Minervafest am Aventin – Jahrmarkt im Zeichen der Eule

  • Mit halbgeöffnetem Mund fieberte Loukia der Reaktion ihrer edlen Kundschaft entgegen. Das Lärmen der Marktbesucher wurde zu einem leisen Rauschen. Das bunte Gewimmel auf dem Platz entschwand ihrem Blickfeld. Der Augenblick war gekommen. Sicher war es unhöflich, den kultivierten Patrizier beim Verkosten so anzustarren, aber sie konnte einfach nicht anders, außerdem tat sie es ja mit einem fürsorglichen Lächeln. Na los, hoher Herr! Beiss endlich rein!


    Er tat es, und er genoss es ganz offensichtlich. Was sagte er da, fabulös? Fabulös! So! Na bitte! Auch seinem Gefolge war deutlich anzusehen, dass sich ihre Gaumen an einer freudigen Erfahrung weideten. Es schmeckt ihnen! Tief unter Louisa gleißendem Lächeln brach sich stiller Jubel Bahn. Natürlich schmeckt es ihnen! Sehet her, ihr Bürger von Rom! Ihr stumpfen und hellgeistigen Kinder der Urbs! Ihr weitgereisten Peregrini! Ihr ungezählten Völker unter der Sonne! Es schmeckt ihnen!


    Loukia musste sich schwer zusammenreißen. Am liebsten wäre sie händeklatschend auf der Stelle gehüpft. Freilich wusste sie selbst am allerbesten um die Güte ihrer Erzeugnisse. Trotzdem bereitete ihr der Moment, in dem ihren Kunden dies ebenfalls herausfanden, jedes mal aufs neue ein Gefühl, das weder ihr lauer Gatte noch ihr eisiger Beschläfer in ihr entfachen konnten. Beherrscht schwieg sie, lächelte, knuffte Bredica vergnügt mit dem Ellbogen in die Seite.



    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    Schmunzelnd deutetet der Hispanomauretanier auf das Pfeffergebäck.
    "Also noch ein halbes Dutzend davon bitte, zum Mitnehmen."
    Loukias Speisen.
    "Hast du das gebacken?" erkundigte er sich. Bestimmt, so stolz wie sie sie anpries. "Wo bietest du deine Speisen denn für gewöhnlich an?"
    Es war ja nie verkehrt, etwas zu wissen mit dem man den Patron in Verzückung versetzen konnte.


    Als der ansehnliche Klient des noch ansehnlicheren Patriziers für seinen Patron schließlich auch noch Nachschlag orderte, entfuhr ihr doch noch ein wohliges Stöhnen. Mit glühenden Wangen schnappte sie Bredica die Platte mit den Dulcia piperata aus der Hand, verpackte flink sechs der duftenden Happen in ein schmuckes Päckchen aus Palmblättern und verschnürte es vorsichtig mit einem Bastband.


    Ob sie das gebacken hatte, erkundigte sich der freundliche Bursche. Welch Frage!
    „Aber ja. Selbstverständlich habe ich das gebacken.“ strahlte Loukia selig.
    „Leider kann ich hier nur eine sehr bescheidene Auswahl meiner Gerichte präsentieren.“ begann sie zu plappern,
    „Von der ganze Vielfalt meiner Coquina kann man sich in der Caupona Aluta überzeugen lassen, es wäre mir eine außerordentliche Freude, dich dort als Gast begrüßen zu dürfen. Man findet uns in Trans Tiberim, zwei Gassen südwestlich des Pons Cestius. Es ist leicht zu finden, eigentlich immer der Nase nach.“


    Das reicht jetzt Loukia, schwafel deinen Kunden nicht die Ohren voll, rief sie sich zur Ordnung. „Mmhhhja, also sechsmal Pfeffergebäck für acht Asse das Stück, das macht dann nochmal zwölf Sesterzen, mein Herr.“

  • "Vielleicht ergibt sich mal die Gelegenheit, dass ich deine Schwester treffe. Ich würde sie gerne einmal kennenlernen." Meinte Valentina dann als Serapio ihr von ihr erzählt hatte. Das musste eine sehr starke Frau sein und vielleicht konnte sich Valentina etwas von ihr abschauen oder sie gar um Rat fragen. Doch dann müsste sie ziemlich bald auf eben diese Schwester treffen und dies war sicherlich Wunschdenken. Nein, diese Entscheidung musste sie selbst treffen.
    Auch sie hob ihren Becher, als Serapio seinen Trinkspruch verkündete und sah ihn dankbar an.
    "Und mich vor unklugen Entscheidungen bewahren." Murmelte sie leise und nahm dann schnell einen Schluck aus ihrem Becher.
    Die Süßigkeit von angebotenen Palmblatt kostete Valentina dann und schloss genießerisch die Augen. "Du hast recht, es schmeckt vorzüglich."
    Als sie dann den Befehl an einen der Begleiter hörte, schmunzelte Valentina und sah seitlich zu Serapio auf. "Er wird sich bestimmt darüber freuen." Meinte sie dann leise.
    Dann aber sah sie wieder zu ihren Nichten hinüber. "Sieh dir die beiden Naschkatzen an, stehen zusammen und versuchen sogar im gleichen Takt zu kauen, nur damit sogar ich mir heute schwer tue sie auseinander zu kennen." Sie lächelte liebevoll.
    "Obwohl mein Bruder tot ist, sehe ich es als ein Geschenk, dass die Beiden zu mir gekommen sind. Ich bin sehr dankbar dafür und ich hoffe ich kann ihnen zu einer bessere Zukunft mit guten Aussichten verhelfen."
    Wieder ein Seufzen, bevor Valentina von ihrer Süßspeise naschte. Nein, all der Gesang und die ausgelassene Stimmung um sie herum konnten nichts gegen ihren Schwermut tun.

  • Antias wünschte sich sehnlichst eine zweiten Kopf oder wenigstens ein weiteres Augenpaar. Gleichzeitig alle vier Gruppen seiner umherstreichenden Tirones, die Vorgänge in der Menge und den Verkaufstisch der Griechin im Blick zu behalten, erwies sich als äußerst brechreizende Herausforderung, zumal ihm der Magen nun wirklich so langsam in den Kniekehlen hing. Bei Carna, dieser Serapio und sein Gefolge kauften dem hübschen Ding den halben Stand leer. Eigentlich auch kein Wunder, es sah schon extrem lecker aus, was die strahlende Griechin da feilbot. Ob es seinem rebellierenden Magen würde besänftigen können, war eine andere Frage. Wahrscheinlich würden diese würgenden Schübe erst nachlassen, wenn er alle Rekruten wieder wohlbehalten in die Castra zurückgeführt hatte.


    Plötzlich ließ ihn ein schrilles Kreischen zusammenfahren. Mit metallischem Prickeln auf der Zunge streckte er den Hals, warf einen bangen Blick über die Menge, stellte erleichtert fest, dass noch alle acht Hastae über die Köpfe des näheren Umfeldes ragten, und drängte sich dann lauschend in den Besucherstrom. Weitere spitze Schreie mischten sich in das Lärmen des Marktes. Kaum einer der zahllosen Passanten schien Notiz davon zu nehmen. Da, schon wieder! Waren die alle taub? So energisch es die beengten Verhältnisse zuließen, zwängte er sich durch den Wald aus bunt gewandeten Leibern auf die Geräuschquelle zu. Sollte er sammeln lassen? Nein, besser noch nicht. Bevor er nicht wusste, was da vorging, war es wohl ratsamer, die Tirones vorläufig auf ihren Positionen zu belassen. Nach zähem Schieben und Quetschen fand er sich schließlich vor einer Reihe verschlissener Zelte und dilettantisch zusammengenagelter Bretterbuden wieder, aus deren Innerem neben den Schreien lustvollen Schreckens nun auch weibisches Kichern und dumpfes Klatschen zu vernehmen war. Ein bulliger Bursche mit atemberaubend schlechten Zähnen stand breitbeinig vor dem mit Latten und Seilen abgegrenzten Zugang und bedachte den heran eilenden Optio mit einem schiefen Blick. Antias nahm verlegen die Hand vom Schwertgriff. Ach ja, Kreaturen der Unterwelt, Ungeheuer aus aller Herren Länder, schon klar.


    Die ehedem so bedrohlich anmutenden Schreie glichen jetzt eher dem aufgeregten Gezeter eines heiseren Krähenschwarmes. Finster grummelnd zog sich Antias wieder in die wogende Menge zurück. Gelangweiltes Zivilistenpack! Wenn den verwöhnten Cives unbedingt nach Nervenkitzel zumute war, konnte sie ja probeweise mal das Kommando über eine Rekrutenpatrouille übernehmen. Da war der Grusel vor Chimären und Wolfsmenschen ein Dreck dagegen! Auf dem mühsamen Rückweg zum Stand der Griechin fielen ihm mehrfach verstohlen gezückte Dolche in’s Auge, die sich auf den zweiten Blick allesamt als Geldbörsen oder Notizcodices erwiesen. Kleine flatternde Diebeshände machten sich an den Tuniken ehrbarer Bürgerinnen zu schaffen und wurden dafür mit einem mütterlichen Wangenstreicheln belohnt. Verdammt, jetzt reichte es aber! Wenn er diese überspannte Nervosität nicht in den Griff bekam, würde er schon in sehr naher Zukunft ein erhebliches Problem bekommen.


