Octavena lächelte und drückte sanft seine Hand. Sorgen waren nicht immer rational oder logisch, aber manchmal ließen sie sich einfach nicht vertreiben, das wusste sie nur zu gut.
"Es sind nur Träume", erinnerte sie Witjon dann und blickte ihn ruhig an. "Lass dich davon nicht verrückt machen. Schließlich gibt es im Moment doch auch keinen Grund zur Sorge."
Einmal ganz davon abgesehen, dass sowieso nur die Götter wissen konnten, was die Zukunft denn wirklich brachte und er ohnehin nichts daran würde ändern können. Das sprach Octavena allerdings nicht noch einmal explizit aus, denn das würde ihrem Mann auch nicht helfen.
Stattdessen zuckte einer ihrer Mundwinkel und brachte so das vorher eher sanfte Lächeln etwas in die Schräge. "Und indem du darüber grübelst, was an Unvorhersehbarem passieren könnte, hilfst du niemandem. Am wenigsten dir selbst."
[Fochskabuff] Witjons und Octavenas Schlafzimmer
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Witjon erwiderte das Lächeln, als Octavena seine Hand drückte. Seine Sorgen traten bei ihrer Berührung gleich in den Hintergrund und er nickte. "Du hast ja Recht. Ich war einfach nur... beunruhigt." Ja, so konnte man es wohl ausdrücken. Witjon zuckte betont gleichmütig mit den Schultern, auch um seine Sorgen bewusst abzuschütteln.
Dann kam ihm eine Idee. Augenblicklich hellte sich Witjons Miene auf. Statt Besorgnis strahlte er nun Unternehmenslust aus. "Unvorhersehbares kann man aber reduzieren. Wie wäre es, wenn wir uns ein paar Wachhunde anschaffen?" Jetzt strahlte Witjon förmlich. Das war eine großartige Idee! Er sah Octavena jetzt an wie ein kleiner Junge, der sich in ein tolles Spielzeug verliebt hatte und es unbedingt haben wollte.
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Mit einem Mal musste Octavena ein Lachen unterdrücken, als sie das Leuchten in Witjons Augen über die neue Idee bemerkte, und schmunzelnd nickte sie. "Wie du möchtest. Allerdings wäre ich dir dankbar, wenn wir darüber morgen in Ruhe reden könnten."
Wenn die Wachhunde ihn beruhigten, bitte. Nur Octavena war unverändert vor allem müde.
Sie wies mit dem Kinn auf das Bett."Das hat doch auch noch wirklich ein paar Stunden Zeit und ich würde bis dahin gerne noch ein bisschen schlafen." -
Witjon malte sich bereits aus, welche Tiere er beschaffen wollte. Nicht diese großen Viecher, die sein Vetter Ragin züchtete. Wie nannte man die noch? Bärenhunde? Da war der Name Programm. Solche gefährlichen Tiere wollte Witjon lieber nicht auf dem Landgut herumrennen haben. Ein Zwinger kam ebenso wenig in Frage. Nein, er dachte eher an ein paar schlanke Jagdhunde. Wachsam, aber nicht gewalttätig gegen jeden. Sie sollten ja nur Fremde verschrecken und nicht noch Knechte oder gar seine kleine Tochter verletzen! Das würde Witjon sich niemals verzeihen können.
"Ja, gut", lenkte er auf Bitten seiner Frau ein und wandte sich mit einem letzten prüfenden Blick von Ildruns Bettchen ab. "Solange sie uns lässt, sollten wir uns ausruhen", schmunzelte Witjon und nahm seine Frau in den Arm, um sie zum Bett hinüberzuziehen. Er hob sie sachte auf die Matratze und legte sich neben sie. "Gute Nacht", wünschte er, nun wieder gänzlich sorglos, schlang einen Arm um seine Gattin und merkte schnell wie die Müdigkeit ihn wieder zu übermannen drohte. Wachhunde. Tolle Idee. Jetzt konnte er beruhigt weiterschlafen.
