[Ludus] In der Gladiatorenschule

  • Sie waren kaum zur Tür raus als Kaeso anfing Balbus aufzuziehen.
    "Ich auf Männer stehen? Spinnst du?" fauchte der Chirurgicus zurück. Doch schon ging Kaeso in die nächste Runde.
    "Ein Kleid? Halt die Klappe. Verflucht! Sei still!!!"


    Der Junge schrie es laut über den ganzen Platz. Astivus und Maximus sahen überrascht herüber. Balbus wurde würtend, stinkwütend. Er packte Kaeso und ging ihm an die Gurgel. Schnell waren die beiden Gladiatoren zur Stelle. Astivus hielt Balbus zurück, der seinen Griff lockern musste.
    "Was sagst du da, Kaeso? So ein Blödsinn! Erst gestern haben wir ihn mit dieser kleinen Hebamme erwischt. Die hat er bestimmt noch flachgelegt. Balbus ist kein Schwuchtel, ganz sicher nicht. Wie kommst du darauf so was zu behaupten?"


    Maximus stellte sich in eine urwitzige Pose und wackelte mit den Hüften.
    "Guck mal, Balbus! Siehst du meinen süßen Hintern? Gefällt er dir?"


    Der Chirurgicus winkte ab. "Hör auf, du Blödmann! Was soll der Unsinn?"


    Astivus hielt Kaeso die Faust unter die Nase. "Was erzählst du für Lügen? Ich ramme dich ungespitzt in den Boden wenn du weiterhin solche Lügen erzählst!"


    Balbus entspannte sich sichtlich. In diesem Moment trat Bato vor die Tür.
    "Was ist hier los? Hast du etwa schon angefangen mit der Behandlung? Hier im Hof? Mach das gefälligst in deinem Behandlungsraum!"
    Giftig fuhr der Lanista den Chirurgicus an. Balbus wurde Puterrot. Er flötete in Batos Richtung.
    "Nein, nein, Bato. Alles gut. Wir hatten nur eine kleine Meinungsverschiedenheit. Nichts von Belang. Geh nur wieder rein und erhol dich gut vom Prandium. Kaeso und ich fangen mit Astivus und Maximus an. Bis später dann!"


    Der letzte Satz kam so irrwitzig säuselnd herüber, dass selbst Balbus sich auf die Lippen biss. Verflucht, was war los mit ihm? Was bei Venus und Amor war in ihn gefahren?

  • „Aber, aber Baltus willst du mich jetzt etwa Küssen? Nicht doch, was wird Bato dann denken, dass du ihm untreu bist? “
    Hatte im ersten Augenblick, als der Chirurgicus mich packte, meine Knie ein wenig gezittert, so fasste ich beim Näherkommen seiner Freund Mut und hetzte trotz des Klosses in meinem Hals weiter. „Pah Astivus, du hättest ihn gerade eben bei Bato erleben sollen, es wundert mich jetzt noch, dass ihm der Sabber nicht lief.“
    Ich darf es nicht übertreiben dachte ich, Astivus reisst mich sonst in Stücke, so wie er Balbus verteidigt.
    Batos erscheinen veränderte die Situation grundlegend und jeder der Augen im Kopf hatte musste es jetzt sehen. „Da habt ihres jetzt gesehen? Er wird rot wie ein Mädchen und säuselt nur noch Honigsüß bei seinem Anblick. Mir wirft er es vor, nur um von sich abzulenken. Greift zu und ihr spürt es. Wenn die beiden alleine wären würde er über Bato herfallen.“
    Balto hatte mich inzwischen los gelassen und so wisch ich langsam ein paar Schritte zurück. Sollten sie sich doch selber ein Urteil bilden.

  • Wütend über sich selbst, wurde Balbus laut. Um alle abzulenken von der peinlichen Situation brüllte er über den Hof des Ludus.
    "Schluss jetzt, ihr Pack! Ich sehe jeden einzelnen von euch nacheinander in meinem Behandlungsraum! Aber flott!"


