roms! Ich bin schließlich kein unschuldiges Ding mehr, dass man einfach so verheiraten muss, wie man(n) will, nur um meine Unschuld in die Hände eines fürsorgenden Ehemannes zu legen. Pah! Hätte ich nur eher mit Lupus darüber gesprochen, dass ich mich eigentlich zu Ahala hingezogen fühle nach all dem, was ich mit ihm erlebt habe. ... Oder zu Scato! Oh er war so charmant zu mir! Bestimmt mag er mich, so wie ich ihn, doch was nützt mir das alles jetzt? ...


    Je mehr Prisca über die Konsequenzen dieser wenigen Sätze nach dachte, mit denen ihr Cousin Lupus und Flavius Gracchus ihr weiteres Schicksal soeben besiegelt hatten, umso mehr echauffierte sie sich darüber, dass Lupus es tatsächlich gewagt hatte dieser Verbindung ohne Bedenkzeit einfach so zu zustimmen. Du elender Mistkerl! Wenigstens soviel Anstand hättest du haben können, meine Hochzeit nicht in einem Atemzug mit der von Tiberus und Domitilla zu nennen. , giftete Prisca sich innerlich weiter, ohne, dass es ihr etwas geholfen hätte. Sie musste sich den vollendeten Tatsachen stellen. Da tröstete auch der flüchtige Seitenblick auf "Klein-Gracchus" nicht viel - dem der Mund so offen stand, als würde er den Fröschen beim Fliegen fangen Konkurrenz machen wollen. Offensichtlich hatte man den Fortpflanz aus der ersten Ehe mit der Ankündiung der Hochzeit ebenso vor dem Kopf gestoßen. Na so wie der gerade drein blickt, hat Juppiters Blitz ihn wohl just beim … getroffen, dachte Prisca nur. Darüber hinaus konnte man sich wohl unschwer ausmalen, was wohl gerade in dem Kopf eines Kindes vorgehen mochte, dem man die neue Stiefmutter (zusammen mit ein paar würzig marinierten Pilzen) quasi nach dem Motto 'Friss, oder stirb!' vorsetzte.


    Also "glücklich" sieht irgendwie anders aus und Prisca konnte es dem Kleinen nicht einmal verübeln, dass er über die Sache wohl so dachte, wie sie es tat (was selbstverständlich nur auf Vermutungen beruhte), nämlich, dass sie am liebsten alles und jeden verfluchen- und auf ewig in Plutos Reich verbannen würde, der im Vorfeld von diesen Plänen gewusst hatte.


    Doch all diese Gedanken halfen Prisca nicht weiter bei der Frage, wie sie sich nun verhalten sollte, denn im Grunde blieb ihr keine andere Wahl als dieser Verbindung (nach außen hin heuchelnd) vollumfänglich zu zustimmen, wenngleich sie in ihrem Inneren eher derart beschreibend empfand: Oh Ich wünsche dir die Krätze an den Allerwertesten, du ...du ….du … elender Heuchler, auf das du fortan tagtäglich Pluto darum anflehen mögest, dass er dich postwendend in die Unterwelt schicken mag, um dich von deinen Leiden zu befreien, sandte Pisca ihre geballte Wut gedanklich allein gegen Lupus, da sie sich fortan wohl noch einige Zeit mit ihrem künftigen Gatten würde arrangieren müssen. Ein Jammer! Was nützen mir all meine Reize, mit denen ich so vielen Männern den Kopf verdrehen könnte, wenn ich ausgerechnet diesem Kerl versprochen bin, der sich mehr zu seinesgleichen hingezogen fühlt?, haderte Prisca insgeheim mit ihrem Schicksal, die Gattin eben jenes Flaviers zu sein, der sie einerseits zu faszinieren vermochte und andererseits mit seiner Vorliebe für Männer derart abstieß, dass sie sich (fast) außer Stande fühlte, ihr Leben mit ihm zu teilen. Angesichts dieser trüben Aussichten ließ Prisca sich spontan zu einem Schwur hinreissen, der wie folgt lautete: Na warte nur ... du wirst mir noch aus der Hand fressen! ...Und wenn ich Plutos Reich auf diese Erde führen muss nur, damit du mich begehren wirst und, ... du mit deinem letzter Atemzug lustvoll meinen Namen ausrufen wirst, auf das ich endlich Genugtuung haben werde für diese Schmach, die du und mein Cousin mir zugefügt habt ...


    Ihrer Erziehung sei Dank, konnte Prisca - trotz dieser finsteren Gedanken - erstaunlich herzlich und dankbar den Männer zu lächeln, in der Hoffnung sie mit damit in dem Glauben zu lassen, dass alles gut wäre, so wie es war und wie es künfitg sein würde, ... doch das "wie" stand noch nicht geschrieben und oblag darob allein dem Willen der Götter ...

  • Deplorablerweise entging dem jungen Flavius, wie sich die Gestimmtheit der Aurelia änderte, sobald auch der Aurelius selbst jene Offerte akzeptiert hatte, womit auch jedwede Compassion mit seiner neuen Mutter (welch absurde Titulatur für eine Dame, die zum Zeitpunkte seiner Geburt nicht im entferntesten einer Empfängnis fähig mochte gewesen sein!) sich erübrigte und lediglich die Impression ihrer unbedacht anmutenden, prompten Akzeptanz in seinen Geist sich prägte, was sie für den Jüngling zu jenem Invasoren mutieren ließ, die sich nur allzu bereitwillig in die traute Familia Flavia zu drängen anschickte.


    Indessen kontinuierten die Oberhäupter beider Geschlechter ihre Verhandlungen, fixierten gar bereits jedwede Kontexte, noch ehe auch nur eines der Kinder, sofern man von Manius Minor absah, in Kenntnis war gesetzt. Endlich verschloss der Jüngling so seinen Mund, um eine Mimik anzunehmen, die größte Similität zu jener besaß, welche sich beim Genuss einer lädierten Frucht sich in sein Antlitz zu malen pflegte. Und mit einem Male verspürte er die heftigste Regung, sich von jenem Ort des Verrates zu absentieren, ja ihm schien es gar ein wenig blümerant zu werden, doch hielt ihn zugleich die Pflicht, welche hingegen ihr Potential zur Résistance von Augenschlag zu Augenschlag mehr einbüßte.

  • “Ah“, machte Sextus nur verstehend, ohne sich zu einer Wertung der Nachricht hinreißen zu lassen. Nachdem seine Cousine nun Flavius Gracchus heiraten würde, würde er dieses Geschäft sicherlich nicht durch irgendwelche kleinlichen Argumentationen kaputtmachen, indem er sich in sonstige flavische Heiratspolitik einmischte. Wenngleich diese Nachricht ihm selbstredend nicht so ganz passte. An dieser Stelle wäre ihm eine weitere Lüge seines ehemaligen Klienten durchaus zupass gekommen. Doch jetzt und hier war weder Zeit, noch Ort, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.


