Sofian

  • Ein wenig enttäuscht beobachtete Pina die nachfolgende Szenen. Es war zu Schade jetzt war Sisenna abgelenkt worden und konnte ihre Entscheidung, ob sie weiter mitbieten sollte oder doch lieber zu Gunsten der Quintilier aufhören würde, nicht mehr fällen.
    Bewundernd schaute Pina auf die herannahende Claudia, was für eine aparte Erscheinung. Aus welcher Familie sie wohl kommen, überlegte sie.
    "Ich spiele eigentlich alles gerne, wo man gewinnen kann." Dieser Satz von Sisenna hallte in Pina nach. Merkwürdig, ich auch überlegte sie, aber bestimmt in einem anderen Sinne. Ich spielte mit meinen Freunden Räuber fangen, Schlachten schlagen und der Gleichen. Silana spielte auch keine derartige Gewinnspiele, für sie waren Haare richten, eine Cena für wichtige Gäste vorbereiten und dergleichen wichtiges für Frauen, das was eben Mädchen spielten.
    Pina schaute ihre Tante an, hob wie zur Entschuldigung, mit der Miene, ich hab es versucht, seufzend die Schultern hoch. „Ja was ich dir noch sagen muss, Sila bleibt noch etwas bei Großmutter.“ Sie Pina hatte es in Mantua nicht mehr ausgehalten. Den Ort ihrer Kindheit gab es nicht mehr. Diese Welt hatte sich mit dem Schritt zu ihrem Erwachsenen Leben aufgelöst. Es war eine etwas schmerzliche Erfahrung für sie gewesen und schließlich hatte sie die Flucht nach vorne angetreten.

  • Was ist hier los? Diese Frage stellte sich mir. Trieben irgendwelche Gottheiten gerade ein böses Spiel mit mir? Gaukelten mir Bilder von Frauen vor? Eine schöner als die andere. Ungläubig starrte ich sie nacheinander an. Die jetzt hinzukam, schien auch eine Claudia zu sein.
    Für mich war die Versteigerung zum Hintergrund, zur Kulisse geworden. Vordergründig waren die Schönheiten. Nichts auf dieser Welt würde mich hier vertreiben können. Das allein, was sich mir gerade hier bot, hatte den Umzug nach Rom gelohnt. Ich versuchte noch ein wenig näher heranzurücken. Etwas von dem was dort gesprochen wurde mithören zu können wäre nicht schlecht, sagte ich mir und drängelte noch ein wenig weiter.

  • Sassia war wie erwartet nur ein paar Schritte hinter ihrer Schwester, die wie aus dem Nichts heraus plötzlich herumwirbelte und nach der kleinen Tante rief. Zum Glück kannte sie die Sprunghaftigkeit ihrer Schwester nur zu gut.
    Sie hatte aber tatsächlich einige Momente gebraucht um zu begreifen, dass Sisenna auf den Sklaven auf dem Podest bot und das Ganze obendrein für ein Spiel hielt. Nun war Sassia ja nicht gerade zartbesaitet was Sklaven anging, bis auch ihre Cara würde wohl alles Sklaven Stein und Bein schwören, dass Sassia mit eiserner Hand die Sklavenschaft im Griff hatte, aber ein Spiel?
    So schob sie sich also an die Seite ihre Schwester und dann an dieser sogar noch vorbei. Sie ging neben ihrer Tante in die Knie. Sie redet lieber auf Augenhöhe und nicht von oben herab mit der Kleinen. „Sisenna, dass ist kein Spiel. Auch wenn der dort nur ein Sklave ist, solltest du dich fragen, ob du ihn wirklich brauchen kannst. Du solltest dir beim kauf schon überlegen wie du seine Fähigkeiten einsetzen kannst. Denk immer daran, auch wenn er ein Sklave ist, musst du dich um ihn kümmern. Er braucht Essen, einen Unterkunft Kleidung.... er lebt. Er ist kein Ding was du einfach in die Ecke stellen kannst wie ein unliebsam gewordenes Spielzeug. Also Brauchst du diesen Sklaven dort wirklich?“
    Natürlich waren Sklaven Sklaven und niemals so viel wert wie ein Römer. Aber sie waren in Sassias Augen eben auch Menschen und wenn die Sklaven spurten, dann hatten sie bei ihr auch ein gutes Leben. Wer sich fügte hatte es gut. Wer widerspenstig war wurde gezähmt oder einfach weiterverkauft, aber eben niemals wie ein Gegenstand in die Ecke gestellt und vergessen. Nein es war nun wirklich kein Spiel. Hier ging es um einen – wenn auch minderwertigeren – Menschen. Das wollte sie ihre Tante mit ihrer Ansprache auch deutlich machen. Natürlich sollte Sisenna ruhig so früh wie möglich lernen sich auf den Märkten zu behaupten. Sehen und gesehen werden war immer wichtig. Und wenn sie den Sklaven dort wirklich haben wollte, würde Sassia nicht zögern sie in ihrem Vorhaben zu unterstützen.