    Dann packte er Kaeso am Oberarm. "Komm mit und tu, wofür du mein Gehilfe bist. Und wehe du hältst dein Schandmaul nicht, dann wirst du mich kennenlernen!"


    Er winkte Astivus und Maximus zu sich. "Ihr macht den Anfang! Du, Maximus bist der Erste!"


    Im Behandlungsraum angekommen war Balbus ganz Routinier. Er kommandierte Kaeso herum.
    "Zange und Sonde, eine Schale für Blut und Zähne und eine große Karaffe Wein. Dazu Verbandmaterial! Los geht´s!"


    Er verfrachtete Maximus auf den Stuhl vor sich während Kaeso die Materialien zusammensuchte. "Machs´Maul auf!", knurrte er.
    Dann begann er die Zähne des Muskelberges zu untersuchen. Ein einziger zeigte ein kleines Loch, nichts von Belang, aber Balbus war so wütend auf Maximus, dass er wild entschlossen war, ein Exempel zu statuieren. Der Chirurgicus keifte Kaeso an.
    "Zange her! Und du, Kaeso, halte ihm den Mund auf!"


    Die Angst geweiteten Augen des Gladiators befriedigten Balbus Wut ein wenig. Er setzte die Zange an. Maximus versuchte etwas zu sagen, doch kam nur ein gurgelnder Laut hervor.
    "Überlege dir gut, ob du mich noch einmal so veräppelst, Maximus. Du hast da noch ein paar hübsche Zähnchen und wenn ich Bato davon überzeuge, dass die alle faul sind, dann frisst du bald nur noch Puls wie ein Mümmelgreis!", zischte Balbus böse.


    Dann riss er mit einer heftigen Bewegung den gesunden Zahn an seiner Wurzel aus dem Unterkiefer des Gladiators. Das Blut spritze und ein Schrei gellte durch den Ludus. Balbus grinste böse.
    "Jetzt darfst du mit Wein ausspülen. Nur ausspülen, mein Bester!"
    Das Blut-Wein-Gemisch füllte bald die Schüssel in der oben auf ein strahlend weißer Zahn schwamm.


    Der warnende Blick des Chirurgicus traf nun Kaeso. "Du glaubst gar nicht wie viele faule Zähne in so einem Schandmaul schlummern. Sei gewarnt, dass es nicht deines ist, das ich mir als nächstes vornehme!"


    "Der Nächste bitte!"

  • „Lass den Arm los, der ist wie du dich vielleicht erinnerst, gerade erst abgeheilt“, fauchte ich Balbus an. „Sieh an wenn ich etwas sage nennst du es Schandmaul, du darfst aber ungehindert Lügen verbreiten und dabei weißt du genau, das es die Wahrheit und du auf Bato stehst. Und jetzt lass mich los“, wütend riss ich meinen Arm weg.
    Trotz allem musste ich durchhalten und weitermachen wenn ich die Ausbildung beenden wollte. Mit steinernen Mine holte ich das von dem Chirurgicus gewünschte Material, für die Zahnuntersuchen und eventuellen Behandlungen.
    Ich folgte auch seinen weiteren Aufforderungen um dann mit wachsendem Entsetzen zu verfolgen wie er Maximus einen nur kaum beschädigten Zahn zog um ihn anschließend noch zu bedrohen. Was war nur mit dem Kerl los, wieso hatte er diesen Beruf und war auch noch so brillant darin?
    Der Schrei des Gladiators hallte noch lange in mir nach.
    Balbus Drohung verstand ich genau, jetzt half nur noch zur Großen Mutter zu beten, damit der Fluch ihn genug quälte und alles zu einem gute Ende kam.

