Arbeitszimmer des Pater Gens

  • Ein Mann trat hinter Lepidus. Es war anscheinend der Bruder des Meridius.
    Ohne zu zögern antwortete er.
    Salve, ich bin der Verwalter der Landgüter Decima, Marcus Iulius Lepidus, und natürlich dürfen sie zuerst mit ihrem Bruder sprechen.

  • "Meridius, ich werde mit Mercator nach Tylus reisen und mich dort eine Weile niederlassen, deinen Onkel bei seinen diplomatischen Aufgaben unterstützen und.. ja, und vor allem um Abstand zu Rom zu gewinnen. Ich bin nun zu dir gekommen um mich zu verabschieden."

  • Meridius nickte mit dem Kopf und dachte lange schweigend nach. Dann erhob er sich und ging zum Fenster und blickte lange in den Garten hinaus.


    "Wann wird es losgehen?"

  • Meridius blickte immer noch nach draussen.


    "Dein Entschluss ist unumstösslich?"


    Er wusste, dass er unumstösslich war. Zu lange schon hatte er seinen Bruder beobachtet. Er hatte abgeschlossen und war bereit Rom zu verlassen.


    "Gut. Wenn ich irgendertwas für Dich tun kann, lass es mich wissen."


    Er drehte sich um.

  • Meridius nickte mit dem Kopf. Dann ging er auf Lucidus zu und umarmte ihn.


    "Wir haben viel gemeinsam durchgemacht.
    Es war mir eine Ehre Dich in meine Familie aufnehmen zu dürfen.
    Lass von Dir hören..."

  • Wie schon viele, viele Tage zuvor war Eleanora wieder einmal durch die große Villa gelaufen. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Herz von Tag zu Tag immer schwerer zu werden schien, und dass jeder Tag ihr ein Stück von diesem Herzen nahm. Es ging ganz langsam, aber dennoch spürte sie diese Veränderung an sich und sie konnte sie nicht beschreiben, nicht in Worte fassen. Ihre Gedanken waren nicht hier und sie würden es auch nie wieder sein, nicht so lange sie nicht wusste wie es ihrem Liebsten ging.
    Er war nun schon so lange weg und die Sehnsucht nagte an ihr. Eleanora hatte sich ein Tuch über die Schulter gelegt, denn ihr war kalt und sie ziemlich blass im Gesicht. Man konnte ihr ansehen was sie fühlte auch wenn sie es nicht sagen wollte oder gar andere damit belasten wollte.
    Ihre Füße schienen sie von selbst zu tragen und eigentlich hatte sie kein bestimmtes Ziel. In nur wenigen Stunden würde sie zusammen mit ihrem Bruder nach Rom reisen um an der Verlobung von Livianus teil zu nehmen. Sie freute sich für ihn wirklich aufrichtig aber es versetzte ihr einen Stich ins Herz, dass andere so glücklich waren und sie ihre Fröhlichkeit nicht mehr wieder finden wollte.
    Plötzlich stand sie vor dem Arbeitszimmer ihres Bruders und schaute auf die halb offene Tür. Sie wusste nicht was sie hier sollte, aber dennoch betrat sie sein Zimmer und sah ihn dort sitzen. „Salve Meridius“ gab sie ganze leise und kaum hörbar von sich.

  • Meridius hörte die leise Stimme seiner Schwester und blickte auf. Eleanora hatte sich in den vergangenen Wochen zu seinem Bedauern sehr zurückgezogen und immer mehr von der Familie abgekapselt. Er schob es auf die Sorge, welche sie vermutlich um Magnus haben würde.


    "Salve Eleanora. Was kann ich für Dich tun?"


    Er legte das Schreibzeug nieder und rollte das Dokument zusammen.


    "Nimm doch bitte Platz."

  • Eleanora zwang sich zu einem kleinen Lächeln und trat dann näher um sich ihm gegenüber hin zu setzen. Ja Warum war sie hier? Wenn sie das nur wüsste. Sie legte ihre Hände in ihren Schoß und sah ihren Bruder eine ganze Weile lang nicht an. Ihre Gedanken schienen sich im Kreis zu drehen und sie schluckte bevor sie ihren Kopf wieder hob um ihn anzuschauen.


    „Ich weiß nicht wirklich Meridius. Im Moment bin ich glaube ich mit meinen Gedanken überall nur nicht wirklich hier.“


    Mit der rechten Hand strich sie sich ihre Haare aus dem Gesicht, die sie wieder offen trug.

