Cena mit den Magistraten

  • "So eine Aufgabe schon als Quaestor!" bemerkte der Kaiser anerkennend. Es war zwar nicht völlig ungewöhnlich, dass ein Quaestor Spiele veranstaltete. Regulär war es aber eigentlich erst die Aufgabe der Aedilen.


    Womit er gleich beim nächsten Gast war: "Aurelius, du warst vor deiner Amtszeit ja ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt, was die Ausrichtung von Spielen angeht." Die Totenspiele für Tiberius Durus und Palma waren ja recht eindrucksvoll gewesen. "Bist du auch mit deinen Ludi zu den Saturnalien zufrieden?" Damit hatte auch Lupus die Gelegenheit, ein paar Worte über seine laufende Amtszeit zu verlieren.

  • Aufmerksam beobachtete Sextus vor allen Dingen den amtierenden Consul. Er konnte dessen Gedanken ja fast beinahe hören. Sextus war sich sicher, würde er nicht hier ebenfalls liegen, die Worte des Claudiers wären gänzlich anders ausgefallen und weit weniger diplomatisch formuliert sein. Aber gut, wenn der Claudius einen Abend lang Frieden halten wollte, würde Sextus ihn nicht mutwillig brechen.


    “Rom hatte schon sehr lange keine Tierhetzen mehr, so dass ich denke, dass diese Art der Zerstreuung gut angekommen und aufgenommen wurde. Angesichts der Vielfalt an Zerstreuung insgesamt zu den Saturnalien waren sie aber wohl ein Stein in einem größeren Mosaik.
    Leider hat es sich zu den Compitalia nicht ergeben, Gladiatorenspiele zu veranstalten. Einige der Gladiatoren waren krank geworden, wieder andere schon anderweitig verplant... Zudem hatte ich gehört, dass die Germanitas Quadrivi für diese Feiertage schon Beschlüsse gefasst hatten, so dass ich ihnen und den Magistri Vici den Vortritt ließ, was die Zerstreuung des Volkes anging. Ohne vernünftiges Programm mit namhaften Teilnehmern wäre dies ohnehin eher eine klägliche Darbietung geworden.
    Und den Bereich der Wagenrennen hat Claudius ja mehr als genügend abgedeckt.“
    Manche mochten sagen, dass er mit der Anzahl der Wagenrennen den Markt etwas übersättigt hatte. Ein Grund mehr, warum Sextus hierauf verzichtete.

  • "Über die Anzahl der Wagenrennen kann das Volk sich in diesem Jahr sicherlich nicht beklagen." bestätigte der Kaiser mit einem Schmunzeln. "Und wie steht es um deine Markt-Projekte? Meine Gattin berichtee ja über eine Revision der Lex Mercatus. Glaubst du, dass sie noch in diesem Jahr fertig wird?"

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  • “Oh, da bin ich sogar gänzlich sicher. Sie ist soweit fertig, auch dank der Mithilfe meines jungen Tiros hier. Ich gestehe, als ich die Einladung für heute erhalten habe, bin ich der irrigen Annahme aufgesessen, dass es sich um eine private Audienz handeln würde und nicht um ein Abendessen. Daher habe ich sogar eine Abschrift der nun endgültigen Fassung dabei, in der Annahme, sie mit dir einmal durchsprechen und deine Gedanken dazu hören zu können. Allerdings denke ich, dass dies den Rahmen dieser Cena mehr als sprengen würde. So es dich interessiert, möchte ich dir also gerne die Abschrift zum Abschluss des Abends dann überreichen für dein privates Studium, damit du im Bilde bist. Die Abstimmung darüber strebe ich in der nächsten Woche an.“

  • "Sehr gerne." antwortete der Kaiser mit einem Lächeln. Er interessierte sich zwar nicht sonderlich für Gesetze. Aber seine Rechtsabteilung sollte doch einmal prüfen, ob das Gesetz seinen Interessen widersprach.
    Dann bedachte er den erwähnten Tiro mit einem freundlichen Blick. "Und wie war noch gleich dein Name, junger Mann?" Severus wusste nicht, ob man sie bereits vorgestellt hatte. Sein Nomenclator war aber zu weit weg, um ihm hier auszuhelfen.

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  • Sim-Off:

    Hoppla, ganz übersehen!


    Der Tiro war offensichtlich zu aufgeregt, um zu antworten, aber der Nomenclator war schon zur Stelle: "Tiberius Valerius Flaccus, Augustus!" erklärte er und der Kaiser nickte.
    "Nun, Valerius, du wirst sicherlich viel lernen können bei Aurelius Lupus. Sei also aufmerksam." Damit hatte er den etwas wortkargen jungen Mann wohl ausreichend gewürdigt.