  • Balbus machte grimmig seine Arbeit. Er fand faule Zähne und riss sie. Kaum ein Gladiator kam ungeschoren aus dem Behandlungszimmer und in den kommenden Tagen würde man einige mit dicken Backen herumlaufen sehen.
    Kaeso ließ der Chirurgicus nicht aus den Augen. Was er gesagt hatte nagte an ihm. Umso mehr als er Nacht für Nacht wach wurde, von schmerzenden Genitalien geplagt und von erotischen Träumen verfolgt. Er schmachtete Bato an, wenn er ihn sah. Da dieser jedoch so schroff und abweisend zu den Chirurgicus war, litt Balbus Qalen. Er zog sich zurück, ging Bato aus dem Weg und ertränkte abends seinen Frust im Wein.


    Eines Abends als er schon ziemlich angetrunken war, klopfte er an Kaesos Kammer. Er hielt dem Gehilfen einen Becher hin, setzte sich auf die Bettkante und seufzte. Dann nahm er einen kräftigen Schluck und seufzte erneut.
    "Kaeso, kann ich dich etwas fragen? Ich brauche jemanden zum Reden!"

  • Ach nein, bitte nicht, war mein erster Gedanke, als Balbus in seinem fast allabendlichen Zustand, an meine Kammer klopfte. Bei mir schrillten alle Alarmglocken. Ich nahm den mir dargebotenen Becher aus reiner Vorsichtsmaßnahme, denn ich wollte nicht, dass er gleich rum tobte und mir erst einmal anhören was seine Frage war. Bestimmt waren es wie schon öfter irgendwelche Diffamierungen.
    Nach der ersten innerlichen Ablehnung sagte mir irgend etwas, es war jetzt doch vielleicht anders. Konnte es sein, dass sich der große Chirurgicus Mut angetrunken hatte? Überaus vorsichtig meinte ich deshalb doch, „ja sicher, komm doch rein.“ Ich trat zur Seite, damit er eintreten konnte, schaute bevor ich die Türe schloss aber noch nach draußen, um mich zu vergewissern, dass nicht doch irgendwelche Saufkumpanen in der Nähe lauerten. Nachdem ich keinen sah meinte ich, „setz dich doch“. Er konnte nun zwischen den Sitzplätzen Bett oder Hocker wählen.

  • Gern kam der Chirurgicus der Aufforderung nach und begann mit seiner Gewissensbeichte.
    "Weißt du, Kaeso, ich weiß ehrlichgesagt nicht, wem ich mich sonst anvertrauen könnte. Ich bin am Ende, völlig verzweifelt!"


    Mit leichtem Zungenschlag kam Balbus Lamento hervor. Er ließ den Kopf hängen, schüttelte ihn immer wieder ungläubig, dass er nun in der Kammer seines Gehilfen saß, der ihn gemeinschaftlich mit den anderen Bewohnern des Ludus verspottet hatte. Doch es half nichts, irgendwem musste er sein Herz ausschütten.
    "Ich schlafe kaum mehr und wenn, dann habe ich erotische Träume, die sich immer und immer wieder um Bato drehen. Dabei versuche ich ihm schon aus dem Weg zu gehen, wo ich kann. Aber wenn ich ihn nur sehe, fährt mir ein scharfer Schmerz in meine Lenden und ich spüre, wie sich ein Körperteil von mir selbständig macht. Nicht, dass ich sowas noch nie erlebt hätte, aber...." er schüttelte erneut den Kopf. "Immer im Bezug auf Frauen. Eine schöne Frau, so wie deine rassige Priesterin, die konnte meine Lenden immer in Bewegung versetzten. Doch nun ist es ein Mann, der mich erregt. Ich verstehe das nicht, Kaeso!"


    Verzweifelt sah er den Gehilfen mit tiefdunklen Augenringen an.
    "Kannst du das nachvollziehen? Hattest du jemals erotische Gefühle gegenüber einem Mann? Also ich meine, nicht nur, dass man einen hübschen jungen Mann einfach gerne ansieht, wenn er einen schönen Körper hat. Das kenne ich, aber ohne die dazugehörenden Regungen. Jetzt aber ist es anders. Ich verzehre mich nachts, träume... liege wach. Alle Gedanken drehen sich um diesen Mann. Und dabei mache ich mich lächerlich. Zum Gespött der Gladiatoren! Ich werde zur Witzfigur! Und ich merke doch auch, dass Bato gar nichts von mir will. Ich möchte dass es aufhört! Ich will wieder ich selbst sein!"


