Wie ein Vogel so frei ...

  • "Nein, … nicht schlimm", verneinte Mara die Frage verlegen lächelnd und ihre Wangen fühlten sich noch heißer an, als Lyciscus sie sanft am Kinn berührte. Mit einem Nicken bestätigte sie sogleich, dass sie Lyciscus etwas von Rom zeigen würde, vorausgesetzt sie hätten die Gelegenheit dazu … und: "Und auch sonst, wenn du etwas brauchst oder wissen willst, … egal was es ist, … dann musst du es nur sagen, ich helfe dir sehr gerne", versprach die junge Griechin bereitwillig darüber hinaus, ihm quasi jeden Wunsch erfüllen zu wollen. Egal was es ist? Naja, natürlich klammerte Mara dabei gedanklich einige Wünsche aus in der Hoffnung, dass Lyciscus schon verstehen würde wie sie es gemeint hatte. Oder würde er womöglich das Angebot miss verstehen und ihre Gutmütigkeit ausnutzen? Mara wusste ja so gut wie nichts über den Thraker. Hinzu kam, dass die junge Griechin seit ein paar Tagen sehr verunsichert war und versuchte unter der Sklavenschaft nicht aufzufallen, nachdem einer Sklavin vor kurzem schlimmes angetan worden war. Aber davon wusste Lyciscus eventuell gar nichts, da er zu der Zeit noch gar nicht hier gewesen war.


    Mara hatte die schrecklichen Szene mit ansehen müssen, da alle Sklaven den Befehl erhalten hatten der Bestrafung beizuwohnen. Und sie hatte genau beobachtet, dass der Befehl der Claudia einigen Sklaven sehr gelegen kam, um ihre Triebe an der armen Iduna zu befriedigen. Ob jene Sklaven Lyciscus davon erzählt haben, was für einen "Spaß" er da verpasst hat? Wie hätte Lyciscus in dieser Situation wohl reagiert? Sich dem Befehl der Herrschaften zu entziehen wäre wohl sehr schwer gewesen - wenn auch nicht unmöglich - ohne selbst eine Bestrafung zu riskieren. Wie auch immer. Eigentlich war Mara sich ganz sicher, dass Lyciscus nicht so war wie diese Sklaven und er einen Weg gefunden hätte, doch sie war auch sehr froh, dass der Thraker gar nicht erst in diese unerträgliche Situation gebracht worden war.


    Zum Glück zerstreuten die Erzählungen des Thrakers von der "Freiheit" schnell wieder Mara´s Gedanken und gebannt hörte sie ihm weiter zu (und nicht nur sie). "Ein bisschen Zeit für uns,… sich frei fühlen … das wäre wirklich wundervoll", wisperte Mara andächtig und seufzte leise. Die letzten Saturnalien lagen schon wieder so lange zurück. Doch eigentlich hatte eine Leibsklavin auch an diesen Feiertagen nicht wirklich Zeit für sich, da die Wünsche und Bedürfnisse der Herrin immer Vorrang hatten: "Du würdest sie wirklich fragen? … " In Mara´s Augen funkelten erwartungsvoll, doch auch ein trauriger Glanz spiegelte sich in ihnen: "Ich weiß nur nicht, ob das so eine gute Idee ist … zumindest nicht dieser Tage … und ... du bist noch nicht lange hier und wir … wir Sklaven sollten wirklich froh sein, dass es uns hier so gut geht und wir müssen unserer Herrschaft auf Knien dafür danken! Wir dürfen nichts weiter verlangen, noch dürfen wir sie mit unseren Belangen belästigen. …Ich …ich möchte nicht, dass die domina verärgert wird und ich möchte auch nicht, dass du wegen mir Ärger bekommst, Lyciscus. … Lass uns damit noch warten, bitte, ja? .. Aber ich danke dir sehr, dass du das für mich tun würdest ", wehrte sich die junge Griechin regelrecht gegen den Vorschlag, da sie wieder an die Geschehnisse vor Tagen denken musste.


    Just in dem Moment entschied Prisca einzuschreiten. Sie löste sich aus dem Schatten und schritt gemächlich um die Säule herum auf die beiden Sklaven zu. Sie näherte sich dabei im Rücken des Thrakers, sodass zuerst Mara die Aurelia erblickte. "Domina!! … Du hier?", entfuhr es der jungen Griechin sogleich und der erschrocken klingende Tonfall passte hervorragend zu den aufgerissenen Augen, als hätte Mara soeben einen Geist erblickt.


    "Natürlich bin ich hier, Mara. Ich wohne hier, hast du das etwa vergessen? …Aber schön zu hören, dass du mich mit deinen Nichtigkeiten nicht zu belästigen gedenkst", bemerkte Prisca nur mit einem süffisanten Lächeln, ehe sie den Blick zu Lyciscus schweifen ließ. Mit einer hochgezogenen Augenbraue nahm sie den Keks in seiner Hand zur Kenntnis: "Und? Schmeckt´s?", fragte sie mit schnippischer Stimme ihren Leibwächter und fügte an: "Ich hoffe doch. Nicht, dass Fortuna mir am Ende schlecht gesonnen ist, nur weil ich nachlässig mit der Auswahl der Kekse war. … Darf ich auch Einen probieren ... sind überhaupt noch Kekse da?". Die Aurelia machte eine kurze Pause und blickte scheinbar amüsiert zwischen ihren beiden Sklaven hin und her. Mara rührte sich nicht und sie wagte auch nicht zu sprechen, sondern kaute nur nervös an ihrer Unterlippe. Diesen Tonfall und diese Art kannte sie nur zu gut. Zudem wusste Mara, dass auch die Aurelia Kenntnis von der Bestrafung der Sklavin hatte und wie sie darüber dachte: Natürlich ging Prisca diese Angelegenheit nichts an, doch sie begrüßte es sehr, dass Sassia bei dieser (angeblich) unbelehrbaren Sklavin hart durch gegriffen hatte. Solche drakonischen Maßnahmen waren eben angebracht, sonst würden die Sklaven irgendwann ihren Herrschaften auf der Nase herum tanzen … apropos herum tanzen, muss ich mir bei meinen beiden Sklaven etwa Sorgen machen? ...Abwartend hielt Prisca die rechte Hand auf, während sie auf Antworten hoffte ...

  • Lyciscus lehnte noch lange an der Wand, aufmerksam betrachtete er die Griechin und lauschte ihren Worten. Natürlich würde er Aurelia Prisca um Erlaubnis bitten, Mara hatte einige Dinge erledigt, die der Thraker sehr schätzte, das sie nun auch noch mehr für ihn machen wollte, brachte den Mann ein wenig in Verlegenheit. Kurz kam den Sklaven ein Gedanke, so fragte er sich, wo eigentlich seine Herrin geblieben war, schließlich war doch schon etwas Zeit vergangen, jedoch störte es ihn nicht das sie noch nicht aufgetaucht war, er genoss die Gespräche mit Mara, und so war der Gedanke auch wieder verschwunden.


    Die Sklavin hatte schon recht, es lag nicht in Lyciscus Absicht die Herrin zu belästigen, oder gar einen ärger herauf zu beschwören, sie wurden sehr gut behandelt, und dafür war der Thraker natürlich auch äußerst dankbar, schließlich hätte es viel schlimmer kommen können. Der Sklave grinste Mara an "Du hast vollkommen recht, natürlich können wir warten bis es einen besseren Zeitpunkt dafür gibt. Und Du musst Dich nicht dafür bedanken... ich sage Danke!" Lyciscus überlegte noch kurz und fügte dann seinen Worten noch etwas hinzu "Aber zulange sollten wir uns auch nicht Zeit damit lassen, wer weiß ob ich bis dahin meinen Kopf noch trage!" obwohl der Sklave mit diesen Worten ein wenig zu lachen begann, wusste er das es durchaus der Wahrheit entsprechen könnte.


    Gerade als der Sklave einen weiteren Biss in seinen Keks vornehmen wollte, bemerkte er das Mara völlig erschrocken hinter ihn blickte und seine Domina ansprach. Rasch löste er sein gemütliches lehnen und verbeugte sich zugleich in Richtung seiner Herrin, die Hand klopfte er an die Schulter "Domina." er fragte sich wie lange sie wohl schon in näherer Umgebung gewesen war. Auf ihre frage ob der Keks schmecken würde, antwortete der Thraker nicht, stattdessen ließ er diesen schnell mit seinen Händen hinter seinen Rücken verschwinden, während er diese verschränkte. "Vergebung Domina, ich wusste nicht das diese für ein Opfer gedacht waren, ich konnte dem Duft nicht widerstehen." sollte er ihr etwa einen Keks bringen da sie danach gefragt hatte, da Mara sich nicht wirklich bewegte, schritt Lyciscus zum Korb und nahm einen Keks heraus, ehe er damit zu Aurelia Prisca ging und ihr diesen überreichte. "Sie sind wirklich köstlich." grinste der Sklave seiner Herrin entgegen, ein versuch die Situation etwas zu mildern. Erst jetzt hatte sein Auge die Domina komplett erblickt, da der Schock etwas nachgelassen hatte, und obwohl sie schlechte Laune hatte, wie es Mara ja schon bereits angekündigt hatte, gefiel dem Thraker was er zu sehen bekam. Es war wohl völlig egal in welcher Stimmung man Aurelia Prisca vorfand, ihre Ausstrahlung und ihre Schönheit waren immer ein Genuss für das Auge. Lyciscus hatte keine Ahnung was wohl als nächstes folgen würde, eine Bestrafung, laute Worte, nun, anscheinend würde der Sklave dies nicht mal mitbekommen, da er mal wieder in seinen Gedanken vertieft war, bei dem anblick dieser wundervollen Frau.

  • Für Mara war die Aurelia bildlich gesehen ein Vulkan, bei dem man nie wusste wann er das nächste Mal ausbrach. Oft blieb es nur bei ein paar harmlosen Rauchschwaden oder ein paar Feuerzungen, doch ab und zu gab es auch gewaltige Eruptionen, bei denen man sich lieber schnell in Sicherheit brachte. Doch hier und jetzt gab es dieses Alternative nicht, also blieb die junge Griechin stumm auf ihrem Platz stehen und sah demütig zu Boden während sie insgeheim betete, dass der Vulkan heute nicht ausbrechen würde. Prisca kannte zwar den Vergleich mit dem Vulkan nicht, aber sie wusste natürlich, dass man bei den meisten Sklaven den gewünschten Effekt am schnellsten erzielte, wenn man die unberechenbare und strenge Herrin gab. Bei ihrer Leibsklavin funktionierte das auch bestens und manchmal ertappte sich Prisca dabei, wie sie es regelrecht genoss die junge Griechin mit ihrer Unberechenbarkeit schier zur Verzweiflung zu bringen. Bin ich böse, weil ich mir einen Spaß daraus mache sie zu ängstigen? Nein, die Aurelia hielt sich nicht wirklich für böse, aber sie hatte auch kein schlechtes Gewissen dabei.


