DÁNNA THINGAZ
Heiliger Ort des Things
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Vom Limes aus waren es drei Tagesreisen, bis man die erste größere Siedlung einer chattischen Sippe erreichte. Von dort aus waren es weitere drei Tagesreisen bis zur Thingstätte des Stammes. Auf dem Gebiet der Chatten würde die römische Delegation, angeführt vom Tribun Manius Flavius Gracchus Minor, an einigen versprengten Gehöften und vereinzelten Bauernhäusern vorbeikommen. Meist führte der Weg sie jedoch durch hügelige Wälder und über unebene Wiesen. In der Nähe von Gehöften und Dörfern fanden sich gerodete Flächen, die erkennbar bereits seit Generationen bewirtschaftet wurden. Äcker, Weiden, Koppeln säumten gelegentlich den Weg. Warf der römische Soldat einen Blick auf den Boden, auf dem er marschierte, so wurde ihm der eklatante Unterschied zur Heerstraße diesseits des Limes deutlich. Nicht feste Pflastersteine lagen hier, sondern bestenfalls Schotter. Meist boten lediglich zwei Radfurchen Trittmöglichkeiten, in deren Mitte sich ein mit Gräsern bewachsener Grünstreifen dahinzog.
Die Leute, die in den Dörfern und Gehöften am Wegrand lebten, wussten von den herannahenden römischen Soldaten. Wenn sie gefragt wurden, wiesen sie dem Anführer der römischen Delegation Weg zum Thing. Sie verhielten sich friedlich gegenüber den Römern, wirkten aber in ihren Blicken und Worten feindselig. Dennoch, Flavius und seine Milites konnten unbeschadet das Thing erreichen, sofern sie keine Streitereien begonnen. Am Thingplatz erwartete sie sodann das Lager der Sippenoberhäupter. Die einflussreichen Männer hatten ihre Gefolgschaft mitgebracht, deren Zahl und Bewaffnung von Sippe zu Sippe divergierte. Zelte und Unterstände umringten den Thingplatz, der von einer uralten Eiche herrschaftlich überragt wurde. Hier mussten selbst dem ignorantesten Römer die urgewaltigen Mächte dieser Länder gewahr werden, die man im Reich schlicht Germania Magna zu nennen pflegte.
Wachen hielten bereits Ausschau nach der römischen Kolonne und die chattischen Entscheidungsträger saßen zusammen und berieten sich. Bereits am vorangegangenen Abend hatte man sich eine gehörige Menge Bier und Met hinter die Binde geschüttet, so dass am heutigen Tage gedeckte Stimmung herrschte. Die erwartete Ankunft der Römer trug ebenfalls nicht zur Aufhellung der Stimmung bei.