    Nun tropften tatsächlich Tränen aus Balbus Augen. Er schniefte, wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und trank einen kräftigen Schluck Wein. Sofort schenkte er sich nach und warf einen Blick in Kaesos Becher, ob er auch diesem nachschenken könne.

  • Das konnte doch nicht wahr sein, wollte die Große Mutter mich nun auch noch bestrafen? Wieso musste ausgerechnet ich mir das Gejammer von Balbus anhören. War er es nicht, der mich, ausgelacht, verhöhnt, verspottet, eingesperrt und den anderen im Ludus zum Fraß vorgeworfen hatte? Mehr noch er ließ mich verprügeln, drohte mir und verbot mir den Ludus zu verlassen und nun sollte ich ihm hier als Zuhörer, Tröster und Ratgeber dienen? Nein das war wirklich nicht gerecht.
    Gut ich hatte ihn mit der Hilfe meiner Göttin mit ein oder zwei... Flüchen belegt, es war aber richtig wie ich empfand. Es hatte ihn nicht gestört als ich nicht nur körperlich litt. Trotzdem langsam, doch wenn ich mir Balbus so betrachtete, bekam ich Mitleid mit ihm, er bot ja wirklich ein Bild des Jammers.
    Resigniert setzte ich mich und hörte ihm zu.
    Auf seine Fragen zur Männerliebe antwortete ich, „nein diese Gedanken hatte ich nie. Selbst wenn ich sie gehabt hätte, glaube ich das die Vergewaltigung durch einen Mann mir dies genommen hat. Es hat mir allerdings gefallen, als später ein Mann meinen Körper mit Wohlgefallen betrachtete, doch es war nie mehr da. Meine ersten verlangenden Regungen erlebte ich beim Anblick von Phryne, seit dem bin ich ihr verfallen. Natürlich erregen mich auch andere Frauen“, dabei fiel mir gleich Alpina, mit sehr schlechtem Gewissen ein und für Runa hatte ich natürlich auch weit mehr als üblich empfunden. Schnell schloss ich diese Gedanken aus, schließlich war ich ja nicht das Thema.
    „Wie ist es denn jetzt beim Anblick von Frauen? Warst du jetzt nochmal bei einer Lupa? Oder lehnst du jetzt alle Frauen ab? Bei anderen Männern ist es nicht so?“
    Fast schon entsetzt starrte ich auf seine Tränen. Das konnte doch nicht wahr sein jetzt heulte der alte Wüstling mir auch noch etwas vor.

  • Balbus hörte so aufmerksam zu, wie ihm sein durch den Wein vernebelter Geist es ermöglichte.
    "Eine Vergewaltigung durch einen Mann. Ja, das ist nicht schön, das kann ich mir denken."


    Der Chirurgicus wusste, dass es gerade unter den Gladiatoren schon mal vorkam, dass homophile Regungen ausgelebt wurden. Und sicher nicht immer wollte ein körperlich Schwächerer das auch so haben. Jedenfalls hatte er schon mitbekommen, dass es zu Vergewaltigungen gekommen war. Ihn hatten die Kerle bislang verschont. Doch die Gerüchte, die durch sein Verhalten Bato und durch Kaesos Häme in Gang gesetzt worden waren, könnten ihn zum Opfer machen. Nicht auszudenken!


    Ja... Phryne.... die hatte ihn auch erregt. Aber das war vor diesem komischen Erlebnis als die raetische Kräuterfrau da war. Die Kräuterfrau.... ein Gedanke poppte in Balbus vernebeltem Gehirn hoch. Hatte sie ihm was in den Wein gemischt? Was Alpina schuld an seinem Zustand?