    Zunächst ignorierte Prisca die Leibsklavin bewusst, während ihre Augen auf Lyciscus ruhten und sie ihm dabei zu sah, wie er seelenruhig einen weiteren Keks aus dem Korb nahm und diesen in ihre Hand legte. Bei ihm werde ich mit dieser Masche wohl nicht so viel Erfolg haben wie bei Mara, aber das will ich auch gar nicht, dachte sie nur, als der Thraker ihr wieder mit diesem Grinsen tief in die Augen sah, wie er es bereits auf dem Sklavenmarkt getan hatte. Und wieder spürte Prisca dieses sanfte Kribbeln unter der Haut, wie sie es oft verspürte wenn sie den Blicken der Männer gewahr wurde, die augenscheinlich ihre Schönheit bewunderten. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass es mir nicht gefällt so angesehen zu werden… Selbst von einem Sklaven ..nun ja, er ist ja auch kein gewöhnlicher Sklave. Ganz in Gedanken ertappte sich Prisca dabei, dass sie gerade im Begriff war den Sklaven zu verteidigen und schlimmer noch, dass sie seine Blicke sehr genoss und er es damit tatsächlich schaffte, ihre Stimmung zu heben.


    "Es ist nicht deine Schuld, Lyciscus …", entgegnete Prisca auf die Entschuldigung ihres Leibwächters und schenkte ihm ein gütiges Lächeln, ehe sie mit einem strengen Blick zu Mara sah. Die junge Griechin bemerkte den Blick und duckte sich gleich noch mehr, was wiederum der Aurelia innerlich Freude bereitete. Gleichzeitig kam der Aurelia spontan der Gedanke für einen weiteren Test ihres neuen Leibwächters. Also spielte sie dieses Spiel noch ein wenig weiter, indem sie so tat als würde sie sprichwörtlich "aus einer Maus einen Elefanten machen": "Mara! Hatte ich dir nicht befohlen, dass du Lyciscus über das heutige Opfer aufklären sollst? Stattdessen lässt du zu, dass er ahnungslos die ganzen Opfergaben auf isst. … Aus meinen Augen! Hole neue Kekse aus der culina und dann begib dich zur Mauer! Dort wartest du bis ich über deine Bestrafung entschieden habe", herrschte Prisca ihre Sklavin an und natürlich erzielte sie den gewünschten Effekt bei Mara, die beinahe vor Verzweiflung auf die Knie gefallen wäre. Entsetzt und ungläubig starrte Mara ihre Herrin an, ehe sie ergeben nickte und schluchzend davon rannte.


    Arme Mara! … Naja sie wird es überleben Nun tat es Prisca fast wieder leid, dass sie ihre Leibsklavin heute absichtlich zu Unrecht beschuldigte, nur, um den neuen Sklaven zu testen. Aber gut. "Lyciscus … Komm mit!", sprach Prisca ihren Leibwächter mit sanfter Stimme an und deute ihm, sie zu begleiten: "Du wirst die Peitsche führen. Ich denke fünf Hiebe sollten reichen um Mara´s Gedächtnis wieder zu auf zu bessern. Sie wirkt mir schon seit längerem viel zu nachlässig bei ihren Arbeiten. Oder wären zehn Hiebe eventuell angebrachter ...?" Mit dieser augenscheinlich offenen Frage setzte sich die Aurelia in Richtung der Sklavenunterkünfte in Bewegung, hinter denen die besagte Mauer zu finden war.

  • Lyciscus befand sich wie immer tief in seinen Gedanken, seine Domina war wieder einmal von Schönheit nicht zu übertreffen, umso schwerer war es die Blicke von ihr abzuwenden. Der Sklave hoffte dennoch das sich die Stimmung der Domina etwas heben würde, vermutlich würden sie wieder den ganzen Tag miteinander verbringen, auch wenn der Thraker eine sehr gute Stimmung hatte, so könnte es die Frau sicherlich schaffen diese zu zermürben. Andererseits, vielleicht würde die schlechte Laune einen Effekt in Lyciscus erzielen, den er sich eigentlich sogar wünschen würde, sein Gefühlschaos machte ihn nämlich schon seit dem ersten Tag wahnsinnig.


    Sie sprach dem Sklaven keine Schuld zu, eine Erleichterung für den Mann, jedoch folgten nicht so schöne Worte, die an Mara gerichtet waren. Lyciscus schluckte kurz, Verwirrung durchströmte seinen Schädel, die Leibsklavin konnte doch absolut nichts dafür, alles was hier vorgefallen war, konnte man dem Leibwächter zuschreiben. Der Mann wusste in diesem Moment nicht wie er reagieren sollte, völlig schockiert blickte er Mara hinterher wie diese den Raum in eile verließ. Noch im selben Augenblick wollte der Thraker auf seine Domina einreden, doch er fand keine passenden Worte, zu viele Gedanken machten sich gleichzeitig in seinem Kopf breit. Stattdessen sprach seine Domina weiter, doch was er nun zu hören bekam, versetzte ihn einen schmerzhaften Stich in die Brust.


    Er sollte eine Peitsche führen und die arme Griechin damit bedienen, dabei darf er sich auch noch aussuchen wie viele Hiebe wohl angebracht wären. Diese Frau hatte doch gerade den Verstand verloren, oder hörte der Thraker etwa nicht richtig, befand er sich vielleicht noch in irgendeiner seiner Tagträume, nun diese hätten sicherlich nicht dieses ausmaß an Böse Gedanken hervorgebracht. Lyciscus war völlig überfordert mit der Situation, so versuchte er tief durch zu atmen und wieder Vernunft anzunehmen. Als er den Status der Ruhe erreicht hatte, überlegte der Thraker kurz, ob das nun das wahre Gesicht seiner Herrin ist, oder war es etwa nur die Laune die sie zu solch einer tat bewegten. Positiv empfand er jedoch, das sein Gefühlschaos gerade eben verschwunden war, so verblasste, wenn auch nur minimal, die Schönheit aus dem Gesicht von Aurelia Prisca. Der Sklave legte immer schon sehr viel wert auf den Charakter eines Menschen, das seine Herrin wohl die schönste Frau in Rom war, konnte man nicht bezweifeln, jedoch konnten solche Aktionen sehr wohl die Schönheit überdecken, zumindest in den Augen des Thrakers.


    Lyciscus wollte nicht das es so weit kommen würde, er hatte nicht damit gerechnet das es so ausarten würde, doch niemals würde er Mara Schmerz zufügen wollen. Natürlich hatte er seiner Domina die Treue geschworen, ja er würde sein Leben für sie geben wenn notwendig, aber diesen Befehl, konnte er nicht ausführen. Es wäre mehr als ungerecht wenn Mara für sein Missgeschick bestraft werden würde, also war es notwendig Partei für sie zu ergreifen "Halt Domina!" mit diesen Worten packte er sanft die Hand von Aurelia Prisca und hielt sie zurück. "Bitte lass mich erklären, Mara trifft keinerlei Schuld, sie hatte nicht bemerkt das ich einen Keks aus den Korb genommen hatte." verzweifelte Blicke wanderten in die wundervollen Blauen Augen "Sie hat mich sehr wohl aufgeklärt darüber, das diese als Opfergaben dienen, zusätzlich hat sie mir erklärt das wir diese auch nicht essen dürfen." der Thraker entfernte seine Hand von der seiner Herrin und wanderte ein wenig im Raum umher, während er nachdenklich immer wieder zu ihr blickte. "Wenn jemand eine Strafe verdient hat, dann ich, Domina." mit diesen Worten stellte sich Lyciscus stramm vor seine Herrin, dabei verschränkte er die Arme hinter seinen Rücken und hob seine Nase sogar etwas in die Luft. "Lass die Peitschenhiebe die Mara angedacht waren, meine Strafe sein." der Blick des Thrakers war steif an die Wand über seiner Domina gerichtet, die Peitsche selbst hatte er noch nie fühlen müssen, er wusste nicht welchen Schmerz diese hervorrufen würden, doch bestimmt würde er es bald erfahren. Während er geduldig so da stand, konnte er immer noch nicht wirklich glauben, was er gerade für Worte aus dem Mund seiner Domina entnehmen musste, hatte sich etwa seine Vermutung, die er noch am Podest hatte, bewahrheitet. Der einzige Vorteil, der wohl darin lag, war der, das entfachte Feuer das in seinem Herzen brannte, auszulöschen. Die Angst die der Thraker hatte, seiner Domina vollkommen zu verfallen, begann langsam zu schwinden.

  • Mit einem Beutel voll Gold hatte Prisca ihren Sklaven weggeschickt - und er war aus freien Stücken zu ihr zurück gekehrt. Sie hatte ihm auf dem Markt die Führung überlassen - und er hatte sie souverän beschützt und heil zur Villa zurück gebracht. Prisca hätte zufriedener nicht sein können mit ihrem neuen Leibwächter. Eigentlich, denn ... Was wird er nun tun? Wird er meinem Befehl ohne Widerworte gehorchen und wird er diese Aufgabe ausführen, auch wenn sie ihm noch so grausam und ungerecht erscheinen mag? Ja - grausam war die Welt und ungerecht das Leben! Dem Einen gaben die Götter alles, was sie dem Anderen nahmen. Das war das Schicksal der Menschen und sie konnten es annehmen, oder daran zu Grunde gehen ...


    Prisca war kaum zwei Schritte gegangen, da spürte sie wie die Hand des Thrakers sich um ihr Handgelenk schloss. Hab ich es nicht geahnt ... ? Das knappe Kommando ließ die Aurelia augenblicklich inne halten. Ihr Körper spannte sich leicht, als sie sich zu ihrem Leibwächter umdrehte und ihm in die Augen sah. Prisca war sehr beeindruckt, denn Lyciscus hatte es tatsächlich gewagt ihr einen Befehl zu erteilen, dem sie prompt und ohne Widerworte Folge leistete. Respekt! Das hat zuletzt mein Onkel geschafft ..., musste Prisca eingestehen, dass sie sich nur sehr selten von einem Mann sagen ließ, was sie zu tun oder zu lassen hatte.


    Im Grunde war Prisca aber nicht überrascht über die Reaktion ihres Sklaven, da sie ihn ja geradezu heraus gefordert hatte. Lyciscus hätte sich die Erklärung also sparen können und dennoch hörte ihm Prisca bis zuletzt zu. Ihre Augen ruhten die ganze Zeit auf dem Thraker, während er auf und ab schritt und schließlich in strammer Haltung bereit war, die Strafe von Mara auf sich zu nehmen.


    "Ich bin beeindruckt ... Ja das war Prisca in der Tat, aber sie konnte es nur bedingt verstehen wie ein Sklave so handeln konnte. "Wie gut, denkst du, kennst du Mara, dass du bereit bist so selbstlos ihre Strafe auf dich zu nehmen?", stellte Prisca mit ruhiger Stimme eine Frage, nun da Lyciscus vor ihr stand und scheinbar durch sie hindurch starrte: "Und wie gut kennst du mich, deine Herrin, dass du es wagst meinen Befehl in Frage zu stellen?", sprach Prisca weiter und ihre Augen suchten seinen Blick, denn sie wollte ergründen was ihn angetrieben hatte, so zu handeln.


