Arbeitszimmer des Pater Gens

  • Als Meridius aus seinem Büro ging traf er am Gang noch einmal Mercator.


    "Ach Meridius, was ich vorhin vergessen habe dich zu frage. Da ich nun tagsüber sehr viel im Rathaus zu tun haben, wollte ich dich fragen ob vielleicht einer der neuen Sklaven den Verkauf auf dem Marktstand unserer Familie übernehmen könnte?“

  • Meridius überlegte.


    "Prinzipiel ginge das schon. Doch wer soll es machen? Gallus möchte ich gerne hier im Haus behalten, Tamar ist in der Küche, und die neue, ach wie hieß sie noch, ach wie auch immer, steht eigentlich Livia und Onkel Proximus zur Seite. Ich werde mal mit Verus reden, ob er dazu in der Lage ist und Dir dann Bescheid geben. Ansonsten, kaufen wir halt nochmals einen Sklaven... Mit Stellenausschreibungen hast Du es schon versucht?"

  • Meridius betrat sein Arbeitszimmer. Gallus hatte bereits die Briefe und Schreiben auf dem Tisch ausgebreitet. Eine kleinere Mahlzeit wartete auf einem kleinen Tischchen. Er setzte sich und griff zu. Es schmeckte köstlich. Die neue Sklavin hatte sich also schon bewährt.

  • Gallus hatte ihr bescheid gesagt, dass Meridius sie hier sprechen wollte. Sie ahnte schon worum es gehen würde und betrat demnach mit einem angespannten Gefühl das Arbeitszimmer.


    Salve Meridius, wie war deine Reise? Gallus sagte ich sollte herkommen, du willst mit mir reden...

  • Meridius blickte auf und erkannte Iulia. Er erhob sich und wies ihr mit einer Handbewegung einen Korbstuhl zu.


    "Salve, Iulia. Bitte setze Dich."


    Dann nahm er ebenfalls wieder Platz und rückte das Essen zur Seite.


    "Hast Du schon gespeist? Möchtest Du etwas? Ich kann etwas auftragen lassen. Oder Du nimmst, gleich von diesem hier. Nur zu..."


    Er blickte sie an, lehnte sich zurück und musterte ihre Reaktionen. Sie hatte sich kaum geändert. Nach aussen kühl und unnahbar, reserviert, höflich, zurückhaltend, und doch wusste er, dass es in ihr oft genau umgekehrt aussah.


    "Wie geht es Dir?"

  • "Danke, aber ich habe schon gegessen, die Versorgung die mir hier in deiner Casa zu Teil wird, lässt keine Wünsche offen.


    Im Moment hätte sie sowieso nicht viel hinunter gebracht. Sie nahm in einem Korbstuhl vor seinem Schreibtisch platz und versuchte es sich so bequem wie möglich zu machen. Meridius vermied es gleich mit der Tür ins Haus zu fallen und schien es für sie ein wenig angenehmer machen zu wollen, dafür war sie ihm dankbar, aber um Maximian und andere kritische Punkte würden sie trotzdem nicht herumkommen.


    Den Umständen entsprechend und seit unserem letzten Gespräch sind eher neue Sorgen hinzugekommen...

  • Meridius nickte mit dem Kopf. Es war ihre Art die Dinge gleich beim Namen zu nennen. Ihre Offenheit zu ihm, hatte er ihr schon immer hoch angerechnet. Er musterte sie.


    "Ja, ich habe davon gehört. Man hat mich in einem Schreiben von den Vorkommnissen hier in der Casa in Kenntnis gesetzt. Ich eilte, so schnell ich konnte..."


    Er hielt kurz inne.


    "Was ist genau vorgefallen? Du weißt doch sicher Bescheid, oder nicht?"

  • Sie hatte damit gerechnet, dass man ihm schreiben würde....


    "Mhh Bescheid...ich weiß nur das was Maximian mir erzählt hat, einen Teil davon konntest du sicher auch dem Brief entnehmen. Er und seine Cousine Valeria haben sich offenbar in einander verliebt...."


    Sie schaute ihn an, als er das erste Mal davon gehört hatte, konnte er unmöglich so ruhig geblieben sein wie jetzt. Nun kam jedoch der noch weit unangenehmere Teil, sie fasste sich ein Herz und erzählte weiter...


    "Doch damit noch nicht genug. Die beiden haben ihrem Verlangen nachgegeben und wurden dabei erwischt wie sie das Lager teilten."


    Sehr schonend war das zwar nicht, doch wusste sie nicht wie sie es anders sagen sollte. Die sachliche Schilderung machte es für sie zumindest einfacher und half ihr damit irgendwie umzugehen.