  • “Nun gib dir doch ein bisschen mehr Mühe!“, presste ich heraus und zwängte mich an den dicht an dicht stehenden Menschen vorbei, welche Muckel vor mir halbwegs gekonnt weg drängelte.
    “Das tue ich ja!“, quetschte Muckel hervor und drängelte noch ein wenig mehr.
    “Ich will das unbedingt von Nahem sehen! Da hinten erkennt man ja gar nichts!“, nörgelte ich und schob mich weiter. Dieses Mal an einem groben Kerl vorbei, der einen üblen Körpergeruch verströmte. Ich rümpfte die Nase und machte weiter, so lange bis ich seitlich neben einem muskulösen Hünen zum Stehen kam, der wohl ein kleines Mädchen und nunmehr auch einige Frauen abschirmte. Diese hatten wohl auch geboten, mutmaßte ich. Der Sklave auf dem Podest machte auch von Nahem einen guten Eindruck, doch ich war mir nicht sicher, ob ich mitbieten wollte. Zwar hatte ich künstlerisches Interesse, doch womit sollte ich ihn denn den ganzen Tag beschäftigen? Es reichte schon, wenn unser pubertierender Silas ohne Beschäftigung durch das Haus strolchte und alle mit seiner schlechten Laune darüber ansteckte.
    Dann ließ ich meine Blicke weiter schweifen und entdeckte Valentina! Meine Miene hellte sich auf und ich schlüpfte durch eine kleine Lücke in der Menschentraube noch weiter nach vorn.
    “Salve Quintilia! Schön, dich wieder zu sehen!“, sprach ich sie lächelnd an.

  • Sisennas erster Gedanke, als sie Silana und Sassia sah, war Freude gewesen. Wie im Überschwang wollte sie ihnen von ihrer Entdeckung erzählen. Je näher jedoch Silana und Sassia kamen, umso mehr wuchs eine unbestimmte Angst, die Schwestern würden ihr das Spiel verbieten und sie gegen ihren Willen fortziehen. Mit einem ängstlichen und bittenden Ausdruck in den Augen wartete sie auf das Unvermeidliche.
    Doch es kam anders: Sassia ging in die Knie und Sisenna merkte an der Stimme, dass nichts Schlimmes kommen würde. Sie heftete den Blick auf Sassia und folgte jedem ihrer Worte. Dabei verstand sie gut, was die größere Nichte ihr klar machen wollte. Sie schaute Sassia wortlos an, als diese längst schwieg. In ihrem Kopf arbeitete es, weil ihr klar wurde, dass sie Verantwortung auf sich lud, wenn sie weiterspielte. Ihr Blick glitt weiter zu Sofian und blieb an dessen Gesicht hängen. Nichts an ihm war grobschlächtig, er besaß eindrucksvolle Augen und schöne Haare. Sie mochte ihn, von Anfang an. Trotzdem dachte sie bisher nur an den Spielspaß und nicht an die Zeit nach dem Gewinn.


    Ihr Blick heftete sich auf den Boden zu ihren Füßen. Wieder dachte sie nach. Sie besaß ein Gewissen und, so klein wie sie war, auch ein großes Verantwortungsgefühl. Niemand durfte eines ihrer Tiere kaufen, wenn sie befürchtete, dass es geschlachtet werden soll. Das galt insbesondere für ihre Ponys, aber auch für ihre Fische, die sie ausschließlich zum Zweck der Zierde züchtete.
    "Ich würde für ihn sorgen und ich könnte ihn beschützen. Es soll ihm gut gehen. Niemand dürfte ihn schlagen oder beleidigen. Meinst du, das reicht?" Sie suchte Sassias Blick und wartete auf ihre Meinung.

