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Maximus Decimus Meridius
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- Cubiculum.
- Maximus Decimus Meridius
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Es war schon spät am Abend, als sich Meridius nach einem langen Arbeitstag in sein Zimmer zurückzog und endlich alle geschäftlichen Angelegenheiten hinter sich ließ. Sorgsam stellte er die Öllampe an seinen Platz, sein Blick viel auf das Mosaik, welches das Zimmer zierte, er entkleidete sich seiner Tunika und begab sich zu Bett.
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Er schlief nicht gut. In seinen Träumen kam immer wieder eine Frau vor, deren Gesicht ihm bekannt und vertraut vorkam, doch ihren Namen kannte er nicht. Sie stand vor ihm, dann verschwand sie, er rannte durch das leere Haus, niemand war da. Dann wieder ihre Stimme, und wieder das leere Haus, und plötzlich im Castellum. Auch hier alles menschenleer. Und dann der Senat. Auch dort totenstille.
Schweißgebadet wachte er auf.
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Meridius lag wach. Mit seinen Gedanken weilte er in Rom. Was SIE wohl gerade machte. Wie es ihr ging? Ob sie an ihn dachte? Wie schön sie doch wahr. Ob er sich zu Unrecht Hoffnungen machte? Wie er wohl ihr Herz erreichen könnte? Wenn sie doch nur nicht so schön war. Er wälzte sich auf die andere Seite. Ihre Augen waren so wunderbar. Und er liebte ihr Haar. Wenn sie es zusammengebunden hatte, aber auch wenn es ihr offen ins Gesicht fiel. Und dann ihr Lachen. Und ihre Wangen. Ihre Stirn. Und die kleinen Grübchen.
Meridius stand auf, ging zu einem kleinen Tischchen und wusch sich das Gesicht. Er atmete ein und aus. Dann ging er in seinem Zimmer auf und ab und legte sich wieder zu Bett.
Wie lange es her war, dass er genau so und nicht anders empfand. Vielleicht sollte er ihr einen Brief schreiben.
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Verehrte Julia,
ich bin gut in Tarraco angekommen. Seit meiner Abwesenheit hat sich dort doch einiges geändert und das Leben in Hispania ist überall am pulsieren. Es siedeln sich überall neue einflussreiche römische Familien an, anscheind hat es sich herumgesprochen, dass man im ländlichen und privaten Hispania ganz gut und angenehm leben kann. Und in der Tat, der alte Cato hätte an unserer Provinz seine helle Freude, erscheint sie doch von Tag zu Tag ur-römischer als das inzwischen zur Weltstadt gewordene Rom.
Die Arbeit im Castellum nimmt in der Zwischenzeit meine ganze Arbeit in Anspruch und dennoch, in den wenigen freien Momenten, in welchen ich einen klaren Gedanken fassen kann, verweile ich oft bei Dir in Rom. Wie geht es Dir? Was ist aus Deinen Plänen geworden, Deinen Verwandten in Hispania zu besuchen? Ich weiß nicht mal seinen Namen, denn mir verraten wolltest Du ihn - bei unserer letzten Zusammenkunft - nicht.
Ich hoffe, dass es Dir in Rom gut geht. Und mögen die Götter Dir gnädig sein und Dir ein langes Leben schenken.
Vale,
Meridius -
Meridius schlief auch in der Folgenacht nicht gut.
Immer wieder hatte er in seinen Träumen ihr Gesicht vor seinen Augen.http://www.imperium-romanum.in…es/avatars/avatar-230.jpg
Sie lächelte ihm zu und entzog sich dann.
Er versuchte sie zu erreichen, doch sie entschwand.
Er lief ihr nach, doch sie war immer schon ein paar Schritte weiter.
Er rief ihren Namen, doch sie hörte ihn nicht.
Er streckte seine Hand aus und ihr Körper zerrann.Julia.
Ihr Name war alles was ihm blieb.
Dann erwachte er.
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Meridius wälzte sich in seinem Bett.
SIE stand vor ihm.
Trat auf ihn zu und -
küsste ihn."Wie kommt es?"
"Du weißt es nicht?"
"Doch ich weiß es!"...
Er versuchte sie zu umarmen.
Sie entzog sich.
Er ging ihr nach....
Dann wieder nur Nebel.
...
Und wieder SIE.
Doch diesemal blieb sie,
entzog sich nicht aus seinen Armen.
Ließ sich küssen...
Ließ IHN gewähren... -
Meridius erwachte. Er hatte nicht gut geschlafen. Irgendwie schlecht geträumt. Und dann auch wieder nicht. Wenn er nur wüsste, was er geträumt hatte? Er dachte nach, konnte sich aber nicht erinnern. Oder doch?
IHR Gesicht stand noch vor seinen Augen, ihr Lachen, das Funkeln ihrer Augen...
Meridius erhob sich. Er ging zu einer kleinen Schale mit Wasser und erfrischte sich.
Was Julia wohl machte? Ob es ihr gut ging? Ob er sie je wiedersehen würde?
Was gab es heute zu tun? Die II. Cohorte war auf dem Weg nach Uttarae. Der Nachschub musste sichergestellt werden.
Er würde Arius damit beauftragen.Meridius nahm ein paar Trauben.
Irgendwie war die ganze Situation zum kotzen. Er fühlte sich ausgelaugt. Einsam.
Er verließ den Raum.
