[Forum Boarium] Öffentliche Hinrichtung durch das Schwert

  • So erschall dann auch das laute Hornsignal, welches die Bürger der Stadt darauf hinwies, dass ihre schaulustige Assistenz bei der Hinrichtung erwünscht wurde. Auf dem Forum Boarium würde nun bald die bereits öffentlich angekündigte Hinrichtung durch das Schwert stattfinden. Kaisertod hin oder her, hier konnte man die Gelegenheit nutzen, sich seine Laune durch die Beobachtung von sterbenden Menschen, die es tatsächlich verdient hatten, ein wenig aufzubessern.


    "Heute ist ein guter Tag zum Sterben." Der Tiberier zeigte sich sichtlich erfreut, während er, die Arme in die Hüften gestemmt, beobachtete wie sein erhöhter Sitzposten aufgebaut wurde - das Tribunal, auf dem er Platz nehmen würde, wenn er endlich das Signal zur Exekution geben konnte. Ein Moment, auf den die Vorfreude für ihn nicht größer sein konnte. Langsam kamen schon ein paar Römer zum Vorschein, die es wohl ebenfalls gar nicht mehr abwarten konnten, hier endlich Köpfe rollen zu sehen. Unterdessen bereitet sich auch der Carfnifex vor, welcher die Exekution letztlich durchführen würde. Der muskulöse Mann sah recht finster aus, sein Gesicht verzog keine Miene, während er die Fesseln abmaß und die entsprechenden Pfähle inspizierte, an welchen die zum Tode Verurteilten bald angebunden um Gnade flehen würden. Nun wartete Lepidus bis die Stadtwachen eintrafen, welche jene bedauernswerten Gestalten eskortierten, so dass der Spaß seinen Lauf nehmen konnte.

  • Der kleine Zug Urbaner, der die Aufgabe hatte, die beiden Verurteilten an ihrem Bestimmungsort abzuliefern, marschierte die Straße hinab zum Forum Boarium. Avianus hatte nicht nur die beiden Totgeweihnten und die gewünschten zwei Soldaten dabei, sondern gleich auch noch ausnahmsweise ein paar seiner neuen Lieblingstirones mitgenommen, damit sie auch die weniger schönen Aufgaben, die in Zukunft auf sie warten würden, kennenlernten. Darunter der zweite Germanicus, von dem der Centurio nur zu gerne wüsste, ob er mit seinem Bruder mithalten konnte, den Decimus, den er einfach gerne im Auge hatte, und den Octavius, der zwar still war, aber wenigstens keinen Ärger machte. Während er selbst vorauslief und die beiden Soldaten auf den Karren aufpassen sollten, der die beiden blassen, armseligen Gestalten transportierte – er hätte sie ja genauso gut zum Forum Boarium schleifen lassen können, aber er hatte das Gefühl, dann wären sie noch morgen unterwegs –, durften die Tirones hinterhertrotten. Und hätte einer der beiden Verbrecher es geschafft, trotz Fesseln aus dem Karren zu hüpfen, wären sie dort sogar noch für etwas gut gewesen.
    Ohne nennenswerte Zwischenfälle kam man allerdings am Forum an, und der Iunier stellte fest, dass sie die einzigen waren, die noch gefehlt hatten. Der Magistrat war da, der Carnifex stand bereit, und sogar Leute kamen bereits herbei, um herauszufinden, was es tolles zu sehen gab. Perfekt. Dann konnte man ja schon anfangen.
    "Holt die beiden Glückspilze vom Karren", ordnete er an, und ging auf den Magistrat zu, während sich seine Leute um die Hinzurichtenden kümmern würden.
    "Salve, Magistrat Tiberius Lepidus", grüßte er knapp, "Centurio Iunius Avianus. Wie gewünscht bringen wir die beiden Verurteilten Tudicius Ravilla und Avienus Votienus." Mit hochgezogenen Brauen blickte er zu den Schaulustigen die sich hier und da bereits einfanden, und die das letzte sein würden, was die beiden Gefangenen sähen: Neugierige Gaffer, die hinter nichts anderem her waren als einem kostenlosen Spektakel. "Welch schöner Anblick, um ins Gras zu beißen", meinte er sarkastisch.

  • Ihr Bruder hatte in seiner Aufgabe als Virgintivir einen öffentlichen Auftritt bei einer Hinrichtung. Eigentlich waren Todesstrafen nicht wirklich Lucias Vorstellung von einer vergnüglichen Abwechslung, aber als Schwester auf Versöhnungskurs fühlte sie sich verpflichtet bei zumindest einer aufzutauchen. Am besten bei der Ersten, fand sie und war recht erleichtert, dass es sich dabei um einen Tod durch das Schwert handeln würde. Das war ein weitaus schnellerer und vor allem geruchsloserer Tod als die Verbrennung, welche die Alternative für einen Besuch darstellte. Lucia hatte aktuell eh ein wenig Probleme mit verschiedenen Gerüchen, da wollte sie ihre Willenskraft lieber nicht in aller Öffentlichkeit auf die Probe stellen. Vielleicht konnte sie, wenn sie früh genug auftauchte dem Zusehen komplett entrinnen, das war doch eine ermunternder Aussicht!


