Arbeitszimmer des Pater Gens

  • Zu seiner Überraschung war es Alessa. Mit ihr hatte er nicht gerechnet.


    "Alessa! Du hier? Tritt doch ein!"


    sprach er mit einem Lächeln und erhob sich.


    "Dein Kommen war gar nicht angekündigt...
    Was treibt Dich mitten im Winter nach Hause?"

  • "Ja" lächelte sie gar ein wenig schüchtern und trat ein. Sogleich schloss sie die Türe hinter sich und trat näher.


    "Mein Kommen ist zwar freiwillig, aber es war dennoch etwas überstürzt. Das habe ich wohl gewissen Umständen zu verdanken...Mich packten wohl alte Erinnerungen und Sehnsucht...vielleicht auch Heimweh." was hieß schon verdanken.. danken konnte sie den Göttern wohl kaum, dass sie ihr das Liebste genommen hatten, dass sie besessen hatte.


    "Ich habe gehört, du hast ein berauschendes Verlobungsfest gehalten?" fragte sie um abzulenken. "Nachträglich wünsche ich dir und deiner Verlobten natürlich nur das Beste und viel Glück. Es tut mir leid, dass ich nicht schon früher da sein konnte." sie redete und redete.. es war die einzige Möglichkeit nicht sofort wieder in Tränen auszubrechen, was mochte ihre Familie auch von ihr denken? Aber was sollte sie auch anderes tun, wenn die Götter sie so straften. ...Egal, sie musste stark sein! Und um Stärke zu zeigen, durfte sie nicht weinen.

  • Meridius nickte mit dem Kopf.


    "Nimm doch bitte Platz und setz Dich erstmal."


    Er ging zu einem kleinen Tischchen und schenkte etwas Wein ein.


    "Möchtest Du auch was?"

  • Natürlich tat Alessa seiner Bitte gleich und setzte sich, dann nickte sie ihm lächelnd zu. "Ja bitte." antwortete sie auf seine Frage und nahm den Becher Wein entgegen um auch gleich einen Schluck zu nehmen...das beruhigte ihre aufgewühlten Gedanken etwas.


    "Wie laufen die Geschäfte?" fiel ihr plötzlich ein.. sie musste schon sehr durcheinander sein.

  • Meridius nahm Platz und betrachte sie lange schweigend. Sie hatte sich nie für seine Geschäfte interessiert und war von seiner Sponsalia, also vom einen ins andere gekommen. Er kannte sie zu gut.


    "Über meine Sponsalia oder die Geschäfte reden wir nachher.
    Doch was ist los? Weswegen bist Du hier?"


    Er nahm einen Schluck von seinem Wein.

  • Sie seufzte.. wie immer hatte er seine Cousine durchschaut. Meridius kannte sie einfach ZU gut. Betroffen senkte sie ihren Blick und fuhr mit ihren Fingerspitzen über das Muster, dass in den Becher eingehämmert war.


    "Ich musste Abstand von Rom gewinnen." antwortete sie und verdrängte das aufsteigende Gefühl in Tränen auszubrechen. "Es ist einfach zu viel passiert in letzter Zeit." gestand sie. "du hast ja sicher von Didia Sinona's Tod erfahren, der mich schwer getroffen hat." begann sie jetzt erst einmal langsam.

  • Meridius schüttelte den Kopf. Sinona tot?


    "Nein, das höre ich heute auch zum ersten mal.
    Was ist denn passiert? Erzähl..."


    Er entschloss sich seinen Klienten Detritus zu entlassen. Wenn er nicht einmal in der Lage war, so eine Information in einem Schreiben zuzusenden...

  • Verwundert sah sie von ihrem Becher auf und in Meridius' Augen. "Genaueres weis ich leider auch nicht. Ich habe nur gehört, dass sie auf einem Schiff unterwegs war, als sie von Bord fiel und ertrank." erzählte sie und nahm einen kräftigen Schluck Wein.. Balsam für ihre Seele.

