Am heutigen Tag standen die Kandidaturreden der Kandidaten für die Quaestur auf der Tagesordnung des Senates. Die Consuln hatten die Reihenfolge auslosen lassen, damit sich niemand durch einen ungünstigen Redetermin benachteiligt fühlen musste. Viele Kandidaten hatten schon gesprochen, als der nächste Aufruf erfolgte. "Nun spricht Manius Flavius Gracchus Minor vor."
Kandidatur zum Cursus Honorum [11/17] Manius Flavius Gracchus Minor
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Nicht zum ersten Male sprach der junge Flavius am heutigen Tage vor dem Plenum des Senates, sodass seine Nervosität diesmalig im Vergleich zu den vorherigen Malen eher limitiert blieb, selbst wenn sie keineswegs gänzlich absent blieb, als er nach dem Aufruf durch die Consuln nach vorn trat und den Blick über die oftmals bereits ergrauten Häupter der Senatorenschaft schweifen ließ. Sein Vorredner war nach dem Dafürhalten Manius Minors von eher mäßiger Qualität gewesen, was ihm die Gelegenheit bot in Kontrast zu diesem umso mehr zu glänzen, jedoch argwöhnte er, dass man an ihn als Patrizier und Spross der Nobilität weitaus höhere Maßstäbe würde anlegen als an jenen Sohn eines Homo novus.
Mit umsichtigem Optimismus ergriff er somit nach einem kurzen Räuspern das Wort:
"Patres conscripti!
ein volkstümlicher Aphorismus sagt: Es ist kein Baum, der nicht zuvor ein Sträuchlein gewesen.
, begann er seine präparierte Rede mit einem eher nebulösen Bezug, welcher ein irritiertes Schweigen des Plenums evozierte, welchem der Jüngling einen kleinen Raum durch eine Redepause einräumte.
Dies lehrt uns die Natur, doch gilt dies für sämtliche Bereiche des Lebens, insonderheit auch für die Politik.
Beinahe zwei Jahre sind vergangen, seit zuletzt es mir vergönnt war, vor dieser ehrwürdigen Versammlung zu sprechen und in der Tat verfolge ich mit dem heutigen Male die Intention, selbst ein Teil von ihr zu werden, denn nichts geringeres will ich mit dieser Rede zum Ausdruck bringen als meine Kandidatur um die Quaestur, welche ja gemeinhein als Eintrittspforte in den Senat gilt."
Nach jener Insinuatio aus zwei geradehin zusammenhanglosen Bereichen begann der junge Gracche mit der Narratio, welche dem Lob seiner eigenen Vorzüge dienen musste:
"Nun scheint es wahrlich ambitioniert für einen Mann, so jung an Jahren und gering an Erfahrung, einem derart ehrwürdigen Gremium anzugehören. Dennoch will ich es wagen, denn wie es mir scheint, entspricht nichts einem Flavius mehr, als seinem Staat als Senator und Magistrat zu dienen. Bereits anlässlich meiner Kandidatur zum Vigintivirat vor einigen Jahren nannte ich meine zahlreichen senatorischen Ahnen, darunter Namen wie Titus Flavius Vespasianus, Diva Flavia Nyreti, Marcellus Claudius Macrinius und selbstredend mein geschätzter Vater Manius Flavius Gracchus. Jede und jeder von ihnen erwarb sich höchste Ehren durch die Bekleidung von Ämtern und ruhmvolle Taten im Dienste von Senat und Volk von Rom.
Demgegenüber mögen sich meine eigenen Verdienste bescheiden ausnehmen: Statt mit dem Consulat wie mein Vater vermochte ich lediglich als Tresvir auro argento aere flando feriundo Expertise zu sammeln. Statt durch Flottenkommandos und Statthalterschaften konnte ich im vergangenen Jahr lediglich ein bescheidenes Tribunat bei der Legio II Germanica absolvieren und für meine Dienste eine Hasta pura erwerben. Statt Regierungskrisen zu überwinden, war es mir lediglich vergönnt, in diplomatischer Mission mit dem Stamm der Chatten zu verhandeln und in zähen Unterredungen jenem alten Feind unseres Imperiums einen vierjährigen Frieden zu günstigen Konditionen abzuringen. Statt Statuen und magistratischen Ornamenta weise ich lediglich eine Inscriptio Minor auf, welche Titus Duccius Vala für meinen diplomatischen Erfolg bei den Chatten anbringen ließ."