  • Ja prächtig, mehr jubelte es in mir, denn gerade erschien erneut ein venusgleiches Objekt. Damit hätten wir fast alle Blontöne abgedeckt stellte ich, die Schönheiten betrachtend, versonnen fest. Es fehlt noch eine schwarzhaarige, vielleicht noch ein paar Brauntöne.
    Die Frage war nur, war es Fortuna oder gar Venus die da ihr Spiel mit mir trieb.
    Eins stand aber fest, mit bieten bei der Versteigerung würde ich besser nicht, denn ich konnte mich jetzt, bei diesem herrlichen Anblick, auf solche gewagten Aktionen nicht einlassen.
    Wie viele solcher weiblichen Claudias es wohl noch gab? Zu schade, ein unerreichbares Ziel für mich. Dabei hatte es doch schon so gut mit der...oh verflixt da war mir bei der einer zuvorgekommen, Wer war er denn nun? Kannte er die schon oder versuchte er es gerade auch bei ihr? Aber da ist noch eine, die Blonde mit dem hübschen Lächeln.
    In der Erwartung der Dinge die noch kommen würden verhielt ich mich weiter ruhig.

  • Vor dem Podest herrschte ein arges Gedränge, das konnte ich von diesem erhöhten Standpunkt aus gut überblicken. Nur wollte ich es nicht sehen. Immer wieder hatte ich zu den Aufsehern hinüber geschaut, die sich nun wieder zurück gezogen hatten, da ich schwieg und auch keine Anstalten machte einfach von der Bühne zu springen, um mein Heil in der Flucht zu suchen. Obwohl es mich sehr danach gelüstete. Nein, ich blieb einfach stehen und betrachtete mir die Holzbohlen zu meinen Füßen. Das Bieten unterdessen ging nicht weiter und schien ins Stocken geraten zu sein. Umso besser. Sollte der Sklavenhändler doch sehen, woher er sein Geld bekam. Ich wollte ihm dabei nicht weiter behilflich sein. Vor mir versammelten sich inzwischen immer mehr Frauen um das Kind, welches die Versteigerung als Spiel betrachtete. Allesamt wirkten edel gekleidet und schienen somit nicht unbedingt aus dem einfachen Volk zu stammen. Ich schloss noch einmal die Augen und lauschte den Wortfetzen, die durch das Gedränge der Menschen zu mir empor fanden. Dabei meinte ich auch zu hören, was das Mädchen sagte, nämlich dass sie sich sorgen und mich beschützen würde. Wieder trat ein gequältes Lächeln in mein Gesicht und blickte noch einmal zu den Schergen des Händlers, ehe ich mich in die Hocke gleiten ließ und das Kind direkt ansprach. “Würdest du auch meine Familie finden und dafür sorgen, dass es ihr gut geht?“, fragte ich mit deutlicher Stimme, die gerade laut genug war, dass die Menschen vor dem Podest mich verstehen konnten. Die Drohungen für Leib und Leben seitens des Tranquillus waren mir in diesem Moment egal und mir war bewusst, dass ich hier gerade etwas Infames tat. Doch in meinem Kopf war ich keineswegs ein Sklave. Ich war lediglich ein Opfer grausiger Umstände.

  • Sassia nickte der Tante zu. „Ja das sollte reichen, dann hätte er auch ein gutes Leben.“ Sagte sie mit einem Lächeln, erhob sich wieder und überließ der Kleinen wieder das Feld. Auch als der Skalve sie nun direkt ansprach griff sie nicht ein. Hier musste sich die kleine Persönlichkeit nun beweisen. Natürlich würde sie ihrer Tante zur Seite stehen und das machte sie deutlich, in dem sie ihr liebevoll die Hand auf die Schulter legte. Sie sollte spüren, dass sie nicht allein war. Aber regeln sollte sie es selbst.

  • Dankend war der Blick, den Valentina ihrer Nichte zuwarf. Sie hatte es versucht, das stimmt. Aber vermutlich war das Kind einfach zu klein um das große Ganze zu verstehen. Und leider war sie mit zu viel Geld ausgestattet. Dankbar und einfach nur froh ihre Liebste wieder bei sich zu haben, umarmte Valentina Pina ein weiteres Mal und dieses Mal länger und inniger. Natürlich war es schade zu hören, dass ihre Schwester nicht mitgekommen war, doch sie war in Sicherheit und es würde ihr bei der Großmutter gut gehen. "Es ist schön, dass du wieder da bist, die Casa war so vollkommen leer." Noch wusste ihre Liebste nicht, dass es keine Hochzeit geben würde. Valentina wollte auch noch etwas warten. Jetzt standen sie auf dem Sklavenmarkt, das war kein Ort um über so etwas zu sprechen.