    Überhaupt erschien ihm mit einem Mal die Stimmung am Tisch gekippt zu sein, wobei Sextus sich keinen Reim darauf machen konnte. Immerhin gab es doch wohl keine wünschenswertere Antwort als 'ja' auf einen förmlichen Heiratsantrag. Dennoch schien Flavius Gracchus etwas abgelenkter, als er für gewöhnlich war. Der Junge sagte sowieso nichts und kniffelte seine Umgebung nur kritisch an. Und als Sextus seiner Cousine gerade einen Wink geben wollte, dass diese doch ein lockeres Gesprächsthema ihrer Wahl anschneiden sollte, um die Stimmung aufzuhellen – wer war für fröhliches Blabla mehr prädestiniert als eine Frau? - guckte auch sie zurück, als wäre sie drauf und dran, einen Mord zu planen. Sextus schaute eher verwirrt und fragend zurück.
    Er wusste nicht wirklich viel über Frauen, ja wollte nichteinmal unbedingt mehr über sie wissen, aber den Blick, den kannte er. Er war sich nur keiner Entgleisung bewusst, die den Blick hervorrufen hätte können. Immerhin war er ja nicht durchs Triclinum getanzt und hatte auch brav abgewartet, was Prisca zu sagen hatte. Seit wann waren Frauen wütend, wenn man ihnen zustimmte und Recht gab? Er würde sie wohl auf dem Heimweg fragen müssen, welche Laus ihr über die Leber getrampelt war.
    Jetzt aber galt es erst einmal, die Stimmung zu retten. Nachdem so ein freudiges Fest wie eine Hochzeit offenbar bei allen Beteiligten als Stimmungskiller wirkte, war die Alternativauswahl aber nicht unbedingt einfach. Das Wetter? Zu belanglos – und trostlos. Die letzten größeren Spiele? Waren Munera von Tiberius Durus, wohl auch kein Tischthema (zumindest nicht an diesem Tisch). Politik? Nur, wenn er wollte, dass Prisca nie wieder mit ihm sprach.
    “Hat deine Familie schon Pläne für die Saturnalien?“ fragte Sextus also beiläufig. Wenn das jetzt nicht geeignet war, die Stimmung aufzuhellen, wusste er auch nicht weiter. Goldenes Zeitalter, keine Sorgen, Geschenke für Freunde und Verwandte... wenn das nicht zu besserer Stimmung beitrug, dann gab Sextus auf.

  • Na das ist ja mal wieder typisch für dich, mein "lieber" Cousin. Bist dir so gar keiner Schuld bewusst, nicht wahr? Du Heuchler! … Wenigstens ein paar Tage Bedenkzeit hättest du dir ausbitten können, um es nicht gar so offensichtlich erscheinen zu lassen, dass du dir Sorgen darum machst ich könnte in meinem Alter keinen Mann mehr finden. Pah! Wenn ich wollte, könnte ich jeden haben, antwortete Prisca auf den irritierten Blick ihres Cousins mit einem ebenso vielsagenden, weil beleidigt wirkendem Blick. Sie fühlte sich eindeutig unter Wert "verkauft", auch wenn das nicht stimmte. Ein Flavier wäre schließlich niemals eine schlechte Partie, selbst wenn er bereits im fortgeschrittenen Alter war und mitunter an linguistischen Störungen litt und ... er jemand ist, der auf Männer steht! Letztere Eigenheit war wohl das Hauptproblem das Prisca mit ihrem Zukünftigen hatte, denn wie sollte das mit dem Kinder kriegen zwischen ihm und ihr "funktionieren"? Das er kann - wenn er will - sehe ich an seinem Sohn. Was aber, wenn er bei mir nicht mehr will, weil er schon genügend hat? Aber auch ich will Kinder! Ganz viele und das so schnell wie möglich!


    Prisca war nämlich felsenfest davon überzeugt, dass es nicht an ihr lag bislang kein Kind zur Welt gebracht zu haben, sondern es in der Vergangenheit einfach nicht genügend Gelegenheiten gegeben hatte, um ihre Fruchtbarkeit zu beweisen. Eine Schwangerschaft konnte sie ja vorweisen, auch wenn diese letztendlich zu einer Fehlgeburt geführt hatte. Aber das musste ja nicht zwingend bedeuten, dass nun gar nichts mehr ginge. Hätte sich mein lieber Mann Piso beizeiten nicht vor eine einstürzende insula geworfen, so wäre ich mit Sicherheit heute schon Mutter. Aber stattdessen musste ich die Trauerzeit einhalten und als ich dann endlich wieder gedurft hätte, da … kam dieses elende Schwein Salinator daher und hat uns Aurelier und alle anderen Patrizier ins Unglück gestürzt!, haderte Prisca immer noch mit dem Schicksal ihres Mannes sowie mit den weiteren Umständen in der Vergangenheit, die in Folge die Familienplanung etwas schwierig gestaltet hatten (um nicht zu sagen, fast unmöglich gemacht hatten). Unter der Diktatur des Vescularier hätte man sie möglicherweise zu einer Ehe mit einem Plebejer "gezwungen" und diese Schmach wäre weit größer gewesen, als kinderlos und einsam zu sterben und im anschließenden Bürgerkrieg gab es andere Probleme zu bewältigen als ausgerechnet da ein Kind in die Welt setzen zu wollen.


    Aber nun ist endlich wieder Normalität in unser aller Leben eingekehrt und ich wüsste sogar zwei Kandidaten, die ich sofort heiraten würde … Und jetzt DAS! Prisca konnte und wollte es einfach nicht wahr haben, dass ihre Lieblingsgöttin Fortuna ihr gerade so übel mitspielte "nur", weil ich mich einfach nicht für Einen entscheiden kann Dazu muss man sagen, dass keiner von Beiden bislang eine Ahnung von Priscas Plänen gehabt haben dürfte und auch wenn dem so gewesen wäre, so fehlte eben - von beiden Seiten - jener berühmte "kleine Schritt", den es noch bedurft hätte um ... Aber das hat sich ja nun alles erledigt., seufzte Prisca innerlich und für einen kurzen Moment verschwammen die Gesichter der Anwesenden vor ihren Augen, als sie an die schönen Stunden zurück dachte, die sie allein in Rom sowie in einem Landhaus am Meer hatte verbringen dürfen.


    Ganz im Gedanken versunken hätte Prisca beinahe die provokative Frage nach den Saturnalien überhört, mit der Lupus es nun tatsächlich auf die Spitze treiben wollte, indem er ihre Stimmung nun endgültig in eine bodenlose Tiefe drückte. Saturnalien?! Jetzt sind ihm schon die Sklaven wichtiger als ICH. Na warte, auch wenn du mich gleich steinigen wirst, aber das geht jetzt zu weit! : "Mit Verlaub, allerliebster Cousin Lupus", das Gift ihrer Galle (die ihr langsam hoch kam) in eine besonders süße Betonung seines Namens verpackend, setzte Prisca offen zum Widerspruch an: "Findest du nicht, wir sollten uns - gerade heute - über wichtigere Themen unterhalten als darum, wie man dem Sklavenpack das Leben verschönern kann? … Wir könnten stattdessen klären, bis wann die angedachten Vermählungen nun stattfinden sollen und wer alles auf die Gästeliste soll. ... Desweiteren möchtet ihr beide euch doch sicher anhören, wie weit die Planungen zu den Spielen zu Ehren des Flavius Scato gediegen sind und was meine Wenigkeit dazu berichten kann. Nicht wahr?", kurz warf Prisca ihrem Zukünfitgen einen gespielt hilfesuchenden Blick zu, auf das er ihre Vorschläge doch bitte unterstützen solle, während sie einfach weiter sprach: "Auch sollte MANN sich Gedanken über die zeitliche Abfolge machen. Zuerst die Hochzeiten? Oder erst die Spiele? Oder gar alles zur selben Zeit?" Oh ja, an Priscas Worten und der maskulinen Betonung des pronomens "man", sowie dem schneidenden Klang ihrer Stimme (wann immer sie zu Lupus blickte) konnte man durchaus erkennen, dass sie alles andere als "amused" darüber war, dass "man" hier einfach so zum nächsten "Tagesordnungspunkt" übergehen wollte, anstatt ihrer Person die (ihrer Meinung nach aufgrund des beschlossenen Ereignisses) geschuldete Aufmerksamkeit zu schenken. Ich bin schließlich kein junges Ding mehr, das nur da sitzt und sprachlos dabei zu sieht, wie es zum ersten Mal unter die Haube gebracht wird, schoss Prisca ausschließlich ihrem Cousin funkelnde Blicke zu, welche sie sich Gracchus gegenüber tunlichst verkniff (auch wenn er es verdient hätte.) Pah! Wenn ich mir den Kleinen so ansehe, wie hilflos er da sitzt, dann frage ich mich wirklich was sich der Vater dabei denkt, wenn er seinem Sohn einfach so nebenbei die "Neue" präsentiert Aber letztendlich konnte Prisca ihm das nicht ganz so offen ins Gesciht sagen, was sie von ihm hielt - auch wenn sie es gewollt hätte - da sie seine Kooperation in Sachen gemeinsamem Fortpflanz, noch andernorts dringend benötigen würde.