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Witjon setzte sich seufzend auf die Kante des Ehebettes, in dem Octavena es sich bereits gemütlich gemacht hatte. Gerade hatte er Camelia ins Bett gebracht, die endlich eingeschlafen war. Nachdem sie der Wiege entwachsen war, hatten sie ein zweites Bett in das Zimmer gestellt, in dem genug Platz für mindestens zwei Kinder war. Damit seine kleine Ildrun dann auch einschlief, musste Witjon stets eine der alten Fabeln erzählen, die er als Kind von seiner Mutter erzählt bekommen hatte. Darin ging es um gemeine Trolle, märchenhafte Waldwesen und natürlich heldenhafte Recken, ehrbar und trinkfest zugleich. Die kleine Duccia liebte diese Geschichten. Erst recht, wenn Witjon Erzählungen von den Göttern zum Besten gab. Mit Odin, Frigg, oder Loki glitt sie stets sanft in die Welt der Träume hinüber.
In der Wiege, die einst Schlafstatt seiner Tochter gewesen war, lag nun der Sohn seines bedauernswerten Vetters Phelan. Witjon hatte sich nach dem Tod von dessen Weib Calventia Fusa im Kindbett ja bereit erklärt, vorerst für das Neugeborene zu sorgen, weil Phelan dazu vor Trauer nicht in der Lage war. Er hoffte inständig, dass dieser Zustand bald vorüber gehen würde. Im krassen Gegensatz zu dieser Tragödie stand nun zudem der Umstand, dass Witjon und Octavena seit einem guten Monat damit beschäftigt waren, ihrerseits weiteren Nachwuchs zu zeugen. Bisher hatte es Frigg respektive Iuno offenbar noch nicht gut mit ihnen gemeint. Aber Witjon wollte nicht locker lassen. Deshalb streifte er sich nun auch gemächlich seine Kleidung vom Leibe und legte sich neben Octavena, der er einen sanften Kuss auf die Wange gab.
"Ich bin wirklich froh, dass ich dich habe, den Göttern sei Dank", gestand er seiner Frau flüsternd, offensichtlich unter dem Eindruck des jüngsten Todes im Kindbett. Aber da er in diesem Moment nicht sonderlich erpicht auf ein langwieriges Gespräch war, küsste Witjon Octavena lieber erneut und begann mit eindeutigen Berührungen den Abschnitt des Zu-Bett-Gehens, der ihm besonders gut gefiel. -
Lächelnd hatte Octavena zunächst von der Tür und dann, nachdem sie es sich selbst schon einmal im Bett bequem gemacht hatte, von dort aus beobachtet, wie ihre Tochter mit großen Kinderaugen ein weiteres Mal einer von Witjons Geschichten gelauscht hatte, die so eine große Faszination auf das Mädchen ausübten. Es hatte seine Zeit gedauert, aber schließlich war Camelia sanft eingeschlafen. Octavena hatte während der Geschichte noch einmal prüfend nach dem Neugeborenen in der Wiege gesehen, auch wenn ihr bei dem Anblick kurz das Herz schwer geworden war. Sie wusste, dass es ihr mit etwas Pech genauso wie der armen Mutter des Kleinen ergehen konnte. Ein Tod im Kindbett war nun einmal nicht so selten, wie es sich die meisten wünschten, und Fusas Tod im Speziellen hatte Octavena erneut auch an ihre eigene Sterblichkeit erinnert, zumal sie und Witjon sich gerade ja um die zweite Schwangerschaft bemühten, auf die Octavena eigentlich schon länger gehofft hatte.
Als Witjon sich schließlich zu ihr gesellte, quittierte sie sein Geständnis mit einem Lächeln ehe sie den Kuss erwiderte und diese Gedanken wieder so schnell verschwanden wie sie aufgetaucht waren, auch wenn sie scheinbar damit nicht allein gewesen war.
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Es waren inzwischen wieder einige Wochen vergangen, das Leben in der Casa hatte sich inzwischen neu eingependelt, als Octavena erneut darauf wartete, dass Witjon sich zu ihr in das warme Bett bewegen würde. Genau genommen hatte sie schon in den letzten beiden Tagen auf den richtigen Moment gewartet, um mit ihm zu sprechen, aber irgendwie hatte sie den immer wieder verpasst. Aber heute wollte sie dem ein Ende setzen, lange hielt sie ihre Neuigkeiten ohnehin nicht mehr aus.
