[Officium] Praefectus Urbi Herius Claudius Menecrates

  • Dies ist die Amtsstube des Kommandeurs der Cohortes Urbanae
    HERIUS CLAUDIUS MENECRATES



    Der Praefectus Urbi ist der Stadtpräfekt von Rom und Kommandant der Cohortes Urbanae, der Stadtkohorten. Er übt sowohl die oberste Zivil- als auch Militärgewalt in Rom aus und handelt als rechte Hand des Imperators bei der Verwaltung der Hauptstadt und des gesamten Umlandes im Bereich von 100 Km. Er residiert gewöhnlich in der Praefectura Urbis, wo auch die städtischen Curatoren ihren Sitz haben. Für die Verwaltung der Cohortes Urbanae besitzt er aber auch ein repräsentatives Officium in der Castra Praetoria unweit seiner Tribune.


    Er ist unter den Reichspräfekten der zweitoberste im Rang, formal allerdings der Stellvertreter des Kaisers in der Stadt Rom.

  • Kurz nach dem Amtsantritt des neuen Präfekten ließ Tribun Petronius sich einen Termin in der Castra Praetoria geben. Er hatte von Maro endlich das fertige Gutachten erhalten, mit dessen Hilfe er kostengünstig an ein paar Iugera Land kommen wollte - es war immerhin höchste Zeit, dass er sich einen angemessenen Landsitz errichtete!


    Er trat also ein und salutierte.
    "Salve, Praefectus! Ich bin hier wegen einer Finanzfrage. Es geht um Landbesitz der Cohortes Urbanae in der Regio VII nahe Pyrgi."
    Er legte die Tabula auf den Schreibtisch des Präfekten und wartete kurz, bis der Claudier seine Begrüßung erwidert hatte. Dann ging es los - es war irrational, sich ewig mit irgendwelchen Floskeln und Smalltalk aufzuhalten!
    "Bei Durchsicht der Bücher ist uns aufgefallen, dass unsere Einheit dort über Grundbesitz verfügt, der momentan verpachtet ist. Diese Pacht läuft in Kürze aus, weshalb wir uns über den weiteren Verbleib Gedanken machen müssen. Mein Cornicularius Octavius Maro hat das Landstück besucht und ein Gutachten angefertig."
    Er deutete auf die Tabula:

    GUTACHTEN


    Res:
    Grundstück im Eigentum der Cohortes Urbanae. In concreto eine Parzelle Weideland in der Regio VII bei Pyrgi


    Das fragliche Grundstück wird gegenwärtig im Wege der locatio conductio rei durch den römischen Bürger Ovinius Naso bewirtschaftet. Das Grundstück wird durch diesen als Weideland für seinen Viehbestand genutzt. Der Pachtvertrag mit Naso läuft in Kürze aus.
    Anbei: Maße es Grundstücks und die Höhe der Pacht.


    Empfehlung:
    Nichtverlängerung des Pachtvertrages.
    Verkauf des Grundstücks
    Evaluierung des gesamten Grundbesitzes der Cohortes Urbanae im Hinblick auf Gewinn und Nutzen mit dem Ziel einer effizienteren und ökonomisch besser aufgestellten Einheit.


    Gründe:
    Das fragliche Grundstück hat für die Cohortes Urbanae keinen nennenswerten praktischen Nutzen. Es liegt weit außerhalb des Stadtgebietes und kann ohnedies durch die Verpachtung und den daraus resultierenden Fremdbesitz durch Naso nicht für praktische Zwecke wie etwa Übungen genutzt werden.


    Eine wirtschaftliche Nutzung durch die Cohortes erscheint nicht sinnvoll. Die Weidewirtschaft ist besonders im lokalen Kontext des Grundstückes als einzelnes Stück Weideland in relativer Distanz zu anderen urbanischen Liegenschaften kaum ökonomisch sinnvoll zu betreiben.


