Tage außerhalb der Villa bedeuteten für mich immer Stress... naja, wenn ich dabei Lentidia begleiten muss. Ein Gang zu den Markthallen war zwar auch viel Gedränge, aber dabei kann ich mein eigenes Tempo wählen und brauche mich nur auf mich selbst konzentrieren und nicht auf die Befindlichkeiten einer gewissen aurelischen Dame. Aber heute war es eben ein Tag mit besagter Dame, wobei Dame nur auf jene Lentidia zutraf, die sich in der Öffentlichkeit zeigte, denn da wusste sie ihre Rolle zu spielen, und nicht auf jene, welche in der Villa mit Dingen um sich warf, wenn etwas nicht nach ihren Vorstellungen gelaufen war. So begleitete ich also mit dem Rest des Gefolges meine domina in die Arena, in der die Auftaktspiele stattfinden sollten. Spiele.. wieso Spiele? Wieso nicht eine Cena, ein Spaziergang, ein Gang über die Märkte? Dieses brutale Schauspiel war nichts für mich. Nein nein, Blut kann ich schon sehen, aber aus einem Grund ist es für mich natürlich besonders schwer zu beobachten, wie sich Menschen gegenseitig oder von wilden Tieren das Leben nehmen lassen mussten. Ich bin eine Sklavin, Mitgefühl und Sympathie vorprogrammiert. Sogar mit Straftätern konnte ich mitfühlen, was aber dann doch erstere Gründe hatte... die Spiele finde ich einfach bestialisch!
Als wir uns durch die Gänge zwängten - was für die aurelischen Sklaven wesentlich enger und anstrengender war, immerhin mussten sie ja für Platz sorgen und Leute beiseite drängen, als für Lentidia, und ja es hatte schon Vorteile eine Leibsklavin zu sein, man war immer innerhalb der schützenden Traube - erblickte ich schon viele prominente Gesichter. Die Spiele waren natürlich für das gemeine Volk, aber veranstaltet wurde es von Würdenträgern und Politikern der Stadt, im heutigen Falle von den Aedilen. Demnach waren auch hochkarätige Gäste geladen oder wurden erwartet.
Gerade wollte ich den Becher von Lentidia nachfüllen, da lief sie auf einmal los, sodass ich etwas von dem verdünnten Gesöff auf den Boden und teilweis auch auf meine Füße schüttete - nasse, klebrige Füße... großartig... Anscheinend wollte sie zu einer jungen Frau - Lentidia war ja immer noch auf Kontaktsuche, seitdem sie wieder in Rom weilte. Je näher wir kamen, desto bekannter kam mir die junge Frau vor. Ja, natürlich! Claudia Silana hieß sie! Woher ich das wusste? Ich habe Ohren und interessierte mich mehr für Menschen als meine domina es tat und das auch, obwohl ich mich nicht mit ihnen anfreunden wollte. Naja, mal abwarten, wie sich das hier entwickeln würde...