    Nachdem sie sich von ihrer Liebsten wieder gelöst hatte betrachtete die Quintilia das Treiben um das kleine Mädchen. Neue Familienmitglieder waren hinzugekommen wobei Valentina eines der Gesichter sogar wiedererkannte. Dennoch hielt sie sich zurück. Nicht zuletzt wegen dem Baum, der die Familie bewachte. Sie konnte deswegen nicht hören was gesprochen wurde zu laut war der Umgebungslärm aber sie hoffte, dass die Erwachsenen vernünftiger waren und auf das Mädchen einwirkten. Leider schien dem nicht ganz so zu sein, denn statt zu gehen schien das Kind erst recht ermutigt werden. Sie trat nicht von der Tribüne zurück.
    In dem Moment kniete sich der zu verkaufende Sklave hin und sprach mit dem Kind. Auch hier konnte Valentina nicht alles hören allerdings glaubte sie die Worte finden und Familie verstanden zu haben. "Er scheint jemanden verloren zu haben." Meinte sie dann zu Pina. Es war eine Feststellung, dennoch wurde Valentina nachdenklich. Sie waren ein reiner Frauenhaushalt, da konnte sie keinen rebellierenden Sklaven gebrauchen. Ihr Budget war ohnehin bald aufgebraucht, deswegen hielt sie sich vorerst zurück. Vielleicht konnte sie das Mädchen ja gegen Ende der Auktion überrumpelt. Nicht die netteste Art aber Valentina musste aufhören immer nett zu sein.


    Im nächsten Moment aber hörte sie eine ihr vertraute Stimme und sofort zauberte sich wieder ein glückliches Lächeln auf ihre Züge. "Salve Decimus Casca. Ja, ich bin hier weil ich jemanden brauche, der auf uns aufpassen kann." Er wusste ja warum, deswegen ersparte sich Valentina die Einzelheiten in der Öffentlichkeit. "Kennst du meine Nichte Pina noch?" Sie war sich sicher, dass sich Casca an das Mädchen von der Verlobungsfeier erinnerte. Allerdings war dies auch nur ein Vorwand um ihn nicht in die Verlegenheit der Verwechslung zu bringen. Schließlich war es nicht leicht die beiden Zwillinge auseinander zu kennen, selbst wenn sie nur einzeln hier stand.

  • Sisenna sah zu Sassia nach oben und lächelte sie an. Anschließend lächelte sie auch Silana zu. Niemand schimpfte mit ihr und so war ihre kleine Welt wieder ganz in Ordnung... bis Sofian in die Knie ging und eine folgenschwere Frage stellte. Er machte ihr klar, dass die Verantwortung nicht nur ihn umfassen würde, sondern seine gesamte Familie.


    Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht, weil sie wohl überlegte Entscheidungen treffen musste. Längst hatte das Spiel seinen Spaßcharakter verloren. Es wurde für die kleine Claudia zu einer Lektion fürs Leben. Zum ersten Mal dämmerte ihr, dass ihr Weltbild unvollständig war. Sklaven wurden Sklaven genannt, aber was das im rechtlichen Sinne bedeutete, wusste sie nicht. Für Sisenna waren Sklaven Menschen, die für Kost, Logis und Kleidung arbeiteten - sowohl in der Villa Claudia als auch in ihren Betrieben. Fast alle Bürger arbeiteten ebenso. Nur die Oberschicht bräuchte es nicht. Und trotz des Wohlstandes arbeitete auch Sisennas Onkel.
    Warum Sofian Teil des Gewinnspiel war, konnte sie sich im Grunde nicht erklären. Dafür fehlte jetzt auch die Zeit.


    Sisenna selbst war Waise. Gern hätte sie eine heile Familie gehabt und umso dankbarer empfing sie die Liebe ihrer größeren Nichten und ihres Onkels. "Mein Onkel sagt immer, die Familie ist das Wichtigste. Ich kann deine Familie aber nicht alleine finden, da brauche ich deine Hilfe." Sie neigte den Kopf zur Seite, was eine unausgesprochene Frage beinhaltete. In Unkenntnis der gängigen Praxis, verhielt sich Sisenna äußert unüblich. Sie entschied nach eigenem Gutdünken. In ihrer Welt gab es gut und böse sowie richtig und falsch. Gesetze über Freie und Unfreie, woher sollte sie die kennen?