    "Du dachtest sicher, ich sei grausam und ungerecht, dass ich Mara für eine derartige Nichtigkeit bestrafe, ... aber ... eventuell hatte ich ja einen anderen guten Grund, weshalb ich sie strafen wollte und du wagst es nun, dich meinem Befehl zu widersetzen?" Fragend hob Prisca eine Augenbraue, denn worauf sie hinaus wollte war für ihn womöglich nur schwer nachvollziehbar: "Wenn ich dir einen Befehl erteile, dann erwarte ich, dass du ihn ausführst! Ohne ihn zu hinterfragen und ohne Widerworte! Hast du verstanden? Es ist dein Glück, dass wir hier allein sind, sonst hätte ich keine andere Wahl als dich für etwas zu bestrafen, für das du ebenso wenig kannst wie Mara" Prisca´s Blick wirkte für eine Sekunde sehr streng, ehe sich ihre Miene wieder entspannte. Vor den Augen anderer würde (nein könnte) es Prisca nicht dulden, wenn ein Sklave sich ihren Befehlen widersetzen würde und genau vor einer solchen Situation wollte sie ihren Leibwächter bewahren.


    "Mara hat nichts zu befürchten und ebenso wenig du ... zumindest nicht wegen ein paar wertloser Kekse, auch wenn sie köstlich schmecken mögen", löste Prisca dann auch bereitwillig die Spannung auf, um ihrem Sklaven nicht über Gebühr zu verwirren (oder erreichte sie gerade das Gegenteil damit?): "Niemand wird bestraft!" Zumindest nicht heute Prisca atmete tief durch, denn solche Entscheidungen - bei denen sie sich nachgiebeig zeigte - fielen ihr mitunter schwerer als jene, bei denen sie den Schein des harten Kern´s wahren konnte. Ob ein Sklave je ergründen könnte wie schwer das Leben einer Patrizierin war? Noch dazu, wenn sie sich um ihre eigenen Sklaven sorgte, damit sie niemals in solch missliche Lagen kämen, wie manch andere Sklaven.


    Ehe Prisca allerdings zu sehr in Selbstmitleid zu schwelgen bgeann, gab sie Lyciscus mit einem Wink zu verstehen, dass er sich nun entfernen durfte. "Geh und sag Mara, dass sie sich nicht länger ängstigen muss! ...Nicht, dass sie mir noch tot vor Schreck umfällt und ich mir für teures Geld eine neue Leibsklavin suchen muss." Mit diesem eher scherzend zu verstehenden "Befehl" schickte Prisca ihren Leibwächter nun fort. Den Besuch des Tempels vertagte Prisca gedanklich bereits, da sie heute so gar nicht in der Stimmung war für eine Opfergabe an Fortuna. Die Göttin war wohl die letzte Hoffnung auf die Erfüllung ihres sehnlichsten Wunsches, obgleich Prisca nur wenig Hoffnung hatte, jemals ein Kind in ihren Armen halten zu dürfen. Diese Erkenntnis nagte innerlich sehr an Prisca und umso einsamer fühlte sie sich, da sie sich niemandem mitteilen konnte und durfte ...

  • Während sich der Sklave noch ausmalte, wie sich wohl die Peitschenhiebe anfühlen mögen, starrte er weiter die Wand vor sich an. Er konnte noch immer kein genaues Urteil über seine Domina fällen, dieses hin und her verwirrte den Thraker zu sehr, obwohl es Mara schon angedeutet hatte, das Aurelia Prisca launisch sein konnte. Ihre Fragen die sie stellte, waren durchaus berechtigt, weder kannte er Mara noch lang genug, noch seine Domina, er handelte wie immer nach seinem Bauchgefühl. Doch bevor er noch antworten konnte, entbrannte eine leichte Wut in ihm, die ihm dazu veranlasste, seine Hand hinter seiner Herrin an die Wand zu schlagen. Zugleich war der Abstand zwischen seiner Herrin und der Wand geringer geworden, der Abstand zum Sklaven jedoch war noch relativ weit offen. Mit leiser Stimme begann Lyciscus zu sprechen, während er tief in die Augen seiner Herrin blickte "Und wie gut kennst Du mich, um mir so einen grausamen Befehl zu erteilen? Wie gut kennst Du mich, das Du mir Dein Leben anvertraust?" ein Feuer brannte in den Augen des Thrakers, zugleich entfernte er die Hand von ihrer Position und bewegte sich mehrere Schritte rückwärts.


    Mit gesenkten Kopf sprach er weiter "Verzeih mir, das... das hätte ich nicht tun dürfen." dem Sklaven war bewusst das er sich wohl gerade eben sehr weit aus dem Fenster beugte. "Du hast natürlich recht, weder kenne ich Mara, noch kenne ich Dich gut genug." langsam richtete er den Kopf wieder auf und blickte seiner Herrin in die Augen. "Ich habe Verstanden ... Ich werde Deine Befehle nicht hinterfragen... doch, ich kann Dir leider nicht versprechen mich ihnen nicht zu widersetzen." auch hier war Lyciscus wie immer ehrlich, warum sollte er seiner Domina auch etwas vormachen. "Vielleicht mag es in Deinen Augen als Schwach erscheinen, doch ich werde keinen Menschen, ob Sklave oder Freier, Leid zufügen das er in meinen Augen nicht verdient hat." der Thraker war viel zu selbstlos, so nahm er es auch in kauf die Strafe selbst zu erhalten. Natürlich ist er bemüht die Befehle seiner Domina zu ihrer Zufriedenheit auszuführen, doch es gab Grenzen die er nicht überschreiten konnte. Auch wenn Lyciscus seiner Herrin niemals schaden wollte, so würde er wahrscheinlich genau so handeln, wenn andere Herrschaften in der nähe wären. Das Aurelia Prisca dann wohl keine Wahl hätte, war dem Sklaven völlig bewusst, er würde ihr nicht mal Böse sein, schließlich wäre es seine eigene schuld.


    Das seine Herrin die Strafe gerade zur nichte gemacht hatte, war dem Thraker nur ein schwacher Trost, vielmehr beschäftigte ihn, das er seine Domina wohl enttäuscht hatte, die Worte die ihm gerade über seine Lippen gesprungen waren, machten es nicht besser. Hätte er den Befehl einfach annehmen sollen, wären sie zusammen zur Mauer gegangen und Aurelia Prisca hätte ihren Befehl revidiert, nun diese Frage blieb wohl unbeantwortet, zudem der Sklave seine Herrin diesmal nicht durchschauen konnte. Er musste akzeptieren das er sich wohl falsch verhalten hatte, dennoch würde dies nichts an seiner Einstellung ändern, obgleich er jeden anderen Befehl seiner Domina mit Sicherheit ausführen würde.


    Nachdem er die Anweisung bekommen hatte das er Mara berichten soll, das sie keine Strafe erhalten würde, wollte er noch ein paar Worte an seine Domina richten, doch welche, nichts was er hätte sagen können, hätten diese Situation auch nur ein wenig besser machen können. So bewegte sich Lyciscus langsamen Schrittes an seiner Herrin vorbei, kurz hielt er noch neben ihr, und richtete seine Augen auf sie während er seine Hand hob, doch auch hier sah er keine Chance, etwas zu verändern. Auf dem Weg zu Mara, war der Kopf des Thrakers voll mit Gedanken, er konnte nicht zuordnen welche davon richtig oder falsch waren, seine gute Laune die er noch zu beginn des Tages hatte, war völlig hinüber.


    Angekommen hinter der Sklavenunterkunft bei der besagten Mauer, fand er Mara verängstigt vor, sein Mitleid hielt sich in grenzen, ihn plagten andere Gedanken und Gefühle. Mit einem eher ausdruckslosen Gesicht, legte er Mara seine Hand an die Wange "Unsere Domina wird Dich nicht bestrafen... Geh jetzt." entgegnete er ihr mit ruhiger Stimme. Sichtlich verwirrt schien Mara das weite zu suchen, der Thraker jedoch starrte die Wand an, und legte seine beiden Handflächen dagegen, seine Stirn folgte, und so begann er in Selbstmitleid zu Baden, die Enttäuschung über sich selbst hatte ihn gänzlich eingenommen.

  • Den wütenden Gefühlsausbruch ihres Sklaven nahm Prisca wortlos hin und die Antwort auf seine Frage blieb sie ihm schuldig, eben weil sie ihm keine zu geben vermochte. Beide Male hätte sie wohl nur verneinen können, dass sie ihn gut genug kannte, um sich seiner sicher zu sein. Sie zuckte lediglich leicht zusammen, als Lyciscus seine Faust neben ihr gegen die Wand schlug. Nicht weil sie Angst vor ihm hatte, sondern weil ihr bewusst wurde, dass ihr Sklave noch lange nicht bereit war und er es vielleicht auch niemals sein würde, ihr bedingungslos zu gehorchen . Hatte sie etwas anderes erwartet? Nein! Wie konnte sie auch von ihm - einem in Freiheit geborener Kämpfer - so etwas wie absoluten Gehorsam verlangen? Prisca war nicht enttäuscht von seiner Reaktion, denn sie hatte wohl zu viel erwartet in der kurzen Zeit und somit machte sie ihrem Sklaven keine Vorwürfe. Eher haderte sie mit sich selbst, dass sie wieder einmal viel zu hohe Erwartungen gestellt hatte - sowohl an ihre eigene Person als auch an jenen Sklaven, der sie so sehr zu faszinieren vermochte.


    Prisca hielt kurz den Atmen an, als Lyciscus noch einmal kurz neben ihr inne hielt, die Hand hob und sie dabei an sah. Wollte er ihr noch etwas sagen? Die Aurelia wartete gespannt, ehe sie enttäuscht den Atem leise wieder ausstieß. Mit einem verstohlenen Blick sah Prisca ihrem Leibwächter hinterher und sie ertappte sich dabei, wie ihre Gedanken weiter um ihn und um das eben Geschehene kreisten und erst als Lyciscus aus ihrem Blickfeld verschwunden war, verließ die Aurelia das atrium ohne ein konkretes Ziel.


    Anders als ihre Herrin, machte sich Mara keine großen Gedanken mehr. Sie war einfach nur froh und erleichtert als sie von Lyciscus erfuhr, dass die Bestrafung abgesagt worden war. Mit einem knappen "Danke" verließ die junge Griechin auch sogleich jenen Ort, der für alle Sklaven wie ein Mahnmal wirkte und sie hoffte nur, dass sie sobald nicht mehr hierher zurück kehren müsste.

  • Lyciscus stand noch eine Weile an der Wand, bevor er sich setzte und so verharrte bis die Dunkelheit gekommen war. Er nutzte die Zeit um seine Gedanken zu ordnen, und dafür hatte er reichlich Zeit. Als sich die Helligkeit dem Ende zuneigte, wanderte der Sklave in richtung seiner neuen Gemächer, schlaf würde er wohl jedoch nicht finden...

