Die Legion passierte die Stadt über die Via Principalis, welche an der Regia vorbei direkt über die Rhenus-Brücke führte. Dem militärischen Gebrauch gemäß reihte sich der junge Flavius mit den übrigen Tribunen nach der Vorhut und den Signa ein, während das Gros der Truppe hinter ihnen marschierte. Obschon zweifelsohne nicht mehr als etwa die Hälfte der Gesamtstärke jener Armee parat stand, um jene Ambulatura zu versehen, so ergaben die knapp dreitausend Milites einen beachtlichen Heerwurm, welcher die gesamte Stadt durchzog, ehe er sich in Castellum Mattiacorum auf die Landstraße ergoss.
Der junge Flavius, hoch zu Ross und umgeben von einer überaus professionell anmutenden Entourage aus Tribunen und Ordonnanz-Offizieren, verspürte einen Enthusiasmus, welchen er im grauen Alltag der principalischen Administration schon nicht mehr für possibel gehalten hatte. Als sodann die erste Cohors, welche hinter dem Offizierskorps zu marschieren, ein altes Soldatenlied intonierte, weckte dies immediat einen Tatendrang, als ginge es nicht lediglich zu einem routinierten Übungsmarsch, sondern ins Feld der Ehre selbst:
"Ein weiter Weg, ein weiter Weg,
und zwanzig Jahr sind um,
da stand es in dem Scheunentor,
mein Kind in Clusium.
Die spanischen Mädchen sind honigsüß
und die in Gallien wie Gold
ihr sanften Vögel Thrakiens
von Herzen war ich euch hold.
Jedoch mein Kind in Clusium,
das ich küsst und verließ in Clusium
ich nie vergessen sollt.
Ein weiter Weg, ein weiter Weg,
und zwanzig Jahr sind um,
doch immer steht nach dir mein Sinn,
mein Kind in Clusium.*"
* aus: Sutcliff, Rosemary: Der Adler der neunten Legion (1954)