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Verehrte Julia,
verzeih, dass ich Dir erneut schreibe, doch seit meinem letzten Brief ist eine lange Zeit vergangen und ich habe von Dir keine Antwort erhalten. Es geht Dir doch gut? Du bist gesund? Wenn ich Dir irgendwie helfen kann, so lass es mich wissen.
In Hispania indess gehen die Dinge drunter und drüber. Ich weiß gar nicht wie viel ich Dir verraten darf, und ob ich es darf, doch denke ich, dass ich es Dir sagen muss, denn Du hast ein Anrecht darauf es zu erfahren.
Es mag unglaublich klingen, und Du wirst mir vielleicht vorwerfen, dass ich mit Deinen Gefühlen spielen würde, doch das tue ich nicht. Es liegt nicht in meiner Absicht Dir weh zu tun. Oder Dich zu verwirren. Und es fällt mir selbst am allermeisten schwer, hatten sich doch zwischen uns zarte Bande geknüpft, die mein Herz aufs erfreulichste erfüllten. Doch das darf nicht weiter sein. Deine Ehre ist mir wichtiger als mein persönliches Glück.
- Dein Mann lebt!
Ich habe ihn in Tarraco getroffen. Er hatte seinen Tod nur vorgetäuscht und eine neue Identität angenommen um einem geheimen Staatsauftrag besser nachgehen zu können, der Aufdeckung einer Verschwörung. Nicht einmal der Imperator war eingeweiht, und es hat mich selbst ebenfalls überrascht, als er plötzlich vor mir stand...
Ach Julia, ich weiß nicht was ich schreiben soll. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich weiß nicht, was ich denken DARF.
Am besten zu meidest mich. Am besten zu kommst nicht zu Besuch nach Hispania. Deine Gegenwart würde es mir noch schwerer machen als es eh schon ist. Jetzt wo Dein Mann wieder unter den Lebenden weilt, sinkt meine Hoffnung hinab zu den Toten.
Julia, verzeiht mir meine Ungestümheit und auch meine offenen Worte. Ich bin Soldat. Mein Leben gehört der Legion. Ich könnte Euch kein besserer Gemahl sein, als der, welchen ihr eh schon habt.
In tiefer Freundschaft und Anbetung verbunden
Meridius -
Livianus klopfte an Meridius Zimmer.
*klopf klopf*
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Meridius blickte auf.
"Was gibt es?"
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Livianus öffnete die Türe ein wenig und steckte seinen Kopf mit einem Lächeln auf den Lippen durch den Türspalt.
"Hallo Meridius. Verzeih mir die Störung. Ich wollte nur fragen ob bei dir alles in Ordnung ist? Du wirkst in letzter Zeit so angespannt. Ich bin ein wenig besorgt."
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"Danke der Nachfrage, es passt schon. Ich hab nur ein wenig Stress, und es kommen so viele Dinge zusammen."
Meridius erhob sich von seinem Stuhl.
"Wie läuft es bei Dir? Alles zufrieden? Ich weiß, ich habe immer soviel zu tun, dass ich kaum Zeit habe, mich um meine Familie zu kümmern..."
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Livianus öffnete die Türe weiter und trat in das Zimmer.
"Danke, bei mir ist alles in Ordnung. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen! Wir alle wissen, dass du viel um die Ohren hast. Und wenn wir dir irgendwie helfen können, brauchst du es nur sagen. Wir würden auch gerne einmal für dich da sein, so wie du ständig für uns da bist."
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"Oh, ihr seid ja für mich da. Ich merke es alleine dadurch, dass dieses Haus nicht leer steht. Und das erfüllt mein Herz schon mit einer Freude. Es wäre schlimm, wenn der Stammsitz der Gens Decima leer stehen würde... Und ich weiß auch eines: Es gibt wenige Familien, in denen der Zusammenhalt so groß ist, wie in unserer. Ihr entlastet mich in dieser Hinsicht sehr."
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"Es freut mich wirklich, dass zu hören!"
Livianus klopfte Meridius freundschaftlich auf die Schulter und ging zur Türe.
"Wenn du sonst noch etwas brauchst, dann weißt du ja wo du mich findest."
Mit einem freudigen Lächeln im Gesicht ging Livianus aus dem Zimmer.
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Meridius blickte ihm hinterher. Livianus würde mit Sicherheit einmal ein guter Truppenführer werden. Das menschliche Potential dazu hatte er, doch ob er auch das taktische und strategische Geschick, sowie die notwendige Härte haben würde, würde ganz alleine die Zukunft erzeigen.
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Mercator klopfte an und trat ein.
"Meridius! Ein hübsches junges Fräulein ist für dich gekommen. Sie wartet im Atrium. Du solltest sie nicht all zu lange warten lassen. So hübsche Frauen lässt man nicht warten."
Mercator schmunzelte.
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Meridius erhob sich von der Lektüre, kontrollierte ob seine Toga richtig saß und begab sich zur Türe. Dabei schmunzelte er.
"Nichts falsches interpretieren, Onkel. Meine Festung, die ich stürmen möchte, steht wo anders..."
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Meridius schlief auch diese Nacht wieder unruhig.
Er wälzte sich auf seinem Bett hin und her.
Immer wieder stand SIE vor ihm."Warum schweigst Du?"
Sie antwortete nicht."Lass mich Dich berühren!"
Sie entzog sich.Er folgte ihr.
Er streckte seinen Arm aus.Nichts.
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