    Diesem Gedankengang folgend hatte sich Lucia bemüht früh genug am Forum Boarium aufzutauchen. So kam es, dass Lepidus ein zaghaftes Tippen an der Schulter spürte, während er den Aufbau seines Sitzpostens beobachtete. Wenn er sich umdrehte, würde er seine Schwester mit sittsam gefalteten Händen und einem zaghaften Lächeln gegenüberstehen. „Salve Lepidus.“, grüßte sie ihn. Sie hatte sich eigentlich wunderbar passende Worte zurechtgelegt, aber die erschienen ihr jetzt irgendwie nicht dem Anlass angemessen. Sie passten einfach doch nicht zu dem Gefühl, das lucia hier an diesem PLatz beschlich. „Ich wollte dir für deinen Auftritt hier viel Erfolg wünschen.“ Oh, Hilfe klang das unbeholfen!


    Sim-Off:

    ich hab avianus eben erst gesehen


    Da rumpelte auch schon der Wagen mit den Gefangenen heran und Lepidus wurde von einer Lucia nicht unbekannten Stimme angesprochen. noch immer im Hintergrund bekam sie große Augen und schmunzelte amusiert: Hatten sie die Götter jetzt doch mal wieder zusammengeführt!

  • Mit stolz geschwellter Brust und grimmiger Miene marschierte Ferox hinter dem Wagen her. Da er als erster Tiro dagewesen war, hatte er das Glück, in der esten Reihe der Tirones marschieren zu können, so dass ihm niemand die Sicht versperrte und er beim Marschieren in aller Ruhe die Verurteilten vor sich auf dem Karren begaffen konnte. Wenn diese ihm zu langweilig wurden, beobachtete er die Milites und den Centurio, die voran gingen und die Schaulustigen am Rande, ohne jedoch den Kopf zu drehen.


    Das erste Mal während seiner Ausbildung kam er sich wichtig vor! Irgendeiner der Tirones, eine ziemliche Spaßbremse, hatte zwar gemeint, dass Avianus sie nur mitschleifte, damit sie etwas zu tun hatten, doch Ferox glaubte an seine absolute Unersetzbarkeit an diesem Tage!


    Sie hatten ihr Ziel erreicht. Ferox erkannte das Forum Boarium wieder, erst gestern hatte Antias einen kleinen Abstecher mit ihm dorthin gemacht, als sie zur Taverne mit der Pflaume unterwegs gewesen waren. Er konnte von hier aus sogar einen Zipfel der Tiberinsel zwischen den weißen Hauswänden sehen. Es war ein schöner Platz mit einem hübschen Brunnen, zwei Tempeln und einem verdammt großen Triumphbogen. Es war ein Jammer, dass er heute mit Blut besudelt würde.


    Ferox entdeckte den Carnifex, den Mann, der die beiden Verurteilten heute um die Last ihres Hauptes erleichtern würde. Er fragte sich, was die beiden wohl verbrochen hatten. Neugierig beobachtete er, wie der Carnifex alles für die Hinrichtung vorbereitete, wobei er jedoch nur die Augen in seine Richtung wandte. Mit den Ohren war er ganz bei Avianus, falls dieser noch weitere Anweisungen für seine Männer hatte.


    Das war auch rasch der Fall, als er ihnen befahl, die Verurteilten vom Karren zu holen. Ferox ließ den Milites den Vortritt, er war nicht sicher, ob er und die anderen Tirones helfen oder nur weiter grimmig dreinblicken sollten.

  • Severus hatte es sich nicht nehmen lassen, die Hinrichtungen auf dem Forum Boarium zu verfolgen. Er hatte sich sogar einen guten Platz gesichert, von dem aus er einen guten Blick auf die Richtstätte hatte. Gut gelaunt wartete er nun darauf, dass die Hinrichtung begann. Hier würde nun ein bisschen Unterhaltung für die einfache Bevölkerung stattfinden und Severus war bereit, sich richtig unterhalten zu lassen. Als dann die beiden Verbrecher zur Richtstätte gebracht wurden, hagelte es Beschimpfungen von den Umstehenden, in die sich Severus aber nicht einschaltete. Stattdessen beobachtete interessiert die Vorbereitung der Hinrichtung, vor allem den Carnifex, einen düster dreinblickenden Zeitgenossen, der jeden Handgriff routiniert ausführte.

  • Großartig!, dachte sich Lepidus nur, denn da kam auch schon das beinahe tote Fleisch angerollt auf einem Karren, geleitet von den wie immer sehr pünktlichen Stadtwachen. Er mochte es, wenn man auf seine Anweisungen hörte. "Vielen Dank Lucia, genieß die Show." und zwinkerte ihr zu, während sich nun auch schon der Iunier bemerkbar machte und sich pflichtbewusst meldete. "Salve Centurio. In der Tat, das sind doch fabelhafte Bedingungen um abzutreten" Ob er das ebenso sarkastisch meinte wie der Iunier war aber nicht ganz herauszuhören. "Gute Arbeit soweit. Die Verurteilten werden umgehend vom Carfnifex an die Pfähle gebunden. Haltet ein Auge auf die Gefangenen falls es den unwahrscheinlichen Fall eines Fluchtversuches gibt. Ansonsten schirmt die Menge ein bisschen ab. Allzu weit entfernt vom Geschehen müssen sie nicht stehen, aber wir wollen auch nicht, dass irgendein Übermütiger noch nach vorne läuft und dem Henker die Arbeit abnimmt" Solche Verrückten sollte es ja geben. Kommen einfach mal so durch und Prügeln auf die Gefangenen ein. Aber die Todesart sollte auch gesetzmäßig vollstreckt werden. So viel Recht muss sein. Bevor sich Lepidus dann auf das Tribunal schwang, gab er dem Iunier noch mit: "Achja, die richtigen Namen der Gefangenen müssen wir der Menge nicht unbedingt preisgeben" Ähnlich wie zuvor gegenüber Lucia, so folgte auch gegenüber dem Iunier ein etwas rätselhaftes Zwinkern mit dem Auge, untermalt von einem schelmischen Lächeln.


