[Casa] Tribunus Laticlavius Manius Flavius Gracchus Minor

  • Zitat

    Original von Luna
    Luna nickte auf die Frage hin ob ihr die führenden Männer der Sippen bekannt wäre. „Ja das sind sie in der Tat und natürlich kenne ich ihre Eigenheiten. Es ist immer wichtig zu wissen, mit wem man redet und wie man mit dem Gegenüber umgehen sollte. Wenn du es wünscht, dann schreibe ich dir jene Informationen gern auf.“ Luna wusste nicht ob dem Flavier bekannt war, dass sie sehr wohl auch in der Sprache der Römer schreiben konnte. „Bis wann bräuchtest du diese Informationen?“ Wenn es dringend war, dann würde sie sich natürlich sofort an die Arbeit machen und es für den Flavier niederschreiben.


    Der junge Flaivus hatte niemals einen Gedanken daran verschwendet, ob die germanischen Stämme jenseits des Rhenus über eine vergleichbare Literalität verfügten wie in Italia, obschon er vernommen zu haben glaubte, dass sie sich eines überaus primitiven Alphabetes bedienten und ihm selbstredend ebenso bekannt war, dass selbst in Italia die Kunst zu Lesen und zu Schreiben durchaus keine Selbstverständlichkeit war, während sie insonderheit in der Provinz jenseits urbaner Zentren geradehin eine beachtenswerte Partikularität repräsentierte. Da Luna jedoch immerhin zu einer Art Elite ihres Volkes zählte und die lateinische Sprache augenscheinlich bruchlos beherrschte, verwunderte ihn die Offerte eines schriftlichen Berichtes keineswegs.
    "So baldig als möglich."
    , erklärte er, doch kaum hatte er dies formuliert, wurde ihm gewahr, dass er sich hiesig keineswegs in einem rein militärisch-bürokratischen Felde bewegte, sodass er seiner persönlichen Vorliebe für das gesprochene Wort gemäß eigentlich auch eine mündliche Relation einfordern mochte, denn selbst wenn Patrokolos zweifelsohne imstande war, Lunas Gutachten ihm zu rezitieren, so verfügte ein Bericht von der immediaten Quelle doch stets über eine eigene Qualität und bot die Option, bei Inklaritäten stets direkt nachzufragen.
    "Du kannst die Informationen umgehend zusammenstellen und mir dann Bericht erstatten. Ich nehme an, du bist für jene Aufgabe durchaus von deinen haushalterischen Pflichten abkömmlich."
    Jene letzte Kommentierung mutierte von Wort zu Wort mehr von einer selbstbewussten Zusage hin zu einer insekuren Frage, als auch hiesig der junge Flavius erkannte, dass ihm keineswegs bekannt war, ob und welche tragende Rolle die germanische Sklavin in seinem Haushalte einnahm. Da er sie sehr spontan hatte rufen lassen, mochte sie soeben das Nachtmahl in der Küche hinterlassen haben, sodass eine längere Absenz womöglich das ganze Haus in Brand steckte.

  • Zitat

    Original von Decimus Duccius Verus
    "Ob mein Vetter ebenfalls persönlich die Ehre hatte, deinem Vater zu begegnen, kann ich nicht sagen." erklärte er zunächst. Witjon war nie in Rom gewesen und er konnte sich nicht daran erinnern, dass Flavius Gracchus jemals in Mogontiacum gewesen war - zumindest war er es nicht, seitdem Witjon und Phelan bei den Duccii lebten. "Mir wurde die Ehre zu Teil, dass dein Vater als Pontifex des Collegium Pontificium persönlich den praktischen Teil meiner Prüfung als Sacerdos Publicus begleitete. Ich absolvierte meine Ausbildung zum Priester in Rom bei Manius Aurelius Orestes." führte er dann weiter aus, um zum Schluss mit einem leichten Lächeln anzufügen "... aber das war in meinen jüngeren Jahren." Es stimmt ihn irgendwie zufrieden, in Erinnerungen zu schwelgen...


    "Übermittle deinem Vater doch bitte unsere besten Wünsche zur Genesung. Die ruhige Zeit abseits von Rom hat sich dein Vater nicht nur aus medizinischer Sicht verdient." dabei sprach er nicht nur für sich sondern auch stellvertretend für seine hier anwesenden und abwesenden Familienmitglieder. "Wo wir wieder bei der flavischen Weinauselese wären." merkte er schmunzelnd an und schlug den Bogen zu der Feststellung seines Vetters. Dass Gracchus Minors Vater es zum Consul gebracht hatte, honorierte Phelan verbal nicht weiter, hatte er diesen zuvor doch schon genug und anerkennend gelobt, zudem dieser Nachsatz an Witjon gerichtet war.