  • Meridius hörte ihre Worte und sie hallten in seinem Kopf wieder. "Doch damit noch nicht genug. Die beiden haben ihrem Verlangen nachgegeben und wurden dabei erwischt wie sie das Lager teilten." - Sie teilten das Lager.


    Er blickte sie an.


    "Du hast mit ihm gesprochen und ihm mitgeteilt, was ich davon halten muss und halten werde?"

  • Sie schwieg einen Moment, dann setzte sie an.


    "Ich hab mit ihm gesprochen, ob ich ihm genau deinen Standpunkt dazu vermitteln konnte, weiß ich nicht, zumindest habe ich ihm gesagt, was ich davon halte. Zu meinem Leidwesen, klang ich nicht viel anders als meine Eltern und er scheint auch nicht viel einsichtiger als ich damals....Ich habe mir wirklich gewünscht, dass so eine Situation nie eintreten würde.

  • Meridius schüttelte den Kopf.


    "Du verwechselst da etwas. Du bist nicht meine Cousine gewesen. Maximian und Valeria hingegen sind blutsverwandt. Ihr Vater ist mein Bruder. Die Götter werden es nicht dulden. Mein Vater hätte es nicht geduldet und ich selbst werde es ebenfalls nicht dulden. Was wird man in Rom über uns sagen?"


    Seine Blicke wanderten zur Türe und wieder zurück zu ihr.


    "Dein Vater hat mich damals vor dem Hause stehen lassen. Ich solle mich fortscheren. Ich habe hier nichts mehr zu suchen. Du seist einem anderen Mann versprochen. Die Situationen sind grundverschieden, und hätte ich rechtzeitig gewusst, wohin er Dich verschleppt hatte, ich hätte Dich entführt."


    Seine Stimme wurde leiser.


    "Verwechsel das nicht. Unsere Geschichte hat mit diesem Blödsinn den unser Sohn verzapfte nicht im Geringsten etwas zu."

  • Sie verfolgte seine Blicke und registrierte das er die Stimme senkte, auch sie antwortete leiser.


    "Hast du Angst das uns jemand belauscht? Ich verwechsle da nichts, mir ist die Problematik das die beiden verwandt sind durchaus bewusst und ich weiß, dass sich das Valeria und Maxi getan haben schon allein deswegen stark von unserer Geschichte unterscheidet, bei ihnen ist es keine einfach nur nicht gewünschte Beziehung. Sie verstoßen gegen sämtliche Sitten.... Aber das es überhaupt keine Gemeinsamkeiten geben würde? Wir haben uns damals auch geliebt und wenig über Folgen, die Meinung unserer Eltern etc. nachgedacht. Ich hätte auch bis zu meiner Eheschließung Jungfrau bleiben sollen...."


    Sie schaute ihn eindringlicher an, am liebsten wäre sie zu ihm gegangen und...Aber das wäre wohl unpassend, jetzt in dieser Situation.


    "Es tut mir leid, dass du es so erfahren hast. Glaub mir ich weiß, wie du dich gefühlt haben musst, auch wenn sie es mir wesentlich schonender beigebracht haben.


    Sie erinnerte sich an den Tag, an dem ihr Vater ihr gesagt hatte, dass sie Damian heiraten sollte. Sie war ganz still sitzengeblieben, aber jedes seiner Worte war, als wenn er ihr langsam mit einem Messer ins Fleisch schneiden würde. Die Bedeutung aller Dinge hatte sich mit einem Mal geändert. Die Hoffnungen die sich gehabt hatte, keine von ihnen sollte mehr wahr werden. Es hatte nur noch Schmerz und Leere gegeben.


    Danach haben sie mich nicht mehr aus den Augen gelassen, so dass ich auch nicht mehr zu dir konnte. Und kurz darauf kam ich auch schon nach Valentia.... Ich hätte ahnen müssen, dass sie planten mich zu verheiraten. Sie waren immer gegen dich, auch weil du zu den Legionen wolltest.... Aber du hättest mich entführt?

  • Während sie erzählte kamen Meridius all die Erinnerung ihrer glücklichen und unglücklichen Beziehung in den Sinn. Es tat gut ihre Stimme wieder zu hören, es tat gut ihr gegenüber zu sitzen, und doch schmerzte es auch. Mehrere male musste er sich zwingen sie nicht zu unterbrechen. Dann nachdem sie geendet hatte und eine Frage im Raum stand blickte er sie lange an.