    Das Essen wurde aufgetragen und nahm seinen Gang. Der Kaiser erzählte ein paar Anekdoten aus Asia. Man tauschte sich über den neuesten Klatsch in Rom aus. Ein ganz normales Gastmahl unter Aristokraten eben.
    Als am Ende noch einmal Wein aufgetragen wurde, griff Severus aber doch noch ein Thema auf, das für seine Gäste vielleicht etwas relevanter war: "Meine Herren, ehe wir auseinandergehen, habe ich noch ein kleines Anliegen: Ich habe es mir zum Vorsatz gemacht, denen, die sich für unser Staatswesen engagieren, auch eine Anerkennung zu schenken. Ich habe deshalb meinen A Rationibus befragt und würde gern jedem von euch" Mit Ausnahme des Tiro Fori natürlich! "ein Stückchen Land anbieten, das euch ein wenig für dieses Jahr voller Mühen und Entbehrungen entschädigen soll." Er lächelte in die Runde. Bisher hatten sich alle Ex-Magistrate extrem über dieses Angebot gefreut.

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  • Im weiteren Verlauf der Unterhaltung hörte Menecrates zwar zu, drosselte aber seine Aufmerksamkeit auf ein notwendiges Maß. Der Tiro Flaccus interessierte ihn kaum. Stattdessen heftete er seinen Blick an Gegenstände, verweilte bei seinem Quaestor oder streifte den Kaiser, wenn dieser sprach. Er gestattete es sich allerdings nicht, mit den Gedanken abzuschweifen oder seine nachfolgenden Termine durchzugehen.


    Die Phase, in der alle zu Wort kamen, mündete in eine Ankündigung. Menecrates wandte den Blick zum Kaiser, während er das Gehörte kurz nachklingen ließ, um es zu realisieren. Das war wieder einer der überraschenden Momente, die keiner vorhersagen und auf die man sich schlicht nicht vorbereiten konnte. Natürlich fühlte sich Menecrates geehrt und darüber hinaus in seiner Arbeit wertgeschätzt. Hinter ihm lag ein langes Leben, aber häufig genug gab es wenig oder gar keine Anerkennung für Leistung. Dabei fuhr er auch früher nie halbes Tempo. Im Zeitraffer ging er die Kaiser der Vergangenheit durch und kam zu dem Schluss, dass er wahre Wertschätzung nur bei Valerianus erfahren hatte. Die Götter mochten es gut mit dem Reich meinen, weil erneut ein Kaiser regierte, der mit Sachverstand und Fingerspitzengefühl agierte. Vielleicht manchmal etwas zaghaft, aber nie unüberlegt.


    "Ich erkenne den Ansatz: Für uns bedeutet das Angebot Wertschätzung der Person und Anerkennung einer überdurchschnittlichen Leistung, was sich sehr gut anfühlt. Aber die Geste bewirkt noch viel mehr. Sie motiviert - nämlich uns, nicht nachzulassen, und sie motiviert andere, es uns gleichzutun. Motivation ist die Triebfeder all unseren Tuns. Mich fragte erst kürzlich ein junger, noch weitgehend unbekannter Mann, wie ich zu derart viel Land gekommen bin. Ich sagte ihm, dass natürlich der überwiegende Teil ein Familienerbe ist, aber darüber hinaus auch der Lohn für Fleiß, Einsatz und Aufopferung."
    Menecrates lächelte, bevor er fortfuhr. "Wenn mich morgen jemand fragt, wie ich zu diesem neuen Stückchen Land gekommen bin, werde ich sagen: Jeder, der Willens ist, kann es sich verdienen. Es kommt nicht zugeflogen, aber es ist für jeden machbar. Vielen Dank, mein Kaiser. Ich nehme dein großzügiges Angebot selbstverständlich an, weil es einer Auszeichnung gleichkommt."

  • Der Rapport des Aurelius hinsichtlich der ausgefallenen Compitalia war dem Quaestor nicht unbekannt, hatte er doch selbst ebenfalls dies im Auftrag des Consul erörtert, und auch mit die Lex Mercatus hatte er sich bereits bewandert gemacht, da doch der Aedil seine Anverwandten und ihn bereits zu einer Erörterung dieses Projektes hatte geladen. Im Verlaufe des Mahles hingegen erfuhr er doch die ein oder andere Novität hinsichtlich der Hautevolée der Metropole, da doch seit der Absenz seines Vaters die Zahl der Gastmählern, auf welchen sich ihm Gelegenheit hätte geboten, sich diesbezüglich auf den neuesten Stand zu versetzen, merklich war zurückgegangen, nachdem ein Quaestor eben doch nicht jenes Prestige genoss wie ein Consular selbst. Insofern lauschte er durchaus mit Interesse und mühte sich hier wie dort, sich eines geistreichen Kommentars zu befleißigen oder seine eigenen Informationen beizusteuern, insonderheit hinsichtlich seiner Ehepläne mit Cornelia Philonica, um das Gespräch zu beleben.