    Der Tiberier, gekleidet in verkehrter Toga als Trauertracht, wie es die Tradition vorsah, nahm Platz und konnte die Menge vor sich gut überblicken, während neben ihm die Verurteilten an die Pfähle gebunden wurden. Mit dem nackten Rücken zum Publikum knieten sie vor dem Pfahl, um den ihre Arme herum reichten. Ihr Mund wurde geknebelt, so dass sie durch ihr Winseln nicht die Worte unterbrechen konnten, welche Lepidus im Vorfeld noch zu sprechen hatte. "Bürger Roms! Seid Zeugen, wie heut das Recht obsiegt. Seht an, was mit denen geschieht, welche auf das Gesetz spucken! Schaut, was passiert, wenn ihr mordet! Denn Mörder sind es! Heimtückische dreckige Mörder!" Tiberius erhob schwungvoll seinen Arm und auf dieses Zeichen konnte man beobachten wie der Carnifex die berüchtigte römische Geißel in die Hand nahm, eine die sehr kurz war und aus mehreren dünnen Eisenketten bestand, an deren Ende kleine Gewichte angebracht wurden. Seine kleine Rede, die er kurz eingeführt hatte, würde er unter dem Klang jener Peitschenhiebe fortsetzen sobald er seinen Arm hinabsinken ließ. Die Geißelung würde das Vorspiel zur eigentlichen Hinrichtung sein. Es wäre doch auch zu schade, wenn diese Männer allzu schnell ihren Tod finden würden - so völlig schmerzfrei…

  • Überrascht hatte Frugi gehört, er und einige Tirones hatten den Auftrag zwei Gefangene zur Hinrichtung zu begleiten, Wieso sie als Frischlinge dazu geladen wurden wusste er nicht. Achselzuckend hatte er sich zu den anderen hinter dem Gefangenenkarren gesellt. Er hatte es hingenommen, wie er seit Tagen alles hinnahm was ihm aufgetragen wurde, schließlich hatte er einen Eid geschworen und dem Gesetze musste genüge getan werden.
    Manchmal zweifelte der Octavier an sich selber und fragte sich ob er irgendwie krank oder sonst was war, denn wenn er jetzt sah, als sie da an dem Platz Hinrichtung ankamen, dass sich Zuschauer einfanden um ein Schauspiel zu erleben. Für die Menschen war so eine Hinrichtung eine willkommene Abwechslung im Alltagstrott. Es gab wie er auch wusste, natürlich auch einige die sich daran aufgeilten. Ihn selber reizten solche schauspiele in kleinster Weise, wenn er ehrlich war verabscheute er eher derartige Volksbelustigungen.
    Der Centurio hatte bestimmt einen Grund, dass er zu den glücklichen Begleitern gehören sollte, so wie die Gefangenen aussahen würden sie bestimmt nicht vom wagen hüpfen und einen Fluchtversuch starten.
    Am Forum Boarium angekommen kam der Befehl die Gefangenen vom Karren zu holen. Gerne überließ Frugi den
    Milites den Vortritt, wie es schien hielten die anderen Tirones
    Zurück, ihn selber drängte es bestimmt nicht mit hand anzulegen. So blieb er stehen und starrte mit unbeweglicher Miene nach vorne.

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    Spurius Cluvius Sulca


    Sulca genoss den Tag. Wie er schon im Kerker festgestellt hatte, war dieser Tiberius ein Mann nach seinem Geschmack. Der Bursche verstand was von großen Gesten und hatte ein geschicktes Händchen für gepflegte Massenunterhaltung. Doch, doch - der Magistrat hatte definitiv was auf dem Kasten. Den Verurteilten einfach ohne viel Tamtam das Gedärm rauszureißen, mochte zwar nicht weniger unterhaltsam sein, aber sie in würdigem Rahmen erst bis auf’s Blut schinden und dann abstechen zu lassen, zeugte schon von Raffinesse. Zumal in diesen Zeiten, wo das feige Zivilistenpack nach jeder Art von Kurzweil dürstete, um von seinen banalen Zukunftsängsten abgelenkt zu werden.


    Voll Vorfreude auf das zu erwartende Spektakel half Sulca den Protagonisten vom Karren und geleitete sie ein paar Schritte auf dem Weg zu ihrem kurzen Ruhm. Die Massen schienen bester Laune, wie sollte es auch anders sein. Das Wetter, die klare Luft, die erhabene Kulisse des Forums, gab es einen besseren Tag für einen fein inszenierten Aderlass? Sogar sein Groll auf den Optio – ach nein, Centurio war der junge Emporkömmling ja mittlerweile – war angesichts der Ereignisse in den Hintergrund getreten. Immerhin war er hierher abkommandiert worden, nicht auszudenken, was er sonst verpasst hätte. Aber musste er dem Burschen deswegen auch noch dankbar sein? Sicher nicht. Auch seine geliebten Rekruten hatte der Centurio wieder mitgeschleppt. Natürlich. Und nicht nur das. Kaum hatte sich Sulca einigermaßen an den einen neunmalklugen Germanicus gewöhnt, setzte man ihm auch schon den nächsten vor die Nase. Natürlich war das Absicht. Ohne jeden Zweifel. Drauf geschissen, diese Veranstaltung würde sich Sulca nicht verderben lassen.


