[Forum Boarium] Ara Maxima

  • Bei dem Stichwort Reinigung griff Plato zu einer bereitgestellten Schüssel und während der Opferherr sich mit den einleitenden üblichen Worten die Hände wusch, wandte er sich an die Anwesenden.


    "Favete linguis!" Seine Stimme trug bis in die letzte aller Reihen und sein Blick verhielt bei all jenen etwas länger, die für Unruhe sorgten. Vor allem ein junger Mann, der zu den Nachzüglern der Prozession gehörte, fiel ihm auf. "Hütet eure Zungen!“, wiederholte er und begann, die in der vordersten Reihe Stehenden mit Wasser aus der Schüssel zu besprengen, was eine symbolische Reinigung darstellte.


    Fortwährend murmelte er: "Möge dieses Wasser alle Unreinheit von euch waschen wie das Verwandeln von Blei in Gold. Reinige den Verstand. Reinige das Fleisch. Reinige den Geist. So ist es." In dieser Weise ging er Reihe um Reihe ab, damit jeder der Anwesenden seinen Teil des Wassers abbekam und sich rein fühlen konnte.


    Anschließend stellte er sich in die Mitte, um einen kurzen Hinweis abzugeben.
    "Während des Voropfers im Tempel mag jeder hier draußen sein ganz persönliches Gebet an Hercules richten und um Verzeihung für mögliche Sühnen bitten sowie Dank sagen, für was auch immer er sich bedanken möchte."


    Plato besprengte zuletzt sich selbst, während er das Reinigungsgebet aussagte, und trat wieder hinter die Reihe der Popae und Victimarii.

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    MAGISTER NAVIS - HERIUS CLAUDIUS MENECTRATES

    VILICUS - HERIUS CLAUDIUS MENECTRATES

  • Macer hatte sich schnell entschieden, während des Voropfers auf dem Tempelvorplatz zu bleiben. Er war heute in keinerlei offizieller Funktion hier und hatte daher seiner Meinung nach beim Voropfer im Inneren des Tempels nichts verloren. Und selbst wenn er als amtierender Magistrat oder einer ähnlichen Funktion gekommen wäre, hätte er eine Teilnahme am Voropfer wohl nur nach ausdrücklicher Einladung durch den Opferherrn in Erwägung gezogen. So aber blieb er eben draußen, ließ die rituelle Reinigung über sich ergehen und nutzte die Zeit tatsächlich für ein paar stille Gedanken.

  • Das Weiterkommen gestaltete sich schwieriger als er dachte. Ein Grund die Bemerkung der älteren Frau aus der Gruppe deutlich zu vernehmen. Sollte er zurück gehen? Das würde er zu gerne. Der Zeitpunkt war leider nicht der beste. Hier zur Opferung, nein, das zog nur Ärger nach sich. Sextus bedachte die Quintilerin mit einem abschätzigen Blick. Wir laufen uns ganz bestimmt wieder über den Weg. So aufgeladen, drängelte sich Sextus bis in die zweite Reihe, um im letzten Moment das Reinigungsritual mit zu bekommen.

  • Die Enttäuschung einiger Frauen war schon zu spüren, doch letztendlich wusste jeder der Anwesenden um alte Gesetze der Götter.
    Ein Teil der anwesenden Männer folgten dem Opferherrn in den Vorraum, viele jedoch blieben draußen hörten das Reinigungsgebet und erwarteten die rituelle Reinigung. Sie ließen die Zeremonie auf sich wirken, sammelten sich und nutzten die Gelegenheit zu einem persönlichen Gebet.
    Die Flötenspieler sorgten mit ihrer Musik weiter für die Ruhe der Opfertiere. Bald würde der Opferherr mit der mola salsa die Tiere weihen.