  • Der Besuch bei ihrem Cousin beschäftigte Prisca noch lange, denn das Dilemma in dem sie gefangen war ließ ihr keine Ruhe. Das Verlangen nach körperlicher Nähe wurde immer stärker und einzig die Angst vor den möglichen Konsequenzen hielt Prisca (noch) davor zurück, den entscheidenden Schritt zu wagen. Mit Lupus könnte sie zumindest ihr körperliches Verlangen stillen und wenn es stimmte, dass sie keine Kinder bekommen konnte, dann würde das für immer ihr Geheimnis bleiben. Und wenn ich doch Kinder bekommen kann? Dann wäre das Ergebnis wohl eine mittlere Katastrophe!! Ein Kind groß zu ziehen, das nicht von ihrem Mann ist, wäre ein Ding der Unmöglichkeit, außer, sie würde ihm vorschwindeln es wäre seines! Das würde aber nur gelingen, wenn sie im betreffenden Zeitraum der Zeugung auch nachweislich mit ihrem Mann geschlafen hätte! Sicher ein abenteuerlustiges Unterfangen angesichts Tatsache, dass Prisca ihren Gemahl regelrecht dazu vergewaltigen musste, seine ehelichen Pflichten zumindest rudimentär zu erfüllen. Und abgesehen davon kann ich Gracchus nicht anlügen, dafür liebe und schätze ich ihn zu sehr! AAAAAhh, beim Jupiter, ich werde noch wahnsinnig! Skrupel hatte Prisca - zu allem Überfluss - also auch noch (Noch!).


    Wie Prisca es drehte und wendete, sie fand keine Lösung und diese deprimierende Erkenntnis zerfraß sie innerlich. Tag um Tag zog so ins Land und das Rad der Zeit drehte sich weiter … und weiter … und nichts geschah.


    Der heutige Tag war ebenfalls schon Vergangenheit und das Dunkel der Nacht lag seit Stunden über der Stadt. Zum Glück! Denn nun würde Morpheus sie hoffentlich bald in sein schlafendes Reich entführen, um sie wenigstens für ein paar Stunden ALLES vergessen zu lassen. Doch selbst dieser Wunsch blieb Prisca in dieser Nacht verwehrt und stattdessen wälzte sie sich schlaflos hin und her, bis sie es kurz vor dem Morgengrauen im Bett nicht mehr aus hielt. Wenn Morpheus mir keine Ruhe gönnen will, so muss ich es eben SELBST machen. Typisch Mann!


    Mit einer gehörigen Wut im Bauch (auf diesen Gott und die Welt) und nur mit ihrem dünnen Nachtgewand bekleidet, tappte Prisca im Halbdunkel zu der Kline unter den Fenstern ihres Gemaches, auf der sie ab und zu die Sonnenstrahlen genoss . Gleich neben der Liege stand ein Tisch, auf dem eine Öllampe, eine Karaffe mit Wein, ein Becher, ein kleiner Mörser und drei Schatullen angerichtet waren. Seufzend ließ Prisca sich auf der Kline nieder und füllte im Schein des flackernden Öllichtes den Becher mit Wein. Anschließend öffnete die Aurelia mit gierigen Fingern die drei Schatullen, um die darin aufbewahrten Zutaten nacheinander in den Mörser zu geben. Etwas Mohn, eine Prise Opium und ein ordentliches Quäntchen von dem Pulver das sie bei bei dem Marktbesuch mit Lyciscus gekauft hatte.


    Letztere Zutat war zwar für ihren Gemahl zur Weckung seiner Libido gedacht, aber daran dachte Prisca im Augenblick nicht. Hastig vermischte sie die Zutaten und kippte diese in den Becher mit Wein. Andächtig betrachtete Prisca wie die Substanzen in der roten Flüssigkeit verschwanden, welche im Halbdunkel wie ein schwarzes Loch aus dem Jenseits ihr entgegen zu starren schien. Einzig und allein ihr Antlitz spiegelte sich unscharf darin und als letzte Zutat fand schließlich eine Träne den Weg in den Becher, um mit kleinen sich ausbreitenden Kreisen für immer darin zu verschwinden.


    "Was guckst du so?", schnitt Prisca kurz eine Grimasse und zwei weiteren Tränen rollten verloren über ihre Wangen: "Wer bist du überhaupt, dass du mir ein schlechtes Gewissen einreden willst? Warum soll ich mich nicht mit Männern vergnügen? Mein Gemahl tut das doch sicher auch, … nur mit mir will er nicht!", haderte Prisca mit ihrem Spiegelbild und war kurz davor, den Becher gegen die Wand zu schmeißen. In letzter Sekunde besann sie sich aber auf den Trank darin, der ihr die Erlösung des Vergessens bringen sollte. Nur für ein paar Stunden! Denn - nur um das klar zu stellen - Prisca dachte keineswegs daran für immer aus dem Leben zu scheiden, dazu liebte sie das Leben zu sehr. Allerdings war ihr nicht so recht bewusst, dass diese Mixtur sie womöglich schneller ins Elysium befördern würde als ihr lieb wäre.


    "Jeder glaubt, ich kann keine Kinder bekommen. Jeder! Außer mein Lyciscus. Er hat gesagt, ich werde eines Tages eine wunderbare Mutter sein! … Ausgerechnet ein Sklave muss mir das sagen! In Erinnerung an jene Worte des Thraker wurde Prisca von einem kurzen Weinkrampf geschüttelt, ehe sie wieder tief ins Glas sah - pardon in den Becher natürlich:"Er hat recht! Ich fühle es! Und du weißt es! … Irgendwann wird es so sein", redete Prisca weiter auf ihr Spiegelbild ein und als ihr dieses absurde Gebaren bewusst wurde, musste sie laut auflachen. Genug gesagt … und gedacht … und mit eine mZug leerte Prisca den Becher, der nicht der letzte sein sollte.


    Nach etwa drei bis vier Bechern Wein hatte Prisca schließlich den gewünschten "Effekt des Vergessens" erzielt. Sie schlief zwar immer noch nicht, aber dafür war ihr Geist derart von dem Alkohol und den Drogen vernebelt, dass sie dachte sie wäre ein Vogel, der hoch am Himmel seine Kreise zog. Tatsächlich drehte sie auf Zehenspitzen Pirouetten auf der Kline und es kam wie es kommen musste. Am Fußende verlor Prisca das Gleichgewicht als sie ins Leere trat. Mit einem dumpfen Geräusch schlug der Körper der Aurelia auf dem Boden auf und der Inhalt des fünften Bechers, der scheppernd über den Boden davon rollte, ergoss sich über ihr weißes Nachtgewand. Wie gut, dass Prisca nicht sah welches Bild sie unfreiwillig dar bot, wie sie da bewusstlos und mit dem rot verschmierten Nachtgewand vor der Kline lag und aussah, als wäre sie eben abgeschlachtet worden wie ein Tier.


    Glücklicherweise hatte der Sturz keine körperlichen Schäden zur Folge. Allein der Inhalt ihres Magens vermochte eventuell schlimmeres anzurichten, je länger er in ihrem Körper verweilen würde … Blieb nur zu hoffen, dass schnell genug Hilfe käme denn sehr weit waren die Geräusche aus Priscas Gemach nicht zu hören gewesen (wenn überhaupt jemand sie gehört hatte).

  • Der Tag in der Villa Aurelia, so langweilig er eigentlich auch für den Sklaven gewesen war, zerrte sehr an seinen Kräften, vermutlich gerade deswegen. So sehr, das er nach dem eintreffen in der Villa Flavia seine Kammer aufsuchte ohne auch nur ein Wort zu sagen. Seine Herrin hielt ihn auch nicht davon ab, vermutlich war sie selbst erschöpft und suchte wie auch der Thraker, einfach nur Ruhe. In der Kammer angekommen entkleidete sich Lyciscus, gerade mal seine kurze Hose behielt er an und warf sich zugleich ins Bett. Es dauerte dennoch eine weile bis der Sklave einschlief, und selbst dieser Schlaf war nicht so tief und fest wie es sonst der Fall war.


    In seinem Halbschlaf, erschien ihm immer wieder die Situation im atrium, als seine Domina verlangte, das er Mara auspeitschen sollte. Sein Körper wanderte von einer Seite zur anderen im Bett, bis er vor Schreck fast raus gefallen wäre. War es nur Einbildung, oder hatte er gerade einen Aufprall im Zimmer neben ihm gehört, langsam erhob sich der Sklave und drückte sein Ohr gegen die Wand, es war kein Laut zu vernehmen, dennoch hatte der Thraker ein mulmiges Gefühl im Magen liegen. So eilte er aus seiner Kammer raus und wanderte zu der Tür der Domina, sanft klopfte er dagegen "Domina? Alles in Ordnung?" doch weder sein Klopfen noch seine Worte wurden erwidert. Sollte er es wirklich wagen die Tür einfach zu öffnen, Lyciscus malte sich schon aus was wohl passieren würde wenn er dies zu unrecht machte, dennoch öffnete er vorsichtig die Tür und warf einen Blick in die Gemächer seiner Herrin.


    Es war kaum was zu erkennen, die paar Lampen strahlten nicht genügend Licht aus, und so wanderte das Auge des Sklaven durch den kompletten Raum, bis zu dem Punkt an dem seine Domina am Boden lag. Die Augen wurden riesengroß, das Herz raste, mit einer gewaltigen Wucht stieß der Thraker die Tür gegen eine Wand und lief zu dem Körper seiner Herrin. Und obwohl der Raum kaum beleuchtet war, konnte er sehr wohl erkennen, das die Kleidung der Aurelia rot gefärbt war. Ihm stockte der Atem, an so eine Situation hatte er niemals gedacht, seine Gedanken waren in diesem Moment zu voll um klar zu denken, also versuchte er sich zuerst zu beruhigen. Zum Glück, konnte der Sklave sich schnell wieder zusammenreißen, und begann rasch etwas mehr Licht in den Raum zu bringen. Nachdem er einen besseren Blick hatte, beugte er sich zu seiner Domina hinunter, dabei presste er sein Ohr gegen ihren Brustkorb, das Herz pochte und Lyciscus war für einen Bruchteil einer Sekunde erleichtert. Sein Ohr wanderte weiter zum Gesicht der Herrin, ein sanfter und leichter Atem war zu vernehmen, auch hier trat wieder etwas Erleichterung ein. So begann der Thraker um die Domina herum zu Blicken, und entdeckte einen Becher aus dem eine Flüssigkeit heraus trat, vermutlich hatte seine Herrin zuviel getrunken. Und wenn sie nun doch Verletzungen erlitten hatte, einen Blick unter die Kleider zu werfen, wäre wohl das richtige um dies sofort festzustellen, und dennoch entschied sich der Sklave dafür, eine Kostprobe von der Flüssigkeit zu nehmen, die auf der Kleidung wie Blut aussah.