    Kaeso bombadierte ihn mit Fragen. Balbus versuchte sich darauf zu konzentrieren.
    "Ich habe seither keine Frau gesehen. Ich bin doch nur hier in diesem Männercircus! Eine Lupa... ja vielleicht sollte ich... ja, dass wäre wohl ein Test... aber was, wenn ich dann nicht kann? Dann weiß es bald die ganze Stadt!"
    Der Chirurgicus malte sich die schlimmsten Szenarien aus. "Ob ich Frauen ablehne? Wie meinst du das?? Mir kommt da gerade so eine Idee. Andere Männer?? Dich zum Beispiel würde ich mit der Beißzange nicht anfassen oder die anderen... Maximus zum Beispiel oder Astivus... irgendwas stimmt nicht mit mir! Seit Alpina hier war! Sie muss mich verhext haben! Die kleine raetische Kräuterhexe hat mir was in den Wein getan!"


    Schwankend stand Balbus auf. "Der werde ich helfen! Das kannst du mir glauben! Morgen kaufe ich sie mir! Dieses Luder!"

  • „Ja genau eine Lupa, dass wäre es doch“, bestärkte ich Balbus. Seine bedenken in Bezug auf sein eventuelles Versagen schob ich beiseite. „Blödsinn du doch nicht oder such dir doch eine, nein besser zwei in der Stadt, die dich nicht kennen, denen zeigst du dann wozu du alles fähig bist.“
    Dann jedoch stellten sich meine Nackenhaare hoch, der verdächtigte Alpina. Nein nicht doch Alpina, ausgerechnet sie. Sie die immer nur helfen wollte verdächtigte er. „RUHIG“, fuhr ich Balbus an, ehe ich mich selber zur Ruhe gemahnte und fortfuhr. „Ganz ruhig Balbus, warum sollte Alpina das tun? Hast du es gesehen oder gesehen, dass sie ein Mittel bei sich hatte? Was ist denn vorgefallen, dass du auf so eine absurde Idee kommst? Weiß du was wir beide machen morgen einen Zug durch die Gemeinde und du wirst sehen, mit dir ist alles in Ordnung. Ich habe gehört auf der Via Confluentes soll es es ein bereitwilliges Schwesternpaar geben. Wie wäre es?“ Lauernd schaute ich den Chirurgicus an.

  • So ganz hatte Balbus den Gedanken noch nicht abgeschlossen, dass die Kräuterfrau schuld an seiner libidinösen Beziehung zu Bato hatte.
    "Diese kleine rätische Hexe war hier und hat versucht mich betrunken zu machen. Wer weiß was sie getan hat als dieses Gerangel mit ihrem Sklaven und Maximus war. Da war ich so abgelenkt. Vermutlich hat sie mir was in den Wein getan."


    Der Chirurgicus grübelte. Dann entschied er zunächst einmal auf Kaeso zu hören.
    "Den Vorschlag von dir finde ich aber nicht schlecht. Ich denke ich muss es einfach mal wieder probieren mit einem echten Weibsstück. Mit einer Könnerin. Ich habe meine Rute zu lange rosten lassen. Lass uns die Schwestern ausprobieren! Wenn sie so gut sind wie du sagst, dann werde ich hoffentlich über diesen treulosen Kerl hinwegkommen."


    Doch kaum sprach Balbus es aus und dachte einen Augenblick an Bato, da fuhr ihm schon wieder ein Schmerz in die Lenden, dass er Aufschrei und sich den Unterleib hielt.
    "VERFLUCHT", schimpfte er. "Hoffentlich tut mein Freund nicht so weh wenn die Lupe die Beine breit macht, sonst vergehe ich vor Pein und Scham."

  • Nach dem Debakel bei den zwei Schwestern an der Via Confluentes hatte sich Balbus völlig verzweifelt in seine Kammer zurückgezogen. Er machte kaum ein Auge zu. Erinnerungen an sein Versagen beim Akt mit der Lupa mischten sich mit erotischen Bildern von Bato. Die Schmerzen im Schritt hielten Balbus in einem kaum erholsamen Halbschlaf.