    „Na los!“ bellte er die kettenbehängten Delinquenten an und trieb sie mit ein paar herzhaften Stiefeltritten auf den Garnifex zu. „Das ist euer Tag heute, also reißt euch zusammen!“

  • Der erste große Befehl den Rusticus zu befolgen hatte. Stolz schritt Rusticus in der frisch polierten Rüstung die Straße langsam hinter dem Gefangenentransport hinterher. Es war ein atemberaubendes Gefühl. In diesem Moment war es für ihn so, als würde ihm Rom gehören, die Leute ihm zu jubeln. Jubeln, als würde er aus einer glorreichen Schlacht zurück kehren, als hätte er eines der Barbarischen Länder unterworfen und würde voran schreiten, um seine Belohnung zu holen und Ehre zu erlangen.
    Eine kleine Case am Rand von Rom oder ein Gut, was mochte man für Reichtümer erlangen, wenn dem so wäre. Aber eigentlich war es auch egal was er bekommen würde, Hauptsache war, dass eines dieser unzivilisierten Barbarenvölker verschwunden war.


    Doch leider riss Rusticus die Realität schnell wieder aus seinen Träumen, noch ehe er sich versah hielt der Transport an und der Befehl zum entladen der Gefangenen wurde erteilt. Gleich reagierte Rusticus nicht, es dauerte einen Augenblick bis er sich wieder gefangen hatte. Derweil fing Ferox schon an die gefangenen herunter zu holen.


    >Verdammt!<, Rusticus ärgerte sich vehement, >Verdammte Träumerei!<
    Jetzt fängt der Germanicus noch vor mir an. Eilig begann Rusticus Ferox zu helfen und die Gefangenen vom Wagen zu holen. Ein prüfender Blick schweifte kurz aber ausgiebig über die Fesseln, ein kurzer Ruck folgte - alles in Ordnung.


    Aus den Augenwinkeln beobachtete Rusticus seinen neuen Kameraden Frugi, er sah etwas blass aus. Was hatte er nur, war er noch nie bei einer Hinrichtung? Es war doch das selbe wie Gladiatorenkämpfe.
    Wahrscheinlich war es so wie er es vermutete und Frugi hatte Angst.


    "Nun komm schon Frugi, alles in Ordnung.", flüsterte ihm leise zu, dass der Centurio oder jemand anderes etwas hören konnte.


    Etwas schwach der Kleine, ging Rusticus durch den Kopf. Bei Gelegenheit würde er Frugi auf jeden Fall einmal zum Wagenrennen oder einem Gladiatorenkampf einladen.


    Als die beiden Gefangenen beim Carfnifex angekommen waren und ihm übergeben wurden, blieb Rusticus bei den Gefangenen stehen. Laut Befehl sollte der Carfnifex beide Gefangenen noch fest binden. So lange musste er auf jeden Fall noch warten, nicht das diese Mörder noch fliehen konnten. Rusticus achtete sehr auf den Centurio, bisher schien er und die anderen alles richtig zu machen. Rusticus war erleichtert, doch hörte er in diesem Moment etwas, was ihm eigenartig vor kam.


    "Ach ja, die richtigen Namen der Gefangenen müssen wir der Menge nicht unbedingt preisgeben."


    Was sagte da Lucius Tiberius Lepidus soeben, die richtigen Namen? Fragend blickte sich Rusticus schnell um. War dieser Satz normal oder hatte ihm sonst keiner gehört?
    Nach einem Moment schritt Rusticus unmerklich einen Schritt zurück und schaute kurz den Centurio an.


    "Centurio Iunius Avianus, verzeiht einem jungen Tiro die Frage, aber Lucius Tiberius Lepidus meinte die Gefangenen tragen falsche Namen. Ist es normal den Gefangenen falsche Namen zu geben? Ich war leider noch auf keiner Hinrichtung, aus diesem Grund meine Frage."

  • Die Tiberia? Klar doch … die Tiberia! Er hatte ja beinahe vergessen, dass der Magistrat kein anderer als ihr Bruder war (auch wenn sie sich einfach mal gar nicht ähnlich sahen). Der Tag wurde ja immer besser! Er wusste ja gar nicht, mit welchem blöden Witz er sie als erstes aufziehen sollte. Andererseits war da noch immer ihr Bruder.
    "Salve, Lucia, edle Tiberia", dachte er sich dann einmal mehr neue Worte aus, um die Tiberia angemessen, wenn auch knapp, zu grüßen, und gab sich gleich darauf schwer beschäftigt, was ihn mindestens so sehr amüsierte, wie ein ausführliches Gespräch mit ihr es tun würde. Nur zu gerne würde er den Centurio raushängen lassen, wenn er schon einmal die Chance dazu hatte. Etwas anderes blieb ihm auch gar nicht übrig, denn ausgerechnet in dem Moment wurde er vom Decimus angesprochen.