Also hatte sie ihre Tochter heute etwas früher ins Bett gebracht, auch wenn Camelia sich dagegen gesträubt hatte, dass ihre Mutter ihren Rhythmus hatte durcheinander bringen wollen, und hatte es sich inzwischen auch selbst bequem gemacht. Jetzt musste nur noch endlich ihr Mann hinterher trotten. -
Witjon hatte es in den letzten Wochen zunächst genossen, mit seiner Frau den ehelichen Pflichten der Kinderzeugung nachzukommen. Leider war aus dem Spaß bald eine lästige Pflicht geworden, denn nach einiger Zeit stellte sich bei dem Hausherrn ein gewisser Druck ein. Die Leute begannen ihn zu fragen, wann es denn mal wieder so weit sei. Da half es nicht gerade, dass Octavena und er ja konsequent versuchten, ein weiteres Kind zu bekommen. Witjon fühlte sich also unter Druck gesetzt, weshalb er mit der Zeit das Thema Kinder zu umschiffen begann. Natürlich teilte er weiterhin mit seiner Frau das Bett. Aber so langsam sehnte er sich doch nach dem Moment, in dem er Klarheit haben würde über den Beginn einer weiteren Schwangerschaft. Dazu betete er natürlich zu Frigg - oder Iuno, wie Octavena sie nennen würde - und opferte der Göttin. Und er hoffte, jeden Tag.
An diesem Tag jedenfalls, als Octavena ihre Tochter etwas früher ins Bett gebracht hatte, war Witjon nicht in der Stimmung für irgendwelche Zärtlichkeiten. Er hatte einen harten Arbeitstag hinter sich, hatte Akten gewälzt und Probleme zu lösen versucht. Meist war es eine frustrierende Angelegenheit.
"Bei Wodans Bart, diese Pächter auf kaiserlichem Land rauben mir noch den letzten Nerv", grummelte er müde und möglichst leise, um die Kinder nicht zu wecken, ohne die Neigung erkennen zu lassen, dass er Details offenlegen wollte. Er hatte seine Arbeit als Procurator zum Glück in der Regia Legati Augusti Pro Praetore lassen können, aber in der Villa Duccia wartete nicht selten noch weiterer Papierkram für das Handelskonsortium auf ihn. An diesem Abend hatte er sich irgendwann außerstande gesehen, länger als nötig zu schuften. Deshalb schlurfte er nun erschöpft auf das Bett zu. Einen prüfenden Blick warf er noch auf Ildrun und den neugeborenen Jungen von Phelan, bevor er sich beruhigt zu seiner Frau begab.
"Octavena", sagte er dann niedergeschlagen, "ich glaube, heute geht es einfach nicht..."
Witjon ließ sich niedergeschlagen auf das Bett sinken und sah mit Bedauern seine Frau an. Sie erwartete gewiss etwas anderes, aber Witjon war einfach nur platt. Fast fühlte er sich schuldig, auch wenn er wusste, dass das Quatsch war. -
Octavena kratzte ihre Beherrschung zusammen und bemühte sich darum, nicht schon direkt bei Witjons Eintreten mit ihren Neuigkeiten herauszuplatzen, sondern wartete bis er sich endlich zu ihr gesellte. Erst jetzt mit der Vorfreude darauf, endlich mit der Sprache rauszurücken, wurde ihr erst richtig bewusst, wie sehr ihr selbst auch ein Stein vom Herz gefallen war. Octavena wäre sich auch nicht sicher gewesen, ob sie nicht bei noch einer Schwangerschaftsnachricht einer Freundin oder Verwandten vor ihr selbst nicht wenigstens den Drang verspürt hätte, schreiend aus dem Raum zu laufen.
Nur Witjon wusste davon ja noch nichts und schließlich konnte Octavena es auch nicht mehr verhindern, ihn breit anzustrahlen. Seine offenbar fehlende Lust auf Zärtlichkeiten heute kümmerte sie da wenig, heute stand etwas anderes weiter oben auf ihrer gedanklichen Prioritätenliste.
"Dann ist ja gut, dass ich ohnehin mit dir reden wollte", erwiderte sie – ebenfalls leise, um die Kinder nicht zu wecken - und rutschte noch ein wenig unruhig hin und her, nur um dann näher an ihn heran zu rücken, damit er sie trotz der gedämpften Lautstärke auch ja würde verstehen können. "Es gibt Neuigkeiten."