  • Was für ein trauriges Schicksal. Meridius konnte es kaum glauben. Sinona war gestorben, irgendwo in den Weiten des Meeres ertrunken. Er blickte zu seiner Cousine und schüttelte den Kopf.


    "Was für ein trauriges Schicksal. Ich kann das gar nicht glauben. Sinona tot. Irgendwo in den Weiten des Meeres ertrunken... Hat man sie wieder gefunden? Verzeih... Du weißt ja selbst kaum etwas."


    Erst jetzt registrierte er, dass Alessa mehr trank als üblich.


    "Und wie geht es Dir?"

  • Sie ertappte sich selbst an mehreren weiteren Schlücken Wein und verschluckte sich fast auf seine Frage hin. Schnell stellte sie den Becher ab um nichts zu verschütten und klopfte sich hustend auf den Brustkorb.


    "Nein, leider weis ich nicht mehr.. wie ich schon sagte. Es traf mich auch sehr unterwartet und wahrscheinlich werde ich in absehbarer Zeit wohl wieder nach Rom zurück müssen um mich dort um die Weiterführung der Societas Veneris zu kümmern, da Fausta sich für Hispania entschlossen hat und ich für Italia." erklärte sie, nachdem sie sich wieder gefasst hatte.


    Dann lehnte sie sich zurück, lange sah sie in Meridius Augen und schwieg...einige Zeit lag Stille zwischen den beiden. "es geht mir nicht gut Meridius.. und wenn ich ehrlich bin, dann habe ich mich hierher geflüchtet um neue Kraft schöpfen zu können." gestand sie schweren Herzens.


    Sie zog die Abschrift des Briefes der "Schatten Roms" heraus und legte diesen vor Meridius auf den Schreibtisch.


    Wir grüßen euch Römer,



    Wir sind die Schatten Roms und haben euch eine Botschaft zu übermitteln. Mächte und vor allem Reiche Männer Roms, fanden die Bestrebungen eures Pater Familias mehr als hinderlich und wunderlich. Auch uns missfällt sein Tun bei Nacht, daher haben wir ihn fortgeschafft fort aus Rom, fort aus eurer Reichweite.


    Sollte die Gens Octavia ihr schändliches Treiben beenden oder
    100 000 Sesterzen Lösegeld aufbringen können, so hinterlasst eine Botschaft am Gedenkstein des Senators Anton und wir werden Kontakt aufnehmen.


    Für Rom


    Die Schatten Roms

  • Meridius verstand nur die Hälfte und sah sie besorgt an. Als sie ein Schreiben auf den Tisch legte und ihren Blick demonstrativ von diesem abwandte, beugt er sich nach vorne, griff das Pergament und las. Er konnte nicht glauben, was da stand und mit überraschten Augen sah er seine Cousine an.


    "Avitus? Wer hat sich dieser Sache angenommen?"

  • Langsam sah sie wieder auf und nahm Meridius' Blick auf. Sie nahm erst den Becher Wein in die Hand und trank erneut einen Schluck, dann antwortete sie: "Livianus war der erste, der es erfahren hat. Er wird die Cohortes beauftragen ihn zu suchen. Überhaupt hat er mir seine Hilfe zugesagt, wofür ich ihm sehr dankbar bin."

  • Er nickte mit dem Kopf. Es war gut, dass sich Livianus darum kümmerte. Er würde mit Sicherheit alle seine Informanten ansteuern, um herauszubekommen, wer ein Interesse haben könnte, den Octavier aus dem Verkehr zu ziehen.


    "Und wie ist es mit dem Lösegeld? Wird bereits gesammelt?
    Nur für den Fall, dass Livianus nicht weiterkommt..."


    Er räusperte sich. Einhunderttausend Sesterzen waren kein Pappenstiel, doch auch nicht unmöglich.

  • "Nein" antwortete Alessa trocken und schüttelte gedankenverloren den Kopf. "Denkst du ich würde jemals um Geld betteln?" fragte sie.