    Ein wenig Zweifel kamen ihr doch, angesichts der Tatsache, dass sie vielleicht viele Menschen einkleiden und verpflegen müsste: "Wie groß ist denn deine Familie?", fragte sie zaghaft.

  • Zitat

    Original von Quintilia Valentina
    ...
    Im nächsten Moment aber hörte sie eine ihr vertraute Stimme und sofort zauberte sich wieder ein glückliches Lächeln auf ihre Züge. "Salve Decimus Casca. Ja, ich bin hier weil ich jemanden brauche, der auf uns aufpassen kann." Er wusste ja warum, deswegen ersparte sich Valentina die Einzelheiten in der Öffentlichkeit. "Kennst du meine Nichte Pina noch?" Sie war sich sicher, dass sich Casca an das Mädchen von der Verlobungsfeier erinnerte. Allerdings war dies auch nur ein Vorwand um ihn nicht in die Verlegenheit der Verwechslung zu bringen. Schließlich war es nicht leicht die beiden Zwillinge auseinander zu kennen, selbst wenn sie nur einzeln hier stand.


    Natürlich konnte ich meine Blicke nicht von Valentina abwenden. Zum einen, weil sie mich soeben bemerkt hatte, zum anderen, weil ihr dieses glückliche Lächeln äußerst gut zu Gesicht stand. Sie war schon eine hübsche, ja geradezu niedliche Person, wie ich nun feststellen musste und gerne erinnerte ich mich an das Gespräch zurück, welches wir nach dem Disaster mit den Ziegen in unserem Garten geführt hatten. Ich nickte auf ihre Worte hin, denn ich verstand sehr gut, dass ihr an einem Beschützer gelegen war. Doch dann schwenkte mein Blick zu Pina hin, welche mir natürlich noch bekannt vorkam. Zwar hatte ich noch nie ein Wort mit ihr gewechselt, doch ich meinte, dass ich sie auf der Verlobungsfeier meines Cousins schon einmal gesehen hatte. Richtig! Nun wo ich sie sah fiel es mir wieder ein! “Pina!“, sagte ich dann. “Welch eine Freude, dich wieder zu sehen.“ Dann hielt ich inne. “Zwillinge, richtig?“ In meinen Gedanken kramte ich noch einen Moment nach dem Namen der Schwester, doch war mir dieser leider entfallen.
    Dann regte sich der Sklave auf dem Podest und schien sich allen Ernstes mit dem Mädchen in meiner Nähe unterhalten zu wollen. Meine Stirn runzelte sich und blickte für einen Moment empört drein. Dann wendete ich mich wieder an Valentina. “Er macht mir nicht den Anschein, als würde er einen guten Aufpasser abgeben,“ bemerkte ich. “Mich hat ja mehr angezogen, dass er ein Künstler sein soll. Im Moment interessiere ich mich für derartiges sehr.“ Insgeheim träumte ich von einer Büste, bei welcher mein Gesicht in Stein gemeißelt in meiner Tonstrina aufbewahrt wurde. Für alle sichtbar. Derartige Gedanken bescherten einem doch ein erhabenes Gefühl. “Vielleicht kann ich dir für deine Sicherheit Sidonius schicken, oder einen anderen unserer Sklaven? Es wäre mir eine Ehre, dir auszuhelfen!“ Ein strahlendes Lächeln war nun wieder auf meinen Gesicht erschienen, denn ich meinte es wirklich so wie ich es sagte. Valentina war eine starke Frau, ohne dabei Haare auf den Zähnen entwickelt zu haben. Das konnte ich gar nicht hoch genug schätzen!