Jetzt konnte sie ein breites Strahlen nicht mehr verkneifen, womit verbunden aber auch jede Geduld schwand. Kurz entschlossen warf sie ihre vorherigen Pläne für verschiedene schöne Formulierungen, die sie sich in ihrer Vorfreude zurecht gelegt hatte, über Bord und begnügte sich kurz und knapp mit dem Wesentlichen. Wahrscheinlich würde er ihrem Gesichtsausdruck die Art ihrer Nachricht ohnehin schon ablesen können.
"Ich bin wieder schwanger." -
Octavena schien Witjons Ankündigung nicht zu stören. Sie strahlte vielmehr fröhlich und rief damit ein Stirnrunzeln bei ihrem Mann hervor. Sie wollte mit ihm reden? Diese Formulierung ließ für gewöhnlich bei Witjon sämtliche Alarmglocken klingeln. Octavenas glückliche Miene allerdings ließ nicht auf eine Standpauke oder auf ein Sorgengeständnis schließen. Seine Frau machte dennoch einen aufgeregten Eindruck. In Witjons Unterbewusstsein formte sich eine gewisse Ahnung, was nun kommen mochte. Mit der Erklärung, es gebe Neuigkeiten, rief Octavena dann prompt die Hoffnung auf den Plan, dass sie tatsächlich wieder guter Hoffnung sein könnte. Witjon richtete sich umständlich auf und stützte sich auf die Ellbogen. Erwartungsvoll sah er seine Frau an. Sie sah so glücklich aus, es konnte nur eine Schwangerschaft sein! Oh bitte, Frigg, lass es ein weiteres Kind sein, dachte Witjon.
"Oh, Octavena", seufzte Witjon schließlich, als sie endlich mit der Sprache herausgerückt war. Eine tonnenschwere Last fiel von ihm ab. Er hatte es gar nicht gemerkt, aber vor lauter Spannung hatte Witjon die Luft angehalten. Jetzt war er erleichtert und dankte den Göttern. "Gütige Götter, welch eine Freude!", frohlockte er und strahlte wie dabei wie ein Honigkuchenpferd. Er drückte seiner Frau einen stürmischen Kuss auf die Lippen und umarmte sie, so gut das im Liegen ging. "Weißt du es seit heute, oder...?", fragte er anschließend neugierig. Manchmal waren Frauen sich ja anfangs nicht ganz sicher, vielleicht hatte Octavena ihm ja einige Tage lang nicht sofort reinen Wein eingeschenkt. In Gedanken machte er sich jedenfalls einen neuen To-Do-Punkt: Frigg ein Dankopfer darbringen.
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Nun, da es endlich raus war, konnte Octavena das beobachten, worauf sie eigentlich schon seit sie sich sicher gewesen war gewartet hatte: Den Ausdruck oder viel mehr das Strahlen, das sich nun auch auf dem ihres Mannes ausbreitete und so von einem Moment auf den anderen praktisch dupliziert hatte.
"Ich bin mir schon seit ein paar Tagen sicher", erwiderte sie dann noch immer selbst grinsend und ersparte ihm so eine ausführliche Erklärung darüber seit wann sie einen ersten Verdacht in dieser Richtung gehabt hatte. "Es hatte sich nur bis jetzt noch nicht so wirklich der richtige Moment ergeben, um mit dir darüber zu reden."
Jetzt würde es bald so einiges zu tun geben: Natürlich musste demnächst noch ein Dankopfer sein, aber sie würden es auch bald der Familie und damit auch ihrer Tochter erzählen und... "Ich werde dann bald auch wieder bei Susina Alpina vorbeisehen und sie um ihren Rat und Unterstützung bitten", teilte sie Witjon den letzten Punkt der sich gerade erst richtig manifestierenden Prioritätenliste in ihrem Kopf mit. "Sie war das letzte Mal eine große Hilfe." -
"Oh", machte Witjon, überrascht von der Tatsache, dass seine Frau schon länger Gewissheit über ihre Schwangerschaft gehabt hatte. Er konnte allerdings verstehen, dass sie ihn nicht sofort in Kenntnis gesetzt hatte, war er doch an manchen Tagen nach der Arbeit dermaßen platt oder ungenießbar gewesen, dass eine solche Offenbarung womöglich deplaziert gewirkt hätte. Manchmal war Witjon sogar erst weit nach seiner Frau zu Bett gegangen, da war sowieso keine Zeit für längere Unterhaltungen geblieben.