    Wie klein selbst jenes Imperium sine fine war, welches Iuppiter dem Volk der Togaträger vermacht hatte, erstaunte den jungen Flavius stets aufs Neue und obschon sein Vater durchaus zu den gewichtigsten Persönlichkeiten Roms mochte zählen, so hatte er nicht erwartet, just hier einen persönlichen Bekannten anzutreffen. Indessen war doch zu konzedieren, dass die Abnahme einer Prüfung nicht eben eine sonderlich intime Bekanntschaft begründete.
    "Ich hege ohnehin die Absicht, meinem Vater zu schreiben und werde deine guten Wünsche gern übermitteln."
    , erwiderte der Jüngling schließlich, da auch der Lehrmeister jenes Duccius ihm nicht bekannt war, selbst wenn er selbstredend die Aurelii überaus gut kannte, wenn auch nicht sonderlich schätzte (insonderheit assoziierte er jenen Namen immerhin mit seiner ungeliebten Stiefmutter).
    Der Gedanke an jene aurelische Natter erweckte in ihm die Sensibilität für die Präsenz der Begleitungen der Duccier, welche inmitten jener Männerrunde ein wenig verloren sich ausnahmen. Manius Minor blickte daher zuerst zu Petronia Octavena, deren Namen er als aufmerksamer Gastgeber selbstredend memorierte:
    "Petronia, entstammst du ebenfalls einer der örtlichen Familien?"
    Jene Frage mochte sich ein wenig plump ausnehmen, doch vermeinte der Tribun, dass die Kenntnis über die Provenienz einer Person noch immer den trefflichsten Anknüpfungspunkt für ein Gespräch darstellte, welches über Nihilitäten wie das Wetter oder die örtliche Kulinarik hinauswuchs.


    Obschon der Gedanke an Kulinarik selbstredend den Gedanken nährte, dass es nun Zeit für die Hauptspeisen war, wofür der Hausherr ein sublimes Zeichen an die Dienerschaft sandte, während Marsus' Gattin noch ihre Worte zurechtlegen konnte.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    ...
    "Du kannst die Informationen umgehend zusammenstellen und mir dann Bericht erstatten. Ich nehme an, du bist für jene Aufgabe durchaus von deinen haushalterischen Pflichten abkömmlich."
    Jene letzte Kommentierung mutierte von Wort zu Wort mehr von einer selbstbewussten Zusage hin zu einer insekuren Frage, als auch hiesig der junge Flavius erkannte, dass ihm keineswegs bekannt war, ob und welche tragende Rolle die germanische Sklavin in seinem Haushalte einnahm. Da er sie sehr spontan hatte rufen lassen, mochte sie soeben das Nachtmahl in der Küche hinterlassen haben, sodass eine längere Absenz womöglich das ganze Haus in Brand steckte.


    „Ich denke das sollte kein Problem sein. Ich werde mich dann sogleich an die Arbeit machen.“ Sagte Luna, senkte ihren Blick und verabschiedete sich mit einem leisen „Dominus.“ Sie Verschwand aus dem Raum. Ließ sich Schreibzeug und eine blatt Papyros geben und listete die einzelnen Sippenoberhäupter auf.


    Es dauerte vielleicht eine Stunde, bis sie auf leisen Sohlen wieder im erschien und dem Flavier die Liste übergab. Natürlich wartete sich ob er noch weitere Frage diesbezüglich hatte.




  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    Der Gedanke an jene aurelische Natter erweckte in ihm die Sensibilität für die Präsenz der Begleitungen der Duccier, welche inmitten jener Männerrunde ein wenig verloren sich ausnahmen. Manius Minor blickte daher zuerst zu Petronia Octavena, deren Namen er als aufmerksamer Gastgeber selbstredend memorierte:
    "Petronia, entstammst du ebenfalls einer der örtlichen Familien?"


    Die direkte Ansprache ihrer Selbst riss Octavena ein wenig aus ihren Gedanken, gerade als sie damit gerechnet hatte, heute Abend wohl nur zu zu hören. Auf die Frage des Flaviers hin schüttelte sie den Kopf und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Es war eine Weile her, dass sie eine Frage in diese Richtung beantwortet hatte, lebte sie doch inzwischen eine ganze Weile in Mogontiacum, wo man auch ihren Onkel meistens noch kannte, obwohl er sich schon länger aus der Stadt zurückgezogen hatte.
    "Ja und Nein", erwiderte sie dann freundlich. "Ich stamme aus Taracco und meine Familie ist dort eigentlich schon immer ansässig, aber mein Onkel hat mit seiner Familie hier gelebt lange bevor mein Vater mich zu ihm geschickt hat."
    Dass das eine diplomatische Zusammenfassung der Ereignisse war, die zu ihrem Auftauchen in Mogontiacum geführt hatten, erwähnte sie dabei nicht. Das gehörte nicht hierher, aber der Gedanke versetzte ihr wie immer einen kleinen Stich, von dem sie sich aber Mühe gab, sich nichts anmerken zu lassen.
    Sie lächelte erneut. "Mein Onkel war in der Zeit, in der ich bei ihm gelebt habe, wie ein Vater für mich und sein Sohn manchmal wie ein Bruder, also ist das alles ein bisschen eine Frage der Perspektive."
    Zugegeben, die Bemerkung über ihren Vetter war ein wenig übertrieben oder nur dann richtig, wenn man an die vermutlich normalen Streitereien zwischen Geschwistern dachte, aber das änderte nichts daran, dass ihre enge Bindung zu ihrem Onkel und dessen Familie der Wahrheit entsprach.

  • Zitat

    Original von Luna
    „Ich denke das sollte kein Problem sein. Ich werde mich dann sogleich an die Arbeit machen.“ Sagte Luna, senkte ihren Blick und verabschiedete sich mit einem leisen „Dominus.“ Sie Verschwand aus dem Raum. Ließ sich Schreibzeug und eine blatt Papyros geben und listete die einzelnen Sippenoberhäupter auf.


