Nachdem der Sklave mich gefunden und in Richtung des Tablinums gescheucht hatte - Falco hatte wirklich eine merkwürdigen Geschmack bei denen, die eigentlich katzbuckeln sollten - stand ich nun vor seiner Tür und klopfte an...
Tablinum
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"Herein!" rief ich und hoffte, das es Aelia war. Gleichzeitig hatte ich ein mulmiges Gefühl vor unserem Gespräch und davor ihr das, was ich gerade erfahren hatte, beizubringen.
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Als ich das "Herein" hörte, stieß ich die Tür auf und spazierte ins Tablinum meines Bruders.
"Du suchst mich Bruderherz?", fragte ich im Gehen. -
Ich stand auf, ging meiner Schwester einen Schritt entgegen und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
"Komm, setz dich. Ich habe dir... ähm..., etwas zu sagen. Darf ich dir ein Glas Wein anbieten?"
Ich wußte, Aelia würde den Wein bald brauchen. Genauso wie ich ihn kurz vorher gebraucht hatte.
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Stirnrunzelnd ob dieser förmlichen Geste setzte ich mich hin.
"In Ordnung...wer ist gestorben?", fragte ich und sah Falco an.
Bei dieser riesigen Sippschaft starb mit Sicherheit alle paar Wochen jemand...nur von den wenigsten nahmen wir wahrscheinlich Kenntnis. -
"Gestorben ist eigentlich niemand..." begann ich und suchte nach den richtigen Worten.
Obwohl, für mich war dies eine gewisse Person inzwischen schon, fügte ich in Gedanken hinzu und goß meiner Schwester Wein in ihren Becher, welchen ich vorsorglich bereit gestellt hatte.
Ich hatte zu meiner Schwester stets ein offenes und ehrliches Verhältnis gehabt und mir selbst lag großes Herumgerede um den heißen Brei nicht. So beschloß ich schnell zum Punkt zu kommen.
"Für mich selbst und erst recht für dich ist es dennoch sehr schmerzhaft, was ich dir jetzt sagen muß. Ich hatte heute Besuch von Hungaricus, dem Praefectus Praetorio. Er bat mich um eine vertrauliche Unterredung."
Meine Kehle war plötzlich ganz trocken. Rasch trank ich meinen Weinbecher leer und goß mir schnell nach.
"Aelia, es tut mir sehr leid, was ich dir jetzt sagen muß.
Es half alles nichts, ich mußte es ihr sagen.
"Victor, dein Verlobter...", allein dieses Wort noch zu verwenden fiel mir schon unsäglich schwer, "...er hat dich betrogen, noch vor eurer geplanten Hochzeit."
Ich berichtete Aelia von den Mitteilungen Hungaricus, ohne meine Schwester aber mit den schmutzigen Details zu belasten, welche mir Hungaricus erzählt hatte.
"Es gibt leider keinen Zweifel. Wenn ich nur den geringsten Argwohn an der Wahrheit dieser Informationen hegen würde, dann hätte ich dir diesen Kummer für mein Leben gern erspart. Nein, es steht fest. Victor hat eure Liebe, dein Vertrauen in ihn und unsere Familienehre in den Schmutz gezogen. Und das mit einer billigen Hure..."
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Selten hatte ich meinen Bruder so gesehen. Noch bevor er mir gesagt hatte, was er sagen wollte wurde mir mulmig zumute.
Als er dann schließlich mit der Sprache herausrückte starrte ich ihn halb ungläubig halb geschockt an.
Ich öffnete meinen Mund, wollte etwas erwidern, doch ich blieb stumm.
Mein Blick flog im Raum umher, während mein Kopf versuchte zu begreifen.
Nachdem ich das eine knappe Minute so gemacht hatte stand ich wütend auf und lies einige Flüche und Verwünschungen auf die Männerwelt los, die wohl selbst einen abgehärteten Soldaten an der germanischen Grenze hätten rot werden lassen.
Wieder etwas, das ich von unserem guten alten Papa aufgeschnappt hatte.Da ich mich nun einigermaßen abgeregt hatte setzte ich mich doch wieder hin und starrte zum Weinglas.
"Was nun?", fragte ich tonlos. -
Mit tat es in der Seele leid, welchen Kummer ich Aelia mit meiner Mitteilung bereitet hatte und ich sah ihr deutlich an, wie erschüttert sie darüber war.
Als sie sich wieder gesetzt hatte, reichte ich meiner Schwester das Weinglas.
"Trink erstmal. Ich hab das vorhin auch gebraucht."
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Zögerlich nahm ich das dargebotene Weinglas, blickte kurz hinein, wie das rote Etwas darin umherschwappte und leerte es dann in wenigen Zügen...ungewöhnlich für mich, da ich sowieso nicht die trinkfesteste war.
Mit einem Seufzer stellte ich das Glas wieder hin.
"Hilft nicht.", sagte ich lediglich und sah zu meinen Füßen. Warum? Das wollte mir nicht in den Kopf. -
Ich goß Aelia nach. Ein Becher hatte bei mir auch nicht geholfen.
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Auch dieser war schnell leer.
Ich lehnte mich zurück und sah Falco traurig an. Noch immer schwirrte mir der Kopf - der Wein tat wohl das seinige dazu.
"Warum tun Männer so etwas? Warum sind Männer solche Schwachköpfe, erklär mir das.", bat ich ihn, wohl wissend, dass niemand eine Antwort darauf hatte. -
"Ich weiß nicht, was in Victors Kopf vorgegangen ist, Aelia."
sagte ich langsam.
