Maximus Decimus Meridius

  • Die Stutenbissigkeit blieb Meridius nicht verborgen. Interessiert beobachtete er ihre Reaktion und nachdem sie geantwortet hatte trat er wieder näher auf sie zu, bis er sie erreicht hatte. Sein Arm umfasste ihre Hüfte.


    "Hör ich da ein Missfallen?"


    Er zog sie zu sich.


    "Du weißt, dass ich scherze. Ich habe nur eine Geliebte, nur eine Konkubine, und diese möchte ich zu meiner Gemahlin machen. Sie ist wunderschön, intelligent, charmant und warmherzig. Und die Mutter meines Sohnes..."


    Er sah sie mit einem verliebten Lächeln im Gesicht an.

  • Sie wollte nicht, dass er jetzt etwas nettes sagte, nur damit sie sich besser fühlte.


    "Bist du sicher?" Sie biß ihm leicht in den Hals" Ich weiß ja man muss nehmen was man bekommt und schließlich bin ich die Mutter deines Sohnes."


    Sie wand sich aus seinem Griff, noch ehe er etwas dagegen unternehmen konnte. Ging zur Tür, drehte sich noch einmal um, warf ihm einen flammenden Blick zu und dann war sie auch schon zur Tür heraus.

  • Meridius blickte ihr nach. Ihr Hüfte wogte, sie schien bei jedem Schritt ihren Körper in Szene setzen zu wollen. Zog sie ihn auf? Wollte sie mit ihm spielen? Er konnt es sich nicht anders erklären. Mit einem Lachen entschied er sich sie erst einmal gleichfalls zappeln zu lassen. Wenn sie gehofft hatte, er würde ihr nachlaufen, hatte sie sich getäuscht. Für einen späteren Besuch auf ihrem Zimmer war immer noch Zeit.


    Mit einem Schulterzucken wandte er sich wieder seinem Tisch zu, setzte sich, griff nach einem Dokument und versuchte etwas zu arbeiten. Er registrierte jedoch schnell, dass er heute wenig Erfolg damit haben würde. Sie hatte ihm den Kopf bereits verdreht und an Arbeit war nicht mehr zu denken.


    In seiner Fantasie malte er sich aus, wie er sie verführen und nehmen würde. Die Erregung in ihm wuchs. Sein Stolz jedoch verbot es ihm sofort aufzustehen und sie aufzusuchen.

  • Valeria war sich nicht sicher, ob Meridius überhaupt schon auf war. Aber diese Sache duldete einfach keinen Aufschub mehr, denn das alles machte sie einfach nur krank und das wiederum schadete nicht nur ihr, sondern auch dem Kind, das sie in sich trug. Sie atmete noch einmal durch und klopfte dann energisch an die Tür.

  • Es klopfte energisch an der Türe. Meridius hatte sich gerade angekleidet, etwas gegessen und gelesen. Er blickte zur Türe und schüttelte den Kopf. Es musste wohl dringend sein.


    "Ja bitte!"


    Er legte den Brief beiseite - er war von seiner Schwester gewesen - und erhob sich aus seinem Stuhl.

  • Valeria trat ein. Und in dem Moment als sie den Pater Familias sah, schrumpfte ihre Entschlossenheit etwas. Sie schloss die Tür langsamer, als es nötig gewesen wäre, wandte sich dann um und sammelte sich einen Moment, ehe sie auf Meridius zu ging, der anscheinend gelesen hatte.


    "Salve, Meridius. Ich muss mit dir reden."

  • Es war Valeria. Wenn sie zu so früher Zeit sein Zimmer aufsuchte, langsam die Türe schloss und reden wollte, hatte es sicher nichts gutes zu bedeuten. Meridius nickte mit dem Kopf.


    "Nimm bitte Platz."


    Er wies ihr mit einer Handbewegung einen Stuhl zu und setzte sich ebenfalls wieder. Von Iulia vorgewarnt, glaubte er zu ahnen, was kommen würde...

  • Valeria sah auf den Stuhl und setzte sich nach einigen Minuten, in denen sie scheinbar ihre nächsten Worte zurecht legte. Sie sah Meridius geradewegs an. Wie sollte sie anfangen? Was genau sollte sie sagen? Die Wahrheit wäre wohl angebracht...


    "Also...ich...ähm... Gut. Ich will dich nicht belügen. Du weißt wahrscheinlich soweiso schon von Severas Vermutung. Und...naja, der Medicus hat mich untersucht und... Um es kurz zu machen..."
    Sie hielt den Atem an und machte sich auf ein Donnerwetter gefasst.
    "Ich bin schwanger."