    Es dauerte vielleicht eine Stunde, bis sie auf leisen Sohlen wieder im erschien und dem Flavier die Liste übergab. Natürlich wartete sich ob er noch weitere Frage diesbezüglich hatte.


    Die Zeit, bis Luna ihn aufs Neue mit ihrem Gutachten aufsuchte, nutzte der junge Flavius, um darüber zu spintisieren, wessen er sich bedienen mochte, um die Aussagen seiner Dienerin zu verifizieren, da ihm doch fürs Erste kaum jemand in den Sinn kam, der in den Gebieten der Chatten sich für längere Zeit aufgehalten hatte. Womöglich eignete sich jener Centurio Tiberius, doch hatte dieser seinen spärlichen Informationen zufolge ja auch lediglich kriegerischen Kontakt mit einem Sippenoberhaupt gehabt, welches zudem kürzlich mit größter Crudelität über den Styx war befördert worden.


    Faktisch gelangte er zu keinem ersprießlichen Resultat, als Luna mit dem Papyrus zurückkehrte und ihm selbiges reichte. Routiniert ergriff es der Tribun und warf einen kurzen Blick darauf, um seine Inkapabilität jenen Text auch nur zu identifizieren zu cachieren, wie er es sich seit seiner Ankunft hier angewöhnt hatte. Sodann gab er es zurück, wie er sämtliche Schriftstücke sonst an seinen Cornicularius weiterzureichen pflegte.
    "Vorlesen!"
    , kommandierte er jener Routine folgend in eher infamiliarer Kürze und lauschte den Worten der Sklavin. Die Charakterisierungen, welche er dabei jedoch vernahm, evozierten ein sumblimes Lächeln bei dem jungen Aristokraten, da sie doch nicht lediglich ein wenig holzschnittartig sich ausnahmen, sondern zusätzlich noch in vollendeter Weise jene Sterotype reproduzierten, welche er sich selbst von der Barbarei nördlicher Germanen imaginiert hatte, welche eben insonderheit für die simplen Freuden des Lebens, vornehmlich die Liebe, die Kraftmeierei und den Trunk, sich begeisterten. Je weiter die Worte flossen, desto klarer imaginierte er sich bereits Situation, in welcher er, die infantile Sprache eines Knaben imitierend, bärtigen, fellbekleideten Hünen mit wilden Gesten Sklavinnen und Amphoren voller Wein überreichte, um ihre Herzen zu gewinnen, was ihm ob der Absurdität jener Szenerie ein leises Kichern entlockte. Die Remineszenz an sein erstes Aufeinandertreffen mit germanischen Honoratioren in Nida hingegen ernüchterte ihn schlagartig wieder, da sie doch in der Tat ebenfalls jenem Zerrbild, das er eher als für ein Theater als die Realität geeignet hatte gehalten, durchaus entsprochen hatten. Manius Minors Tage zuchtlosen Zechens, hemmungslosen Schlemmens und indifferenter Hurerei waren hingegen zu einem Ende gekommen, sodass es sich ihm geradezu als verführerische Dämonie seiner Vergangenheit ausnahm, dass er nun aufs Neue in eben jene Kerbe zu schlagen genötigt war.
    "Es erscheint mir geboten, einen gewissen Vorrat an Alkoholika und Sklavinnen mit uns zu nehmen, wenn wir den guten Willen Roms jenen Fürsten vermitteln wollen."
    , resümmierte er daher und fragte sich bereits, ob es hier in Mogontiacum überhaupt ein hinreichendes Angebot an aufreizenden Sklavinnen gab, derer man sich für seine Absichten bedienen konnte. Eine zweite Frage mochte hingegen sein, was derartige Präsente für Kosten verursachen würden.

  • Zitat

    Original von Petronia Octavena
    "Ja und Nein", erwiderte sie dann freundlich. "Ich stamme aus Taracco und meine Familie ist dort eigentlich schon immer ansässig, aber mein Onkel hat mit seiner Familie hier gelebt lange bevor mein Vater mich zu ihm geschickt hat."
    Dass das eine diplomatische Zusammenfassung der Ereignisse war, die zu ihrem Auftauchen in Mogontiacum geführt hatten, erwähnte sie dabei nicht. Das gehörte nicht hierher, aber der Gedanke versetzte ihr wie immer einen kleinen Stich, von dem sie sich aber Mühe gab, sich nichts anmerken zu lassen.
    Sie lächelte erneut. "Mein Onkel war in der Zeit, in der ich bei ihm gelebt habe, wie ein Vater für mich und sein Sohn manchmal wie ein Bruder, also ist das alles ein bisschen eine Frage der Perspektive."
    Zugegeben, die Bemerkung über ihren Vetter war ein wenig übertrieben oder nur dann richtig, wenn man an die vermutlich normalen Streitereien zwischen Geschwistern dachte, aber das änderte nichts daran, dass ihre enge Bindung zu ihrem Onkel und dessen Familie der Wahrheit entsprach.