    Der Stand der lächelnden Südländerin war mittlerweile geradezu umzingelt von hungriger Kundschaft. Schön für sie. Dumm für ihn. Trocken schluckend stellte er sich fügsam hinter eine Mauer aus schwatzenden Vetteln und kam sich augenblicklich unfassbar dämlich dabei vor. Was bei allen Laren und Penaten trieb er da eigentlich? Während er sich in vornehmer Zurückhaltung übte, rammten ihm eilige Haussklavinnen ihre Einkaufskörbe gegen die Lorica, quengelnde Bälger beschmierten seinen Mantel mit Naschwerk und streckten ihm die verklebten Zungen heraus. Genug! Defensiv wollte er hier auftreten, von devot war nie die Rede gewesen. Mit einem bedrohlichen Knurren brachte er die kleinen Schmutzfinken dazu, sich heulend in die fetten Arme ihrer Ammen zu flüchten, schob diese dann gleich mit zur Seite und trat endlich mit einem dünnen Grinsen an den Verkaufstisch. „Chaire, du wärmende Sonne von Hellas. Hättest du wohl ein paar Oliven für mich?“

  • Zitat

    Original von Loukia
    „Aber ja. Selbstverständlich habe ich das gebacken.“ strahlte Loukia selig.
    „Leider kann ich hier nur eine sehr bescheidene Auswahl meiner Gerichte präsentieren.“ begann sie zu plappern,
    „Von der ganze Vielfalt meiner Coquina kann man sich in der Caupona Aluta überzeugen lassen, es wäre mir eine außerordentliche Freude, dich dort als Gast begrüßen zu dürfen. Man findet uns in Trans Tiberim, zwei Gassen südwestlich des Pons Cestius. Es ist leicht zu finden, eigentlich immer der Nase nach.“
    Das reicht jetzt Loukia, schwafel deinen Kunden nicht die Ohren voll, rief sie sich zur Ordnung. „Mmhhhja, also sechsmal Pfeffergebäck für acht Asse das Stück, das macht dann nochmal zwölf Sesterzen, mein Herr.“


    [Blockierte Grafik: http://imagizer.imageshack.us/a/img40/8946/icarion.jpg| Decimianus Icarion


    "Immer der Nase nach -" lachte Icarion, mit geblähten Nasenflügeln tief einatmend und die verlockenden Düfte von Loukias Speisen witternd, "das glaube ich gern! Da werde ich bestimmt einmal vorbeischauen."
    Trans Tiberim, zwei Gassen südwestlich des Pons Cestius, Caupona Aluta, prägte er sich ein. Das war gar nicht so weit von der Herberge zum Salamander entfernt, wo sie damals diesen strapaziösen Winter hatten verbringen müssen. Es bestätigte sich immer wieder: Trans Tiberim war groß im Kommen. Schmieriger Garküchenfrass wich exclusiver Kochkunst, ranzige Ureinwohner wurden von adretten Neuhinzugezogenen verdrängt, und natürlich stiegen die Mieten.
    Dankend nahm er das hübsche Päckchen entgegen, bezahlte das Pfeffergebäck, dazu natürlich auch noch die Auswahl der Zwillinge (die, wie er bemerkte, nur ganz bescheiden zugegriffen hatten), und legte der süßen Griechin noch zwei Denarii Trinkgeld dazu.
    "Vale bene!"
    Gute Geschäfte musste er ihr wohl kaum wünschen, so heißbegehrt wie ihre Werke waren, so bestürmt wie ihr Stand wurde. Das Palmblätterpäckchen übermütig am Bastband schwenkend, gesellte Icarion sich schnell zu seinen Kollegen, bevor die ihm alles weggegessen hatten.
    "Heda ihr Scheunendrescher, lasst mir auch noch etwas übrig..."
    Kurz darauf kehrte er noch einmal zum Stand zurück und brachte die leeren Becher wieder, da war schon fast kein Durchkommen mehr.


    ~ ~ ~



    Valentina mit meiner Schwester bekannt zu machen, das fand ich eine wunderbare Idee und nickte energisch. Gerne hätte ich mir auch zu meinem Vorhaben von Seiana einen guten Rat geben lassen, doch mein Instinkt sagte mir, dass es besser war nicht zu lange zu zaudern. Eine so zauberhafte Frau wie Valentina hatte sicherlich an jedem Finger ein dutzend Verehrer, sie würde nicht lange alleine bleiben, da hieß es beherzt auf das Ziel zu halten.
    Allerdings war mir gerade nicht sonderlich beherzt zumute. Als Valentina etwas murmelte, davon dass sie 'vor unklugen Entscheidungen bewahrt' sein wollte, fragte ich mich sogleich, ob das etwa ein subtiler Hinweis an mich sein sollte...? Nein, bestimmt nicht, sie hatte doch eben von einer familiären Entscheidung gesprochen. Ganz schön nervenaufreibend war das. Vielleicht hätte ich die ganze Sache doch lieber meinen Tanten überlassen sollen, die kannten sich auf diesem Terrain viel besser aus als ich. Hilfesuchend blickte ich zu Dentata, die mir wohlwollend zunickte. Dann lief es wohl doch gar nicht so schlecht.
    "Ich liebe Pistazien, in jeder Form." plauderte ich. Valentina hatte mich durchschaut, für wen das Päckchen war, und ich lächelte schief, dankbar für die lockere Selbstverständlichkeit mit der sie Borkan zur Sprache brachte. "Bestimmt."
    Doch noch immer war diese Melancholie um sie herum. Ich folgte ihrem Blick zu den Zwillingen, und ja, in dem Augenblick schienen sie wirklich vollkommen synchron.
    "Die Familie um sich zu haben ist immer ein Segen. - Und... ähm... wenn ich dir irgendwie.. zur Seite stehen kann, du weißt ja. Aber das sollten wir vielleicht später in aller Ruhe besprechen?"
    Wie auch das was ich auf dem Herzen hatte.


    Denn hier umrauschte der festliche Lärm uns von allen Seiten, Stimmengewirr, Schritte und die Klänge und Gesänge verschiedener Gruppen von Musikern, die sich seltsam zusammenmischten. Aus dem Menschentraube vor dem Stand wo wir eben gewesen waren, erhob sich über das allgemeine Gerede das schrille Keifen einer wohlbeleibten Dame:
    "Gütige Iuno! Hinten anstellen! Gilt auch für Urbaner! Und... ooooh, die armen Kleinen, ganz verschreckt! Neeein, kleiner Marculus, nicht weinen, der Mann tut nur so böse. - DU, ja DU junger Mann, dich meine ich, du Grobian, wie kannst du nur die armen Kinderchen so erschrecken?!!"
    Während ein vorüberziehender Händler, mit einem schmuddeligen Bauchladen schwer bepackt, aus voller Kehle röhrte:
    "Gestampfter Eulenmagen! Erstklassiger Eulenmagen! Fein gestampft! Nur eine einzige Prise davon wirkt gegen Koliken, Bauchgrimmen und Hartleibigkeit! Sofortige Linderung, auch bei schweren Fällen!"
    Von einer Bude etwas weiter, wo man mit Lederbällen auf Amphoren werfen konnte, erscholl Klirren und Scheppern, Gelächter und Johlen...


    Ich verspeiste den letzten Bissen des hinreissenden Gebäcks. Mein Wein war ausgetrunken, und Icarion brachte die leeren Becher zurück.
    "Wollen wir uns weiter umsehen?" schlug ich mit Blick in die Runde vor. Nicht dass die jungen Damen sich langweilten, wenn wir nicht über die erste Attraktion hinauskamen. Wiederum überließ ich es Valentina, wo wir uns nun als nächstes hinwenden würden.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Noch bevor er dazu kam, seine Bestellung zu präzisieren sah sich Antias plötzlich mit dem gebündelten Unwillen eines guten halben Dutzends von Wartenden konfrontiert. Damit hatte er zwar gerechnet, die lautstarke Vehemenz jedoch, mit der die bei weitem unförmigste der anstehenden Glucken ihre Empörung zum Ausdruck brachte, beeindruckte ihn dann doch. Herrje, was für ein Organ! Und vor allem, welch Masse! In bis zum Bersten geblähte Stoffmassen gepresst schwabbelte da ein Wesen auf ihn zu, das nach seinem Dafürhalten ohne weiteres in das Kuriositätenkabinett des zahnfaulen Schaustellers von vorhin gepasst hätte. Seinen flennenden kleinen Schützling beängstigend eng an sich gedrückt brachte das schimpfende Ungetüm Antias’ Ohren binnen weniger Augenblicke zum Pfeifen. Was, Grobian? Ausgerechnet er? Bei den stinkenden Schlünden des Cerberus! Er wollte doch nur ein paar Oliven für sich und die Männer! Und was hieß da, die armen Kleinen? Ob es nicht vielleicht in ihren Aufgabenbereich falle, diese ach so armen Kleinen davon abzuhalten, pflichtbewusste Urbaner mit pappigem Schleckwerk einzusauen, wollte er die gequollene Amme fragen, tat es aber nicht. Ihm war nicht nach Diskussionen. Ihm war nur schlecht.