    Auch eine Verlängerung der Verpachtung ist nicht empfehlenswert.
    Die durch Verpachtung erwirtschafteten Einkünfte stehen in keinem angemessenen Verhältnis zum anfallenden Verwaltungsaufwand (Gutachter fiel beispielsweise beinahe einen ganzen Tag für die Arbeit in der Stadt aus, da er die Informationen über begutachtetes Grundstück aufwändig aus der Regio VII heranzuschaffen hatte.) Darüber hinaus erscheint das Land wenig fruchtbar zu sein - der gegenwärtige Pächter beispielsweise würde immerhin nicht sein Vieh darauf weiden lassen, wenn gewinnbringenderer Ackerbau betrieben werden könnte - was voraussichtlich gleichfalls zu einem relativ geringen Verkaufspreis führen wird.


    Als effizienteste Auflösung dieser für die Cohortes Urbanae unbefriedigenden Situation, erscheint also ein zügiger Verkauf des Grundstücks nach Auslaufen des Pachtvertrages, wobei der Verkaufspreis im Hinblick auf den geringen Ertrag einerseits und im Sinne einer zügigen Reinvestierung eben dieses Verkaufspreises andererseits, entsprechend niedrig anzusetzen ist, um potentielle Käufer aufzutun.



    Im Übrigen könnte eine Evaluierung des ganzen wirtschaftlichen Bestandes der Einheit nach den hier angewandten Paradigmen des Nutzens und des Gewinns die ökonomische Situation der Einheit verbessern und damit indirekt auch ihre Kampffähigkeit im Dienste des Augustus.


    Ein zügiger Verkauf des hier begutachteten Grundstücks würde in Ermangelung erkennbar lukrativerer Alternativen durch Pacht oder Eigenbewirtschaftung im Bezug auf besagtes Grundstück einen ersten Schritt in diese Richtung bedeuten.


    Gutachter:
    M. Octavius Maro
    Cornicularius
    Cohortes Urbanae


    "Octavius schlägt die Abstoßung des Grundstückes vor und ich unterstütze diesen Vorschlag. Wie er schon schreibt, dürfte es schwierig werden, einen Käufer zu finden, der einen annehmbaren Preis dafür bezahlt. Ich habe mich deshalb schon etwas umgehört. Als geeignetster Käufer erscheint Gaius Istorius Albianus Hispo aus Ostia. Er hat das realistischste Angebot gemacht, also das höchste, bei dem wir auch von einer tatsächlichen Bezahlung ausgehen können."
    Dass Istorius Albianus ein einfacher Bäcker war, der bereits vor vielen Jahren seine Bäckerei hatte verkaufen müssen, erwähnte Lucius nicht. Dabei wusste Lucius das sehr genau - immerhin hatte er die Bäckerei gekauft und den Istorier als Angestellten übernommen, sodass er ihn in der Hand hatte. Aber genau genommen tat das auch nichts zur Sache, denn Albianus war nur der Strohmann für den Petronier selbst...
    "Wenn du möchtest, können Octavius und ich auch eine Revision der übrigen-"
    Der Tribun stockte und griff sich an den Bauch - irgendetwas tat dort schon wieder weh. Aber natürlich bemühte er sofort, sich wieder unter Kontrolle zu bringen und räusperte sich, um das kurze Zucken in seinem Gesicht zu cachieren. Dann beendete er seinen Satz schnell, bevor Menecrates etwas auffiel:
    "-Immobilien im Besitz der Stadtkohorten."

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  • Menecrates sichtete Akten, als Petronius Crispus das Officium betrat. Er hatte ihn schon im Vorzimmer sprechen gehört und blickte auf, um den Gruß entgegenzunehmen. Ein kleines Nicken ging seiner Erwiderung voraus.