    "Eine Immigrantin wie ich!"
    , bemerkte der junge Flavius nicht ohne Sympathie für die durchaus weniger germanisch als römisch wirkende Dame und lächelte ihr freundlich zu.
    "Doch scheint es mir, dass eine Heimat sich doch in der Tat weniger über eine Örtlichkeit definiert als über jene, die uns lieb sind."
    Nur einen Augenblick erwuchs vor dem mentalen Auge des Jünglings das Bild des Hauses seines geliebten Vindex, welches ihm nicht lediglich Obdach, sondern in der Tat Heimat geboten hatte.
    "Insofern scheint mir die Perspektive deiner ersten Antwort adäquater, zumal sich mir der Eindruck aufdrängt, dass es in diesen Gefilden überaus leicht fällt, die Menschen hier lieb zu gewinnen."
    Wieder präsentierte er ein vergnügtes Lächeln und strahlte in die Runde in Freude über jenes spontan ersonnene Kompliment, ehe er aufs Neue eine ernstere, durchaus interessierte Miene aufsetzte und seine Erkenntnis zum Ausgangspunkt des weiteren Gespräches machte:
    "Gehört dein Onkel dann ebenfalls dem Ritterstand an?"
    Gemeinsam mit Patrokolos hatte der junge Flavius durchaus das Album Decurionum studiert, um die bedeutsamsten Persönlichkeiten Mogontiacums zu eruieren, welche er ja zu diesem Gastmahl hatte versammeln wollen. Da er durchaus ein gutes Gedächtnis für dergestalte Dinge besaß, verwunderte es ihn insofern, dass er einen Eques namens Petronius nicht zu memorieren vermochte.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    .....


    Nachdem sie mit dem Vorlesen geendet hatte sah sie den Flavier an. Auf seien Anmerkung hin musste sie schmunzeln. „Nun ich denke, das ist nicht der schlechteste Plan. Aber.. ich weiß ja nicht was das Ziel deiner Mission ist. Wenn es um Frieden geht, so kann ich dir versichern, dass die Stämme derzeit keinerlei kriegerische Absichten hegen. Was ja auch ihr Urteil gegen Wulfgar und seien Sippe zweigt. Der Winter er war hart ungewöhnlich hart und lang. Viele der Stämme haben in diesem Winter gute Frauen, Kinder und Männer verloren. Ihre Vorräte haben nicht ausgereicht. Was wohl auch ein Grund für die Überfälle waren. Nicht das ich sie entschuldigen will.. aber es erklärt warum sie taten was sie taten. Wenn du also Gastgeschenke überbringen möchtest wäre Vorräte das was die Stämme derzeit am dringendsten benötigen. Die neue Erste fahre sie gerade erst ein. Und aufgrund des schwierigen Wetters in diesem Jahr fällt sie wohl geringer aus als erwartet. Die Stämme haben derzeit alle Hände voll damit zu tun für den kommenden Winter die Lager zu füllen. Deswegen sind sie wohl für einen Frieden empfänglicher als sonst. Wenn es dir gelingt Gunar Sohn des Armin zu überzeugen, könnte der Friede sogar von längerer Dauer sein. Er ist zwar ein ausgezeichneter Krieger, aber auch müde. Ja er ist es müde zu kämpfen. Ob es nun dem Alter oder der Bequemlichkeit in welcher er gerade lebt geschuldet ist, ist schwer zu sagen. Aber die Vorzeichen standen nie so gut wie in diesen Tagen. Es ist also vieles möglich, Dominus.“ Ja gerade sprach sie wohl kaum als Sklavin sonder eher als Beraterin mit recht fundierten Kenntnisen. Eine die wusste wovon sie sprach. Entsprechend selbstbwusst war auch ihre Stimme und ihr Auftreten. Völlig anders als die Sklain Luna, als welche siesonst auftrat.

  • "Dies ist erfreulich."
    , replizierte der junge Flavius hinsichtlich der Beteuerungen seiner Dienerin, obschon es ihm ein wenig dubitabel erschien, dass seine Mission derartig leicht zu vollbringen sein würde, wie sie es darstellte. Immerhin mochten Hungersnöte nicht lediglich demütige Hoffnung auf Hilfe, sondern ebenso eine desperate Aggression gegen die Besitzenden erwecken.
    "Und ich danke dir für deine Ratschläge."
    Durchaus traktierte der Tribun sein Gesinde mit gewissem Respekt, selbst wenn er selbstverständlich davon ausging, dass sie ihm zu jeder Zeit und jedem Orte vorbehaltlos zur Verfügung standen. Zu Luna verspürte er sogar einige Sympathie, obschon er ihren mystischen Status doch ein wenig fürchtete.


    Einen Augenschlag erwog er bereits, sie wieder zu ihren häuslichen Pflichten zu entlassen. Dann jedoch rang er sich doch jene Frage ab, welche ihm bereits unter den Nägeln brannte, seitdem die Seherin in seinen Haushalt eingetreten war:
    "Was ist- war übrigens deine konkrete Rolle bei den Chatten?"