    Also bekam Lupus ihre ganze Wut ab, während Gracchus noch gut dabei weg kam. Ein versöhnlich erscheinendes Lächeln in seine Richtung und wieder ein vernichtender Blick zu Lupus, ach ja ...


    ... und auch den Kleinen vergass Prisca dabei nicht, indem sie ihm direkt ein warmes und aufmunternd gemeintes Lächeln schenkte. "Für dich ist es doch sicher auch spannender zu erfahren, was bei den Spielen so alles passieren wird, anstatt über die Saturnalien zu sprechen, nicht wahr?" Es war schlicht der Versuch, irgendwie einen netten Eindruck zu vermitteln, wobei Prisca nur mutmaßen konnte, was gerade hinter der Stirn des Kindes vorgehen mochte. Wenn ich mir ihn so ansehen und daran zurück denke, wie ich damals meinen Vater und seine elende Lupa verflucht habe, als plötzlich mein Halbbruder Pegasus vor mir stand, dann ... Wie hatte mein Vater meine Mutter nur derart schmächlich hintergehen können!? … Vielleicht sollte ich den Kleinen fragen, ob er mir und Scato bei der Auswahl der Kämpfer beratend zur Seite stehen will. Ja das wäre vielleicht eine gute Idee ... , überlegte Prisca für den Fall, dass das Thema Spiele näher angesprochen werdenn würde. Vieleicht würde das dem Kleinen gefallen - oder auch nicht, was könnte schon schlimmeres passieren nach all dem, was schon passiert war ...

  • Das Sujet wechselte abrupt von den Verehelichungsplänen zu Saturnalien, dann mit einem Male zu Spielen, welche kurioserweise zu Ehren seines Neffen sollten veranstaltet werden, doch kümmerte all dies den jungen Flavius nicht im Geringsten, da er doch viel zu sehr okkupiert war, sich die prekären Konsequenzen jenes soeben geschlossenen Paktes in schillerndsten Farben zu imaginieren, selbst wenn diese bisweilen kontrafaktisch sich erweisen mochten:
    Zweifelsohne würde jene Aurelia nämlich machtgierig das Szepter des flavischen Hauses an sich reißen, seine arme Tante Domitilla ihrer sämtlichen Okkupationen berauben, welche doch ihren Lebensinhalt mochten darstellen, sodass es zweifelsohne zum Konflikt zwischen beiden würde kommen, welchen wiederum Manius Maior schlicht würde geschehen lassen, da er doch niemals zu den bestimmten Patres Familias zu zählen gewesen war. Dies wiederum würde chaotische Verhältnisse in der Villa evozieren, da zweifelsohne beide Frauen im Folgenden gegeneinander würden arbeiten, bemüht, die Dienerschaft auf ihre jeweilige Seite zu ziehen, Zwietracht im gesamten Haushalt sähen, sodass selbst das traute Mahl im Kreise der Familie zu einem Schlachtfeld würde mutieren, bei dem diese Sklaven dieses, jene Sklaven jenes auftrugen, sodass selbst auf der Mensa heillose Konfusion würde auftreten. Uneingedenk blieb hierbei selbstredend der Umstand, dass Flavia Domitilla, wie man soeben noch hatte verlautbart, ihrerseits in den Hafen der Ehe und damit in einen differenten Hausstand würde einfahren, womit weniger ein zu viel denn ein zu wenig an weiblicher Führung in der Villa Flavia Felix verblieb.
    Dessenungeachtet entspann Manius Minor allerdings weitere Erschröcklichkeiten, da doch zweifelsohne jenes Weib Manius Maior würde umgarnen, ob ihrer zu konzedierenden, femininen Attraktivität ihn durch erotische Zuwendungen zu ihrem Sklaven machen, was ohnehin dem Naturell seines Vaters entsprechen mochte, da er doch seit jeher ein Feigling war gewesen. Im Folgenden aber würde sie auch Antonias Kinder ihm abspenstig machen, Konflikte provozieren, indem sie ein Übermaß an Respekt und Demut ihr selbst gegenüber einforderte, und durch die Hilfe des servilen Pater Familias stets zu ihren Gunsten entscheiden, letztlich jenen schwachen Flavius gar nötigen, seinem eigen Fleisch und Blut seine Gunst zu entziehen und sie aus dem Hause hinauszukomplementieren!
    Zuletzt würden die Aurelii ihr intrigantes Spiel vollenden, indem Prisca am Ende selbst einen Sohn hervorbrachte, den sie rasch als alleinigen Erben des flavischen Vermögens würde installieren, damit Titus, Flamma und ihn selbst als Nachkömmlinge minderer Qualität zurücklassend, sodass ihnen selbst die Aufnahme in den Senat oder adäquate eheliche Bande würden versagt bleiben, während jene flavisch-aurelische Brut prosperierte, das Haus ihrer Ahnen sein Eigen nannte und zugleich doch sich lediglich den aurelischen Traditionen verbunden fühlte, sodass das Erbe der flavischen Imperatoren ebenso verschüttet würde sein wie das Andenken an Claudia Antonia, jene adorable Matrone!
    Diese und weitere Szenarien durchfleuchten den Geist des Jünglings, als mit einem Male die präsumierte Natter ihr Wort an ihn richtete und somit aus seinem Spintisieren erweckte. Selbstredend vermochte er hierauf erstlich keinerlei Replik zu geben, da ihm doch selbst war entgangen, um welche Spiele es sich handelte, die hier die Aufmerksamkeit der Aurelia hatten erregt.
    "Oh, mir sagen die Saturnalia durchaus zu."
    , verlautbarte Manius Minor jedoch endlich mit einem Hauch von Trotz in der Stimme, da er auch in Unkenntnis der Sache den Beschluss fasste, von vornherein in eine prinzipielle Opposition seiner baldigen Stiefmutter gegenüber zu treten, um zu klarifizieren, dass er, konträr zu seinem Vater, keineswegs jener Feigling war, der sich dem neuen Regiment ohne jedwede Résistance würde beugen, zumal ihm als Erstgeborenen auch der Schutz seiner Geschwister oblag, deren Rechte, wie figuriert, ebenso in höchster Gefahr schwebten.