    "Salve Tribun!" Anschließend umfing sein Blick zwar die Tafel, aber er lehnte er sich zunächst zurück und folgte interessiert dem Anliegen, das sich als ungewöhnlich herausstellte. Mit dem Handling von Landbesitz wurde er als Kommandeur bisher noch nie konfrontiert. Offensichtlich handelte es sich aber nicht um einen Verwaltungsakt wie in der Vergangenheit, sondern um eine Grundsatzentscheidung, ob und wie das Land verkauft werden sollte.
    Als der Tribun endete und auf die Tafel deutet, lehnte sich Menecrates vor, ergriff sie und zog sie zu sich heran.
    "Pyrgi!" stellte er nochmals fest. Wo zum Hades lag Pyrgi? Fest stand, dass die Ländereien zu weit von Rom und Umfeld entfernt lagen, um irgendeinen Nutzen für die Cohorten zu haben. Möglicherweise erwirtschaftete die Fläche eine exorbitante Pachteinnahme, mutmaßte Menecrates. Er hörte Petronius weiter zu und warf gleichzeitig einen Blick auf die Anlage mit den Angaben über die Pachteinnahme bei Nennung der Grundstücksgröße. Kurz zog er die Brauen nach oben, denn die Zahl verwunderte ihn. Er kannte sich mit Landbesitz bestens aus, auch wenn ihn der eine oder andere Verwalter dabei unterstützte.


    "Tja, von einem guten Ertrag kann nicht die Rede sein und ich vermute, das steht auch in dem Gutachten." Eine sehr ordentliche Abfassung, wie Menecrates fand. Sie hätte das Werk eines Beamten sein können. Auf einen Unteroffizier hätte er dabei nicht getippt. Er nahm sich die Zeit, den Inhalt zu erfassen.
    "Mit der Abstoßung des Grundstücks bin ich einverstanden", sagte er schließlich. Obwohl er in kürzester Zeit durch Sichtung der Zahlen und der Bewertung des Standorts ebenfalls zum selben Schluss wie der Gutachter fand, zollte Menecrates dem Mann Respekt. Er mochte Gründlichkeit.


    "Allerdings möchte ich das Bestmögliche herausholen. Daher die Frage: Wie verlief die Ausschreibung, wer war damit beauftragt, welchen potentiellen Käufern war sie zugänglich, was stand drin usw. Auch auf magerem Land kann man Vieh halten. Nicht alle Tiere benötigen fettes Gras, einzelne Arten erkranken sogar daran." Menecrates dachte an die familieneigene Pferdezucht. Frisches und eiweißreiches Gras führte oft zu Koliken und der gefürchteten Hufrehe.
    Er legte die Wachstafel ab und blickte den Tribun an. Dessen Griff an den Bauch hatte er zwar bemerkt, aber als unrelevant abgetan.

  • Lucius hatte keine Ahnung von Landwirtschaft - sein Vater besaß zwar ebenfalls ein Landgut, das er auf ihn überschrieben hatte, um ihn für den Ritterstand zu qualifizieren. Aber selbst der Alte war kein besonders guter Bauer gewesen und hatte dem Sohn diesbezüglich nichts weitergegeben. Aber das tat ja auch nichts zur Sache im Prinzip - der Tribun hatte gehofft, dass alles irgendwie durchgewunken würde.


    Er musste sich etwas auf die Schnelle einfallen lassen - deshalb antwortete er mit dem nächstbesten Gedanken:
    "Cornicularius Octavius hat die Ausschreibung nach den üblichen Routinen durchgeführt. Das lief alles wie immer."
    Er tat souverän, aber gedanklich wurde ihm klar, dass das eine glatte Lüge war - seines Wissens gab es überhaupt keine Routine für den Verkauf von Grundstücken der CU. Andererseits konnte der neue Präfekt das nicht wissen - er war ja erst vor wenigen Tagen in die Einheit gekommen!


    Wenn der Claudier allerdings nachfragen würde, würde Lucius ganz schön ins Schwimmen kommen - weshalb er bereits zu überlegen begann, was er am besten antwortete: Am besten war wohl Zeitspiel - er konnte einfach behaupten, dass er über das genaue Verfahren nicht Bescheid wüsste... dann konnte er sich etwas mit Maro zusammen ausdenken...

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  • Obwohl Menecrates nicht im Ansatz wusste, wie es immer bei den Urbanern lief, beruhigte ihn die Antwort. Gleichzeitig weckte die Aussage in ihm die Erwartung, dass es hier häufiger Kaufgeschäfte zu tätigen gab. Das stellte ihn zwar vor keinerlei Probleme, weil er auch privat nie die Verwalter alleine handeln ließ, aber damit hatte er nicht gerechnet. Die Stadteinheiten tickten offensichtlich gänzlich anders als die Legionen.


