Am Tage nach der Amtseinführung des neuen Jahres hatte Manius Flavius Gracchus Minor, neu erkorener Tresvir Monetalis, seine neuen Collegae sowie Herakles, den Optio et Exactor Auri Argenti Aeris, in die Villa Flavia Felix geladen, um gemeinsam mit ihnen das kommende Jahr zu planen und die Obliegenheiten ihres neuen Amtes zu verteilen. Als einziger Sohn eines Consularen nahm er den höchsten Rang innerhalb seines Collegium ein, sodass ihm diese Ehre zugekommen war.
Folglich saßen die Triumviri sowie der Exactor im neuen Officium des jungen Flavius, welches nun, da die Wahl gewonnen und das Amt auf ihm lastete, häufiger genutzt werden würde, um einen runden Tisch.
"Avete, collegae. "
, eröffnete Manius Minor die Session und blickte zu seinen Collegae. Beide überragten ihn deutlich, was selbstredend ob der geringen korporalen Höhe keine Kuriosität darstellte, einer von ihnen jedoch auch in der Breite, was nicht selten geschah. Es war Quintus Baebius Lentulus, ein Homo Novus und Sohn eines Eques, welchem der Princeps erst kürzlich den Latus Clavus hatte verliehen, weshalb er nun erst in beachtlich hohem Alter den Lauf der Ehren antrat. Beim weniger voluminösen der beiden handelte es sich hingegen um Publius Licinius Murena, den Sohn des gleichnamigen Praetorius, welcher noch zwei Lenze weniger zählte als der junge Flavius. Die drei hatten bereits im Wahlkampf miteinander konkurriert und waren sich insofern bekannt, weshalb Manius Minor nach einigem Zögern konstatierte:
"Mir scheint, dass eine Präsentationsrunde obsolet ist. Dies hier ist Herakles, welcher seit langer Zeit in der römischen Münze arbeitet und ihr als Optio vorsteht."
Er deutete auf den ältlichen Libertus zu seiner Rechten, welcher schon vor Jahren in der Münze seine Dienste hatte geleistet. Nun war er der informelle Leiter jenes Instituts und der wohl Dienstälteste seiner Angestellten, womit er in den Augen Manius Minors geradehin als Antithese seines mit ewiger Jugend gesegneten mythischen Namensvetters erschien: Anstatt Muskeln zierte schlaffe Haut die Arme des Greisen, anstatt markanter Züge Falten sein Antlitz, anstatt vollem Haar eine Glatze den Scheitel. Herakles beugte sich vor und deutete eine Verneigung vor seinen neuen Dienstherren an, um sodann zu beginnen:
"Avete. Ich arbeite schon seit langer Zeit für die Münze und kenne sie wohl so gut wie kein anderer. Die Aufgaben, die dort anfallen, sind sehr vielfältig: Von der Beschaffung des Rohmaterials über Einkauf und die Übernahme aus Tributzahlungen über die Bestimmung der Motive bis hin zur Prägung. Von der Instandhaltung der Gebäude und Transportmittel bis zur Auswahl der Staatssklaven und Angestellten."
"Nun, dann sollten wir die Aufgaben wohl am besten distribuieren."
, vermerkte Manius Minor, um so eilig als möglich jene unerquickliche Okkupation hinter sich zu bringen, denn obschon er noch niemals in der Administration der Urbs Aeterna hatte gearbeitet, so war er doch bereits überaus sekur, dass jene Obliegenheiten ihm nicht im geringsten Lust würden bereiten.
Selbstredend übernahm Herakles die Nennung der Aufgaben, über welche der flavische Jüngling sich ob seines limitierten Interesses ohnehin bisherig nur sporadisch hatte kundig gemacht:
"Dann beginnen wir mit dem Grundlegenden: Jemand müsste die sich um die Instandhaltung der Münze sorgen."
"Das könnte ich übernehmen."
, replizierte Baebius, dessen Vater bekanntermaßen zahlreiche Bau-Unternehmungen in der Urbs organisierte.
"Die Zuweisung der Tributzahlungen?"
"Darum könnte ich mich kümmern."