Deshalb lächelte Witjon nach der Überraschung sogleich wieder und streichelte liebevoll Octavens Wange. "Ich freue mich, wirklich", bekräftigte er nochmal und ging dann auf ihre Ankündigung ein, Susina Alpina wegen der Schwangerschaft heranzuziehen: "Ja, mach das. Ihre Arbeit als Hebamme ist wirklich nicht hoch genug zu schätzen. Ist sie denn schon wieder zurück in Mogontiacum? Wie ich hörte, soll sie für einige Zeit die Stadt verlassen haben." Witjon hoffte sehr, dass die Hebamme bald wieder daheim war, um seiner Frau zu helfen. Was dieserlei Dinge anging, war er ein Gewohnheitstier: Never change a running system.
Letztlich schoss ihm noch ein wichtiger Gedanke in den Kopf, den er sogleich fragend formulierte: "Wann wollen wir es der Familie mitteilen?" Denn Octavena hatte ja selbst ihrem Gatten nicht gleich von der Schwangerschaft erzählt, vielleicht wollte sie also gegenüber der Sippe auch noch nicht gleich mit der Wahrheit herausrücken. Auch, wenn Witjon sich hierfür keine vernünftigen Gründe vorstellen konnte.
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Octavena zuckte mit den Achseln. Davon, dass die Hebamme im Augenblick nicht in der Stadt war, hatte sie auch schon gehört, andererseits hatte sie auch gehört, dass sie in ein paar Wochen zurück sein wollte, und sich damit bisher keine großartigen Gedanken gemacht. Bei ihrer letzten Schwangerschaft war sie schon deutlich weiter gewesen, als sie Susina Alpina um ihren Beistand gebeten hatte, und es hatte genauso keine Probleme gegeben.
"Na ja, bis es wirklich so weit sein wird, sollte sie auch wieder da sein." Sie lächelte und legte Witjon eine Hand auf den Arm. "Das wird sicher alles kein Problem."
Womit natürlich indirekt die Beruhigung und Hoffnung mitklang, dass die Duccier nicht schon wieder eine Tragödie wie Calventia Fusas Tod erleben würden.Das Thema, wann denn die Familie zu informieren sei, war dagegen natürlich deutlich einfacher. "So bald wie möglich", erwiderte Octavena entschieden. "Irgendwann in den nächsten Tagen vielleicht? Wenn ohnehin alle zum Essen beisammen sind?"
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Octavena strahlte die Ruhe einer Frau aus, die bereits eine Geburt gesund überstanden hatte. Witjon nickte ernst. Das Kindlein, das in ihrem Zimmer in der Wiege lag, hielt die Erinnerung an den Muttertod im Kindbett täglich wach. So versuchte Witjon in diesem Moment der Freude, diese wehmütige Erinnerung von sich zu schieben und konzentrierte sich lieber auf das Glück, das ihm blühte. Er lächelte also wieder, während er sich beiläufig eine Haarsträhne aus dem Gesicht schob. Seine Zuversicht drückte er sodann aus: "Du sagst es. Iuno war bisher auf deiner Seite, sie wird es auch weiterhin sein."
Für Octavenas Vorschlag in Sachen Familieninformierung hatte Witjon nur Zustimmung übrig: "In Ordnung. Auch wenn ich's gleich allen erzählen würde, du sollst selbst den Zeitpunkt wählen." Das hatte sie ja auch ihm gegenüber so gehandhabt, dachte er schmunzelnd. "Beim Essen passt es sicherlich am besten. Vielleicht werfe ich dir dann einfach ein paar auffordernde Blicke zu, wenn ich es nicht länger aushalte." Witjon grinste. Er streichelte seine Frau liebevoll über die Haare. Er wurde wieder Vater! Welch ein erhebender Gedanke.
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Octavena schmunzelte amüsiert. "Tu das, ich will aber eigentlich auch so schon es allen möglichst schnell erzählen."