    "Das ist eine Sondersituation und als solche werde ich sie behandeln. Ich arbeite mich gerade erst ein und kenne eure Ausschreibungsverfahren nicht." Er hob in einer ratlos erscheinenden Geste die Hände. Andererseits war es auch später nicht der Sinn eines Stabes, dass der Kommandierende alles alleine regelte.
    "Wenn du dich für die korrekte Abwicklung verbürgst, dann will ich deinem Vorschlag folgen und dem Verkauf an…", er blickte auf das Gutachten, "… Gaius Istorius Albianus Hispo aus Ostia zustimmen." Er richtete den Blick auf den Tribun und erwarte eine Reaktion.
    Ein wenig fühlte er sich, als wäre er in ein Becken gesprungen, in dem das Wasser keine Durchsicht erlaubte. Er nahm sich vor, so schnell wie möglich den Überblick über alle relevanten Vorgänge in seinem Amt zu verschaffen, weil für ihn Klarheit und Lauterkeit essentiell wichtige Grundpfeiler seiner Existenz darstellten.

  • Ohne mit der Wimper zu zucken antwortete Lucius:
    "Selbstverständlich!"
    Er konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand noch einmal danach fragen würde, wenn der Kaufvertrag mit dem Siegel des Praefectus Urbi zu den Akten gelegt wurde. Er selbst würde sich darum kümmern - die anderen Tribune würden im besten Fall gar nichts davon mitbekommen!
    "Dann werde ich mich gleich darum kümmern. Wenn du willst, kann Cornicularius Octavius auch unsere weiteren Besitzungen überprüfen."

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  • Obwohl Menecrates viele und vor allem deutlich wichtigere Baustellen als eine Überprüfung der Wirtschaftlichkeit des Grundbesitzes sah, stimmte er dem Ansinnen zu. Letztlich kostete ihn die Revision keine Zeit, was den Ausschlag gab.


    "Gut, wenn er einmal in der Thematik ist, soll er auch gleich den gesamten Grundbesitz überprüfen. Das Ergebnis ist mir dann vorzulegen und ebenso die erstellte Verkaufsurkunde für das Grundstück in Pyrgi. Oder hast du bereits ein Dokument vorbereiten lassen?" Wundern würde es Menecrates nicht, denn der Fall schien bereits unmittelbar vor seinem Abschluss gestanden zu haben, bevor er als Praefect das Amt antrat.

  • "Ich werde mich darum kümmern."
    bestätigte der Petronier mit Bezug auf die Kontrolle des Grundbesitzes - Maro hatte ihn ja im Grunde selbst erst darauf gebracht. Aber wenn sie hier aktiv wurden, ließ sich möglicherweise noch ein bisschen was abzwacken - sonst würden sie einfach einen guten Eindruck hinterlassen, der vielleicht mögliche Nachfragen zu diesem dubiosen Geschäft verstummen ließ.
    "Das Dokument habe ich schon bei mir, hier."
    Er holte aus seiner Mappe den entsprechenden Vertrag, den sein Cornicularius ebenfalls aufgesetzt hatte. Weiter hinten in der Mappe war auch schon der nächste Kaufvertrag, mit dem Lucius das Grundstück von Albianus kaufte - morgen hatte er einen freien Tag, da würde er nach Ostia reisen und das Grundstück von seinem Bäcker aufkaufen.


    Er wartete, bis Menecrates es unterschrieben und gesiegelt hatte - wobei er sichtlich zufrieden war, als die Unterschrift an Ort und Stelle war.
    "Wenn du sonst noch etwas brauchst, steht mein Stab und ich dir gern zur Verfügung. Sonst werde ich mich wieder an die Arbeit machen."

