Sie glitt vom Pferderücken und spürte wie Massa sie auffing und herunterhob. Es fühlte sich gut sich, wie er sie fest hielt. Und das tat er. Er schien sie gar nicht loszulassen. Sein Blick brannte tief in ihrer Magengrube. Ließ dieses Gefühl von wimmelnden Schmetterlingen aufkommen. Alpina, nicht! Du bist dabei dich wieder in einen Legionär zu verlieben! Er wird irgendwann abberufen, nach Alexandria oder zum Ende der Welt (was für sie inetwa gleichbedeutend war) und dann? Dann siehst du ihn nie wieder. Reicht dir die Erfahrung mit deinem Vater und mit Corvinus nicht?
Es war schon längst zu spät. Wie sehr sehnte sie sich danach, von ihm noch länger und inniger gehalten zu werden, wie schwer fiel ihr der Abschied? Und wie sehr freute sie sich über die Ankündigung sie in ein paar Tagen wieder abholen zu lassen!
"Oh gerne!", schnell stieß sie die Antwort hervor. Sehr schnell.
Der Moment des Abschieds war da. Ursi rüttelte schon ungeduldig an der Tür. "Komm, Mama, mach mir die Tür auf!"
Alpina zog den Schlüssel hervor und öffnete die Tür. Liam kam um nach dem Rechten zu sehen. Ursi wollte schon ins Haus schlüpfen, als ihre Mutter sie noch einmal festhielt.
"Wie? Einfach verduften ohne sich zu bedanken und zu verabschieden?"
Eine strenge Zornesfalte zeigte sich auf Alpinas Stirn. Ursi machte kehrt. Sie stellte sich vor den Tribun und sah ihn von unten herauf mit großen Kulleraugen an.
"Danke, Decimus Massa, dass ich reiten durfte und die vielen Pferde besuchen."
Alpina knuffte sie, doch mehr kam nicht. Also ergänzte sie selbst.
"Und natürlich für das leckere Essen und die Honigtaler, die Ursi geschenkt bekam."
Die Kleine nickte und entzog sich dann ihrer Mutter. Sie schlüpfte schnell zur Tür hinein.
Nun waren Alpina und Massa allein. Nein, nicht ganz. Liam stand hinter der Tür und wartete darauf, dass die Raeterin das Haus betrat. Der Abschied fiel ihr schwer. Peinliche Schweigesekunden, die ihr vorkamen wie eine kleine Ewigkeit.
"Danke für den schönen Abend, Decimus Massa." Sie hätte ihn gerne nur beim Cognomen genannt aber traute sich das nicht. "Es war ein ganz besonderer Abend für mich. Der Schönste seit sehr langer Zeit."
Ihre Hand berührte vorsichtig seinen Unterarm. Sie hatte das Bedürfnis etwas zurückzugeben für all die Freundlichkeit, die sie erfahren hatte. Zu mehr aber fehlte ihr der Mut.
"Ich freue mcih auf ein Wiedersehen. Gute Nacht."