    "Wer redet von falschen Namen? Keiner gibt ihnen falsche Namen ...", sagte antwortete er stirnrunzelnd, "Wir nennen sie einfach ... Mörder, Verbrecher ... Abschaum ..." Er glaubte zumindest, dass es in etwa das war, was der Tiberius mit seiner Bemerkung sagen wollte. Aber so naiv die Frage des Decimus in seinen Ohren auch geklungen hatte, zumindest waren sich die Tirones nicht zu fein gewesen, den anderen Soldaten unter die Arme zu greifen, selbst wenn der Cluvius sich wahrscheinlich nicht gerne mit Tirones herumschlug. Aber der schien ja auch nicht gerade unglücklich, ganz im Gegenteil, der hatte sogar Freude an dem Spektakel. Ebenso wie der Tiberius. Avianus konnte gar nicht mehr anders als gezwungenermaßen mitzugrinsen, selbst wenn er selbst kein großes Interesse an Hinrichtungen hatte. Wenn man Urbaner war und regelmäßig tote Verbrecher zu Gesicht bekam, wurde der Witz irgendwann alt. Aber was soll's, ein nettes Gesicht zu machen, wenn man in der Öffentlichkeit stand, konnte sicherlich nicht schaden.
    "Miles Cluvius, bleib' bei den beiden Verurteilten, sieh' zu dass sich die zwei nicht blöd anstellen. Wer weiß, wenn die anfangen zu zappeln, verfehlt man nachher noch den Hals. Tiro Decimus, du wirst ihm helfen." Seine zwei absoluten Lieblingssoldaten. Bestimmt würden die zwei sich blendend vertragen, und der Cluvier schien voll in seinem Element, verurteilte Verbrecher herumschleifen und kunstvoll geknebelt an Pfählen anbringen zu dürfen. Wäre ja fast schade, den Kerl dazu zu verdonnern, aufs Publikum aufzupassen. Und solange er seine Arbeit gerne machte, machte er sie hoffentlich auch halbwegs passabel.
    "Der Rest von euch sieht zu, dass die Leute ein paar Schritte zurücktreten und auch dort bleiben. Verteilt euch gleichmäßig, damit ihr alles im Blick habt", meinte er. Ohnehin war noch ein Miles dabei, der die Tirones notfalls an den rechten Platz rücken würde.


    "Ach, Tiberia… immer noch da? Ich muss dich bitten, dir einen Platz beim Pöbel zu suchen. Sonst verirren sich noch ein oder zwei Blutspritzerchen auf dein bezauberndes Kleid, oder deine hübschen Locken ...", bat er dann die Tiberia wie so gerne aalglatt und dennoch mit ironischem Unterton, sich... naja... zu verziehen eben.

  • Etwas ungläubig blickte der Tiberius seinen Vorgesetzten an.


    "Wir nennen sie einfach ... Mörder, Verbrecher ... Abschaum ..."


    Mörder, Abschaum, Verbrecher, dass stimmte schon. Jedoch waren es nicht die Worte, die Lucius Tiberius Lepidus benutzte. Er meinte nicht, dass sie einen Titel wie Mörder oder Verbrecher bekamen, sondern komplett neue Namen. Warum sollten zwei Verbrecher einen anderen Namen bekommen, warum nennt man sie anders? Weshalb ändern man die Namen und sagt nicht, wer sie wirklich sind?


    Rusticus wurde nachdenklich und noch eher er seinen Gedanken weiter spinnen konnte, bekam er den Befehl bei dem Miles Cluvius zu bleiben und ihm zu assistieren. Rusticus gehorchte wie ihm befohlen wurde, doch weiterhin mit einem ungutem Gefühl in der Magengegend. Irgend etwas an der gesamten Sache war sehr seltsam, merkte dies der Centurio nicht?

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    Spurius Cluvius Sulca


    Sulca nickte zufrieden. Der Centurio hatte heute offensichtlich seinen großzügigen Tag. Und ob er bei den Verurteilten bleiben würde! So nah wie ihre mit Angstschweiß getränkten Klamottenfetzen würde er ihnen sein. Näher noch. Es war schon eine Weile her, dass er aus nächster Nähe beobachtet hatte, wie sich die Augen eines Sterbenden zuerst ungläubig weiteten und dann glanzlos und milchig erstarrten. Dieses Schauspiel war mit nichts anderem zu vergleichen, es gab einem ein einzigartiges Gefühl von Lebendigkeit. Dort Tod, hier Leben. Besonders eindrucksvolle Momente hatte er bei der Folter erlebt. Oft starben die Augen lange vor dem Gemarterten, der danach nur noch blicklos und erloschen vor sich hinzuckte, mitunter noch stundenlang. Nun, so weit würde es heute wohl nicht kommen. Das Urteil lautete Tod durch das Schwert nach erfolgter Marter und nicht umgekehrt. Aber wer weiß, vielleicht kehrten die alten Zeiten noch einmal wieder. Ein Bürgerkrieg lag im Bereich des Möglichen und sollte der ausbrechen, würden die Urbaner wieder Ordnung schaffen müssen. Mit allen Mitteln. Auch mit der Folter.


    Leise vor sich hinsummend stieß er den ersten Kandidaten gegen den Pfahl, band ihm die Hände nach hinten, riss im die restlichen Kleidungsreste herunter und schnürte ihm das lange Lederseil straff um den Leib. Ob er hier den Tudicius vor sich hatte oder den Avienus war kaum mehr zu erkennen. Dreck, Schweiß und Angst hatten die Gesichter in austauschbare Fratzen mit scheinbar toten Augen verwandelt. Aber in diese Augen würde bald das Leben noch einmal feurig zurückkehren.