  • Tatsächlich gereichte die Saturnalien-Nachfrage einige Augenblicke dazu, Gracchus von seinem Gram abzulenken, wenn auch die Frage nach den Plänen ihm nicht gänzlich erschließbar war, denn die Flavier selbst kümmerten sich nicht selbst um diese Planung, sondern beteiligten sich schlichtweg an dem, was der Maior Domus und der Vilicus vorbereiteten - was zwar stets dem Grundgedanken der Saturnalien entsprach, dabei jedoch selbstredend nicht außer Acht ließ, dass nach den Saturnalien alle zu dem gewohnten Verhältnis zurückkehrten. Er wollte bereits einen solchen Gedanken äußern als Prisca das Gespräch zurück auf die Hochzeits-Planung brachte, im gleichen Atemzug dabei jedoch eine Angelegenheit ansprechend, die Gracchus gänzlich neu war und dazu gereichten, dass seine linke Braue ein wenig empor wanderte. Es war ihm nie ein leichtes, die Stimmung einer Gesellschaft zu erfassen, doch sofern seine eigenen Affekte zudem sich in den Vordergrund drängten war ihm dies beinahe unmöglich. So entging ihm in seiner Verwunderung nicht nur das Ausmaß Priscas Zorn auf ihren Vetter, sondern gleichsam der Hauch trotzigen Aufbegehrens in Minors Replik.
    "Die Spiele zu Ehren des Flavius Scato?"
    fragte er verwundert nach und überging dabei gänzlich die Äußerung seines Sohnes. Erst als die Frage offen im Raume schwebte wurde Gracchus bewusst, dass dies allfällig etwas war, über das er eigentlich sollte informiert sein. Kurz suchte er den Blick Sciurus', welcher jedoch gänzlich nichtssagend war, ehedem er eilig fortfuhr, so als wären seine Worte keine Frage gewesen, sondern schlichtweg eine Einleitung.
    "Es entfacht durchaus meine Neugier, Aurelia, was du uns dazu beri'hten kannst. Gibt es denn bereits einen angedachten Termin?"
    Zweifelsohne hatte Prisca sich nur ein wenig unglücklich ausgedrückt, denn wer würde Spiele zu Ehren Scatos veranstalten und aus welchem Grunde, so dass wohl eher sein Neffe jene Spiele wollte ausrichten - zu wessen Ehren auch immer.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Hatte Prisca ernsthaft geglaubt, den Sohn ihres künftigen Gatten mit ihrem Charme adhoc für sich zu gewinnen zu können? Ja, das hatte sie! Die trotzig klingende Antwort des kleinen 'Widerborst' spülte allerdings sämtliche Sympathie für den Jungen augenblicklich in den orcus, worauf sich Priscas Augen unmerklich verengten. Der Blick, der Gracchus Minor traf war wohl mit dem einer Schlange zu vergleichen, die ihr Opfer kurz vor dem tödlichen Biss zu hypnotisieren versuchte: "Ach wirklich?", tat Prisca gespielt neugierig und überrascht, obgleich sie die Bemerkung des Kleinen am liebsten ignoriert hätte. Doch heuchelte sie natürlich Interesse an einer Aufklärung vor, denn leider saß da der Sohn ihres künftigen Gatten: Also ich persönlich kann diesem Fest leider nichts abgewinnen. Die Saturmalien sind meiner Meinung nach nichts weiter als geheuchelte Verbundenheit gegenüber dem Sklavenpack, das wir ansonst das ganze Jahr über herum kommandieren, wie es uns beliebt". Zuviele Vergünstigungen wecken nur unnötig Begehrlichkeiten bei den Sklaven, wenn sie sehen, wie schön das Leben sein kann. Das war zumindest Priscas Standpunkt und von dem würde sie nicht abweichen, selbst wenn der Kleine ihr noch so viele Argumente dagegen liefern würde.


    Aber zum Glück schlug ihr Gatte in spe sich auf ihre Seite, indem er seinerseits Interesse an einer Aufklärung, bezüglich der Spiele bekundete. Er weiß davon noch gar nichts? Etwas verdutzt blicke Prisca zu Gracchus und zurück zu ihrem Cousin: "Nun, ich war eigentlich davon ausgegangen, dass du von dem Geschenk weißt, welches unsere Familie der Deinigen zugedacht hat, anlässlich der Wahlsiegfeier deines Verwandten. Aber wie mir scheint, haben es mein lieber Cousin und Flavius Scato bislang wohl versäumt, mit dir darüber zu sprechen. Das irritiert mich ehrlich gesagt ein wenig", merkte Prisca mit leichter Empörung in der Stimme an. Schließlich hatte sie vorab von Lupus die Erlaubnis für das Geschenk eingeholt und auch Scato hatte sicher genügend Gelegenheiten gehabt um mit dem Oberhaupt seiner Familie darüber zu sprechen. Das fehlte gerade noch, dass Gracchus angesichts dieses Versäumnisses verärgert reagiert und die Veranstaltung am Ende gar untersagt.


    "Nun sei wie es sei. … Ich werde dich natürlich vollends über den aktuellen Stand der Planungen aufklären, werter Flavius, denn es kann nicht angehen, dass man dich hierüber im Unklaren lässt. Und selbstverständlich werden alle etwaigen Anmerkungen, Wünsche und Anordnungen von deiner Seite ihre Berücksichtigung finden, sodass alles zu deiner vollsten Zufriedenheit sein wird. Dafür werde ich persönlich Sorge tragen", schenkte Prisca ihrem Zukünftigen ein ehrliches und herzliches Lächeln während sie mit bestimmter Stimme sprach. Sie wollte ihm damit zeigen, dass sie eine starke Frau sein wollte, die man ernst nahm und auf die er sich vollends verlassen konnte. Das bin ich meinem Mann schließlich schuldig,


    "Wie ich bereits erwähnte, haben wir Aurelier deinem Verwandten Flavius Scato dieses Geschenk anlässlich seines Wahlsieges versprochen. Wir dachten es wäre eine günstige Gelegenheit, um nach Ende seiner Amtszeit seinen Namen - genauso wie die Namen unserer beider Familien - in der Öffentlichkeit positiv hervor zu heben, nachdem unsere gentes - wie wir alle wissen - in der jüngsten Vergangenheit nicht gerade einen guten Ruf gehabt haben.", erklärte Prisca die Intention hinter dem Geschenk und sie war nach wie vor fest davon überzeugt, dass kaum jemand etwas gegen solche Spiele haben dürfte, zumal sich das Programm durchaus sehen lassen konnte: "Meine Idee war es, …", leitete Prisca (mit stolz geschwängerter Stimme) auch sogleich auf die geplante Hauptattraktion über um zu sehen, ob die Begeisterung der Anwesenden ebenso groß wäre, wie die von Scato: "… als Hauptattraktion die Vernichtung Karthagos nachzustellen, indem wir zum Tode verurteilte Verbrecher - in der Rolle der Verlierer - gegen Sklaven antreten lassen, die wiederum die römischen Truppen mimen sollen. Das Ganze soll sich vor der Kullisse der Burg Bysra abspielen, die zu diesem Zweck in der Arena nachgebaut werden soll. Natürlich wird sicher gestellt, dass die römische Seite gewinnen wird und als Belohnung, sollen die überlebenden Sklaven von deinem Verwandten die Freiheit geschenkt bekommen. Quasi als Zeichen des Großmutes und der Gnade unserer beiden Familien. Diese Geste sollte dem Volk von Rom wohl gefallen, genauso wie die geplanten Brotspenden rund um das Collosseum", bei der Erwähnung diese Punktes sah Prisca gespielt erwartungsvoll zu Gracchsus´ Sohn, als würde gerade seine Meinung sehr viel bedeuten: Na? Du kleiner "Sklavenversteher", ist das nichts für dich? ...Aber deine Meinung zählt ja eh nicht und sie interessiert mich außerdem nicht, nur um ihm gedanklich die Zunge raus zu strecken und einfach weiter zu sprechen, ohne seine Reaktion abzuwarten.