    Gegen morgen schlich sich der Chirurgicus in das dem Ludus angegliederte Heiligtum der Nemesis, zu der meist nur die Gladiatoren beteten. In dem kleinen, schmucklosen Raum mit dem Halbrelief der geflügelten Schicksalsgöttin, die ein Steuerrad in der Linken und eine Fackel in der Rechten trug, warf sich Balbus auf den kalten, nackten Boden und betete weinend.


    "Ich rufe Dich, Nemesis! Höchste!
    Göttlich waltende Königin!
    Allsehende, Du überschaust
    Der vielstämmigen Sterblichen Leben.
    Ewige, Heilige, Deine Freude
    Sind allein die Gerechten.
    Aber Du hassest der Rede Glast,
    Den bunt schillernden, immer wankenden,
    Den die Menschen scheuen,die dem drückenden Joch
    Ihren Nacken gebeugt.
    Aller Menschen Meinung kennst Du,
    Und nimmer entzieht sich Dir die Seele
    Hochmütig und stolz
    Auf den verschwommenen Schwall der Worte.
    In alles schaust Du hinein,
    Allem lauschend, alles entscheidend.
    Was habe ich getan, Gerechteste der Göttinnen,
    Dass du mich so bitter bestrafst?
    War es mein Hochmut? Meiner Rede Schärfe?
    Habe ich denn wirklich die Menschen in meiner Nähe so unters Joch gedrückt?
    Ist es das? Strafst du mich dafür?"

  • Von dem Chirurgicus war weit und breit nichts zu sehen, weder in seiner Unterkunft noch im Behandlungsraum. Gesehen hatte ihn angeblich auch keiner. So ganz vertraute ich den Leuten aber immer nicht. Ich wusste nur zu gut wenn Balbus denen unter Androhung von irgendwas befohlen hatte ihn zu verleugnen oder mir falsche Informationen zu geben, wurde dies befolgt. So suchte und fragte ich mich weiter durch den Ludus.
    Resigniert gab ich fast auf, er war entweder doch nicht hier angekommen und gleich zu Alpina durch oder etwa doch bei der drallen Blonden. Was sollte ich aber machen? Wenn ich hier wegging verpasste ich ihn wo möglich doch, aber weiter suchen ergab auch wenig Sinn. Allerdings kam mir an einer Stelle habe ich noch nicht nachgesehen, aus dem einfachen Grund, weil ich niemals glauben würde Balbus wäre dorthin gehen. Dennoch sagte ich mir versuch es und schau einfach im Heiligtum der Nemesis nach, schaden kann es nicht. Es hatte nicht geschadet und ich staunte nicht schlecht, als ich Balbus dort in dem kahlen Raum wie ein Häuflein Elend heulend und jammernd liegen sah. Die Frage wie lange er dort schon war stellte sich mir nur kurz, denn sofort war mir klar, der Besuch bei der Hure war erfolglos gewesen. Trotz allem was ich wegen ihm ertragen hatte bekam ich Mitleid mit ihm. Ich hätte jetzt jemanden als Zeugen rufen können, denn bei ihm war es durchaus möglich, dass er später dieses Bild was sich mir gerade bot leugnen würde, doch er tat mir leid und ich bereute jetzt wirklich was ich angerichtet hatte. Die Rache schmeckte mir schon lange nicht mehr süß.
    Langsam näherte ich mich ihm und setzte mich neben ihn auf den Boden. „Es ist also wieder passiert? Hattest du Schmerzen?“ Ohne seine Antwort abzuwarten sprach ich weiter. „Wenn du mir vertraust, gibt es vielleicht eine Möglichkeit dir zu helfen.“ Zögernd sprach ich weiter, „du müsstest allerdings mit mir zu unserem Tempel kommen.“ Abwartend schaute ich ihn an.
    Wenn er einverstanden wäre würde ich ihn mit zum Kybele Tempel nehmen um dort mit Phryne und dem Gallus über sein Problem zu sprechen. Die beiden wüssten bestimmt Rat, wie man den Fluch von ihm nehmen könnte.