    Der Gefesselte machte keinen Mucks, was Sulca davon ausgehen ließ, dass das wohl der zähere von beiden war, der Mörder zweier Vigiles. Der andere stöhnte wie ein altes Weib mit Wasser in den Beinen und machte sich so schwer, dass Sulca ihm zweimal in die Leber prügeln musste, um ihn aufzurichten. „Kopf hoch, Jammerlappen, sterben schafft selbst der Dümmste.“ Der Verurteilte sah das offenbar anders und klammerte sich jaulend an Sulca fest. „He! Decimus!“ blökte er den an seine Seite abgestellten Tiro an. „Hilf mir mal! Ich drück ihn dagegen, du bindest ihn fest!“ Immer diese verdammten Rekruten. Fluchend betrachtete Sulca den jungen Kerl. Naja, der war wohl immer noch besser als einer der Germanici .. oder ein Iunier .. ach Götter, im Grunde konnten sie ihn allesamt mal kreuzweise.

  • Das war wohl nichts mit dem ‚noch schnell Verschwinden bevor es richtig losgeht‘. Lucia seufzte verhalten. Aber immerhin schien ihr Lepidus nicht im Mindesten mehr böse zu sein. Er zwinkerte ihr ja sogar übermütig zu! Um sich das nicht wieder zu verderben würde sie wohl ein wenig ausharren müssen.
    Zum Glück hatte sie hatte von den Göttern ein wenig Ablenkung an ihre Seite geschickt bekommen. „Salve, Avianus, werter Centurio.“, machte Lucia seine Begrüßung mit unbewegter Miene nach. Sie waren hier immerhin für alle zu sehen, aber aus ihrer Stimme konnte man ein gewisses Amüsement hören. Doch bevor sie beide überhaupt in Schwung kommen konnten riefen die Pflichten nach Avianus. Lucia wartete geduldig und beobachtete derweil wie die Verurteilten vom Wagen heruntergeholt wurden. Wenigstens würde es schnell gehen… Versuchte sie sich zu beruhigen. Irgendwie hatte sie bis dato noch nichts von der dem Enthaupten vorweggehenden Mater mitbekommen.


    Das sprach sie Avianus wieder an und wurde mit einem zweifelnden Blick belohnt. „Wirklich?“, sprach Lucia trocken. „Dir ist bewusst, dass du mit einer Patricia, der Schwester des hier anwesenden Magistrats und der Frau des Consuls sprichst? Und du willst mich dennoch auf einen Platz beim Pöbel verweisen?“ Unglaube machte Lucias Stimme ungewöhnlich tief. „Ich bitte dich Avianus, ein Centurio von deinem Format wird da doch wohl was Besseres für mich zu bieten haben!“, auffordernd blickte Lucia ihren Gegenüber an und verschränkte die Arme. Arsinoe an ihrer Seite versuchte sich möglichst klein zu machen, während die beiden Leibwächter hinter der jungen Patricia die Ohren spitzten und Avianus kritisch musterten.

  • Der Miles war anscheinend einer der raubeinigen Sorte, man sah das Feuer in seinen Augen. Das Feuer was loderte und nach dem Tod rief, dem Tod anderer, er genoss den Anblick derer die vor ihm knieten. Wie ihm befohlen schnürte Rusticus den Gefangenen mit einem Lederband die Hände an den Holzpflock. Ordentlich fest zog er dabei das Leder, so das der Gefangene auch nicht entkommen konnte.

  • Ferox verteilte sich, wie befohlen.


    Zumindest versuchte er, so wie seine Kameraden, an möglichst vielen Stellen gleichzeitig zu sein, denn für den ganzen Platz waren sie recht wenige, fand er. Er mühte sich, auf breiter Linie die Zuschauer zurück zu drängen, welche nur allzu begierig darauf brannten, die Details des Spektakels aus der Nähe zu betrachten. Zu diesem Zwecke machte er sich selber so groß und breit wie es möglich war, um dabei noch normal gehen zu können und blickte grimmig.


    "Zurück hinter die Linie da", befahl er und wies auf eine markante Reihe andersfarbiger Bodenkacheln. "Hinter die Linie, sage ich!" Er schritt die Front der Zuschauer entlang und sah jedem, der auch nur mit einem halben Fuß über die bunten Kacheln trat, so bösartig in die Augen, als würde er gleich über ihn herfallen und als könne er sich nur mit Mühe davon abhalten, ihn in Stücke zu reißen. Bei der Jagd hatte ihm dieser Blick immer gute Dienste geleistet, um die Tiere in eine gewünschte Richtung zu treiben. Es klappte auch ganz gut. Zumindest bisher, wenn es erst richtig losging, würde es sicher noch schwieriger werden.


    Das einzige Ärgerliche war, dass Ferox nun mit dem Rücken zum Spektakel stand. Hätte er sich doch nur wie der Decimus vorgedrängt, um der Miesmuschel Sulca bei den Gefangenen zu helfen anstatt brav auf Anweisungen zu warten! Das hatte er nun davon.


    Er hoffte, dass der Tiberier wenigstens noch ein paar Details über die Mörder und die Hinrichtung verlauten lassen würde, damit er wenigstens etwas zu hören hatte, wenn er schon nichts sah. Nicht, dass er blutgierig wäre, nein, es war eher neugieriges Interesse. Immerhin war dies seine erste Hinrichtung und die Männer waren Mörder. Da war Mitleid fehl am Platze.