    Vom Geschmack her konnte es nur Wein sein, weitere Verletzungen konnte der Thraker in diesem Moment nicht feststellen, also schob er seine Hand sanft unter den Nacken seiner Herrin und hob ihren Kopf leicht an "Domina? ... Domina?" es folgte jedoch keine Reaktion. Sogleich folgte die zweite Hand, die sich unter ihre Beine einfingen, geschickt und vorsichtig erhob sich Lyciscus gemeinsam mit seiner Herrin. Langsam bewegte er sich auf das Bett von der Aurelia zu, und legte sie sanft darauf, seine Augen suchten im Raum einen Krug, der Wasser statt Wein enthielt, auch hier wurde er schnell fündig. Eine Schüssel war nicht weit entfernt und so leerte er den Inhalt des Kruges hinein, an einem anderen Tisch befand sich etwas, was sich wohl als Tuch eignen würde, und somit ergriff der Sklave besagtes Stück und tauchte es in die Schüssel. Er setzte sich auf das Bett und befreite das Gesicht seiner Domina von ihren Haaren, danach fing er an langsam mit dem Feuchten Tuch das komplette Gesicht zu benetzen. Mehrmals wiederholte er die Prozedur, während er ständig sein Ohr gegen ihren Brustkorb richtete, um sich zu vergewissern, dass das Herz seiner Domina noch schlägt. Dabei war er so Konzentriert und Bemüht seiner Domina zu Bewusstsein zu verhelfen, das er gar nicht bemerkte, das seine Wange jedesmal die Brust seiner Herrin berührte.


    Da sie sich wohl nur betrunken hatte, und in ihrer Trunkenheit gestürzt sei, dachte sich der Thraker nicht, das schlimmeres passiert sei. Dennoch, würde seine Herrin nicht bald ihre Augen öffnen, wäre er gezwungen, ihren Körper nach Verletzungen abzusuchen. Ein letztes mal fuhr er noch mit dem Tuch über die Stirn von Aurelia Prisca, dann legte er seinen Kopf nah an ihren, seine Lippen berührten fast ihr Ohr "Domina, wach auf!" flüsterte er sanft, richtete sich wieder auf und tätschelte sie leicht an den Wangen.

  • In tiefer Bewusstlosigkeit verweilte Prisca´s Geist, umfangen von gänzlicher Schwärze und absolutem Nichts. Doch tief in ihrem Innersten war Prisca hellwach und sie spürte all ihre Sinne. Ihr Körper schien zu schweben, als würde sie mit geschlossenen Augen auf oder unter dem Wasser treiben. Sie fror schrecklich und gleichzeitig verspürte sie ein Brennen und Ziehen in ihrem Bauch. Prisca sah an sich herab und sie erkannte das weiße Nachtgewand, das in der Dunkelheit regelrecht zu glühen schien. Prisca erschrak, als sie an der Stelle, wo das Brennen und Ziehen am intensivsten zu spüren war, ein blutrotes Mal entdeckte. Zunächst war es nur kleiner roter Punkt, der schnell größer wurde und sich dabei in eine bizarre blutverschmierte Fratze verwandelte. Anstatt Haaren schmückten Vogelfedern das Haupt und wo die Nase und der Mund hätten sein müssen, prangerte ein spitzer Schnabel. Doch es war nicht einfach nur ein flaches Bildnis, nein diese Fratze wuchs regelrecht aus dem Stoff des Gewandes hervor. Prisca stockte der Atem und voller Entsetzen blickte sie in die leuchtend roten Augen der Larve, die sie mit einem hämischen Grinsen anzustarren schien.


    Eiskalt lief es Prisca über den Rücken und sie versuchte sich von dem Anblick loszureißen, indem sie versuchte das Gewand irgendwie auszuziehen und wegzuwerfen. Doch je mehr Prisca an dem Stoff riss und zerrte, umso enger schien sich das Gewand um ihren Körper zu schmiegen, bis sie das Gefühl bekam nicht mehr atmen zu können. Die Fratze hatte sich mittlerweile von dem Stoff gelöst und schwebte direkt vor ihr, so nah und riesengroß, dass es den Anschein hatte sie würde jeden Moment das Schnabelmaul aufreißen, um Prisca zu verschlingen.


    Prisca geriet in Panik, ihr Atem ging hechelnd und ihre Stimme klang rau und heiser als sie dem grausigen Lemur entgegen schrie: "Weiche von mir!", was wiederum für die Ohren von Lyciscus nur wie ein leises Röcheln klingen mochte, während sich die Lippen der Aurelia in der realen Welt bewegten, als würde sie zu ihm reden.


    Die Schmerzen in ihrem Bauch wurden indes fast unerträglich und auch der Anblick der schrecklichen Fratze war kaum zu ertragen. Prisca wand sich hin und her, doch sie fühlte sich wie eine Fliege, die von der Spinne zu einem Kokon zusammen geschnürt worden war, ehe sie ihr als Mahlzeit dienen sollte.


    Du weißt wer ich bin! Plötzlich begann das Wesen vor ihren Augen plötzlich zu sprechen. Dumpf und grollend klang die Stimme und sein fauliger Atem ließ Prisca würgen. "Nein …nein…ich weiß es nicht und ich will es auch nicht wissen!" - und wieder erklang auch ihre Stimme real und dieses Mal war nur ein leises Wimmern zu vernehmen.


    "Doch du willst es wissen. Du wolltest Gewissheit und nun sollst du sie bekommen", sprach die Fratze unbeeindruckt weiter und grinste dabei hämisch. "Nein …ich will nicht …lass mich! ….", schrie Prisca und schüttelte verzweifelt den Kopf (während sie sich auf dem Bett unruhig zu wälzen begann).


    "Ich bin die Frucht deines Leibes! … Und ich warte schon ewig, um von dir auf die andere Seite geholt zu werden…Mutter! …Mutter wann endlich darf ich zu dir", klagend und gleichzeitig bedauernd und vorwurfsvoll hallten die Worte des grausigen Geistes an Priscas Ohren und bei dem Wort Mutter wurde der Schmerz in ihrem Bauch übermächtig.


    Ein grelles Licht blitzte auf und die Gestalt war verschwunden. Prisca krümmte sich noch einmal vor Schmerzen zusammen und dann drehte sie den Kopf einfach zur Seite und erbrach auf den Boden neben ihrem Bett. In diesem Moment verspürte Prisca eine unendliche Erleichterung, aber auch eine schreckliche Leere, sodass sie die Arme hilflos, wie eine Ertrinkende, ausstreckte in der Hoffnung sich an irgend etwas klammern zu können. In diesem Fall war das nicht irgend etwas sondern Lyciscus. Prisca realisierte jedoch nicht, dass sie im Begriff sich war sich ihrem Sklaven an den Hals zu werfen (sie hätte in der Sekunde wohl auch einen Baum umarmt - obgleich Bäume in einem cubiculum wohl eher selten anzutreffen waren).

    "Halt mich bitte … ", wimmerte Prisca leise und sie zitterte immer noch heftig am ganzen Körper während sie weinend das Gesicht an seiner Schulter vergrub. Zu mehr war Prisca nicht fähig und nur langsam wurde ihr bewusst, dass es wohl nur ein schrecklicher Alptraum gewesen war. Allerdings war dieser ihr so real erschienen, dass der Schrecken noch tief in ihren Gliedern saß.

  • Während der Thraker immer noch versuchte, bei seiner Herrin Bewusstsein hervorzurufen, verwandelte sich sein tätscheln langsam, in streicheln. Und während er sanft über die Wangen der Aurelia strich, fiel ihm erst auf, das er mit dem Tuch die ganze Kosmetik aus ihrem Gesicht entfernt hatte. Den einzigen Gedanken den der Sklave nun hatte bei diesem Anblick, war der, das seine Domina in diesem Naturzustand, schöner war als je zuvor. Würden ihm auch noch die wundervollen Blauen Augen entgegen funkeln, hätte es ihm wohl komplett den Atem verschlagen. Doch Lyciscus kam schnell zu Sinnen, der Zeitpunkt war falsch gewählt, um seine Gedanken um die Schönheit dieser Frau schweifen zu lassen.


    Plötzlich sah der Sklave, wie seine Herrin Bewegungen von sich gab, wenn auch nur leichte, das stimmte ihn zumindest Positiv, denn anscheinend kam ihr Bewusstsein, langsam aber doch, zurück. Er beobachtete sie noch ein wenig und kümmerte sich wie schon zuvor mit dem Feuchten Tuch um seine Herrin. Ihr Wimmern vernahm der Thraker mit einem kritischen Auge, war sie vielleicht doch Verletzt und hatte starke schmerzen, er war sich nicht sicher, wären die Verletzungen stärker, würde sie womöglich immer noch Bluten, doch davon konnte er nichts feststellen. Letztendlich wälzte sich die Aurelia im Bett hin und her, auch hier blieb Lyciscus vorerst ruhig, die Anzeichen dafür das sie wohl gleich ihr Bewusstsein zurück errungen hätte, waren gegeben.


    Als sich seine Domina dann einfach neben dem Bett von dem Inhalt ihres Magens erleichterte, musste der Thraker kurz schmunzeln, ja sowas hatte der Wein an sich, vor allem, wenn man mehr davon genoss als man eigentlich zu sich nehmen sollte. Das Bewusstsein schien zurückgekommen zu sein, jedoch war die Trunkenheit noch nicht verflogen, denn plötzlich kam sie dem Sklaven sehr nahe, mit ausgestreckten Armen, die sich um seinen Hals klammerten. Einerseits war er verwirrt, andererseits, vermutete er das der Geist der Domina noch stark benebelt war, und somit konnte sie wohl noch nicht ganz bei Sinnen sein, denn sonst hätte sie sich niemals in die Arme eines Sklaven geworfen. Seine Hände jedoch, behielt er bei sich, die Situation war ihm sogar unangenehm, jedoch nicht das seine Herrin ihm so nah gekommen war, vielmehr das sie vermutlich gar nicht realisierte, wem sie sich gerade um den Hals geworfen hatte.


    ...Halt mich bitte... diese Worte zeigten, das die Aurelia ihr Bewusstsein erlangt hatte, der Thraker war dadurch sehr erleichtert. Und doch überlegte er, ob er dieser Bitte nachkommen sollte, die Gefahr war Groß, wenn die Domina wieder ihren Verstand zurück erlangte, und sehen würde wie der Sklave seine Arme an sie legte, er wohl keinen nächsten Tag mehr erleben würde. Bestimmt würde sie ihm vorwerfen, diese Situation völlig ausgenutzt zu haben, nur um seine Lust zu stillen. Nun, ganz unrecht hätte sie ja nicht, viele Männer würden wohl genau dies machen, doch Lyciscus hatte an solche Absichten keinen einzigen Gedanken verschwendet. Als seine Herrin dann zum weinen begann, während sie gleichzeitig ihren Kopf in des Sklaven Schulter legte, konnte Lyciscus gar nicht anders, sein Mitgefühl überströmte ihn regelrecht. So hob er langsam seine Arme hoch, und hielt noch für einen Moment inne, schlussendlich legte er einen Arm zwischen Nacken und Schulter der Aurelia, während er mit der Hand durch ihr Schwarzes Haar fuhr, und sanft den Kopf streichelte. Die andere Hand suchte ihren weg über die Hüften zu ihrem Kreuz, dort angekommen bewegte er ebenfalls sanft seine Hand hin und her.