  • Ausgerechnet Kaeso platzte herein als Balbus mäuchlings auf dem Boden vor dem Abbild der Nemesis lag und ihr sein Leid klagte. Als der Chirurgicus sich wieder aufrappelte blickte er seinen Assistenten verheult an.
    "Ich bin einfach wie besessen von Bato. Es ist wie ein Fluch! Wie Hexerei!"


    Ungläubig hörte Balbus wie ihm Kaeso den Tempel der Kybele vorschlug. Eine steile Falte zeigte sich zwischen den Augenbrauen. Zunächst gebärdete er sich.
    "Das Heiligtum dieser Tunten? Muss ich zur Tuntengöttin, weil ich einen Mann liebe?"
    Dann aber dachte er nach. "Ja, vielleicht hast du recht... vielleicht muss es gerade diese Göttin sein. Wann sollen wir gehen? Gleich?"

  • Sichtlich erleichtert atmete ich durch. Der Großen Mutter sei dank, er wollte nicht zu Alpina. Dass er wieder mit den Tunten anfangen würde, war eigentlich klar, ich hatte diese Antworten erwartet, ebenso großes Gezeter, doch so schnell keine Einsicht. Es musste ihn schon sehr stark schmerzen und belasten, wenn ich ihn so schnell überzeugen konnte. Mit schlechtes Gewissen rührte sich immer mehr und ich hoffte nur, dass Ganze ginge nicht nach hinten los.
    "Ja lass uns gleich gehen, je schneller dir geholfen wird um so besser". Dies war auch meine feste Meinung, auch wenn ich selber ohne diesen Fluch weiter gelitten hätte und für mich das dicke Ende vielleicht noch kommen würde, dies hier gefiel mir aber auch nicht.

  • Der ungläubige Blick Batos war schon ungut, aber das hinterhältige Grinsen, was Balbus` Versicherung folgte, dass er den Urlaub für ein dreitägiges Ritual im Kybele-Tempel benötigte, fühlte sich an wie eine schallende Ohrfeige. Und dabei hätte er den Lanista am liebsten umarmt, ihm geschworen niemals den Tempel der phrygischen Göttin zu betreten, wenn er ihm ein Signal der Hoffnung geben würde, dass sie ein paar werden könnten. Heimlich selbstverständlich, ohne das Wissen der Gladiatoren. Doch Bato schien nur Hohn und Spott für ihn übrig zu haben.


    "Ha, ich glaube es ja nicht! Noch so ein Verrückter! Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen? Ich fasse es nicht! Erst Kaeso, der sich im Tempel dieser phrygischen Götterschlampe mit einer stadtbekannten Hure paart und dann du! Du? Ausgerechnet du, Balbus! Wo du doch all die Jahre, die ich dich kenne, jedem Rock nachgestiegen bist. Kein Weibsbild war vor dir sicher auch wenn sie noch so hässlich war. Hauptsache sie hatte Titten und einen gierigen Schoß. Bist du jetzt auch unter die weibischen Tunten des Orients gegangen oder willst du dich gar rituell kastrieren lassen?"


    Balbus ließ den Kopf hängen. Was sollte er sagen? Sollte er Bato verraten, dass er verflucht war? Dass er jede Nacht davon träumte, es mit Bato zu treiben und Hand in Hand mit ihm in den Circus zu gehen? Seite an Seite mit ihm auf der Tribüne stehend die Kämpfe der Gladiatoren bewundern wollte? Nein, das ging nicht.
    "Ich fühle mich nicht wohl Bato. Das Ritual, das ich in diesen drei Tagen vollziehen werde, soll meiner Genesung dienen. Bitte sag "ja".