    Seufzend nötigte er sich ein gewinnendes Lächeln ab und strich dem plärrenden Rotzlöffel besänftigend über den Wuschelkopf. „Alles gut, Kleiner, ich hab doch nur Spaß gemacht.“ Der schluchzende Bengel sah Antias mit großen braunen Kulleraugen an, trat ihm dann verblüffend kraftvoll gegen den Fußknöchel und verschwand mit herausgestreckter Zunge hinter dem ausladenden Hinterteil seiner Schutzgöttin. „Reizendes Kind ..“ presste Antias keuchend durch die Zähne. „.. die Zukunft Roms, der Stolz des Imperiums, prächtig, prächtig.“ Die Amme schien der selben Auffassung, was sie durch ein energisches Nicken in die zwiefachen Schichten ihres Halsspecks unterstrich.


    Verfolgt von tötenden Blicken wandte sich Antias leicht schielend wieder der Griechin zu. „Verzeih, ich .. also .. nur ein ein paar Hände voll Oliven .. dann bin ich sofort wieder weg.“ Das strahlende Gesicht der dunklen Frau waberte seltsam körperlos über den Verkaufstisch. Die appetitlich angerichteten Happen schwappten auf den Tellern hin und her als besäßen sie ein Eigenleben. Gestampfter Eulenmagen! hallte es durch Antias’ summendem Schädel, erstklassiger Eulenmagen! Götter! Seine Zunge begann sich anzufühlen wie ein rissiger Zunderschwamm. Mit wachsender Verzweiflung gegen den Würgereiz anschluckend stütze er sich so unauffällig wie möglich am Tisch auf. „.. und etwas zum Trinken bitte .. Bier, Posca, Wasser ...egal, irgendwas.“ Hatte er den Cluvier nicht des öfteren belächelt, weil der sich ohne Ampulla keinen Schritt weit aus der Castra wagte? Doch, hatte er. Würde er nicht mehr machen.

  • Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    "Immer der Nase nach -" lachte Icarion, mit geblähten Nasenflügeln tief einatmend und die verlockenden Düfte von Loukias Speisen witternd, "das glaube ich gern! Da werde ich bestimmt einmal vorbeischauen."


    „Oh ja!“ säuselte Loukia beschwingt. „Tu das. Ein Becher edlen Gewürzweines auf Kosten der Köchin erwartet dich dort in jedem Fall. Nimm mich ruhig beim Wort. Ich vergesse kein Gesicht.“
    Schwer atmend strich sie die Münzen in ihren Lederbeutel. Zwei Denarii Trinkgeld! Der junge Mann war nicht nur ausgesprochen freundlich, offenbar war er auch völlig verrückt. „Gratias ago! Vale bene, mein Herr.“ Glücklich blickte sie der kleinen Gruppe nach. Sie hätte ihnen die Speisen schenken sollen, zum Dank für die Aufmerksamkeit, die ihre verzückten Naschgesichter dem Stand verschafft hatten.


    Grinsend streckte die Küchenhilfe ihre lange Nase über den Geldbeutel.
    „Grins nicht, Bredica.“ kicherte Loukia vergnügt, und gab der Dakerin einen freundschaftlichen Stubs.
    „Rasch. Schneid das restliche Savillum auf und füll die Platten wieder. Sieh nur, all die Leute.“ Und wirklich, die Leute begannen sich in wahren Schlangen vor ihrem kleinen Verkaufstisch aufzubauen. Loukia bekam ganz feuchte Handflächen. Vor allem Pfefferküchlein wurden verlangt, aber auch ihre Honigsuppe und die Ova Sfongia fanden nun reißenden Absatz. Da sich die drängende Kundschaft vor allem aus Müttern, Ammen, Kindern und naschhaften Cives fortgeschrittenen Alters zusammensetzte, gerieten ihre Ofellas Assas etwas ins Hintertreffen. Loukia zog ihre Schlüsse daraus. Merke: Süß schlägt salzig. Das nächste mal noch mehr Gebäck, weniger Fleisch.


    Während Bredica schuftete, bedachte Loukia ihre Kundschaft mit warmen Worten und strahlenden Blicken. Ein drängelnder Urbaner brachte ihr Lächeln einen Herzschlag lang zum flackern, aber das merkte niemand. Schon gar nicht der Urbaner. Trotz Helm und Rüstung erkannte Loukia den großen jungen Mann sofort wieder. Nein, sie vergaß wahrlich kein Gesicht. Geschmorter Siebenschläfer mit geriebenem Raphanus. Der blasse Miles mit den etwas unterentwickelten Manieren war schon einmal ihr Gast gewesen. Damals allerdings war ihr seine Gesichtsfarbe deutlich gesünder erschienen als heute.


    Entweder hatte er zu wenig oder das falsche gegessen, stellte Loukia fachmännisch fest. Da war er bei ihr gerade richtig. Sie hätte ihm ja Grillrippchen empfohlen, aber ihn gelüstete es offensichtlich nach Oliven. Wärmende Sonne von Hellas? Schön, er gab sich Mühe, das musste sie ihm lassen. Aber Oliven? Sie hatte keine. Heute nicht. Oliven hatte sie ihm das letzte mal angeboten, da war er aber auf Pflaumen scharf gewesen. Schwieriger Kunde.


    Schon schickte Loukia sich an, ihm in liebenswürdigster Weise die Vorzüge ihrer knusprigen Ofellas Assas darzulegen, da wurde der bleiche Soldat von einer kreischenden dicken Wachtel angegangen. Solcherlei Misstöne waren Loukia ein Graus, aber sie brachten ihrem Stand noch mehr Aufmerksamkeit. Also bitte, sollte sich die wohlgenährte Bürgerin ruhig abreagieren. Der wirklich elend dreinschauende Urbaner tat ihr trotzdem leid. Als der Miles die Wogen schließlich geglättet und sich wieder Loukia zugewandt hatte, machte er einen noch erbärmlicheren Eindruck als zuvor. Nein, da waren Rippchen nicht angeraten. Eher ein Getränk. Darauf war der Urbaner mittlerweile wohl ebenfalls gekommen.


    „Bredica. Zingiberwasser!“, ordnete Loukia an. Bredica füllte einen Becher und stellte ihn auf den Tisch. „Das wird dir gut tun, Miles“ lächelte Loukia mitfühlend. „Zingiberwasser versetzt mit medischem Silphion. Erfrischt und beruhigt vor allem den Magen. Trink es in kleinen Schlucken, und es wird dir schnell besser gehen.“ Zwinkernd reichte sie ihm den Becher. „Mmmhja .. Oliven hab ich allerdings keine, auch keine Pflaumen. Allerdings vorzügliche gefüllte Datteln, sehr bekömmlich. Aber trink das erst einmal.“


    Und solltest du dich dennoch über meinen Stand erbrechen, werde ich dich eigenhändig umbringen, so schade das auch wäre. „Yia mas, werter Herr. Wer ist bitte als nächstes dran? Bredica, kümmer dich drum.“

  • Auf die Frage ob sie weitergehen wollten, nickte Valentina und trank den letzten Rest aus ihrem Becher leer. Die Leckereien waren verputzt und sie fühlt sich gestärkt genug um sich weiter ins Getümmel zu wagen.
    Nachdem die Becher zurück gebracht wurden, bedankte sich Valentina noch einmal bei Serapio, es war ja nicht vorgesehen gewesen, dass er das alles hätte bezahlen müssen. Dann gab sie den beiden Nichten einen Wink und zusammen zog man dann weiter.
    Sie gingen an den schreienden und tobenden Ungeheuern aus der Unterwelt vorbei. Möglichst zügig, wollte Valentina doch nicht, dass sich Sila und Pina da allzu sehr näherten. Die beiden waren noch zu zart besaitet um sich so etwas ansehen zu müssen. Sie selber war auch nicht unbedingt gewillt dies mitanzusehen.
    Sie zogen an den verschiedenen Ständen vorbei, hin und wieder blieb Valentina stehen und verwickelte entweder Serapio oder ihre Nichten in ein kleines Gespräch über die dargebotenen Waren. An einem Stand bot ein besonders begnadeter Schmuckhersteller zwei Broschen an, die sich vom Aussehen her so gut wie gleich sahen. Valentina bemerkte den Blick, den die beiden Nichten darauf hefteten und schon wechselten diese beiden Schmuckstücke, nach einem etwas herunter gefeilschten Preis, die Besitzerinnen.