    Er bemerkte, wie stark das Zittern der Domina war, ja selbst ihr Herzschlag war so enorm, das er seinen eigenen nicht mehr fühlte. Also zog er seine Herrin noch etwas fester an sich ran. Er konnte nicht zuordnen ob es am Wein lag, oder einem Traum den seine Herrin augenscheinlich hatte. Lyciscus suchte Worte, die er hätte sagen können, doch er fand einfach keine. Das Bild was sich hier ergab, war nicht mehr das eines Sklavens und seiner Herrin, und das machte dem Thraker Angst, so nah war er ihr noch nie gekommen. In dieser Position befanden sich die beiden eine ganze weile, langsam aber doch verschwand das Zittern der Domina, auch der Herzschlag wurde leichter. Da sie sich anscheinend beruhigt hatte, wollte Lyciscus es doch nochmal mit Worten versuchen, den Verstand seiner Herrin zurück zu bringen. "Domina..." nach der Anrede wartete er einen kurzen Augenblick, es sollte zu ihr vordringen, das sich ein Sklave gerade bei ihr befand, und das näher als es ihr wahrscheinlich lieb war. "Geht es Dir besser? Soll ich Dir einen Medicus rufen?" der Thraker hatte keine Ahnung von Heilkünsten, bestimmt wäre sie besser bei jemanden aufgehoben, der Erfahrung mit solchen hatte. Geduldig wartete Lyciscus auf die Reaktion seiner Herrin, noch immer waren beide fest verschlungen, und die Nervosität stieg ins unermessliche.

  • Ein paar Minuten sagte und rührte sich Prisca überhaupt nicht. Sie weinte nur und zitterte heftig. Am allerwenigstens verschwendete sie dabei einen Gedanken daran, dass sie ihren Sklaven umarmt hielt und es ihm womöglich unangenehm war oder es ihn gar verwirrte, was sie da tat. Sie brauchte Nähe und Geborgenheit und die konnte ihr in dem Augenblick nur Lyciscus schenken, da er der Einzige im Raum war. Denn noch immer schwebte das Bild dieser schrecklichen vogelähnlichen Fratze vor ihrem geistigen Auge und das Gesagte hallte in ihren Ohren. Mutter ….


    In Priscas Kopf wirbelten die Gedanken nur so durch einander und sie fand keine Erklärung. Warum diese blutverschmierte Fratze und diese vogelähnliche Erscheinung? Prisca fand keine Erklärung doch jedes Mal wenn das Wort "Mutter" ihre Gedanken durch zuckte, zittere sie am ganzen Körper und es dauerte bis sie endlich die Kraft fand sich von Lyciscus zu lösen. Erschöpft sank Prisca zurück auf das Kissen und blickte schluchzend und mit verweinten Augen in das Gesicht ihres Sklaven. Priscas Blick wirkte nicht streng oder gar wütend, sondern dankbar und sie sagte (noch) nichts, denn sie musste erst einmal realisieren, wo sie war und was außer dem Traum passiert war. Ob ich einen Medicus brauche?


    "Nein …nein, ich will niemanden sehen. Nicht jetzt …, antwortete Prisca mit leiser krächzender Stimme auf die Frage nach dem Medicus: "Mir …geht es …gut" Nein es ging ihr gar nicht gut! Sie hatte gerade eine schreckliche Erscheinung gehabt, die sie immer noch vor Angst zittern ließ. "Wo … wo bin ich überhaupt. Hast du mich … hierher gelegt?. In Prisca´s Stimme lag kein Vorwurf und keine Wut, vielmehr klang sie völlig hilflos angesichts der Tatsache, dass sie sich an rein gar nichts mehr erinnern konnte außer an den Traum.


    Langsam glitt ihr Blick an ihrem Körper hinunter und als Prisca den riesigen Rotweinfleck auf ihrem Gewand entdeckte, schrie sie vor Schreck und Entsetzen auf. Oh …nein…bei allen Göttern …es ist wahr …es war kein Traum … ich …nein … ich ..bitte nicht …bitte!… Was passiert nur mit mir? … Das kann kein Traum gewesen sein. Das war eine Vorsehung. Ich ..ich bin verflucht! …Mein Körper ist verdorben …Bei allen Göttern … Warum ausgerechnet ich? Ich verstehe das nicht Völlig aufgelöst warf sich die Aurelia ein weiteres Mal um den Hals ihres Leibwächters - geschüttelt von heftigen Weinkrämpfen - und erneut dauerte es ein paar Minuten, bis Prisca sich wieder einigermaßen gefangen hatte. Tja, es lag eben nicht nur am Alkohol sondern an der gehörigen Portion Drogen, dass Prisca derart durch den Wind war …

  • Während der Sklave seine Domina in den Armen hielt, überlegte er, was sie in so einen Zustand versetzte. Der Wein allein konnte daran nicht schuld sein, vermutlich war der Traum so schrecklich, dass sie am ganzen Körper zitterte. Langsam löste sich die Aurelia und landete in ihrem Kissen, ihre Blicke trafen sich, doch der Thraker erkannte keine Spur von Wut oder ähnlichem in ihren Augen. Er war sichtlich erleichtert, da er vermutlich doch keine Strafe für sein Handeln zu erwarten hatte.


    Das sie niemanden sehen wollte, bezog doch den Sklaven selbst auch mit ein, kurz überlegte er ob der den Raum verlassen sollte, doch das Gesicht seiner Herrin war von so großer Trauer erfüllt, er konnte sie unmöglich alleine lassen. So stand er kurz auf, ging zu der Tür, die er zuvor fast zur Gänze in die Wand rammte, und schloss diese vorsichtig. Er wollte nicht, dass jemand zufällig einen Blick herein werfen würde, und seine Domina so vorfinden würde, zusätzlich würde es wohl ein merkwürdiges Bild machen das sich ein halb Nackter Sklave auf ihrem Bett befand. Langsam bewegte er sich wieder zu seiner Herrin und setzte sich zu ihr. Nachdem sie ihm mitteilte das es ihr gut ginge, verdrehte er leicht die Augen „Domina, seit ich zu Dir zurückgekehrt bin, habe ich Dir Ehrlichkeit versprochen, und ich habe mich stets daran gehalten. Ich befinde mich nicht in der Position Dir Forderungen zu stellen, dennoch bitte ich Dich, mir gegenüber auch ehrlich zu sein.“ der Blick des Thrakers wanderte umher, ein wenig Trauer war in den Augen zu erkennen „Ich kann doch sehen das es Dir ganz und gar nicht gut geht, also warum versuchst Du mich vom Gegenteil zu überzeugen?“ weder vorwurfsvoll noch böse klingend gab er diese Worte an seine Herrin weiter.


    „Du bist in Deinen Schlafgemächern, Du dürftest gestürzt sein, ich habe Dich am Boden vorgefunden und Dich auf Dein Bett gelegt.“ erklärte der Thraker seiner Domina kurz, was vorgefallen war. Er bemerkte wie die schöne Frau ihre Kleidung betrachtete, es war nicht verwunderlich das sie sich erschrecken würde, bei diesem Anblick. Äußerst rasch war sie wieder um Lyciscus Hals verschlungen, der Sklave ließ es natürlich zu, schließlich war er ihr Eigentum, sie konnte also mit ihm machen was immer sie wollte. Seine Hände ließ er aber bei sich, er wartete bis seine Herrin sich von ihren Tränen erholte, danach packte er sie sanft an den Schultern und schob sie ein kleines Stück weg von seinem Körper, so dass er ihr in die Augen schauen konnte. Dabei hob er ihr Kinn leicht hoch „Du dürftest beim Sturz den Wein verschüttet haben, ein Teil davon über Deine Kleidung, …es ist nur Wein!“ doch die Pupillen der Domina waren enorm, so hatte er sie bisher noch nie gesehen „Sag mir, was war kein Traum? Was ist wahr? Was macht Dir solch eine große Angst das Du mit Deinem zittern die Erde zum Beben bringen könntest?“ nun versuchte der Sklave etwas mehr über den Zustand seiner Domina herauszufinden, denn diese Angst die von ihr ausging, konnte kaum das Werk von Wein und einem Alptraum sein. Seit er den Raum betreten hatte, galt seine Aufmerksamkeit nur seiner Herrin, von daher wusste Lyciscus nichts von den Pulvern, die die Aurelia in ihren Wein mischte.

  • Prisca vernahm die ehrlich gemeinten Worte ihres Sklaven und sie wollte ihn auch gar nicht anlügen. Nur sehen wollte sie niemanden, nicht jetzt und einen medicus gleich zweimal nicht. Der erklärt mich obendrein noch für verrückt … verrückt?! Bin ich verrückt, oder habe ich wirklich nur geträumt? … schoss es - zwischen all den wirren Gedanken und Weinkrämpfen - durch Prisca´s Kopf. Den Erklärungen ihres Sklaven zufolge war sie anscheinend "nur" im Vollrausch umgefallen und hat sich dabei mit Wein besudelt. Wie peinlich! Wenn das mein Mann erfährt oder sonst jemand aus der Familie! Nein, je weniger von diesem "Ausrutscher" erfuhren umso besser. Schlimm genug, dass ihr Leibwächter sie in diesem Zustand hatte finden müssen!


    Ein wenig widerwillig folgte Prisca dem sanften Druck, mit dem Lyciscus ihr Kinn anhob, aber ansonsten ließ sie es ohne Gegenwehr geschehen, dass er sie einfach berührte und sie "zwang" ihm in die Augen zu sehen. Sicher konnte er darin nicht nur die Angst erkennen, die sie immer noch hatte sondern auch, dass sie sich gerade ziemlich schämte für das, was anscheinend mit ihr geschehen war: "Es …. Es …geht mir …wirklich schon besser. …. Kein medicus! ..Nicht jetzt! …Bitte Lyciscus. Niemand sonst darf mich so sehen. Nur du, … bitte bleib und … lass mich nicht allein, bekräftigte Prisca ihren Wunsch mit einem bittenden Blick und als wolle sie ihrem Sklaven beweisen, dass es ihr wirklich besser ginge, löste sie sich schließlich ganz von ihm und kauerte sich stattdessen - mit angezogenen Beinen, die Arme darum geschlungen und das Kinn auf den Knien stützend - auf ihr Bett.


    In dieser verloren wirkenden Haltung blieb wenigstens der "Schandfleck" vor ihren Augen verborgen, denn ausziehen konnte sie das vom Wein besudelte Gewand im Augenblick nicht. Natürlich hätte sie ihren Sklaven kurz wegschicken können, aber die Angst, dass diese schreckliche Fratze sie noch einmal heim suchen könnte, war momentan übermächtig. Der anbrechende Morgen hatte das Zimmer nämlich längst noch nicht mit genügend Licht erfüllt und so vermutete Prisca in jeder dunklen Ecke einen bösen Geist der nur darauf wartete, bis sie wieder allein wäre.


    Liebend gerne hätte Prisca nun die Fragen ihres Sklaven beantwortet doch, sobald sie zum sprechen ansetzen wollte, kam es ihr so vor als würde etwas tief in ihrem Innersten seine Krallen in ihre Eingeweide bohren: "Ich … Ich … kann … kann …nicht …" Wieder und wieder brach die Stimme der Aurelia ab und erneut rannen ein paar Tränen über ihre Wangen: "Es … es war anscheinend wirklich nur ein Traum … Ein dummer Albtraum, der mir so real erschienen war. Aber …naja, … träumen wir nicht alle ab und zu schlecht?", fand sie nach ein paar tiefen Atemzügen endlich doch ihre Stimme wieder. Schulterzuckend blickte Prisca zu Lyciscus, doch der Versuch, wieder gefasst zu wirken, scheiterte kläglich.