    "Sämtliche Kosten für das Spektakel möchte ich im übrigen aus dem Erbe meines Onkels begleichen. Dies ist mir ein persönliches Bedürfnis, um damit meine tiefe Verbundenheit - die gleichermaßen die Verbundenheit aller Aurelier gegenüber den Flaviern widerspiegeln soll - kund zu tun. Zu Ehren der Toten und der Lebenden unserer Familien, die durch das Band der Freundschaft für immer vereint bleiben sollen. ... Und da du mich nunmehr als deine neue Ehefrau auserkoren hast, wir dieser Tag für mich noch um ein Vielfaches bedeutsamer sein, angesichts der Freude mich an deiner Seite zeigen zu dürfen", schloss Prisca, mit salbungsvollen Worten lächelnd ihre Ausführungen und ihr inniger Blick ruhte dabei auf ihrem künftigen Gatten. Eigentlich hatte Prisca sich zu diesem Ereignis an der Seite von Scato gesehen (nicht zuletzt nachdem sie sich so wunderbar verstanden hatten), doch müsste man eben die Sitzordnung nochmals umstellen. Kurz überlegte Prisca zudem, ob es taktisch klug wäre zu erwähnen, dass sie und Scato sich auf dem Landgut getroffen hatten und angesichts der Erinnerung an das, was an jenem Tag passiert war, zögerte sie noch. Andererseits wusste ich da ja noch nicht, dass Gracchus mir heute einen Antrag macht, also habe ich mir absolut nichts vorzuwerfen, beruhigte Prisca schließlich ihr Gewissen und bereitete sich stattdessen auf mögliche Fragen, Meinungen und Einwände seitens der beiden Männer vor.

  • In welch artifizieller Weise Prisca ihre Verachtung ob all ihrer Diener zum Ausdruck brachte, mochte in dem jungen Flavius lediglich noch mehr Degout erwecken, zumal doch sein geliebter Patrokolos ebenso der Dienerschaft war zuzurechnen und doch sein engster Vertrauter war, dem bisweilen Freuden zu bereiten durchaus seinem Verständnis eines guten Herrn entsprach, abgesehen davon, dass die Saturnalia in der Villa Flavia Felix mitnichten waren geprägt gewesen von konfusem Chaos und völliger Umwendung der natürlichen Ordnung des Haushaltes, sodass es Manius Minor zu keiner Zeit hatte an Annehmlichkeiten in diesen Tagen gefehlt, respektive dieser Mangel einen eher adventurösen denn defizitären Charakter hatte getragen.
    "Ich schätzte einige meiner Sklaven sehr wohl!"
    , replizierte er somit in provokanter Manier, dabei aufs Neue bedauernd, in welch deplorablen Zustand die Familia Flavia Romae würde geraten, wenn diese Natter das Szepter des Haushaltes würde an sich reißen.


    Doch hurtig wandelte sich das Sujet zu den Spielen für, respektive des, Flavius Scato. Mit einigem Erstaunen nahm der Jüngling zur Kenntnis, dass die Aurelii, augenscheinlich bemüht, ob ihres minoren patrizischen Status mit ihrem Reichtum zu protzen und sich so die Gunst des flavischen Hauses zu sichern, ein mehr denn opulent, ja geradezu lächerlich dekadentes Geschenk anlässlich des Sieges seines Neffen hatten offeriert. Ironischerweise fand der junge Flavius im Laufe der Explikationen Priscas, während er schweigend lauschte, doch zu der originären Intention seiner Präsenz bei diesem Mahle zurück, da er doch aus eigenem Antrieb sich nunmehr mühte das Timbre der Stimme des Weibes zu decodieren, wobei ihm selbstredend seine Refutation ihr gegenüber enge Konstriktionen auferlegte, sodass alles letztlich nur als anbiedernd, schmalzig und degoutierlich erschien, gleichwie generös es in Wahrheit mochte sich gestalten.

  • Da die Saturnalien noch nicht gänzlich vom Tisch waren, sah auch Gracchus sich bemüßigt doch noch einige Worte dazu zu verlieren, insbesondere um in Prisca keine falschen Vorstellungen oder gar Bedenken über die flavische Sklavenhaltung aufkommen zu lassen.
    "Nun, wir feiern die Saturnalien selbstredend nicht als Inversion der Realität"
    , erklärte Gracchus.
    "In der Flavia ist es Tradition gemeinsam mit einigen wenigen, ausgewählten Sklaven zu speisen, während die übrigen schli'htweg von ihren Aufgaben befreit sind. Meines Erachtens ist dieses Zugeständnis mehr als ausreichend gegenüber den altehrwürdigen Riten."
    Letztlich stellte bereits diese Praxis Gracchus jedes Jahr wieder vor überaus enorme Herausforderungen - begonnen damit, dass er sich selbst musste ankleiden -, auch wenn die meisten Aufgaben im Haus von bezahlten Freigelassenen erledigt wurden und er demnach von jenen Angelegenheiten, welche ihn unmittelbar betrafen abgesehen auch während der Saturnalien keinen Einblick hatte, welche Tätigkeiten tatsächlich alle in diesem Hause jeden Tag wurden durch die Sklavenschaft erledigt.
    "Darüber hinaus wissen auch unsere Sklaven die Saturnalien angemessen zu feiern, denn der Großteil unseres Haushaltes stammt aus flavischer Zucht und hat eine ent..sprechende Ausbildung genossen."
    Kein Sklave dieses Hauses würde sich darob jemals erlauben während der Saturnalien aufmüpfig oder gar anmaßend gegenüber seinem Herrn zu sein - uns falls doch, so war er sich zweifelsohne bewusst, dass es seine letzten Saturnalien waren. Um jene Sklaven indes, welche dem Haushalt neu hinzugekauft worden waren, scherte Gracchus sich nicht, war doch jeder Flavier selbst verantwortlich, wenn er sich mit einer solchen Bürde belastete.
    "In Hinblick auf diese Spiele ..."
    , fuhr Gracchus sodann nachdenklich fort und pickte sich ein Stückchen Kapaun von seinem Teller, um es ausgiebig zu kauen.
    "Dies ist beileibe ein überaus großzügiges Geschenk."
    Tatsächlich wusste Gracchus nicht wie er diese Geste sollte einordnen. Spiele kosteten den Ausrichter ein kleines Vermögen, dies wusste selbst er, der sich um Geld noch nie hatte gekümmert, und wurden darob überaus gezielt platziert. Spiele zur Feier eines Wahlsieges mochten einem Consul angemessen sein, einem Praetor allfällig oder einem Aedil - welcher sie ohnehin hatte auszurichten - doch einem Vigintivir? Ein wenig hatte dies den Beigeschmack als wäre es notwendig, Scatos Erfolg derart ausgiebig zu feiern, ganz so als wäre es eine exzeptionelle Außerordentlichkeit, dass er überhaupt war gewählt worden, als hätte der duccische Parvenü mit seiner Tirade im Senat die Wahrheit gesprochen und nun musste man dankbar sein, dass die Senatoren Scato aus großzügiger Güte eine Chance hatte eingeräumt. War es derart, dass die Aurelier die flavische Familien mit diesen Spielen wollten beschämen? Oder aber hatte Scato etwas über die Konspiration - oder allfällig ein anderes überaus gefährliches Wissen über die Aurelia - herausgefunden und erpresste Lupus? All diese Gedanken begleiteten das überaus köstliche Stück des kastrierten Hahnes Gracchus' Kehle hinab.
    "Ein wenig zu großzügig allfällig, in Anbetra'ht des Anlasses"
    , erwiderte er sodann Priscas Lächeln. Sie indes schien in der ganzen Angelegenheit gänzlich unschuldig und er bewunderte ihren Elan bezüglich der Planungen. Obgleich er sich durchaus ein wenig mehr Partizipation von seiner Gemahlin hatte erhofft, hatte Antonia sich stets aus allen öffentlichen Angelegenheiten herausgehalten, hatte zwar ihn ab und an zu gesellschaftlichen Anlässen geleitet, seine staatlichen Pflichten doch oftmals gemieden, geschweige denn selbst Initiative oder Partei ergriffen. Allfällig würde dies mit Prisca an seiner Seite sich ändern.
    "Versteht mich nicht falsch, die Spiele an sich sind eine wunderbare Idee, um die Verbundenheit unserer Familien zu demonstrieren, und Scato zu ein wenig mehr Bekanntheit zu verhelfen ist ebenfalls ein überaus hehres Ansinnen"
    , wenn auch Gracchus die Notwendigkeit dieser Bekanntheit eher in den Officia und Triclinia der Senatoren sah und weniger in den Stuben des gemeinen Pöbels, welcher durch Spiele sich beeindrucken ließ,
    "doch diese Spiele zu Ehren seines Wahlsieges auszurufen, era'hte ich als ein falsches Signal. Dass Scato letztendlich gewählt wurde, war schlichtweg eine unausweichliche Folge seiner Person und Herkunft, und um dies zu feiern wäre zweifelsohne ein bescheidenes Opfer an die Götter mehr als suffizient."
    Gracchus' Lächeln wurde auf eine überaus sublime Art ein wenig maliziös.
    "Indes wäre es dagegen eine gute Gelegenheit zu diesen Spielen seine erneute Kandidatur anzukündigen."
    Obgleich Spiele als Wahlwerbung für eine Quaestur ebenfalls ein wenig zu pompös waren, so würde dies seinen jungen Verwandten womöglich ein wenig anspornen, den nächsten Schritt zu gehen.
    "Deine Idee, Aurelia, zur Devastation Karthagos wiederum scheint mir agreabel - ein klassisches Motiv. Indes ist mir nicht gänzlich plausibel, weshalb die Sklaven hernach freigelassen werden sollen. Allfällig wäre es für das Publikum spannungsrei'her wenn geschulte, populäre Gladiatoren den Part Roms übernehmen würden. Das Spektakel wäre in diesem Falle bereits groß genug, als dass am Ende der Staat mit Freigelassenen würde belastet werden müssen, welche ohnehin niemals von Wert für die Gesellschaft werden sein, da sie weder der einen, noch der anderen Welt zugehören."
    In dieser Angelegenheit war Gracchus' Ansicht über die Welt, wie sie sein sollte, zweifellos ebenso starr wie Priscas Meinung über die Saturnalien. Die Freilassung von Sklaven war in seinen Augen nur ein Mittel, um defizitäre Sklaven zur Arbeit anzuspornen und letztendlich auf Kosten der Gesellschaft wieder loszuwerden.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Der Kleine schien sich in seiner oppositären Position wohl zu gefallen, zumal er es nicht lassen konnte seine Loyalität dem lebenden Inventar gegenüber mit trotzig klingender Stimme zu betonen. Und? Wen interessiert das schon? Auch wenn es ihr schwer fiel, Prisca vermied es tunlichst ihr Desinteresse offen zu zeigen, oder gar dem Sohn ihres Gatten in spe - vor dessen Augen und Ohren - über den Mund zu fahren. Stattdessen ließ sie seine Worte mit einem schlichten: "Nun, junger Mann, das ist natürlich dein gutes Recht deine Sklaven zu behandeln wie es dir beliebt." von ihrer Seite aus stehen zu lassen. Genauso wie die Erklärungen seines Erzeugers, zu denen sie lediglich beifällig nickte. Die Gepflogenheiten der Flavier waren ihr nicht gänzlich unbekannt, schließlich hatte sie lange genug in diesem Hause gelebt und doch wurde sie immer wieder auf´s Neue überrascht von den Eigenarten und Besonderheiten der Flavier.