  • Zitat

    Original von Claudia Sassia
    Natürlich verfolgte Sassia die Prozession ihres Großvaters. Endlich gab es mal wieder einen Grund befreit aufzuatmen. Die Tage während und nach dem Aufstand waren unschön gewesen. Sassia steckte der Schock immer noch in den Knochen. So war sie froh, heute hier zu sein und ihren Großvater zu beobachten, der den Zug anführte. Sassia selbst hielt die Hand ihrer Schwester, die während der Spiele im wahrsten Sinne des Wortes in der Scheiße gesessen hatte. Aber heute sah man ihr nichts mehr davon an. Wenn der Zug vorüber war, würden sie sich natürlich anschließen um als Zuschauer das Opfer zu verfolgen.


    Silana fühlte sich noch immer unsauber und unsicher. Nach jenem Vorfall war sie nicht mehr ganz die Gleiche, obwohl immer mehr ihr altes Ich durchschien. Es verbarg sich schlicht unter den Eindrücken, die sie noch nicht ganz verarbeitet hatte. Immer noch hatte sie das Gefühl, unangenehm zu riechen und hatte sich mit allerhand Parfümen sowie Duftölen übergossen, so dass sie nun positiv unangenehm roch, da die Gerüche wild durcheinander gingen; von Rose bis Lavendel. Wortlos hielt sie die Hand ihrer Schwester und entschied sich vorerst mit einem Kommentar zu warten. Sie war aus Standesgefühl mitgekommen und wollte eigentlich lieber noch drei Woche im Balneum verbringen. Durch ihre Position in der Menge konnte sie nicht viel erkennen aber das störte sie auch nicht, da sie die Worte ihres Großvaters halbleise im Gemenge vernehmen konnte, der wohl unweit sein Ritualwerk verrichtete. Sie würde später, wenn der offizielle Teil vorbei war, mit ihm sprechen; eben jenem Teil, wo Frauen wieder in die erste Reihe drängen konnten. Noch war es ihnen ja verboten, in die Nähe des Rituals zu gelangen oder wirklich daran teilzunehmen. Silana fand dies nicht irritierend, da es schon immer so war. Innerlich hatte sie ohnehin andere Sorgen. Wirklich andere Sorgen, denn dieser Geruch wollte nicht aus ihrer Nase verschwinden.

  • Menecrates hielt ehrfurchtsvoll inne, atmete einmal durch, dann schritt er auf den Altar im Innern des Tempels zu. Die Kohle im Becken unter der Opferschale brannte bereits. Das Knistern unterbrach als einziges die andächtige Stille.


    Als die letzten Teilnehmer den Tempel betraten, erreichte die Hitze unter der Schale den gewünschten Grad. Menecrates wurde der Weihrauch gereicht, den er sogleich auf den Foculus gab. Durch die Hitze entwickelten sich rasch Rauchfetzen, die Richtung Decke schwebten. Der Preator beobachtete den Aufstieg des gräulichen Dunstes, er betrachtete diese Gabe wie immer und über seine eigentliche Bedeutung hinaus als zweite Reinigung. Als ehemaliger Offizier hatte er häufig in Essenzen der Weihrauchpflanze gebadet und jeweils ein Gefühl der Frische und Reinheit empfunden. Freilich reichte diese Reinigung alleine nicht, um ein Opfer darzubringen, aber mit Rauch UND Wasser gereinigt, trat er Hercules mit noch besserem Gewissen gegenüber.


    Würziger Duft breitete sich in der Tempelanlage aus, der alle Anwesenden erreichte. Die Verbindung in das Reich der Götter war hergestellt.
    Schließlich hob Menecrates die Hände, die Innenflächen zeigten nach oben.


    "Hercules, durch das Opfern des Weihrauches bete ich ein gutes Gebet, damit du Rom, seinen Bürgern, meiner Familie und mir günstig gestimmt bist."
    Eine Körperwendung nach rechts signalisierte den Abschluss des ersten Gebetes. Erneut ließ sich Menecrates Weihrauch geben, den er in die Opferschale rieseln ließ. Wieder stieg würziger Duft auf, bevor er erneut die Hände hob.