    Hilflos und ratlos, ja so wirkte sie in diesem Augenblick, als sie Lyciscus mit verweinten Augen ansah und ihr Blick dabei langsam durch ihn hindurch glitt und immer weiter in die Ferne schweifte. Und wie soll es jetzt weiter gehen? Prisca war völlig ratlos aber irgend etwas musste geschehen. Die Angst in den Griff zu bekommen war das Eine, doch schlimmer noch war die vermeintliche Botschaft, die hinter der grausigen Erscheinung zu stecken schien. "Ich muss jemanden finden, der mir diesen Traum deuten kann. …Nur wer? …Wäre es nicht das beste, ich würde gleich nach cumae reisen und das Orakel befragen?", murmelte Prisca abwesend und zu sich gesprochen und dennoch so laut, dass auch Lyciscus verstehen konnte, worüber sie gerade nachdachte.

  • Sehr verwundert war der Thraker nicht, als seine Domina erklärte, das es ihr besser ginge, jedoch erkannte er, das es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Er verstand aber natürlich auch, das sie im Augenblick einfach niemanden bei sich haben wollte, außer anscheinend den Sklaven selbst. Es lag wohl eher daran, das er sie schon so vorgefunden hatte, und da er ihr doch etwas Trost spenden konnte, war er wohl die einzige Person an die sich in diesem Moment klammern konnte. "Ich lasse Dich nicht allein! Ich bleibe so lange, wie es Dein Wunsch ist." ruhig und mit einem fürsorglichen lächeln, entgegnete er ihr diese Worte. Lyciscus verstand zwar nicht, warum die Aurelia ihm nicht mehr von ihrer Angst anvertraute, jedoch wollte er sie auch nicht weiter damit belästigen. Sie hatte den Sklaven vom Podest befreit, sie vertraute ihm anscheinend, nach so kurzer Zeit, schon so sehr, das er ihr Leben schützen sollte, aber das Vertrauen reichte womöglich nicht, um Worte oder gar Gefühle preis zugeben. Der Thraker war weder Böse noch enttäuscht, weder konnte er von seiner Herrin verlangen dies zu tun, noch sie dazu zwingen.


    Als sich die Aurelia dann löste, und in einer eher ängstlichen Position verharrte, hatte Lyciscus ein enormes Bedürfnis nach seiner Domina zu greifen. Es schmerzte ihn selbst sie so zu sehen, sie einfach wieder an sich ran ziehen, sie zu trösten, ein Wunsch, den er zugleich auch wieder verdrängte. Die Situation war so schon unangenehm genug, er wollte dies einfach nicht noch mehr verstärken. Die Erklärung er Domina, in Bezug auf ihren Alptraum, empfand der Sklave ebenfalls als ein Ausweichmanöver, auch hier war er ihr in keinster weise Böse. Sie hatte aber auch vollkommen recht, schlechte Träume plagten Lyciscus auch hin und wieder, jedoch befand er sich niemals in so einem Zustand, wie seine Herrin gerade.


    Nachdem seine Domina dann über das Orakel sprach, entschied sich der Thraker sich zu erheben, er wollte nicht weiterhin auf dem Bett der Aurelia sitzen, zumal er kein recht dazu hatte, außerdem vermutete er, das sich seine Domina dabei nicht wohl fühlte. So wanderte er wie er es nur zu gerne tat, einer Wand entgegen, an die er sich letztendlich lehnte und seine Arme verschränkte. Seine Augen musterten die Frau, die auf dem Bett verharrte, so Schön sie auch war, der Anblick war es nicht. In diesem Moment war es der Sklave, der sich völlig hilflos fühlte, das Bedürfnis ihre Angst zu lindern war groß, umso qualvoller war es für den Thraker, da er es nicht in die tat umsetzen konnte. Lyciscus konnte keinerlei Erfahrung aufbringen, mit Wahrsager, Heilern, oder Orakeln, doch sein Interesse war vorhanden. Vielleicht könnte er selbst einen Dienst in Anspruch nehmen, womöglich würde es helfen, sein Gefühlschaos zu deuten und gar in den Griff zu bekommen. "Ich werde Dich begleiten! Nimm Dir die Zeit die Du brauchst, und sobald Du für die Reise bereit bist, lass es mich wissen." diese Worte enthielten keine Anzeichen von einer Feststellung, vielmehr kamen sie einem aufgezwungenen Willen nach, die der Thraker völlig Selbstbewusst von sich gab. Er stellte jedoch sein Interesse nicht über die Bedürfnisse seiner Domina, wenn er sie begleiten würde, dann zu ihrem Schutz, und auch, weil er nicht ertragen konnte, seine Herrin so zu sehen. Es war ihm jedoch völlig bewusst, würde seine Domina nicht wollen, das der Sklave ihr folgt, so müsse er Gehorsam akzeptieren und in der Villa bleiben.

  • Ich lasse dich nicht allein! Ich bleibe so lange, wie es dein Wunsch ist. Die Worte ihres Leibwächters hallten beruhigend in Prisca´s Kopf. Mehr bräuchte er im Augenblick gar nicht tun und mehr verlangte Prisca auch nicht. Nur bei ihr sein und sie beschützen sollte er, was ja seine grundlegendste Aufgabe war. So kauerte die Aurelia weiter auf dem Bett und starrte gedankenverloren auf das Fenster ihres Gemaches. Lange würde es nicht mehr dauern und die ersten Sonnenstrahlen des erwachenden Tages würden durch das Fenster einfallen. Nie zuvor hatte Prisca diesem Moment mehr entgegen gefiebert wie heute. Entsprechend sehnsüchtig (wie hypnotisiert) beobachtete sie, wie der gleißende Schein der warmen Strahlen das Fenster und das Mauerwerk - Stück um Stück - in goldenes Licht tauchte und unaufhaltsam in das Innere des Raumes vor drang. Nicht mehr lange würde es dauern, bis das Licht der Sonne eben jene Stelle erreicht haben würde, wo Lyciscus lehnte und so war es dann auch, dass das warme Sonnenlicht an seinen Füßen langsam empor zu kriechen begann.


    Prisca war so fasziniert von dem Anblick, dass sie darüber fast ihre Angst vergaß und wieder zurück zu einer gewissen inneren Ruhe fand. Ein neuer Tag - ein neues Glück Hieß es nicht so? Prisca tat einen tiefen Atemzug und ein erleichtert klingender Seufzer entsprang ihren Lippen. Das heftige Zittern hatte aufgehörte und Prisca verspürte nur noch ein leichtes frösteln was aber auch daran liegen mochte, dass sie die ganze Zeit über nur in ihrem dünnen Nachtgewand da gesessen hatte.


    "Ja, du sollst mich begleiten und …mich beschützen", durchbrach Prisca schließlich die Stille. So wie du mich heute beschützt hast, fügte sie in ihren Gedanken an und womöglich konnte Lyciscus so etwas wie Dankbarkeit aus ihren Augen heraus lesen, als sie ihn ansah.


    In diesem Moment betrat Mara das Gemach, denn mit Sonnenaufgang war auch sie wieder auf den Beinen, um ihrer Herrin - wie jeden Morgen - beim ankleiden und frisch machen behilflich zu sein.


    "Oh …. Was …ist denn hier passiert? … Und, was … was ist mit deinem Gewand, Herrin … geht es dir gut??", entfuhr es Mara überrascht, als sie Lyciscus entdeckte und ihre großen rehbraunen Augen wuchsen noch mehr beim Anblick der roten Farbe auf dem Nachtgewand der Herrin. Entgeistert blickte die junge Griechin zwischen der Herrin und Lyciscus hin und her.


    "Sei still! … Deine Fragerei nervt! Kümmere dich lieber um meine Sachen. Ich will mich endlich anziehen …Na los …Mach schon!!" Prisca hatte absolut keine Lust wegen Mara nochmal gedanklich das ganze Schreckensszenario durch leben zu müssen, gerade jetzt, da sie im Begriff war sich langsam wieder zu fangen. Mit einer unwirschen Handbewegung scheuchte Prisca ihre Sklavin sogleich zur Kleidertruhe, ehe ihr Blick ging wieder zu Lycicsus ging.


    "Nun geh … ", gab Prisca ihrem Leibwächter (mit einem Kopfnicken in Richtung Türe) zu verstehen, dass er sich nun zurück ziehen durfte. Im Gegensatz zum Befehlston gegenüber Mara klang ihre Stimme wieder ganz sanft und sogar ein leichtes Lächeln schenkte sie Lyciscus, wie zum Dank für seine Gegenwart in dieser schrecklichen Nacht: "Später wirst du auf den Markt gehen und tylusischen Weihrauch kaufen! Das Orakel akzeptiert nur diese eine Sorte. Falls du keinen finden solltest ist es aber auch nicht weiter schlimm. In cumae werden wir mit Sicherheit einen Händler finden", erklärte Prisca ihrem Leibwächter noch einen Auftrag, den er erledigen sollte und weil sie Vertrauen zu Lyciscus gefasst hatte, wollte sie ihm noch eine kleine Freude machen: "Nimm dir genügend Geld aus meiner Schatulle mit! ... Wenn du etwas finden solltest, das dir gefällt und das du gebrauchen kannst - einen neuen Brustpanzer, oder Stiefel oder ein Amulett oder was auch immer - dann kauf es!"


    Prisca deutete zur Schatulle und wartete, ob Lyciscus noch etwas sagen oder fragen wollte und erst nachdem er den Raum verlassen hatte, erhob sie sich aus dem Bett und stellte sicih den Fragen Mara´s die zweifelsohne nicht ausbleiben würden.

  • Lyciscus lehnte schon eine ganze Weile an der Wand, er konnte nicht viel machen, außer seine Herrin zu beobachten. Seine komplette Aufmerksamkeit widmete er nur ihr, wobei kein Gedanke seinen Kopf durchzog, die die Schönheit seiner Domina betrafen. Sein Wunsch war es nur, das es der Aurelia bald besser gehen würde, Tagträume oder gar einen Zustand der Trance konnte sich der Sklave nicht leisten. Der Thraker bemerkte wie seine Domina auf die Sonne reagierte, die den Raum erhellte, scheinbar hatte dieser Effekt eine beruhigende Wirkung auf sie. Und obwohl das Prozedere selbst noch einiges an Zeit in Anspruch genommen hatte, war der Sklave stiller den je, das einzige was sich bewegte waren seine Augen die stets auf die Herrin gerichtet waren, und sein Brustkorb der sich durch die Atmung auf und ab bewegte.


    Auf die Worte der Aurelia reagierte Lyciscus nur mit einem leichten Kopfnicken, wobei er seiner Herrin sehr wohl auch ein liebevolles lächeln schenkte, während seine Augen noch immer auf ihr verharrten. Doch so ruhig und gelassen er auch da stand, als Mara den Raum betrat, stand er strammer da, als es bisher der Fall gewesen war. Kurz überlegte der Thraker ob er die Sklavin sanft wieder aus den Raum geleiten sollte, um unmittelbar danach die Tür wieder zu verschließen, doch die Blicke der Griechin hatten bereits Notiz von Aurelia Prisca und ihm selbst genommen. Es hätte wohl ein weitaus schlimmeres Bild gemacht, die Griechin ohne ein Wort hinaus zu werfen.