    Als sie weiter gingen schenkte sie Serapio immer wieder ein Lächeln.
    „Dein Angebot von vorhin, dass du mir auch bei dieser Angelegenheit helfen möchtest, ehrt dich. Leider fürchte ich, kannst du in diesem Fall überhaupt nichts tun. Außer eine Entscheidung für mich fällen.“ Und das war nicht möglich, schließlich konnte sie Serapio schlecht bitten ihr zu sagen ob sie Varus nun heiraten sollte oder nicht. Sie liebte ihn, ihre Gefühle waren echt und daran war nichts zu rütteln und doch war da dieses Gefühl, welches sie zaudern lies. Und das lastete so schwer auf ihr, Warum konnte sie sich nicht einfach entscheiden?
    Bei einer der kleineren Arenen, in denen sich die Dichter die Worte nur so um die Ohren hauten, blieb Valentina dann stehen. Sie sah und hörte vor allem eine Weile zu und schüttelte dann den Kopf. „Mir würden so viele Worte auf einmal gar nicht einfallen. Aber ich bin auch nicht so wortgewandt.“
    Sie drehte sich zu Serapio und ihren Nichten um. „Euch würde da schon mehr einfallen, stimmts?“ Lachte sie zu Sila und Pina.

  • Zitat

    Original von Loukia
    ....


    Den Becher noch etwas unschlüssig betrachtend beeilte sich Antias, ein paar Schritte beiseite zu treten, um sich an der wuchtig herandrängenden Amme nicht die Panzerspangen zu verbeulen. In kleinen Schlucken solle er das trinken, hatte ihm die sonnige Griechin geraten, danach würde es ihm besser gehen. Mist, verdammter! Die Übelkeit war ihm also doch deutlicher anzusehen als befürchtet. Das war peinlich. Schlimmer noch, es war unprofessionell. Zerknirscht ließ er seinen Blick schweifen. Bei den Tirones tat sich offenbar nichts Bedeutendes, deren Speerspitzen wogten sanft über die Menge und bewegten sich dabei kaum von der Stelle. Die Sarden hielten wie erwartet stählern die Stellung. Was regte ihn eigentlich auf? Hier war soweit alles in Ordnung. Die Wahrscheinlichkeit, gleich mit der ersten selbst geführten Patrouille in abgründige Gewaltexzesse zu stolpern, erschien im Lichte der Vernunft betrachtet doch eher gering. Und sogar wenn – auf solche Fälle waren sie vorbereitet, dafür quälten sie sich schließlich Tag für Tag bei den Kampfübungen. Gesunde Vorsicht war sicher angeraten, übertriebenes Misstrauen nütze dagegen niemandem.


    Verblüfft nahm Antias wahr, wie sich seine Stimmung bereits deutlich aufhellte, obwohl er das verheißungsvolle Zingiberwasser noch nicht einmal gekostet hatte. Durchaus möglich, dass das warme Strahlen der dunkelhaarigen Wirtin sein Teil dazu beitrug. Wohlan, dann konnte es ja nur noch bergauf gehen. Schon weitaus entspannter goss Antias einen großzügigen Götterschluck zu Boden, wobei er darauf achtete, die schmucken blauen Sandalen der fetten Matrone möglichst flächendeckend zu bespritzen, und trank. In kleinen Schlucken. Wie empfohlen.
    Scharf war das Zeug! Erfrischend, ja - vor allem jedoch scharf. Aber es wirkte tatsächlich. Die Schärfe stieg in den Kopf und Antias hatte nach einigen Schlucken sogar das Gefühl, leichter atmen zu können. Lag das wirklich nur an Zingiber und Silphion? Oder hätte sich die Nervosität mit der Zeit auch von alleine gelegt? Letztlich war es ihm gleich. Hauptsache, er konnte sich wieder voll und ganz seiner Aufgabe widmen. Geduldig wartete er ab, bis die raumgreifende Amme ihren Einkauf zusammengerafft und den wild grimassierenden kleinen Flegel hinter sich her in den Passantenstrom gezerrt hatte. Dann stellte er lächelnd den Becher zurück und fummelte die Geldbörse vom Gürtel.


    „Du hattest recht, Sonne von Hellas. Dein Zingiberwasser hat mich gerettet. Ich bin dir zu Dank verpflichtet. Mag es wohl eine Möglichkeit geben, deine Fürsorge über die schnöde Bezahlung hinaus zu vergelten?“ Sein Blick blieb irgendwie an ihren Augen kleben, seine Hand schüttelte ein kleines Häuflein Sesterzen aus dem Lederbeutel, fünf oder sechs, er sah nicht hin. „Ähm, ja ... das mit den Oliven macht nichts. Dann eben etwas anderes. Irgendwas. Sollte nur eben für zehn Mann reichen, oder so.“ Endlich löste sich sein Blick und fiel auf die schon arg zusammengeschmolzene Auslage. Viel war nicht mehr da. Binnen einer Stunde würde die reizende Wirtin alle ihre Speisen verkauft haben. Ein wahrlich guter Tag für die junge Frau. „Diese Caupona Aluta ist also nicht dein einziges Standbein. Das ist schön. Sag, bietest du deine Speisen öfter auf den Märkten feil? Es wäre mir nämlich eine Freude, etwas Werbung für dich zu machen. Wessen Angebot darf ich empfehlen?“ Natürlich hätte er sie auch direkt nach ihrem Namen fragen können, aber warum einfach, wenn's auch umständlich ging.

  • „Oh je, das reicht gar nicht mehr für alle.“ seufzte Loukia leise über die Schulter. Selbstverständlich ohne die geringste Trübung im Lächeln. Bredica erwiderte nichts. Wie sollte sie auch. Erstens war sie mit Schneiden, Anrichten und Einpacken vollauf beschäftigt, zweitens war sie stumm. Niemals mehr Erwartungen schüren als man erfüllen kann, schärfte sich Loukia ein.
    Freilich war sie mehr als entzückt über den Andrang. Einerseits. Andererseits hasste sie es, Kunden zurückweisen zu müssen. Das konnte sie sich weder leisten noch verzeihen. Aber nun war es so. Sogar wenn sie mit Bredica sofort aufbrach, die Zeit würde niemals reichen, um Nachschub herbei zu schaffen. Abbauen, Einräumen, den Karren nach Trans Tiberim zerren, Speisen zubereiten, mit dem Karren wieder zurückkehren, Aufbauen, unmöglich. Für heute musste sie sich ihrer Mangelplanung geschlagen geben.


    Merke: Vorkochen! Auch wenn etwas übrig bleiben sollte. Kundenwerbung ist eine Investition! So. Die Rippchen waren weg, die gerollten Eierkuchen ebenfalls. Vier Stücke Savillum waren noch zu haben, ein Viertelkrug Conditum melizomum, ein halbes Dutzend Dulcia piperata und kaum zwei Schalen mit gefüllten Datteln, das wars an Speisen. Hach, wie ärgerlich!
    Bei den Getränken sah es noch etwas besser aus, aber allein mit Kräuterwein und Würzwasser konnte sie hier keinen Ruhm ernten, obwohl sie zweifelsfrei den besten Wein und das beste Wasser auf dem ganzen Jahrmarkt anbot. Der junge Urbaner hatte das offensichtlich erkannt.



    Zitat

    Original von Titus Germanicus Antias
    „Du hattest recht, Sonne von Hellas. Dein Zingiberwasser hat mich gerettet. Ich bin dir zu Dank verpflichtet. Mag es wohl eine Möglichkeit geben, deine Fürsorge über die schnöde Bezahlung hinaus zu vergelten?“


    Ahja, Sonne von Hellas. Süßholzraspler. Natürlich hatte sie recht! Schließlich rührte sie ihre Tränke nicht nach Lust und Laune in einem verklebten Caccabus zusammen wie eine runzlige alte Maga. Die Schärfe des Zingibers regte die Verdauung an und das medische Silphion wirkte entgiftend, aber sollte sie ihm das wirklich erklären? Nein, wozu. Es ging ihm augenscheinlich besser, das war die Hauptsache.
    Geizig war der Soldat auch nicht gerade. Sechs Sesterzen für einen Becher Würzwasser, und dann wollte er auch noch ihre Fürsorge vergelten. Sie lächelte nur und strich die Münzen ein. Schien ein wirklich netter Bengel zu sein, dieser Miles. Nur, dass er - irgendwas - brauchte, um zehn Männer - oder so - zu verpflegen, bereitete ihr Kopfzerbrechen. Die Datteln konnte sie ihm verkaufen, sicher, aber dann waren die ja weg! Vertilgt von ein paar schwitzenden Banausen in Uniform anstatt von kultivierten Kennergaumen!