  • Oha. Da apellierte sie ja fast schon an seinen Stolz. Er war Centurio! Natürlich konnte er anders, wenn er wollte! - Und sowie er die Blicke von Lucias Anhang registrierte, blieb ihm gar nichts anderes übrig als zu wollen. Außerdem waren die mit größter Wahrscheinlichkeit auch nicht die einzigen, die ihr Gespräch mitverfolgten.
    "Versteht denn heutzutage niemand mehr einen Scherz?", redete Avianus sich breit grinsend aus seiner unangenehmen Situation. Die kindliche Ader Lucias war wohl zwischenzeitlich versiegt, und die Tage, in denen sie ärgerlich den Mund verzog, ihn mit dem drohenden Blick eines kleinen Mädchens anstarrte oder ihm bunte Papierschnipsel auf den geschwärzten Prätorianerhelm warf, endgültig vorbei, ganz zu schweigen davon, dass er kein kleiner Prätorianersoldat mehr war. Die guten alten Zeiten eben … Jetzt hatte sie scheinbar nur noch dieselben trockenen Sprüche und Schleimereien zu bieten, die auch von ihm ständig zu hören waren.
    "Jemand von meinem Kaliber hat immer etwas Besseres auf Lager", bemerkte er schließlich und ließ kurz seinen Blick herumwandern, der gleich darauf auf den neuen Germanicus fiel, der offensichtlich ganz gut darin war, Leute zu verscheuchen. Da konnte man ja fast Angst kriegen. Avianus machte einen kurzen Pfiff in dessen Richtung.
    "Tiro Germanicus! Sorg' dafür dass die edle Tiberia Lucia, dort drüben etwas Platz hat. Die Leute dort sollen sich wo anders hinstellen." Er wedelte mit der Hand zu einem Fleckchen etwas seitlich des Geschehens, mit gutem Blick, nicht zu weit weg, und doch nicht direkt beim Carnifex und seinen Kunden.
    "Ich hoffe doch, dieser kleine Zwischenfall belastet nicht unser einzigartiges Verhältnis zueinander?", fragte er und ahmte dabei Lucias tiefen Tonfall nach.

  • Ferox drehte sich über die Schulter nach hinten, um den Centurio anzusehen, während dieser mit ihm sprach. Er antwortete mit einem zackigen "Jawohl!" und drehte sich dann wieder zu der geifernden Meute um. Einige hatten den kurzen Moment genutzt, um ein Stück nach vorn zu treten und ihre Zehen ragten über die Linie. Ferox trieb sie wieder zurück. Das konnte ja heiter werden!


    "Ihr habt es gehört! Die Dame da braucht Platz!"


    Er scheuchte die murrenden Leute an der besagten Stelle noch etwas weiter nach hinten, was gar nicht so einfach war, weil es nach hinten hin immer mehr Zuschauer wurden und der Gegendruck beständig stieg.


    "Frugi! Ich könnte ein bisschen Unterstützung gebrauchen!", rief er seinem Kameraden zu und hoffte, dass dieser nicht gerade selber alle Hände voll zu tun hatte.

  • Lucia hatte sich wohl tatsächlich ein wenig verändert. Nicht dass es ihr selbst aufgefallen wäre, aber immerhin hatte sie seit ihrem letzten direkten Aufeinandertreffen mit Avianus eine heißdiskutierte Hochzeit gehabt, ihr Mann war Consul geworden und sie erwartete ein Kind. Wenn das nicht genügte um einer Frau ein wenig mehr Selbstbewusstsein bei so Kleinigkeiten zu geben, dann reichte nichts.
    Ihre Mundwinkel schienen den Drang zu verspüren nach oben wandern zu wollen, man konnte eindeutig ein Zucken erkennen. Aber Lucia wollte ihr Pokerface nicht aufgeben und kämpfte gegen das Grinsen an. Sie konnte spüren, dass es Avianus nicht so wirklich gefiel, wie das Mädchen, dem er so großspurig den Einlass hätte verweigern können nun ebenfalls ein ganz anderes Kaliber war. Und das gefiel Lucia ungeheuer. Ein Soldat wurde herbeigewunken und machte sich doch tatsächlich gleich an die Arbeit ihr Platz zu schaffen, doch Lucia blieb noch einen kurzen Moment bei Avianus stehen. Noch war die Stelle je nicht für sie geräumt und sie würde garantiert erst dann dorthin gehen, wenn sie nicht mehr Gefahr lief geschubst zu werden. „Aber, aber, Avianus“, jetzt konnte Lucia nicht mehr anders als grinsen. Da brauchst du dir wirklich keine Sorgen machen.“ Immerhin hatte Lucia schon eine Todesdrohung ihres Mannes zu Gunsten von ihrem einzigartigen Verhältnis hingenommen. Aber das wusste Avianus nicht und so sollte es auch bleiben. „Kann ich eigentlich bald mit einer Antwort rechnen?“, fragte Lucia nach kurzem Zögern etwas leiser nach. Ihre Augen folgten dem Soldaten, der für sie die Menge auseinander trieb, aber sie spitzte gespannt die Ohren.