    Lyciscus konnte keine Worte finden auf Mara's fragen, zum Glück reagierte seine Domina schneller, auch wenn sie die arme Sklavin sehr scharf angesprochen hatte. Der Thraker fühlte sich jedoch nicht ganz wohl mit der Tatsache, das Mara keine Erklärung bekommen hatte, vermutlich würde sie nichts erzählen, doch er wollte sicher gehen. Er packte die Griechin sanft am Arm und flüsterte ihr zu "Unsere Domina ist gestürzt, ich habe sie so vorgefunden, versuche behutsam mit Deinen Berührungen umzugehen... und ich hoffe Du kannst Schweigen..." eine magere Erklärung die aber ausreichend sein sollte.


    Als sich die Aurelia nun ihrem Leibwächter widmete, hörte er Aufmerksam zu. Das ihre Stimme sich schlagartig geändert hatte, nahm der Thraker dankend an, es schien so, als hätte er diesmal das richtige getan, um seine Domina zufrieden zu stellen. Es sollte nicht sonderlich schwer sein, die gestellte Aufgabe seiner Herrin zu erfüllen, so dachte der Sklave zumindest. Was Lyciscus jedoch sehr überraschte, war die Tatsache, das seine Herrin ihm Frei entscheiden ließ, wie viele Münzen er aus der Schatulle mitnehmen konnte, auf die sie gezeigt hatte. Er erinnerte sich an den ersten Tag, wo er vom Podest herab stieg, und seine Domina ihm einen Beutel voller Münzen gab, drei Tage durfte er sich mit damit in Rom umher bewegen. Zu seiner weiteren Verwunderung durfte er mit dem Geld auch noch Gegenstände kaufen, wie es ihm beliebte, dankend Nickte der Sklave seiner Herrin zu und bewegte sich zu der Schatulle. Nachdem er diese geöffnet hatte, fragte er sich im ersten Moment, wie viele Münzen wohl darin enthalten sein mögen, schließlich war sie bis obenhin gefüllt. Der Thraker griff in die Schatulle und füllte einen Beutel mit den Münzen, so das dieser in etwa zur Hälfte gefüllt war. Ein Gedanke zur Flucht..., eine Reise in seit Heimatland..., nein, keiner dieser Gedanken durchströmten den Kopf des Sklaven in diesem Moment. "Ich werde mich sofort auf den Weg machen und so schnell wie möglich zurückkehren, Domina." die Faust zur Schulter geschlagen, verbeugte sich der Sklave noch einmal, ein kurzer Blick in Mara's Augen, und ein leichtes Nicken folgte, bevor der Sklave den Raum verließ.

  • Prisca blickte ihrem Leibwächter nach und insgeheim wünschte sie, er wäre geblieben und nicht Mara, die natürlich sofort damit begann, sie mit Fragen zu überhäufen.


    Was ist denn nun passiert, Herrin? ... Wo kommt dieser Fleck her? ... Und was ist mit den Pilzen und dem Opium da auf dem Tisch? ... und warum war Lyciscus hier bei dir? .... und und und .... Prisca schloss die Augen und blendete den Schwall an Fragen einfach aus. Zu frisch waren noch die Wunden des Erlebten als, dass sie sich hätte mitteilen können. So erhielten also weder Lyciscus noch Mara Antworten auf ihre Fragen, ehe Prisca nicht eine Antwort auf ihre Frage wüsste War das heute Nacht nur ein Traum oder, war es ein Wink des Schicksals? ...


    >>> to be continued <<<



    Sim-Off:

    edit: Link eingefügt

  • # # # Garten der Villa Flavia | Ein paar Tage nach dem Vorfall in Antium # # #


    Lyciscus hatte auf der Nordwind die ganze fahrt über bis nach Rom, weiterhin das Meer betrachtet, während seine Gedanken stets bei der Aurelia und Mara waren, denn er hoffte das die Griechin seine Herrin noch umstimmen könnte. Das er die beiden Frauen nicht zu Gesicht bekam, störte den Thraker nicht sonderlich, er hatte Mara versprochen geduldig zu bleiben, und daran hielt er sich auch. Selbst nachdem sie rasch in den Reisewagen verschwanden, blieb Lyciscus geduldig und folgte den gesamten Weg bis nach Rom eher unauffällig.


    In der Villa Flavia war es nicht viel anders, denn der Thraker sah die beiden Frauen nie, doch auch hier versuchte er sich in Geduld zu üben. Was ihn ein wenig verwirrte, war die Tatsache das er weder Azita noch den Verwalter in der Villa zu sehen bekam, eigentlich müssten sie doch schon lange vor ihnen angekommen sein, jedoch beschäftigte er sich nicht sehr lange mit diesem Gedanken, denn in seinem Kopf kreiste ein viel wichtigeres Problem. Die Tage vergingen langsam, Lyciscus konnte sich nicht wirklich konzentrieren, sei es beim Training am Trainingsplatz hinter der Villa, oder bei manchen arbeiten die er in der Villa verrichtete. Hier und da half er anderen Sklaven bei der Arbeit, und versuchte hier und da ein Gespräch zu starten, aber selbst hier konnte er nicht lange durchhalten, denn er wurde dann doch etwas ungeduldig, oder war es reine neugier?


    Mittlerweile waren gut zwei Tage vergangen, und es kam dem Thraker vor wie eine Ewigkeit, wie sollte er das bloß für mehrere Wochen aushalten, das wäre schlicht unmöglich. Während er in seiner Kammer ein wenig sauber machte, und einige Dinge in seiner Truhe verstaute, kam auch schon ein kleiner Sklavenjunge angerannt, und blieb etwas keuchend in der Kammer des Leibwächter stehen. Lyciscus blickte zu ihm, und erkannte sofort, das es sich um den Sklavenjungen vom Marktplatz handelte, der ihm damals den Becher Wasser gebracht hatte, sofort ergriff der Thraker selbst einen Krug Wasser und füllte einen Becher damit, und überreichte diesen an den Jungen, dabei lächelte er ihn freundlich zu. Nachdem der Sklavenjunge den Becher ausgetrunken hatte, und sein keuchen ein Ende fand, erklärte er dem Thraker, das seine Herrin ihn riefen ließ, und wo sie sich befand, bevor er wieder aus der Kammer rannte.


    Nun begann Lyciscus etwas Nervös zu werden, innerlich verspürte er Freude und auch Angst, sein Herz schlug schnell, und seine Hände begannen leicht zu schwitzen. Langsam machte sich der Thraker auf den Weg zur besagten Stelle, um sich seiner Herrin zu stellen, dennoch wusste er nicht was ihm erwarten würde, Vergebung oder Verderben? Im Garten angekommen, fühlte er sich, als wäre es der erste Tag gewesen, als er hier ankam. Die Aurelia lag seelenruhig auf der Kline, mit dem Rücken zu ihm gedreht, selbst das hauchdünne Kleid das sie damals trug, schmiegte sich wieder an ihren Körper. Die Sonne schien herab und die Vögel umkreisten den Himmel, während ein leichter Wind auf der Haut zu verspüren war. Schon damals war er hier her zurückgekehrt, doch damals wusste er nicht ganz genau warum, er hatte vermutet das es einerseits daran lag, das er in seiner Heimat niemanden mehr hatte, und natürlich war die Aurelia mit Sicherheit auch ein Grund dafür, die ihn einfach nur verzauberte. Heute war es anders, er wusste warum er hier stand, warum sein Herz in hohem takt schlug, warum er ihre kleinen zarten Füße eher als Süß empfand, und viel weniger die äußere Schale als begehrenswert empfand, als den inneren Kern der Aurelia. Natürlich war es immer noch ein Genuss für sein Auge, seine Herrin zu sehen, ihre Schönheit war weiterhin unübertroffen geblieben, hinzu kam aber, das mittlerweile auch ihr Herz unübertroffen war.


    Es waren einige Unterschiede zum ersten Tag vorhanden, damals war Lyciscus völlig schmutzig hier gelandet, und das halb Nackt, hier und jetzt war er sauber, trug eine Braune Tunika, und man sah ihm nicht sofort an, das er ein Sklave war. Das alles hatte er einzig und allein seiner Herrin zu verdanken, die sich um ihn äußerst fürsorglich kümmerte, und das bereits seit dem ersten Tag. Und so bewegte sich der Thraker weiter nach vorne, ohne seine Augen von der Aurelia zu entfernen, dabei musterte er sie natürlich wieder, und bewunderte natürlich auch ihre Körperformen, die durch das Kleid gut sichtbar waren. Lyciscus setzte sich auf den Sessel, der bereit stand und blickte zugleich auf den Tisch, während er über die Nahrung nur flüchtig drüber sah, fiel ihm sofort der Lorbeerkranz auf, den er zugleich in die Hand nahm. Die Aurelia hatte also nochmal einen gefertigt, diesmal hatte sie ihn sogar komplett fertig gemacht, und das Herz des Thrakers schlug noch schneller. Hatte es Mara geschafft? Würde seine Herrin ihm Vergeben? Würde man einfach nochmal von vorne beginnen?


    Lyciscus ließ den Lorbeerkranz durch seine Finger gleiten, und während er diesen betrachtete, fragte er sich, wie er nur daran denken konnte, die Aurelia zu verlassen. Ja der Leibwächter hatte es als einzige Möglichkeit gesehen, um den ganzen zu entkommen, denn es hatte sich doch einiges verändert, doch seine Herrin gab ihm vielleicht eine weitere Chance, die er nutzen sollte, auch wenn er wusste, das es wohl keine Zukunft gab, die er sich tief im inneren wünschte. Der Thraker legte den Lorbeerkranz wieder auf den Tisch, und erhob sich, schritt langsam bis zur Kline vor, und blickte auf die Aurelia herab. Scheinbar schlief diese, und Lyciscus konnte es sich nicht verkneifen, wiedereinmal äußerst zärtlich eine Haarsträhne von ihrer Wange hinter ihr Ohr gleiten zu lassen. Während er das tat und seine Herrin betrachtete, huschte ihm ein liebevolles Lächeln über die Lippen, und er begann sanft in das Ohr der Aurelia zu flüstern. "Domina... Du hast mich rufen lassen..." doch eine wirkliche Reaktion konnte der Thraker nicht feststellen. Nun, er hatte schon recht lange gewartet, also konnte er mit Sicherheit noch genügend Geduld aufbringen, bis die Herrin aufwachen würde. Und so setzte er sich wieder, während er sich einen Becher mit Wasser auffüllte, und immer wieder daran nippte. Dabei betrachtete er ausschließlich die Aurelia, denn er hoffte wiedermal, das er bald ihre wundervollen Blauen Augen zu Gesicht bekommen würde, und das diese vielleicht sogar mit der gleichen Freude funkelten, wie die des Thrakers.

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