Area | Per aspera ad astra

  • Der Jüngling mühte sich die Waffe zügig zu ziehen, doch erwies sich die Klinge länger als er antizipiert hatte, sodass statt einem fluiden Gleiten eine abgehackte Bewegung entstand, da zu früh er in eine horizontale Richtung überging und somit an der Scheide hängen blieb.
    Missmutig ließ er den Gladius in seine Ausgangsstellung zurückgleiten und versuchte es erneut. Diesmalig gelang es ihm besser, doch da er in zu großer Umsicht die Länge des Schwertes überschätzte, wirkte die nun zumindest flüssige Bewegung ein wenig großspurig.

  • Nicht lediglich das Ziehen der Waffe war der junge Flavius genötigt zu exerzieren, zumal er jenen Handgriff in Komparation mit den folgenden Schritten er geradehin noch leichtlich absolvierte, während im Folgenden Schritt für Schritt der Octavius seinem Lehrling neue, Schritt für Schritt fatiguierlichere Bewegungen abverlangte. Neben dem simplen Stich waren Finten einzustudieren, Paraden und Stöße in diverse Direktionen, sodass es dem Sud auf der Stirne wie dem gesamten Körper des Jünglings niemals zu trocknen gestattet war. Gänzlich erschöpft beendete er somit jenen ersten Tag seiner Ausbildung unwissend, wie dergestalte Strapazen er zu ertragen auf Dauer imstande sein sollte.
    Ehe ihm gestattet wurde, sich zu Bad und Massage zu begeben, traten zu jenen leiblichen jedoch noch sentimentale Leiden, als er von der Diätik seines Instrukteurs erfuhr, welche dieser ihm zur Minderung seines Leibesumfanges auferlegte. Nicht grausamer hätte Capsa, der Medicus des Hauses, ihm den Speiseplan vergällen könnte, da nahezu sämtliche Köstlichkeiten, welche der naschhafte Jüngling so sehr liebte, rigoros exkludiert waren. Artig akzeptierte der junge Flavius somit jene schmerzlichen Restriktionen, um jedoch, kaum war er des Abends dem Bade entstiegen, von derartigem Heißhunger torquiert zu werden, dass er seine Vorsätze fahren ließ und zuerst ein kleines Stücklein Honigkuchen, final jedoch das gesamte Gebäck vertilgte, um so seinen ob der infamiliaren Anstrengungen energiereiche Nahrung postulierenden Leib zu befrieden.


    In jener Manier setzte sich auch die Ausbildung des Jünglings an den Folgetagen fort, wobei die permanenten Leibesertüchtigungen Manius Minor mehr und mehr zur Last wurden, sodass es zunehmend ihn mit Dankbarkeit erfüllte, dass der Optio neben seinen Exerzitien in der Villa Flavia Felix selbstredend seinen alltäglichen Dienst zu versehen hatte, womit er nur eine begrenzte Zahl an Stunden ihn zu quälen imstande war. Zäh rang der junge Flavius so unter Blut (in der Tat erlitt er durch mangelnde Konzentration und Kraft gelegentlich kleinere Verletzungen), Schweiß und Tränen nach und nach ein Provisorium an Kondition, welches ihm zumindest gestattete, etwa einige Liegestütze zu absolvieren oder zumindest die fatiguierlichen Exerzitien mit Schwert, Schild und Pilum zu überstehen. Trost spendeten ihm lediglich die weiterhin intensiven Lehreinheiten zur theoretischen Kriegskunst, militärischer Logistik, Organisation und Taktik, wo er zumindest sich als fleißiger Student erwies, welcher von den Kolloquien mit seinem kriegserfahrenen Gastgeber Vindex und dem dort bereits aufgesogenen Wissen trefflichst profitierte, und damit selbst seinem Instrukteur manche Freude bereitete.


    Letztlich gelang es ihm so doch, ehe er seinen Aufbruch gen Norden wagte, eine rudimentäre Kenntnis des Kriegswesens zu erwerben sowie basale Manöver mit dem Schwert und Schild sich anzueignen, welche ihm zwar nicht gegen einen versierten Veteranen zu bestehen versprachen, jedoch womöglich einen bläuäugigen Strauchdieb für eine Weile auf Distanz halten mochten. Hinsichtlich des Erwerbs athletischer Kapazitäten blieb der junge Flavius jedoch weit hinter den Plänen des Octavius zurück, da die knappe Zahl der Stunden doch kaum genügten, den Jüngling hinreichend zu drillen, er jedoch ohne unmittelbaren Zwang sich zu Leibesübungen kaum bequemte und auch die vorgegebenen Speiserestriktionen nur höchst mangelhaft einhielt, obschon er zu einem gewissen Punkt die Köche anwies, ihm schlicht nicht mehr zu fette Speisen zu servieren, woraufhin jedoch lediglich die Folge eintrat, dass Manius Minor des Nachts seinen Patrokolos nötigte, ihm heimlich fette Speisen aus den Vorräten der Villa zu beschaffen. Am Ende war der Jüngling somit zwar durchaus um einige theoretische Kenntnisse und bescheidene praktische Fähigkeiten reicher, ließ jedoch weiter eklatante Mängel hinsichtlich seiner sportiven Möglichkeiten erkennen, was auch an seiner unalternierten Statur klärlich zu erkennen war.

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