Maximus Decimus Meridius

  • Meridius schlief auch in dieser Nacht nicht gut. Er wusste nicht warum, aber er konnte kaum Schlaf finden. Er lag wach auf seinem Bett und starrte an die Decke. Wie es wohl Julia ging? Warum sie ihm nicht antwortete?


    Er dachte nach. Marcellus war wieder zurück. Vermutlich hatte er seine Frau wieder zu sich zurückgeholt, vermutlich hatte sie ihn wieder in ihre Arme geschlossen. Er wäre ein Narr, wenn er glaubte, jetzt noch Chancen zu haben. Und wenn doch?


    Die Zeichen sprachen nicht dafür, denn sie hätte sich wohl schon gemeldet. Doch scheinbar war die Sache schon gelaufen.


    Würde es überhaupt Sinn machen an ihr festzuhalten? Sie war in Rom und er in Tarraco. Dazwischen lagen Meilen und Welten. Und er würde sowieso nicht viel Zeit für sie haben, wenn sie Rom überhaupt verließ.


    "Abhaken!" dachte er und drehte sich auf die Seite. Doch irgendwie konnte er nicht. Er liebte sie noch immer.


    Dann schlief er ein. Und träumte. Er träumte nicht gut.



    .

  • Nach mehreren Monaten Abwesenheit betrat Meridius sein Zimmer. Er ging auf die Liege zu und warf sich ersteinmal hinein. Die ganze Anspannung fiel von ihm ab. Die Ereignisse liefen vor seinem geistigen Auge noch einmal ab. Numantia. Septimanca. Uttarae. War das wirklich alles geschehen? War es kein Alptraum? Jetzt, wo er so in seinem Bett lag, konnte er meinen, es wäre nur ein Alptraum gewesen. Die Narben an seinem Körper sprachen jedoch eine andere Sprache.


    Meridius wälzte sich auf den Bauch. Er war müde. Und doch fühlte er sich von einem Moment auf den anderen befreit. Wie würde es weitergehen? Er hatte keine Idee.

  • Meridius blickte auf und sah seinen Cousin an.


    "Dienstlich, privat, wichtig, weniger wichtig? Wer ist gestorben? Du machst ein Gesicht, als ob jemand gestorben wäre..."

  • Gut! Nun war es soweit.


    „Ähm… Privat und…. ich denke…wichtig! Wie soll ich es sagen… wir haben einen Gast, den du bisher anscheinend noch nicht gesehen hast….“


    Livianus wollte einmal die erste Reaktion seines Cousins abwarten.

  • "Und? Ich war abwesend. Wen Martinus hier in der Casa beherbergt ist seine Sache. Ich vertraue ihm."


    Meridius blickte ihn fragend an, konnte sich nicht vorstellen, wo in diesem Fall das Problem liegen sollte. Hatte die Casa Decima nicht unentwegt Gäste aus allen Himmelsrichtungen? Livianus machte jedoch immer noch ein Gesicht, das schwer einzuschätzen war.


    "Also, red schon..."

  • Aber jetzt! Livianus gab sich einen Ruck!


    „Eigentlich ist es ja nicht Martinus Gast, sondern ich habe ihn aufgenommen.“


    Dann kam eine lange Pause.


    „Es ist Iulia. Sie ist drüben im Gästezimmer. Ich wusste nicht wie ich es dir sagen sollte...“

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    „Iulia Severa…. deine Jungendliebe….. die Mutter deines Sohnes.“


    Meridius hörte den Namen. Iulia. Iulia Severa. Den zweiten Teil des Satzes nahm er schon gar nicht mehr auf. Er dachte nach. Versuchte zu überlegen. Dann fand er sich wieder. Gelassen und ruhig, beinahe emotionslos blickte er seinen Cousin an.


    "Ist sie im Gästezimmer untergebracht? Hat sie gesagt, was sie will?"

  • „Ihr Ehemann hat sie hinausgeworfen, nachdem er erfahren hatte, dass Maximian nicht von ihm ist. Sie wusste nicht wohin….. ich habe sie einstweilen bei uns Aufgenommen…. bis zu deiner Rückkehr. Wenn es dir nicht recht ist, dann trifft die Schuld also mich. Sie wollte zuerst nicht. Ich habe sie überredet hier zu bleiben.“


    Livianus sah Meridius gespannt an und wartete auf dessen Reaktion.

  • Damian. Dieser Hund. Meridius seufzte. Er hatte es schon immer gewusst, dass er der falsche für Iulia gewesen war. Aber was hätte er damals tun können, ohne einen Skandal heraufzubeschwören? Sie war eines Tages verschwunden gewesen, und als er an der Casa ihres Vaters nachfragte, erhielt er lapidar die Antwort, sie habe diesen Damian geheiratet, Iurist in Valentia.


    Meridius wirkte angespannt. Er überlegte. Iulia. Verdammt. Was sollte er machen? Früher hatte er sie abgöttisch geliebt, er wurde beinahe wahnsinnig, als er sie nicht mehr sehen konnte. Er ritt gar einmal heimlich nach Valentia, mit dem Plan sie zu entführen. Vor Ort jedoch gab er auf. Gestand sich ein, dass er sie verloren hatte. Dass sie einem anderen gehörte. Dem Gesetze nach. Damian war römischer Bürger, was hätte er tun können? Und dann, jahrelanges nichts. Ein Gedanke der Erinnerung an sie, der in seinem Kopf weiterlebte, auch als er das Herz längst verlassen hatte. Bis auch der Gedanke nur noch Einnerung blieb. Und nun stand sie in seinem Haus.


    Seine Schulterblätter senkten sich wieder.


    "Es ist in Ordnung. Sie soll hier wohnen könne, bis wir eine Lösung gefunden haben. Ist sie momentan im Haus?"

  • "Ich weiß es nicht. Nein. Oder doch?"


    Er überlegte.


    "Ich werde später nach ihr sehen. Du brauchst Dich nicht bemühe, ich kenne mich in meinem Haus aus..."


    Er machte eine nachdenkliche Mine, auch wenn ihm nichts mehr einfiel. So also schloss sich der Kreis wieder. Bei Iuppiter, wie oft hatte er sich diesen Moment gewünscht wieder vor ihr zu stehen, und jetzt wo es möglich schien, ja möglich war, hatte er keinen Zug, keinen Drang. Was war los mit ihm?


    "Ich werde später nach ihr sehen."


    wiederholte er gedankenverloren.

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    "Ich werde mit den anderen im Atrium auf dich warten."


    Meridius nickte mit dem Kopf.


    "Geht in Ordnung."


    Dann trat Gallus ein und meldete einen Sklavenhändler. Meridius erinnerte sich an die Sklavin auf dem Markt.


    "Das ist schon richtig, Gallus. Ich habe sie gekauft. Kümmer Du Dich um alles, ich habe gerade keine Zeit!"

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