  • Es war mir bewusst, dass ich wohl nun einen Fehler gemacht hatte, doch ich stand noch vollkommen unter dem Eindruck der vergangenen zwei Tage, welche einen furchtbaren Abschnitt in meinem Leben darstellten, welches wohl niemals wieder so sein würde, wie es einmal war. Doch das Bewusstsein darüber wollte ich von mir fern halten. Mir ging es wirklich um meine Familie, um die ich mich mehr sorgte als um mich selbst. Als ich meine Worte gesprochen hatte, sah ich, dass das Lächeln aus dem Gesicht des wohlhabenden Mädchens wich. Vielleicht wurde es zum ersten Mal mit dem Ernst des Lebens konfrontiert, doch darüber konnte ich natürlich keine wirklich Aussage treffen. Ich tat einfach, was mir in den Sinn kam und hörte die Antwort. Ja, Familie war wichtig, da hatte ihr Onkel wohl zweifelsohne recht. In meine Falle war sie alles gewesen, was ich neben meinen Wünschen und Hoffnungen noch hatte. Als sie dann sagte, dass sie meine Hilfe bräuchte, um sie zu finden, schlug mein Herz höher in meiner Brust und neigte mich, mit einem gebannten Gesichtsausdruck noch ein wenig weiter vor. “Mein Vater und meine Schwester,“ sagte ich dann rasch, da ich sah, dass die Gehilfen des Händlers nun eilig auf das Podest traten. “Wir sind getrennt worden und sie wurden….“ Im Moment könnte ich nicht mehr weiter sprechen, denn ich wurde gepackt und wieder auf die Beine gerissen. Einer der Schergen grunzte mir mit nach Zwiebeln stinkendem Atem eine weitere Warnung ins Ohr, während der andere mich in die Seite boxte, dass mir fast die Luft wegblieb. Dann sagte ich nichts mehr. Meine Lippen pressten sich zusammen und senkte meine Blicke wieder auf die Bohlen zu meinen Füßen. Ich wurde wieder los gelassen, doch blieben die beiden Männer wie zu meiner Ermahnung einige Schritte hinter mir.

  • Ständig änderte sich das Spiel. Zuerst brachte es euphorische Spannung, danach eine große Ernüchterung und nun wandelte es sich in eine Art Verschwörung zwischen ihr und Sofian. Er rückte noch ein Stück näher und warf ihr hastig den Hinweis auf seinen Vater und seine Schwester zu. Sisenna begann vor Aufregung zu zittern. Ein Abenteuer konnte nicht aufregender sein. Nur wollte sie kein Abenteuer erleben, weil sie nicht wusste, ob sie dafür mutig genug war. Ihre Stimme wackelte, als sie eilends antwortete: "Ich weiß nicht, ob ich alles schaffe, aber ich will es versuchen", piepste sie und nickte verkrampft. Gerade schnappte sie noch auf, dass Sofians Familie getrennt wurde, dann wurde er gepackt.
    Das Eingreifen der Gehilfen riss Sisenna aus ihrer zittrigen Körperspannung. Sie regte sich furchtbar über deren Behandlung auf und kreischte mehr als dass sie rief: "Ich will keinen blauen Fleck und keinen Kratzer sehen!"
    Sisennas Nerven flogen. Das Hin und Her der Gefühle verursachte ihr inzwischen Bauchschmerzen.


    Sie blickte zu Sassia. "Bei welcher Zahl stehen wir denn jetzt?" Dann suchte sie Silanas Hand und fragte weinerlich: "Bin ich dran, etwas zu bieten?"
    Wenn sich erwachsenwerden so anfühlte, dass jede Leichtigkeit und jeglicher Spaß wich, dann wollte Sisenna ab sofort nicht mehr älter werden.

  • „Nein die anderen sind dran. Du hast das höchste Gebot mit 531.“ Sagte Sassia zu ihrer kleinen Tante. Dann blicke sich zu dem Sklavenhändler und verlieh den Worten des Kindes Nachdruck. „Ich hoffe du hast richtig verstanden. Wir kaufen keine beschädigte Ware, also solltest du deinen Männer im Griff haben, dass dieser Sklave so unversehrt bleibt wie er jetzt ist. Und so lang meine Tante sich mit ihm unterhalten möchte wird sie dies tun und es wird keiner eingreifen. Wir haben einen fähigen Custos, der in der Lage ist derartige Situationen einzuschätzen.“ Noch ein ermahnender Blick zu dem Händler. Der nun auch seiner Schergen zurückrief. Ja der Händler wollte es sich wohl kaum mit einer angesehenen Familie Roms verscherzen.
    Nun wand sie sich wieder ihrer kleinen Verwandten zu. „Wenn du dich mit ihm unterhalten willst um dir ein besseres Bild zu machen, dann tue dies. Sie werden euch nicht mehr von einem Gespräch abhalten.“ Ein Blick zu Marco, der wohl einen besonderen Blick auf den Sklaven haben würde.
    Auch Sassia musterte nun den Sklaven. Es war schon ein kleines Schmuckstück welches sich ihre Tante da ausgesucht hatte. Nicht ganz einfach in der Handhabung wie es schien, aber das konnte man ihm sicher beibringen.