    Zum Glück schwenkte Gracchus schnell zurück auf das Thema Spiele und hatte Prisca eben noch auf seine Begeisterung und ungeteilte Zustimmung gehofft, so wurde sie nun von seiner eher reservierten Haltung und Kritik eines Besseren belehrt. Kurz blickte Prisca hinüber zu Ihrem Cousin Lupus, der sich auffällig still verhielt. Hatte er nicht ähnliche Bedenken und Anmerkungen geäußert, als sie ihm ihre Idee vorgetragen hatte? Von wegen, dass dieses Geschenk für einen solchen Anlass womöglich etwas zu pompös wäre und es die Flavier gar brüskieren könnte? Gut möglich. Allerdings hatte Prisca (wie des öfteren) nicht so genau hingehört und sich lieber von ihren eigenen Vorstellungen leiten lassen. Abgesehen davon hatte der Beschenkte selbst alles andere als beschämt gewirkt, noch hatte Scato irgend etwas daran auszusetzem gehabt. Ich erinnere mich noch gut daran, wie begeistert er von meinen Ideen gewesen ist. … Und von mir war er ebenso begeistert!, erinnerte sich Prisca (mit leichtem Herzklopfen und etwas Wehmut) an das schöne Erlebnis am Meer zurück, bei dem es allerdings nicht nur um die Ausrichtung der Spiele gegangen war.


    Wie also sollte sie nun mit den Anmerkungen ihres künftigen Gatten umgehen, ohne gleich die jungen Bande, die sie soeben geschlossen hatten, mit einer Zwistigkeit zu belasten? Zumal Gracchus der Grundidee ja scheinbar positiv gegenüber stand und seine Einwände und Anmerkungen durchaus logisch und berechtigt klangen: "Ich gebe dir recht, werter Flavius, dass ein solches Geschenk vielleicht etwas zu großzügig erscheinen mag, doch war es keineswegs unsere Absicht euch damit in irgend einer Weise in der Öffentlichkeit zu beschämen", ergriff Prisca nun wieder das Wort, da sie ja hauptsächlich für das Geschenk und die bisherigen Planungen verantwortlich war. "Wie ich bereits erwähnte, möchten wir mit diesem Geschenk das Ansehen unserer beider Familien in der Öffentlichkeit wieder stärken, nachdem so viele Gerüchte, Lügen und hetzerische Unwahrheiten über uns verbreiten worden sind", erinnerte Prisca an das Regime des Vesulariers und der regelrechten Verfolgung, der sie allesamt ausgesetzt waren: "Das Geschenk war also nicht ganz uneigennützig gedacht, wenn du mir diese Offenheit erlaubst, auch wenn es augenscheinlich allein deinem Verwandten zu Teil wurde."


    Prisca machte eine kurze Pause um einen Schluck verdünnten Wein zu nehmen, da ihr Mund und ihre Zunge sich vom vielen reden ein wenig trocken anfühlten. Außerdem konnte sie so die Einwände ihres Zukünftigen nochmals überdenken. Den Wahlsieg Scato´s zu feiern wäre also das falsche Signal? Besser wäre es seine Kandidatur damit zu verbinden? … Und anstatt Sklaven freizulassen, sollten wir lieber professionelle Gladiatoren nehmen? Es fiel Prisca nicht leicht sich einzugestehen, dass sie bei der Wahl des Anlasses ein wenig über das Ziel hinaus geschossen war ebenso, wie sie die Folgen der Freilassung der Sklaven unterschätzt hatte. Da es aber der positiven Außenwirkung (und darum ging es ihr hauptsächlich) kaum dienlich wäre mit einem überdimensionierten Geschenk zu protzen und somit Gefahr zu laufen, als "dekadentes Patrizierpack" hingestellt zu werden, bedurfte es wohl einer "kleinen Korrektur": "Was nun den Anlass und den Umfang der Spiele betrifft ...", begann Prisca dann bedächtig wieder zu sprechen und dabei blickte sie entschuldigend zu Gracchus: "So muss ich gestehen, dass ich die Angemessenheit und die Folgen wohl falsch eingeschätzt habe. Verzeih mir bitte meine Unbedachtheit."