  • Luna nickte ob des Dankes des Flaviers.
    Sie wollte sie schon entfernen, das sie dachte, dass damit ihre Aufgabe hier erledigt war, doch dann stellte der Flavier eine weitere Frage. Sie schaute den Flavier an und war tatsächlich etwas verwundert über diese Frage. Aber es schien ihn wirklich zu interessieren. Inzwischen hatte sie ja auch schon Übung darin es einem Römer zu erklären.
    So begann sie also zu erklären.
    „Wie du weißt, bin ich eine Völva – eine Seherin. Viel Frauen haben sehende Fähigkeiten und beraten ihre Sippen. Aber es gibt jene wie mich – die von den Sippen und den Stämmen unabhängig leben. Die Seherin der Sippen diesseits uns jenseits des Flusses verstarb und so lies ich mich hier nieder. Zumeist sind nicht nur einzelne Sippen und Stämme die um Hilfe und Wissen suchen sondern alle die im näheren Umfeld leben. Sie fragen um Rat, wenn sie sich untereinander uneins sind. Und um zu garantieren, dass aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Sippe die Zeichen der Götter nicht zu Gunsten einer Seite auslegen, lebe einige Seherinen weit von ihren Familien entfernt, ich selbst stamme weiter aus dem Süden und gehöre nicht den Chatten an. Meine Sippe waren die Narisker. Es war meine Aufgaben den Stämmen und Sippen beratend zur Seite zu stehen, die Zeichen der Götter für sie zu deuten und für sie den die Götter zu befragen.“

  • Augenscheinlich existierten diverse Vokabeln zur Bezeichnung jenes Seherstandes, welchen Luna bekleidet hatte, da doch Duccius Marsus sie als Spaekona tituliert hatte, während sie selbst sich nun als Völva bezeichnete. Was sie hingegen hinsichtlich ihres Arbeitsfeldes berichtete, mutete dem Jüngling wieder familiarer an, da jene Funktion in Italia ebenfalls bekannt war:
    "Du fungierst also gewissermaßen als eine Art Haruspex."
    , konstatierte er letztlich, was seine Furcht vor den vermeintlich magischen Fähigkeiten seiner Dienerin ein wenig zu dämpfen vermochte. Selbst wenn die Haruspices ein exklusiver Orden waren, welcher singulär aus dem Volk der Etrusker sich speiste, so fungierten auch sie an allen Orten, vornehmlich in Roma selbst, als Berater der Mächtigen, während freischaffende Seher an jeder Straßenecke der Subura zu engagieren waren, um similäre Weissagungen zu "verkaufen". Kalmierend an jener Disziplina Etrusca war hingegen, dass sie überaus rational sich ausnahm, aus der strukturierten Analyse spezifischer Zeichen sich speiste und somit wenig von jenen inkontrollablen Zuständen mit sich brachte, deren Bekanntschaft der Jüngling in den ägyptischen Tempeln gemacht hatte.
    "Was bedeutet 'sehende Fähigkeiten'? Wie kommunizierst du mit den Göttern?"
    , fragte er daher wieder ein wenig misstrauischer.

  • Luna legte ihren Kopf leicht schief und überlegte. Dann schüttelte sie den Kopf.
    „Nein ich denke nicht, dass man uns mit Haruspex vergleichen kann. Nun die betratenden Funktion ist wohl vergleichbar.“ Sagte sie und auf seine nächste Frage hin schwieg sie für einen Moment. Wie sollte sie es erklären, ohne das er sie doch für eine Hexe hielt? Ihre Hände verschlangen sich ineinander und sie schloss für einen Moment die Augen, bevor sie den Mann vor sich offen anblickte und versuchte zu erklären.
    „Die Seherinnen tragen immer einen Stab als Symbol ihrer Gabe und ihrer Macht.
    Mit diesem Stab und Gesang kann ich mich in eine Art Trance versetzen und so ein Verbindung zur Anderswelt herstellen.
    In diesem tiefen veränderten Bewusstsein des Trance reise ich in die andere Welt wo ich Antworten auf die von den Anwesenden des Rituals gestellten Fragen suche.


    Ich sammel Bilder, Worte oder Klänge und bringe alle diese Botschaften aus der andere Welt mit zurück und vermittelt sie weiter an die Menschen.
    Mein Wissen habe ich von Geburt an und es wurde geschärfte durch besondere Beobachtungen der Natur und meiner Umwelt und das alte Wissen wurde durch eine älteren Seherin an mich weitergegeben.
    Ich stelle meine Gabe immer in den Dienst meiner Mitmenschen.


    Auch aus kleinen Knochen, die in einem Ritus geworfen werden kann ich den Willen der Götter lesen.
    Die Rituale und Zeremonien, wie auch das alte, „geheime" Wissen um die Vorgänge in der Natur wurden nie in irgendeiner Form niedergeschrieben.
    Sie werden nur von den Seherin und weisen Frauen ausschließlich mündlich weiter gegeben.
    Eine Völva wie ich verkörpert die „große Mutter" und bildet das Bindeglied zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt.
    Ich kommuniziert mit den Gottheiten und Ahnenwesen, die das Schicksal der Menschen lenken und vermittel auch zum Reich der Toten.
    Außerdem bin ich der Heilkunst mächtig, führe diverse Rituale unter anderem Fruchtbarkeits-Riten durch.
    In meiner Sippe nennt man Seherinen übrigens Wala. Es gibt viele verschiedene Namen für uns.“

    Die junge Frau beobachtet während sie redete den Mann genau um zu erkennen ob er verstand, dass sie nie jemanden schaden würde oder ob er nun ob ihrer Fähigkeiten misstrauisch ihr gegenüber wurde.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    Augenscheinlich war der junge Flavius wieder in jene Selbstverständlichkeit der Aristokraten verfallen, Sklaven weniger gleich einem Menschen als einem Stück Vieh zu traktieren, was ihm hingegen erst ins Bewusstsein drang, als der Tiberius ihn irritiert repetierte. Fortunablerweise präsentierte der Centurio sodann jedoch ein Lächeln, welches das Gefühl des Ertapptseins bei dem Jüngling, welcher bei seiner Rückkehr aus Aegyptus den Vorsatz gefasst hatte, sich zumindest jene epikureische Wertschätzung auch des geringsten Sklaven zu bewahren, verwischte und ihm ebenfalls ein, wenn auch ein wenig genantes Lächeln abrang.