    "Ich hätte Dich entführt, auch wenn es wenig Sinn gemacht hätte. Als Legionär darf man sowieso nicht heiraten, das weißt Du, und Du wärst vermutlich mehr als ein Jahrzehnt nicht wirklich glücklich gewesen..."


    Immer noch ruhten seine Augen auf ihrem Gesicht. Er suchte etwas bestimmtes, wusste jedoch nicht was.


    "Es tut mir leid, dass alles so gekommen ist..."

  • "Gut ich wollte es nur wissen....ich hab mich das früher manchmal gefragt. Ja alles was danach gekommen wäre, wäre ebenfalls nicht einfach gewesen, wobei ich in den letzten Jahren auch nicht immer glücklich war.


    Seine Mimik hatte sich nicht sehr verändert, die Art wie er seine Augenbrauen zusammenzog, die Stirn in Falten legte, dass alles war ihr unheimlich vertraut.


    "Es braucht dir nicht leid tun, du kannst schließlich nichts dafür. Meinen Eltern sollte es wenn leid tun....Ich frage mich manchmal was sie jetzt sagen würden. Naja sie würden mir vermutlich die Schuld an allem geben...

  • "Du trägst nicht die Schuld, Iulia. Du konntest von allen am Wenigsten dafür..."


    Meridius hielt inne und dachte nach. Seine Augen ruhten auf ihrem Gesicht, suchten das Vertraute, das Bekannte. Es war noch viel vorhanden.


    "Hast Du Damian geliebt?"


    Die Frage kam ihm dumm vor. Doch er musste sie stellen.

  • Warum interessierte es ihn....


    "Geliebt? Mhh...nein. Ich mochte ihn, auch wenn sich das erst im Laufe der Zeit entwickelt hat. Es war nicht unangenehm mit ihm zusammen zu sein."


    Sie schaute ihn an. Suchte in seinen Augen nach einer Reaktion seinerseits.


    "Warum hast du nie geheiratet? Als Legionär durftest du nicht, aber danach? Gab es da nie jemanden?"

  • Sie hatte Damian also gemocht. Im Laufe der Zeit. Er dachte nach.


    "Warum ich nie geheiratet habe? Als ich Soldat wurde hatte ich keine Möglichkeit zu heiraten. Und in den Feldlagern blieben einem nur die Erinnerungen an die Vergangenheit, oder aber die käuflichen Damen. Zu letzteren hatte ich nie einen Hang..."


    Er hielt kurz inne. Warum erzählte er es ihr?


    "Ich kannte eine Frau. Sie war verheiratet. Es wäre nicht möglich gewesen. Und sie starb viel zu früh..."


    Von dem Selbstmord der Julia Vesuvia wollte er nicht erzählen. Erlehnte sich noch weiter zurück.


    "Doch wie sieht es bei Dir aus. Wie soll es jetzt weiter gehen?"

  • Es hatte also eine Frau gegeben, die er geliebt hatte. Sie hatte es angenommen. Trotzdem....Ob es lange her war? Hmm seiner Stimme war es nicht zu entnehmen. Aber er beherrschte sich meist, zeigte seine Gefühle nur ungern....


    "Es tut mir leid für dich..."


    Sie blickte kurz auf ihre Hände dann wieder zu ihm. Ja diese Frage hatte sie sich auch schon oft gestellt...


    "Ich weiß es immer noch nicht recht. Ich möchte dir jedenfalls nicht für alle Zeiten auf der Tasche liegen. Maximian ist dein Sohn,aber ich.... Daher werde ich mir wohl Arbeit suchen, nur wo und was weiß ich noch nicht."


    Wenn er sich noch weiter zurück lehnte würde er noch hinten überfallen;)

  • Meridius beugte sich nach vorne und blickte ihr in die Augen.


    "Du bist mir keine Last, Iulia. Du bist die Mutter meines Sohnes. Ich würde mich selbst als ehrlos bezeichnen, wenn ich Dir nicht helfen würde. Sicher hatte ich mir damals alles anders vorgestellt, doch lass mich Dir helfen. Ich bin Legatus und Senator. Meine Familie ist in der Zwischenzeit vermögend..."


    Er lachte - wenn auch mit einem sarkastischen Unterton.


    "... ich wäre in der Zwischenzeit eine gute Partie, für Deinen Vater..."


    Er erhob sich.


    "Du kannst so lange im Hause wohnen, wie Du möchtest. Du bist Gast der Gens Decima, bis an Dein Lebensende. Was immer Du zum Leben brauchst, Du wirst es erhalten. Und wenn Du Dich nützlich machen willst, kümmer Dich um Deinen Sohn..."

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