    Es half nichts, auch wenn Scato es womöglich nicht gefallen würde, dass er SEIN Geschenk im nachhinein würde teilen müssen, … aber hätte er Gracchus rechtzeitig informiert, dann müsste ich jetzt nicht hinter seinem Rücken auf die Schnelle eine Lösung finden, mit der wir alle leben können, versuchte Prisca den Vorschlag, den sie nun machte, damit zu rechtfertigen indem sie ihm kurzerhand eine gewisse "Teilschuld" zu sprach:


    "Ich freue mich jedenfalls, dass dir das Thema der Spiele zusagt. Zum Glück ergab sich noch keine Gelegenheit zum Kauf der Sklaven, sodass wir ohne Probleme - anstatt ihrer - die Gladiatoren nehmen können. Es bliebe nur mehr zu klären, woher wir genügend verurteilte Verbrecher bekommen, die in der Arena den Tod finden sollen. Ich hatte so an etwa siebzig bis hundert gedacht", nutzte Prisca ganz nebenbei die Gelegenheit dazu, um einen der offenen Punkte auf ihrer Planungsliste mit anzusprechen: "Und was würdest du davon halten, wenn wir neben der Kandidatur Scato´s zusätzlich noch unsere bevorstehende Hochzeit und die von Domitilla angeben? Damit wäre der Umfang des Spektakels doch in jedem Falle den Anlässen entsprechend angemessen, oder nicht?" Prisca hielt diesen Vorschlag nicht nur für einen guten Kompromiss sondern vielmehr für eine zwingende Konsequenz, da sie ihre Eheschließung selbstverständlich in einem gebührenden Rahmen feiern wollte. Hätte ich das mal eher gewusst, dass ich so schnell wieder einen Mann finden werde … (wenn auch nicht gerade den "Traumprinzen" , von dem sie noch vor kurzem geträumt hatte) ...

  • So beiläufig klangen die Erinnerungen der Aurelia - Gerüchte, Lügen und hetzerische Unwahrheiten -, allenfalls belegt mit einem feinen Hauch der bedrückenden Reminiszenz an Kummer und Entbehrung, garniert mit ein wenig Entrüstung über diese augenscheinlichen Dreistigkeiten, dass wieder einmal in Gracchus die Gewissheit erstarkte, dass Prisca nichts wusste über die Wahrheit, dass Aurelius Lupus die Seinen in ebensolch unschuldiger Unwissenheit hatte belassen wie er selbst den Rest der Flavia. Gleichwohl evozierte diese Empörung und die daraus erwachsene Tatkraft, aber auch das Kalkül, mit welchem Prisca ihr Geschenk und die Präsentation dessen hatte auserwählt, neuerliches Wohlgefallen in Gracchus in Hinblick darauf, nicht nur ob der Gegebenheiten und Verwicklungen zwischen ihren Familien eine überaus adäquate Verbindung ins Auge gefasst zu haben, sondern mit der Aurelia eine wahrhaft für die Familie passionierte Gemahlin erkoren zu haben.
    "Es gibt nichts zu verzeihen, Aurelia, denn bisherig sind es doch nur Pläne"
    , begütigte er darob ihre Abbitte.
    "Es ist zweifelsohne niemandem hier fremd, dass durch den Überschwang einer Idee ein wenig Unbeda'htheit in eben jene sich einzuschleichen vermag."
    Insbesondere galt dies für jene Männer, welche in Begeisterung und Eifer des ideologischen Gefechtes gänzlich die Realität übersahen und dabei einen Bürgerkrieg auslösten. Über ein Stückchen Tintenfisch suchte Gracchus die Erinnerung daran zurück in sich hinab zu drängen und über die Problematik der Gefangenen zu sinnieren.
    "Mit ausreichend Vorbereitungszeit lassen sich zweifelsohne genügend Ver..brecher ausfindig machen, allfällig über Kontakte in den Provinzen nahe der Reichsgrenze, denn dort ist die Kriminalitätsrate generell höher als hier in Rom."
    Gleichwohl die Statthalter dort eher geneigt waren, sich lästiger Verbrecher kompromisslos zu entledigen oder Exempel zu statuieren, wiewohl die Anzahl der Advocati, welche dies suchten zu verhindern, und jener, welche diese sich würden leisten können, wesentlich geringer war.
    "Mit diesem Anlass unsere Hochzeit anzukündigen ist zweifelsohne eine vorzügli'he Idee, indes jene Domitillas ..."
    Eine kurze Pause folgte, doch letztlich entschied Gracchus, dass er in diesem Rahmen seine Bedenken freimütig würde äußern können, gegenüber Prisca zweifelsohne äußern müssen, denn obgleich dies nichts war, was die Gesellschaft Roms vordergründig würde wissen müssen, so gehörten die Aurelier doch bereits praktisch zur Familie, wiewohl Gracchus sicher war, dass seine Gedankengänge auch ihnen nicht fremd waren.
    "Ich befürworte diese Ehe nicht. Domitillas Vater hat diese Ver..bindung von Ravenna her dirigiert, in keinster Weise eingedenk, wiewohl uneinsichtig der Gegebenheiten in Rom. Selbstredend akzeptiere ich seine Entscheidung, doch ich bin nicht bereit sie zu akklamieren. Die Tiberii Ahala haben deplorablerweise schon immer ein wenig eigentümli'he Vorstellungen von adäquaten Eheverbindungen, und da wir aus diesem Grunde noch nie familiäre Relationen zu dieser Familie aufgebaut haben, bin ich nicht sicher, ob es schlichtweg ihre Mentalität ist oder ob finanzielle Schwierigkeiten sie zu diesen Verbindungen in die Plebs drängen. Ich hegte die Hoffnung mit Tiberius Lepidus würde sich dieses Gebaren ändern können, denn bisweilen zeigt er doch dur'haus einen viablen Charakter. Indes, nachdem er seine eigene Schwester mit Duccius Vala ver..mählt hat ..."
    Gracchus schüttelte den Kopf, ließ diese Angelegenheit ihn doch stets ein wenig sprachlos zurück.
    "Duccius Vala!"
    Er breitete in einer Geste der Hilflosigkeit die Hände aus.
    "Er hätte sie auch na'hgerade nach Germania verkaufen können!"
    Im Grunde war Gracchus überzeugt, dass er genau dies hatte getan.
    "Nein, meine Base mit Tiberius Lepidus vermählt zu sehen, dies ist zweifelsohne kein freudiger Anlass. Sofern wir indes bis nach dieser unsägli'hen Hochzeit warten wird es nicht weiter ins Gewicht fallen."
    Domitilla und der Tiberier würden in diesem Falle selbstredend als Gäste geladen sein, doch in keinem Falle würde der Duccier mit seiner Anwesenheit den freudigen Anlass verderben.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Zufrieden stellte Prisca fest, dass ihre Verbesserungsvorschläge nunmehr weitgehend mit den Ansichten ihres Zukünftigen übereinzustimmen schienen. Auch wenn es Scato womöglich nicht sehr gefallen wird zu hören, dass die Spiele nicht mehr allein seinetwegen ausgerichtet werden Was angesichts der heutigen Entwicklung jedoch leider nicht zu ändern war, nun, da das Schicksal entschieden hatte an wessen Seite sie fortan ihr Leben verbringen sollte. Manius Flavius Gracchus! Jener war zwar alles andere als der "Traummann", den Prisca erträumt hat, doch war es selbstverständlich, dass sie von nun an stets loyal hinter ihm stehen würde und sie seine Meinung und Ansichten (zumindest nach außen hin) teilen würde. Natürlich würde sie -je nach Bedarf - versuchen seine Meinung dahingehend zu manipulieren, dass diese mit der ihrigen konform ginge und nicht umgekehrt. Bei Piso war ihr das zumindest des Öfteren gelungen, doch würde die Zukunft erst zeigen müssen, wie gut ihr neuer Ehemann auf subtil gesteuerte Gedankenmanipulationen reagierte.