Genau genommen hatten ihr schon die letzten paar Tage, in denen sie die gute Nachricht noch für sich behalten hatte, schon gereicht. Ganz zu schweigen davon, dass es ja auch keinen Grund mehr gab, die Familie nicht einzuweihen. -
Witjon lächelte seine Frau entzückt an. Ja, er wollte es am liebsten laut krakelend in der ganzen Villa verkünden. Aber das wäre nun wirklich nicht seiner Position als erwachsenem, vernünftigem Mann und Sippenoberhaupt angemessen gewesen. Deshalb zuckte er nur die Achseln und meinte gefällig: "Dann wäre das ja geklärt." Einen verzückten Blick auf Octavenas Bauch, wo naturgemäß zu diesem frühen Zeitpunkt keinerlei Veränderung erkennbar war, konnte er sich anschließend nicht verkneifen.
Wie ein unwillkommener Gast, der sich ohne Einladung auf eine Feier schleicht, drängte sich dann jedoch das jüngste Mitglied der Familie in diesen intimen Moment des Ehepaares. Leise quängelte Phelans Sohn in seinem Bettchen. Witjon runzelte die Stirn. Diese Störung seines Glücks war ihm nicht willkommen und rief obendrein ein Problem auf den Plan. "Hmm", brummte Witjon sichtlich verstimmt, nicht des Kindes wegen - das konnte ja nichts für seine Existenz -, sondern weil er unvermittelt wieder über seinen depressiven Vetter nachdenken musste. "Ich muss endlich Verus zur Vernunft bringen. Er muss endlich seinen Sohn zu sich nehmen. Erst recht, wenn wir hier demnächst wieder Zuwachs bekommen." Witjon klang mit einem Mal wieder sehr müde. Ihn strengte es unsäglich an, neben seinem eigenen Leben auch noch die Probleme seiner großen Familie zu lösen. "Was meinst du, kann Alpina mir vielleicht helfen? Sie hat doch ständig mit Witwern wie ihm zu tun, vielleicht weiß sie einen Rat?" Hilfesuchend sah Witjon seine Frau an. In solchen Momenten wünschte er sich Lando zurück unter den Lebenden. Der hätte gewusst, was zu tun war.
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Octavena zögerte. Eigentlich war das die Art von heiklem Thema gewesen, in die sie sich nicht hatte einmischen wollen. Ganz besonders, weil sie sich nicht sicher war, ob Witjons Vetter in absehbarer Zeit überhaupt zur Vernunft zu bringen war, so verändert wie er sich benahm.
"Das würde mich ehrlich gesagt wundern. Wenn Alpina Rat wüsste, hätte sie den doch sicher längst an Runa weitergegeben, die macht sich doch sicher auch Sorgen." Sie biss sich einen Augenblick nachdenklich auf die Unterlippe. "Hast du denn in letzter Zeit versucht, mit ihm zu reden? Ich meine... Na ja, du warst doch auch einmal in einer ähnlichen Situation..."
Sanft griff sie nach seiner Hand und drückte sie. Sie wollte ganz bestimmt keine alten Wunden hier und jetzt wieder aufreißen, aber wahrscheinlich ging das in dieser Situation gar nicht anders.
"Oder du besprichst dich mal mit Runa. Sie ist ehrlich gesagt die Einzige, die mir jetzt noch einfallen würde, die ihm vielleicht doch noch den Kopf waschen könnte." Octavena seufzte leise und warf einen Blick hinüber zu der Wiege. "Und selbst wenn nicht... Wir kriegen das alles auch schon so hin, selbst wenn er im schlimmsten Fall wirklich meinen sollte, sich für immer stur stellen zu wollen." -
Witjon kratzte sich unschlüssig am Kinn. "Hmm, so richtig zugänglich ist er ja nicht. Ich hatte noch nicht die richtige Gelegenheit, um ihn mal auf das Thema festzunageln", gab er zu. "Zumal er ja häufig auch gar nicht so richtig zu packen ist. Ständig irgendwo unterwegs in den Tempeln oder sonstwo..." Ja, das klang nun doch eher wie eine Ausrede dafür, dass er die Konfrontation vor sich hergeschoben hatte. "Aber du hast recht, mir hat damals auch nur geholfen, dass Elfleda, also Duccia Elva, Landos Witwe, mir kräftig in den Hintern getreten hat. Sonst wäre ich auch wochenlang im Selbstmitleid versunken." Er schluckte. Diesen Umstand gab er nicht gerne zu, aber gegenüber seiner Frau konnte er schonmal mit einem solchen Detail herausrücken.