    Sim-Off:

    Damit das nachvollziehbar ist: Ich habe jetzt zwei Grundstücke für jeweils 2000 Sz. gekauft. Und dir Zugriff auf das CU-Konto gegeben - als Kommandeur ist das vielleicht ganz nützlich ;)

  • Sim-Off:

    Danke für den Kontozugriff! Ich habe allerdings nicht erwartet, dass du die Grundstücke für so viel Geld übernimmst. Die sind doch mit vielen Posts bezahlt worden? ;)


    Menecrates zeigte sich erstaunt, als Tribun Petronius das geforderte Schriftstück ankündigte und anschließend aus seiner Mappe holte. Er fragte sich, warum der Tribun so sicher sein konnte, dass der Praefectus zustimmte. Entweder die Ausschreibung verlief tatsächlich korrekt und warf den Käufer als mit Abstand besten Erwerber aus oder... Nun ja, ein wenig überrumpelt fühlte sich Menecrates schon, wollte aber sein Amt nicht mit Skepsis antreten, sondern auf der Basis von Vertrauen.


    "Für alle Eventualitäten gewappnet, wie mir scheint." Die Anmerkung konnte er sich nicht verkneifen, zeigte dabei aber ein wenig Belustigung im Gesicht. Er setzte seine Unterschrift unter das Dokument und siegelte es anschließend, bevor er es dem Tribun zurückgab.
    "Ja, du kannst abtreten", bestätigte Menecrates den Vorschlag. Er musste sich ebenfalls an seine Vorhaben und den Aktenberg setzen.

  • Allein in der einfachen Dienstkleidung der Prätorianer trat Verus wortlos auf. Er blickte sich um und nickte dem Mann im Vorzimmer zu. Man kannte sich. Mit einer fließenden Bewegung trat Verus weiter in den Innenraum des Hauptzimmers. Dort nahm er eine gespielte Haltung vor dem neuen Stadtpräfekten ein. "Ave," grüßte Verus förmlich und lächelte bitter. "Consular," fügte er an und nickte dann auch seinem alten Kampfgenossen Menecrates zu. Denn beide verband etwas, was nur wenige Männer verbinden konnte: Loyalität. Im Zuge der Kommission und darüber hinaus, hatten sich beide Männer bekannt gemacht und waren durch Umstände eng verbunden worden. Verus wollte nicht allzu öffentlich seine verspätete Achtung ausdrücken, da die Speculatores und Statores nicht gerne öffentlich auftraten und sich von den regulären Einheiten unterschieden. Verus wollte vertraulich mit Menecrates sprechen. Ein echtes Gespräch ohne politischen Eindruck.

  • Viel konnte Menecrates in diesem Leben nicht mehr überraschen, weder Personen noch Ereignisse oder Handlungen. Doch der Mann, der auf ihn zutrat, gehörte zu den Ausnahmen. Eigentlich wähnte Menecrates ihn bereits tot und entsprechend überrascht starrte er ihn an. Er brauchte zwei Atemzüge, dann nahm er den Gruß mit einem kleinen Kopfnicken an.


    "Na, wenn das keine Überraschung ist...", sagte er leise. "Tiberius!" Die Stimme nahm wieder ihre normale Farbe an. "Steh bequem und erzähle. Du bist dienstlich hier, nehme ich an." Ein dienstliches Anliegen lag nahe, weil sie sich in der Castra Praetoria befanden. "Es ist noch nicht zu mir gedrungen, dass du wieder dienstfähig bist." Das klang privat und also solches war die Bemerkung auch gemeint.