    Nachdenklich strahlte sie ihn an. Na gut. Mit sich hadernd sah sie ihre Finger nach der Schale mit Datteln grapschen. Der Miles plapperte weiter. Aha, jetzt wollte er ihren Namen herauskitzeln, stellte sich dabei aber an wie Bredica beim Garnieren.


    „Loukia.“ kullerte es belustigt aus ihr heraus.
    „Loukia, die Sonne von Hellas. Das wolltest du doch wissen, werter Miles, nicht? Nun, einer Vergeltung bedarf es keinesfalls, es war mir eine Freude, dir helfen zu können.“
    Ohne hinsehen zu müssen hatte sie zehn Datteln fix abgezählt, verpackt und verschnürt. Stolz auf ihr Fingerspitzengefühl hielt sie dem Urbaner das Päckchen vor die Nase.
    „Bittesehr. Mit Beerenmus gefüllte Datteln für zehn Schleckmäuler. Fünfzehn Sesterzen wären das dann.“ Gut, er hatte für das Wasser schon viel zu viel bezahlt, aber dazu hatte ihn ja niemand gezwungen.


    „Wenn du mich empfehlen möchtest, sehr gerne. Aber empfiehl bitte die Caupona Aluta, verehrter Miles. Sie ist mein - wie nennst du das wohl - Hauptstandbein.“ Mit einem liebenswürdigen Zwinkern drückte sie ihm das Päckchen in die Hand. „Ich würde mich sehr freuen, dich dort wieder einmal begrüßen zu dürfen. Ganz ehrlich.“

  • Was für ein Gebrüll! Neugierig verdrehte ich den Kopf zu den Verschlägen mit den Kreaturen der Unterwelt, als wir da vorübergingen. Bestimmt war es nur Nepp - aber man wußte ja nie. Ich war so viel rumgekommen, und hatte doch noch nie ein wirkliches Ungeheuer gesehen, ausser den Krokodilen im Nil, und einmal einen großen Hai, vom Schiff aus, (und der Harpie in Menschengestalt Aurelia Prisca). Selbst die blemmyschen Kephalopoden im Zwölfmeilenland hatten sich bei näherer Betrachtung ohne ihre Schilde als ganz gewöhnliche Wilde entpuppt. Ich fragte mich, ob die Monstren der Sagen und Reiseberichte vielleicht mittlerweile alle erlegt waren, oder sich zurückgezogen hatten jenseits der Grenzen der zivilisierten römischen Welt?
    Aber so lumpige Buden waren natürlich nichts für die Mädchen und Damen. Mir gefiel es, wie fürsorglich Valentina über ihre Nichten wachte.


    Wir bummelten weiter, plauderten entspannt über dies und das, und kamen zu einem Stand mit sehr hübschem Schmuck. Während Valentina die Broschen erstand, suchte ich nach einem Mitbringsel für meine Nichte Messalina. Ich fand einen feingearbeiteten silbernen Haarkamm, geziert von einer Eule mit ausgebreiteten Schwingen, stilisiert, mit kleinen Mondsteinen verziert. Aber ob sie sowas überhaupt tragen durfte? Nun ja, wenn nicht, dann konnte sie sich damit ja die Haare kämmen.
    Icarion erstand das Schmuckstück, und ich schlenderte wieder neben Valentina einher. Am liebsten hätte ich ihr den schönsten Schmuck, der sich hier nur auftreiben ließ geschenkt, um sie weiter aufzuheitern, aber Dentata hatte mir vorhin noch eindrücklich eingeschärft, es nicht zu übertreiben, um nicht großspurig oder verschwenderisch zu erscheinen. (Verschwenderisch, ich?)
    "Das würde ich mir nicht anmaßen." meinte ich, als Valentina wieder von ihrer Entscheidung sprach. Worum es da wohl ging? "Aber wenn es was gibt wo ich helfen kann, sag Bescheid."


    Der Dichterwettstreit, bei dem die Redner alle das hohe Lob Minervas sangen.... erinnerte mich fatal an die Wett-Lobpreisungen des Bacchus, damals, auf der legendären Meditrinalienfeier. Ein tiefempfundenes Seufzen entfleuchte meiner Brust, als ich mir vorstellte wie Manius, wenn er jetzt dort im Ring stünde, brillieren und alle anderen in die Knie zwingen würde.
    Valentinas scherzen brachte mich zurück in die Gegenwart. Ich folgte ihrem Blick zu den Zwillingen und meinte schmunzelnd zu ihr:
    "Du stellst dein Licht unter den Scheffel, du Wortgewandte." Und mit einem Augenzwinkern behauptete ich grinsend, um sie ein wenig zu necken: "Aber sittsames Schweigen ist ja auch die höchste Zier einer Dame, nicht wahr?"
    Und Wollarbeiten. Ob Valentina wohl spann und webte?
    Wir spazierten weiter zwischen den Buden entlang, sahen eine exotische Tänzerin, die den Körper einer Schlange zu haben schien und einen kunterbunt gekleideten Gaukler mit kahlgeschorenem Schädel, der souverän mit Fackeln jonglierte.
    "Wo kommst du eigentlich her, Valentina, bis du hier aus Rom gebürtig?" fragte ich sie irgendwann, neugierig sie besser kennenzulernen.


    Die custodes hatten währenddessen ganz schön zu tun, uns die aufdringlichen Verkäufer vom Leibe zu halten.
    "Nein, die Herrschaften wollen die Dame mit dem Bart nicht sehen! Nein, wirklich nicht." raunzte Stykar, erst einen Schlepper beiseiteschiebend, dann den stimmgewaltigen Bauchladenmann. "Und, nein - was? - nein, die Asche eines Eulenbalges zur Behandlung von Wahnsinn ist auch nicht vonnöten..."

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Die Wangen der jungen Quintilia wurden leicht rot, als sie das Lob hörte und schnell sah sie wieder zu den Dichtern hinüber. Von wegen wortgewandt. Gestern hatte sie nicht die richtigen Worte finden können. Sie musste das hier langsam zu einem Ende bringen. Sie überlegte ob sie ein Unwohlsein vorschieben sollte und ihre Nichten in Serapios Obhut lies, damit sie später nachkommen konnten. Sie selber würde sich dann zurückziehen und eine Entscheidung treffen.
    Es war dem Freund gegenüber nicht gut und dennoch war ihr niedergeschlagenes Gemüt auch nichts, das sie ihm zumuten wollte.
    Als er sie dann fragte ob sie aus Rom stammte, nickte Valentina.
    „Ja, ich wurde hier geboren, leider starben meine Eltern als ich noch jung war und mein Bruder Valerian wurde mein Vormund. Ich lebte bei ihm und versuchte stets eine sittsame und schweigende Frau zu werden.“
    Griff sie dann mit einem ebenfalls gut gemeinten Lächeln seine Worte auf.
    „Hat eine Weile ganz gut funktioniert, bis ich mich das erste Mal verliebt habe. Er war nicht das was sich mein Bruder für mich gewünscht hätte. Und als der Widerstand zu groß wurde, bin ich mit ihm abgehauen. So viel zu schweigsam und sittsam.“
    Ihr Blick ging in die Vergangenheit zurück.
    „Leider ist das nicht lange gut gegangen und ich kehrte reumütig wieder zurück. Dann gab es da einen Soldaten, doch die Götter hatten ihn nicht für mich vorgesehen.“
    Sie seufzte leise.


    „Er ertrank, während er versuchte jemand anderen zu retten. Dann hat Valerian geheiratet und ich ging mit ihm nach Mogontiacum in unsere dortige Casa. Als die Götter auch dort keinen guten Willen mit mir hatten und beschlossen hatten, dass ich auch dort alleine sein sollte floh ich erneut. Allerdings dieses Mal vor allem und jedem. Ich reiste mit dem nächsten Schiff nach Ägypten und blieb dort lange. Eigentlich wollte ich mich dort ablenken, das Land erkunden, doch ich saß einfach in einem Zimmer und starrte die Wand an.“
    Valentina seufzte, waren dies doch die bisher dunkelsten Stunden in ihrem Leben.
    „Damals wollte ich einfach, dass es aufhört.“
    Meinte sie dann so leise, dass es fast im Wortgefecht der Dichter unterging. Lange schwieg sie daraufhin und sah ins Leere. Um sie herum wildes Gedränge und lautes Geschrei doch Valentina schien ganz alleine dazustehen.
    Nach einer Weile liesen die Dämonen der Vergangenheit wieder von ihr ab und sie konnte sich wieder auf das Hier und Jetzt konzentrieren.


