Mit halbgeöffnetem Mund fieberte Loukia der Reaktion ihrer edlen Kundschaft entgegen. Das Lärmen der Marktbesucher wurde zu einem leisen Rauschen. Das bunte Gewimmel auf dem Platz entschwand ihrem Blickfeld. Der Augenblick war gekommen. Sicher war es unhöflich, den kultivierten Patrizier beim Verkosten so anzustarren, aber sie konnte einfach nicht anders, außerdem tat sie es ja mit einem fürsorglichen Lächeln. Na los, hoher Herr! Beiss endlich rein!
Er tat es, und er genoss es ganz offensichtlich. Was sagte er da, fabulös? Fabulös! So! Na bitte! Auch seinem Gefolge war deutlich anzusehen, dass sich ihre Gaumen an einer freudigen Erfahrung weideten. Es schmeckt ihnen! Tief unter Louisa gleißendem Lächeln brach sich stiller Jubel Bahn. Natürlich schmeckt es ihnen! Sehet her, ihr Bürger von Rom! Ihr stumpfen und hellgeistigen Kinder der Urbs! Ihr weitgereisten Peregrini! Ihr ungezählten Völker unter der Sonne! Es schmeckt ihnen!
Loukia musste sich schwer zusammenreißen. Am liebsten wäre sie händeklatschend auf der Stelle gehüpft. Freilich wusste sie selbst am allerbesten um die Güte ihrer Erzeugnisse. Trotzdem bereitete ihr der Moment, in dem ihren Kunden dies ebenfalls herausfanden, jedes mal aufs neue ein Gefühl, das weder ihr lauer Gatte noch ihr eisiger Beschläfer in ihr entfachen konnten. Beherrscht schwieg sie, lächelte, knuffte Bredica vergnügt mit dem Ellbogen in die Seite.
ZitatOriginal von Faustus Decimus Serapio
Schmunzelnd deutetet der Hispanomauretanier auf das Pfeffergebäck.
"Also noch ein halbes Dutzend davon bitte, zum Mitnehmen."
Loukias Speisen.
"Hast du das gebacken?" erkundigte er sich. Bestimmt, so stolz wie sie sie anpries. "Wo bietest du deine Speisen denn für gewöhnlich an?"
Es war ja nie verkehrt, etwas zu wissen mit dem man den Patron in Verzückung versetzen konnte.
Als der ansehnliche Klient des noch ansehnlicheren Patriziers für seinen Patron schließlich auch noch Nachschlag orderte, entfuhr ihr doch noch ein wohliges Stöhnen. Mit glühenden Wangen schnappte sie Bredica die Platte mit den Dulcia piperata aus der Hand, verpackte flink sechs der duftenden Happen in ein schmuckes Päckchen aus Palmblättern und verschnürte es vorsichtig mit einem Bastband.
Ob sie das gebacken hatte, erkundigte sich der freundliche Bursche. Welch Frage!
„Aber ja. Selbstverständlich habe ich das gebacken.“ strahlte Loukia selig.
„Leider kann ich hier nur eine sehr bescheidene Auswahl meiner Gerichte präsentieren.“ begann sie zu plappern,
„Von der ganze Vielfalt meiner Coquina kann man sich in der Caupona Aluta überzeugen lassen, es wäre mir eine außerordentliche Freude, dich dort als Gast begrüßen zu dürfen. Man findet uns in Trans Tiberim, zwei Gassen südwestlich des Pons Cestius. Es ist leicht zu finden, eigentlich immer der Nase nach.“
Das reicht jetzt Loukia, schwafel deinen Kunden nicht die Ohren voll, rief sie sich zur Ordnung. „Mmhhhja, also sechsmal Pfeffergebäck für acht Asse das Stück, das macht dann nochmal zwölf Sesterzen, mein Herr.“