Verus kaute auf etwas Speichel herum, der sich im Mund angesammelt hatte. Er verspürte einen geringen Hunger aber die Arbeit ließ ihn nicht los. Aufmerksam lauschte der Trecenarius, der inzwischen durch die Aufstände und Spätfolgen in Sachzwängen verhaftet war. Ohne sein wirkliches Wollen rutschte er selbst mit seiner Aufgabe in ein Terrorregime ab, da mangelnde Zeit und instabile Umstände wenig Raum für zarte Verhaltensweisen ließen. "Warum bist du nicht zeitig zu uns gekommen?" - eine berechtigte Frage. Verus notierte sich ein paar kryptische Notizen, bevor er den Griffel erneut zur Seite legte, um die neue Tabula zu studieren, die der Miles gebracht hatte. Ein zynisches Lächeln spielte sich auf seine Lippen, welches kaum merklich im Ernst zerschellte. Endlich hatte er brauchbare Informationen und Belege. "Dein Optio war weniger kommunikativ, wie auch der Tribun," kommentierte Verus sarkastisch und legte die gelesene Tafel auf den Stapfel mit der aktuellen Sachbearbeitung. Diese Tafel würde ihm noch genügend Munition für seine Thesen liefern und zumindest gewisse Kommunikationsmängel innerhalb der CU aufdecken. "Du hast dir gerade deinen Hintern gerettet, Helvetius. Ansonsten hätten wir einen Verdacht gegen dich erheben müssen, jenen der Vertuschung und Strafvereitelung, da du ein Helvetius bist," meinte Verus nun nicht mehr ganz so hart im Ton.
Dennoch schwang eine Drohung mit, die Verus nie ganz als Prätorianer unterlassen konnte. Ihre Macht basierte nun mal auf Furcht und einer ständigen Gewissheit, dass sie über alles wachten oder zumindest wachen konnten. "Ich denke, dass ich das nun fallen lassen kann." Mit den bekannten kalten Augen wandte er sich an den Soldaten. "Erinnere mich daran, diesen Helvetius von der Festsetzungsliste zu streichen." Verus wollte Scaeva eindringlich machen, dass er knapp entkommen war und die Prätorianer wachsam waren. In Wahrheit hatte dieser Helvetius auf keiner Liste gestanden. Der Trecenarius wollte nur einen Nutzen aus dem Auftauchen dieses Mannes ziehen. "Wenn du uns deine eigene Unschuld garantieren magst, Helvetius, kann ich dir eine Aufgabe anbieten, die für das Imperium und den Kaiser von außerordentlicher Wichtigkeit ist," deutete der Offizier an und schien etwas von der Härte in seinem Gesicht zu verlieren. "Wir vermuten, dass es Versäumnisse und Defizite innerhalb der Urbaner gibt. Ich verlange nicht, dass du deine Kameraden bespitzelst," offenbarte Verus dezent den Auftrag und natürlich sollte er seine Kameraden aushorchen aber man benannte es nicht offen. Man brauchte immer ein glaubwürdiges Dementi.
"Nur wenn dir etwas zu Ohren kommt, du gewisse Schlampigkeiten oder unsaubere Dinge feststellst, komme bitte zu mir und erzähle mir davon," wurde der Mann nun etwas deutlicher. "Dennoch verlange ich keine Geheimnisse oder grobe Vertrauensbrüche von dir, Helvetius. Sei einfach ein guter Soldat und diene deinem Kaiser gut," baute er sein Argument noch etwas aus und ließ dabei eine beißende Zynik nicht vermissen. "Vielleicht kann ich dann auch etwas für deinen Sold tun oder für eine Verbesserung deiner Dienststellung sorgen. Wolltest du nicht Prätorianer werden?" Verus beugte sich dezent vor, denn der Trecenarius war in der Tat heimlich darüber erfreut, dass er mit dieser Tabula gewisse Unsauberkeiten nachweisen konnte. Sie bestätigte in weiten Teilen bereits Annahmen der Prätorianer und würde sich in der anstehenden Kommission bezahlt machen.