    Sie seufzte, "ich denke du weist so gut wie ich, dass er einige Feinde hat oder Leute, die ihn gerne aus dem Weg hätten. Rom ist korrupt und kaum einer wird für das Lösegeld eines ehemaligen Politikers spenden." meinte sie enttäuscht. Sie schien alles verloren zu sehen, wieder trank sie vom Wein, der ihr langsam schon zu Kopf stieg.

  • Meridius dachte nach. Sicher, Avarus hatte sich einige Feinde gemacht, vor allem in seiner Zeit als Volkstribun. Doch auch schon sein Vater war nicht überall beliebt gewesen. Und dennoch: Wer entführte einen unbeliebten Politiker? Mord wäre logischer gewesen. Und der Erpresserbrief war auch nicht wirklich logisch. Am Gedenkstein des Senators Anton. Wie sentimental.


    "Du solltest mal mit dem Wein aufhören. Für eine Dame schickt es sich nicht, wenn sie säuft wie ein Loch..."


    Er sah sie an und dachte weiter.


    "Wer aus der Gens Octavia kümmert sich darum? Wer übernimmt die Leitung der Familie? Soll ich mich einschalten? Das Lösegeld auftreiben? Was meinst Du?"

  • Alessa schüttelte verzweifelt den Kopf "ich weis es nicht Meridius. Eine Sklavin der Octavier brachte mir lediglich die Nachricht. Ob es bereits schon ein anderer aus der Familie weis und wer die Leitung übernimmt weis ich nicht!" gestand sie.


    Nach Merdius Bemerkung, dass sie wohl schon etwas zu viel Wein intuss hatte, stellte sie den Becher wieder beiseite. Ein kleines Hicksen deutete darauf hin, dass sie scheinbar wirklich schon zu viel hatte.


    "Wenn du dich einschalten willst, wäre ich dir dankbar...aber hast du nicht selbst schon viel zu tun?" fragte sie.

  • Meridius blickte seine Cousine liebevoll an.


    "Wenn Du es möchtest, werde ich mich darum kümmern."


    Er dachte nach.


    "Aber prinzipiell müsste ersteinmal seine Familie alles zusammenkratzen was sie hat. Und es muss jemand Freunde mobilisieren. Und seine Klienten falls er welche hatte. Anton hatte sicher nicht viele Freunde, aber er wurde geachtet und geschätzt. Seinen Sohn zu befreien, dürfte ein Anliegen sein, dem einige Senatoren nachgehen dürften. Alles andere wäre eine Schande."

  • Alessa nickte verständlich und beugte sich vor um ihre Hand auf die von Meridius zu legen. "Ich weis dein Angebot sehr zu schätzen und möchte es gerne annehmen. Du kannst dir nicht vorstellen wie groß meine Sorge um ihn ist und es zerbricht mir das Herz wenn ich daran denke, dass es ihm schlecht geht oder dass er leiden muss." sagte sie voll Schmerz und glänzenden Augen, nahe den Tränen.


    "Du weist besser als ich, was zu tun ist!" sie sah mit einem flehenden Blick in seine Augen, welcher all ihre Gefühle in diesem Moment zum Ausdruck brachte. Sie drückte liebevoll seine Hand und lies sie dann wieder los, um ihre zurück zu ziehen.

  • Ihr flehender Blick und der warme, liebevolle Händedruck verfehlten ihre Wirkung nicht. Meridius war gerührt und berührt. Die Katharsis, welche dieser Tragödie folgen würde, ließ ihm keine andere Wahl. Wozu war er Senator? Wozu in der Position, in welcher er war? Er schwort sich, dass er nicht eher ruhen würde, bevor nicht Avitus tot oder lebendig zurückgekehrt war.


    "Ich werde alles tun, damit Du ihn wiederbekommst."


    sprach er zu seiner Cousine.

  • Allein dieser Satz war genug Grund, dass sie aufstand und zu ihm ging um ihn zu umarmen.
    "Ich danke dir so sehr Meridius, du weist nicht, wieviel mir das bedeutet." schluchzte sie kurz und wischte sich gleich wieder die Träne fort, die sich über ihre Wange geflüchtet hatte.

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