  • Die Worte saßen. Iulia hatte sich in ihrer weiblichen Intuition nicht getäuscht. Sein Sohn und die Frau vor ihm hatten ihre Beziehung weitergeführt, auch wenn seine Anweisungen eigentlich klar gewesen waren. Ohne etwas zu sagen, blickte er sie an. Dann nach einem Moment des Schweigens öffnete er seinen Mund und sprach.


    "Und?"

  • Valeria war innerlich schon darauf gefasst, dass er aus der Haut fahren würde. Deshalb irritierte sie sein Verhalten nun sehr, denn er tat...nichts. Valeria war mit einem mal sehr nervös. Meridius hatte eine Ausstrahlung, die einem Pater Familias gebührte. Sie schluckte mehrmals, bekam den Kloß in ihrem Hals jedoch nicht weg. Ihre Hände zitterten leicht, aber das konnte sie verbergen, indem sie sie zusammenlegte.


    "Und...und Maximian macht sich ganz schreckliche Vorwürfe und... Ich möchte ihm sagen, dass ich keine Decima bin. Ich würde es nur ihm sagen, damit er mir nicht weiterhin ausweicht."


    Na fein, nun war es raus. Und Valeria hob den Blick wieder und sah Meridius erwartungsvoll an.

  • Meridius blickte sie fragend an.


    "Dass er Dir ausweicht ist also Dein größtes Problem? Er wäre Dir wohl besser vorher aus dem Weg gegangen, oder nicht?"


    Er wusste nicht recht, was er sagen konnte. Er erinnerte sich an das Gespräch welches er mit der jungen Frau damals auf den Märkten in Rom geführt hatte. Er erinnerte sich an den Pakt, an die Abmachung, den "Schwur", wenn man es so nennen konnte. War er zu nachgiebig gewesen? Hatte er zu sehr vertraut? Gehofft, dass nichts passieren würde?


    Er hätte seinen Sohn kennen müssen. Wenn er nur halbwegs nach ihm selbst kam... Mit innerer Enttäuschung registrierte er, dass in diesem Moment alles zusammenbrach.


    "Was gedenkst Du zu tun?"


    fragte er sie.

  • "Um ehrlich zu sein... ich weiß es nicht", gestand sie beschämt.
    "Und was Maximian angeht: ich kann das alles nicht allein schaffen, wenn du mich noch in der Gens behalten willst. Es ist deine Entscheidung, was mit mir geschieht, Meridius."


    Sie überlegte einen Moment, fuhr dann fort. Sie verteidigte Maximian sogar.


    "Maximian wird zur Legion gehen, er ist nicht davon abzubringen. Er hat mir auch gesagt, dass er der Familia nicht schaden will. Deswegen distanziert er sich von mir und will nicht wahrhaben, dass es trotz unserer Vorsicht passiert ist. Also wenn du jemanden bestrafst, dann mich. Wenn ich damals nicht nach Tarraco gekommen wäre...."

  • "... hätte er wohl eine andere Frau geschwängert."


    platzte es aus Meridius heraus. Er würde mit seinem Sohn noch ein Wörtchen zu reden haben. Er dachte nach. Für die Öffentlichkeit waren sie Cousin und Cousine. Daran führte kein Weg vorbei. Und wenn sie das Kind bekam, und sie bekam es... Maximian würde zu den Truppen gehen. Weder Mutter noch Kind sehen. Er fand keinen klaren Gedanken. Und als Peregrini...


    "Ich werde nachdenken müssen, was ich tue. Ich möchte keine vorschnelle Entscheidung treffen. Ich hoffe, dass Du dies verstehst."


    Er blickte zu ihr. Auch wenn sie sein Vetrauen missbraucht hatte, sie hatte Mut. Wohl mehr Mut als sein eigener Sohn.


    "Du wirst in der Zwischenzeit in der Casa bleiben. Und mit Maximian werde ICH reden. Ihr zwei habt schon genug geredet, ohne dass es etwas genützt hätte..."

  • Valeria hob eine Augenbraue. Das hätte sie nicht erwartet. Meridius sah nachdenklich aus und im nächsten Moment sagte er dies auch. Valeria nickte nur, schluckte abermals und sah auf die gefalteten Hände in ihrem Schoß herunter. Aber die Worte, die sie dann vernahm, ließen sie aufsehen. Sie verstand ihn und konnte es absolut nachvollziehen. Und außerdem war Maximian sein Sohn, doch...