    „Irgendwann kam ich wieder nach Rom zurück um dort unsere Casa zu verwalten. Eines Tages haben die Briefe von Valerian aufgehört und ich habe bis heute nichts mehr von ihm gehört. Ich fürchte…“ Sie sprach es nicht aus. „Silas uns Pinas Vater ist auch gestorben genau wie ihre Mutter. Deswegen sind sie nun bei mir und ich verwalte das was von unserer Familie noch übrig geblieben ist.“
    Sie schwieg und sah dann zu Serapio. Sie wusste selbst nicht warum sie plötzlich so ehrlich war, doch es tat gut darüber zu reden.
    „Muss sich für dich ziemlich ärmlich anhören, nicht? Du, der so einer angesehenen Familie entstammst und sieh dich an, was aus dir geworden ist.“
    In einer fast schon vertrauten Geste strich sie ihm über die Brust als wollte sie dort ein paar der Falten glätten.

  • Zitat

    Original von Loukia
    „Wenn du mich empfehlen möchtest, sehr gerne. Aber empfiehl bitte die Caupona Aluta, verehrter Miles. Sie ist mein - wie nennst du das wohl - Hauptstandbein.“ Mit einem liebenswürdigen Zwinkern drückte sie ihm das Päckchen in die Hand. „Ich würde mich sehr freuen, dich dort wieder einmal begrüßen zu dürfen. Ganz ehrlich.“


    Schmunzelnd nahm Antias das hübsch geschnürte Päckchen entgegen. Zehn Feigen. Eine pro Nase. Naja. Dafür lohnte es sich kaum, die Männer zusammen zu rufen. Zudem hatte er vergessen, sich selbst mitzurechnen, elf hätte er nehmen müssen. Peinlich. Seine Bestellung zu korrigieren verkniff er sich jedoch tunlichst, schließlich wollte er vor der kleinen Griechin nicht dastehen wie ein zerstreuter Trottel. Mit einem freundlichen Nicken zählte Antias die fünfzehn Sesterzen auf den Tisch. Ein Schnäppchen waren die Feigen ja nun nicht gerade, allerdings hätte er im Schein dieses unverwüstlichen Strahlens auch klaglos das Doppelte bezahlt. Ach ja. Werter Miles. Verehrter Miles. Es ging ihm runter wie Honigmet. Sie verstand wirklich, mit der Kundschaft umzugehen. Natürlich war er sich völlig im Klaren darüber, dass ihre leuchtenden Blicke nicht ihm persönlich galten, aber die Vorstellung gefiel ihm trotzdem. „Loukia.“ lächelte er nicht minder liebenswürdig zurück. „Die in’s Licht Geborene. Oh ja. Was könnte passender sein. Ich bin übrigens Optio Germanicus Antias, und kann es kaum erwarten, der Caupona einen erneuten Besuch abzustatten. Auch ganz ehrlich.“


    Eine lange Pause entstand. Von hinten drückten die Kunden, über den Verkaufsstand hinweg sahen ihn vier Augen fragend an, zwei lächelnd, zwei tumb. Alles war gesagt. Er hatte seine Bestellung erhalten und bezahlt, es bestand also nicht der geringsten Grund, hier noch länger herumzustehen und den Betrieb aufzuhalten. Dennoch widerstrebte es ihm, einfach so davon zu latschen. Immerhin hatte Loukia’s Trank ihn wieder aufgerichtet, von ihrem angenehmen Wesen ganz zu schweigen, und überhaupt ....
    „Ich hoffe doch, ihr habt für den Heimweg einen Begleiter, der auf euch und euer wohlverdientes Geld acht gibt? Wenn nicht, wir rücken hier gegen Merides ab. Zumindest bis zum Pons Sublicius könntet ihr euch anschließen.“ Das war zwar nur die halbe Strecke, aber als Tross der Urbanerpatrouille würden die Frauen mit ihren Gerätschaften weit schneller vorankommen und vor allem nicht belästigt werden. „Also .. solltet ihr bis dahin hier fertig sein, wäre es uns eine Freude, euch zu eskortieren. Ich .. ähm .. werde vor dem Abmarsch noch einmal nach euch sehen. Hmm ja .. dann erstmal vale, meine Damen.“


    Um jeglichem Widerspruch zuvor zu kommen, tauchte Antias schleunigst wieder in die Menge und hielt dort Ausschau nach den Tirones. Die hatten sich nun doch recht großräumig auf dem Platz verteilt. Ein Hastapaar ragte zumindest noch in Rufweite aus dem Menschenstrom, vermutlich Ferox und Frugi, zwei weitere trieben langsam die Stände entlang auf den Dianatempel zu, eines drohte gar nach Nordosten in Richtung der Thermen des Sura davon zu schaukeln. Das ging im wahrsten Wortsinn zu weit. Hatte er nicht klar und deutlich Anweisung gegeben, Augenkontakt zu halten? Vielleicht verfolgten die beiden ja einen Dieb oder ähnliches, schon möglich, aber in diesem Fall hatten die Grünschnäbel gefälligst Meldung zu machen! Mit sinkender Laune wühlte er sich zu den nächststehenden Rekruten durch. Es waren nicht Ferox und Frugi, sondern die Tirones Maevius und Calavius. Letzterer hatte sich eine hölzerne mit zerrupften Federn beklebte Eulenmaske unter den Helmrand geklemmt und gab befremdliche Laute von sich, während Maevius von hysterischem Gelächter geschüttelt über das abgestellte Scutum hing, die Zähne voll weißer Brocken, den abgesetzten Cassis gefüllt mit hartgekochten Eiern. Zweifellos Hühnereier, die man dem einfältigen Burschen als überteuerte Eulenerzeugnisse verkauft hatte.


    Als die ausgelassenen Rekruten ihres Optios endlich gewahr wurden, versuchten beide erschrocken Haltung anzunehmen, was nur dem Calavius leidlich gelang. Der Maevius dagegen wusste nicht, wohin mit dem Helm, und glotzte nur betreten. Antias riss dem strammstehenden Calavier fluchend die Maske vom Gesicht. „Verdammt nochmal, Tirones! Ihr seid hier im Dienst! Maevius! Helm aufsetzten! Aber mit den Eiern! Wird’s bald!“ Umständlich fummelte sich der Maivier den gepolsterten Cassis auf den Schädel, zog vorsichtig den Kinnriemen straff und nahm ebenfalls Haltung an.
    „Tiro Calavius, du gehst nach Osten Richtung Thermae Suranae und holst mir diese zwei Zugvögel zurück! Tiro Maevius, du gehst nach Süden und trommelst den Rest zusammen! Sammelpunkt sind die Milites Orbius und Axius. Dort trüben. Na los, Abmarsch!“ Die Rekruten machten sich eilig davon. Antias zwängte sich wieder zwischen die Marktbesucher, das Päckchen mit den Feigen behutsam an sich gedrückt. Eigentlich hätte er einen weiteren Becher Zingiberwasser vertragen können, aber Loukia's Stand musste jetzt erst einmal warten.


    Die Sarden standen immer noch an Ort und Stelle als wäre der Platz mitsamt Tempelanlagen einst um sie herum errichtet worden. Antias erlaubte sich, aufzuatmen. „Irgendwelche besonderen Vorkommnisse?“ fragte er Blandus rein der Form halber. „Nö, Optio.“ gab der knapp zurück. Antias hatte nichts anderes erwartet. Besondere Vorkommnisse, das hieß für die Sarden Massenpanik, Aufruhr, Mord und Totschlag, alles darunter war nicht der Rede wert. Grinsend nickte er dem wortkargen Orbier zu und hielt ihm das Päckchen hin. „Hier, gefüllte Eulenfeigen. Aber jeder nur eine, klar?“ Blandus nahm das Päckchen, öffnete es, warf einen misstrauischen Blick hinein. Amüsiert besann sich Antias der Eulenmaske des Calavius und hob sie sich vor’s Gesicht. „Schaut mal. Wuuhuuu!“ Blandus gab augenblicklich das Päckchen zurück. Gut, dann eben nicht.

  • Abgehauen? Mit ihrem Liebsten? Valentina? Oh.
    Ich machte große Augen, das passte gar nicht in das rundherum tugendhafte Bild, das ich mir von ihr gemacht hatte. Doch zugleich verlieh es ihr etwas menschlicheres - so perfekt wie ich sie mir ausgemalt hatte konnte ja gar niemand sein. Und der Familie einmal entflohen zu sein, das war offenbar etwas, das wir gemeinsam hatten. Ausserdem, unter dem Gesichtspunkt meiner ernsthaften Absichten betrachtet, war eine Frau, die die jugendlichen Torheiten schon ausgekostet hatte, ganz sicher einem Mädchen vorzuziehen, die diese noch vor sich hatte.
    Ich hätte sie in den Arm nehmen wollen, als sie weitererzählte, ihr einen freundschaftlichen Halt geben. So viel Verlust hatte sie erlebt. Doch wegen der Leute, wegen der Blicke, wegen der jungen Nichten... zögerte ich, und stand nur dicht neben ihr, und hörte ihr zu, voll Mitgefühl.
    Als ob sie etwas Dunklem auftauchen würde, sah sie dann wieder zu mir auf. Ärmlich? Ich schüttelte den Kopf. Das wäre das letzte Wort was mir dazu in den Sinn käme.
    "Tapfer." verbesserte ich sie dann nachdenklich, "Mit einem starken Willen gesegnet. So hört sich das an, nein, so ist das, dass du... trotz aller Verluste, die du in der Vergangenheit erlitten hast, und trotz alle Härten, dir den Weg zurück immer wieder wieder freigekämpft hast. Und die Stärke in dir findest, für andere zu sorgen, und Freude um dich herum zu verbreiten." Natürlich dachte ich dabei auch an unser erstes Zusammentreffen, wo sie mir Verfemten, in diesem riesigen Atrium voll hämischer Fratzen, als einzige wie ein Mensch begegnet war.
    Bewegt legte ich nun doch den Arm um sie, und drückte sie ein wenig.
    "Rarissima Valentina." nannte ich sie lächelnd, dann schielte ich unwillkürlich runter auf meine Brust – nein, ich hatte mich nicht mit Dulcia Piperata vollgekleckert, es war nur eine liebevolle Geste von ihr.