    Auf seinen Vorschlag hin, die benötigten Verbrecher über die Provinzen und Reichsgrenzen einzusammeln, war Prisca zunächst geneigt, einen ersten Versuch bei Gracchus zu starten, da ein solches Unterfangen sicher einige Zeit in Anspruch nehmen würde. Und Prisca mochte es gar nicht, wenn sie warten musste. Andererseits würde das Spektakel - wohl oder übel - einer längeren Vorbereitungszeit bedürfen, da die Spiele durch die heutigen Erkenntnisse eine völlig neue Ausrichtung bekommen haben. Für meine Hochzeit muss schließlich ALLES perfekt sein!: "Perfekt! Je mehr Verbrecher wir auf diese Weise einsammeln können, um so spektakulärer wird das Schauspiel für das Volk sein!", nickte Prisca schlussendlich beipflichtend zu und verzichtete darauf, Gracchus von einer schnelleren Lösung überzeugen zu wollen.


    Beipflichten musste sie Gracchus auch in Bezug auf seine Haltung betreffend der bevorstehenden Ehe zwischen Domitilla und dem Tiberer. Und das aus tiefster Überzeugung! Die Tiberer haben tatsächlich einer ehelichen Verbindung mit dem Plebs zugestimmt? Prisca war zunächst sprachlos angesichts dieser konsternierenden Nachricht. Und ausgerechnet mit Duccius Vala! Ein leichtes Kopfschütteln ihrerseits deutete an, wie sehr sie Gracchus' hilflos wirkende Geste nachvollziehen konnte. Prisca war zwar davon überzeugt, dass der alte Adel nicht auf ewig abgeschottet vom übrigen Volk existieren konnte und man sich deshalb frühzeitig um politische Bande kümmern musste. Genau aus dieser Überlegung heraus hatte sie die Wahl des Ducciers ja indirekt unterstützt, um eventuell daraus irgendwann einen persönlichen Profit schlagen zu können. Aber eine Vermischung der Blutlinien???!!! …


    Nein! DAS war in Priscas Augen - nach wie vor - absolut tabu. Schließlich war sie von Kindheit an so erzogen worden, dass es für eine Patrizierin nichts schlimmeres gab, als einem Plebejer versprochen zu werden: Adeliges Blut darf niemals mit dem des gemeinen Volkes vermischt werden, hatte Priscas Mutter immer gesagt und regelrechte Horrorgeschichten wusste sie zu erzählen: Von Patrizierinnen, die in ärmlichen Behausungen leben und im Haushalt ihres Mannes schuften und putzen mussten. Zudem mussten sie auf dem Feld arbeiten und wenn sie nicht spurten, dann wurden sie von ihren Männern geschlagen oder gar zu den Tieren in den Stall gesperrt. Und von Kindern, die aufgrund der Vermischung des Blutes missgebildet oder/und sogar geistig behindert waren und und und… Das war selbstverständlich alles nur erfundenes und dummes Geschwätz, doch prägten auch solche Geschichten mitunter einen Menschen. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass (zumindest) die namhaften plebejischen Familien längst einen luxuriösen Lebensstandard pflegten, sodass es der Schwester des Tiberers mit Sicherheit an nichts fehlen würde, außer der Gewissheit fortan mit einem "kleinen" aber "feinen" Makel der "Unreinheit" leben zu müssen.


    Wie sich die Schwester des Tiberers gerade fühlen mochte, darüber wollte Prisca gar nicht weiter nachdenken. Es reichte schon, dass auch Domitilla indirekt mit hinein gezogen wurde. Wie es ihr wohl geht? Oh je, die Ärmste. Das hat sie nun wirklich nicht verdient. Und dabei hat sie mir von dem Tiberer damals auf der Wahlsiegfeier noch als ihren "stillen Verehrer" vorgeschwärmt. Ich muss sie bei Gelegenheit fragen, wie sie dieser Verbindung nun gegenüber steht, erinnerte sich Prisca kurz an das letzte Gespräch mit ihrer Freundin zurück, ehe sie wieder das Wort ergriff:


    "Diese Nachricht ist mir neu und ich muss gestehen, ich bin sprachlos", reagierte Prisca entrüstet und gleichermaßen ratlos blickte sie in die Runde. Mit Sicherheit hatte Gracchus alles unternommen, um die Ehe zu verhindern, doch war er offensichtlich am Widerstand von Domitillas´ Vater gescheitert: Wie kann ihr Vater angesichts dieser blamablen Aktion der gens Tiberia nur seine Zustimmung geben? Ist ihm denn nicht bewusst, was er damit auslöst? Ist ihm der politische Nutzen aus dieser Ehe tatsächlich so viel wert, dass ihm die alten Traditionen und die ungeschriebenen Gesetze des Adels völlig egal sind??" Dieser Narr!!! Prisca bezeichnete ihn zwar nicht laut so, doch könnte man anhand ihrer emotional geladenen Äußerung unschwer die Meinung über Domitilla´s Vater ableiten. Wobei eigentlich ja die Tiberer den Tabubruch begangen hatten und nicht er. Das Bild, das seit ihrer Kindheit eingebrannt war - von der Schmach einer solchen Ehe - genügte jedoch, um dem Kerl am liebsten direkt ins Gesicht zu sagen, was sie von ihm hielt.

  • Ein wenig ratlos schüttelte Gracchus den Kopf.
    "Cnaeus Aetius ist ein überaus berechnender Mann. Was auch immer Tiberius Lepidus ihm geboten oder versprochen hat, es ist zweifelsohne von nicht geringem Wert"
    , suchte er die Entscheidung seines Onkels zu erklären. Obgleich es selbstredend keine Beweise gab und auch kein Flavier dies jemals würde laut aussprechen - nicht einmal innerhalb der Gens -, so war doch in der Familie durchaus bekannt, dass Aetius nicht nur berechnend, sondern skrupellos war, dass er zur Erreichung seiner Ziele gar über Leichen ging, wenn dies auch üblicherweise nicht die seiner eigenen Familienmitglieder waren. Da jedoch Gracchus sich hinwieder nicht konnte vorstellen, was dies sein sollte, das der Tiberius seinem Onkel versprechen konnte, hegte er darüber hinaus auch die Befürchtung, Cnaeus Aetius könnte schlichtweg der Senilität des Alters anheimgefallen sein, was er indes ebenso wenig wollte aussprechen, galt doch der Respekt gegenüber den älteren Verwandten als gleichsam ungeschriebenes, gefestigtes Gesetz seiner Familie wie die Unmöglichkeit einer Ehe in die Plebs. Nach der Hochzeit allfällig würde er dies mit Prisca teilen können, doch noch war die Ehe nicht mehr als ein Versprechen.
    "Gibt es denn schon einen Zeitpunkt, zu welchem die Spiele angeda'ht sind, Aurelia?"
    suchte er darob das Thema zurück auf die Hauptangelegenheit des Abends zurück zu lenken, da auch der Termin der Hochzeit durchaus bereits würde festgelegt werden können.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!