Nun erst war es an der Zeit, die Sentenz vom Anfang seiner Rede aufzugreifen, sodass der junge Flavius mahnend den Digitus salutaris erhob.
"Doch wie der eingangs erwähnte Aphorismus lehrt: Es ist kein Baum, der nicht zuvor ein Sträuchlein gewesen.
In diesem Sinne hoffe ich, dass ihr mir die Gelegenheit erweist, in die Fußstapfen meiner Ahnen zu treten und meine Fähigkeiten in euren Dienst zu stellen. Insonderheit das Amt eines Quaestors, welcher ja traditionell einem erfahreneren, höherrangigen Magistraten zur Seite steht, erscheint mir prädestiniert, um auch meine eigenen Qualifikationen zu entwickeln und zu lernen, wie es mir bereits als Tribun bei der Legion vergönnt war."
Nachdem nahezu sämtliche Personen, mit welchen er in den vergangenen Tagen gesprochen hatte, insonderheit Interesse für sein Tribunat hatten präsentiert, hatte er entschieden, jenen Aspekt nochmalig hervorzuheben, um das Wohlwollen des Auditoriums zu erwerben, ehe er zum Abschluss seiner Rede ansetzte:
Mit der Gnade der Götter und unter der Protektion eines geeigneten Lehrmeisters, mag es ein Consul, ein Proconsul oder der Princeps selbst sein, will ich dann hoffen, in eigener Kraft zu erster Blüte zu gelangen, zum Schmucke Roms wie zur Ehre für meine Familie. -
Natürlich hörte sich Sextus die Rede des Sohnes seines alten Verbündeten mit gesteigertem Interesse an. Die blumige Ausdrucksweise hatte der Spross von seinem Vater übernommen. Sextus war sich nicht sicher, ob dieser Umstand eher amüsant oder deplorabel war, entschied sich aber für den Moment für dezente Belustigung. Alles in allem machte der junge Mann seine Sache aber ordentlich. Hier und da hätte er noch ein paar Dinge erwähnen können, zum Beispiel, warum er dachte, ein guter Quaestor zu werden, oder welches Amt er dabei präferierte, aber alles in allem war es eine solide Rede.
Also erhob sich Sextus, um das Wort zu ergreifen. “Ich möchte meine Unterstützung für diesen jungen Mann bekunden. In seinen jungen Jahren hat er schon weitreichende Ehrungen erfahren. Darüber hinaus, so möchte ich betonen, wäre es ihm als Patrizier frei gestanden, das Militärtribunat auszulassen, und dennoch hat er diesen mit Bravour gemeistert und sich selbst jenseits der römischen Grenzen in diplomatischer Mission in Gefahr begeben, wie es einem jungen Römer gut ansteht. Darüber hinaus entstammt er einer der edelsten Familien Roms.
Ich würde es sehr begrüßen, ihn alsbald in unseren Reihen willkommen zu heißen und bin mehr als gewillt, ihm den nächsten Schritt dahin durch meine Stimme zu ebnen.Dennoch - oder besser gesagt: zusätzlich - habe ich eine kleine Frage: Die Quaestoren unterteilen sich in viele, verschiedene Ämter. Wenn du eines davon frei wählen dürftest, gäbe es eines, welches du besonders präferierst?“
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"Ich möchte auch meine Empfehlung für den jungen Flavius Gracchus aussprechen. Wer mich kennt, weiß, dass ich mich eher selten zu solchen Aussagen hinreißen lasse. Außerdem vergebe ich nur nach eingehender Prüfung meine Fürsprache."