    "Hercules, wie ich durch das Opfern des Weihrauches ein gutes Gebet gebetet habe, möge dir für dieselbe ehrsame Sache dieses Trankopfer angeboten werden."
    Eine Drehung nach rechts, und der Praetor ergriff den gereichten Weinkrug. Ohne Hast wandte er sich wieder dem Foculus zu, erhob den Krug und lehrte ihn langsam aus. Es zischte, Wein verdampfte und stieg nach oben.

  • Ich betrachtete, wie die ersten Reihen der Zuschauer besprengt wurden und die Aufforderung erfolgte, dass nun jeder sein Gebet an Hercules richten konnte. Doch was sollte ich ihm schon sagen? Dass ich gerne meine Familie wiederbekommen hätte? Dass ich verzweifelt gerne wüsste, wie es meiner Schwester ging? Das alles wussten die Götter schon, denn sie hatten es mehr als nur einmal von meinen Lippen gehört und auch des nachts, wenn sich der Schlaf nur schwerlich einstellen wollte, schien mir von ihnen niemand zu zu hören. Vielleicht konnte ja auch dieses große Opfer mir selbst helfen, doch ich glaubte nicht daran. In meinem Leben hatte ich schon zu viele Götter kennen gelernt, denn jeder Landstrich schien seine eigenen zu haben und mein Vertrauen zu ihnen allen hatte begonnen zu bröckeln. Ich schaute in die Menge und wartete nun mit den anderen, bis der Dominus wieder aus dem Tempel trat.

  • Andächtig lauschte ich der Rede, die Claudiua Menecrates führte und konnte dem allen nur zustimmen. Der Aufstand steckte auch noch in meinen Knochen und Rom hatte allen grund dankbar zu sein, auch wenn manche Zungen behaupteten, dass ein kleines Heer von Sklaven gegen die Soldaten Roms sowieso keine Chance gehabt hätten. Einige zweifelten sogar an dem Verstand der Aufständischen, doch im Nachhinein waren Worte immer leicht gesprochen. Es hatte viele Opfer gegeben. Für meinen Geschmack zu viele. Ihnen sollte gedacht werden und auch für sie – so hoffte ich – sollte dieses Opfer gelten. Auf dem Platz kehrte das Schweigen ein, als das Favete linguis ertönte und ich ließ mich ein wenig mit Wasser besprengen, während ich hoffte, dass das Opfer auch wirklich angenommen wurde. Ganz in mich gekehrt stand ich da und versuchte in Zwiesprache mit dem Gott zu versinken, was mir allerdings nicht so wirklich gelingen wollte. Warum dem so war, konnte ich selbst nicht sagen. Anstatt es weiter zu versuchen, beschaute ich mir die Menschenmenge und versuchte bekannte Gesichter auszumachen, was sich allerdings als schwierig gestaltete. Schließlich aber entdeckte ich Senator Purgitius Macer, bei welchem ich die Ehre hatte ihn bei bei Trainingsrennen kennen zu lernen. Zu dieser Zeit war Scipio noch am Leben gewesen. Schnell verdrängte ich diesen Gedanken, denn noch immer machte mich dieser ein wenig mürbe. Ich seufzte leise und betrachtete aufmerksam das weitere Geschehen.

  • Dem Wein folgten noch Plätzchen und Früchte - jeweils von einem Darreichungsgebet gefolgt.
    Als Menecrates wieder den Vorplatz betrat, empfing ihn die würdige Stille der Anwesenden. Unterbrochen wurde sie einzig von dem Klang der Doppelpfeifen. Da nun das blutige Tieropfer am Altar auf dem Vorplatz anstand, setzten zusätzlich Lauten ein, um sowohl die Tiere ruhig zu stimmen als auch möglichen Stadtlärm zu überdecken. Weitgehend ruhig standen die beiden Opfertiere. Bewegen konnten sie sich ohnehin nur begrenzt, die Seile und Ketten ließen es nicht zu. Der Helfer in Kopfhöhe tat sein übriges.