    "Bei allem Respekt, Meridius, ich habe Maximian auf deinen Rat hin die Wahrheit über meinen Vater verschwiegen und ich habe ihm bis zum heutigen Tag nichts erzählt. Ich möchte ihm zumindest selbst die Wahrheit sagen können, ehe du mit ihm redest.
    Was den Rest angeht, werde ich tun, was du für richtig hältst."


    Hoffentlich hatte sie sich jetzt nicht wieder zu viel rausgenommen.

  • "Bei allem Respekt? Weißt Du was Respekt bedeutet? Wer ich bin? Welche Familie wir sind?"


    Er sah sie an.


    "Wir hatten eine Abmachung, wenn ich mich recht entsinne. Und heute kommst Du hier rein, und Deine einzige Sorge scheint zu sein, dass sich Maximian von Dir distanziert.


    Das Problem jedoch ist ein ganz anderes. Er ist der Sohn eines Senators, ein junger Mann, weder verlobt noch verheiratet, noch nicht einmal bei den Truppen, welchen er beitreten möchte, noch nicht einmal am Anfang einer Karriere, noch nicht einmal der Jugend richtig entwachsen, und Du machst ihn zum Mann und Vater. Soll er eine Familie gründen, bevor er sie ernähren kann?


    Ich bin Senator. Die Gens Decima entspringt dem Ritterstand. Auch wenn wir beide von Deiner wahren Herkunft wissen... Selbst wenn Du römische Bürgerin wärst, wäre dies kein kleiner Fauxpas den man einfach so mit einem Geständnis beseitigen könnte.


    Und für die Öffentlichkeit bist Du seine Cousine. Was erwartest Du? Dass ich hingehe und bekanntmache, dass Du doch nicht die Tochter meines Bruders warst? Dass Du ihm nur untergeschoben wurdest? Und dass Du statt dessen mit dem Sohn und Erben des Senators Decimus schliefst, vermutlich um ihm ein Kind zu machen und ihn so emotional hörig zu machen? Erpressbar zu machen?


    Du weißt, dass ich so nicht denke. Aber die Menschen tun es.


    Du erwartest von mir Respekt? Ich komme in meine Casa und muss mir ständig Geschichten anhören. Geschichten von dem einen, Geschichten von dem anderen. Und dann noch Respekt..."


    Er schwieg.

  • Nun kam es, das Donnerwetter. Valeria saß stocksteif auf ihrem Stuhl, in den sie die Finger gekrallt hatte, damit sie nicht so sehr zitterten und damit sie sie hier festhalten würden, in diesem Cubiculum und vor dem Pater Familias, der nicht der ihre war, bis es vorbei war. Sie wollte den Blick senken, wollte kleinbeigeben und im Boden versinken vor den ungerechten Worten, die er ihr entgegenschleuderte.


    Aber sie würde nicht schwach werden, nein, sie würde das hier aussitzen, für sich selbst, für Maximian und für das Ungeborene in ihrem Leib. Sie hielt seinem Blick stand und verzog nicht eine Miene. Ihre Gedanken rasten. Ungerecht, ungerecht, ungerecht! Es war nicht nur ihre Schuld, es war genauso gut Maximians Schuld! Nun füllten sich ihre starr geradeaus blickenden Augen mit heißen Tränen, die sich lösten und ihre Wangen hinabflossen. Sie ließ eine ganze Minute verstreichen, ehe sie den Mund öffnete und ruhige Worte sagte, die so gar nicht zu ihrer momentanen Verfassung und ihrer Gefühlswelt passen wollten.



    "Ich kann verstehen, dass du nichts auf deinen Sohn kommen lassen möchtest und ich kann verstehen, dass du mir die alleinige Schuld gibst. Ich unterschreibe dir jedes Dokument, das dies bestätigt, Meridius. Aber ich will Maximian nicht länger leiden lassen, weil ihn die Selbstbeschuldigung der Inzest verzehrt. Ich kann das nicht. Es ist falsch, selbst wenn ich mir damit alles zerstöre, was ich als seine Cousine und Angehörige der Gens Decima haben könnte.


    Es war und ist mir vollkommen egal, dass er dein Sohn ist. Du weißt, dass ich es nicht auf Geld abgesehen habe. Ich verstehe, dass die Menschen reden werden, wenn sie es nicht schon jetzt tun. Noch kann ich es verbergen, aber erwarte von mir bitte nicht, die Wahrheit schon wieder zu verleugnen, wie ich es bisher getan habe.