Alles Wesentliche war gesagt. Für einen Klienten legte sich Menecrates zwar noch einmal mehr ins Zeug, aber darüber hinaus gab es nur wenige Personen, für die er aufstehen und eine öffentliche Empfehlung aussprechen würde. -
Überaus erfreulich erschien es dem jungen Flavius, dass prompt zwei der Senatoren, welche er während des Wahlkampfes hatte gesprochen, ihre Unterstützung verkündeten und somit die Meinung des Auditoriums zweifelsohne zu seinen Gunsten beeinflussten.
Da der Aurelius, seinerseits Kandidat ihm jedoch den Raum eröffnete, weitere Explikationen zu seiner Rede anzufügen, nutzte er jene Offerte sogleich:
"Ich danke euch für eure Unterstützung."
, erklärte er somit erstlich an die Adresse beider Patrizier.
"und ebenso danke ich für die Frage: Selbstredend bin ich geneigt, jedem Magistraten zu assistieren, welchen dieses hohe Haus für mich erwählt. So mir die Wahl gegeben wäre, würde ich jedoch einen Einsatz an der Seite der Consuln präferieren, oder zumindest in Rom meinen Dienst gern verrichten."
, fügte er dann an und blickte neuerlich zu Claudius Menecrates, welcher ihm, wie er bereits eröffnet hatte, als ein überaus adäquater Vorgesetzter erschien, obschon selbstredend er auch mit dem Princeps selbst Vorlieb nehmen würde, würde die unwahrscheinliche und überaus deplorable Situation eintreten, dass sein bisheriger Protektor nicht triumphieren sollte. -
Auch die Wahlreden der niederen Magistrate verfolgte der Kaiser mit ernstem Interesse. Gerade unter den Quaestoren würden ja die meisten in den Senat aufsteigen, sodass es gut war, die Gesichter schon einmal einzuprägen. Obwohl der junge Flavier natürlich bereits bestens bekannt war.
Nachdem Gracchus Minor seine Präferenzen bei der Amtszuteilung erklärt hatte, meldete sich der Kaiser schließlich auch zu Wort: "Das sind doch beachtliche Verdienste für einen so jungen Menschen." stellte er zuerst einmal fest. Dann war aber auch eine obligatorische Frage an der Reihe: "Gedenkst du auch, das Volk mit Gladiatorenspielen zu erfreuen?" Diese Aufgabe traf zwar traditionell eher die Aedile. Aber es hatte auch schon Zeiten gegeben, in denen die Quaestoren solche Spiele gegeben hatten. Und bei einem Flavier wusste man ja nie.
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Der junge Flavius fühlte sich durchaus geehrt durch die anerkennenden Worte des Princeps, unter dessen Augen zu sprechen dem Jüngling stets als eine gesonderte Herausforderung erschien, da doch jener Mann über Wohl und Wehe seiner Karriere letztlich würde das Urteil fällen.
Die Frage, welcher jener stellte, traf den jungen Gracchen hingegen unvorbereitet, sodass er in einem erstlichen Impuls schlicht erwiderte:
"Derzeitig ist nichts dergleichen in Präparation."
Dann jedoch, als er erkannte, welch reservierten Eindruck jene Worte vermitteln mochten, fügte er hinzu:
"Indessen werde ich selbstredend meine Pflichten auf mich nehmen und stehe bereit mit meinen Amtskollegen Spiele zu geben, sollte dies erforderlich sein." -
"Verstehe." antwortete der Kaiser und nickte. Der Flavier war jung und seiner Familie fehlte es sicherlich nicht am nötigen Kleingeld für so eine Veranstaltung. Insofern würde man abwarten müssen, was geschah.
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Als Verwandter stand es für Scato natürlich außer Frage, dass auch er Manius Minor unterstützte. Er hielt sich zunächst ein wenig zurück, war jedoch hocherfreut, dass die anderen Patrizier bereits den Weg für den Burschen ebneten.
"Ich unterstütze Gracchus Minor natürlich auf seinem Weg. Ich weiß aus erster Hand wie energisch und ehrgeizig er ist, und welch ausgezeichnete Ausbildung er genossen hat. Seine bisherigen Verdienste in seinem jungen Alter sprechen eindeutig für ihn."
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