    Die Vorbereitungen für die Opferung setzten mit der Consecratio ein. Mit einer Mischung aus Salzlake und Dinkelschrot wurde zuerst das Rind - im Nachhinein das Schwein - dem Gott Hercules geweiht. Bestandteil der Weihung war außerdem ein Schwapp Wein über den Kopf der Tiere. Gleichzeitig wurde ihnen der Schmuck abgenommen.
    Während Menecrates abwartete, bis der Opferstecher mit seinem Messer vom Kopf bis zum Schwanz der Tiere strich und sie symbolisch entkleidete, formulierte der Praetor in Gedanken bereits sein Gebet, was er im Anschluss und vor dem eigentlichen Akt der Opferung vortragen wollte.

  • Die Opferungen mit den Darreichungsgebete waren beendet und der Opferherr hatte den Vorplatz betreten. Die Köpfe Opfertiere blickten noch immer zum Altar. Ich meinte die Konzentration von Pitholaus Tachos auf die Bekämpfung ihrer Ängste der Tiere zu spüren. Lauten unterstützten nun den Klang der Doppelpfeifen.
    Der Opferherr hatte seine Vorbereitung und die mola salsa abgeschlossen. Der Schmuck der Tiere war entferntworden und mein Teil der Opferzeremonie begann.
    Mit vorsichtigen Bewegungen, um die Tiere nicht zu beunruhigen und die Ruhe des Opfers zu stören, näherte ich mich den Tieren und zog mit dem Opfermesser einen symbolischen Strich vom Kopf bis zum Schwanz des Rindes. Das Gleiche vollzog ich bei dem Schwein. Abwartend senkte ich das Opfermesser.

  • Der Praetor wandte sich zum Altar und berührte ihn, bevor er sich wieder der Menge zuwandte und beide Handflächen hob. Sein Blick suchte sich einen Punkt ein Stück über dem Horizont.
    "Hercules, Sohn des Iuppiter, heute ist dein Tag! Deine Macht und Kraft hast du schon unzählige Male unter Beweis gestellt: Du halfst die Giganten zu besiegen, die den Olymp belagerten, du befreitest Prometheus von seinen Qualen und du lockertest die Fesseln der Titanen im Tartaros.
    Weil es recht ist, am großen Altar für dich zu opfern, um dieser Sache willen mögest du geehrt werden durch diese Festopfer. Weil es recht ist, erbringe ich dir im Namen aller Bewohner des Reiches diese Festopfer. Durch das Opfern dieser Tiere bete ich ein gutes Gebet, damit du uns allen günstig gestimmt bist."


    Der Weg für die Bitte war bereitet. Sie sollte jedoch eingebunden in Dank und Sühne sein.


    "Wie jedes Jahr erbringen wir Menschen dir unseren Dank, zeigen Ehrfurcht und leisten Sühne. In diesem Jahr bitten wir außerdem um deinen Schutz, mächtiger Hercules.
    Das römische Reich, viele seiner Bürger und Zugereisten haben in den letzten Tagen in Dankbarkeit göttlichen Schutz erfahren können, als Unruhen in Mord und Totschlag mündeten. Wir sind uns dessen bewusst, dass wir sühnen müssen, denn nicht ohne Grund sucht uns solche Zerstörung heim.
    Bitte gewähre uns weiterhin deinen Schutz, auf dass wir diese Unruhen überstehen und niederringen können. Siegreicher Hercules, schenke uns deine Aufmerksamkeit, Hilfe und Kraft, sodass auch wir siegreich aus allen Unruhen hervorgehen. Deinem göttlichen Vorbild gleich, wollen auch wir nicht weniger als du selbst mit dem Einsatz unseres Lebens Friede und Glück erlangen, um im nächsten Jahr erneut deine Macht und deinen Schutz zu preisen."


    Menecrates senkte die Arme. Der Zeitpunkt der Opferung war erreicht.