  • Der Schattenmeister hatte seine Geheimnisse. Doch diese Geheimnisse waren Gift. Ein Gift, welches nicht nur gegen ihn selbst wirkte. Es verlängerte das Leben, verschaffte Klarheit aber nahm einem die Sicht. Verus war verloren. In seinen eigenen Fängen, während das Monster rumorte, tanzte er mit müden Schritten sein eigenes Theater. Es gab kein Entkommen. Sein Bruder verstand es nicht. Und sollte es auch nicht verstehen, denn Verus Erklärungen waren brüchig und leer. "Ich bin immer für eine Überraschung gut," sagte der unholde Geist der Schatten ohne Regung seiner Lippen, nur sein Mund öffnete sich und ließ die stechenden Worte hervor. "Claudius," versuchte sich Verus an einer menschlichen Geste, während das Geschäft wieder seine Maske verlangte. Der Prätorianer verließ die militärische Pose, ließ sich fast auf ein spannungsloses ziviles Niveau herab. "Ich bin immer im Dienst. Leider," merkte Verus an und seine Augen sanken, wie durch Blei beschwert, herab. "Ich hatte meine Anliegen zu vertreten und auch das Attentat macht mir noch zu schaffen. Man hat immer noch nicht den Urheber ausgemacht. Diese Stadt ist Albtraum; ein sicherheitspolitischer Albtraum," begann der Schattengeist, indem er seinen Blick wieder anhob. Auf seine seelische Verwundung konnte er nicht eingehen, da er sie selbst nicht einmal mehr bemerkte. "Ich komme mit ernster Botschaft. Es droht ein Brandanschlag durch die Christen auf diese Stadt," ließ er Hiobsbotschaft schlicht fallen, so dass die Worte nachwirkten. Ein teuflischer Wink durchzog seine Augen, die eine kalte Ernsthaftigkeit ausstrahlten.

  • Menecrates kannte nicht viele Prätorianer, was sich sicherlich bald ändern würde, aber bislang konnte er sich nicht rühmen, eine allgemeingültige Aussage über sie zu treffen. Trotzdem glaubte er, nicht falsch zu liegen, wenn er behauptete, Tiberius bestünde nur noch aus Bruchstücken seiner selbst. Auch seine Entgegnung über die dauerhafte Dienstbereitschaft deutete darauf hin, wenngleich weniger der Inhalt als vielmehr der Tonfall Anlass zu dieser Einschätzung gab.


    "Bist du denn gesundheitlich wieder hergestellt", fragte Menecrates den ehemaligen Kommissionspartner zweifelnd. Viel hatte er nicht über den Giftanschlag erfahren und noch weniger über dessen Folgen. Er schüttelte unzufrieden den Kopf, als Tiberius erzählte, der Täter wäre weder gefasst noch ausgemacht.


    Menecrates erhob sich. Zum einen, weil er - seinem Rücken zuliebe - ungern längere Zeit saß und zum anderen, weil sie private Themen berührten.
    "Gibt es Spätfolgen?" Sein Blick erfasste Tiberius prüfend, bevor er sich gedanklich dessen Anmerkung über den Alptraum zuwandte. Er konnte Tiberius' Einschätzung nachvollziehen. Wäre er Opfer eines Anschlags, würde er genauso denken. Wenn Täter zu den Beschützern des Reiches vordrangen, wer schützte dann noch die kaiserliche Familie? "Meinst du, es war ein politischer Akt oder doch eher eine persönliche Abrechnung? Was sagt dein Bauch?"


    Schneller als erwartet schwenkte der Trecenarius zu dienstlichen Themen, womit er Menecrates überraschte. Er zog die Brauen nach oben und fragte: "Ist das deine persönliche Einschätzung oder teilen diese Annahme der Stab und die Präfekten deiner Einheit?" Immerhin hatte er erst gestern von seinem Tribun gehört, dass nach dem Sklavenaufstand die Lage ruhig sei.

  • Eine merkwürdige Frage. Sorgte sich der alte Mann etwa? Verus war überrascht und fühlte so etwas, wie Reue, den alten Mann belügen zu müssen, den er wohl als Freund in dieser Stadt bezeugen konnte. Verus räusperte sich und blickte den Claudius müde an. "Nicht wirklich," war zumindest eine gewisse Ehrlichkeit, die den wahren Lügen voweg gestellt werden konnte. "Doch ich habe keine Zeit zu jammern oder zu leiden, sondern muss meine Dienstgeschäfte erledigen, da nicht nur mein Wohl in Gefahr ist," konterte Verus eifrig tuend. "Es wird sicherlich Folgen geben," meinte er und nickte bedrohlich, um die Zeitnot zum Ausdruck zu bringen. "Ich denke, dass es beides sein könnte. Ich habe mir durch meine Arbeit viele Feinde gemacht. Nicht nur in der Kommission, sondern auch in Rom selbst. Um ehrlich zu sein, du bist mein einziger Vertrauter neben meinen Brüdern in den Cohortes," holte der Trecenarius den Claudius mit ins noch schwimmende Boot der Prätorianer und ihrer Intrigen. Und es war noch nicht mal gelogen, denn Verus sah Menecrates als vertrauenswürdigen Mann von Ehre. Ehre, welche er selbst nicht mehr kannte.