    Bona Dea, da stand ich also mit einer Frau im Arm. Mit einem Mal überfiel mich diese Erkenntnis! Ich verspürte so einen Anflug von flauem Flattern im Magen, und die Haltung die mir eben ganz natürlich gewesen war, wurde mit einem Mal so... hölzern. Hilfesuchend sah ich mich nach Dentata um, doch sie war gerade damit beschäftigt, die Zwillinge abzulenken und zu einem Puppentheaterstück hinzulenken. Wo es um eine Königstochter ging, die sich anscheinend nicht zwischen zwei Prinzen-Brüdern entscheiden konnte, und dann verwandelte der böse Bruder sie auch noch. In – na klar – eine Eule. Schuhuu.
    "Wollen wir uns einen Moment setzen?" forderte ich Valentina auf, ließ den Arm zögerlich wieder sinken und geleitete sie zu einem etwas ruhigeren Fleckchen – eine Rundbank unter einer Platane, etwas abseits des Gedränges.
    Ich setzte mich auf das von vielen Hintern blankgeriebene Holz und streckte die Beine aus. Die Leibwächter hielten die Leute auf Abstand, man konnte von hier auf das bunte Treiben sehen wie auf einen vorüberziehenden Strom.
    "Du schmeichelst mir." gab ich ihr dann lächelnd zurück. Nicht, dass ich etwas dagegen gehabt hätte. "Meine Familie, ja... ohne sie wäre ich nie so weit gekommen."
    Können zählte ja nichts im Exercitus, wenn es nicht zusammen mit den richtigen Verbindungen daherkam. "Aber ich habe schon auch ziemlich mit meiner Familie gehadert, mit unserer Soldatentradition... Früher. Jetzt ist es gut so wie es ist. Aber damals – da bin ich wie du auch mal ausgebüxt, aber das ist auch nicht gut gegangen. Mein Vater – um genau zu sein hat er mich mittlerweile als seinen Sohn adoptiert, damals war er noch mein Onkel – hat mich dann großherzig aus dem ganzen Schlamassel wieder rausgeholt."
    Ihre Offenheit brachte mich dazu, auch mehr zu erzählen als ich es für gewöhnlich getan hätte. -
    Livianus würde Valentina sicher gleich ins Herz schließen, wenn.... Ja, wenn.
    Jetzt oder nie, Faustus.
    Minerva steh mir bei!

    "Valentina?" Ich holte tief Luft...

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Von den netten und sicherlich als Aufmunterung gedachten Worten von Serapio regelrecht sprachlos geworden, wurden Valentinas Wangen erneut etwas dunkelrot. Er schaffte es mit so gut wie jedem Wort etwas, dass schlimm erschien in etwas nicht mehr ganz so schlimmes zu verwandeln. Sie dankte den Göttern, dass dieser Mann in ihr Leben getreten war, sodass sie wenigstens einen guten Freund an ihrer Seite wusste.
    Die Umarmung kam so unerwartet wie die Bezeichnung, dass sie selten sein sollte. Unfähig sich dagegen zu wehren, ertappe sich die junge Quintilia sogar dabei, wie sie ein klein wenig näher an Serapio heran rückte. Nicht viel, kaum sichtbar und doch für ihn sicherlich merklich. Sie suchte seinen Schutz, wollte ihn und brauchte ihn. War jedoch bisher immer zu zurückhaltend gewesen um darum zu bitten. In diesem Moment war es ihr egal wie es aussehen würde, wenngleich das sicherlich nicht unentdeckt bleiben konnte. Doch Trost war so kostbar und alles was sie im Moment suchte.


    Als Serapio fragte ob sie sich setzen wollte, blickte Valentina zu ihren Nichten. Diese jedoch waren offenbar gut aufgehoben in der Obht von Serapios Begleitung. Zuerst etwas zögerlich doch dann mit großer Zustimmung nickte sie dann und folgte dem stattlichen Mann zu der Sitzgelegenheit.
    Es war ihr etwas unangenehm, dass Serapio ihre Verfehlung in jungen Jahren nochmal erwähnte, doch sie merkte schnell, das er es ihr nicht vorhielt sondern im Gegenteil sogar behauptete etwas ähnliches getan zu haben. Scheinbar hatte die Schicksalsgöttin wirklich ihren Spaß gehabt, als sie die Fäden sponn die ihre Wege schließlich kreuzen ließen. Im Geiste schienen sie sich nicht mal so unähnlich zu sein. Wieder wollte ihr ein Seufzer entgleiten doch im letzten Moment hielt Valentina ihn zurück und hörte statt dessen zu.
    "Mein Bruder war auch sehr gnädig und nahm mich wieder in der Familie auf. Ohne das man noch groß von meiner Verfehlung sprach oder darüber, dass ich einen anderen Mann ihm vorgezogen habe."
    Sie versuchte sich in einem Lächeln als sie an ihren vermutlich toten Bruder glaubte und wie gnädig er damals zu ihr war.
    Gleichzeitig aber war sie froh und auch erleichtert so offen mit Serapio sprechen zu können. Viele andere hätten ihr auf ihrer Ehrlichkeit sicherlich keine eigene Ehrlichkeit entgegen gebracht, wie es der Freund gerate tat.
    Ihren Namen so fragend ausgesprochen, sah sie ihn dann fragend an. Er schien eindeutig etwas auf dem Herzen zu haben.
    "Ja?"

  • Jetzt galt es!
    Todesmutig sah ich ihr in die Augen. Offen und freundlich, arglos und vertrauensvoll blickten sie mich an. Ich fasste mir ein Herz und sprang ins Leere...
    "Nun, ähm, es ist so, dass, ähm... ich sehr froh bin, über unsere Freundschaft, und dass wir uns so gut verstehen. Du kennst mich ja, dank der seltsamen Umstände unserer Zusammentreffen ziemlich gut, und hast auch Borkan kennengelernt. Ich möchte dir einen Vorschlag machen, Valentina. Was hältst du davon wenn wir uns zusammentun und..."
    Ich schluckte. Oh je. Was für ein großes Wort.
    "...heiraten? - Weißt du, ich habe mich mein Leben lang immer dagegen gesträubt, aber du bist die erste und einzige Frau, von allen die ich bisher getroffen habe, wo ich auf einmal denke: Ja, das würde gut passen! Ich finde dich großartig, Valentina, wie anmutig und stark du durchs Leben gehst und für deine Familie sorgst. Ich... weiß schon, dass ich nicht der Mann bin, den sich ein Mädchen erträumt. Ich liebe Borkan und er ist Teil von meinem Leben und soll das, so die Götter mit uns sind, auch immer bleiben." stellte ich lieber gleich klar, auch wenn es als Teil eines Heiratsantrages doch recht schnöde klang...
    "Aber ich verspreche dir, ich würde wirklich gut für dich sorgen und natürlich auch für deine kleinen Nichten, dass es euch niemals an irgendetwas fehlt. Und immer gut auf dich achtgeben würde ich, dich beschützen und behüten, so wie es einer Frau wie dir gebührt! Eine Ehe gegründet auf Freundschaft und Respekt, das ist es was ich mir wünsche."
    Und nun zu den Fakten:
    "Gesellschaftlich fasse ich zur Zeit auch wieder Fuß, und habe durchaus Chancen, in einiger Zeit die Position des Gardepräfekten wieder zurückzuerobern. Vermögend bin ich auch, habe stattliche Ländereien – du kannst natürlich gerne Einblick in die Unterlagen dazu nehmen wenn du willst -" fügte ich noch schnell an, es sollte ja alles ganz vernünftig zugehen.
    "Ich bin zwar etwas zerfleddert" gestand ich ein, mit Blick auf die üblen großflächigen Narben an meinem rechten Arm, und auch im Hinblick auf die kleineren und die nicht so sichtbaren, "aber gesund. Schulden habe ich auch keine, und Glücksspiel betreibe ich nur, also fast nur, zu den Saturnalien... Und meine Familie ist einflußreich. Und warmherzig, sie würden dich und Sila und Pina mit offenen Armen aufnehmen."
    Nervös haschte mein Blick nach Icarion, doch der stand bereits neben mir parat und drückte mir ein kleines, reich ornamentiertes Rosenholzkästchen in die Hand. Ich hielt es Valentina unter die Nase, klappte es auf und enthüllte den Ring. Er war aus Gold, zierlich gefertigt, mit einem tiefrot funkelnden Rubin besetzt, um welchen wie die Blätter einer Blüte schmal geschliffene kleinere Rubine angeordnet waren. Ich hatte ihn zusammen mit Icarion und Narcissus ausgesucht, die beide Sinn für Ästhetik hatten, und wir waren einhellig der Meinung dass er sehr elegant war. Hoffentlich gefiel er Valentina auch!
    "Quintilia Valentina, möchtest du meine Frau werden?"
    Puh!! Es war gesagt. Jetzt konnte ich nur abwarten. Nein, eines war noch hinzuzufügen:
    "Ich weiß, dass das jetzt ein bisschen wie ein Überfall kam, und ich verstehe absolut wenn du es erst einmal in Ruhe durchdenken möchtest."
    Oder zumindest eine Nacht drüber schlafen, wie man es vor allen wichtigen Vertragsabschlüssen tun sollte.