  • Silana, durch das Menschengewirr etwas abgelenkt, konnte sich mühsam durcharbeiten aber ihre große Schwester war deutlich schneller, da sich Silana wieder geschickt abdrängen ließ. Trotz der mutigen Hilfe des Sklaven Marco, wurde Silana unsanft von zwei kräftigen Legionären in "Zivil" bei Seite geschoben, was sie mit einem merkwürdigen Geräusch kommentierte, bis sie sich von den Herren löste, die sie zum Glück nicht unsittlich berührten. So gelangte die junge Claudia zurück in den bereiteten Weg und nickte dem Sklaven dankend zu, dass dieser ihre Rettungsgasse gebildet hatte. "Dieses Gewirr," kommentierte sie. "Ein Gewinnspiel?" - fragte sie skeptisch zur Kleinen und ihre Schwester gab bereits eine passende Antwort, so dass die kluge Silana nicht ihre Weisheit zum Besten geben musste. Innerlich war sie dankbar, da sie der kleinen Sisenna nicht ihr Spiel verderben wollte. Immerhin würde die Welt noch ernst genug für sie werden. Und sie ging davon aus, wenn sie diesen Sklaven ersteigern würde, wäre er bei der Claudia-Familie in besten Händen. Schnell wagte sie einen Blick zu Sofian. Ihr gefiel, was sie sah und lächelte dem angebotenen Sklaven zu. "Hübsch," meinte Silana und zwinkerte Sofian dann mit einem hektischen Augenlid zu, bevor sie sich wieder in die Runde der Claudia-Frauen wandte. Seine Worten konnte sie nicht mehr ganz verfolgen, da sie sich auf Sassias Worte konzentrierte. Auch nahm sie die anderen Teilnehmer nicht wirklich wahr, darunter auch Quintilia Pina und Quintilia Valentina; neben ihrem Gesprächspartner Decimus Casca. Momentan war Silana sowieso ideenflüchtig und hatte kaum feste Gedanken, so dass sie selbst froh war, nicht von einem Gedanken in den nächsten Gedanken zu springen. Doch auch sie bemerkte, dass der Sklave nicht mit ausreichender Warenpflege behandelt wurde. Es fehlte an notwendiger Zurückhaltung, die auch Silana skeptisch die Brauen heben ließ. Doch dann legte sie ihre Hände in Erwartung ineinander und ließ das Gesicht vom skeptischen Ausdruck frei. "Er würde sich gut bei uns machen," erklärte dann Silana und untermauerte damit die bekannte Bietabsicht und machte damit klar, dass sie diesen Sklaven erwerben würde. "Er wirkt klug und vertrauenswürdig. Er scheint kein Schlächter oder Bestie zu sein," fügte sie noch an und lächelte dann zu Sisenna. "Willst du ihn für uns ersteigern? Nur zu!" Silana klatschte freudig in die Hände. "Wie viele Sesterzen haben wir dabei?" - fragte sie nun ihre Schwester, denn sie wollte auch etwas Geld mit in den Ring werfen, damit die Kleine mehr Finanzmittel hatte. Schließlich suchte die Kleine ihre Hand, die Silana natürlich in Fürsorge und Zuwendung anbot. Silana, deutlich mit einem Herzen versehen, konnte nicht verbergen, dass sie sich um ihre Familie sorgte. Und wieder antwortete die große Schwester vor Silana, so dass die hektische junge Frau mit einem Grinsen ihre Lippen schloss. Doch dann beugte sie sich zu Sisenna herab. "Sassia hat Erfahrung," flüsterte sie der Kleinen zu. "Sie wird das schon machen und wir werden am Ende gewinnen," meinte sie dann ebenso leise und wuschelte mit der anderen Hand, die noch frei und nicht durch Kinderhand gekettet, über den Kopf von Sisenna. Silana mochte es nicht, wenn Sisenna unglücklich oder weinerlich wirkte.