    Ich erwarte keinen Respekt von dir, aber ich hoffe, dass du das alles verstehen wirst und wir vielleicht doch noch einen gemeinsamen Weg finden. Es ist nun einmal geschehen, obwohl wir darauf geachtet haben, dass ich nicht schwanger werde. Ich habe das nicht geplant und ich würde alles geben, um es ungeschehen zu machen. Aber das kann ich nicht und ich werde Iuno nicht ins Gesicht schlagen, indem ich mich selbst dazu bringe, das Kind abzustoßen.


    Ich liebe ihn; und das wird auch noch so sein, wenn er in Germania oder sonstwo dient."

  • Meridius wollte sie schon unterbrechen, als sie mit reden und weinen begann, tat es dann jedoch nicht. Sie war ein Häuflein Elend. Mitgefühl stieg in ihm auf, doch er kontrollierte sich.


    "Ich habe nie gesagt, dass es Deine Schuld gewesen wäre. Maximian hat seinen Teil dazu beigetragen. Er musste davon ausgehen, dass Du seine Cousine bist, und es hat ihn dennoch nicht gehindert, Dich immer wieder aufzusuchen. Es ist sein Same, nicht der eines Gottes gewesen, welcher dich schwängerte. Es ist sein Sohn, und da hast Du vollkommen recht."


    Er hielt inne.


    "Dennoch möchte ich mit ihm reden. Ich bin sein Vater und dies ist mein Haus.


    Was mit dem Kind geschieht... Ich verlange nicht, dass Du es abstösst. Doch erwarte nicht von mir, dass ich meinen Sohn so einfach mir nichts, dir nichts, in eine Familie zwinge, welche so einfach nicht bestehen kann...


    Ich habe Dir gesagt, dass ich darüber nachdenken werde. Und egal welchen Weg wir gehen werde, ich verspreche Dir schon heute, dass ich immer für dieses Kind sorgen werde. Doch treib es nicht auf die Spitze. Ich hab Dir gesagt, dass ihr vorsichtig sein sollt. Ich hab klar und deutlich gesagt, dass Du die Finger von meinem Sohn lassen sollst. Ich lasse mich ungern unter Druck setzen und schon gar nicht erpressen."

  • "Ich..." Sie verstummte. 'Ich will dich nicht erpressen!' hatte sie sagen wollen. Aber das alles hatte keinen Sinn. So traten ihr erneut Tränen der Enttäuschung in die Augen. Wie hätte sie sich Maximian enthalten können? War er doch der Mann, den sie liebte! In diesem Moment fühlte sie sich so missverstanden wie niemals zuvor. Sie presste die Lippen aufeinander und senkte den Blick, ehe sie den Satz vollkommen anders beendete, als sie beabsichtigt hatte.


    "...danke dir", presste sie hervor.
    Etwas anderes wäre wohl auch sehr unhöflich gewesen. Wenn sie nicht den Cursus in der Schola angefangen hätte, wäre sie auf der Stelle nach Rom gereist, um Discipula zu werden und sich von Maximian fern halten zu können. Anders würde sie es nicht schaffen, das wusste sie jetzt schon.


    Nun saß sie also da wie ein Häufchen Elend und sah betreten auf ihre ineinander verkrampften Hände herunter; darauf wartend, was nun geschehen würde. Sie hätte sich entschuldigen können dafür, dass sie der Familia so viel Schande bereitete, deren Namen sie trug. Doch das konnte sie nicht.
    Sie kam sich allein und verlassen vor; am allermeisten von Maximian.

  • "Du brauchst mir nicht zu danken."


    sagte Meridius und seine Stimme wurde wärmer.


    "Pass lieber auf Dich auf. Du solltest Dir nicht zuviele Sorgen und Gedanken machen..."


    Er erhob sich.


    "Ich werde mit Maximian reden. Und er wird erfahren, wer Du wirklich bist. Das soll Deine geringste Sorge sein. Doch mehr kann ich heute nicht für Dich tun. Ich werde nach Dir rufen lassen, wenn ich eine Entscheidung gefällt habe, welche in unser aller Interesse liegt."

  • Valeria seufzte sehr leise und stand ebenfalls auf. Ihre Hände waren schwitzig und sie fühlte sich wirklich nicht gut. Ihr Kopf drehte und sie machtesich sowohl gedanken als auch Sorgen. Schließlich ging es nicht nur um ihre Zukunft. Sie hatte der gesamten Gens einen Knacks zugefügt, wenn das alles herauskam. Zu seinen Worten nickte sie nur noch einmal matt.


    "Danke", wiederholte sie noch einmal.
    Dann verließ sie das Cubiculum.

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