  • Der Arm des Tiberiers senkte sich und der Garnifex holte weit aus und ließ seine Peitsche das erste Mal auf den Rücken eines der Verurteilten niederschlagen. Von einem lauten Geräusch begleitet manifestierten sich die ersten blutigen Flecke auf der der zuvor noch tadellosen Haut. Der Schrei, den der Mann ausstieß war selbst noch durch die Knebelung gut zu hören. Der erste Peitschenhieb war wohl immer der schlimmste. Doch mehr sollten folgen. "Dieser da!" zeigte der Tiberier verächtlich auf den nun fortlaufend gepeitschten Verurteilten. "Seinen eigenen Schwager hat er ermordet! Feige hat er den Unbewaffneten im Schlaf erstickt, um sich so des Familienzwistes zu entledigen!" Rhythmisches Aufschreien des Verurteilten begleitete die Worte des Lepidus, nebenbei auch ein paar Buhrufe in Richtung des Mörders. "Ein dreckiger Hund ohne Ehre! Heute soll er die Klinge spüren!" Lepidus wusste längst nicht mehr bei wie vielen Peitschenhieben sie bereits angekommen waren, doch der Rücken des Verurteilten war kaum mehr wiederzuerkennen. Schwächlich und kaum mehr Regung von sich gebend an den Pfahl gestützt, wurde ihm nun eine kurze Verschnaufpause verschafft und er konnte hören, wie die Peitschenhiebe auf seinen ebenso verurteilten Kollegen niedergingen. "Und dieser da! Welche Ausgeburt der Schändlichkeit ist das denn? Wisst ihr was er getan hat? Zwei Vigiles hat er niedergestochen! Männer, die tapfer dafür sorgen, dass unsere Stadt nicht niederbrennt! Nicht wie ein Zivilisierter, sondern wie ein dreckiges Tier hat er sich verhalten!" Und der Tiberier sprach rief voller Inbrunst: "Peitscht ihn nieder, sage ich! Lasst ihn ganze Meere ausbluten! Peitscht ihm sämtliche Haut vom Körper!" Und der Carnifex tat, was seine Aufgabe war. Erneut wiederholte sich das Spiel. Nun wurde auch der zweite Gefangene von den Ketten getroffen, welche die Haut aufrissen und tief ins Fleisch drangen. Der Schweiß und das Blut flossen hinab, jedes Mal zuckte der Gegeißelte ruckartig zusammen, er biss seinen Mundknebel völlig kaputt, schrie vor verdunkelndem Schmerz und rang, wenn er konnte, nach Luft. Zwischendurch wurde wieder gewechselt, auf dass die beiden Verurteilten gelegentlich zu einer Verschnaufpause kamen. Lepidus wollte schließlich nicht, dass die beiden jetzt schon vor Schmerzen das Bewusstsein verloren. Dann wäre die anschließende Enthauptung auch deutlich weniger lustig anzusehen und lustig fand er das alles in der Tat. Immer wieder ließ er sich nach seinen kurzen Wortbeiträgen in den Stuhl zurücksinken und schmunzelte in sich hinein, während er das fast schon hypnotische Schlagen der Peitschenhiebe beobachtete wie alle anderen Anwesenden.

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    Spurius Cluvius Sulca



    Beiläufig wischte sich Sulca einen Blutspritzer aus dem Gesicht. Der Carnifex machte seine Arbeit verdammt professionell. Die bereitstehenden Wassereimer würden wohl nicht zum Einsatz kommen, denn der offensichtlich sehr berufserfahrene Scharfrichter wusste genau, wann er den zerfetzten Leibern eine Pause gönnen musste, um einer Ohnmacht vorzubeugen.


    Fasziniert betrachtete Sulca die zwei röchelnden Gestalten. Interessant, erst jetzt, wo sich die aufgerissenen Körper und die verzerrten Gesichter zusehends ähnelten, traten die unterschiedlichen Charaktere der Delinquenten deutlich zutage. Zwar brüllten beide unter jedem Hieb dumpf in ihre Knebel, bei Tudicius jedoch war wilder Hass herauszuhören, während der Avienus nur seinen Schmerz herauszuschreien versuchte. Pausierte der Carnifex, verstummte auch der Tudicius mit zusammengepressten Lidern, der Avienus aber brüllte weiter, riss die Augen weit auf und starrte mit – ja, tatsächlich – mit so etwas wie verzweifelter Hoffnung auf den schwitzenden Henker. Wirklich sehr interessant. Der eine hatte die Angst fahren gelassen und erwartete trotzig das Ende aller Schmerzen, wohl wissend, dass nichts mehr vor ihm lag als unerträgliche Pein. Der andere war ein Trottel.


    Wütend ließ Sulca seinen Blick über die jubelnden Massen schweifen. Was wusste dieser dreckige Pöbel schon von Qual und Haltung? Hier starb ein Kerl so aufrecht es ihm möglich war. Mochte er zu Lebzeiten auch ein verachtenswertes Subjekt gewesen sein, er stellte sich dem Unvermeidlichen wie ein Mann, und er würde weit länger zu leiden haben als der kreischende Avienus, in dessen Augen sich schon erste Spuren des gnädigen Wahnsinns geschlichen hatten. Wie gut der Carnifex sein Handwerk wirklich beherrschte, würde sich erst in der Endphase dieser durchaus sehr kurzweiligen Marter erweisen. Der scharfe Einschlag der Kette. Der satte Klang platzender Haut. Das entmenschlichte Heulen aus den verquollenen Gesichtern. Welch berauschendes Gefühl es doch war, am Leben zu sein.

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