Hoffentlich hatte Cerretanus mit seiner Mission Erfolg gehabt. Das hier würde noch eine ganz heiße Nacht nach einem wahnsinnigen Tag geben. Anhand der Rauchsäulen, die jetzt überall auftauchten und die sein Herz weiter sinken ließen, versuchte Maro auszumachen, wohin ungefähr der Aufstand sich bewegte um wenigstens die Chance zu haben, ein paar von dem revoltierenden Mob zu stellen. Gefangene wäre außerordentlich nützlich.
Maro hatte gerade den Befehl zum Abmarsch gegeben, als ihn Scaeva anrief. Verwirrt sah er den Miles an und war einen kurzen Moment versucht dem Miles für das Infragestellen seiner Befehle einfach unbürokratisch eins mit der flachen Seite überzuziehen und abzumarschieren. Aber das hätte der Moral der kleinen Truppe wohl den letzten Todesstoß versetzt. Also:
"Sehen, dass nicht noch mehr Menschen zu Schaden kommen, korrekt Miles. Das können wir aber nicht, wenn wir hier herum stehen wie eine beschissene Statue. Hier ist also was wir tun können und vielleicht muss ich mich genauer ausdrücken:
Wir verlegen an einen Ort, der folgende taktische Parameter aufweist: Der möglichst viele Zugänge zu diesem Ort abdeckt. So verhindern wir außerdem, dass noch mehr Bürger dem Mob in den Weg rennen. Außerdem haben wir dort die Möglichkeit eventuelle Aufrührer, die es genau wissen wollen auf uns zu ziehen und zu binden, so wie es unsere Aufgabe hier ist, Miles. Verzeih mir, Miles, wenn ich dir das jetzt nicht dialektisch auseinandersetze. Wir können nicht alles abdecken, aber wenigstens ein bisschen was. Damit müssen wir uns einstweilen zufrieden geben."
Kopfschütteld drehte er sich in die Richtung, wo er die meisten Rauchsäulen ausmachte und sah sich nach einem geeigneten Ort für eine Stellung um. Vor dem Theater befand sich ein kleiner Platz wo mehrere Straßen zusammenkamen, die in das Innere des Infernos führten. Hoffentlich waren die Vigiles auf Zack.
Die Menschenmassen waren hier nicht ganz so dicht wie unmittelbar am und im Theater Außerdem hatte er den Vorteil, dass von dort aus die Straße, auf der die Verstärkung aus der Castra kommen sollte, halbwegs ordentlich einsehbar war, sie sich also mit den Kräften, die die Sache hoffentlich unter Kontrolle kriegen würden.
"Dort hinten eine lineare Formation errichten so gut es geht, und die Straßen in das Gebiet dort hinten bewachen. Wir brauchen nicht noch mehr Cives in der Richtung. Seid auf eine Attacke gefasst, Milites. Die Verstärkung wird hier bald auftauchen."
Äußerlich versuchte er die größtmögliche Ruhe auszustrahlen. Das war das beste für seine Mannschaft und die Bürger um sie herum. Doch innerlich kochte er vor Wut. Er würde jeden einzelnen Sklaven mit einem Küchenmesser abstechen, der in seine Reichweite kam. Maro hatte keinen Zweifel, dass darauf auf diesen Aufstand eine größere Ausräucherungsaktion folgen würde. Senat und Administration konnten einen solchen Frevel nicht auf sich sitzen lassen. Dessen mussten sich auch die Angreifer klar sein. Die Gegenmaßnahmen würden brutal und blutig sein. Dieser Aufstand war ledigleich das Ergebnis von blankem, sinnlosen, wahllosem, wiewohl eigentümlich planvollem Hass.
Mit diesen Gedanken machte Maro sich daran seine Leute in die Stellung zu dirigieren. Eine lineare Formation, so lang, dass sie so viel wie möglich abdecken und lenken konnte aber nicht so schwach, dass sie sofort von Bürgern umgerannt wurde. Auch etwaigen Aufständischen würde er der kleine Cordon eine ordentliche Zeit standhalten. Dann sah Maro sich nach der Verstärkung um. Bald ging es hoffentlich auf die Jagd.