  • Verwundert legte Valentina etwas den Kopf zur Seite, als ihr Gegenüber plötzlich so zu stottern anfing. Was war nur los mit dem sonst so wortgewandten Mann?
    Es freute sie auch, der Freundschaftswegen und auch Borkan war eine angenehme Bekanntschaft geworden. Viel hatte sie ja noch nicht mit ihm gesprochen aber alleine deswegen weil er sie damals, wenn auch unwissentlich, vor Schlimmerem bewahrt hatte, sorgte dafür dass Valentina ihm auf ewig dankbar war.


    Als dann aber das Wort mit H fiel, stockte sie und sah Serapio mit großen Augen an. Hatte er gerade um ihre Hand angehalten?
    Während Valentinas Verstand noch damit beschäftigt war zu verstehen was sie gerade gehört hatte, schenkte Serpaio ein Kompliment nach dem Anderen.
    Gleichzeitig eröffnete er ihr auch ihre Zukunft.
    Er würde sie nicht lieben. Varus tat es. Sie würde sicherlich so etwas wie Liebe für Serapio entwickeln können. Aber sie liebte Varus jetzt schon.
    Oh, wieso taten die Götter ihr das an? Zuerst hatte sie jahrelang keinen Mann an ihrer Seite oder sie verlor ihn relativ schnell wieder und nun das!
    Serapio kam gerade zu dem Teil in dem er erwähnte, dass er vermögend und seine Familie einflussreich war.
    Valentians Blick glitt unbemerkt an Serapio vorbei und streifte für einen kurzen Moment ihre beiden Nichten, die immer noch in einiger Entfernung standen. Die junge Quintilia fing bereits an nachzudenken.
    Vor ihr saß ein Mann, der ihr alles bieten konnte, der sie aber nicht lieben würde. Freundschaft nannte er es und Respekt. Aber keine Liebe. Varus liebte sie war aber nicht so einflussreich wie Serapio.
    Als dann auch noch das reich verziehrte Schmuckkästchen gereicht und geöffnet wurde, verschlug es Valentina beim Anblick des Ringes schlichtweg den Atem. Sie hielt sich die Hand vor den Mund und betrachtete das Schmuckstück.


    „Der ist ja wunderschön.“ Flüsterte sie und erst langsam wurde ihr klar, dass Serapio ja eigentlich auf eine Antwort von ihr wartete. Sie war froh, dass er selbst, ganz Geschäftsmann, vorgeschlagen hatte eine Nacht darüber zu schlafen. Das würde sie auch tun, denn sie hatte nun eine viel größere Entscheidung zu treffen. Liebe oder Einfluss.
    Schließlich nahm sie das Kästchen an sich, klappte es aber wieder zu. Sie hob den Blick und suchte den von Serapio.
    „Dein Antrag ehrt mich und doch muss ich dir gestehen, dass mir gestern ebenfalls diese Frage gestellt wurde. Ihn bat ich um Bedenkzeit, deswegen muss ich auch dich darum bitten. Wie du selbst gesagt hast, trifft man solch wichtige Entscheidungen nicht von einem Moment auf den Anderen. Morgen wirst du von mir eine Antwort erhalten.“
    Sie lächelte, beugte sich dann vor und hauchte Serapio einen Kuss auf die Wange. Ein zwei Gäste des Marktes hatten vielleicht hergesehen und damit niemand einen falschen Eindruck bekommen sollte, war dies doch die beste Taktik.

  • Er gefiel ihr, der Ring gefiel ihr, Apollo sei Dank! Die erste Klippe war umschifft, doch nur die erste von vielen. Mit atemloser Spannung harrte ich ihrer Antwort, und - Minerva sei Dank! - Valentina sah weder beleidigt noch belustigt durch meinen ungewöhnlichen Antrag aus, sie antwortete ganz freundlich. Aber ich war doch betroffen zu hören, dass ein anderer mir zuvorgekommen war. Wenn es mich auch nicht überraschte. Um einen Honigtopf schwirren nun mal die Bienen herum. Wer der andere wohl war?
    Doch Valentina schlug mein Angebot nicht ab, zumindest nicht gleich, sie wollte es sich bis morgen überlegen. Ich würde wohl kein Auge zutun, heute nacht. Verdattert blinzelte ich, als ich den Kuss auf die Wange bekam. War das jetzt ein gutes Zeichen? Oder ein Trost-Kuss? Dass sie den Ring annahm, das war doch bestimmt ein gutes Zeichen. Aber wer zum Hades war mein Rivale...? Egal. Zuversicht ausstrahlen, das war jetzt angesagt.
    "Dann werde ich den morgigen Tag gespannt wie ein Eschenbogen erwarten." antwortete ich, ihr warm zulächelnd.
    Nach diesem Höhepunkt des Tages, da konnte uns keine noch so spektakuläre Marktattraktion mehr vom Hocker reißen. Wir machten uns auf den Rückweg. Ich geleitete die Damen Quintilia und die Dame Ursania natürlich noch nach Hause, verabschiedete mich höflich.


    Dann, als sie nicht mehr vonnöten war, da fiel meine Fassade der lässigen Zuversicht jäh von mir ab.
    "Bei allen Göttern!" sprach ich, völlig mitgenommen, als wir den Viminal wieder runter spazierten, "Das war... Puh! Das war..... Also... Puh!"
    Meine Ex-Sklaven sprachen mir gut zu und machten mir Mut. Ich begab mich dann gleich zu Borkan, an diesem Abend (mitsamt der Dulcia piperata für ihn). Mich verlangte unbändig nach ihm, und ausserdem hatte ich das Bedürfnis, ihm mein nervenaufreibendes Abenteuer in aller Ausführlichkeit zu erzählen...

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Seit dieser Amtszeit wusste Menecrates so genau wie nie zuvor, wann welcher Festtag stattfand und wie viele Feste eine einzelne Gottheit ausgerichtet bekam. Alleine Mars waren in dem nach ihm benannten Monat etliche Feste gewidmet und auch Minerva wurde nicht nur am heutigen Quinquatrus Maiores geehrt, sondern auch noch einmal im Juni und natürlich obendrein als Bestandteil der Göttertrias. Ursprünglich galt der heutige Tag auch als Festtag des Mars, aber irgendwie hatte es Minerva geschafft, ihn zu verdrängen.
    Ob die Minervalia, die Menecrates als Eintrag im Kalender vorfand, etwas Eigenständiges waren oder im unmittelbaren Zusammenhang mit den Quinquatrus Maiores standen, wusste der Consul nicht zu sagen und ihm blieb auch keine Zeit, diesbezüglich Rücksprache mit seinem Quaestor zu halten, der sich auf diesem Gebiet als sehr belesen erwiesen hatte.


    Das Fest wurde jedenfalls besonders von Handwerkern und Künstlern im Überschwang gefeiert, wobei die mehrtägige Feier der Quinquatrus Maiores am Minervatempels auf dem Aventin begann. Die Göttin erhielt von den Priestern ihres Tempels mehrere Opfertiere, eines von ihnen - eine weiße Ziege - stammte vom Consul, der als Zuschauer dem Akt folgte. Er selbst wollte am nächsten Tag aktiv werden und eine Cena mit privaten Gladiatorenkämpfen ausrichten. Die Vorbereitungen liefen bereits.


    Weitgehend abgeschlossen waren hingegen die Vorbereitungen für das folgende Minervafest am Aventin, zu dem jung und alt, aber vor allem die Angehörigen der Berufe kamen, denen die Göttin Minerva Schutzpatronin war. Jede Menge Kunstgegenstände und Handwerksarbeiten wurden feilgeboten.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!