    Sodann kehrte der Centurio jedoch nochmalig zu einem ernsten Sujet zurück, das zweifelsohne der Eifersucht eines Liebenden war geschuldet und damit die Hypothese des Flavius irrtumslos konfirmierte. Zwar hatte er nicht bewusst bedacht, ob jenes Mägdlein ihm eine adäquate Gespielin mochte sein, zumal er in Roma stets über darauf spezialisierte Dienerinnen hatte verfügt, doch schien es ihm kein allzu großes Opfer, diese Option zu exkludieren.
    "Dies sollte kein Problem sein. Ich denke, meine Coqua wird es ohnehin präferieren, wenn ihre Hände ihr in gänzlich profanen Angelegenheiten zur Verfügung stehen."
    Sie hatte immerhin bereits lamentiert, dass jenes umfängliche Haus impossiblerweise mit nur einem Gefährten reinlich zu halten war.


    Die Situation war nun seltsam und merkwürdig. Verus musste sich auf seine Vernunft besinnen und ließ sein Herz für einen Moment schweigen, damit er genügend Sachlichkeit an den Tag legen konnte, um sich nicht weiter die Blöße zu geben. Immerhin konnte er sich nun sicher sein, dass Luna in guten Händen war. Sie konnte wenigstens zur Ruhe kommen und hatte einen geschützten Ort gefunden oder besser erhalten. Er selbst hingegen musste in die kalte Welt des Militärs zurück, welche keine Gnade mit ihm haben würde. Es galt wieder Soldaten zu befehligen, Befehle zu erhalten und den üblichen Drill sowie Hierachie zu durchleiden. Verus wurde bei dem Gedanken daran mulmig zumute. Dennoch konnte ihn die kleine Hoffnung aufrichten, dass er seine Geliebte besuchen konnte. Es würde die Tage erträglicher machen, wenn der Dienst und die Erinnerung belastend wurden. "Dann verstehen wir uns," kommentierte Verus höflich aber bestimmt. Er atmete tief aus, blickte nickend zu seiner Sklavin, die er nun verabschieden musste. Vorerst zumindest. "Achte wirklich gut auf sie, Tribun," drängte Verus noch einmal, auch um sich selbst zu versichern, alles mögliche getan zu haben, bevor er sich mit zwei Schritten rückwärtig zu entfernen begann. "Ich verabschiede mich in den Dienst," erklärte der Tiberius monoton, während seine Augen mit Kummer gefüllt waren, als sein Blick Idun verließ. Sein Herz wurde schwer aber die Beine des Legionärs trugen ihn bereits in Richtung Ausgang. Luna war nun hier angekommen. "Valete," verabschiedete er sich von beiden.


    Sim-Off:

    Ich schließe diese Mini-Szene damit mal ab, da sie nun doch recht lange zurückliegt! Danke, Flavius! ;)

  • "Vale, Tiberius."
    , replizierte der junge Flavius den Gruß des Centurio und verharrte einen Augenblick, bis er den Raum verlassen hatte. Sodann wandte er sich seiner neuen Dienerin zu, welche trotz ihrer barbarischen Züge durchaus eine gewisse Attraktivität versprühte, wie er zu konzedieren hatte.


    Ein wenig nervös verschränkte er die Hände hinter dem Rücken, straffte sich und begutachtete sie fachmännisch.
    "Nun, Luna."
    , hob er an, streckte sich nochmalig und sog Luft ein:
    "Verstehst du dich auf das Kochen?"

  • Zitat

    Original von Luna
    Luna legte ihren Kopf leicht schief und überlegte. Dann schüttelte sie den Kopf.
    „Nein ich denke nicht, dass man uns mit Haruspex vergleichen kann. Nun die betratenden Funktion ist wohl vergleichbar.“ Sagte sie und auf seine nächste Frage hin schwieg sie für einen Moment. Wie sollte sie es erklären, ohne das er sie doch für eine Hexe hielt? Ihre Hände verschlangen sich ineinander und sie schloss für einen Moment die Augen, bevor sie den Mann vor sich offen anblickte und versuchte zu erklären.
    [...]
    Die junge Frau beobachtet während sie redete den Mann genau um zu erkennen ob er verstand, dass sie nie jemanden schaden würde oder ob er nun ob ihrer Fähigkeiten misstrauisch ihr gegenüber wurde.