"Ich weiß nur, das er deine Liebe und dein Vertrauen schändlichst mißbraucht hat."
Aelias Becher wurde wieder von mir gefüllt.
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Wieder nahm ich das Glas, trank jedoch nicht.
"Wirklich...", fragte ich mit ironischem Unterton und richtete meinen wütenden Blick aufs Glas.
Wenige Sekunden später lag es in der nächsten Ecke - irgendwie musste ich mir Luft machen.
"Ich hoffe, du hast nicht zu sehr daran gehangen.", brummte ich schlecht gelaunt und rutschte auf meinem Sitz weiter nach unten. -
Von dem Glas hatte ich mich innerlich bereits verabschiedet, als ich es auf den Tisch gebracht hatte. Es war mir auch völlig egal. Ich verstand Aelias tiefe Enttäuschung über Victor. Ich selbst teilte diese und wußte nicht, ob ich ihm bei unserem nächsten Zusammentreffen nicht an die Gurgel gehen würde, für das was er meiner Schwester angetan hatte.
Ich wies auf eine Anrichte.
"Dort sind noch mehr Gläser. Bedien dich."
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"Kein Bedarf...", murmelte ich und seufzte.
Nein, nach einem Besäufnis oder weiteren Sachbeschädigungen war mir nicht zumute. Mir war danach zumute, jemand bestimmtem den Hals umzudrehen. Zumindest nach dem Warum wollte ich ihn fragen.
"Was sagt er denn dazu?" -
"Ich weiß es nicht und ich halte es auch nicht für klug, wenn ich ihm in der nächsten Zeit begegne. Ich möchte nicht zum Mörder werden."
Normalerweise war ich zwar die Selbstbeherrschung pur, aber ich befürchtete, das ein falsches Wort von Victor diese Selbsteinschätzung ad absurdum führen könnte.
"Ich beabsichtige dem..., ähm Victor, einen Brief zu schreiben..."
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Zum Mörder? Diese Worte liesen mich wieder aufsehen. So hatte ich ihn wirklich noch nie gesehen, er regte sich ja fast mehr auf als ich.
"Du wirst ihn nicht anrühren!", sagte ich nochmal mit Nachdruck. Was auch immer Victor getan oder nicht getan hatte, es war es nicht wert, dass mein Bruder ihn dafür umbrachte.
Auf sein Vorhaben hin nickte ich. Brief war für die zukünftige Konversation der beiden sicher besser.
"Ich...ich will auch nochmal mit ihm reden...einmal nur.", sagte ich leise und hoffte, Falco würde nicht gleich an die Decke gehen. Mir war schleierhaft, warum ich selbst im Moment so ruhig war.
Vielleicht hatte ich es einfach noch nicht richtig realisiert. -
Ungewollt heftig sagte ich zu Aelia.
"Ich verbiete es dir nicht, noch einmal mit ihm zu sprechen. Bei der Gelegenheit kannst du ihm dann gleich meinen Brief übergeben. Ja, und sein Verlobungsgeschenk, das kannst du ihm bei dieser Gelegenheit vielleicht auch gleich vor die Füße werfen."
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Unwillkürlich zuckte ich zusammen als er mich so anfuhr.
Ich konnte es ja verstehen, mir ging es nicht viel besser, nur zeigte ich es wohl bis auf die Sache mit dem Glas nicht so offen.
Vor die Füße? Warum nicht ins Gesicht, tat mehr weh...Ich hätte mich von Anfang an wohl nicht mit ihm einlassen sollen...er war der Kommandeur der CU, Falco der der Vigiles...das konnte ja nur böses Blut geben.
"Mich brauchst du nicht so anzumeckern, ich habe nichts getan!", blaffte ich meinen Bruder an. Ungewollt zwar, aber es war niemand anderes hier, an dem ich meine Wut auslassen konnte. -
Aelias Worte und ihr Zurückblaffen brachten mich wieder zur Besinnung. Es brachte nichts, wenn wir uns gegenseitig anfuhren. Keiner von uns beiden konnte etwas dafür.
Der Schuldige für unsere Wut saß in der Casa Octavia oder lag vielleicht schon wieder in den Armen dieser Dirne, dachte ich bitter. Wie hatte er das meiner Lieblingsschwester nur antun können, fragte ich mich.
Ich stand auf, ging zu Aelia hinüber und nahm sie in meine Arme.
"Schwesterchen, du hast recht. Entschuldige bitte. Ich habe mich von meiner Wut auf Victor hinreißen lassen. Nein, ich werde ihm nichts antun. Das verspreche ich dir, Aelia. Das ist er nicht wert. Ich werde kühl und besonnen reagieren, aber mit aller Konsequenz. So wie es meine Pflicht ist, als dein Bruder und Pater Familias."
Ich spürte, wie Aelia vor Wut und Empörung über das soeben Erfahrene am ganzen Körper bebte. Aber wir hatten schon als Kinder gut verstanden uns gegenseitig bei Kummer zu trösten. nach einer Weile merkte ich, wie sie in meinen Armen merklich ruhiger wurde.
"Aelia, willst du dir das wirklich antun, Victor noch einmal zu sehen?" fragte ich sie leise und behutsam. "Er wird dir nur eine Menge Lügen und Ausflüchte auftischen. Ich weiß, das mir Hungaricus die Wahrheit gesagt hat. Er hätte sich nie dazu hergegeben, derartige Vorwürfe gegenüber einem Manne zu äußern, der einst unser gemeinsamer Waffenbruder gewesen ist, wenn er sich selbst nicht hundertprozentig sicher gewesen wäre, das es stimmt."
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