    Sim-Off:

    Verzeihung! Etwas verspätet dieser Beitrag! =)

  • Es gab einen kleinen Zwischenfall, als Silana zur Bühne wollte. Marco musste eingreifen und schaffte es zum Glück, Gefahr für Silana abzuwenden. Sie gelangte letztlich zu seiner Zufriedenheit wohl behalten bei ihrer Schwester vor der Bühne an. Es würde ansonsten auch ein schlechtes Bild auf ihn werfen, denn dann hätte er versagt.
    Sassia unterhielt sich bei ihrer Ankunft mit Sisenna, hier schien alles bestens. Marco verstand auch deren Blick und nickte kurz zur Bestätigung, dass er mit voller Einsatzbereitschaft zur Verfügung stand. Sein Blick fixierte abwechselnd die Helfer des Händlers, während er auch noch sein Umfeld im Augenwinkel wahrnahm.

  • Sisenna schüttelte den Kopf, als ihr Sassia die Möglichkeit aufzeigte, sich weiter mit Sofian unterhalten zu können.
    "Ich möchte mich hier nicht länger unterhalten, ich will nach Hause." Sie hatte genug von diesem Spiel. Sassia nannte ihr die höchste Zahl und erklärte, dass sie vorne lag.


    "Habe ich gewonnen?", fragte Sisenna unsicher nach, denn sowohl Sassia als auch Silana gaben ihr nicht das Gefühl, dass das Spiel zu Ende war.
    Wenigstens bestärkte sie Silanas Zuspruch. Die größere Nichte fand den Preis dieses Spiels, das sich Versteigerung nannte, gut und damit wohl auch Sisennas Teilnahme. Die Kleine atmete einmal tief durch.
    Trotzdem wusste sie nicht, worauf sie hier noch warteten. Und offensichtlich mussten sie noch warten. Silana versprach, dass sie am Ende gewinnen würden, sie müssten nur auf Sassia vertrauen. Es schien so, als würde Sassia öfters dieses Spiel spielen. Sisenna glaubte inzwischen, dass es ein reines Erwachsenenspiel war.


    "Ich will nach Hause", klagte Sisenna noch einmal. Da half auch nicht das Wuscheln durch ihre Haare. "Geht es schneller, wenn ich eine noch höhere Zahl sage?"

  • Möglichst unauffällig hatte ich näher heran gedrängelt, ich wollte doch hören was da vorne gesprochen wurde, denn so leise war es nicht, dass man ungestört mithören konnte.
    Endlich ich hatte es geschafft, ich konnte verstehen was gesprochen wurde. Selbstverständlich half die ältere, die rot blonde Claudia der Kleinen. Hatte sie jetzt gerade gesagt, meine Tante? Und meinte sie damit wirklich die Kleine? Es schien so. War ich bis jetzt in der Annahme gewesen, die drei könnten die Enkelinnen von meinem Dienstherrn sein, so hatte ich mich doch ein wenig getäuscht. Musste die Kleine dann nicht eine Schwester von einem Elternteil der Großen sein. Demnach wäre die Kleine, ja was? Eine Tochter von Claudius Menecrates? Vielleicht war aber auch alles ganz anders. Wer kannte sich schon in dem oft großen Familiengeflechten aus.
    Was machten nun meine beiden entzückenden Blonden mit dem, was war er? Für mich ein Konkurrent. Er beschlagnahmte meine zuerst auserwählte. Wieder schob ich mich ein wenig weiter. So viele interessante Menschen waren hier und ich kannte keinen einzigen, noch nicht einmal vom Namen her.

  • Mürrisch hatte er das Ganze beobachtet. Römer sie wurden auch immer geiziger. Wo waren die guten alten Zeiten, wo 3000 oder 4000 für einen guten Sklaven geboten wurden? Ja mit dem Glanz Roms ging es wohl zu Ende, wenn nun selbst die Oberschicht schon derart denn Geldsack zuhielt.


    Aber es nützte alles nicht das Kind hatte tatsächlich gewonnen. Murrend sagte er also.


    „Für 531 verkauft an die junge Dame.“


    Sim-Off:

    Dann bitte einmal 531 Sesterzen auf das Konto Staatskasse II.

  • Als nun der Sklavenhändler das Ergebnis verkündete huschte ein kleines Lächeln über ihr Gesicht. Sie wandte sich nun wieder an ihre kleine Tante. „Du hast ihn erworben. Meinen Glückwunsch.“ Ja sie vermied absichtlich die Begrifflichkeit 'gewonnen'. „Wollen wir ihn gleich mitnehmen?“ Fragend schaute sie Sisenna an.

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