    Verus holte Luft, um zum eigentlichen Geschäft zurück zu kommen. "Es ist eine persönliche Annahme, da ich entscheidende Hinweise erhielt. Ich muss davon ausgehen, dass es mitunter ein Leck hier in der castra gibt oder wir sogar Christen innerhalb unserer Reihen haben. Niemand überprüft entscheidend die Angehörigen des Exercitus. Für meine Männer kann ich bürgen, du auch für deine?" Bedeutungsschwer hob er beide Brauen, so dass seine traurigen Augen zum Vorschein kamen.

  • Auch wenn die Geringschätzung der eigenen Gesundheit auf Menecrates seltsam wirkte, passte sie wiederum stimmig zu Tiberius. Menecrates würde Tiberius wohl nie verstehen, aber er wusste ihn mittlerweile einzuschätzen. Deswegen zerbrach er sich nicht länger den Kopf über dessen Verhalten, auch wenn er spontan das Bejahen der vermuteten Spätfolgen als lebenseinschränkend einstufte.


    Er nickte zu Tiberius' Einschätzung, äußerst wenige Vertraute zu besitzen. Vertrauen basierte auf Anstand und Aufrichtigkeit. Beides bot Menecrates zunächst jedem an, also auch dem Trecenarius. Obwohl ihr Start alles andere als harmonisch gewesen war, blieb es dabei.
    Schließlich kam Tiberius zur Beantwortung der weichenstellenden Frage.


    "Es ist also eine persönliche Annahme", wiederholte Menecrates und atmete einmal hörbar aus. "Ich stehe hier als Praefectus Urbi, das weißt du. Unter diesem Gesichtspunkt haben persönliche Befindlichkeiten und Gedankengänge keine Relevanz. Als Privatmann trage ich die Verantwortung für meine Familie und bin nur mir selbst Rechenschaft schuldig. Die Verantwortung eines Praefectus Urbi muss ich dir nicht erläutern. Dass ich umsichtig entscheiden muss, ist dir bekannt. Ich bin auch nicht so machtverliebt, dass ich Entscheidungen alleine treffe, auch wenn ich es könnte. Ich denke, ein kluger Mann holt den Rat anderer ein. Kaiser, Präfekten..., die meisten halten es so" Sein Blick ruhte einen Moment auf Tiberius, bevor er weitersprach.


    "Was ich sagen möchte: Ich will deiner Warnung Gehör leisten und gern ein Consilium einberufen. Dort hättest du die Möglichkeit, deine Hinweise zu präsentieren und dich an der Beratschlagung und Beschlussfassung zu beteiligen."

  • "Das wird nicht notwendig sein. Ich werde mich persönlich dieser Sache annehmen und diese Sache vertraulich und sauber beseitigen. Wenn an der Sache jedoch nichts dran war, könnten wir mit einem friedlichen Anschein in unserem wiederholenden Alltag weitermachen," erklärte Verus, der eine weitere Einmischung durch Authoritäten vermeiden wollte.

    Sim-Off:

    Es gab eine Sl Entscheidung, dass es keinen Brand geben darf und dieser Scheitern muss. Ich denke, dass wir dies hier sauber beenden, um nicht noch mehr Handlungsstränge zu eröffnen.