    Der Lanista schüttelte ungläubig den Kopf.
    "Es scheint dir wirklich nicht gut zu gehen. Ich hoffe der ganze Hokuspokus hilft was, sonst muss ich mich wohl bald nach einem neuen Chirurgicus umsehen. Sei´s drum. Du kannst den Urlaub haben."


    Erleichtert neigte Balbus ein wenig das Haupt. "Danke, Bato. Du wirst es nicht bereuen! [SIZE=7]Hoffe ich[/SIZE]." Die letzten Worte flüsterte er.

  • Wie hieß es in dem Sprichwort doch. Verläumdest du andere so bleibt immer etwas hängen.
    Balbus erfuhr nun am eigenen Leib, wie es war wenn man auf andere mit dem Finger zeigte. Er hatte Kaeso verlacht, ihm nachgesagt als Fanaticus eine Tunte zu sein, Männer zu lieben und vieles mehr. Und nun stand er in der langen und langärmligen, fliederfarbenen Tunika auf dem Hof des Ludus und musste sich den Spott der Gladiatoren und vor allem des Lanistas gefallen lassen. Bato lachte über ihn. Und wie! Schallend lachte er und Balbus wäre am Liebsten im Boden versunken.


    Doch das Lachen und die Verhöhnungen endeten und Bato holte Balbus zu sich ins officium.
    "Das gibt es doch nicht! Noch so ein Verrückter in meinem Ludus! Bei allen Göttern Roms, bei Hades und Nemesis ich verbiete dir in so einem Aufzug zur Arbeit zu erscheinen! Du verdirbst mir die Kerle! Wenn ich dich morgen noch einmal in diesem tuntigen Aufzug im Ludus sehe, bist du entlassen! Ich beurlaube dich bis zu wieder bei Sinnen bist! Und in dieser Zeit erhältst du keinen Lohn!"


    Die Sühnemaßnahme hatte es in sich. Die Göttin verlangte Wiedergutmachung und Balbus war bereit alles dafür zu tun, wieder ein Mann zu werden. Endlich wieder Bato ansehen zu können ohne mit vor Sehnsucht vor ihm zu vergehen. Und endlich wieder bei einer Frau seinen Mann zu stehen. Doch die Sühne war hart. Mit fest aufeinandergebissenen Zähnen ging der Chirurgicus fort. In wenigen Tagen war Neumond. Dann hoffte er von seinem Leiden erlöst zu werden. Bis dahin würde er sich außerhalb der Stadt in einer Mansio einmieten. Bloß nicht länger das Objekt des Spotts und des Hasses Batos sein.

  • Auch wenn Kaeso schon Bescheid wusste, wollte Phryne ihn noch einmal extra einladen. Und sie hatte beschlosssen auch den Chirurgicus dazuzubitten, nachdem der Gallus so vollmundig seinen Einstand in die Kultgemeinschaft gepriesen hatte. Phryne war neugierig Kaesos Lehrmeister kennenzulernen.


    An Publius Gavius Balbus und seinen Schüler Kaeso


    Hiermit lade ich euch zum dies lustricus für meinen unlängst geborenen Sohn ein. Feiert mit mir und meinen Freunden die Geburt meines Acilianus Attis. Ihr seid zu Speis und Trank herzlich eingeladen am kommenden Venustag ab der Hora sexta.


    Herzlichst Aciliana Phryne

  • Ich hielt meine Einladung, die ich gerade gelesen hatte, in der Hand und beobachtete dabei wie auch der Chirurgicus eine erhielt. Zum ersten Mal meldete sich ein kleiner Zweifel, ob er sich wirklich geändert hatte und nicht doch bei der erst Besten Gelegenheit rückfällig wurde. Schnell schob ich den Gedanken zurück.
    „Kann es sein, dass du gerade eine Einladung erhalten hast? Ich bin zwar nicht der einlädt, würde mich aber trotzdem freuen wenn du kommen würdest.“

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