Auch Dives registrierte durchaus, dass es zwar ein vom Aedil Flavius eingebrachter Tagesordnungspunkt war, über den man gerade diskutierte; dass es jedoch ein vom Senator Aurelius entwickelter und im Verlauf der Sitzung weiterentwickelter Vorschlag war, der aktuell im Mittelpunkt dieser Diskussion stand. Doch da weder er selbst derjenige war, der das sprichwörtliche Heft in die Hand nahm, noch derjenige war, der das Heft aus der Hand gab oder sich aus der Hand nehmen ließ, konzentrierte er sich nicht weiter darauf.
"Zunächst möchte ich sagen, dass ich der Argumentation des Consulars Purgitius durchaus folgen kann, wie ich allerdings dennoch das Folgende anmerken muss. Wenn ein Aedil nach beendeter Spendenaktivität erst über eine Spende informiert wird, welche Mittel und Möglichkeiten stehen ihm dann noch zur Verfügung objektiv zu überprüfen, ob eine gewisse Spendensumme über- oder unterschritten wurde? Denn obgleich ich keinem Spender etwas unterstellen möchte, kann sich ein Magistrat schließlich nicht nur allein auf das Wort desjenigen verlassen, den er kontrollieren soll, nicht wahr?", betrachtete Dives eher kritisch.
"Ferner verwunderte mich zunächst die Aussage des Praetors Claudius, auch spontan spenden können zu wollen. Denn ich denke an eine bevorstehende Wahl, ein öffentliches Fest, ein großes Opfer und frage mich, inwiefern eine Spende in einem solchen Zusammenhang jemals spontan sein kann.", legte der Iulier eine kurze Atempause ein. "Dann jedoch erschloss sich mir, dass wir, der Praetor und ich, womöglich einfach von verschiedenen Spendenbegriffen ausgehen. Gebe ich als Patron meinen Klienten traditionsgemäß jeden Morgen zur Salutatio kostenlos eine Sportula, möchte auch ich darüber gewiss nicht regelmäßig den Aediles Bericht erstatten müssen. Gebe ich ein Abendessen und bewirte dabei kostenfrei meine Gäste, ist auch dies gewiss nichts, was ich jedes Mal - zu welchem Zeitpunkt auch immer - anmelden möchte. Und klopfen an den Saturnalien Bettler an meine Türe, so führe ich mitunter nicht einmal selbst Buch darüber, wie viel Gutes ich tue.", zeigte er anschließend Verständnis für die Sichtweise des Patriziers.
"Deshalb erscheint es mir mitunter sinnvoll, genauer zu definieren, welche Art von Spenden wir hier zu reglementieren suchen und welche nicht.", stellte Dives in den Raum. "So würde ich persönliche Zuwendungen - also die gezielte Spende an einen anderen; sei er mein Klient, mein Gast oder ein Bettler an meiner Haustür - generell ausklammern. Stattdessen jedoch sollten öffentliche Zuwendungen - also ungerichtete Spenden, an denen gewissermaßen fast jeder irgendwie partizipieren kann - meines Erachtens nach durchaus Beachtung finden.", differenzierte der iulische Senator und hoffte, den Claudier damit möglicherweise wieder von seiner ablehnenden Haltung abbringen zu können. "Dies sind schließlich die für die Händler wirklich bedeutenden Spenden. Denn von einem hungernden Bettler hat auch ein Bäcker schließlich nichts, da der Bettler nicht betteln müsste, hätte er selbst genug Geld, sich Brot zu kaufen. Umgekehrt jedoch merkt es ein Bäcker mutmaßlich sehr wohl, wenn er vor den Wahlen aufgrund erhöhter Spendentätigkeit der Candidati für mehrere Wochen kaum Umsatz macht - und davon dann sich, seine Frau und seine drei Kinder irgendwie über die Runden bringen muss.", führte er anschließend noch einmal möglichst greifbar aus, weshalb er persönlich den unbezweifelten Mehraufwand für die Aedilen für durchaus gerechtfertigt hielt.
"Insofern würde ich einen Vorschlag wie den des Senators Aurelius für öffentliche, nicht-persönliche Spenden in der Tat sehr begrüßen.", äußerte sich Dives nun auch über den aurelischen Entwurf. "Dabei würde ich im Übrigen auch die Anmeldepflicht aus eingangs genanntem Grunde verteidigen, sodass tatsächlich einem Spender, der eine Spende über 200 Sesterzen anmeldet, diese 200 Sesterzen zunächst auch in voller Höhe angerechnet würden. Hat er am Ende seiner Spendenaktivität noch Waren im Wert von 5 Sesterzen, 50 Sesterzen oder 150 Sesterzen übrig, so sollte es ihm natürlich freistehen, ob er auch dies den Aedilen anschließend zwecks einer Korrektur meldet; oder eben auf diesen Aufwand verzichtet.", schloss Dives seine Wortmeldung und setzte sich wieder.
Vielleicht ließe sich die Anmeldepflicht ja auch über ein Tool für die Aediles realisieren, @Macer? Zum Beispiel mittels
eines Logs, der bei jeder Erstellung eines kostenfreien Angebots an den freien Markt notiert: Datum, Ware, Menge und Wert der Spende.