  • Ich konnte mir vorstellen, dass sich die meisten der hier Anwesenden, genauso wie ich selber, dem Gebetsinhalt anschlossen. Ebenso erahnte ich, was in dem Opferherrn vor sich ging, als er es sprach. Einige Augenblicke wartete ich noch, um die Worte des Gebetes nachklingen zu lassen.
    Nun kam meine Aufgabe und ich merkte wie Nervosität in mir hoch kam.
    Laut an den Prätor gewandt, stellte ich die Frage,
    Agene?
    Seine Antwort war wie erwartet "Age!"
    Die Ruhe der Tiere war Beispiellos. Nach kurzem zögern fuhr ich dem Rind mit der linken Hand den Rücken entlang und entschied mich, ohne den Hammerschlag zu arbeiten. Schnell hatte meine kundige Hand die Halsschlagader erspürt, in einer ruhigen gleitenden Bewegung stach mein Opfermesser in sie hinein und glitt danach den Hals entlang.
    Das Rind war von der Handlung bestimmt so überrascht worden, oder seiner Wichtigkeit bewusst, dass es nicht ausschlug und nur wenig zuckte.
    Das Blut schoss sofort heraus. Auch wenn es oft gerne gesehen wurde, dass das Blut in einer Fontäne weit herausspritzte, hatten wir uns für eine gemäßigtere Form entschieden. Decimus Rubrius Lucanus stand mit seinen Schalen bereit und fing das reichlich fließende Blut auf.
    Gleich darauf schritt ich zum Schwein, was auch gut so war, denn es fing an unruhig zu werden. Auf meinem Wink hin nahm Paullus Suetonius Magianus den Hammer und gab den Tier einen betäubenden Schlag. Mit einem Halsschnitt trennte ich es von seinem Leben. Sein Blut wurde von Rubrius Lucanus ebenso aufgefangen. Wir warteten bis das Rind ausgeblutete war. Die Helfer lösten dann Ketten und Seile und sorgten dafür, das es auf seinem Rücken zu liegen kam. Nach einem Bauchschnitt wurde das Tier zerteilt.
    Genauso verfuhren wir im Anschluss daran mit dem Schwein.

  • Ob die Opferung zu einem positiven Abschluss kommen würde, musste sich bei der Litatio herausstellen. Da es sich um ein Staatsopfer handelte, nahm die Eingeweideschau ein religiöser Funktionsträger vor. Appius Curtius Lamia, so hieß der Mann, besah sich die Innereien. Er prüfte zuerst das Vorhandensein aller inneren Bestandteile eines organischen Körpers und im Anschluss daran die Beschaffenheit eines jeden Organs. Gab es krankhafte Veränderungen, an denen Hercules zum Ausdruck brachte, dass er das Opfer ablehnte?
    Bisher verlief alles reibungslos. Es gab keinerlei Störung, kaum Unruhen bei den Tieren, alle Anwesenden traten gereinigt vor den Gott, die Menschen verhielten sich vorbildlich, sie gaben, bevor sie eine Bitte äußerten bzw. nahmen, der Opferstecher arbeitete präzise und es floss auch genügend Blut.


    Stille lag über dem Tempelvorplatz. Unzählige Augenpaare verfolgten die Handlungen des Curtius Lamia, versuchten in seiner Mimik zu lesen und warteten auf das Ergebnis der Prüfung.

  • Eines dieser Augenpaare gehörte Valentina, die sich schon fast auf die Zehenspitzen gestellt hatte um über die vielen, männlichen Köpfe vor ihr einen Blick auf die Zeremonie und das Opfer zu bekommen. Sie drängelte sich nicht vor, verhielt sich ruhig, war dezent im Hintergrund und doch wollte sie sehen was dort vorne geschah. Wie die Tiere sich verhalten würden und vor allem zu welchem Abschluss die Litatio kommen würde.
    Mit fast angehaltenem Atem wartete Valentina gespannt auf die Verkündung.