"Runa...", grübelte Witjon sodann laut bei ihrer Erwähnung durch Octavena. "Ja, sie könnte vielleicht helfen." Dass seine Frau dann aber zunächst mal die Zusicherung gab, dass sie im Notfall mit der jetzigen Situation auch weiterhin klar käme, beruhigte Witjon und machte ihn gleichermaßen stolz. Er lächelte seine Frau jetzt wieder an. "Es ehrt dich, dass du dich weiter um den Kleinen kümmern würdest, falls wir keine Lösung finden. Aber meinst du nicht, dass die Frau eines Ritters diese Aufgabe auf Dauer nicht auch einfach einer Magd oder Sklavin anvertrauen kann und sollte?" Irgendwie hatte er das unbestimmte Gefühl, dass diese Idee dem Bild der römischen Matrone eher entsprach. Schon seine erste Ehefrau hatte teilweise auf altrömische Ideale und Traditionen gepfiffen - beispielsweise was das Stillen ohne Amme anging - und auch Octavena hatte offenbar kein Problem damit, gewisse Verhaltensregeln für die römische Hausfrau und Mutter nicht überstreng auszulegen. Aber trotzdem mal nachzufragen konnte ja auch nicht schaden.
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"Dann nagel ihn einmal auf das Thema fest." Octavena überging zwar geflissentlich die die Ausrede, die er ihr da auftischte, so wie sie dabei allerdings die Stirn in Falten legte, wollte sie aber auch keinen Zweifel daran lassen, dass diese Ausrede nicht ewig herhalten konnte. Ganz zu schweigen davon, dass Witjon da ja gerade selbst eine Möglichkeit angesprochen hatte, mit der das Problem vielleicht ja doch noch zu lösen war. "Vielleicht braucht er jetzt auch einfach jemanden, der ihm etwas Druck macht, damit er sich doch noch wieder fangen kann."
Die Nachfrage in Bezug auf ihre eigene Zusicherung dagegen überraschte Octavena dann doch einen Augenblick. Natürlich hätte es nahe gelegen, den Säugling grundsätzlich in andere vertrauenswürdige Hände zu geben, aber wenn sie darauf wert gelegt hätte, in dieser Sache den Regeln eines Ideals zu folgen, hätte sie das schon längst getan. Also zuckte sie ein wenig gleichgültig mit den Achseln und erwiderte das Lächeln sanft. "Auf lange Sicht werden wir darüber vielleicht wirklich noch einmal nachdenken müssen, aber solange vielleicht doch noch Hoffnung besteht, dass Verus zur Vernunft kommt, hat das noch Zeit. Eins nach dem anderen."
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"In Ordnung", nickte Witjon schicksalsergeben. Octavena hatte ja recht. Er musste dieses leidige Thema endlich abschließend klären. Ihr eindeutiges Stirnrunzeln ließ ihm auch keine andere Wahl als zu erkennen, dass es ihr damit ernst war. "Das werde ich dann wohl müssen, wenn er es nicht selbst schafft", stimmte er seiner Frau zu.
Octavenas Reaktion auf Witjons Nachfrage erleichterte ihn dann doch sehr. Er hatte ja mittlerweile schon des öfteren gesehen wie unkompliziert und pragmatisch seine Frau sein konnte. Die Art wie sie die aktuelle Situation anging, bestätigte Witjons Eindrücke und stimmte ihn glücklich. Er stellte wirklich immer wieder fest, welch guten Fang er mit seiner Gattin gemacht hatte. Entgegen der Angst eines jeden Mannes, dass man sich einen üblen Drachen oder eine hinterhältige Zicke ins Haus holte, hatte Witjon eine angenehme Partnerin an seiner Seite, die allzu häufig sogar sehr ähnliche Erwartungen und Vorstellungen vom Leben hatte wie er - jedenfalls war das Witjons Eindruck.
Erleichtert nickte er deshalb abermals und erklärte: "Dann soll es so sein. Ich rede mit Phelan und wenn er danach den Jungen immer noch nicht annehmen will, überlegen wir uns eine dauerhafte Lösung." Er gab seiner Frau einen Kuss und streckte sich dann im Bett aus. "Jetzt kann ich glücklich in den Schlaf sinken", sagte er gähnend. Alles Weitere würden die nächsten Tage ergeben und hinsichtlich der Schwangerschaft die nächsten Wochen.
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