  • Menecrates musterte Tiberius einige Augenblicke schweigend, dann nickte er.
    "Ich danke dir trotzdem für deinen Hinweis und dein Vertrauen mir gegenüber, auch wenn offensichtlich geworden ist, dass du vor einem Consilium zurückschreckst. Ich vermute, die Verdachtsmomente sind klein genug, um durch die von dir vorgeschlagene Vorgehensweise geklärt werden zu können. Sollte sich dies als Trugschluss herausstellen, bitte ich dich, erneut bei mir vorzusprechen. Wollen wir so verbleiben?"
    Er nickte Tiberius aufmunternd zu.

  • Verus war erleichtert, dass diese Sache derartig leicht abgewickelt werden konnte. Mit einem langgezogenen Nicken gab er seiner Zufriedenheit Ausdruck. "Ich danke," kommentierte der Schattenmeister vorweg, bevor er antwortete. "Wir verbleiben so," war die absolute Versicherung.

  • Der Quintilier hatte die letzte Bekanntmachung der Kommandantur vor kurzem vernommen, so wie er auch vor kurzem erfahren hatte, dass er in seinem Contubernium nun tatsächlich der Dienstälteste war. Insgesamt hatte sich seine direkte und offene Art bezahlt gemacht, hatte bei den Vorgesetzten Anerkennung gefunden - bisher jedenfalls.


    So traf er nun beim Officium des Praefectus Urbi ein, um zunächst nach beherztem Klopfen das Vorzimmer zu betreten. Er sollte sich für weitere Informationen bezüglich des angesetzten Nachtdienstes mit den Vigiles hier einfinden. "Salve," richtete er sich an den Mann, der hier im Vorzimmer seinen Dienst tat. "Quintilius Canus, Miles der Cohortes Urbanae, ich soll mich hier melden," grüßte er mit militärisch korrekter Haltung und rechnete gar nicht weiter damit, dass er den Praefectus persönlich sprechen würde - wahrscheinlich würde er alle weiteren Informationen hier erhalten. Immerhin ging es auch nur um ein Contuberium, keine allzu große militärische Teileinheit.


    Sim-Off:

    Mir wurde Sim-Off geflüstert, dass ich mich hier melden soll - ich habe nach Tiberius Verus einfach mal ein Vorzimmer eingebaut :D

  • Der Quintilier hatte sich nicht geirrt. In diesem Vorzimmer flossen alle Informationen zusammen und so wusste der Unteroffizier sogar, weswegen sich der Miles hier melden sollte. Er musste also nicht erst nachfragen, sondern ging zu einer Ablage seitlich der Aktenregale, nachdem er seinerseits militärisch zurückgegrüßt hatte. Er nahm sich ein Bündel mit Wachstafeln und kehrte zu seinem Schreibtisch zurück.


    "Du führst das erste Contubernium in die Nachtschicht, richtig?" Im Grunde hätte er sich die Frage sparen können, aber sie stellte einen guten Einstieg dar. Er nahm eine Tafel und schob sie in Richtung Miles. "Seid kurz vor der ersten Nachtstunde bei der Station für die Regiones VI und VII." Er tippte mit dem Finger mehrmals auf die Tafel, dann hob er wieder den Blick. "Hier ist sicherheitshalber die Wegbeschreibung dorthin. Seid pünktlich und ausgeschlafen, soll ich ausrichten." Er griff sich die nächste Tafel und las mehr oder weniger ab.
    "Militärische Kleidung, als Waffe nur der Dolch.
    Ihr durchlauft ein Praktikum, was bedeutet, dass ihr nicht angehalten seid, eigenverantwortlich Löscharbeiten auszuführen. Sofern sich die Notwendigkeit ergibt, leistet Hilfe nach Anweisung und eigenem Ermessen. Seht euch primär in der Rolle als Beobachter.
    Es wird kein Bericht erwartet, sondern es gibt eine Auswertung zur Hora Octa. Zu dieser Stunde tretet ihr den Tagesdienst an."


    Er hielt inne und warf einen Blick auf die nächste Tafel. Sie enthielt Anweisungen darüber, wer den ausgefallenen Tagesdienst dieses Contuberniums übernahm und war somit für den Miles nicht von Belang.
    "Der Tagdienst vorher entfällt für euch, hast du sicherlich gelesen. Hast du noch Fragen?"

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