    „Meinst du ihm geht es gut?“
    Sie brauchte keinen Namen zu nennen denn er würde es auch so wissen von wem sie redete.

  • Meridius betrachtete ihr Gesicht und ihre müden Augen. Zumindest kamen sie ihm müde vor. Sie hatten nicht mehr den lebhaften und unbekümmerten Glanz vergangener Tage. Er nickte mit dem Kopf.


    "Er ist ein Decima. Er wird schon überleben."


    Den Gedanken, dass sein Vater in Germanien gefallen war, verdrängte er. Er passte nicht hier her und er schwor sich, dass er alles tun würde was in seiner Macht stand, um Eleanora zu schützen.

  • Wieder keimte in ihr die Frage was sie eigentlich hier machte, denn sie hätte wissen müssen wie ihr Bruder auf dieses Thema reagierte. Ob sie nun ein wenig enttäuscht von ihm war würde sie jetzt nicht sagen können aber anscheinend war sie es. Meridius sah immer alles aus einer anderen Sicht und wahrscheinlich konnte er noch nicht einmal ihre Sorgen verstehen.


    Ihr Blick schien ein wenig abwesend zu wirken als sie ihn anschaute. „Ja das wird er……vielleicht….vielleicht sollte ich wieder gehen“ gab sie traurig von sich und wollte sich schon gerade erheben.

  • "Mmm, nein bleib nur. Dich bedrückt doch was..."


    Er forderte sie mit einer Geste auf, sitzen zu bleiben. Wie sollte er es sagen? Was sollte er sagen.


    "Magnus wurde als Soldat gut ausgebildet. Er ist ein guter Soldat. Habe ich Dir schon erzählt, dass er bei der Ala einer der besten und schnellsten Reiter war? Kaum ein anderer konnte mit ihm mithalten..."


    Er lachte. Dann blickte er sie lange und nachdenklich an.


    "Du magst ihn sehr. Stimmt's?

  • Eleanora versuchte seinem Blick stand zu halten und hörte ihm auch zu. Jedoch konnte sie nicht wie ihr Bruder darüber lachen. Ihre Hände fuhren sich über ihre Arme und sie hielt sich dann an sich selber fest.


    „Das mag sein, dass er das alles war und sicher auch noch ist, aber er ist nicht da und mich macht es wahnsinnig…..die Sorge um ihn.“


    Verzweifelt sah sie Meridius an und hoffte er würde sie verstehen, würde ihre Gefühle verstehen können.


    „Du weißt, dass ich ihn liebe.“

  • Meridius nickte wieder mit dem Kopf.


    "Mutter saß Tage, Wochen, Monate hier zu Hause und dachte an Vater. Es ist das Schicksal einer Soldatenfrau auf den Mann zu warten. Ich kann Dir da keinen Trost geben. Magnus ist dazu berufen Rom im Feld zu dienen. Und wie lange er fort sein wird, weiß einzig Mars."


    Dann erhob er sich.


    "Ich werde bald nach Rom abreisen müssen. Ich würde mich freuen, wenn Du mich begleiten würdest. Du kommst doch mit?"

  • Ihr Bruder hatte wie so oft schon Recht und sie wollte ihm auch nicht wirklich widersprechen, dazu fehlte ihr auch im Moment ehrlich gesagt die Kraft. Eleanora stand ebenfalls auf und zog sich das Tuch zurecht.


    „Ich weiß! Ich habe es so gewollt und ich werde das Schicksal auch so tragen. Irgendwie komme ich damit schon zurecht.“


    In ihrem Ton lag ein klein wenig Trotz, aber sie lies ihrem Bruder keine Zeit drauf zu antworten denn sie sprach einfach weiter.


    Sie nickte und antwortete ihm dann „Sicher komme ich mit, das habe ich dir ja schon mal zugesagt und es würde mir auch nichts bringen wenn ich hier alleine zurück bleibe.“

  • Meridius lächelte. Dann trat er zu ihr und legte seine Hand auf ihre Schulter. Seine Lippen küssten kurz ihre Stirn.


    "Ich freue mich, dass Du mich begleiten wirst. Und die anderen werden sich auch freuen Dich zu sehen. Du musst unter die Leute, Eleanora, Magnus wollte, dass Du unter die Leute gehst. Er wäre der letzte der Dich in einem Zimmer verschlossen wissen möchte..."

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