  • Auf der einen Seite beunruhigte Menecrates die lange Suche nach dem Ergebnis der Organschau. Auf der anderen Seite hätte der Gott auch längst sein Veto einlegen können, denn Zeit , um dies sichtbar zu machen, war genug verstrichen. Endlich richtete sich Curtius Lamia auf und ein Wort erlöste die Anwesenden: "Litatio!" Der Friede mit Hercules war gesichert.


    Eine Last fiel von Menecrates‘ Schultern, während die Aufteilung der Fleischstücke begann. Die dem Gott zu widmenden inneren Organe, wurden in diversen Kesseln separat gekocht. Nach dem Garen wurden sie mit Mola Salsa bestrichen und unmittelbar am Altar verbrannt. Erst danach kamen die Menschen zu ihrem Recht. Das Muskelfleisch wurde in kleine Portionen geteilt und wer es wünschte, konnte gegen einen kleinen Beitrag einen Anteil erwerben. Damit demonstrierte jeder Käufer, dass er Teilnehmer dieser großen öffentlichen Opferung war. Körbchen zum Verteilen standen in ausreichend Menge bereit.

  • Was war los? Wieso brauchte Appius Curtius Lamia so lange? Aus den Augenwinkeln sah ich, wie einer der Opferhelfer unruhig wurde. Die Füße von einem anderen scharrten nervös auf dem Boden. Ein Blick auf die Gläubigen sagte mir, dass es denen nicht besser ging. Die Zeremonien waren doch vorschriftsmäßig abgehalten worden, überschlug ich in Gedanken das gewesene.
    Die Kessel standen auf dem Feuer und warteten auf das Abkochen der inneren Organe. Da, endlich erklang das befreiende "Litatio!" von Curtius Lamia. Ein etwas lauteres hörbares ausatmen kam bestimmt nicht nur von meiner Seite. Fast alle Anwesenden hatten wie erstarrt auf das erlösende Wort gewartet.
    Jetzt begann die Arbeit, die Organe wurde separat für die Götterspeisung gekockt und vorbereitet. Das Fleisch der Opfertiere musste in Muskelstücke zerlegt werden, damit diese später, nachdem sie gegart waren, in kleine Portionen aufgeteilt wurden.

  • Häufig war das Ergebnis eines Opfers vorhersehbar und die Annahme desselben keine Überraschung. Ganz selten war der Ausgang wirklich völlig ungewiss und eine Ablehnung durch die Götter genauso wahrscheinkich wie eine Annahme. Für Macer hatte dieses Opfer irgendwo dazwischen gelegen. Einerseits hatte er nicht wirklich mit einer Ablehnung gerechnet, da Rom zwar schwere Tage hinter sich hatte, aber letztlich siegreich geblieben war. Andererseits war es alles andere als ein normales Opfer gewesen, so dass Macer seinem Ergebnis deutlich gespannter entgegen geblickt hatte. Offenbar ging es dem Eingeweideschauer genauso, denn das Ergebnis ließ erst auf sich warten. Aber dann wurde doch die erhoffte Litatio verkündet und so wie offenbar viele Umstehende war auch Macer spürbar erleichtert.


    An der Verteilung des Opferfleisches hatte er kein Interesse, so dass er dabei gerne anderen den Vortritt ließ, während er sich ohne Eile von der Ara Maxima entfernte.

  • Es tat gut zu wissen, dass das Opfer nun angenommen war und ich verfolgte gebannt, die Vorgänge während der Opferzeremonie. Die Tiere hatten sich überraschend ruhig verhalten. Das hatte man auch schon anders gesehen, doch offenbar waren sie sich in diesem Falle der Schwere ihrer Pflicht bewusst. Bald darauf störmte auch schon das Aroma von Gebratenem durch die Luft, doch ich wollte mich nicht vordrängen oder gar ein Stüc gekochtes Fleisch für mich erobern. Langsam drehte ich mich herum und mühte mich, mich durch die Umstehenden hindurch zu navigieren. Ich wollte meine Schritte nun gen Minverva-Tempel richten, in welchem ich noch einiges zu tun hatte. Allerdings kam ich nur langsam voran.

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