    Während Luna ihre Profession erklärte, verspürte der Tribun bisweilen den Drang zu intervenieren, um doch auf die Similitäten zwischen der Haruspizin und ihren Methoden zu verweisen, da doch auch jene mit Vorliebe aus Knochen, Natur oder Himmelserscheinungen zu lesen pflegten, während die Trance der Seherinnen ihn eher der Pythia und anderer Orakel gewahrte.
    Als final sie jedoch auf das Reich der Toten zu sprechen kam, entgleisten dem Jüngling für einen Augenschlag die Züge, da er doch an seine eigenen Kontakte mit dem Jenseitigen zu denken genötigt war, welche ihm derart real erschienen waren, dass sie ihm noch heute in keinster Weise dubitabel erschienen, womit letztlich sie zu seiner Umkehr zum götterfürchtigen Aristokraten geführt hatten. Keineswegs vermochte er somit die Explikationen der Seherinnen geringzuschätzen. Vielmehr erweckten sie durchaus sein Interesse:
    "Woher weißt du, dass eine Vision kein bloßes Trugbild, kein Traum ist? Wie vermagst du die Botschaften korrekt zu deuten?"
    , fragte er somit nicht ohne Hintergedanken.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    Ein wenig nervös verschränkte er die Hände hinter dem Rücken, straffte sich und begutachtete sie fachmännisch.
    "Nun, Luna."
    , hob er an, streckte sich nochmalig und sog Luft ein:
    "Verstehst du dich auf das Kochen?"


    Es war ein trauriger Blick mit welchem sie sich von ihrem Römer verabschiedete. Sie sagte nichts, sondern nickte ihm nur zum Abschied zu. Dann wand sie sich an den Flavier der sie ansprach.
    Sie senkte ihren Blick und war nun ganz Sklavin. So antwortete sie auch entsprechend. „Ja Dominus, dass kann ich. Jedoch werde ich wohl Nachhilfe ich der römischen Küche benötigen.“ Natürlich konnte die noch die ein oder andere Spieße der Römer zubereiten. Aber das konnte sie dem Flavier ja nicht erzählen. Schließlich wussten nur sie und ihr Römer, dass sie als Kind schon einmal Sklavin gewesen war. Aber allzu viel war eh nicht hängen geblieben. So wäre Nachhilfe wohl wirklich nicht die schlechtest Idee.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    ...
    "Woher weißt du, dass eine Vision kein bloßes Trugbild, kein Traum ist? Wie vermagst du die Botschaften korrekt zu deuten?"
    , fragte er somit nicht ohne Hintergedanken.


    Luna nahm dankbar zur Kenntnis, dass der Flavier zumindest kein Misstrauen hegte. Aber er überraschte sie tatsächlich mit seiner Frage und auch mit dem offensichtlichen Interesse.
    Ja woher wusste sie, dass es keine Trugbilder waren? Sie wusste es einfach.
    „So genau kann ich dir das gar nicht erklären, Dominus.“ Sagte sie also wahrheitsgemäß. „Wie ich schon sagte, ich wurde mit dieser Gabe geboren. Ich weiß es und spüre es, dass es wahr ist.“ Sie legte bei diesen Worte ihre Hand auf ihr Herz. „Hier kann ich es genau spüren. Die genaue Deutung brachte mir die alte Seherin bei. Sie lehrte mich die Bilder und Zeichen nicht nur zu sehen, sondern sie auch zu verstehen. Als ich dieses Wissen noch nicht hatte war es unsagbar schwer. Da waren diese Visionen und Bilder eher eine Belastung für mich. Weil ich nie recht wusste, wie ich sie deuten sollte. Die Alte lehrte es mich, sie lehrte mich dass ich genau hinsehen. Sie lehrte mich Dinge zu sehen, die andere nicht sehen können. Sie lehrte mich alles was ich heute weiß – das alte Wissen der Seherinnen.“ Sie sah den Flavier immer noch mit offenen ehrlichen Blick an. Viel besser konnte sie es nicht erklären, denn sie hatte ihre Gabe nie hinterfragt, sie hatte sie hingenommen und als etwas natürlichen empfunden – etwas was eben einfach zu ihr gehörte.

  • Zitat

    Original von Luna
    Es war ein trauriger Blick mit welchem sie sich von ihrem Römer verabschiedete. Sie sagte nichts, sondern nickte ihm nur zum Abschied zu. Dann wand sie sich an den Flavier der sie ansprach.
    Sie senkte ihren Blick und war nun ganz Sklavin. So antwortete sie auch entsprechend. „Ja Dominus, dass kann ich. Jedoch werde ich wohl Nachhilfe ich der römischen Küche benötigen.“ Natürlich konnte die noch die ein oder andere Spieße der Römer zubereiten. Aber das konnte sie dem Flavier ja nicht erzählen. Schließlich wussten nur sie und ihr Römer, dass sie als Kind schon einmal Sklavin gewesen war. Aber allzu viel war eh nicht hängen geblieben. So wäre Nachhilfe wohl wirklich nicht die schlechtest Idee.


    "Nun, meine Coqua wird dich diesbezüglich zweifelsohne ergänzen."
    Er zuckte mit den Schultern und lächelte.
    "Womöglich könnte ich auch bisweilen das Experiment wagen, deine germanische Küche zu erproben."
    Mehr vermochte der Tribun derzeitig nicht zu eruieren, sodass er sich der Tür approximierte, um seine neue Sklavin dem Gesinde bekannt zu machen.
    "Folge mir. Ich werde dich meinen Dienern bekannt machen."