    Als schlussendlich der Aquilius ihnen allen ein Grundstück offerierte, war der junge Flavius indessen weitaus erstaunter denn hinsichtlich der projektierten Eheverbindung eines namhaften Consulars, welche zuvor sie hatten erörtert, sodass mit Staunen er jene Worte quittierte. Bisherig hatte der Jüngling stets nur den Besitz seiner Familie verwaltet, doch nun gewann er nach dem Präsent des Claudius bereits das zweite Stücklein Land binnen kürzester Zeit als sein Eigentum, was die Frage aufwarf, ob die Expansion des flavischen Besitzes mit dergestalter Velozität auch im Weiteren seinen Lauf würde nehmen.
    Jene schwindelerregenden Gedanken hingegen wurden unterbrochen, als der erfahrene Menecrates sogleich einige wohlgesetzte Dankesworte formulierte, denen anzuschließen dem jungen Gracchen geboten erschien:
    "Auch ich danke dir, werter Princeps. Mein Vater empfing zwar ebenfalls von dir kürzlich erst ein stattliches Gut, welches bereits er intensiv zu bewohnen die Freude hatte, doch hätte ich niemals erwartet, dass auch mich für meine bescheidenen Dienste eine derarte Auszeichnung ereilt!"

  • Tiberius hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört und gelernt. er glaubte erkannt zu haben, dass der Imperator sine stellung nutzte um auf erstaunlich subtile Weise die Agenda des abens zu lenken. Eine Kunst, die für den Kaiser sicher eine nützliche Fähigkeit darstellte.


    Als nun der Kaiser ihn aber plötzlich selbst ansprach, versagten ihm die Nerven kurzzeitig und ein Klos im Hals gepaart mit der Überraschung ließ seine Sprechfähigkeit plötzlich versagen. Und dann hatte der Nomenclator auch schon wieder die Kontrolle übernommen, wie es seine Aufgabe war. Der Imperator wandte sich sodann auch wieder den wichtigen Dingen zu und Tiberius war froh aus dem Fokus der Aufmerksamkeit entrückt worden zu sein. Gleichwohl war er natürlich wütend auf sich, dass seine Nerven ihm diese Möglichkeit versaut hatten. Aber naja.


    So nickte er auf die Aussage des Kaisers, die eher ei Lob des Aurelius war, ernsthaft.


    "Jawohl, mein Kaiser.", was den Imperator augenscheinlich auch zufrieden stellte.


    Und Tiberius verfolgte weiterhin das Gespräch.

  • Die Einlassung des Kaisers kam in der Tat unerwartet. Und doch konnte sich Sextus nicht gänzlich darüber freuen. Oh, nach außen hin natürlich schon, da zeigte er eine offene Überraschung und ein zufriedenes Grinsen, wie man es wohl erwarten durfte bei so einem großzügigen Geschenk. Aber hinter der Fassade machte Sextus sich natürlich seine Gedanken.
    Wäre dies ein Gespräch nur unter ihnen beiden gewesen und der Kaiser hätte ein Grundstück offeriert, wäre Sextus wohl dem Fehler aufgesessen, sich geschmeichelt zu fühlen und gegebenenfalls seine Meinung über den Kaiser noch einmal zu revidieren. Da dieses Geschenk aber weit weniger exklusiv war, sondern hier in dieser Gesellschaft einen durchaus sehr generellen Charakter erhielt, bestand nicht die Gefahr einer emotionsgeprägten Beurteilung der Situation. Sextus beurteilte die Leistungen der drei hier anwesenden Magistrate durchaus sehr unterschiedlich, daher war eine einheitliche Belohnung da entgegen seinem Empfinden. Aber gut, einem geschenkten Gaul sollte man nicht zu tief ins Maul sehen, und Landbesitz war auch abseits einer Auszeichnung erstrebenswert.
    “Ich möchte dir für deine außerordentliche Großzügigkeit meinen Dank aussprechen, mein Kaiser“, schloss also auch er sich artig den Lobhudeleien an, ohne allzu blumig zu werden.

  • Der Kaiser lächelte zufrieden über die Dankesbekundungen. Selbst wenn sie unterschiedlich ausfielen. "Der A Rationibus hat sich informiert, wo etwas Land für euch gelegen käme. Flavius, dein Gut befindet sich unweit Ostia." Das war natürlich näher an Rom und daher wertvoller. Dafür war es ein bisschen kleiner zugeschnitten. "Claudius, dein Land liegt bei Tibur und deines, Aurelius, unweit von Mantua." erklärte er die Lage der Grundstücke.
    "Ich hoffe, ihr habt alle ein wenig Freude mit dem neuen Besitz." fasste er dann zusammen.


    Sie tranken noch ein oder zwei Becher Wein. Danach verabschiedete sich der Kaiser von seinen Gästen. Morgen waren die nächsten Magistrate geladen. Und außerdem hatte ein Kaiser immer Arbeit am nächsten Morgen.

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  • Wenn der Rationibus Nachforschungen angestellt hatte, musste es wohl stimmen, dass Menecrates im Raum um Tibur bereits über Land verfügte. Zuhause würde er seinen Vilicus danach befragen und gemeinsam mit ihm planen, welche Nutzung das neue Stück Land erfahren sollte.


    "Ich bin sicher, es wird mehr als nur ein wenig Freude sein." Er schaute vom Kaiser zu seinem Quaestor und erkannte auch bei ihm Freude. Dementsprechend verlief der Rest der Cena erquicklich.
    Menecrates verließ unmittelbar nach dem Kaiser die Zusammenkunft, um recht vergnüglich den Nachhauseweg anzutreten.

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