Der Regen wurde etwas schwächer und in der Ferne waren sogar Sonnenstrahlen zu sehen - so sonnig es im Januar eben sein konnte. Für Lucius kam diese Entlastung aber zu spät - er war sowieso durchnässt und wollte nur noch nach Hause und raus aus den nassen Klamotten.
Also ging er während der Eingeweideschau direkt zum Haruspex und sah ihm scheinbar interessiert über die Schulter.
"Erklär' das Opfer gefälligst für angenommen!"
murmelte er ihm mit unverholener Aggressivität zu. Ihm war egal, was der Priester dachte - sollte er ruhig wissen, dass es ihm um den Schein ging! Ob das jetzt aus Respekt vor den Veteranen geschah oder weil es ihn einfach nicht interessierte - was die Wahrheit war - würde er sich ja nach Gusto selbst zusammenreimen können.
Wenn ein Tribun drohte, hatte das meistens Wirkung - so auch diesmal:
"Litatio!"
erklärte der Haruspex und die Menge jubelte. Der Petronier nickte nur zufrieden in seine Richtung.
Er wollte schon nach Hause gehen, als sein Blick auf den Weihestein fiel, der auch noch vor dem Tribunal stand - das hatte er ganz vergessen! Es musste also noch eine weitere Zeremonie folgen, die Lucius aber noch lustloser abspulte als das verhinderte Opfer: Ein Soldat, der das Blut aufgefangen hatte, kam mit der Schale zu ihm. Ein anderer soufflierte ihm ein weiteres Gebet, in dem der kleine Altar den drei Gottheiten geweiht wurde. Dann besprengte der Tribun den Altar mit dem Widderblut und zuletzt brachte er noch ein kleines Trankopfer darauf dar.
Dann endlich waren sie erlöst - zumindest vom aktiven Part. Denn nun hatten auch die entlassenen Veteranen Gelegenheit, auf dem von ihnen gestifteten Weihestein kleine Opfer darzubringen. Der Regen wurde dabei weniger, blieb aber stark genug, um die Entlassenen zur Eile zu mahnen. Trotzdem dauerte es Lucius viiiiiel zu lange, bis alle 54 Mann ihre Gaben gestiftet hatten - überhaupt war ihm nicht ganz klar, warum sie das nicht auch auf einen Tag mit besserem Wetter verschieben konnten!
Aber das Protokoll war natürlich einzuhalten - also zogen die Cohortes erst danach wieder in die Castra Praetoria zurück, während die Veteranen mit ihren Familien noch ein bisschen feierten...