  • Ein kleines Lächeln husch über ihr Gesicht. „Gern Dominus. Mitunter kann die germanische Küche recht überraschend sein.“ sagte sie. „Ja Dominus.“ bestätige sie dann leise, als er sie aufforderte ihm zu folgen. Mit lautlosen Schritten machte sie sich sodann daran ihm im gebührende Abstand zu folgen. Auch wenn Idun normalerweise recht selbstsicher auftrat. Immerhin war sie es gewohnt vor viel Leuten zu reden. Stammesführern wenn nötig die Stirn zu bieten... aber das hier war gänzlich anders. Sie war hier eigentlich eher ein Fremdkörper. Und das einzige was ihr in dieser Welt hier Sicherheit gab – Verus – war gerade unerreichbar. Sie verschlag sie also auch unsicher ihre Hände ineinander und ihr Blick war an den Boden vor ihren Füßen geheftet. Sie wollte nicht, dass man ihr ihre Unsicherheit, ihr Unbehagen anmerkte.

  • Zitat

    Original von Luna
    Luna nahm dankbar zur Kenntnis, dass der Flavier zumindest kein Misstrauen hegte. Aber er überraschte sie tatsächlich mit seiner Frage und auch mit dem offensichtlichen Interesse.
    Ja woher wusste sie, dass es keine Trugbilder waren? Sie wusste es einfach.
    „So genau kann ich dir das gar nicht erklären, Dominus.“ Sagte sie also wahrheitsgemäß. „Wie ich schon sagte, ich wurde mit dieser Gabe geboren. Ich weiß es und spüre es, dass es wahr ist.“ Sie legte bei diesen Worte ihre Hand auf ihr Herz. „Hier kann ich es genau spüren. Die genaue Deutung brachte mir die alte Seherin bei. Sie lehrte mich die Bilder und Zeichen nicht nur zu sehen, sondern sie auch zu verstehen. Als ich dieses Wissen noch nicht hatte war es unsagbar schwer. Da waren diese Visionen und Bilder eher eine Belastung für mich. Weil ich nie recht wusste, wie ich sie deuten sollte. Die Alte lehrte es mich, sie lehrte mich dass ich genau hinsehen. Sie lehrte mich Dinge zu sehen, die andere nicht sehen können. Sie lehrte mich alles was ich heute weiß – das alte Wissen der Seherinnen.“ Sie sah den Flavier immer noch mit offenen ehrlichen Blick an. Viel besser konnte sie es nicht erklären, denn sie hatte ihre Gabe nie hinterfragt, sie hatte sie hingenommen und als etwas natürlichen empfunden – etwas was eben einfach zu ihr gehörte.


    In diesem Augenblicke wünschte sich der junge Flavius inständig, mit einem besseren Sehsinn ausgestattet zu sein, um die Augen jener Seherin intensiver inspizieren zu können, doch obschon er angestrengt die seinen zusammenkniff und durch schlichte Willenskraft versuchte, seinen Blick auf jene kurze Distanz, in welcher Luna sich befand, zu schärfen, so gelang es ihm nicht und er entspannte sich wieder, während zugleich er sich zurücklehnte.


    Eine Seherin hatte augenscheinlich schlicht jene Visionen, von welchen sie und ihr Umfeld profitierte, was die Frage stellte, woher Manius Minors Vision stammte. War womöglich auch er ein Seher? Immerhin hatten ihn nicht selten nächtliche Visionen geplagt, ja sie hatten ihm gar den Tod seiner Mutter prophezeit, welche später ihm erschienen war. Noch immer befiel ihm bisweilen ein leiser Zweifel hinsichtlich ihrer Realität, doch womöglich war dies die Okkasion, sich professionelle Gewissheit zu verschaffen:
    "Vor geraumer Zeit hatte ich ebenfalls einen Traum: Mir erschien Mercurius und führte mich in das Reich der Toten, wo ich wiederum meine verstorbene Mutter antraf, welche mir einige fundamentale Ratschläge erteilte."
    Er legte die Fingerkuppen aufeinander.
    "Ob dies auch eine Vision gewesen sein mag?"


  • "Sobald man sich an das Wetter gewöhnt hat, lässt es sich hier gut leben", stimmte Octavena nickend zu und schmunzelte für einen Moment mit einem Seitenblick auf ihren Mann. Vermutlich war sich der Flavius nicht bewusst, wie viel Wahrheit für sie in dieser Aussage steckte. Und dass sie diese Erkenntnis auf die harte Tour erlangt hatte, auch wenn sie Mogontiacum schon lange als ihr Zuhause definierte.


    "Ja, aber ich vermute, du kennst ihn nicht. Er ist inzwischen ein alter Mann und hat sich vor ein paar Jahren aufs Land zurückgezogen und sein Sohn lebt sogar noch länger nicht mehr hier." Und hatte sich seiner Karriere gewidmet, jedenfalls nahm Octavena das an. Denn nachdem sie und Lucius sich nie sonderlich nahe gestanden hatten, hatte sie nur eine sehr grobe Vorstellung davon, was ihr Cousin genau trieb, und wenn sie ehrlich war, kümmerte es sie auch nicht sonderlich. Ihr Onkel war vielleicht ein zäher alter Knochen gewesen, mit dem sie auch mal aneinander geraten war, aber Octavena war durchaus dankbar für alles, was er für sie getan hatte. Bei Lucius dagegen sah das ganz anders aus. "Außer mir wirst du keine Petronier mehr in der Stadt finden, jedenfalls im Moment."

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